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Zu ihrem Erstaunen sieht sich nun unsere Geschichte einen Augenblick lang in Verbindung mit sehr berühmten Ereignissen und Personen am Rockzipfel der Weltgeschichte hängen. Die Adler Napoleon Bonapartes, des korsischen Emporkömmlings, flogen nach einem kurzen Aufenthalt auf der Insel Elba und in der Provence weiter von Kirchturm zu Kirchturm, bis sie sich auf den Türmen von Notre Dame in Paris niederließen, und ich möchte eigentlich wissen, ob die kaiserlichen Vögel dabei ein Auge hatten für einen kleinen Winkel der Gemeinde Bloomsbury in London, den man für so still halten möchte, daß selbst das Schwirren und Schlagen dieser gewaltigen Flügel dort unbemerkt vorübergehen würde. |
Our surprised story now finds itself for a moment among very famous events and personages, and hanging on to the skirts of history. When the eagles of Napoleon Bonaparte, the Corsican upstart, were flying from Provence, where they had perched after a brief sojourn in Elba, and from steeple to steeple until they reached the towers of Notre Dame, I wonder whether the Imperial birds had any eye for a little corner of the parish of Bloomsbury, London, which you might have thought so quiet, that even the whirring and flapping of those mighty wings would pass unobserved there? |
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»Napoleon ist in Cannes gelandet.« Solch eine Nachricht konnte wohl in Wien Panik hervorrufen, Rußland veranlassen, seine Karten hinzuwerfen, Preußen in Verlegenheit setzen und Talleyrand und Metternich zum Kopfschütteln veranlassen, während Fürst Hardenberg und sogar der jetzige Marquis von Londonderry ganz verwirrt waren. Wie konnte diese Nachricht aber eine junge Dame am Russell Square berühren, vor deren Tür der Nachtwächter die Stunden ausrief, während sie schlief, die beim Spazierengehen auf dem Platz nicht ohne Schutz war, die auch nur beim kleinsten Gang zur Southampton Row, um dort ein Band zu kaufen, von dem schwarzen Sambo mit einem ungeheuren Stock begleitet wurde, die stets von vielen bezahlten und unbezahlten Schutzengeln umsorgt, gekleidet, zu Bett gebracht und bewacht wurde? Bon Dieu, sage ich, ist es nicht schlimm, daß das verhängnisvolle Rasen des Kaiserkampfes nicht vor sich gehen kann, ohne eine arme, harmlose Achtzehnjährige am Russell Square zu berühren, die sich nur mit Schnäbeln, Girren und Musselinkragensticken beschäftigt? Auch du, liebliche, schlichte Blume! Soll der brüllende Kriegssturm dich umwerfen, obgleich du unter dem sicheren Dach von Holborn kauerst? Ja, Napoleon setzt das Letzte aufs Spiel, und das Glück der armen kleinen Emmy Sedley spielt irgendwie eine Rolle dabei. |
“Napoleon has landed at Cannes.” Such news might create a panic at Vienna, and cause Russia to drop his cards, and take Prussia into a corner, and Talleyrand and Metternich to wag their heads together, while Prince Hardenberg, and even the present Marquis of Londonderry, were puzzled; but how was this intelligence to affect a young lady in Russell Square, before whose door the watchman sang the hours when she was asleep: who, if she strolled in the square, was guarded there by the railings and the beadle: who, if she walked ever so short a distance to buy a ribbon in Southampton Row, was followed by Black Sambo with an enormous cane: who was always cared for, dressed, put to bed, and watched over by ever so many guardian angels, with and without wages? Bon Dieu, I say, is it not hard that the fateful rush of the great Imperial struggle can’t take place without affecting a poor little harmless girl of eighteen, who is occupied in billing and cooing, or working muslin collars in Russell Square? You too, kindly, homely flower! — is the great roaring war tempest coming to sweep you down, here, although cowering under the shelter of Holborn? Yes; Napoleon is flinging his last stake, and poor little Emmy Sedley’s happiness forms, somehow, part of it. |
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Zunächst hatte die verhängnisvolle Nachricht das Vermögen ihres Vaters weggefegt. Dem unglücklichen alten Herrn waren in der letzten Zeit alle Spekulationen fehlgeschlagen. Unternehmungen waren mißlungen, Kaufleute hatten Bankrott gemacht, Staatspapiere waren gestiegen, als er aufs Sinken gerechnet hatte. Was brauchen wir noch auf Einzelheiten einzugehen? Wo Erfolge selten und langsam werden, kommt der Ruin schnell und leicht. Der alte Sedley hatte seine traurige Lage verschwiegen. Alles schien in dem ruhigen, reichen Hause seinen gewöhnlichen Gang zu gehen ; die gutmütige Hausherrin setzte nichtsahnend ihren geschäftigen Müßiggang fort und erfüllte ihre täglichen leichten Pflichten; die Tochter war noch immer ausschließlich mit dem gleichen selbstsüchtigen, zärtlichen Gedanken beschäftigt und kümmerte sich nicht um ihre Umwelt – bis jener Schlag kam, unter dem die würdige Familie fiel. |
In the first place, her father’s fortune was swept down with that fatal news. All his speculations had of late gone wrong with the luckless old gentleman. Ventures had failed; merchants had broken; funds had risen when he calculated they would fall. What need to particularize? If success is rare and slow, everybody knows how quick and easy ruin is. Old Sedley had kept his own sad counsel. Everything seemed to go on as usual in the quiet, opulent house; the good-natured mistress pursuing, quite unsuspiciously, her bustling idleness, and daily easy avocations; the daughter absorbed still in one selfish, tender thought, and quite regardless of all the world besides, when that final crash came, under which the worthy family fell. |
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Eines Abends schrieb Mrs. Sedley Einladungskarten für eine Gesellschaft; die Osbornes hatten eine gegeben, und sie durfte nicht zurückstehen. John Sedley, der sehr spät aus der City heimgekommen war, saß schweigend am Kamin, während seine Frau ihm etwas vorschwatzte. Emmy war unpäßlich und hatte sich niedergeschlagen auf ihr Zimmer zurückgezogen. »Sie ist nicht glücklich«, fuhr die Mutter in ihrem Gespräch fort. »George Osborne vernachlässigt sie. Ich kann das Gebaren dieser Leute nicht ausstehen. Die Mädchen sind seit drei Wochen nicht mehr hiergewesen, und George war zweimal in der Stadt, ohne uns zu besuchen. Edward Dale hat ihn in der Oper gesehen. Ich glaube bestimmt, Edward würde sie heiraten; und dann ist da noch Hauptmann Dobbin, der auch – nur, ich kann keinen Soldaten leiden. Was für ein Stutzer der George geworden ist! Und dieses militärische Gehabe; nein, wirklich, wir müssen gewissen Leuten zeigen, daß wir so gut sind wie sie. Gib nur Edward einige Hoffnung, und du wirst sehen. Wir müssen eine Gesellschaft geben, Sedley. Warum sprichst du nicht, John? Soll ich sagen, Dienstag in vierzehn Tagen? Aber warum antwortest du nicht? Guter Gott, John, was ist geschehen?« |
One night Mrs. Sedley was writing cards for a party; the Osbornes had given one, and she must not be behindhand; John Sedley, who had come home very late from the City, sate silent at the chimney side, while his wife was prattling to him; Emmy had gone up to her room ailing and low-spirited. “She’s not happy,” the mother went on. “George Osborne neglects her. I’ve no patience with the airs of those people. The girls have not been in the house these three weeks; and George has been twice in town without coming. Edward Dale saw him at the Opera. Edward would marry her I’m sure: and there’s Captain Dobbin who, I think, would — only I hate all army men. Such a dandy as George has become. With his military airs, indeed! We must show some folks that we’re as good as they. Only give Edward Dale any encouragement, and you’ll see. We must have a party, Mr. S. Why don’t you speak, John? Shall I say Tuesday fortnight? Why don’t you answer? Good God, John, what has happened?” |
