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IX. Das hostelische Vaterland

Am nächsten Morgen arbeitete Patterson wieder an der Ausbesserung der Palisaden, natürlich ahnte er die Natur der Bemerkungen, die seine außergewöhnliche Beschäftigung wachrufen mußte. Und er mußte namentlich jetzt, wo er schon teilweise bezahlt war, jeden Schatten eines Argwohns abzulenken suchen. Er nahm daher die erste Gelegenheit wahr, um für sein Tun eine entschuldigende Erklärung abzugeben.

Er führte selbst diese Gelegenheit herbei, indem er Hartlepool aufsuchte und ihm ganz unverfroren seinen Wunsch ausdrückte, die Wache von nun an nur mehr in seiner Umzäunung halten zu dürfen. Nachdem sein Besitz am Fluß lag, war es logisch, daß nicht ein anderer hier wachen mußte, während er an eine entfernte Stelle entsandt wurde.

Hartlepool, dem Patterson nicht sehr sympathisch war, konnte ihm in keiner Weise einen Vorwurf machen. In mancher Hinsicht verdiente der Irländer sogar alle Achtung. Er war ein friedliebender Mann und unermüdlicher Arbeiter und es lag gar kein Grund vor, ihm dieses Ansuchen abzuschlagen.

Trotzdem bemerkte Hartlepool: »Sie haben einen eigentümlichen Zeitpunkt gewählt, Ihren Zaun wieder instandzusetzen!«

Patterson erklärte ihm sehr ruhig, daß er keinen günstigeren Moment finden konnte. Die öffentlichen Arbeiten stockten und er benützte die Zeit, sich mit seiner persönlichen Angelegenheit zu beschäftigen und brauchte nicht müßig herumzustehen. Diese Erklärung war sehr glaubwürdig und den fleißigen Gewohnheiten des Irländers angemessen. Hartlepool war befriedigt. »Das andere ist erledigt,« sagte er.

Er legte dieser Bestimmung so wenig Gewicht bei, daß er es gar nicht der Mühe wert hielt, dem Kaw-djer davon Bericht zu erstatten.

Zum Glück für die Zukunft des hostelischen Staates rief zur selben Stunde ein anderer den Verdacht des Gouverneurs wach.

Als Patterson am Vorabend seinen Posten bezog, war er dort nicht allein, wie er glaubte; etwa zwanzig Meter von ihm entfernt lag Dick im Grase. Er war nicht gekommen, den Irländer zu überwachen; der bloße Zufall hatte ihn hergeführt. Dick kümmerte sich gar nicht um Patterson. Als er wenige Schritte von ihm entfernt dastand, warf der Knabe nur einen zerstreuten Blick auf ihn und gab sich dann gleich einer interessanteren Beschäftigung hin: er beobachtete – freiwillig, denn seine Jugend schloß ihn vom Wachtdienst aus – die Bewegungen der Patagonier, dieser gefürchteten Wilden, welche in seiner kindlichen Einbildungskraft einen gewaltigen Eindruck hervorriefen. Wenn der Irländer nicht so eifrig nach Sirdey Umschau gehalten hätte, müßte er das Kind bemerkt haben, denn Dick gab sich keine Mühe, sich zu verbergen und das Strauchwerk verbarg ihn nur ungenügend.

Dick hatte, wie schon gesagt, Patterson gesehen und erkannt, schenkte ihm aber nicht mehr und nicht weniger Aufmerksamkeit als jeder anderen hostelischen Schildwache. Bald vergaß er ganz auf seine Gegenwart, denn er hatte soeben eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht, die seine ganze Aufmerksamkeit fesselte.

Was hatte er denn bei den Patagoniern erspäht? Hinter einem der zahlreichen, mit dichtem Gebüsch bewachsenen Berghänge war ein Mann versteckt! ... Ein Mann? Er sah nur ein Gesicht. Nicht einmal das ganze Gesicht, nur eine Stirne und zwei Augen, die nach Liberia herüberblickten. Gehörten diese Augen einem der Indianer an, deren lebhafte Gruppen man im Lager deutlich unterschied? Ohne Zögern beantwortete Dick diese Frage mit einem bestimmten Nein. Er war nicht nur gewiß, daß Augen und Stirne einem Weißen gehörten, er schrieb auch einen Namen auf diese Gesichtsteile, den richtigen Namen; er lautete: Sirdey.

Beim Himmel! Den kannte er gut, hätte ihn unter Tausenden herausgefunden, diesen elenden Sirdey, welcher mit den anderen in der Grotte war an dem schrecklichen Tage, der Sand beinahe das Leben gekostet hätte! Was hatte dieser Schurke hier zu suchen? Unwillkürlich drückte sich Dick jetzt tiefer zwischen die Grasbüschel hinein; er gab sich keine Rechenschaft über das »Warum?« ab, aber er wollte jetzt nicht gesehen werden.

