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Nachdem Miss Sharp die im vorigen Kapitel erwähnte Heldentat vollbracht und gesehen hatte, wie das Wörterbuch über das Pflaster des Gärtchens geflogen und vor den Füßen der erstaunten Miss Jemima gelandet war, erschien auf dem Gesicht der jungen Dame, das bis dahin einen bleichen Haß gezeigt hatte, ein kaum liebenswürdigeres Lächeln, und sie sank in die Kutsche zurück und sagte erleichtert: »So, das war das Wörterbuch; und nun ist Chiswick Gott sei Dank überstanden.« |
When Miss Sharp had performed the heroical act mentioned in the last chapter, and had seen the Dixonary, flying over the pavement of the little garden, fall at length at the feet of the astonished Miss Jemima, the young lady’s countenance, which had before worn an almost livid look of hatred, assumed a smile that perhaps was scarcely more agreeable, and she sank back in the carriage in an easy frame of mind, saying — "So much for the Dixonary; and, thank God, I’m out of Chiswick.” |
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Miss Sedley war über Beckys trotzige Handlung fast ebenso bestürzt wie Miss Jemima, denn man möge bedenken, daß sie erst vor einer Minute die Schule verlassen hatte und daß die Eindrücke von sechs Jahren in einem so kurzen Zeitraum nicht ausgelöscht werden können. Ja, bei einigen Menschen wirken die Schrecken und die Ehrfurcht der Jugendzeit ständig fort. Ich kenne einen alten Herrn von achtundsechzig Jahren, der mir eines Morgens beim Frühstück aufgeregt berichtete: »Ich habe heute nacht geträumt, Doktor Raine hätte mich geprügelt.« Die Phantasie hatte ihn im Laufe jenes Abends um fünfundfünfzig Jahre zurückgeführt. Im Innersten flößten ihm Doktor Raine und sein Stock jetzt mit achtundsechzig Jahren ebensoviel Furcht ein wie mit dreizehn. Wäre nun der Doktor mit einer großen Rute jetzt, in seinen alten Tagen, vor ihm erschienen und hätte ihm mit schrecklicher Stimme zugerufen: Junge, die Hosen herunter! ... Nun ja, Miss Sedley war wegen dieser Unbotmäßigkeit höchst bestürzt. |
Miss Sedley was almost as flurried at the act of defiance as Miss Jemima had been; for, consider, it was but one minute that she had left school, and the impressions of six years are not got over in that space of time. Nay, with some persons those awes and terrors of youth last for ever and ever. I know, for instance, an old gentleman of sixty-eight, who said to me one morning at breakfast, with a very agitated countenance, “I dreamed last night that I was flogged by Dr. Raine.” Fancy had carried him back five-and-fifty years in the course of that evening. Dr. Raine and his rod were just as awful to him in his heart, then, at sixty-eight, as they had been at thirteen. If the Doctor, with a large birch, had appeared bodily to him, even at the age of threescore and eight, and had said in awful voice, “Boy, take down your pant — ”? Well, well, Miss Sedley was exceedingly alarmed at this act of insubordination. |
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»Wie konntest du das nur tun, Rebekka!« sagte sie endlich nach einer Pause. |
“How could you do so, Rebecca?” at last she said, after a pause. |
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»Ach, glaubst du denn, Miss Pinkerton wird herauskommen und mich in das schwarze Loch zurückholen?« fragte Rebekka lachend. |
“Why, do you think Miss Pinkerton will come out and order me back to the black-hole?” said Rebecca, laughing. |
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»Nein, aber ...« |
“No: but — ” |
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»Das ganze Haus ist mir verhaßt«, fuhr Miss Sharp wütend fort. »Hoffentlich bekomme ich es nie wieder zu Gesicht. Ich wollte wahrhaftig, es läge auf dem Grunde der Themse, und wenn Miss Pinkerton dort wäre – ich würde sie bestimmt nicht herausziehen. Oh, wie gern würde ich sie in dem Wasser da treiben sehen, samt ihrem Turban und allem anderen, die Schleppe hinter ihr her, und als Schiffsschnabel ihre Nase!« |
“I hate the whole house,” continued Miss Sharp in a fury. “I hope I may never set eyes on it again. I wish it were in the bottom of the Thames, I do; and if Miss Pinkerton were there, I wouldn’t pick her out, that I wouldn’t. O how I should like to see her floating in the water yonder, turban and all, with her train streaming after her, and her nose like the beak of a wherry.” |
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»Pst!« rief Miss Sedly. |
“Hush!” cried Miss Sedley. |
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»Warum? Wird der schwarze Diener schwatzen?« rief Miss Rebekka lachend. »Er soll ruhig zurückgehen und Miss Pinkerton sagen, daß ich sie aus tiefster Seele hasse; ich wollte, er täte es, und ich wollte, ich hätte auch eine Möglichkeit, es ihr zu beweisen. Zwei Jahre lang hat sie mich bloß beleidigt und beschimpft. Ich bin schlechter behandelt worden als eine Küchenmagd. Nie hatte ich eine Freundin, und außer dir gab mir niemand ein freundliches Wort. Ich mußte die kleinen Mädchen in den unteren Klassen beaufsichtigen und mit den größeren französisch sprechen, bis meine Muttersprache mir zum Halse heraushing. War es nicht ein köstlicher Spaß, daß ich mit Miss Pinkerton Französisch sprach? Sie kann kein Wort Französisch, aber sie ist viel zu stolz, es einzugestehen. Ich glaube, das war der Grund, weshalb sie mich laufenließ, und deshalb sei dem Himmel Dank für das Französische! Vive la France! Vive l'Empereur! Vive Bonaparte!« |