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John Sedley sprang aus seinem Stuhl auf, seiner Frau entgegen, die auf ihn zustürzte. Er nahm sie in die Arme und sagte hastig: »Wir sind ruiniert, Mary. Wir müssen nun wieder von vorn anfangen, meine Liebe. Es ist das beste, du erfährst sofort alles.« Als er sprach, zitterte er am ganzen Leibe und sank fast zu Boden. Er dachte, die Nachricht würde seine Frau überwältigen, diese Frau, der er nie ein hartes Wort gegeben hatte. Aber nun war er am tiefsten erschüttert, so plötzlich auch der Schlag für sie kam. Als er in seinen Stuhl zurücksank, übernahm seine Frau das Trösteramt. Sie ergriff seine zitternden Hände, küßte sie und legte sie um ihren Hals; sie nannte ihn ihren John... ihren lieben John... ihren alten Mann ... ihren guten alten Mann; sie ergoß hundert unzusammenhängende Worte der Liebe und Zärtlichkeit über ihn, ihre treue Stimme und ihre schlichten Liebkosungen entzückten und quälten dieses betrübte Herz zugleich und erleichterten und trösteten seine beladene Seele. |
John Sedley sprang up out of his chair to meet his wife, who ran to him. He seized her in his arms, and said with a hasty voice, “We’re ruined, Mary. We’ve got the world to begin over again, dear. It’s best that you should know all, and at once.” As he spoke, he trembled in every limb, and almost fell. He thought the news would have overpowered his wife — his wife, to whom he had never said a hard word. But it was he that was the most moved, sudden as the shock was to her. When he sank back into his seat, it was the wife that took the office of consoler. She took his trembling hand, and kissed it, and put it round her neck: she called him her John — her dear John — her old man — her kind old man; she poured out a hundred words of incoherent love and tenderness; her faithful voice and simple caresses wrought this sad heart up to an inexpressible delight and anguish, and cheered and solaced his over-burdened soul. |
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Nur einmal im Laufe der langen Nacht, als sie beieinandersaßen und der arme Sedley in einer Generalbeichte seine verschlossene Seele auftat und die Geschichte seiner Verluste und Verlegenheiten erzählte – den Verrat einiger seiner ältesten Freunde, die mannhafte Freundlichkeit anderer, von denen er es nie erwartet hätte –, nur einmal machte die treue Frau ihren Gefühlen Luft. »Mein Gott, mein Gott! Es wird Emmy das Herz brechen«, sagte sie. |
Only once in the course of the long night as they sate together, and poor Sedley opened his pent-up soul, and told the story of his losses and embarrassments — the treason of some of his oldest friends, the manly kindness of some, from whom he never could have expected it — in a general confession — only once did the faithful wife give way to emotion. “My God, my God, it will break Emmy’s heart,” she said. |
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Der Vater hatte das arme Mädchen vergessen. Sie lag unglücklich oben in ihrem Zimmer wach. Umgeben von Freunden und gütigen Eltern, war sie in ihrem eigenen Hause einsam. Wie vielen Menschen kann man alles erzählen? Wer ist offen, wo er keinem Mitgefühl begegnet, oder wer kann schon mit denen sprechen, die doch kein Verständnis haben? So war unsere sanfte Amelia einsam. Sie hatte keine Vertraute mehr, seitdem sie etwas anzuvertrauen hatte. Ihrer alten Mutter konnte sie mit ihren Zweifeln und Sorgen nicht kommen, und ihre sogenannten Schwestern schienen ihr jeden Tag fremder. Sie hatte auch Ahnungen und Befürchtungen, die sie sich selbst nicht einzugestehen wagte, obwohl sie insgeheim dauernd darüber brütete. |
The father had forgotten the poor girl. She was lying, awake and unhappy, overhead. In the midst of friends, home, and kind parents, she was alone. To how many people can any one tell all? Who will be open where there is no sympathy, or has call to speak to those who never can understand? Our gentle Amelia was thus solitary. She had no confidante, so to speak, ever since she had anything to confide. She could not tell the old mother her doubts and cares; the would-be sisters seemed every day more strange to her. And she had misgivings and fears which she dared not acknowledge to herself, though she was always secretly brooding over them. |
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Ihr Herz suchte ihr fortwährend zu versichern, daß George Osborne ihrer würdig und ihr treu sei, obgleich sie es anders wußte. Wie vieles hatte sie gesagt, ohne ein Echo von ihm zu vernehmen. Wie oft mußte sie dem Verdacht der Selbstsucht und der Gleichgültigkeit begegnen und ihn hartnäckig niederkämpfen. Wem konnte die arme kleine Märtyrerin diese tagtäglichen Kämpfe und Qualen anvertrauen? Ihr Held selbst verstand sie nur halb. Sie wagte es nicht, sich zu gestehen, daß der Mann ihrer Liebe ihr unterlegen war; sie wollte nicht fühlen, daß sie ihr Herz zu schnell verschenkt hatte. Da dies nun aber einmal geschehen war, so war das reine, schamhafte Mädchen zu bescheiden, zu zärtlich, zu vertrauensvoll, zu schwach, zu sehr Frau, um es wieder zurückzunehmen. Wir gehen mit der Liebe unserer Frauen wie die Türken um und haben sie zur Anerkennung unserer Lehre gezwungen. Wir lassen ihren Körper frei umhergehen, sie dürfen lächeln und Locken und rosa Hüte tragen, anstatt sich hinter Schleier und Jaschmak zu verbergen. Aber ihre Seele darf nur von einem einzigen Mann gesehen werden, und sie gehorchen nicht ungern und sind einverstanden, als unsere Sklavinnen zu Hause zu bleiben, uns zu bedienen und sich für uns abzuplagen. |
Her heart tried to persist in asserting that George Osborne was worthy and faithful to her, though she knew otherwise. How many a thing had she said, and got no echo from him. How many suspicions of selfishness and indifference had she to encounter and obstinately overcome. To whom could the poor little martyr tell these daily struggles and tortures? Her hero himself only half understood her. She did not dare to own that the man she loved was her inferior; or to feel that she had given her heart away too soon. Given once, the pure bashful maiden was too modest, too tender, too trustful, too weak, too much woman to recall it. We are Turks with the affections of our women; and have made them subscribe to our doctrine too. We let their bodies go abroad liberally enough, with smiles and ringlets and pink bonnets to disguise them instead of veils and yakmaks. But their souls must be seen by only one man, and they obey not unwillingly, and consent to remain at home as our slaves — ministering to us and doing drudgery for us. |
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So gefangen und gequält war dieses sanfte Herzchen, als im März Anno Domini 1815 Napoleon in Cannes landete, Ludwig XVIII. floh, ganz Europa in Unruhe versetzt wurde, die Aktien fielen und der alte John Sedley ruiniert wurde. |
So imprisoned and tortured was this gentle little heart, when in the month of March, Anno Domini 1815, Napoleon landed at Cannes, and Louis XVIII fled, and all Europe was in alarm, and the funds fell, and old John Sedley was ruined. |
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Wir wollen dem würdigen alten Börsenmakler nicht durch die letzten Qualen und Kämpfe des Ruins folgen, bis sein geschäftlicher Tod eintrat. Er wurde auf der Börse als zahlungsunfähig ausgehängt, er blieb von seinem Kontor weg, seine Wechsel wurden protestiert, sein Bankrott wurde in aller Form ausgesprochen. Das Haus und die Einrichtung am Russell Square wurden beschlagnahmt und verkauft und er und seine Familie daraus vertrieben, wie wir gesehen haben. Sollten sie sehen, wo sie nun blieben. |
We are not going to follow the worthy old stockbroker through those last pangs and agonies of ruin through which he passed before his commercial demise befell. They declared him at the Stock Exchange; he was absent from his house of business: his bills were protested: his act of bankruptcy formal. The house and furniture of Russell Square were seized and sold up, and he and his family were thrust away, as we have seen, to hide their heads where they might. |
