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Drei Wochen nach dieser Zusammenkunft saß Kister in seinem Zimmer und schrieb folgenden Brief an seine Mutter:
»Liebes Mütterchen!
Ich beeile mich, mit Ihnen meine große Freude zu teilen: Ich heirate. Diese Nachricht wird Ihnen wohl nur darum wunderlich vorkommen, weil ich in meinen früheren Briefen auf eine so wichtige Wendung in meinem Leben nicht mal hingedeutet habe – Sie aber wissen, daß ich gewohnt bin, mit Ihnen alle meine Gefühle, Freuden und Leiden zu teilen. Die Gründe dieses Schweigens sind leicht zu erklären. Erstens habe ich erst dieser Tage selbst erfahren, daß ich geliebt werde; und zweitens habe ich auch meinerseits erst vor kurzem die ganze Kraft meiner eigenen Neigung erfaßt. In einem meiner ersten Briefe von hier schrieb ich Ihnen von den Perekatows, unseren Nachbarn, und nun heirate ich ihre einzige Tochter Maria. Ich bin fest überzeugt, daß wir glücklich sein werden. Sie hat in mir keine augenblickliche Leidenschaft geweckt, sondern ein tiefes, aufrichtiges Gefühl, in dem sich die Freundschaft mit Liebe paart. Ihr heiterer, sanfter Charakter entspricht durchaus meinem Geschmack. Sie ist gebildet, klug und spielt vortrefflich Klavier . . . Wenn Sie sie doch sehen könnten! Ich schicke Ihnen ihr Portrait, das ich selbst gezeichnet habe. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß sie hundertmal schöner ist als dieses Bild. Mascha liebt Sie schon als Tochter und kann den Tag, an dem sie Sie kennenlernen soll, kaum erwarten. Ich habe die Absicht, meinen Abschied zu nehmen, mich auf dem Lande niederzulassen und mich der Landwirtschaft zu widmen. Der alte Perekatow besitzt ein Gut mit vierhundert leibeigenen Seelen, das sich in guter Verfassung befindet. Sie sehen, daß man auch von diesem materiellen Standpunkte aus meine Wahl nicht mißbilligen kann. Ich nehme Urlaub und komme zu Ihnen nach Moskau. Erwarten Sie mich in höchstens zwei Wochen. Meine liebe, gute Mama, wie glücklich bin ich! . . . Umarmen Sie mich . . .« und so weiter.
Kister faltete und versiegelte den Brief, stand auf, trat ans Fenster, rauchte eine Pfeife, dachte ein wenig nach und kehrte zum Tisch zurück. Er holte einen kleinen Bogen Briefpapier hervor, tauchte die Feder sorgfältig ins Tintenfaß, fing aber lange nicht mit dem Schreiben an, sondern runzelte die Brauen, blickte zur Decke und kaute an der Feder . . . Endlich entschloß er sich und verfaßte im Laufe einer Viertelstunde folgendes Schreiben:
»Sehr geehrter Herr Awdej Iwanowitsch!
Vom Tage Ihres letzten Besuches an – das heißt seit drei Wochen – grüßen Sie mich nicht, sprechen mit mir nicht und scheinen mir aus dem Wege zu gehen. Jeder Mensch ist natürlich in seinen Handlungen vollkommen frei; Ihnen beliebte es, unsere Bekanntschaft abzubrechen, und ich bitte Sie, mir zu glauben, daß ich mich an Sie nicht mit einer Klage wende. Ich habe nicht die Absicht, mich, wem es auch sei, aufzudrängen; mir genügt das Bewußtsein, daß ich im Rechte bin. Ich schreibe Ihnen heute nur aus Pflichtgefühl. Ich habe Maria Ssergejewna Perekatowa den Antrag gemacht und ihr Jawort wie auch die Zustimmung ihrer Eltern bekommen. Ich teile diese Nachricht Ihnen direkt und unmittelbar mit, um jedes Mißverständnis und jeden Verdacht unmöglich zu machen. Ich muß Ihnen offen gestehen, sehr geehrter Herr, daß ich mich nicht allzusehr um die Meinung eines Menschen kümmern kann, der selbst nicht die geringste Beachtung den Meinungen und Gefühlen anderer schenkt; ich schreibe Ihnen einzig darum, weil ich jeden Anschein vermeiden will, als ob ich hinter Ihrem Rücken handle oder gehandelt habe. Ich darf wohl sagen: Sie kennen mich und werden meinen Schritt nicht irgendeinem anderen, schlechten Gefühl zuschreiben. Indem ich mich zum letztenmal an Sie wende, kann ich nicht umhin, Ihnen in Erinnerung unserer früheren Freundschaft, jedes irdische Glück zu wünschen.
