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Das Aufsatz-Thema

Da Monika Bohrmann, einer der sechs Backfische, zu Ostern die Schule verlassen wollte, weil sie sich entschlossen hatte, den Beruf der Schneiderin zu ergreifen, wurde natürlich in der Tertia sehr viel von diesem Entschluß gesprochen. Monika behauptete, es gäbe in der weiten Welt nichts besseres, als Schneiderin zu werden, nach bestandenen Lehrjahren auf die Meisterin hinzuarbeiten und dann eine elegante Schneiderwerkstatt einzurichten.

»Kleider braucht jeder! Jede Frau will schön sein! Kleider machen Leute! Wir, mit unseren knappen fünfzehn Jahren, ziehen uns gern gut an; die Braut schmückt sich für ihren Bräutigam, dazu braucht sie Kleider. Zur Aussteuer braucht sie noch viel mehr. Die junge und die ältere Frau brauchen etwas zum Anziehen, – ich habe also einen Beruf erwählt, der viel abwirft und nebenbei Spaß macht. Ich selbst werde die schönsten Kleider tragen, immerfort Neues ersinnen und bald so berühmt sein wie dein Vater, Pommerle.«

Die anderen gaben Monika recht. Schneiderei war ein fabelhaft guter Beruf. Wenn man allerdings kein Geschick dazu hatte, konnte man kaum Schneiderin werden. Trotzdem gab es lebhafte Erörterungen in der Tertia, so daß sich die Lehrerin eines Tages veranlaßt sah, als Aufsatzthema vor den Ferien die Frage zu stellen: Was werde ich? Welchen Beruf erwähle ich?

»Ihr könnt mir diese Frage natürlich nicht von heute auf morgen beantworten, sollt euch aber in der nächsten Zeit damit beschäftigen. Ihr habt noch viel Zeit, ehe es soweit ist, dennoch tritt an manchen von heute auf morgen die Frage der Berufswahl heran. Außerdem dürften verschiedene von euch schon jetzt wissen, was euch besonders gut liegt und wie ihr euch das Leben gestalten wollt.«

»Wenn einer nun an gar keinen Beruf denkt, wenn man nach beendeter Schulzeit daheimbleibt und sich verheiratet, wie soll man sich da zu dem Aufsatzthema verhalten?« fragte Wanda Horgitt.

Der fünfzehnjährige Backfisch glaubte schon jetzt ganz sicher, daß der Freund ihres Bruders, ein junger Student, sie nach beendeter Schulzeit heiraten werde.

Das Aufsatzthema wurde lebhaft erörtert.

»Pommerle, was willst du werden?«

»Ich habe schon oft darüber nachgedacht, bin mir jedoch noch nicht klar geworden. Ich möchte einen Beruf ergreifen, in dem ich etwas recht lieb behandeln und helfen kann. Immerfort streicheln und gut zureden möchte ich. – Kurzum, für jemanden sorgen können. – Vielleicht werde ich Säuglingsschwester.«

»Das würde für dich gut passen; du bist ein sanfter Charakter.«

»Vielleicht werde ich auch Krankenpflegerin. Die Kranken brauchen Liebe. Ich denke, es macht Freude, ihnen etwas schönes zu sagen, ihnen ihre Wünsche zu erfüllen, ihnen zu helfen.«

»Du könntest auch Kindergärtnerin werden.«

»Auch das muß schön sein. – Kinder habe ich sehr gern. Mitunter hat man freilich Ärger mit ihnen. Ich weiß also wirklich noch nicht, welchen Beruf ich einmal erwähle, muß ernstlich darüber nachdenken. Ich bilde mir ein, die Erkenntnis muß wie ein Blitz aus heiterem Himmel kommen, sonst ist es nicht das richtige.«

»Ach nein, Pommerle, so etwas muß man lange und gründlich überlegen. Man will sich doch sein Leben danach einrichten.«

»Vor allem muß man den Beruf sehr lieben. Wenn das fehlt, kann man darin nichts ordentliches leisten. – Ich werde hoffentlich das rechte finden.«

»Du könntest auch Sekretärin bei deinem berühmten Vater werden.«

»Das könnte ich auch. Es gibt massenhaft Berufe, die mir gefallen. Wenn ich mich jedoch energisch damit befasse, wenn ich mich in Gedanken als dieses oder jenes sehe, erscheint es mir nicht das Rechte. Nun, noch habe ich ja Zeit.«

Daheim berichtete Pommerle von dem Aufsatzthema.