“Why, will the black footman tell tales?” cried Miss Rebecca, laughing. “He may go back and tell Miss Pinkerton that I hate her with all my soul; and I wish he would; and I wish I had a means of proving it, too. For two years I have only had insults and outrage from her. I have been treated worse than any servant in the kitchen. I have never had a friend or a kind word, except from you. I have been made to tend the little girls in the lower schoolroom, and to talk French to the Misses, until I grew sick of my mother tongue. But that talking French to Miss Pinkerton was capital fun, wasn’t it? She doesn’t know a word of French, and was too proud to confess it. I believe it was that which made her part with me; and so thank Heaven for French. Vive la France! Vive l’Empereur! Vive Bonaparte!” |
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»Rebekka! Rebekka, schäm dich!« rief Miss Sedley; das war die größte Lästerung, die Rebekka je ausgestoßen hatte, denn wenn man in jenen Tagen in England sagte: »Es lebe Bonaparte!«, so war dies gleichbedeutend mit: »Es lebe Luzifer!« – »Wie kannst du nur! Wie wagst du, so schlecht und rachsüchtig zu denken?« |
“O Rebecca, Rebecca, for shame!” cried Miss Sedley; for this was the greatest blasphemy Rebecca had as yet uttered; and in those days, in England, to say, “Long live Bonaparte!” was as much as to say, “Long live Lucifer!” “How can you — how dare you have such wicked, revengeful thoughts?” |
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»Rache mag schlecht sein, aber sie ist natürlich«, erwiderte Miss Rebekka. »Ich bin kein Engel.« Und um die Wahrheit zu sagen, das war sie wirklich nicht. |
“Revenge may be wicked, but it’s natural,” answered Miss Rebecca. “I’m no angel.” And, to say the truth, she certainly was not. |
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Denn man wird im Laufe dieser kleinen Unterhaltung, während deren die Kutsche am Ufer des Flusses träge dahinrollte, bemerkt haben, daß Miss Rebekka Sharp zweimal das Bedürfnis verspürt hatte, dem Himmel zu danken; das erstemal jedoch geschah es nur deshalb, weil er sie von einer Person befreit hatte, die sie haßte, und das zweitemal, weil er ihr die Gelegenheit gab, ihre Feinde in Verlegenheit oder Verwirrung zu bringen. Beides waren nicht gerade liebenswürdige Beweggründe zu frommer Dankbarkeit, und freundliche und versöhnliche Gemüter würden sie auch nicht dafür gebrauchen. Miss Rebekka nun war nicht im mindesten freundlich oder versöhnlich. Dieser kleine Misanthrop (oder, besser gesagt, Misogyn, denn mit der Männerwelt hatte sie bisher wohl wenig Erfahrungen gemacht) war der Meinung, alle Welt behandele sie schlecht, wobei ziemlich sicher ist, daß alle Menschen beiderlei Geschlechts, die alle Welt schlecht behandelt, diese Behandlung auch verdienen. Die Welt ist ein Spiegel, aus dem jedem sein eigenes Bild entgegenblickt. Wirf einen mürrischen Blick hinein, und sie wird dir ein saures Gesicht zeigen, lach sie an und lach mit ihr, und sie ist dir ein lustiger, freundlicher Gefährte. Alle jungen Leute mögen nun ihre Wahl treffen. Eines ist jedoch sicher: Wenn die Welt Miss Sharp vernachlässigte, so war jedenfalls nicht bekannt, daß sie selbst jemals einem Menschen eine Freundlichkeit erwiesen hatte; man konnte auch nicht erwarten, daß vierundzwanzig junge Damen so liebenswürdig sein würden wie die Heldin dieses Buches, Miss Sedley (wir wählten sie dazu, weil sie die gutmütigste von allen war; denn was hätte uns sonst daran hindern können, Miss Swartz oder Miss Crump oder Miss Hopkins zur Heldin zu machen?). Man kann nicht erwarten, daß alle so bescheiden und sanft sind wie Miss Amelia Sedley, daß sie jede Gelegenheit ergreifen, Rebekkas Hartherzigkeit und unfreundliches Wesen zu bekämpfen und durch tausend gute Worte und Dienste Rebekka wenigstens einmal dazu bringen, ihre Feindseligkeit gegenüber dem eigenen Geschlecht zu überwinden. |
For it may be remarked in the course of this little conversation (which took place as the coach rolled along lazily by the river side) that though Miss Rebecca Sharp has twice had occasion to thank Heaven, it has been, in the first place, for ridding her of some person whom she hated, and secondly, for enabling her to bring her enemies to some sort of perplexity or confusion; neither of which are very amiable motives for religious gratitude, or such as would be put forward by persons of a kind and placable disposition. Miss Rebecca was not, then, in the least kind or placable. All the world used her ill, said this young misanthropist, and we may be pretty certain that persons whom all the world treats ill, deserve entirely the treatment they get. The world is a looking-glass, and gives back to every man the reflection of his own face. Frown at it, and it will in turn look sourly upon you; laugh at it and with it, and it is a jolly kind companion; and so let all young persons take their choice. This is certain, that if the world neglected Miss Sharp, she never was known to have done a good action in behalf of anybody; nor can it be expected that twenty-four young ladies should all be as amiable as the heroine of this work, Miss Sedley (whom we have selected for the very reason that she was the best-natured of all, otherwise what on earth was to have prevented us from putting up Miss Swartz, or Miss Crump, or Miss Hopkins, as heroine in her place!) it could not be expected that every one should be of the humble and gentle temper of Miss Amelia Sedley; should take every opportunity to vanquish Rebecca’s hard-heartedness and ill-humour; and, by a thousand kind words and offices, overcome, for once at least, her hostility to her kind. |