Die Stunden verstrichen; die lange Dämmerung dieser hohen Breiten verwandelte sich nach und nach in die dunkle Nacht. Dick rührte sich nicht in seinem Versteck und hielt Augen und Ohren offen. Aber die Zeit verging, ohne daß er einen Lichtschein bemerkte oder das geringste Geräusch wahrnahm. Aber plötzlich schien es ihm, als ob ein Schatten am Boden sich bewegte und Patterson näherte, er glaubte das leise Rascheln der Halme, vorsichtiges Stimmengeflüster und ein helles metallisches Klingen zu vernehmen, wie es sich berührende Geldstücke hervorbringen ... Aber das alles war mehr eine Ahnung, ein Gefühl, eine vage und undeutliche Empfindung.

Als Patterson abgelöst wurde, entfernte er sich. Dick behielt seinen Posten bei und wachte und lauschte bis zum Morgengrauen. Unnötige Vorsicht und nutzlose Ausdauer! Die Nacht verlief ohne alle Störung; es hatte sich gar nichts Außergewöhnliches ereignet.

Sogleich suchte Dick den Kaw-djer auf. Aber er wußte nicht genau, ob es ihm erlaubt worden wäre, die Nacht unter freiem Sternenhimmel zuzubringen. Darum hielt er es für klug, erst das Terrain zu sondieren.

»Gouverneur! verkündigte er zunächst, ich habe Ihnen etwas zu berichten« ...

Dann nach einer weise angebrachten Pause fügte er hinzu:

»Aber Sie dürfen mir nicht böse sein!

– Das kann ich dir nicht ohne weiteres versprechen, sagte der Kaw-djer lächelnd. Gewiß werde ich schelten, wenn du etwas Böses getan hast!«

Dick antwortete durch eine Frage:

»Ist es schlecht, Gouverneur, eine Nacht auf dem südlichen Wall zuzubringen?

– Je nach Umständen, antwortete der Kaw-djer. Es kommt ganz darauf an, was du auf dem südlichen Wall gemacht hast!

– Ich habe nach den Patagoniern ausgeschaut, Gouverneur!

– Die ganze Nacht?

– Die ganze Nacht, Gouverneur!

– Warum denn?

– Um sie zu überwachen, Gouverneur!

– Was hast denn du die Patagonier zu überwachen? Dazu sind die ausgestellten Posten da!

– Weil ich jemanden, den ich kenne, bei ihnen gesehen habe, Gouverneur!

– Jemand, den du kennst, ist bei den Patagoniern? rief der Kaw-djer aufs höchste erstaunt.

– Ja, Gouverneur!

– Wer denn?

– Sirdey, Gouverneur!«

Sirdey! ... Sogleich fiel dem Kaw-djer ein, was ihm Athlinata gesagt hatte. Also war Sirdey jener »weiße Mann«, in dessen Versprechungen der Indianer so viel Vertrauen setzte.

»Ist das sicher? fragte er lebhaft.

– Ganz sicher, Gouverneur! behauptete Dick. Von dem anderen bin ich nicht ganz sicher ... aber ich glaube doch, daß ich recht habe, Gouverneur!

– Von dem anderen? Was gibt es denn noch?

– Wie es schon ganz finster war, kam es mir vor, als ob sich jemand dem Walle näherte ...

– Sirdey?

– Das weiß ich nicht, Gouverneur ... Jemand ... Dann schien es mir, als ob man leise sprach und etwas sich bewegte ... Dann klang es fast wie Dollarstücke ... aber ich weiß es nicht genau ...

– Wer hatte an jener Stelle die Wache?

– Patterson, Gouverneur!«

Der Name hatte für den Kaw-djer einen schlechten Klang; das eben Gehörte machte ihn sehr nachdenklich. Stand das, was Dick gesehen und gehört hatte, zu sehen und zu hören glaubte, in irgendeinem Zusammenhang mit Pattersons Arbeit? Konnte das die Untätigkeit der Feinde erklären, eine Untätigkeit, für die die Belagerten keine Erklärung zu finden wußten? Zählten die Patagonier auf andere Hilfe als die eigene Kraft, um in Liberia einzudringen, und hatten sie irgendeinen finsteren Plan ersonnen?

Das waren alles Fragen, die ohne Antwort blieben. Die Mitteilungen waren jedenfalls zu ungenau, daß man nach ihnen einen bestimmten Entschluß fassen konnte. Man mußte ruhig zuwarten und Patterson im Auge behalten, dessen Verhalten – vielleicht ungerechtfertigterweise – verdächtig schien und zu Argwohn Anlaß gab.

»Nein, ich bin nicht böse, sagte der Kaw-djer, als Dick, sein Urteil erwartend, zu ihm aufblickte. Du hast recht gehandelt, mein Junge. Aber du mußt mir versprechen, niemandem etwas von dem zu erzählen, was du mir anvertraut hast!«

Dick hob feierlich die Hand auf.

»Ich schwöre, Gouverneur!«

Der Kaw-djer lächelte.