Mit aufrichtiger Hochachtung verbleibe ich
Ihr ergebenster Diener
Fjodor Kister.«
Fjodor Fjodorowitsch schickte diesen Brief an die Adresse, zog sich um und ließ den Wagen anspannen. Lustig und sorglos ging er singend in seinem kleinen Zimmer auf und ab, hüpfte sogar zweimal in die Höhe, rollte ein Liederheft zusammen und band ein blaues Bändchen darum . . . Die Tür ging auf, und herein trat Lutschkow im Waffenrock ohne Epauletten, mit der Mütze auf dem Kopf. Kister blieb erstaunt mitten im Zimmer stehen; er hatte die Schleife noch nicht fertig gebunden.
»Sie heiraten die Perekatowa?« fragte Awdej in ruhigem Ton. – Kister fuhr auf.
»Mein Herr«, begann er, »wenn anständige Menschen in ein Zimmer treten, nehmen sie die Mütze ab und sagen guten Tag.«
»Entschuldigen Sie«, versetzte der Kampfhahn kurz und zog die Mütze. »Guten Tag.«
»Guten Tag, Herr Lutschkow. Sie fragen mich, ob ich Fräulein Perekatowa heirate? Haben Sie denn meinen Brief nicht gelesen?« – »Ja, ich habe Ihren Brief gelesen. Sie heiraten. Ich gratuliere.«
»Ich nehme Ihre Gratulation an und danke Ihnen. Doch ich muß jetzt fort.«
»Ich möchte mich mit Ihnen auseinandersetzen, Fjodor Fjodorowitsch.«
»Bitte sehr, mit Vergnügen«, antwortete der Gute. »Ich habe, offen gestanden, eine solche Auseinandersetzung erwartet. Ihr Benehmen mir gegenüber ist so sonderbar, und ich habe es, wie ich glaube, gar nicht verdient . . . jedenfalls durfte ich es nicht erwarten . . . Wollen Sie aber nicht Platz nehmen? Darf ich Ihnen eine Pfeife anbieten?«
Lutschkow setzte sich. Seine Bewegungen waren müde. Er bewegte den Schnurrbart und hob die Brauen.
»Sagen Sie mal, Fjodor Fjodorowitsch«, begann er endlich: »Warum haben Sie sich mir gegenüber so lange verstellt?«
»Warum spielten Sie so ein . . . makelloses Wesen, während Sie doch genauso ein Mensch sind wie wir armen Sünder?«
»Ich verstehe Sie nicht . . . Habe ich Sie vielleicht irgendwie verletzt?«
»Sie verstehen mich nicht, nehme ich an. Ich will mich bemühen, deutlicher zu sprechen. Sagen Sie mir zum Beispiel aufrichtig: Haben Sie schon seit langem eine Neigung für Fräulein Perekatowa gefaßt, oder ist es ein plötzlicher Ausbruch von Leidenschaft?«
»Awdej Iwanowitsch, ich habe keine Lust, mit Ihnen über mein Verhältnis zu Fräulein Perekatowa zu sprechen«, entgegnete Kister kühl.
»So. Ganz wie es Ihnen beliebt. Tun Sie mir aber den Gefallen und gestatten Sie mir zu glauben, daß Sie mich zum Narren gehalten haben.«
Awdej sprach sehr langsam und betonte jedes Wort.