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Miss Sharps Vater war Künstler und hatte in Miss Pinkertons Schule Zeichenunterricht erteilt. Er war ein gewandter Mann, ein angenehmer Gesellschafter, in seiner Kunst sorglos und hatte eine starke Neigung zum Schuldenmachen und eine Vorliebe fürs Wirtshaus. War er betrunken, so pflegte er Frau und Tochter zu schlagen, und im Katzenjammer des nächsten Morgens schimpfte er auf die Welt, die sein Genie verkannte, und schmähte mit viel Witz und oftmals nicht unberechtigt seine Malerkollegen, diese Dummköpfe und Narren. Da er sich nur mühsam über Wasser hatte halten können und in Soho, wo er lebte, im Umkreis von einer Meile Schulden hatte, glaubte er seine Lage durch die Heirat mit einer jungen Französin, einer Ballettänzerin, zu verbessern. Miss Sharp erwähnte den einfachen Stand ihrer Mutter nie, sondern pflegte in späteren Jahren zu sagen, die Entrechats seien eine Adelsfamilie aus der Gascogne, und sie tat sich auf ihre Abkunft einiges zugute. Und seltsam genug: Je mehr sie im Leben vorwärtskam, desto höher stiegen auch die Vorfahren der jungen Dame in Rang und Glanz. |
Miss Sharp’s father was an artist, and in that quality had given lessons of drawing at Miss Pinkerton’s school. He was a clever man; a pleasant companion; a careless student; with a great propensity for running into debt, and a partiality for the tavern. When he was drunk, he used to beat his wife and daughter; and the next morning, with a headache, he would rail at the world for its neglect of his genius, and abuse, with a good deal of cleverness, and sometimes with perfect reason, the fools, his brother painters. As it was with the utmost difficulty that he could keep himself, and as he owed money for a mile round Soho, where he lived, he thought to better his circumstances by marrying a young woman of the French nation, who was by profession an opera-girl. The humble calling of her female parent Miss Sharp never alluded to, but used to state subsequently that the Entrechats were a noble family of Gascony, and took great pride in her descent from them. And curious it is that as she advanced in life this young lady’s ancestors increased in rank and splendour. |
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Rebekkas Mutter hatte irgendwo eine gewisse Erziehung genossen, und ihre Tochter sprach ein tadelloses Französisch. Dies war in jenen Tagen eine seltene Fertigkeit und verhalf ihr zu einer Anstellung bei der orthodoxen Miss Pinkerton. Denn als ihr Vater nach dem Tode der Mutter erkannt hatte, daß er sich nach seinem dritten Anfall von Delirium tremens wahrscheinlich nicht mehr erholen würde, schrieb er einen mannhaften und zugleich rührenden Brief an Miss Pinkerton, in dem er das verwaiste Kind ihrem Schutz empfahl. Dann sank er ins Grab, nachdem sich zwei Gerichtsvollzieher über seinem Leichnam gestritten hatten. |
Rebecca’s mother had had some education somewhere, and her daughter spoke French with purity and a Parisian accent. It was in those days rather a rare accomplishment, and led to her engagement with the orthodox Miss Pinkerton. For her mother being dead, her father, finding himself not likely to recover, after his third attack of delirium tremens, wrote a manly and pathetic letter to Miss Pinkerton, recommending the orphan child to her protection, and so descended to the grave, after two bailiffs had quarrelled over his corpse. |
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Rebekka war siebzehn Jahre alt, als sie nach Chiswick kam und als Lehrschülerin verpflichtet wurde. Wie wir gesehen haben, bestanden ihre Pflichten darin, mit den Schülerinnen französisch zu sprechen; dafür hatte sie Kost und Logis frei, bekam jährlich ein paar Guineen und durfte bei den unterrichtenden Lehrern einige Weisheitsbrocken aufschnappen. |
Rebecca was seventeen when she came to Chiswick, and was bound over as an articled pupil; her duties being to talk French, as we have seen; and her privileges to live cost free, and, with a few guineas a year, to gather scraps of knowledge from the professors who attended the school. |
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Sie war klein und schmächtig, hatte ein blasses Gesicht, rotblondes Haar und hielt die Lider gewöhnlich gesenkt. Wenn sie aufsah, erblickte man sehr große, eigentümliche, anziehende Augen, so anziehend, daß sich Ehrwürden Mr. Crisp, der soeben von Oxford gekommene Hilfsgeistliche des Pfarrers von Chiswick, Ehrwürden Mr. Flowerdew, in Miss Sharp verliebte, als er von einem tödlichen Blick getroffen wurde, den sie von den Pensionatsbänken quer durch die Chiswicker Kirche zum Chorpult hin abschoß. Dieser betörte junge Mann trank bisweilen Tee bei Miss Pinkerton, der er durch seine Mutter vorgestellt worden war, und in einem abgefangenen Briefchen, das die einäugige Kuchenfrau hatte überbringen sollen, machte er tatsächlich eine Art Heiratsantrag. Mrs. Crisp wurde aus Buxton herbeigeholt und entfernte ihren geliebten Sohn schleunigst; schon der bloße Gedanke an einen solchen Adler im Chiswicker Taubenschlag verursachte im Busen von Miss Pinkerton einen gewaltigen Aufruhr, und sie hätte Miss Sharp weggeschickt, wenn sie nicht gezwungen gewesen wäre, dann eine Kontraktstrafe zu zahlen. Nie glaubte sie den Beteuerungen der jungen Dame, die versicherte, mit Mr. Crisp nur im Beisein der Vorsteherin beim Tee gesprochen zu haben. |