»Gut! sagte er, jetzt geh' schlafen, du mußt die verlorene Nachtruhe einholen. Und vergiß nicht! Niemandem darfst du etwas sagen, verstehst du? Weder Herrn Rhodes noch Hartlepool ... gar niemandem!

– Ich habe doch geschworen, Gouverneur,« sagte Dick mit wichtiger Miene.

Der Kaw-djer wollte trachten, Näheres zu erfahren, ohne zu verraten, was er wußte; er machte sich also auf die Suche nach Hartlepool.

»Nichts Neues vorgefallen? sprach er ihn an.

– Nichts, Herr, antwortete Hartlepool.

– Werden die Wachtposten regelmäßig abgelöst? ... Das ist ein wichtiger Punkt, Sie wissen es! ... Sie müssen sich täglich selbst überzeugen, ob alles in Ordnung ist und jeder seine Pflicht erfüllt!

– Ich tue es auch, Herr, antwortete Hartlepool. Alles ist in bester Ordnung.

– Sträubt man sich nicht gegen den aufreibenden Wachtdienst?

– Nein, Herr. Jeder tut es ja auch im eigensten Interesse.

– Auch Kennedy nicht?

– Kennedy? ... Nein, das ist einer der Eifrigsten. Er sieht ausgezeichnet und achtet auf alles ... Wenn er auch sonst nicht viel wert ist, im richtigen Moment bricht der ehemalige Matrose durch!

– Und Patterson?

– Ich kann nichts über ihn sagen ... Ja, Herr, was Patterson anbelangt, wundern Sie sich nicht, wenn Sie ihn nicht auf den Wällen erblicken. Er hat von jetzt an seinen Posten bei seinem Hause, nachdem es am Fluß liegt.

– Warum das?

– Er hat mich darum gebeten. Ich sah keinen Grund, es ihm abzuschlagen.

– Schon recht, Hartlepool, sagte der Kaw-djer im Fortgehen. Halten Sie nur gut Wache. Wenn aber diese Patagonier sich nicht bald rühren, werden wir sie aufsuchen!«

Es schien alles zu stimmen. Patterson hatte mit seinem Ansuchen eine Absicht verfolgt, aber Hartlepool, welcher nicht voreingenommen war, konnte nichts Außergewöhnliches daran finden.

Anders der Kaw-djer. Das Auftauchen Sirdeys, das wahrscheinliche Einverständnis der beiden Männer, das Aufrichten der Umzäunung und endlich die Bitte Pattersons, welche bewies, daß er seinen Besitz nicht verlassen und verhindern wollte, daß andere ihn beträten, alle diese Tatsachen ergänzten sich und bewiesen ... Aber nein, sie bewiesen gar nichts! Das genügte nicht, um den Irländer zu verdächtigen. Es blieb nichts zu tun übrig, als doppelte Vorsicht walten zu lassen.

Ahnungslos, daß ein Verdacht auf ihm ruhte, führte Patterson langsam das begonnene Werk seiner Vollendung zu. Die Pfähle waren aufgerichtet und die letzten steckten im Wasser des Flusses, so daß das Innere der Umzäunung jedem Blicke unzugänglich blieb.

An dem von ihm bestimmten Tage, dem vierten nach seiner letzten Zwiesprache mit Sirdey, war alles in schönster Ordnung. Als loyaler Kaufmann hatte er den Vertrag bisher gehalten. Jetzt brauchten die Käufer nur die Lieferung abzuholen.

Die Sonne ging unter und die Nacht trat langsam hernieder. Es war eine sternenlose Nacht ohne Mondschein und die Finsternis war undurchdringlich. Hinter seiner Palisade wartete Patterson, treu seinem Versprechen, auf das Erscheinen der Patagonier.

Aber wer kann stets alles bedenken! Diese dichte Umzäunung, die ihn vor den Blicken der anderen schützte, verbarg auch alles vor seinen Blicken! Man konnte allerdings nicht sehen, was bei ihm vorging – aber er wußte auch nicht, was außerhalb seiner Palisade geschah. Er überwachte eifrig das gegenüberliegende Ufer und bemerkte nicht, daß eine schweigende Truppe sein Haus umzingelte und daß die beiden Öffnungen der Palisade besonders stark bewacht wurden.

Die Vollendung der von Patterson begonnenen Arbeit war für den Kaw-djer das Warnungssignal gewesen. Wenn sich der Irländer mit schlechten Absichten trug, war jetzt die Zeit der Ausführung gekommen.

Es war Mitternacht, als zehn Patagonier, welche den Fluß durchschwommen hatten, in die Umzäunung eindrangen. Niemand hatte sie sehen können – so meinten sie wenigstens. Ihnen folgten zunächst vierzig Krieger und diesen vierzig kam die ganze Horde nach.

Einer der Indianer streckte Patterson eine Handvoll Gold hin, das diesem sehr leicht vorkam.

»Das ist zu wenig!« sagte er auf gut Glück.

Der Patagonier schien nicht zu verstehen.