»Könntet ihr mir nicht ein wenig helfen? Ihr kennt mich schon so lange, ihr müßtet längst gemerkt haben, was mir am besten liegt.«

»Das mußt du selbst entscheiden, Pommerle, und wenn du es heute noch nicht weißt, werden dir gewiß die nächsten Jahre einen Fingerzeig geben.«

»Ich dachte, man müsse schon von kleinauf seine Begabung für den Beruf entdeckt haben. Denkt nur an die vielen Weltmeisterinnen, die haben schon ganz klein angefangen und es dadurch zu ihrem großen Können gebracht.«

»Vielleicht willst du eine Skiweltmeisterin werden, Pommerle«, lachte der Vater.

»Väterli, wir haben wegen der beiden zerbrochenen Schneeschuhe längst Frieden geschlossen.«

»Ich wüßte schon, welcher Beruf dir liegen könnte, mein liebes Pommerle.«

»So sage es schnell.«

»Nein, Pommerle, das sage ich nicht. Das behalte ich für mich. Ich will dich nach keiner Richtung hin beeinflussen. Das mußt du selbst fühlen.«

»Es wäre sehr schön, wenn ich deine Ansicht kennen würde. Du bist ein weitsichtiger Mann, Väterli, es wäre sicherlich das rechte für mich.«

»Im nächsten oder übernächsten Jahre können wir davon reden, mein Pommerle. Jetzt bist du ein frischer Backfisch, der –«

»Frischen Fisch frißt. Weiß schon, Väterli! Willst du es mir wirklich nicht sagen?«

»Nein, Pommerle, ich kenne dich viel zu gut, um nicht zu wissen, daß du dich durch meine Worte leicht beeinflussen läßt.«

»Mütterchen, hast du auch eine Ahnung, welche Talente in mir schlummern und was ich einmal werden könnte?«

»Freilich, mein Kind, dir liegen gar viele Berufe, – einer ganz besonders.«

»Sagst du es mir auch nicht?«

»Nein, Pommerle.«

»Aber wissen möchte ich zu gerne, ob du und Väterli an denselben Beruf denken. Das müßt ihr mir sagen.«

»Pommerle, du hast noch viel Zeit! Ich wollte mit vierzehn Jahren Uhrmacherin werden, ich saß stundenlang in dem Laden des Uhrmachers, der gerade gegenüber von uns wohnte. Später wollte ich Kochfrau werden, dann Gesellschafterin, Dolmetscherin, einmal sogar Schauspielerin. Dann kam dein Väterchen und warf alle guten Vorsätze über den Haufen.«

»Na, – so werde ich mir alles recht eingehend überlegen. Vielleicht glückt es mir einmal, euch zu überrumpeln und zu erfahren, welcher Beruf in euren Augen für mich der rechte ist.«

Nachdem Pommerle das Zimmer verlassen hatte, wandte sich Frau Bender an ihren Gatten. »Ich hätte gern gewußt, wie du dir Pommerles Zukunft denkst.«

»Meiner Meinung nach gibt es für unser Pommerle nur den Beruf einer Gärtnerin.«

»Dasselbe habe ich gedacht! Erst gestern schaute ich unserer Kleinen zu, wie sie im Garten arbeitete. In den nächsten Tagen will Pommerle die jungen Bäumchen pfropfen. Pommerle macht alles so geschickt, daß sich mancher junge Gärtner an ihr ein Beispiel nehmen könnte. Woher sie die Kenntnisse hat, weiß ich nicht. Sie fliegen ihr zu.«