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John Sedley brachte es nicht übers Herz, die Dienstboten des Hauses, die dann und wann in unserer Geschichte aufgetreten sind, noch einmal zu sehen, nachdem er sie nun, durch Armut gezwungen, entlassen mußte. Der Lohn wurde diesen guten Leuten mit jener Pünktlichkeit ausgezahlt, die man häufig bei Leuten findet, welche große Summen schulden. Es tat ihnen sehr leid, gute Stellungen aufgeben zu müssen, aber es brach ihnen nicht das Herz, sich von ihren angebeteten Herrschaften zu trennen. Das Kammermädchen unserer Amelia war zwar verschwenderisch mit Beileidsbezeigungen, ging aber ganz gelassen davon, um sich in einem vornehmeren Stadtteil zu verbessern. Der schwarze Sambo beschloß mit der Verblendung seines Standes, ein Wirtshaus zu eröffnen. Nur die ehrliche Mrs. Blenkinsop, die Joes und Amelias Geburt sowie John Sedleys Werben um seine Frau erlebt hatte, wollte auch ohne Lohn bei ihnen bleiben, da sie in ihrem Dienst eine schöne Summe gespart hatte. Sie begleitete die gefallene Familie zu ihrem neuen und bescheidenen Zufluchtsort, wo sie sie eine Zeitlang brummend pflegte. |
John Sedley had not the heart to review the domestic establishment who have appeared now and anon in our pages and of whom he was now forced by poverty to take leave. The wages of those worthy people were discharged with that punctuality which men frequently show who only owe in great sums — they were sorry to leave good places — but they did not break their hearts at parting from their adored master and mistress. Amelia’s maid was profuse in condolences, but went off quite resigned to better herself in a genteeler quarter of the town. Black Sambo, with the infatuation of his profession, determined on setting up a public-house. Honest old Mrs. Blenkinsop indeed, who had seen the birth of Jos and Amelia, and the wooing of John Sedley and his wife, was for staying by them without wages, having amassed a considerable sum in their service: and she accompanied the fallen people into their new and humble place of refuge, where she tended them and grumbled against them for a while. |
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Unter allen Gegnern Sedleys bei den nun folgenden Verhandlungen mit seinen Gläubigern – Verhandlungen, die die Gefühle des gedemütigten alten Herrn so sehr quälten, daß er in sechs Wochen mehr alterte als während der verflossenen fünfzehn Jahre – schien der entschlossenste und hartnäckigste sein alter Freund und Nachbar John Osborne zu sein, John Osborne, dem er geholfen hatte, auf eigenen Füßen zu stehen, der ihm hundertmal zu Dank verpflichtet war und dessen Sohn Sedleys Tochter heiraten sollte. Schon einer dieser Gründe würde die Bitterkeit von Osbornes Gegnerschaft hinreichend erklären. |
Of all Sedley’s opponents in his debates with his creditors which now ensued, and harassed the feelings of the humiliated old gentleman so severely, that in six weeks he oldened more than he had done for fifteen years before — the most determined and obstinate seemed to be John Osborne, his old friend and neighbour — John Osborne, whom he had set up in life — who was under a hundred obligations to him — and whose son was to marry Sedley’s daughter. Any one of these circumstances would account for the bitterness of Osborne’s opposition. |
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Wenn ein Mensch einem anderen, mit dem er später in Streit gerät, sehr verpflichtet ist, so macht ihn ein allgemeines Anstandsgefühl gleichsam zu einem weit schlimmeren Feind, als er einem bloßen Fremden gegenüber sein würde. Um in diesem Fall deine eigene Hartherzigkeit und Undankbarkeit zu erklären und zu rechtfertigen, mußt du das Verbrechen des anderen Teiles beweisen. Nicht du selbst bist selbstsüchtig, brutal und wütend beim Fehlschlagen einer Spekulation – nein, nein, dein Partner hat dich durch niederträchtige Verräterei und in unehrlicher Absicht dazu verleitet. Ein bloßer Sinn für Konsequenz verpflichtet einen Ankläger, zu zeigen, daß der Gefallene ein Schurke ist – sonst ist er, der Ankläger, nämlich selbst ein Schuft. |
When one man has been under very remarkable obligations to another, with whom he subsequently quarrels, a common sense of decency, as it were, makes of the former a much severer enemy than a mere stranger would be. To account for your own hard-heartedness and ingratitude in such a case, you are bound to prove the other party’s crime. It is not that you are selfish, brutal, and angry at the failure of a speculation — no, no — it is that your partner has led you into it by the basest treachery and with the most sinister motives. From a mere sense of consistency, a persecutor is bound to show that the fallen man is a villain — otherwise he, the persecutor, is a wretch himself. |
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Es ist eine allgemeine Regel, beruhigend für alle gestrengen Gläubiger, daß nämlich höchstwahrscheinlich kein Mensch, der sich in Verlegenheit befindet, vollkommen ehrlich ist. Er verhehlt immer etwas, übertreibt Glücksumstände, verheimlicht den wahren Stand der Dinge, sagt, bei ihm sei alles in Ordnung, wenn er gerade alle Hoffnung aufgegeben hat, trägt stets ein lächelndes Gesicht zur Schau (wahrhaftig, ein trauriges Lächeln!), während er am Rande des Bankrotts steht, möchte gern jeden Vorwand für einen Aufschub benutzen oder jede Art von Geld aufnehmen, um den unausbleiblichen Ruin noch einige Tage hinauszuschieben. »Nieder mit solcher Unehrlichkeit!« ruft der Gläubiger triumphierend und schmäht seinen sinkenden Feind noch. »Du Narr, warum klammerst du dich an einen Strohhalm?« fragt der kühle gesunde Menschenverstand den Ertrinkenden. »Du Schuft, warum scheust du dich, in der ›Gazette‹ zu erscheinen, wo du doch sowieso einmal hineinmußt?« schreit der Reichtum den armen Teufel an, der sich in diesem schwarzen Strudel abmüht. Wer hat nicht schon bemerkt, mit welchem Eifer sich die intimsten Freunde und die ehrlichsten Menschen verdächtigen und sich gegenseitig des Betruges beschuldigen, wenn sie sich wegen Geldsachen überwerfen. Alle tun es. Alle haben vermutlich recht, und die Welt ist ein Schurke. |
And as a general rule, which may make all creditors who are inclined to be severe pretty comfortable in their minds, no men embarrassed are altogether honest, very likely. They conceal something; they exaggerate chances of good luck; hide away the real state of affairs; say that things are flourishing when they are hopeless, keep a smiling face (a dreary smile it is) upon the verge of bankruptcy — are ready to lay hold of any pretext for delay or of any money, so as to stave off the inevitable ruin a few days longer. “Down with such dishonesty,” says the creditor in triumph, and reviles his sinking enemy. “You fool, why do you catch at a straw?” calm good sense says to the man that is drowning. “You villain, why do you shrink from plunging into the irretrievable Gazette?” says prosperity to the poor devil battling in that black gulf. Who has not remarked the readiness with which the closest of friends and honestest of men suspect and accuse each other of cheating when they fall out on money matters? Everybody does it. Everybody is right, I suppose, and the world is a rogue. |
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Außerdem hatte Osborne noch das unerträgliche Bewußtsein, einst von Sedley Wohltaten empfangen zu haben. Das stachelte und ärgerte ihn, und so etwas vertieft die Feindschaft stets noch. Schließlich mußte er das Verhältnis zwischen Sedleys Tochter und seinem Sohn abbrechen. Und da die Sache schon sehr weit gediehen war und das Glück, ja vielleicht der gute Ruf des armen Mädchens auf dem Spiele standen, so mußten wirklich zwingende Gründe für den Bruch ins Feld geführt werden, und John Osborne hatte zu beweisen, daß John Sedley wirklich ein ganz schlechtes Subjekt sei. |