Nun trachtete ihm Patterson durch Gebärden begreiflich zu machen, daß er übervorteilt worden wäre und fing vor den Augen des Indianers das Geld zu zählen an, indem er ein Goldstück nach dem anderen von der rechten in die linke Hand gleiten ließ; gebückt, mit gierigem Blicke, stand er vor dem Patagonier da.

Ein heftiger Schlag auf den Nacken streckte ihn zu Boden. Gleich war er geknebelt und gefesselt und wurde ohne weitere Umstände in eine Ecke geworfen. Die Indianer kümmerten sich nicht weiter um ihn. Wenn er noch lebte, war das Ende nur hinausgeschoben. Sie hatten jetzt keine Zeit, sich davon zu überzeugen. Später hatte man Muße genug, dem Verräter, wenn nötig, den Garaus zu machen und ihm seinen Lohn wieder abzunehmen.

Die Patagonier nahten sich vom Ufer her kriechend. Andere dunkle Schatten, welche ihre Waffen hoch über die Köpfe emporhoben, folgten ihnen nach und füllten die Umzäunung; bald belief sich ihre Zahl auf zweihundert.

Plötzlich knatterte von beiden Öffnungen der Palisade her heftiges Gewehrfeuer. Die Hostelianer waren bis zum halben Leibe ins Wasser eingedrungen und fielen den Feinden in den Rücken. Vor Schreck unbeweglich, wußten diese nicht sogleich, was beginnen; als aber die Kugeln große Löcher in ihre dichten Reihen rissen, suchten sie an der Palisade Schutz. Sogleich zeigten sich auch dort Gewehre und sprachen so manches Todesurteil. Entsetzt, verblüfft, verblödet drehten sie sich jetzt im Kreise herum, ein leicht zu erlegendes Wild, das freiwillig die Brust dem Blei des Jägers darbot.

In wenigen Minuten verloren sie die Hälfte ihrer Leute. Endlich faßten sich die Überlebenden und stürzten dem Flusse zu, trotzdem sie dem Feuer entgegenliefen und trachteten schwimmend das andere Ufer zu erreichen.

Diese Schüsse hatten in der Ferne ein Echo gefunden, von einem zweiten Kampf, dessen Schauplatz an der Straße lag.

Der Kaw-djer hatte vermutet, daß die Patagonier ihre Hauptmacht an jener Stelle konzentrieren würden, wo sie einzudringen hofften, und daß nur eine geringe Anzahl zur Bewachung des Lagers zurückgeblieben war. Darauf baute er seinen Plan auf. Er vereinigte den größten Teil seiner Leute unter seinen Befehl um Pattersons Haus, wo der Hauptschlag fallen mußte; in dieser Falle mußten die meisten Feinde gefangen werden; eine zweite, kleinere Abteilung aber, unter Hartlepools Führung, mußte sich auf dem südlichen Wall bereit halten, um das feindliche Lager zu überfallen.

Diese zweite Truppe verkündete nun ihre Gegenwart durch die erwähnten Schüsse. Wahrscheinlich hatte sie es mit den wenigen Kriegern zu tun, welche bei den Pferden Wache hielten. Aber dieses Gewehrfeuer dauerte nur einige Augenblicke. Beide Kämpfe zeichneten sich durch erstaunliche Kürze aus.

Als die Patagonier entflohen waren, eilte der Kaw-djer nach dem südlichen Wall. Er begegnete die eben in ihr Lager zurückkehrende Truppe Hartlepools.

Der Ausfall war herrlich gelungen. Hartlepool hatte auch nicht einen Mann verloren. Der Feind hatte zwar auch keine Verluste an Menschenleben zu beklagen, aber die Hostelianer hatten dreihundert Pferde erbeutet und brachten sie jetzt triumphierend in die Stadt.

Nach dieser Niederlage der Patagonier stand nicht zu erwarten, daß sie noch einen zweiten Angriff wagen würden; aber der Wall wurde wie immer scharf bewacht. Erst nachdem er für die allgemeine Sicherheit gesorgt hatte, kehrte der Kaw-djer zu Patterson zurück.

Die Sterne waren am Himmel aufgegangen und bei ihrem bleichen Schein sah er den Boden mit den Körpern der gefallenen Feinde übersäet; auch Verwundete gab es unter ihnen, die schmerzliche Klagelaute ausstießen; man beeilte sich, ihnen Beistand zu leisten.

Aber wo war Patterson? Endlich entdeckte man ihn unter einem Haufen toter Körper, er war ohnmächtig, geknebelt und gebunden. Also doch nur ein armes Opfer! Der Kaw-djer machte sich schon Vorwürfe, ihn ungerecht beschuldigt zu haben; doch als er ihn emporrichtete, fielen Goldstücke aus seinem Gürtel klirrend zur Erde.

Geekelt wandte sich der Kaw-djer ab.

