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Die Liebes-Ballade für ein kleines Zigeunermädchen namens Leylah

*

Als man mich verstieß ins Unbekannt,
warst du, schwarzes Tier, mein Vaterland.
Leg mir deine Wurzelhand aufs Haar,
schenk mir deinen roten Muschelmund:
daß ich herrenloser Straßenhund
wieder weiß, was ich vor Jahren war,
Dichter manchmal, manchmal auch Soldat,
den die Welt wie einen Wurm zertrat.

Viele Tiere sind mit rotem Blut
durch mein Ich geschwommen, bis die Flut
überlief von mir. Wer kann dafür,
daß er nicht in jeden Stiebel paßt?!
Wenn ich jetzt den Menschen so verhaßt
und verekelt bin wie ein Geschwür –:
Kleines schwarzes Luder du, komm her
deine Liebe wiegt jahrtausendschwer.

Waisenkinder sind wir beide jetzt,
angespien und herumgehetzt.
Aber unser Blut ist noch so rot,
daß wir tanzen müssen, wenn es wild
durch die Adern rinnt, und, nie gestillt,
uns im Traum noch quält bis auf den Tod.
Bei dem lauen Wind der Mitternacht,
hab ich dir im Kraut ein Bett gemacht.

Sieh, jetzt kommt aus dem Holunderstrauch
schon der Mond und will auf deinem Bauch
auch einmal die Nacht zu Hause sein.
Gib ihm ruhig alles hin was du
auf dem Leibe hast ... Villon sieht zu,
wie du in dem blanken Silberschein,
in den weißen Anemonen da,
schöner aufblühst, Stern von Afrika!

Stern, der mir noch manche Sommernacht
leuchten möchte, mir zum Glück gemacht.
Über uns ist nur das Laub erbaut
mit den weißen Lämmerwolken drin.
Und das Gras, das reicht uns bis zum Kinn,
bis auch unsere Leiber sich zu Kraut
schon verwandelt haben ... hier im Wald:
du und ich schon ein Jahrtausend alt.

Hier von aller Kümmernis entflohn,
ist auch dieser Wald ein Gottessohn,
der die Hände uns zusammenlegt.
Und wie manchmal aus dem grauen Staub
auferhoben wird das rote Laub:
treiben wir, vom Morgenwind bewegt,
durch die breiten Flüsse in das Meer,
wo kein Grund mehr ist und keine Wiederkehr.


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