She was small and slight in person; pale, sandy-haired, and with eyes habitually cast down: when they looked up they were very large, odd, and attractive; so attractive that the Reverend Mr. Crisp, fresh from Oxford, and curate to the Vicar of Chiswick, the Reverend Mr. Flowerdew, fell in love with Miss Sharp; being shot dead by a glance of her eyes which was fired all the way across Chiswick Church from the school-pew to the reading-desk. This infatuated young man used sometimes to take tea with Miss Pinkerton, to whom he had been presented by his mamma, and actually proposed something like marriage in an intercepted note, which the one-eyed apple-woman was charged to deliver. Mrs. Crisp was summoned from Buxton, and abruptly carried off her darling boy; but the idea, even, of such an eagle in the Chiswick dovecot caused a great flutter in the breast of Miss Pinkerton, who would have sent away Miss Sharp but that she was bound to her under a forfeit, and who never could thoroughly believe the young lady’s protestations that she had never exchanged a single word with Mr. Crisp, except under her own eyes on the two occasions when she had met him at tea. |
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Neben den vielen hochgewachsenen und kräftigen jungen Damen in der Schule wirkte Rebekka Sharp wie ein Kind. Aber sie hatte die traurige Frühreife der Armut. Manchen ungeduldigen Gläubiger hatte sie von der Tür ihres Vaters weggeplaudert; manchen Kaufmann hatte sie in gute Stimmung geschwatzt und ihm ein weiteres Mal das tägliche Brot abgeschmeichelt. Gewöhnlich saß sie bei ihrem Vater, der auf ihren Mutterwitz sehr stolz war, und hörte die Reden seiner zügellosen Kumpane mit an, die oft für Mädchenohren wenig geeignet waren. Wie sie selbst sagte, war sie jedoch nie ein Kind gewesen; schon mit acht Jahren war sie ein Weib. Warum nur ließ Miss Pinkerton einen so gefährlichen Vogel in ihren Käfig hinein! |
By the side of many tall and bouncing young ladies in the establishment, Rebecca Sharp looked like a child. But she had the dismal precocity of poverty. Many a dun had she talked to, and turned away from her father’s door; many a tradesman had she coaxed and wheedled into good-humour, and into the granting of one meal more. She sate commonly with her father, who was very proud of her wit, and heard the talk of many of his wild companions — often but ill-suited for a girl to hear. But she never had been a girl, she said; she had been a woman since she was eight years old. Oh, why did Miss Pinkerton let such a dangerous bird into her cage? |
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Tatsächlich hielt die alte Dame Rebekka für das sanftmütigste Geschöpf der Welt, denn wenn ihr Vater sie mit nach Chiswick nahm, pflegte sie die Rolle der ingénue so vollendet zu spielen, daß Miss Pinkerton meinte, sie sei ein bescheidenes und unschuldiges Kind, und ein Jahr noch vor dem Abkommen über Rebekkas Aufnahme im Hause – das Mädchen war damals sechzehn Jahre alt – überreichte ihr Miss Pinkerton majestätisch mit einer kleinen Ansprache eine Puppe als Geschenk, eine Puppe, die, nebenbei erwähnt, Miss Swindle gehört hatte und ihr weggenommen worden war, als man sie ertappte, wie sie heimlich während des Unterrichts damit spielte. |
The fact is, the old lady believed Rebecca to be the meekest creature in the world, so admirably, on the occasions when her father brought her to Chiswick, used Rebecca to perform the part of the ingenue; and only a year before the arrangement by which Rebecca had been admitted into her house, and when Rebecca was sixteen years old, Miss Pinkerton majestically, and with a little speech, made her a present of a doll — which was, by the way, the confiscated property of Miss Swindle, discovered surreptitiously nursing it in school-hours. |
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Wie lachten Vater und Tochter, als sie nach der Abendgesellschaft zusammen nach Hause wanderten (es war bei Gelegenheit der Jahresschlußfeier, zu der alle Lehrer eingeladen wurden), und wie wütend wäre Miss Pinkerton geworden, hätte sie die Karikatur gesehen, die Rebekka, die kleine Schauspielerin, von ihr aus der Puppe machte! Sie pflegte mit der Puppe Gespräche zu führen, die die Newman Street, die Gerrard Street und das ganze Künstlerviertel begeisterten. Wenn die jungen Maler kamen, um mit ihrem faulen, liederlichen, gewandten, lustigen älteren Kollegen Grog zu trinken, so fragten sie Rebekka regelmäßig, ob Miss Pinkerton zu Hause sei; sie kannten die arme Seele so gut wie Mr. Lawrence oder Präsident West. Einst hatte sie die Ehre, einige Tage in Chiswick zu verbringen; sie kam mit der Idee zurück, eine andere Puppe zur Miss Jemmy zu ernennen; denn obgleich das ehrliche Geschöpf Jemima sie mit Gelee und Kuchen für drei Kinder vollgestopft und ihr beim Abschied sogar noch ein Siebenshillingstück geschenkt hatte, so war doch der Sinn fürs Lächerliche bei dem Mädchen weitaus stärker als die Dankbarkeit, und Miss Jemmy wurde ebenso unbarmherzig geopfert wie ihre Schwester. |
How the father and daughter laughed as they trudged home together after the evening party (it was on the occasion of the speeches, when all the professors were invited) and how Miss Pinkerton would have raged had she seen the caricature of herself which the little mimic, Rebecca, managed to make out of her doll. Becky used to go through dialogues with it; it formed the delight of Newman Street, Gerrard Street, and the Artists’ quarter: and the young painters, when they came to take their gin-and-water with their lazy, dissolute, clever, jovial senior, used regularly to ask Rebecca if Miss Pinkerton was at home: she was as well known to them, poor soul! as Mr. Lawrence or President West. Once Rebecca had the honour to pass a few days at Chiswick; after which she brought back Jemima, and erected another doll as Miss Jemmy: for though that honest creature had made and given her jelly and cake enough for three children, and a seven-shilling piece at parting, the girl’s sense of ridicule was far stronger than her gratitude, and she sacrificed Miss Jemmy quite as pitilessly as her sister. |
