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Eine Ballade von den Galgenbrüdern

I

Ihr Brüder, seht, hier werden wir gehenkt,
ist keiner da, der uns sein Mitleid schenkt?
Gott wird es euch vergelten mit dem Gold
der Ewigkeit, wenn ihr uns nicht mehr grollt.
Seht her, hier baumeln wir: fünf Kameraden,
und wenn wir auch den Leib noch in der Sonne baden,
den fetten Leib, genährt mit Fleisch und Weizenbrot:
bald frißt uns auf mit Haut und Haar der Tod.
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allem Übel, Amen!

 

II

Wir hängen hier für die Gerechtigkeit
und daß ihr unsere Brüder seid: verzeiht!
Nicht jeder auf der Welt hat kaltes Blut,
nicht jedem tut das faule Leben gut.
Seid nicht erbost auf unsere Sünden
und bittet Gott, daß wir in seinen Schoß einmünden.
Seht, wie der Tod uns schon an den Kragen fährt,
seht, wie sein Griff uns schon am Halse schwärt.
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allem Übel, Amen!

 

III

Der Regen hat den Kopf uns blank rasiert,
seht, wie uns in der Sonne bitter friert,
wie uns die Raben Stück für Stück vom Bauch
mit ihren spitzen Schnäbeln hacken, und wie auch
die Elstern nicht mehr faul nach unseren Därmen sind.
Wir schaukeln hin und her im Abendwind
wie Äste, die voll roter Äpfel hangen,
wir sind im Nebel schon wie blauer Rauch zergangen.
Verspottet nicht dies elende Geschick,
Gott wird uns bald in Jesu Namen
erlösen von dem Galgenstrick,
von allem Übel, Amen!

 

Und ganz zuletzt
möge man diesen Stoßseufzer noch hören:

Herr Jesu, der du Gnade ausschenkst allen:
errett uns aus des Teufels Höllenkrallen.
Ach, der fährt gut, der früh am Leben hängt
und nicht wie wir vom Strick so eingezwängt.
Wann wohl wird unser Herz erlöset sein?
Ihr Brüder, bittet Gott: er möge uns verzeihn!


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