»Ich habe mich auch schon oftmals darüber gewundert. Trotzdem will ich ihr nichts sagen. Ich glaube jedoch, eines Tages erkennt sie ihre große Begabung für diesen Beruf.« –

An einem der nächsten Nachmittage, als Pommerle wieder im Garten weilte, um sich ihrer Frühlingskinder anzunehmen, wurde Professor Bender Besuch gemeldet. Gartenbaudirektor Olfert, ein einstiger Studienkamerad Benders, nahm endlich die langersehnte Gelegenheit wahr, um den berühmten Geologen in Hirschberg aufzusuchen. Frau Bender war nicht daheim, und Pommerle hatte keine Ahnung, daß Besuch gekommen war. Ihr ganzer Eifer galt heute wieder dem Garten. Heute wollte sie endlich einige junge Obstbäumchen pfropfen. Die hierfür bestimmten Reiser standen schon seit längerer Zeit in Erde eingeschlagen, um das leichtere Anwachsen zu ermöglichen. Prüfend schritt das junge Mädchen von Bäumchen zu Bäumchen, das Okuliermesser in der Hand.

»Habt keine Angst«, sagte sie mit weicher Stimme, denn sie war es gewöhnt, mit Blumen und Bäumchen wie mit Kindern zu reden, »ich ziehe euch ein hübsches, neues Kleidchen an. Später bringt ihr prächtige Früchte hervor, dann wird man euch bestaunen und lieben.«

Ohne zu zögern, mit selten sicherer Hand, wurden die Schnitte vorgenommen, die Reiser zurechtgeschnitten und eingesetzt.

»So, mein kleiner Freund, nun freue dich. Du wärst ein unnützer Geselle geworden. Jetzt wirst du in wenigen Jahren die prächtigen roten Reinetten tragen, die gerade hier im Hirschberger Tal so gerne gegessen werden. Hübsch wirst du aussehen, und die kleine Wunde, die ich dir beibrachte, wirst du schnell verschmerzen.«

So ging Pommerle von einem Baum zum anderen. Sie bemerkte nicht, daß der Vater mit seinem Gast auf die Veranda hinausgetreten war, denn Direktor Olfert hatte den Wunsch geäußert, Pommerle bei der Arbeit zu sehen. Vor sechs Jahren war er zum letzten Male bei seinem Freunde Bender gewesen und hatte sich an dem munteren Kinde erfreut.

Pommerle stand in der Nähe der Veranda vor einem Birnenbäumchen. »So, – nun noch ein wenig Bast, damit dir nichts geschieht. Selbst wenn wir später die kalten Tage bekommen, werden sie dir nichts schaden, du zartes Reis.«

»Ist das Ihr Töchterchen?«

»Ja, – Sie sehen, sie ist so emsig bei der Arbeit, daß sie uns nicht bemerkt«, sagte Professor Bender im Flüstertone.

»Wie alt ist die Kleine?«

»Im Sommer wird sie fünfzehn Jahre alt.«

»Ich bin erstaunt über diese Kenntnisse! Wer hat ihr das alles beigebracht?«

»Ein wenig liest sie aus den Büchern heraus. Sie hat außerdem häufig die hiesigen Gärtnereien besucht und läuft, wenn sie etwas wissen will, hin. Sonst ist mein Pommerle ein pünktliches Mädchen, wenn es sich aber um ihre Blumen oder Bäume handelt, müssen wir mitunter eine ernsthafte Mahnung fallen lassen.«

Dann schwiegen die beiden Herren wieder, denn Pommerle unterhielt sich gerade mit den ersten blühenden Primeln.