»Das dürfen Sie nicht glauben, Awdej Iwanowitsch. Sie kennen mich ja.«
»Ich kenne Sie? Wer kennt Sie überhaupt? Eine fremde Seele ist wie ein finsterer Wald, ich will aber genau wissen, woran ich bin. Ich weiß, daß Sie deutsche Verse mit großem Gefühl und sogar mit Tränen in den Augen vorlesen; ich weiß, daß Sie an den Wänden Ihrer Wohnung verschiedene Landkarten hängen haben; ich weiß, daß Sie Ihre Person reinlich halten; das weiß ich . . . sonst weiß ich aber nichts.«
Kister fing an böse zu werden.
»Gestatten Sie die Frage«, sagte er schließlich, »welchen Zweck hat Ihr Besuch? Sie haben mich seit drei Wochen nicht gegrüßt, und nun kommen Sie zu mir anscheinend in der Absicht, sich über mich lustig zu machen. Ich bin kein grüner Junge, sehr geehrter Herr, und werde es niemand gestatten . . .«
»Aber erlauben Sie«, unterbrach ihn Lutschkow »aber erlauben Sie, Fjodor Fjodorowitsch: Wer wagt es denn, sich über Sie lustig zu machen? Im Gegenteil, ich komme zu Ihnen mit der ergebensten Bitte: Erklären Sie mir gefälligst Ihr Benehmen mir gegenüber! Gestatten Sie die Frage: Haben Sie mich nicht gewaltsam mit der Familie Perekatow bekannt gemacht? Haben Sie nicht Ihrem ergebensten Diener versichert, daß er seelisch ›aufblühen‹ wird? Und haben Sie mich nicht schließlich auch mit der tugendsamen Maria Ssergejewna zusammengeführt? Warum soll ich dann nicht annehmen dürfen, daß ich Ihnen für die gewisse letzte Aussprache zu danken habe, über die man Sie wohl schon in gebührender Form unterrichtet hat? Dem Bräutigam pflegt doch die Braut alles zu erzählen, besonders ihre unschuldigen Streiche. Warum soll ich dann nicht annehmen dürfen, daß ich Ihnen die großartige Nase zu verdanken habe, die man mir gedreht hat? Sie haben doch einen solchen Anteil an meinem ›Aufblühen‹ genommen!«
Kister ging einmal durchs Zimmer.
»Hören Sie mal, Lutschkow«, sagte er endlich. »Wenn Sie wirklich im Ernst von dem, was Sie sagen, überzeugt sind, was ich, offen gestanden, nicht glaube, so gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen: Es ist eine Schande und eine Sünde, meine Handlungen und Absichten in einem so verletzenden Sinne zu deuten. Ich will mich nicht rechtfertigen. Ich appelliere an Ihr eigenes Gewissen, an Ihr Gedächtnis.«
»Ja, ich erinnere mich, daß Sie ständig mit Maria Ssergejewna getuschelt haben. Außerdem gestatten Sie mir noch diese Frage: Sind Sie nicht bei den Perekatows nach dem bewußten Gespräch mit mir gewesen? Nach jenem Abend, als ich Ihnen, wie ein Narr, als meinem besten Freund, von dem mir gewährten Stelldichein erzählte?«
»Wie? Sie verdächtigen mich, daß . . .«
»Ich verdächtige keinen Menschen einer Handlung«, unterbrach ihn Awdej mit einer geradezu tödlichen Kälte, »deren ich mich selbst nicht verdächtige; doch ich habe auch die Schwäche zu glauben, daß die anderen nicht besser sind als ich.«
»Sie irren«, entgegnete Kister aufbrausend. »Die anderen sind besser als Sie.«
»Wozu ich Ihnen gratuliere«, versetzte Lutschkow ruhig. »Aber . . .«
»Aber«, unterbrach ihn seinerseits Kister gereizt, »aber erinnern Sie sich nur, in welchen Ausdrücken Sie mir von dem Stelldichein erzählten und von . . . Diese Erklärungen werden, übrigens, wie ich sehe, zu nichts führen . . . Denken Sie von mir, was Ihnen beliebt, und tun Sie, was Ihnen beliebt.«
»Das lasse ich mir gefallen!« versetzte Awdej. »Endlich sprechen Sie aufrichtig.«
»Was Ihnen beliebt!« wiederholte Kister.