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Die Katastrophe kam, als Rebekka in ihre neue Heimat, die Mall, gebracht wurde. Die strenge Förmlichkeit des Hauses erstickte sie: die Gebete und die Mahlzeiten, die Unterrichtsstunden und die Spaziergänge, alles in klösterlicher Regelmäßigkeit, lasteten beinahe unerträglich auf ihr, und sie vermißte die freie Bettelarmut des alten Ateliers in Soho so sehr, daß jeder, auch sie selbst, glaubte, der Kummer um den Vater verzehre sie. Sie hatte ein kleines Zimmerchen unter dem Dach, wo die Dienstmädchen sie nachts schluchzend auf und ab gehen hörten; allein das geschah vor Wut und nicht vor Kummer. Bisher hatte Heuchelei ihr ferngelegen; nun, in ihrer Einsamkeit, lernte sie, sich zu verstellen. Nie war sie in weiblicher Gesellschaft gewesen; ihr Vater war trotz aller seiner Laster ein begabter Mann; sie zog seine Unterhaltung tausendmal dem Geschwätz ihrer Geschlechtsgenossinnen vor, mit denen sie jetzt zusammenkam. Die eitle Wichtigtuerei der alten Schulvorsteherin, die törichte Gutmütigkeit ihrer Schwester, das dumme Geschwätz und die Klatschsucht der größeren Schülerinnen und die kalte Korrektheit der Erzieherinnen ermüdeten sie; und das unglückselige Geschöpf besaß kein sanftes, mütterliches Herz, um sich von dem Geplappere und Geplaudere der kleineren Mädchen, die sie hauptsächlich zu betreuen hatte, besänftigen und einnehmen zu lassen. Zwei Jahre lebte sie unter ihnen, und keine trauerte ihr nach, als sie ging. Die sanfte, gütige Amelia Sedley war die einzige, der sie sich einigermaßen angeschlossen hätte; und wer fühlte sich nicht zu Amelia hingezogen? |
The catastrophe came, and she was brought to the Mall as to her home. The rigid formality of the place suffocated her: the prayers and the meals, the lessons and the walks, which were arranged with a conventual regularity, oppressed her almost beyond endurance; and she looked back to the freedom and the beggary of the old studio in Soho with so much regret, that everybody, herself included, fancied she was consumed with grief for her father. She had a little room in the garret, where the maids heard her walking and sobbing at night; but it was with rage, and not with grief. She had not been much of a dissembler, until now her loneliness taught her to feign. She had never mingled in the society of women: her father, reprobate as he was, was a man of talent; his conversation was a thousand times more agreeable to her than the talk of such of her own sex as she now encountered. The pompous vanity of the old schoolmistress, the foolish good-humour of her sister, the silly chat and scandal of the elder girls, and the frigid correctness of the governesses equally annoyed her; and she had no soft maternal heart, this unlucky girl, otherwise the prattle and talk of the younger children, with whose care she was chiefly intrusted, might have soothed and interested her; but she lived among them two years, and not one was sorry that she went away. The gentle tender-hearted Amelia Sedley was the only person to whom she could attach herself in the least; and who could help attaching herself to Amelia? |
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Das Glück – die überlegene Stellung der jungen Damen um sie her erfüllten Rebekka mit unaussprechlichem Neid. »Wie vornehm sich doch dieses Mädchen aufspielt, bloß weil sie die Enkelin eines Grafen ist«, sagte sie von der einen. »Wie sie doch vor der Kreolin und ihren hunderttausend Pfund kriechen! Ich bin tausendmal gescheiter und hübscher als dieses Geschöpf mit all seinem Reichtum. Ich bin ebenso gut erzogen wie die Grafenenkelin, trotz ihres vornehmen Stammbaumes; und doch beachtet mich hier niemand. Aber gaben nicht, als ich noch bei meinem Vater lebte, die Männer ihre lustigsten Bälle und Gesellschaften auf, um den Abend mit mir zu verbringen?« Sie beschloß, sich auf jeden Fall aus dem Gefängnis zu befreien, in dem sie sich befand, und begann nun, selbständig zu handeln und zum erstenmal in ihrem Leben zusammenhängende Zukunftspläne zu schmieden. |
The happiness the superior advantages of the young women round about her, gave Rebecca inexpressible pangs of envy. “What airs that girl gives herself, because she is an Earl’s grand-daughter,” she said of one. “How they cringe and bow to that Creole, because of her hundred thousand pounds! I am a thousand times cleverer and more charming than that creature, for all her wealth. I am as well bred as the Earl’s grand-daughter, for all her fine pedigree; and yet every one passes me by here. And yet, when I was at my father’s, did not the men give up their gayest balls and parties in order to pass the evening with me?” She determined at any rate to get free from the prison in which she found herself, and now began to act for herself, and for the first time to make connected plans for the future. |