Zur allgemeinen Verwunderung wurde Patterson ins Gefängnis geschafft und der Arzt von Liberia zu ihm geschickt; bald kam dieser zum Gouverneur zurück und berichtete, daß der Irländer binnen kurzem vollkommen hergestellt sein würde.

Von dieser Nachricht war der Kaw-djer wenig erfreut. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn der Tod dieser beklagenswerten Angelegenheit ein Ende bereitet hätte. Nachdem der Verräter am Leben blieb, mußte der Gerechtigkeit ihr Lauf gelassen werden. Diesmal konnte der Verbrecher nicht begnadigt werden, wie Kennedy; das Verbrechen war an der gesamten Bevölkerung begangen worden und diese würde keine Nachsicht kennen einem elenden Schurken gegenüber, der kaltblütig seiner unersättlichen Habgier eine so große Anzahl von Menschenleben geopfert hätte. Er mußte gerichtet und bestraft werden; aber trotz der Umwandlung, die mit seinen Ideen vorgegangen war, erfüllte dieses Richteramt den Kaw-djer mit Widerwillen.

Die Nacht verlief ohne weiteren Zwischenfall, aber es bedarf kaum der Erwähnung, daß nur wenige in Liberia den Schlaf finden konnten. Man besprach in den Häusern und auf den Straßen die jüngsten Ereignisse und beglückwünschte sich, daß dieselben ein so günstiges Ende gefunden.

Alles pries den Kaw-djer, welcher die Pläne der Patagonier so scharfsinnig erraten hatte.

Es nahte das Sommersolstitium, kaum vier Stunden dauerte die eigentliche Nacht. Schon um zwei Uhr morgens lichtete sich der Himmel unter den ersten Strahlen der Morgenröte und allsobald waren die Bewohner von Liberia auf dem Südwall versammelt, von dem aus man das feindliche Lager überblicken konnte.

Eine Stunde später erschollen laute Jubelrufe aus allen Kehlen. Kein Zweifel! Die Patagonier rüsteten zum Abzug. Sehr erstaunt war man eigentlich nicht darüber, die Schlächterei der letzten Nacht mußte ihnen bewiesen haben, daß es auf der Insel Hoste für sie nichts zu suchen gab. Mit stolzer Genugtuung musterten die Hostelianer die Beute: sie belief sich auf mehr als vierhundertundzwanzig Pferde – darunter dreihundert lebendig erbeutete und hundertundzwanzig bei den ersten Scharmützeln oder beim Überfall auf das Lager getötete – kaum dreihundert blieben diesen tapferen Reitern. Ferner waren mehr als zweihundert Menschen nicht zu vergessen. Hundert davon lagen in Rivières Blockhaus gefangen, die übrigen waren verwundet oder tot.

Die Kopfzahl der Patagonier war fast um ein Drittel verringert und die Hälfte der Überlebenden hatte ihre Pferde verloren; es war leicht begreiflich, daß sie keine Lust verspürten, länger in diesem entlegenen Lande zu verweilen, wo ihnen ein so unfreundlicher Empfang zuteil geworden war.

Gegen acht Uhr kam Bewegung in die Horde und der Wind trug den Bewohnern von Liberia laute Verwünschungen zu. Alle Krieger drängten sich um eine Stelle, als ob sie Zeugen eines Schauspieles sein wollten, das die Hostelianer der großen Entfernung halber nicht zu unterscheiden vermochten. Man sah nur das Hin- und Herwogen der Truppe und hörte, wie die einzelnen Rufe zu einem lauten Geheul anschwollen.

Was geschah dort? Was mochte der Grund ihrer Aufregung sein? Sie dauerte lange, wenigstens eine Stunde. Dann teilten sich die Indianer in drei Gruppen; die unberittenen Krieger wurden in die Mitte genommen, während der Anfang und Schluß des Zuges von einem Haufen Reiter gebildet wurde. Einer der Reiter des Vortrabes schwenkte ein Etwas über den Köpfen, das man nicht erkennen konnte: Es war rund ... Man hätte meinen können, eine auf einen Stock gespießte Kugel ...

Um zehn Uhr setzten sie sich endlich in Bewegung. Die Reiter mußten ja mit den Fußgängern Schritt halten und der Zug defilierte langsam an den Hostelianern vorbei. Auf beiden Seiten herrschte Schweigen. Kein Wutschrei ertönte mehr vom Lager der Besiegten, kein Jubelruf aus den Kehlen der Sieger.

Als die Nachhut der Patagonier fortgeritten war, wurde in Liberia ein Befehl ausgegeben. Der Kaw-djer verlangte, daß alle Kolonisten, welche des Reitens kundig waren, sich melden sollten. Wer hätte gedacht, daß sich eine so große Anzahl Reiter finden würde! Jeder wollte eine Rolle im letzten Akt dieses Dramas spielen und fast alle meldeten sich. Man mußte zu einer Wahl schreiten. In weniger als einer Stunde war ein kleines Heer von dreihundert Mann versammelt, das aus zweihundert Reitern und hundert Fußgängern bestand. Der Kaw-djer ritt an ihrer Spitze und bald waren alle in nördlicher Richtung verschwunden, sie wollten den Abzug der Patagonier überwachen. Auf Tragbahren wurden die Verwundeten, die man in Pattersons Umzäunung gefunden hatte, mitgenommen; die meisten von ihnen konnten das amerikanische Festland nicht lebend erreichen.