Then Osborne had the intolerable sense of former benefits to goad and irritate him: these are always a cause of hostility aggravated. Finally, he had to break off the match between Sedley’s daughter and his son; and as it had gone very far indeed, and as the poor girl’s happiness and perhaps character were compromised, it was necessary to show the strongest reasons for the rupture, and for John Osborne to prove John Sedley to be a very bad character indeed. |
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Bei den Gläubigerversammlungen trat John Osborne daher mit einer solchen Wut und Verachtung gegen Sedley auf, daß es dem ruinierten alten Manne fast das Herz brach. Von Stund an verbot er George jeglichen Umgang mit Amelia und bedrohte den jungen Mann mit seinem Fluch, falls er seinem Befehl zuwiderhandelte, und sprach von dem armen, unschuldigen Mädchen geringschätzig als von einem gemeinen und gerissenen Weibstück. Eine Hauptvoraussetzung für Haß und Zorn ist, daß man über den Verhaßten Lügen verbreiten und sie auch glauben muß, um, wie gesagt, konsequent zu sein. |
At the meetings of creditors, then, he comported himself with a savageness and scorn towards Sedley, which almost succeeded in breaking the heart of that ruined bankrupt man. On George’s intercourse with Amelia he put an instant veto — menacing the youth with maledictions if he broke his commands, and vilipending the poor innocent girl as the basest and most artful of vixens. One of the great conditions of anger and hatred is, that you must tell and believe lies against the hated object, in order, as we said, to be consistent. |
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Als der große Krach kam – die Verkündung des Ruins, der Auszug vom Russell Square und die Erklärung, daß zwischen ihr und George, zwischen ihr und der Liebe, dem Glück und dem Glauben an die Welt alles aus sei – ein brutaler Brief von John Osborne teilte ihr in wenigen Zeilen mit, daß das Verhalten ihres Vaters jede Verbindung zwischen den beiden Familien verbiete –, als die letzte Entscheidung kam, war sie nicht so erschüttert, wie ihre Eltern, oder vielmehr ihre Mutter, erwartet hatten, denn John Sedley selbst war völlig zerschmettert: in den Trümmern seiner eigenen Angelegenheiten und seiner vernichteten Ehre. Amelia nahm die Nachricht bleich und ruhig auf. Es war ja nur die Bestätigung ihrer düsteren Ahnungen. Es war nur die Urteilsverkündung für das Verbrechen, dessen sie sich längst schuldig gemacht hatte, nämlich zu Unrecht, gegen alle Vernunft, leidenschaftlich zu lieben. Sie verriet jetzt ihre Gedanken ebensowenig wie früher. Jetzt, wo sie überzeugt war, daß alle Hoffnung geschwunden sei, schien sie kaum unglücklicher zu sein als früher, als sie fühlte, aber sich nicht einzugestehen wagte, daß alles vorbei sei. So zog sie ohne jede Äußerung aus dem großen Haus in das kleine, blieb meistens in ihrem Zimmerchen, härmte sich im stillen ab und welkte dahin. Ich will nicht sagen, alle Frauen seien so. Ich glaube nicht, daß Ihr Herz, meine liebe Miss Bullock, brechen würde! Sie sind ein vernünftiges junges Mädchen mit gesunden Grundsätzen. Ich will auch nicht sagen, daß meines brechen würde, es hat vieles erduldet und ist trotzdem am Leben geblieben. Aber es gibt solche Seelen, die so zart gebaut, so zerbrechlich, fein und empfindlich sind. |
When the great crash came — the announcement of ruin, and the departure from Russell Square, and the declaration that all was over between her and George — all over between her and love, her and happiness, her and faith in the world — a brutal letter from John Osborne told her in a few curt lines that her father’s conduct had been of such a nature that all engagements between the families were at an end — when the final award came, it did not shock her so much as her parents, as her mother rather expected (for John Sedley himself was entirely prostrate in the ruins of his own affairs and shattered honour). Amelia took the news very palely and calmly. It was only the confirmation of the dark presages which had long gone before. It was the mere reading of the sentence — of the crime she had long ago been guilty — the crime of loving wrongly, too violently, against reason. She told no more of her thoughts now than she had before. She seemed scarcely more unhappy now when convinced all hope was over, than before when she felt but dared not confess that it was gone. So she changed from the large house to the small one without any mark or difference; remained in her little room for the most part; pined silently; and died away day by day. I do not mean to say that all females are so. My dear Miss Bullock, I do not think your heart would break in this way. You are a strong-minded young woman with proper principles. I do not venture to say that mine would; it has suffered, and, it must be confessed, survived. But there are some souls thus gently constituted, thus frail, and delicate, and tender. |
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Sooft der alte John Sedley an die Angelegenheit zwischen George und Amelia dachte oder darauf anspielte, geschah es mit einer Bitterkeit, die der Mr. Osbornes kaum nachstand. Er verfluchte Osborne und seine Familie als herzlos, schurkisch und undankbar. Er schwor, keine Macht auf Erden könne ihn bewegen, seine Tochter an den Sohn so eines Halunken zu verheiraten, und er befahl Emmy, sich George aus dem Sinn zu schlagen und alle Geschenke und Briefe zurückzugeben, die sie je von ihm empfangen hatte. |
Whenever old John Sedley thought of the affair between George and Amelia, or alluded to it, it was with bitterness almost as great as Mr. Osborne himself had shown. He cursed Osborne and his family as heartless, wicked, and ungrateful. No power on earth, he swore, would induce him to marry his daughter to the son of such a villain, and he ordered Emmy to banish George from her mind, and to return all the presents and letters which she had ever had from him. |
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Sie versprach, sich in ihr Schicksal zu fügen, und versuchte zu gehorchen. Sie packte die wenigen Schmucksachen zusammen und zog die Briefe aus ihrem Versteck und las sie noch einmal – als ob sie sie nicht schon auswendig gewußt hätte. Aber von ihnen konnte sie sich nicht trennen. Das war zuviel verlangt, sie steckte sie wieder in den Busen – so sieht man manchmal eine Frau ihr totes Kind herzen. Die junge Amelia fühlte, daß sie sterben oder den Verstand verlieren würde, wenn man ihr diesen letzten Trost entrisse. Wie sie jedesmal, wenn einer von diesen Briefen gekommen war, errötete und strahlte, wie schnell sie klopfenden Herzens wegtrippelte, um ihn ungestört lesen zu können! Waren sie kühl gehalten, so las sie diese liebevolle kleine Seele in Wärme um, waren sie kurz und egoistisch, fand sie immer wieder Entschuldigungen für den Schreiber! |
She promised acquiescence, and tried to obey. She put up the two or three trinkets: and, as for the letters, she drew them out of the place where she kept them; and read them over — as if she did not know them by heart already: but she could not part with them. That effort was too much for her; she placed them back in her bosom again — as you have seen a woman nurse a child that is dead. Young Amelia felt that she would die or lose her senses outright, if torn away from this last consolation. How she used to blush and lighten up when those letters came! How she used to trip away with a beating heart, so that she might read unseen! If they were cold, yet how perversely this fond little soul interpreted them into warmth. If they were short or selfish, what excuses she found for the writer! |
