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Wir, die Unterzeichneten, die durch einen Beschluß des fünfzehnten Parteikongresses aus den Reihen der kommunistischen Partei ausgeschlossen worden sind, wollten uns mit einem Protest gegen diesen Ausschluß an den sechsten Kongreß der kommunistischen Internationale wenden. Aber durch einen Befehl der G.P.U. hat man uns alte bolschewistische Parteiarbeiter nach den entferntesten Gegenden der Sowjetunion verbannt, ohne gegen uns eine Anklage zu erheben, in der einzigen Absicht, uns von jeder Verbindung mit Moskau und den anderen Arbeiterzentren und von der Verbindung mit dem sechsten Parteikongreß abzuschneiden. Wir halten es daher für notwendig, am Vorabend unserer erzwungenen Abreise nach den entlegensten Teilen der Union die gegenwärtige Erklärung dem Vorstande des ausführenden Zentralausschusses der Internationale zu übergeben und ihn zu bitten, sie zur Kenntnis der Zentralausschüsse aller kommunistischen Parteien zu bringen.
Die Verbannung alter Parteiarbeiter durch einen Verwaltungsbefehl der G.P.U. ist nur ein neues Glied in der ganzen Kette der Ereignisse, die jetzt die kommunistische Partei erschüttern. Diese Ereignisse werden für eine Reihe von Jahren eine ungeheure historische Bedeutung haben. Die jetzigen Meinungsverschiedenheiten sind von höchster Bedeutung für die Geschichte der internationalen revolutionären Bewegung. Es handelt sich dabei um die Frage, ob wir die im Oktober 1917 errungene Diktatur des Proletariats behalten werden. Der Kampf in der russischen kommunistischen Partei geht in seiner ganzen Absicht und Richtung hinter dem Rücken der Internationale vor sich, ohne daß diese daran teilnimmt, oder nur etwas davon weiß. Die wichtigsten Dokumente der Opposition, die sich mit den Grundproblemen unserer Epoche beschäftigen, sind der Internationale unbekannt. Bei jeder bedeutsamen Gelegenheit werden die kommunistischen Parteien vor eine vollzogene Tatsache gestellt. Sie dürfen nur noch ihre Unterschriften unter schon fertiggestellte Beschlüsse setzen. Wir behaupten, daß solch ein Zustand nur aus einem vollständig falschen Regime in der russischen kommunistischen Partei und in der kommunistischen Internationale entstehen kann. In einer von den Genossen Smilga, Muralow, Rakowski und Radek unterzeichneten und an den fünfzehnten Kongreß gerichteten Ankündigung erklärten wir unsere Unterwerfung unter die Entscheidung dieses Kongresses und unsere Bereitwilligkeit, von jeder Parteiarbeit zurückzutreten. Trotzdem sind wir ausgeschlossen worden, und man verbannt uns jetzt, weil wir bei unseren Meinungen beharren. Wir haben schon einmal erklärt und wiederholen es hier, daß wir von unseren, in unserem Programm und in unseren Leitsätzen niedergelegten Ansichten nicht abgehen können, weil der ganze Verlauf der Ereignisse ihre Richtigkeit bestätigt. Der sechste Kongreß der Internationale sollte wie zu Zeiten Lenins vorbereitet werden: durch Veröffentlichung der wichtigsten Dokumente, die sich auf die jetzt zur Debatte stehenden Fragen beziehen; durch Außerverfolgungsetzen der Kommunisten, die weiter kein Verbrechen begangen haben, als von ihren Rechten als Parteimitglieder Gebrauch zu machen; durch eine gründliche Diskussion, schon vor Beginn des Kongresses, über die kommunistischen Parteiverhältnisse und den politischen Kurs, den wir eingeschlagen haben.
Die besprochenen Fragen können nicht durch eine Verstärkung des politischen Terrors erledigt werden. Terror kann eine große positive Rolle spielen, wenn er sich auf eine richtige Politik stützt und die Auflösung reaktionärer Gruppen herbeiführt. Als Bolschewisten verstehen wir durchaus die Rolle des revolutionären Terrors. Wir wandten ihn gegen die Bourgeoisie und ihre Agenten, gegen die Sozialrevolutionäre und Menschewisten an, und denken auch nicht einen Augenblick daran, dem gegen die Feinde des Proletariats gerichteten Terror in Zukunft zu entsagen. Wir erinnern uns aber wohl, daß der Terror der feindlichen Parteien gegen den Bolschewismus machtlos war. Der Erfolg wird also in letzter Hinsicht durch die richtige politische Haltung entschieden. Indem man uns, die wir alte Soldaten der Oktoberrevolution und Waffenkameraden Lenins sind, verbannt, liefert man einen klaren Beweis für den Rückgang der Klassenbewegung in unserem Lande und die daraus folgende Abweichung nach der Seite des Opportunismus. Trotzdem bleiben wir in der festen Überzeugung, daß der wirkliche Leiter der Sowjetmacht noch immer das Proletariat ist. Es ist noch immer möglich, durch eine entschiedene Änderung des politischen Kurses, durch eine Verbesserung der schon gemachten Fehler, durch Vermeidung weiterer Störungen der revolutionären Entwicklung, das System der proletarischen Diktatur wieder in Ordnung zu bringen und neu zu stärken. Diese Möglichkeit kann eine Wirklichkeit werden, wenn die kommunistische Internationale entschlossen in die Verhältnisse der russischen kommunistischen Partei eingreift. Wir wenden uns an alle kommunistischen Parteien und an den sechsten Kongreß der Internationale und fordern dringend, daß sie die jetzige Lage der Dinge wirklich vom Standpunkte der Parteimassen ansehen. Nie hat das Testament Lenins einen prophetischeren Klang gehabt als gerade in diesem Augenblicke. Niemand weiß auch, wie viele Zeit der Verlauf der historischen Ereignisse brauchen wird, um die schon gemachten Fehler zu verbessern. Wir erleiden Gewalt und müssen unsere Posten in der Partei und im Sowjetwerk mit einem sinnlosen und müßigen Exil vertauschen. Aber wir zweifeln auch jetzt nicht eine Minute daran, daß jeder von uns noch einmal von neuem der Partei nützlich sein darf und in dem großen Kampfe, der uns bevorsteht, wieder seinen Platz in den Reihen ausfüllen wird.
Wir stellen an den sechsten Kongreß der Internationale den Antrag, uns wieder in die Partei aufzunehmen.
Unterzeichnet durch Trotzki, Rakowski, Radek, Smilga, I.N. Smirnow, Valentinow, Serebriakow, Preobaschenski, Maliota, Eltzin, Waganian, Itzenko, Newenson und einer Anzahl anderer alter Bolschewisten.