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Eine kleine Ballade von der Mäusefrau, die in Villons Zelle Junge bekam

*

Es schwamm der Mond in mein Gemach hinein,
weil er da draußen so allein
im Schneefeld bei den schwarzen Bäumen stand.
Ich habe ihm ein Kissen hingerückt,
damit er ruhen konnte, und er tats beglückt
sich untern Kopf. Ich legte ihm die Hand
schnell auf die Augen, und da schlief er auch.
Mich aber plagte schlechte Luft im Bauch.

Sie plagte mich, bis eine Uhr schon zwölfe schlug.
Da hatte ich verdammt genug
und ließ sie ab, die Luft. Davon ist zwar
der gute Mond nicht aufgewacht, doch in dem Fenstereck
die Mäusefrau. Sie hat im ersten Schreck
geboren, was noch gar nicht fällig war.
Die kleinen rosa Schnauzen piepsten da so nett,
daß ich sie zu mir nahm ins warme Bett.

Mein Gott, die lütten Dinger, noch ganz nackt
und auch noch blind dabei –: mich hat das Elend so gepackt
daß mir was Nasses in die Augen kam.
Dabei hat manches Weib von mir
so unverhofft, wie dieses Mausetier
ein Kind gekriegt, doch niemand nahm
den Bastard auf ... Die armen Würmer kuschten sich
in meine Hand, als wäre ich ihr Vater Mäuserich.

Zuletzt war auch die Mäusefrau so zahm
geworden, daß sie schwänzelnd zu mir kam.
Die schwarzen Augen glänzten froh und groß
in mein Gesicht hinein.
Und plötzlich war ich auch so mäuseklein
wie dieses Weib und nahm es auf den Schoß
und habe wohl die ganze Nacht bei ihr geruht.
... ich, Franz Villon, war Blut von ihrem Blut.

 

Nachgedanken

Im milden Licht der Winternacht
hab ich mich zu den Mäusen aufgemacht.
Du aber fragst: warum denn nur?
Hör zu –: es ist kein Tier so klein,
das nicht von dir ein Bruder könnte sein.
Ich weiß die Spur ... nicht erst seit gestern Nacht.
Mich hat schon manche Frau zum Tier gemacht.


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