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Über diesen wenigen wertlosen Papieren brütete und brütete sie nun. Sie lebte in der Vergangenheit – jeder Brief schien ihr ein Ereignis daraus zurückzurufen. Wie gut sie sich an alles erinnerte! Sein Blick und sein Ton, seine Kleidung, was er sagte und wie er es sagte – diese Reliquien und Erinnerungsstücke einer toten Neigung waren alles, was ihr auf der Welt verblieben war. Und ihre Lebensaufgabe war nun, den Leichnam der Liebe zu bewachen. |
It was over these few worthless papers that she brooded and brooded. She lived in her past life — every letter seemed to recall some circumstance of it. How well she remembered them all! His looks and tones, his dress, what he said and how — these relics and remembrances of dead affection were all that were left her in the world. And the business of her life, was — to watch the corpse of Love. |
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Dem Tode sah sie mit unaussprechlichem Verlangen entgegen. Dann, dachte sie, werde ich stets bei ihm sein, werde ich ihm stets folgen. – Ich lobe ihr Betragen nicht, und ich will es Miss Bullock keineswegs als nachahmenswertes Beispiel hinstellen. Miss B. versteht besser, ihre Gefühle zu beherrschen, als dieses arme kleine Geschöpf. Miss B. hätte sich nie so kompromittiert wie die unvorsichtige Amelia, hätte nie ihre Liebe verpfändet und ihr Herz offenbart und verschenkt, ohne etwas anderes dafür zu erhalten als ein unsicheres Versprechen, das in einem Augenblick gebrochen und wertlos war. Eine lange Verlobung ist eine Gemeinschaft, bei der ein Partner nach eigenem Willen sein Wort halten oder brechen kann, in der aber das ganze Kapital des anderen steckt. |
To death she looked with inexpressible longing. Then, she thought, I shall always be able to follow him. I am not praising her conduct or setting her up as a model for Miss Bullock to imitate. Miss B. knows how to regulate her feelings better than this poor little creature. Miss B. would never have committed herself as that imprudent Amelia had done; pledged her love irretrievably; confessed her heart away, and got back nothing — only a brittle promise which was snapt and worthless in a moment. A long engagement is a partnership which one party is free to keep or to break, but which involves all the capital of the other. |
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Seid daher vorsichtig, ihr jungen Damen! Seid wachsam, wie ihr euch bindet! Hütet euch, aufrichtig zu lieben, verratet nie alle eure Gefühle oder (noch besser) fühlt sehr wenig! Beachtet die Folgen der vorschnellen Ehrlichkeit und des Vertrauens! Mißtraut euch selbst und allen anderen! Verheiratet euch am besten wie in Frankreich, wo Advokaten Brautjungfern und Vertraute sind. Auf jeden Fall hütet euch vor Gefühlen, die euch unbequem werden können, und vor Versprechungen, die ihr nicht ständig in der Gewalt habt und zurückziehen könnt. Das ist der Weg, auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit sein Glück zu machen, sich Achtung zu verschaffen und einen tugendhaften Charakter zu erhalten. |
Be cautious then, young ladies; be wary how you engage. Be shy of loving frankly; never tell all you feel, or (a better way still), feel very little. See the consequences of being prematurely honest and confiding, and mistrust yourselves and everybody. Get yourselves married as they do in France, where the lawyers are the bridesmaids and confidantes. At any rate, never have any feelings which may make you uncomfortable, or make any promises which you cannot at any required moment command and withdraw. That is the way to get on, and be respected, and have a virtuous character in Vanity Fair. |
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Hätte Amelia diese Kommentare hören können, die die Kreise, aus denen der Ruin ihres Vaters sie gerade vertrieben hatte, über sie machten, so hätte sie erfahren, welche Verbrechen sie begangen hatte und wie sehr ihr guter Ruf gefährdet war. Von solch einer verbrecherischen Unklugheit hatte Mrs. Smith noch nie gehört, solche abscheulichen Vertraulichkeiten hatte Mrs. Brown stets verdammt, und das Ende sollte nun ihren Töchtern als warnendes Beispiel dienen. »Hauptmann Osborne kann natürlich die Tochter eines Bankrotteurs nicht heiraten«, sagten die beiden Miss Dobbin. »Es ist schon genug, von dem Vater beschwindelt zu werden. Und die kleine Amelia hat in ihrer Torheit alles überschritten, was...« |
If Amelia could have heard the comments regarding her which were made in the circle from which her father’s ruin had just driven her, she would have seen what her own crimes were, and how entirely her character was jeopardised. Such criminal imprudence Mrs. Smith never knew of; such horrid familiarities Mrs. Brown had always condemned, and the end might be a warning to her daughters. “Captain Osborne, of course, could not marry a bankrupt’s daughter,” the Misses Dobbin said. “It was quite enough to have been swindled by the father. As for that little Amelia, her folly had really passed all — ” |
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»Alles, was?« brüllte Hauptmann Dobbin. »Waren sie nicht schon von Kindheit an miteinander verlobt? War es nicht so gut wie eine Ehe? Wagt jemand, auch nur ein Wort gegen das lieblichste, reinste, zärtlichste, engelhafteste aller Mädchen zu sagen?« |
“All what?” Captain Dobbin roared out. “Haven’t they been engaged ever since they were children? Wasn’t it as good as a marriage? Dare any soul on earth breathe a word against the sweetest, the purest, the tenderest, the most angelical of young women?” |
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»Ach Gott, William, sei doch nicht zu rabiat gegen uns. Wir sind doch keine Männer. Wir können uns nicht mit dir schlagen«, sagte Miss Jane. »Wir haben doch nichts gegen Miss Sedley gesagt, bloß daß sie sich eben sehr unvorsichtig benommen hat, um es mal ganz harmlos auszudrücken, und daß ihre Eltern Leute sind, die ihr Unglück verdient haben.« |
“La, William, don’t be so highty-tighty with us. We’re not men. We can’t fight you,” Miss Jane said. “We’ve said nothing against Miss Sedley: but that her conduct throughout was most imprudent, not to call it by any worse name; and that her parents are people who certainly merit their misfortunes.” |
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»Willst du ihr nicht lieber selbst einen Heiratsantrag machen, wo sie doch jetzt frei ist, William?« fragte Miss Ann sarkastisch. »Das wäre doch eine angemessene Familienverbindung. Haha!« |
“Hadn’t you better, now that Miss Sedley is free, propose for her yourself, William?” Miss Ann asked sarcastically. “It would be a most eligible family connection. He! he!” |
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»Ich sie heiraten!« sagte Dobbin schnell, wobei er tief errötete. »Wenn ihr, meine jungen Damen, so schnell dabei seid, eure Meinung andauernd zu ändern, glaubt ihr dann, daß sie es auch ist? Lacht und spottet nur über diesen Engel! Sie kann es ja nicht hören, und sie ist elend und unglücklich und verdient, daß man sie auslacht. Mach nur weiter mit deinem Ulk, Ann. Du bist der Witzbold der Familie, und die anderen hören es gern.« |
“I marry her!” Dobbin said, blushing very much, and talking quick. “If you are so ready, young ladies, to chop and change, do you suppose that she is? Laugh and sneer at that angel. She can’t hear it; and she’s miserable and unfortunate, and deserves to be laughed at. Go on joking, Ann. You’re the wit of the family, and the others like to hear it.” |
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»Ich muß dir abermals sagen, daß wir hier nicht in der Kaserne sind, William«, bemerkte Miss Ann. |
“I must tell you again we’re not in a barrack, William,” Miss Ann remarked. |