»Dir hat der Wind alle die häßlichen Blätter auf die Köpfchen geworfen, die kannst du mit deinen schwachen Kräften nicht fortschieben. Warte, ich helfe dir ein wenig, dafür mußt du nun aber sehr lange blühen. Vielleicht stehst du hier nicht ganz richtig, kleine Primel, im Herbst sollst du einen besseren Platz erhalten.«

Dann stemmte Pommerle beide Arme in die Hüften, überblickte mit kritischen Augen den Garten, nickte mehrmals gedankenvoll und sagte schließlich:

»Ich müßte mir auf irgendeine Weise fünfzig Mark ersparen; damit könnte ich allerlei Neuanlagen und Verbesserungen vornehmen. – Meint ihr nicht auch, meine lieben Blumenkinder, daß ich meinem Väterli einmal vorstellen soll, wieviel schöner es wäre, wenn wir dort drüben noch eine Blumenrabatte anlegten?«

»Hast ganz recht, Pommerle, die Blumenrabatte ist bewilligt!«

Pommerle hob den Kopf. Sie sah im Augenblick nur den Vater, schmetterte ihre Tonleiter hervor und rief jubelnd:

»Du Prachtväterli, – warum hast du die Rabatte nicht schon vier Wochen früher bewilligt? Sollst mal sehen, was ich nun in den Osterferien schaffen werde!«

Direktor Olfert verbarg sich absichtlich hinter seinem Freunde.

»Wirst du die Rabatte allein schaffen oder muß der Vater dir eine Hilfe kommen lassen?«

»Väterli, wo denkst du hin! Das mache ich ganz allein! Gerade weil es eine neue Anlage wird, macht es mir viel Freude. Du sollst staunen, dadurch gewinnt unser Garten! – Väterli, wann bekomme ich die fünfzig Mark? Es ist nämlich die allerhöchste Zeit!«

»Was soll gepflanzt werden? – Wie ist die Anlage gedacht?«

Pommerles Arme sanken am Körper herab. Erst jetzt bemerkte sie den Frager. Da sie sich Direktor Olferts nicht erinnern konnte, überkam sie wieder die große Verlegenheit, die sich ihrer so oft bemächtigte, wenn ihr plötzlich ein Fremder gegenüberstand.

»Komm einmal näher, Pommerle«, sagte der Vater, »Herr Gartenbaudirektor Olfert kann dir gewiß einen guten Rat geben.«

Pommerles Gesicht färbte sich noch ein wenig röter. Wenn der Besuch des Vaters ein Gartenbaudirektor war, lachte er sie wahrscheinlich aus, denn er mußte ihre Bemerkungen von vorhin gehört haben. Aber Olfert schüttelte dem jungen Mädchen herzlich die Hand.

»Das also ist aus dem kleinen Pommerle geworden! Eine angehende Gärtnerin, die geradezu fabelhafte Begabung in sich trägt.«

Das war kein Spott, das war lobende Anerkennung. Eine angehende Gärtnerin nannte sie der Fachmann.

»Wer hat dir soviel Wissen beigebracht, Pommerle?«

»Ich verstehe noch gar nicht viel.«

»Darf ich einmal ansehen, was du soeben geleistet hast?«

»Ach – es wird wohl – – Für einen Gartenbaudirektor wird es nicht ausreichen – –«

»So werde ich sogleich eine Lehrstunde erteilen.«

»Ach ja!«

Aber an den gepfropften Bäumchen war nichts zu tadeln.

»Ein gelernter Gärtner könnte es nicht besser machen«, lobte Olfert.

Da strahlte das Gesicht des jungen Mädchens. »Wollen Sie nun auch einmal den hinteren Blumengarten ansehen? Ich habe ihn selbst angelegt. Vor drei Jahren war er ganz anders. – Ist es so richtig, wie ich es machte?«

»Den Garten will ich gern ansehen, Pommerle.«

Dann gingen die drei durch das Grundstück. Anfangs war Pommerle noch ein wenig scheu, doch verlor sich das bedrückende Gefühl gar schnell, und bald plauderte sie munter. Absichtlich stellte der Gartenbaudirektor die verschiedensten Fragen. Er versuchte sogar mitunter, Pommerle aufs Glatteis zu führen, doch das junge Mädchen fiel nicht darauf herein.

