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Die Sommer-Ballade von der armen Lovïze

*

Lovïze die stand am Herd den langen Tag
und ihr Gesicht war schon ganz schwarz vom Rauch.
Und wenn sie nachts auf ihrem Strohsack lag,
da war sie müd und ausgehungert auch.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Und als ein Herr sie stehen sah am Herd
so schwarz vom Rauch verwandelt das Gesicht,
da war sie ihm wohl die Dukaten wert
für eine Nacht; sie aber mochte nicht.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Da sagte ihr der Herr, daß sie ihm bald
sein Weib möcht sein und ganz in Seide gehn.
Er hatte auch ein schönes Schloß im Wald,
da brauchte sie nicht wieder von ihm gehn.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte schöner noch als Bäume sein im Sommerwind.

Und in dem Haus da färbte ihr Gesicht
sich wie der Hauch auf einem Rosenblatt.
Und viele Wochen lang verstand sie nicht,
wozu der Herr den Mann erschaffen hat.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Der Sommerwind ging hin mit Kriegsgeschrei
und färbte in der Nacht den Himmel rot.
Und in der Schlacht war auch ihr Mann dabei,
sie wußte nicht wohin mit ihrer Not.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte wieder sein ein Baum im Sommerwind.

Im Feld lag mancher Reiter schon verweht
wie rote Blätter vom vergangnen Jahr.
In ihrem Herzen drin war kein Gebet.
Nur wie der Schnee so weiß war jetzt ihr Haar.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte schöner noch als Bäume sein im Sommerwind.

Der Sommerwind kam Jahr um Jahr zu ihr
und öfter noch die Männer, die sie rief.
In ihrem Blut, da schrie ein wildes Tier,
und in dem Herzen drin die Liebe schlief.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Und als ihr Leib so fruchtbar wie ein Baum
gesegnet war, da ging sie in den Fluß
und machte mit dem alten Sommertraum
und ihrer grauen Armut endlich Schluß.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte nie mehr sein ein Baum im Sommerwind.


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