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»In der Kaserne, beim Zeus – ich wollte, es würde einer in der Kaserne so reden wie ihr«, brüllte der aufgestörte britische Löwe. »Soll mir bloß einer auch nur ein Wort gegen sie flüstern, beim Zeus. Aber Männer reden nicht so wie du, Ann, nur Weiber stecken die Köpfe zusammen und zischeln und kreischen und schnattern. Ach, macht, daß ihr wegkommt, und fangt nicht an zu heulen. Ich habe doch bloß gesagt, daß ihr ein paar Gänse seid«, sagte Will Dobbin, als er bemerkte, daß Miss Anns gerötete Augen wie üblich feucht wurden. »Ja doch, von mir aus seid ihr eben keine Gänse, sondern Schwäne – alles, was ihr wollt. Nur laßt bitte, bitte Miss Sedley aus dem Spiel!« |
“In a barrack, by Jove — I wish anybody in a barrack would say what you do,” cried out this uproused British lion. “I should like to hear a man breathe a word against her, by Jupiter. But men don’t talk in this way, Ann: it’s only women, who get together and hiss, and shriek, and cackle. There, get away — don’t begin to cry. I only said you were a couple of geese,” Will Dobbin said, perceiving Miss Ann’s pink eyes were beginning to moisten as usual. “Well, you’re not geese, you’re swans — anything you like, only do, do leave Miss Sedley alone.” |
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Hatte man schon so etwas wie die Vernarrtheit Williams in das einfältige, kokettierende, himmelnde kleine Ding erlebt? fragten sich die Schwestern und die Mama, und sie zitterten vor Angst, daß Amelia, da die Verlobung mit Osborne ja nun gelöst war, ihren anderen Anbeter und Hauptmann erhören würde. Bei diesen Befürchtungen urteilten die würdigen jungen Damen ohne Zweifel aus eigener Erfahrung oder, richtiger gesprochen (da sie bisher noch keine Gelegenheit zum Heiraten oder Sitzenlassen gehabt hatten), nach ihren eigenen Ansichten über Recht und Unrecht. |
Anything like William’s infatuation about that silly little flirting, ogling thing was never known, the mamma and sisters agreed together in thinking: and they trembled lest, her engagement being off with Osborne, she should take up immediately her other admirer and Captain. In which forebodings these worthy young women no doubt judged according to the best of their experience; or rather (for as yet they had had no opportunities of marrying or of jilting) according to their own notions of right and wrong. |
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»Man muß dem Himmel danken, Mama, daß das Regiment ins Ausland versetzt wird«, sagten die Mädchen. »Dann bleibt wenigstens diese Gefahr unserem Bruder erspart.« |
“It is a mercy, Mamma, that the regiment is ordered abroad,” the girls said. “ This danger, at any rate, is spared our brother.” |
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So war es auch. Und daher kommt es, daß der französische Kaiser auftritt und eine Rolle in dieser Familienkomödie vom Jahrmarkt der Eitelkeit spielt, die wir jetzt aufführen und die ohne das Eingreifen dieser hohen stummen Figur nie auf die Bühne gekommen wäre. Er war es, der die Bourbonen und Mr. John Sedley ruinierte. Seine Ankunft in seiner Hauptstadt rief ganz Frankreich zu den Waffen, um ihn dort zu verteidigen, und ganz Europa, um ihn seiner Macht zu entheben. Während die französische Nation und Armee auf dem Champ-de-Mai auf den Adler den Treueid leisteten, setzten sich vier gewaltige europäische Heere zur großen chasse à l'aigle in Bewegung. Eines dieser Heere war die britische Armee, zu der auch zwei unserer Helden, Hauptmann Dobbin und Hauptmann Osborne, gehörten. |
Such, indeed, was the fact; and so it is that the French Emperor comes in to perform a part in this domestic comedy of Vanity Fair which we are now playing, and which would never have been enacted without the intervention of this august mute personage. It was he that ruined the Bourbons and Mr. John Sedley. It was he whose arrival in his capital called up all France in arms to defend him there; and all Europe to oust him. While the French nation and army were swearing fidelity round the eagles in the Champ de Mars, four mighty European hosts were getting in motion for the great chasse a l’aigle; and one of these was a British army, of which two heroes of ours, Captain Dobbin and Captain Osborne, formed a portion. |
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Die Nachricht von Napoleons Flucht und Landung wurde von dem tapferen ...ten Regiment mit Jubel und Begeisterung begrüßt, was jeder begreift, der das berühmte Korps kennt. Vom Oberst bis zum kleinsten Regimentstrommler herab war alles voller Hoffnung, Ehrgeiz und patriotischer Wut. Sie waren dem französischen Kaiser dankbar wie für eine persönliche Gunstbezeigung, daß er gekommen war, um den Frieden Europas zu stören. Jetzt war endlich die Zeit gekommen, auf die das ...te Regiment lange sehnlichst gewartet hatte, wo sie ihren Waffenbrüdern zeigen konnten, daß sie zu kämpfen verstanden wie die Veteranen des Spanienkrieges und daß aller Mut und alle Tapferkeit des ...ten Regiments nicht von Westindien und dem gelben Fieber getötet worden war. Stubble und Spooney hofften, ihre Kompanie zu bekommen, ohne das Patent zu kaufen. Noch vor dem Ende des Feldzugs (an dem sie teilzunehmen beschloß) hoffte Majorin O'Dowd sich Frau Oberst O'Dowd schreiben zu können. Unsere beiden Freunde, Dobbin und Osborne, waren ebenso aufgeregt wie alle übrigen, und jeder war auf seine Weise entschlossen – Mr. Dobbin sehr ruhig, Mr. Osborne sehr laut und energisch –, seine Pflicht zu tun und seinen Teil an Ehre und Auszeichnung zu erringen. |
The news of Napoleon’s escape and landing was received by the gallant — th with a fiery delight and enthusiasm, which everybody can understand who knows that famous corps. From the colonel to the smallest drummer in the regiment, all were filled with hope and ambition and patriotic fury; and thanked the French Emperor as for a personal kindness in coming to disturb the peace of Europe. Now was the time the — th had so long panted for, to show their comrades in arms that they could fight as well as the Peninsular veterans, and that all the pluck and valour of the — th had not been killed by the West Indies and the yellow fever. Stubble and Spooney looked to get their companies without purchase. Before the end of the campaign (which she resolved to share), Mrs. Major O’Dowd hoped to write herself Mrs. Colonel O’Dowd, C.B. Our two friends (Dobbin and Osborne) were quite as much excited as the rest: and each in his way — Mr. Dobbin very quietly, Mr. Osborne very loudly and energetically — was bent upon doing his duty, and gaining his share of honour and distinction. |
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Die Erregung, die nach dieser Nachricht die Armee und das ganze Land durchzitterte, war so groß, daß man Privatsachen kaum noch beachtete. Daher machten Ereignisse, die den gerade zum Hauptmann beförderten George Osborne in ruhigeren Zeiten sehr interessiert hätten, keinen großen Eindruck auf ihn, der mit den Vorbereitungen zum sicheren Marsch und Aussichten auf weitere Beförderung beschäftigt war. Er war, wir müssen es bekennen, über das Mißgeschick des guten alten Mr. Sedley nicht sehr betrübt. An dem Tage, an dem die erste Gläubigerversammlung mit dem unglücklichen Herrn stattfand, probierte er gerade seine neue, kleidsame Uniform an. Sein Vater erzählte ihm von der boshaften, schurkischen, schändlichen Haltung des Bankrotteurs, erinnerte ihn an seine Worte über Amelia und wiederholte ihm, daß ihre Verbindung für immer abgebrochen sei. Am Abend gab er ihm eine beträchtliche Geldsumme, um die neuen Kleider und Epauletten zu bezahlen, in denen er so stattlich aussah. Geld konnte der freigebige junge Mann stets gebrauchen, und so nahm er es denn ohne viele Worte an. Die Aushänge waren am Sedleyschen Hause angebracht worden, wo er so viele, viele glückliche Stunden verlebt hatte. Er konnte sie im Mondschein weiß leuchten sehen, als er an jenem Abend von zu Hause zu Slaughter ging, wo er immer wohnte, wenn er in der Stadt war. Das gute, bequeme Haus war also für Amelia und ihre Eltern verschlossen, wo mochten sie wohl Zuflucht gesucht haben? Der Gedanke an ihren Ruin berührte ihn doch etwas. An diesem Abend war er im Kaffeezimmer von Slaughter sehr melancholisch und trank viel, wie seine Kameraden dort feststellten. |
