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Weichlich und kleinlich erscheinen neben dem erhabenen Bilde der Knidierin alle späteren Umgestaltungen, die zum Teil schon auf die Söhne des Praxiteles zurückgehen, unter ihnen die Mediceerin. Die interessanteste dieser Neubildungen ist der berühmte Kopf von Petworth, in dem Furtwängler ein Originalwerk des Praxiteles hat erkennen wollen. Was am Kopf der Knidierin zart angedeutet ist, erscheint hier übertrieben: die Grübchen in Kinn und Hals, der seelische Ausdruck. Mit strahlenden Augen blickt die Knidierin empor, hier blicken die schmalen Augen verschwommen. Die Behandlung der Übergänge (vor allem der Unterlider in den Augapfel und des Haaransatzes) ist noch viel weicher als beim Hermes, sie erinnert bereits an Eigentümlichkeiten der Wachstechnik, z. B. des bekannten Liller Köpfchens. Stammt der Kopf von Praxiteles (und die Analogieen mit dem Hermeskopf, auf die Furtwängler verwies, sind so stark, dass man mit der Möglichkeit rechnen muss), so ist hier der Meister sein eigener Manierist geworden und aus dem Süssen ins Süssliche, aus dem Weichen ins Weichliche geraten. Denn dieser Kopf verhält sich zu dem der Knidierin wie ein Frauenantlitz Luinis zur Gioconda seines Lehrers oder wie die Köpfe der Londoner Grottenmadonna zu denen des Leonardoschen Originals in Louvre. Auch jenen ist es ja eigen, dass sie sich die Herzen schneller erobern; aber die Originale, wie der Kopf der Aphrodite von Knidos, haben das, was Nietzsche in einem wunderschönen Aphorismus den »langsamen Pfeil der Schönheit« genannt hat:
»Die edelste Art der Schönheit ist die, welche nicht auf einmal hinreisst, welche nicht stürmische und berauschende Angriffe macht (eine solche erweckt leicht Ekel), sondern jene langsam einsickernde, welche man fast unbemerkt mit sich fortträgt und die einem im Traum einmal wieder begegnet, endlich aber, nachdem sie lange mit Bescheidenheit an unserm Herzen gelegen, von uns ganz Besitz nimmt, unser Auge mit Thränen, unser Herz mit Sehnsucht füllt.«
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