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Sie nutzte daher die Bildungsmöglichkeiten, welche das Haus ihr bot; und da sie gute Begabung für Musik und Sprachen zeigte, so hatte sie in kurzer Zeit das kleine Wissensgebiet durchstreift, dessen Kenntnis man bei einer Dame jener Tage für nötig hielt. Sie übte sich sehr fleißig in der Musik, und eines Tages, als die Mädchen ausgegangen waren und sie zu Hause geblieben war, hörte die Minerva sie ein Stück so gut spielen, daß sie weise überlegte, sie könne sich die Kosten eines Musiklehrers für die kleineren Mädchen sparen, und sie gab Miss Sharp zu verstehen, daß sie künftig Musikunterricht zu erteilen habe. |
She took advantage, therefore, of the means of study the place offered her; and as she was already a musician and a good linguist, she speedily went through the little course of study which was considered necessary for ladies in those days. Her music she practised incessantly, and one day, when the girls were out, and she had remained at home, she was overheard to play a piece so well that Minerva thought, wisely, she could spare herself the expense of a master for the juniors, and intimated to Miss Sharp that she was to instruct them in music for the future. |
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Zum ersten Male und zum größten Erstaunen der majestätischen Vorsteherin weigerte sich das Mädchen. »Ich bin hier, um mit den Kindern französisch zu sprechen«, sagte Rebekka kurz, »und nicht um Musikunterricht zu geben, damit Sie Geld sparen. Bezahlen Sie es mir, dann werde ich sie unterrichten.« |
The girl refused; and for the first time, and to the astonishment of the majestic mistress of the school. “I am here to speak French with the children,” Rebecca said abruptly, “not to teach them music, and save money for you. Give me money, and I will teach them.” |
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Die Minerva mußte klein beigeben und fand sie natürlich von dem Tage an unausstehlich. »Fünfunddreißig Jahre lang«, sagte sie mit einiger Berechtigung, »habe ich keinen Menschen erlebt, der gewagt hätte, in meinem Hause meine Autorität in Frage zu stellen. Ich habe eine Schlange an meinem Busen genährt.« |
Minerva was obliged to yield, and, of course, disliked her from that day. “For five-and-thirty years,” she said, and with great justice, “I never have seen the individual who has dared in my own house to question my authority. I have nourished a viper in my bosom.” |
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»Eine Schlange – Quatsch«, antwortete Miss Sharp der alten Dame, die vor Erstaunen fast in Ohnmacht fiel. »Sie haben mich aufgenommen, weil ich Ihnen nützlich war. Zwischen uns kann von Dankbarkeit keine Rede sein. Ich hasse diesen Ort und möchte gern weg von hier. Ich tue nur das, wozu ich verpflichtet bin, nicht mehr.« |
“A viper — a fiddlestick,” said Miss Sharp to the old lady, almost fainting with astonishment. “You took me because I was useful. There is no question of gratitude between us. I hate this place, and want to leave it. I will do nothing here but what I am obliged to do.” |
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Vergebens fragte die alte Dame, ob sie denn auch wisse, daß sie mit Miss Pinkerton spreche. Rebekka lachte ihr nur ins Gesicht, ein so schreckliches, sarkastisches, teuflisches Lachen, daß die Schulvorsteherin beinahe in Krämpfe fiel. »Geben Sie mir Geld«, sagte das Mädchen, »und Sie werden mich los – oder besorgen Sie mir, wenn Ihnen das lieber ist, eine Stelle als Erzieherin in einer adligen Familie -Sie können es, wenn Sie wollen.« Und in ihren späteren Auseinandersetzungen kam sie immer wieder auf diesen Punkt zurück. »Verschaffen Sie mir eine Stelle – wir können einander nicht ausstehen, und ich bin bereit zu gehen.« |
It was in vain that the old lady asked her if she was aware she was speaking to Miss Pinkerton? Rebecca laughed in her face, with a horrid sarcastic demoniacal laughter, that almost sent the schoolmistress into fits. “Give me a sum of money,” said the girl, “and get rid of me — or, if you like better, get me a good place as governess in a nobleman’s family — you can do so if you please.” And in their further disputes she always returned to this point, “Get me a situation — we hate each other, and I am ready to go.” |
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Die würdige Miss Pinkerton besaß zwar eine römische Nase und einen Turban und war, von Gestalt ein Grenadier, bis zu diesem Tage eine alles bezwingende Fürstin gewesen, mit dem Willen und der Stärke ihres kleinen Lehrlings konnte sie es jedoch nicht aufnehmen. Sie kämpfte und bemühte sich vergeblich, das Mädchen einzuschüchtern. Bei dem Versuch, sie einmal öffentlich zu schelten, kam Rebekka auf die bereits erwähnte Idee, ihr auf französisch zu antworten, was die alte Frau ganz und gar aus der Fassung brachte. Um ihre Autorität in der Schule zu wahren, erwies es sich als notwendig, diese Rebellin, dieses Ungeheuer, diese Schlange, diesen Feuerbrand zu entfernen; und da sie gerade hörte, daß Sir Pitt Crawleys Familie eine Gouvernante brauchte, empfahl sie – trotz Feuerbrand und Schlange – Miss Sharp für die Stelle. |
Worthy Miss Pinkerton, although she had a Roman nose and a turban, and was as tall as a grenadier, and had been up to this time an irresistible princess, had no will or strength like that of her little apprentice, and in vain did battle against her, and tried to overawe her. Attempting once to scold her in public, Rebecca hit upon the before-mentioned plan of answering her in French, which quite routed the old woman. In order to maintain authority in her school, it became necessary to remove this rebel, this monster, this serpent, this firebrand; and hearing about this time that Sir Pitt Crawley’s family was in want of a governess, she actually recommended Miss Sharp for the situation, firebrand and serpent as she was. |