The agitation thrilling through the country and army in consequence of this news was so great, that private matters were little heeded: and hence probably George Osborne, just gazetted to his company, busy with preparations for the march, which must come inevitably, and panting for further promotion — was not so much affected by other incidents which would have interested him at a more quiet period. He was not, it must be confessed, very much cast down by good old Mr. Sedley’s catastrophe. He tried his new uniform, which became him very handsomely, on the day when the first meeting of the creditors of the unfortunate gentleman took place. His father told him of the wicked, rascally, shameful conduct of the bankrupt, reminded him of what he had said about Amelia, and that their connection was broken off for ever; and gave him that evening a good sum of money to pay for the new clothes and epaulets in which he looked so well. Money was always useful to this free-handed young fellow, and he took it without many words. The bills were up in the Sedley house, where he had passed so many, many happy hours. He could see them as he walked from home that night (to the Old Slaughters’, where he put up when in town) shining white in the moon. That comfortable home was shut, then, upon Amelia and her parents: where had they taken refuge? The thought of their ruin affected him not a little. He was very melancholy that night in the coffee-room at the Slaughters’; and drank a good deal, as his comrades remarked there. |
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Bald kam Dobbin und warnte ihn, zuviel zu trinken, aber George meinte, daß er es nur tue, weil er verdammt trüber Stimmung sei. Als nun sein Freund jedoch begann, ungeschickte Fragen zu stellen, und sich bedeutungsvoll nach Neuigkeiten erkundigte, lehnte Osborne ab, sich mit ihm in ein Gespräch einzulassen, gab aber zu, daß er verteufelt unruhig und unglücklich sei. |
Dobbin came in presently, cautioned him about the drink, which he only took, he said, because he was deuced low; but when his friend began to put to him clumsy inquiries, and asked him for news in a significant manner, Osborne declined entering into conversation with him, avowing, however, that he was devilish disturbed and unhappy. |
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Drei Tage darauf fand Dobbin den jungen Hauptmann Osborne in seinem Zimmer in der Kaserne – den Kopf auf dem Tisch, um ihn her eine Menge Papiere verstreut, offenbar in äußerst kleinmütiger Stimmung. »Sie hat – sie hat mir ein paar Dinge zurückgeschickt, die ich ihr einmal geschenkt habe – ein bißchen verdammten Flitterkram. Hier, siehst du!« Da war ein Päckchen, in wohlbekannter Handschrift an Hauptmann George Osborne adressiert, und einige Gegenstände rundum verstreut – ein Ring, ein silbernes Messer, das er ihr als Knabe auf einem Jahrmarkt gekauft hatte, eine goldene Kette und ein Medaillon mit einer Haarlocke. »Es ist alles aus«, sagte er mit einem Seufzer bitterer Reue. »Da, sieh, Will, du kannst es lesen, wenn du willst.« |
Three days afterwards, Dobbin found Osborne in his room at the barracks — his head on the table, a number of papers about, the young Captain evidently in a state of great despondency. “She — she’s sent me back some things I gave her — some damned trinkets. Look here!” There was a little packet directed in the well-known hand to Captain George Osborne, and some things lying about — a ring, a silver knife he had bought, as a boy, for her at a fair; a gold chain, and a locket with hair in it. “It’s all over,” said he, with a groan of sickening remorse. “Look, Will, you may read it if you like.” |
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Er deutete auf ein Briefchen, in dessen wenigen Zeilen folgendes stand: |
There was a little letter of a few lines, to which he pointed, which said: |
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Mein Papa hat mir befohlen, Ihnen diese Geschenke zurückzugeben, die ich in glücklichen Tagen von Ihnen erhalten habe. Dies soll mein letzter Brief an Sie sein. Ich glaube, ja ich weiß, Sie werden den Schlag, der uns getroffen hat, ebenso fühlen wie ich. Ich selbst entbinde Sie von einem Verlöbnis, das in unserem gegenwärtigen Elend nicht aufrechtzuerhalten ist. Ich bin überzeugt, daß Sie weder daran noch an Mr. Osbornes grausamen Verdächtigungen teilhaben, die uns in all unserem Kummer am schwersten bedrücken. Leben Sie wohl. Leben Sie wohl. Ich flehe zu Gott, mir die Kraft zu geben, das und weiteres Elend ertragen zu können, und Sie stets mit seinem Segen zu überhäufen.
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My papa has ordered me to return to you these presents, which you made in happier days to me; and I am to write to you for the last time. I think, I know you feel as much as I do the blow which has come upon us. It is I that absolve you from an engagement which is impossible in our present misery. I am sure you had no share in it, or in the cruel suspicions of Mr. Osborne, which are the hardest of all our griefs to bear. Farewell. Farewell. I pray God to strengthen me to bear this and other calamities, and to bless you always. A. |
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Ich werde oft auf dem Klavier – Ihrem Klavier – spielen. Es sah Ihnen so ähnlich, es mir zu schicken. |
I shall often play upon the piano — your piano. It was like you to send it. |
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Dobbin war sehr weichherzig. Beim Anblick leidender Frauen und Kinder schmolz er stets dahin. Der Gedanke, daß Amelia gramverzehrt und einsam sei, zerriß seine gute Seele vor Pein. Er geriet in eine Gefühlsaufwallung, die jeder, der Lust hat, als unmännlich betrachten mag. Er schwor, Amelia sei ein Engel, wozu Osborne von ganzem Herzen zustimmte. Auch er hatte seine und Amelias Lebensgeschichte an sich vorbeiziehen lassen und sie, von ihrer Kindheit bis jetzt, so süß, so unschuldig, so bezaubernd einfach, liebevoll und zärtlich gesehen. |
Dobbin was very soft-hearted. The sight of women and children in pain always used to melt him. The idea of Amelia broken-hearted and lonely tore that good-natured soul with anguish. And he broke out into an emotion, which anybody who likes may consider unmanly. He swore that Amelia was an angel, to which Osborne said aye with all his heart. He, too, had been reviewing the history of their lives — and had seen her from her childhood to her present age, so sweet, so innocent, so charmingly simple, and artlessly fond and tender. |
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Welch ein Schmerz, dies alles nun verlieren zu müssen, es besessen und nicht gehörig geschätzt zu haben! Tausend liebliche Szenen und Erinnerungen drängten sich ihm auf, und stets sah er sie gut und schön vor sich. Er errötete vor Scham und Reue bei der Erinnerung an seine Selbstsucht und Gleichgültigkeit im Gegensatz zu ihrer vollkommenen Reinheit. Für eine Weile war Ruhm, Krieg und alles andere vergessen, und die beiden Freunde sprachen nur von ihr. |
What a pang it was to lose all that: to have had it and not prized it! A thousand homely scenes and recollections crowded on him — in which he always saw her good and beautiful. And for himself, he blushed with remorse and shame, as the remembrance of his own selfishness and indifference contrasted with that perfect purity. For a while, glory, war, everything was forgotten, and the pair of friends talked about her only. |