Bei Rivières Blockhaus wurde zum ersten Male haltgemacht. Drei Viertelstunden vorher waren die Patagonier an den Palisaden vorübergekommen, ohne einen Versuch des Eindringens zu wagen. Hinter den Pfählen, wohl verborgen, hatten die Kolonisten sie vorbeiziehen gesehen, und trotzdem niemand von den Ereignissen der letzten Nacht wußte, war es keinem eingefallen, auf die Indianer einen Schuß abzugeben. Sie sahen so müde und niedergeschlagen aus, daß man über ihr Schicksal nicht im Zweifel sein konnte. Jetzt waren sie nicht mehr zu fürchten und die Kolonisten sahen in ihnen keine Feinde, sondern nur unglückliche Menschen, die Mitleid verdienten.

Einer der Vorreiter hatte noch immer am Ende der Stange jenen runden Gegenstand getragen, den man vom Wall aus bemerkt hatte. Aber ebensowenig wie die Liberier konnte die Garnison des Blockhauses erkennen, was er bedeuten sollte.

Der Kaw-djer befahl, die gefangenen Patagonier von ihren Fesseln zu befreien und die Tore weit zu öffnen. Die Indianer rührten sich nicht von der Stelle. Sie glaubten nicht an ihre Freiheit und fürchteten – indem sie die Weißen nach sich selbst beurteilten – irgendeine Falle.

Der Kaw-djer näherte sich Athlinata, mit dem er schon einmal gesprochen hatte.

»Worauf wartest du? fragte er.

– Daß man uns das Urteil spricht, antwortete Athlinata.

– Ihr habt nichts zu befürchten, sagte der Kaw-djer. Ihr seid frei.

– Frei?! ... rief der Indianer erstaunt.

– Ja; die patagonischen Krieger sind geschlagen worden und kehren in ihre Heimat zurück, ihr könnt mit ihnen ziehen, ihr seid frei. Sagt euren Brüdern, daß die weißen Männer keine Sklaven halten und zu verzeihen wissen. Möge sie dieses Beispiel menschlicher machen!« ...

Der Patagonier sah mit unsicherem Blicke zum Kaw-djer auf, dann ging er langsam und seine Gefährten folgten ihm. Die waffenlose Truppe trat aus der Umzäunung hinaus und folgte dann der Straße nach Norden. In einer Entfernung von hundert Metern kam der Kaw-djer mit seinen Leuten nach und versperrte die Straße nach Süden.

Gegen Abend erblickte man den Haupttrupp der Eindringlinge, welche das Nachtlager aufgeschlagen hatten. Während ihres Rückzuges war nicht ein Schuß gefallen, nichts war ihnen in den Weg gelegt worden. Aber dieser Beweis der Gnade ihrer Gegner beruhigte sie keinesfalls; als sie so viele Reiter und Fußgänger näher kommen sahen, wurden sie sehr besorgt. Darum ließ der Kaw-djer in einer Entfernung von zwei Kilometern halten, während die befreiten Gefangenen, welche die Verwundeten mit sich genommen hatten, ihre Landsleute bald eingeholt hatten.

Was mußten sich diese Wilden denken, als sie ihre Genossen im Besitze ihrer Freiheit wiederkommen sahen, nachdem sie sie in Sklaven verwandelt glaubten! War Athlinata ein verläßlicher Bote und hatte er alle Worte des Kaw-djer den Seinen wiederholt? Verglichen seine Brüder ihre Handlungen mit denen der Weißen, welche sie vernichten wollten und die ihnen jetzt Böses mit Gutem vergalten?

Der Kaw-djer konnte es niemals in Erfahrung bringen. Aber selbst wenn seine Großmut an Unwürdige verschwendet war, er bedauerte es nicht. Durch das stete Ausstreuen edler Samen fällt schließlich einmal ein Korn auf guten Boden.

In vier Tagen war die Stelle erreicht, wo sich die Patagonier ausgeschifft hatten. An den Berghängen tauchten manchmal Kolonisten auf, welche der abziehenden Horde nachsahen. Am folgenden Morgen stießen sie ihre leichten Pirogen, die sie im Ufergestein verborgen hatten, ins Wasser. Die einen nahmen nur Menschen auf und segelten nach Westen um das Feuerland herum, die anderen durchquerten den Beagle-Kanal, um direkt auf dem Feuerland zu landen und es auf ihren Pferden rasch zu durcheilen. Aber etwas ließen sie am Strande zurück. Am Ende einer langen, in den Ufersand gesteckten Stange war der runde Gegenstand, den sie die ganze Strecke so beharrlich mitgeschleppt hatten.