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»Ich kann«, sagte sie, »Miss Sharps Betragen bestimmt nicht tadeln, wenn ich ihr Benehmen gegen mich selbst ausnehme; und ich muß zugeben, daß ihre Talente und Kenntnisse hervorragend sind. Zumindest was den Kopf betrifft, macht sie dem Erziehungssystem in meiner Schule alle Ehre.« |
“I cannot, certainly,” she said, “find fault with Miss Sharp’s conduct, except to myself; and must allow that her talents and accomplishments are of a high order. As far as the head goes, at least, she does credit to the educational system pursued at my establishment.” |
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Auf diese Weise brachte die Vorsteherin die Empfehlung mit ihrem Gewissen in Einklang; der Kontrakt wurde gelöst, und der Lehrling war frei. Der Kampf, hier in wenigen Zeilen beschrieben, dauerte natürlich einige Monate. Und da Miss Sedley, die nun siebzehn Jahre alt war und die Schule verlassen sollte, mit Miss Sharp befreundet war (»Dies ist der einzige Punkt in Amelias Betragen«, meinte Minerva, »der ihrer Lehrerin mißfallen hat«), so wurde Miss Sharp von ihrer Freundin eingeladen, eine Woche bei ihr zu Hause zu verbringen, ehe sie ihre Stelle als Erzieherin in einem Privathaushalt antrat. |
And so the schoolmistress reconciled the recommendation to her conscience, and the indentures were cancelled, and the apprentice was free. The battle here described in a few lines, of course, lasted for some months. And as Miss Sedley, being now in her seventeenth year, was about to leave school, and had a friendship for Miss Sharp ("’tis the only point in Amelia’s behaviour,” said Minerva, “which has not been satisfactory to her mistress"), Miss Sharp was invited by her friend to pass a week with her at home, before she entered upon her duties as governess in a private family. |
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So begann das Leben für die beiden jungen Damen. Für Amelia war es ganz neu, frisch und glänzend, in all seiner Schönheit. Nicht ganz so neu war es für Rebekka – denn in der Tat, um die Wahrheit über die Crisp-Affäre zu sagen, hatte die Kuchenfrau jemandem, der es wieder unter Eid weitererzählte, angedeutet, daß zwischen Mr. Crisp und Miss Sharp eine ganze Menge mehr vorgekommen sei, als an die Öffentlichkeit gedrungen war, und daß sein Brief nur eine Antwort auf einen andern gewesen sei. Wer vermag aber zu sagen, wie die Sache sich wirklich verhielt? Wenn das Leben für Rebekka nun auch nicht direkt begann, so begann sie es doch wieder einmal von vorn. |
Thus the world began for these two young ladies. For Amelia it was quite a new, fresh, brilliant world, with all the bloom upon it. It was not quite a new one for Rebecca — (indeed, if the truth must be told with respect to the Crisp affair, the tart-woman hinted to somebody, who took an affidavit of the fact to somebody else, that there was a great deal more than was made public regarding Mr. Crisp and Miss Sharp, and that his letter was in answer to another letter). But who can tell you the real truth of the matter? At all events, if Rebecca was not beginning the world, she was beginning it over again. |
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Als die jungen Damen den Schlagbaum auf der Kensingtoner Chaussee erreichten, hatte Amelia ihre Gefährtinnen zwar nicht vergessen, aber doch ihre Tränen getrocknet, und sie errötete heftig und war entzückt, als ein junger Offizier der Leibgarde sie im Vorbeireiten erspähte und sagte: »Bei Gott, ein verdammt schönes Mädchen!« Und ehe noch der Wagen am Russell Square anlangte, hatten sie viel über die Vorstellung bei Hofe geplaudert, und ob junge Damen sich bei solchem Anlaß wohl puderten und Reifröcke trügen, und ob Amelia dieser Ehre wohl teilhaftig werden würde; daß sie auf jeden Fall den Ball beim Lord Mayor erleben sollte, wußte sie. Als man nun endlich zu Hause angekommen war, hüpfte Miss Amelia Sedley an Sambos Arm heraus, ein so glückliches und hübsches Mädchen wie kaum ein anderes in dem ganzen großen London. In diesem Punkte war Sambo ganz der Ansicht des Kutschers, ihr Vater war darüber einig mit der Mutter, und so dachten alle Dienstboten des Hauses, die lächelnd in der Vorhalle standen und ihre junge Herrin mit Verbeugungen und Knicksen begrüßten. |
By the time the young ladies reached Kensington turnpike, Amelia had not forgotten her companions, but had dried her tears, and had blushed very much and been delighted at a young officer of the Life Guards, who spied her as he was riding by, and said, “A dem fine gal, egad!” and before the carriage arrived in Russell Square, a great deal of conversation had taken place about the Drawing-room, and whether or not young ladies wore powder as well as hoops when presented, and whether she was to have that honour: to the Lord Mayor’s ball she knew she was to go. And when at length home was reached, Miss Amelia Sedley skipped out on Sambo’s arm, as happy and as handsome a girl as any in the whole big city of London. Both he and coachman agreed on this point, and so did her father and mother, and so did every one of the servants in the house, as they stood bobbing, and curtseying, and smiling, in the hall to welcome their young mistress. |