»Ich verstehe vollkommen Ihre Lage, Fjodor Fjodorowitsch«, fuhr Awdej mit geheuchelter Teilnahme fort. »Sie ist unangenehm, wirklich unangenehm. Ein Mensch hat seine Rolle gespielt, niemand sieht ihm den Schauspieler an, und plötzlich . . .«
»Wenn ich annehmen könnte«, unterbrach ihn Kister mit zusammengepreßten Zähnen, »daß aus Ihnen nur verschmähte Liebe spricht, so würde ich mit Ihnen Mitleid haben und Ihnen verzeihen. Doch in Ihren Vorwürfen, in Ihren Verleumdungen höre ich nur den Schrei eines verletzten Ehrgeizes, und ich spüre nicht das geringste Mitleid mit Ihnen. Sie haben Ihr Los selbst verschuldet.«
»Ach, mein Gott, wie spricht dieser Mensch!« versetzte Awdej halblaut. »Der Ehrgeiz«, fuhr er fort, »mag sein; ja, ja, mein Ehrgeiz ist, wie Sie richtig bemerken, tief und unerträglich verletzt worden. Wer ist aber nicht ehrgeizig? Vielleicht Sie? Ja, ich bin wohl ehrgeizig und werde es zum Beispiel niemand erlauben, mit mir Mitleid zu haben.«
»Sie werden es nicht erlauben?« entgegnete Kister stolz. »Was sind das für Ausdrücke, mein Herr! Vergessen Sie bitte nicht: Das Band zwischen uns haben Sie selbst zerrissen. Ich bitte Sie, sich mir gegenüber wie gegen einen Fremden zu benehmen.«
»Zerrissen! Das Band ist zerrissen!« wiederholte Awdej. »Begreifen Sie mich doch: Ich grüßte und besuchte Sie nicht, nur aus Mitleid mit Ihnen; Sie werden mir doch erlauben, mit Ihnen Mitleid zu haben, wenn Sie selbst mit mir Mitleid haben! . . . Ich wollte Sie nicht in eine schiefe Lage bringen und in Ihnen Gewissensbisse wecken. Sie reden vom Band zwischen uns, als ob Sie nach Ihrer Verheiratung noch mein Freund hätten bleiben können! Hören Sie auf! Sie haben mit mir auch früher nur darum verkehrt, weil Sie sich an Ihrer vermeintlichen Überlegenheit erfreuen wollten!«
Awdejs Verleumdungen ermüdeten und empörten Kister.
»Brechen wir doch dieses unangenehme Gespräch ab!« rief er endlich aus. »Offen gestanden, verstehe ich nicht, warum Sie mir die Ehre Ihres Besuches erwiesen haben!«
»Sie verstehen nicht, warum ich zu Ihnen gekommen bin?« fragte Awdej neugierig.