Als die letzte Piroge außer Schußweite war, näherten sich die Hostelianer der Küste und erkannten mit Entsetzen in dem runden Gegenstand einen menschlichen Kopf. Nach einigen Schritten sahen sie, daß es der Kopf Sirdeys war.

Diese Entdeckung erfüllte sie mit größtem Staunen. Sie konnten nicht begreifen, wie der seit Monaten verschwundene Sirdey mit einem Male zu den Patagoniern gekommen war. Nur der Kaw-djer war nicht erstaunt. Er kannte wenigstens annähernd die Rolle, die der ehemalige Koch des »Jonathan« gespielt hatte, für ihn bestanden nur wenige dunkle Punkte. Sirdey war der »weiße Mann«, auf den die Indianer ihre Hoffnungen gesetzt hatten – und so hatten sie ihre Enttäuschung an ihm gerächt.

Am folgenden Morgen wurde nach Liberia aufgebrochen. Am 30. Dezember traf die todmüde Truppe und ihr Anführer in der Stadt ein.

Die Insel Hoste kannte nun auch den Krieg! Dem Kaw-djer war es zu danken, daß sie heil und ganz die Gefahr überstanden hatte und die Angreifer bis auf den letzten Mann vertrieben worden waren. Aber der Schlußpunkt zu dem Werk war noch nicht gesetzt. Noch blieb eine traurige Pflicht zu erfüllen.

Inzwischen hatte Patterson in seinem Gefängnis eine ganze Reihenfolge von widerstreitenden Gefühlen kennen gelernt. Das erste war ungemessenes Staunen, sich hinter Schloß und Riegel zu sehen. Was war mit ihm geschehen? Dann kam ihm die Erinnerung langsam wieder, er entsann sich Sirdeys, der Patagonier und ihres abscheulichen Verrates.

Und dann? Was hatte sich denn zugetragen? Wären die Patagonier Sieger geblieben, so würden sie ohne Zweifel ihr Werk vollendet haben und er wäre schon längst erschlagen. Nachdem er aber im Gefängnis aufgewacht war, schloß er weiter, daß sie zurückgeworfen sein mußten.

War denn sein Verrat bekannt, weil man ihn in den Kerker geworfen hatte? Was stand ihm in diesem Falle wohl bevor? ... Ein Zittern durchlief Pattersons Körper.

Aber nach einiger Überlegung beruhigte er sich wieder. Möglich, daß man Verdacht geschöpft hatte! Aber man konnte keine Gewißheit haben. Niemand hatte ihn gesehen, niemand hatte ihn auf frischer Tat ertappt, das stand fest. Er mußte aus diesem Abenteuer ungefährdet hervorgehen, das ihm außerdem einen hübschen Gewinn einbrachte.

Patterson suchte nach seinem Golde und groß war sein Schrecken, als er es nicht finden konnte. Hatte er vielleicht nur geträumt? Nein, er hatte das Geld bestimmt erhalten. Wieviel? Das wußte er nicht genau. Zwölfhundert Piaster waren es nicht gewesen, wie ihm diese Schurken zugesichert hatten, aber neunhundert sicher, vielleicht auch tausend. Wer hatte ihm sein Geld gestohlen? Die Patagonier? Vielleicht! Aber wahrscheinlicher seine Kerkermeister.

Welch finstere Rachegedanken, welch glühender Haß die Seele Pattersons erfüllte! Indianer und Kolonisten, Rote wie Weiße, sie waren alle Diebe und Feiglinge und er verachtete sie aus tiefster Seele.

Von nun an kannte er keine ruhige Minute mehr. Nur seinem Hasse lebend, harrte er in angstvoller, fieberhafter Erwartung auf den Augenblick, wo er die Wahrheit erfahren würde. Aber diejenigen, die ihn gefangen hielten, kümmerten sich nicht um seine ohnmächtige Wut. Tag um Tag verging, ohne daß seine Lage sich verändert hätte. Man schien ihn vergessen zu haben.

Erst eine Woche nach seiner Gefangennahme, am 31. Dezember, wurde er unter der Aufsicht von vier Männern aus seinem Kerker geführt. Jetzt endlich mußte ihm Gewißheit werden! ... Als aber Patterson auf dem Platz vor dem Regierungsgebäude erschien, blieb er erschrocken stehen.

Welch ein Anblick bot sich ihm dar! Der Kaw-djer wollte das Urteil, das gegen den Vaterlandsverräter gefällt werden mußte, mit einer gewissen Feierlichkeit umgeben. Die Tatsachen hatten ihm bewiesen, welche Kraft das Übereinstimmen der Gefühle und Interessen für eine Gemeinsamkeit bedeutet! Hätten die Patagonier so leicht zum Rückzug gezwungen werden können, wenn jeder der Kolonisten, anstatt sich den allgemein ausgegebenen Befehlen zu fügen, nach eigenem Gutdünken Verteidigungsmaßregeln angewandt hätte? Jetzt suchte er dem aufkeimenden Solidaritätsgefühl neue Nahrung zuzuführen, indem er das gegen den Staat geplante Verbrechen mit einem gewissen Gepränge brandmarkte. Vor dem Regierungsgebäude war eine Estrade errichtet, auf der der Kaw-djer, die drei Mitglieder des Rates und der Richter, Ferdinand Beauval, Platz genommen hatten. Zu Füßen der Estrade war der Platz des Angeklagten und hinter rasch aufgerichteten Schranken stand die gesamte Bevölkerung von Liberia.