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»Wo sind sie?« fragte Osborne nach einem langen Gespräch und einer langen Pause, und er war wirklich beschämt bei dem Gedanken, daß er keinerlei Schritte unternommen hatte, ihr zu folgen. »Wo sind sie? In dem Briefchen steht keine Adresse.« |
“Where are they?” Osborne asked, after a long talk, and a long pause — and, in truth, with no little shame at thinking that he had taken no steps to follow her. “Where are they? There’s no address to the note.” |
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Dobbin wußte es. Er hatte nicht nur das Klavier geschickt, sondern auch an Mrs. Sedley geschrieben und um Erlaubnis gebeten, sie besuchen zu dürfen, und er hatte sie und Amelia tags zuvor gesehen, ehe er wieder nach Chatham ging. Außerdem hatte er den Abschiedsbrief und das Päckchen überbracht, das sie beide so bewegt hatte. |
Dobbin knew. He had not merely sent the piano; but had written a note to Mrs. Sedley, and asked permission to come and see her — and he had seen her, and Amelia too, yesterday, before he came down to Chatham; and, what is more, he had brought that farewell letter and packet which had so moved them. |
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Mrs. Sedley hatte den gutmütigen Burschen nur zu bereitwillig empfangen. Er fand sie sehr aufgeregt über das Eintreffen des Klaviers, das, wie sie vermutete, nur von George kommen konnte und ein Zeichen seiner Freundschaft war. Hauptmann Dobbin befreite die würdige Dame nicht von ihrem Irrtum und hörte sich mitfühlend ihre ganze Leidensgeschichte an, bedauerte ihre Verluste und Entbehrungen und tadelte, gleich ihr, Mr. Osbornes verwerfliches Verhalten gegenüber seinem ersten Wohltäter. Als sie ihr überströmendes Herz etwas erleichtert und einen großen Teil ihrer Sorgen vor ihm ausgeschüttet hatte, faßte er wirklich Mut, zu fragen, ob er Amelia sehen dürfte, die, wie gewöhnlich, oben in ihrem Zimmerchen war und zitternd von der Mutter herabgeführt wurde. |
The good-natured fellow had found Mrs. Sedley only too willing to receive him, and greatly agitated by the arrival of the piano, which, as she conjectured, must have come from George, and was a signal of amity on his part. Captain Dobbin did not correct this error of the worthy lady, but listened to all her story of complaints and misfortunes with great sympathy — condoled with her losses and privations, and agreed in reprehending the cruel conduct of Mr. Osborne towards his first benefactor. When she had eased her overflowing bosom somewhat, and poured forth many of her sorrows, he had the courage to ask actually to see Amelia, who was above in her room as usual, and whom her mother led trembling downstairs. |
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Sie sah so totenblaß aus und blickte so verzweifelt, daß der ehrliche William Dobbin bei ihrem Anblick erschrak und in dem bleichen, starren Gesicht die schlimmsten Vorzeichen las. Nachdem sie ein paar Minuten mit ihm gesessen hatte, drückte sie ihm das Päckchen in die Hand und bat: »Bringen Sie das bitte Hauptmann Osborne und – und ich hoffe, es geht ihm gut – und es war sehr freundlich von Ihnen, uns zu besuchen – und unser neues Haus gefällt uns sehr. Und ich – ich glaube, ich werde wieder hinaufgehen, Mama, ich fühle mich etwas schwach.« Damit ging das arme Kind knicksend und lächelnd davon. Als die Mutter Amelia hinaufführte, warf sie einen ängstlichen Blick auf Dobbin. Einer solchen Aufforderung bedurfte es bei dem guten Burschen nicht. Dafür liebte er sie selbst viel zu zärtlich. Unaussprechlicher Kummer, Mitleid, Schrecken verfolgten ihn, als er, nachdem er sie gesehen hatte, wie ein Verbrecher davonschlich. |
Her appearance was so ghastly, and her look of despair so pathetic, that honest William Dobbin was frightened as he beheld it; and read the most fatal forebodings in that pale fixed face. After sitting in his company a minute or two, she put the packet into his hand, and said, “Take this to Captain Osborne, if you please, and — and I hope he’s quite well — and it was very kind of you to come and see us — and we like our new house very much. And I — I think I’ll go upstairs, Mamma, for I’m not very strong.” And with this, and a curtsey and a smile, the poor child went her way. The mother, as she led her up, cast back looks of anguish towards Dobbin. The good fellow wanted no such appeal. He loved her himself too fondly for that. Inexpressible grief, and pity, and terror pursued him, and he came away as if he was a criminal after seeing her. |
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Als Osborne hörte, daß sein Freund sie gefunden hatte, erkundigte er sich warm und ängstlich nach dem armen Kind. Wie ging es ihr? Wie sah sie aus? Was sagte sie? Der Kamerad ergriff seine Hand und blickte ihm ins Gesicht. |
When Osborne heard that his friend had found her, he made hot and anxious inquiries regarding the poor child. How was she? How did she look? What did she say? His comrade took his hand, and looked him in the face. |
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»George, sie stirbt«, sagte William Dobbin. Er konnte nicht weitersprechen. |
“George, she’s dying,” William Dobbin said — and could speak no more. |
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In dem Häuschen, wo Familie Sedley Zuflucht gefunden hatte, gab es ein dralles, irisches Dienstmädchen, das alle Hausarbeit tat. Dieses Mädchen hatte sich während der vergangenen Tage vergeblich bemüht, Amelia Hilfe oder Trost zu geben. Emmy aber war viel zu traurig, um auf sie zu hören, und bemerkte nicht einmal die Versuche der anderen, sie aufzuheitern. |
There was a buxom Irish servant-girl, who performed all the duties of the little house where the Sedley family had found refuge: and this girl had in vain, on many previous days, striven to give Amelia aid or consolation. Emmy was much too sad to answer, or even to be aware of the attempts the other was making in her favour. |
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Vier Stunden nach dem Gespräch zwischen Dobbin und Osborne kam dieses Dienstmädchen in Amelias Zimmer, wo sie wie gewöhnlich über ihren Briefen, ihren kleinen Schätzen, brütete. Das Mädchen lächelte und machte mit schlauer und glücklicher Miene allerlei Versuche, die Aufmerksamkeit der armen Emmy zu erwecken. Aber diese nahm keinerlei Notiz von ihr. |
Four hours after the talk between Dobbin and Osborne, this servant-maid came into Amelia’s room, where she sate as usual, brooding silently over her letters — her little treasures. The girl, smiling, and looking arch and happy, made many trials to attract poor Emmy’s attention, who, however, took no heed of her. |
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»Miss Emmy!« sagte das Mädchen. |
“Miss Emmy,” said the girl. |
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»Ich komme gleich«, sagte Emmy, ohne sich umzusehen. |
“I’m coming,” Emmy said, not looking round. |
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»Ich habe etwas auszurichten«, fuhr das Dienstmädchen fort. »Da ist etwas – jemand – hier ist ein neuer Brief für Sie – lassen Sie doch die Leserei von den alten sein.« Und sie reichte ihr einen Brief. Emmy nahm ihn und las. |
“There’s a message,” the maid went on. “There’s something — somebody — sure, here’s a new letter for you — don’t be reading them old ones any more.” And she gave her a letter, which Emmy took, and read. |
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»Ich muß Dich sehen«, sagte der Brief. »Liebste Emmy –mein Liebling – meine liebe, kleine Frau, komm zu mir.« |
“I must see you,” the letter said. “Dearest Emmy — dearest love — dearest wife, come to me.” |
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George und ihre Mutter standen vor der Tür und warteten, bis sie den Brief gelesen hatte. |
George and her mother were outside, waiting until she had read the letter. |