»Was soll nun mit der neuen Rabatte werden? Wie denkst du dir die Anlage?«

Die Worte sprudelten aus Pommerles Munde. »Hätte ich schon früher Geld gehabt, wäre sie längst fertig. Ich hatte Väterli im vorigen Herbst schon einmal dreißig Mark abgebettelt, da habe ich mich nicht getraut, schon wieder um neues Geld zu bitten.«

»Würde es dir Freude bereiten, mein liebes Pommerle, einmal einige künstlerische Gärten anzusehen? Vielleicht einmal eine Autofahrt durch besonders herrliche Parkanlagen zu machen? Es ist in den letzten Jahren großer Wert auf Parkanlagen gelegt worden; wahre Wunderwerke sind erstanden. Wie wäre es, kleine angehende Gärtnerin, wenn ich dich einmal zu mir in meine Familie einladen würde? Meinen Sie nicht, lieber Bender, daß solch eine Reise dem gärtnerischen Genie von Vorteil wäre?«

»Na, Pommerle, was sagst du dazu?« schmunzelte der Professor.

Pommerle verkrampfte die Hände. Bei einem der Gärtner lag eine Zeitschrift aus, die brachte jede Woche herrliche Bilder von künstlerischen Gartenanlagen. Pommerle kannte keinen größeren Wunsch, als mit eigenen Augen derartiges zu sehen. – Nun wurde ihr solch eine Einladung zuteil.

»Ich habe zwei Töchter«, fuhr der Direktor fort, »ich glaube, du würdest dich in meinem Hause wohlfühlen. Von Luise, meiner Ältesten, kannst du viel lernen. Sie hat ihr Examen als Gärtnerin längst hinter sich und arbeitet auf die Gartenbaulehrerin hin. Ich habe ihr versprochen, im Juli oder August mit meinem Wagen eine Rundreise zu machen, um die schönsten Parkanlagen in Augenschein zu nehmen. Dann nehmen wir das Pommerle mit. Sie erlauben es doch, lieber Bender?«

Statt einer Antwort ließ Bender ein lautes: »Au – au!« hören. Pommerle hatte ihre Fingernägel so leidenschaftlich in den Arm des Vaters gedrückt, daß jener heftigen Schmerz spürte. Olfert schaute in zwei strahlende Blauaugen.

»Ich denke, die Sache ist abgemacht. Die Eltern haben gewiß nichts dagegen, wenn die künftige Gärtnerin schon frühzeitig Sehenswertes erschaut.«

»Wenn Sie mein Pommerle haben wollen, will ich es ihr gern erlauben, während der großen Ferien zu Ihnen zu kommen. Falls das Ihrer lieben Frau recht ist.«

Pommerle hätte sich gar zu gern für die Einladung bedankt, doch die große Freude schob ihr einen Kloß in die Kehle. Das würgte, das drückte, es war schier zum Ersticken. Aber noch etwas anderes sauste in ihrem Kopf. Von der angehenden Gärtnerin sprach Direktor Olfert. Gärtnerin – ja, eine Gärtnerin mußte sie werden! Plötzlich war der Kloß aus der Kehle geschwunden, helles Jauchzen kam über Pommerles Lippen:

»Eine Gärtnerin werde ich, – jetzt weiß ich es! – Ach, ich komme ja so gern, so furchtbar gern! Ich will auch die Augen weit offen halten, damit ich wirklich viel lerne. Glauben Sie, Herr Direktor, daß ich die nötige Begabung zur Gärtnerin habe?«

»Eine überraschend große Begabung, Pommerle!«

Da hing das junge Mädchen am Halse des Vaters und küßte ihn. »Väterli, ich werde Gärtnerin, werde im Sommer eine schöne Reise machen! Wo ist mein Mütterchen, ich muß es ihr sagen!« Fort war Pommerle. Sie wollte nicht, daß der Vater und dessen Gast die Freudentränen sahen, die ihr in den Augen standen.


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