Bei Pattersons Erscheinen entriß sich ein Schrei der Entrüstung diesen hundert Kehlen. Der Kaw-djer gebot durch eine Handbewegung Schweigen und es begann das Verhör.

Der Irländer konnte leugnen, soviel er wollte, leicht wurde er der Lüge überwiesen. Der Kaw-djer zählte alle Anklagepunkte der Reihe nach auf.

Erstens die Anwesenheit Sirdeys bei den Patagoniern. Daran war nicht zu zweifeln; man hatte ihn gesehen und außerdem hatten die ob ihres Mißerfolges rasenden Indianer seinen abgeschlagenen Kopf als Rachetrophäe an der Küste aufgepflanzt.

Bei der Nachricht von dem Tode seines Mitschuldigen erschrak Patterson heftig; – dieser schreckliche Tod schien ihm von übler Vorbedeutung für sein eigenes Schicksal zu sein.

Der Kaw-djer fuhr in seiner Darstellung fort. Sirdey hielt es nicht nur mit den Patagoniern, er hatte mit Patterson Beziehungen angeknüpft und infolge eines zwischen ihnen abgeschlossenen Handels hatte Patterson sich auf seinen Besitz zurückgezogen, seinen Zaun ausgebessert und Hartlepool um die Wache an dieser Stelle gebeten. Den Beweis für dieses verbrecherische Eingeständnis hatten die Patagonier selbst geliefert, weil sie eben an dieser Stelle eingebrochen waren und das bei Patterson gefundene Geld erbrachte den deutlichsten Beweis. Konnte er sich über den Besitz dieses Geldes ausweisen, nachdem er nach eigenem Geständnis erklärt hatte, sein gesamtes Vermögen verloren zu haben?

Patterson senkte den Kopf, er gab sich verloren. Nach beendetem Verhör beriet das Gericht und dann sprach der Kaw-djer das Urteil. Das Eigentum des Schuldigen wurde konfisziert. Seine Felder sowohl wie auch die Geldsumme, die der Preis seines Verrates war, fielen dem Staate anheim. Außerdem ward Patterson auf Lebenszeit verbannt; das Betreten der Insel war ihm auf ewige Zeiten verboten.

Das Urteil wurde sogleich vollzogen. Der Irländer wurde zum Hafen gebracht, wo ein Schiff segelbereit lag. Bis zum Moment der Abreise war er Gefangener und seine Füße wurden durch Eisenketten gefesselt, die ihm erst abgenommen werden durften, wenn das Schiff sich außer Sehweite der Insel befand.

Während sich die Menge verlief, zog sich der Kaw-djer ins Regierungsgebäude zurück. Er suchte das Alleinsein, seine tieferregte Seele bedurfte der Ruhe. Wer hätte je gedacht, daß er, der wilde Kämpfer für die Gleichberechtigung, sich jetzt zum Richter anderer aufwerfen würde, daß er, der leidenschaftliche Verfechter der Freiheitsidee, sich zum Herrn über einen Teil des unendlichen Weltganzen aufspielte, das gemeinsames Eigentum der gesamten Menschheit ist? Der sich das Recht anmaßte, einem Menschen dieses Stück Welt zu verbieten? – Das alles hatte er getan und es hatte ihn erschüttert, aber er bedauerte nichts. Er war überzeugt, recht gehandelt zu haben.

Die Verurteilung des Verräters war der Schlußstein zu einem denkwürdigen Abschnitt im Leben des hostelischen Staates; sie vollendete das Wunder, das mit dem Beginn des Kampfes gegen die Patagonier begonnen hatte. Zwar kostete dieses Abenteuer Neudorf, das in Schutt und Asche lag; aber doch war man billig davongekommen, wenn man der wichtigen Veränderung Rechnung trug, die sich an den Emigranten vollzogen hatte. Die große Gefahr, die alle gleich bedroht hatte, die gemeinsam ertragenen Beschwerden, die aufreibende Abwehr hatten ein neues Band zwischen den Leuten geschaffen, von dessen Stärke sie sich selbst keine Rechenschaft ablegten. Vor dieser Kette von Ereignissen war die Insel Hoste eine Kolonie, in der Menschen von vielleicht zwanzig verschiedenen Nationalitäten nebeneinander lebten. Jetzt gab es keine Kolonisten mehr, sondern Hostelianer, welche ein Vaterland besaßen – ihre Insel Hoste.


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