»Ich verstehe es absolut nicht.«
»N . . . nein?«
»Ich sage Ihnen ja . . .«
»Sonderbar! Das ist wirklich sonderbar! Wer hätte das von einem solchen klugen Menschen wie Sie erwartet!«
»Nun, wollen Sie sich doch endlich erklären!«
»Ich komme zu Ihnen, Herr Kister«, sagte Awdej, sich langsam von seinem Platz erhebend, »ich komme zu Ihnen, um Sie zu einem Duell zu fordern, verstehen Sie es jetzt? Ich will mich mit Ihnen schlagen. Sie glaubten wohl, Sie könnten mich so einfach abfertigen? Wußten Sie denn nicht, mit wem Sie es zu tun hatten? Hätte ich es je erlaubt . . .«
»Sehr schön«, unterbrach ihn Kister kurz und kühl. »Ich nehme die Forderung an. Wollen Sie mir Ihren Sekundanten schicken.«
»Ja, ja«, fuhr Awdej fort, dem es wie einer Katze leid tat, sein Opfer so schnell zu verlassen. »Ich gestehe, es wird mir ein Vergnügen sein, morgen den Lauf meiner Pistole auf Ihr ideales, blondes Haupt zu richten.«
»Mir scheint, Sie wollen mich nach der Forderung noch beschimpfen«, entgegnete Kister mit Verachtung. »Wollen Sie bitte gehen. Ich muß mich für Sie schämen.«
»Na ja, man kennt es ja: Delikatesse! . . . Ja, Marja Ssergejewna, ich verstehe nicht Französisch!« brummte Lutschkow, während er sich die Mütze aufsetzte, »Auf angenehmes Wiedersehen, Fjodor Fjodorowitsch!«
Er grüßte und entfernte sich.
Kister ging einige Male durchs Zimmer. Sein Gesicht glühte, seine Brust hob und senkte sich mächtig. Er empfand weder Angst noch Zorn, aber er ekelte sich vor dem Gedanken, daß er diesen Menschen einst für seinen Freund gehalten hatte. Der Gedanke an das Duell freute ihn beinahe. Sich auf einen Schlag von der ganzen Vergangenheit befreien, über diesen einen Stein springen und dann den ruhigen Strom entlang schwimmen . . . Schön, dachte er sich, ich werde mir mein Glück erkämpfen. Das Bild Maschas schien ihm zuzulächeln und den Sieg zu verheißen. Ich komme nicht um! Nein, ich komme nicht um! wiederholte er mit ruhigem Lächeln vor sich hin.
Auf dem Tisch lag der Brief an seine Mutter . . . Sein Herz krampfte sich für einen Augenblick zusammen. Er beschloß, ihn für alle Fälle noch nicht abzuschicken. Kister empfand jene erhöhte Lebenskraft, die jeder Mensch vor einer Gefahr an sich wahrnimmt. Er überlegte sich ruhig die möglichen Folgen des Zweikampfes, setzte sich und Mascha in Gedanken allen Prüfungen des Unglücks und der Trennung aus und blickte hoffnungsvoll in die Zukunft. Er gab sich das Wort, Lutschkow nicht zu töten.
Unwiderstehlich zog es ihn zu Mascha hin. Er suchte sich einen Sekundanten, brachte eilig seine Angelegenheiten in Ordnung und fuhr gleich nach dem Essen zu den Perekatows. Während des ganzen Abends war Kister lustig, vielleicht viel zu lustig.
Mascha spielte viel Klavier, hatte gar keine Vorahnungen und kokettierte mit ihm sehr nett. Ihre Sorglosigkeit tat ihm anfangs weh, dann faßte er sie aber als ein günstiges Vorzeichen auf – er freute sich darüber und wurde ruhig. Sie hing von Tag zu Tag mehr an ihm; das Verlangen nach Glück war in ihr stärker als das Verlangen nach Leidenschaft. Auch hatte ihr Lutschkow alle übertriebenen Erwartungen ausgetrieben, und sie entsagte ihnen mit Freuden und für ewig. Nenila Makarjewna liebte Kister wie einen Sohn. Ssergej Ssergejewitsch folgte aus Gewohnheit dem Beispiel seiner Frau.
»Auf Wiedersehen«, sagte Mascha zu Kister, als sie ihn ins Vorzimmer begleitete und mit stillem Lächeln sah, wie er ihr zärtlich und lange die Hände küßte. »Auf Wiedersehen.«
Als er aber eine halbe Werst vom Hause der Perekatows entfernt war, erhob er sich in seinem Wagen und begann mit dunkler Unruhe nach erleuchteten Fenstern zu spähen. Aber das ganze Haus war schon dunkel wie ein Grab.