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Man kann versichert sein, daß Amelia Rebekka jedes Zimmer im Hause zeigte und alle ihre Schubfächer, Bücher, das Klavier, ihre Kleider, Halsketten, Broschen, Spitzen und allerlei andere Kleinigkeiten. Rebekka mußte unbedingt den weißen Karneolschmuck und die Türkisohrringe sowie ein wunderhübsches geblümtes Musselinkleid annehmen, das sie ausgewachsen hatte, das ihrer Freundin aber wie angegossen passen mußte; und sie beschloß im Innern, die Mutter um Erlaubnis zu bitten, der Freundin ihren weißen Kaschmirschal schenken zu dürfen. Konnte sie ihn denn nicht entbehren, zumal ihr Bruder Joseph ihr soeben zwei aus Indien mitgebracht hatte? |
You may be sure that she showed Rebecca over every room of the house, and everything in every one of her drawers; and her books, and her piano, and her dresses, and all her necklaces, brooches, laces, and gimcracks. She insisted upon Rebecca accepting the white cornelian and the turquoise rings, and a sweet sprigged muslin, which was too small for her now, though it would fit her friend to a nicety; and she determined in her heart to ask her mother’s permission to present her white Cashmere shawl to her friend. Could she not spare it? and had not her brother Joseph just brought her two from India? |
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Als Rebekka die zwei prächtigen Kaschmirschals sah, die Joseph Sedley seiner Schwester mitgebracht hatte, sagte sie ganz aufrichtig, »daß es herrlich sein müsse, einen Bruder zu haben«, und weckte damit sehr leicht das Mitleid der gütigen Amelia für die arme Waise, die ohne Angehörige, freundlos und allein in der Welt stand. |
When Rebecca saw the two magnificent Cashmere shawls which Joseph Sedley had brought home to his sister, she said, with perfect truth, “that it must be delightful to have a brother,” and easily got the pity of the tender-hearted Amelia for being alone in the world, an orphan without friends or kindred. |
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»Du bist nicht allein«, sagte Amelia, »du weißt, Rebekka, ich werde stets deine Freundin sein und dich wie eine Schwester lieben – ganz bestimmt.« |
“Not alone,” said Amelia; “you know, Rebecca, I shall always be your friend, and love you as a sister — indeed I will.” |
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»Ach, hätte ich doch Eltern, wie du – gute, reiche, liebevolle Eltern, die einem jeden Wunsch erfüllen und einen mit ihrer Liebe umgeben, dem Kostbarsten, was es gibt. Mein armer Papa konnte mir nichts schenken, und ich besaß auf der ganzen Welt nur zwei Kittel! Und dann noch einen Bruder zu haben, einen lieben Bruder! Oh, wie mußt du ihn liebhaben!« |
“Ah, but to have parents, as you have — kind, rich, affectionate parents, who give you everything you ask for; and their love, which is more precious than all! My poor papa could give me nothing, and I had but two frocks in all the world! And then, to have a brother, a dear brother! Oh, how you must love him!” |
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Amelia lachte. |
Amelia laughed. |
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»Wie? Hast du ihn etwa nicht lieb? Wo du doch immer sagst, du liebst alle Menschen?« |
“What! don’t you love him? you, who say you love everybody?” |
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»Ja, natürlich, ich habe ihn lieb, nur...« |
“Yes, of course, I do — only — ” |
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»Nur was?« |
“Only what?” |
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»Nur scheint Joseph sich nicht viel darum zu kümmern, ob ich ihn liebhabe oder nicht. Als er nach zehnjähriger Abwesenheit kam, reichte er mir zwei Finger! Er ist freundlich und gut, aber er spricht selten mit mir; ich glaube, er liebt seine Pfeife viel mehr als seine...« Aber hier stockte Amelia, denn warum sollte sie schlecht von ihrem Bruder sprechen? »Er war sehr freundlich zu mir, als ich klein war«, setzte sie hinzu; »ich war erst fünf Jahre alt, als er wegging.« |
“Only Joseph doesn’t seem to care much whether I love him or not. He gave me two fingers to shake when he arrived after ten years’ absence! He is very kind and good, but he scarcely ever speaks to me; I think he loves his pipe a great deal better than his" — but here Amelia checked herself, for why should she speak ill of her brother? “He was very kind to me as a child,” she added; “I was but five years old when he went away.” |
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»Ist er nicht sehr reich?« fragte Rebekka. »Alle indischen Nabobs sollen doch ungeheuer reich sein.« |
“Isn’t he very rich?” said Rebecca. “They say all Indian nabobs are enormously rich.” |
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»Ich glaube, er hat ein sehr großes Einkommen.« |
“I believe he has a very large income.” |
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»Und ist deine Schwägerin eine nette, hübsche Frau?« |
“And is your sister-in-law a nice pretty woman?” |
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»Hach, Joseph ist doch gar nicht verheiratet«, rief Amelia und lachte abermals. |
“La! Joseph is not married,” said Amelia, laughing again. |
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Möglicherweise hatte sie es Rebekka schon einmal erzählt, aber die junge Dame schien es wieder vergessen zu haben; sie beteuerte eifrig, sie habe erwartet, eine Anzahl Neffen und Nichten von Amelia zu sehen. Sie sei ganz enttäuscht, Mr. Sedley unverheiratet zu finden; sie sei überzeugt, Amelia habe ihr erzählt, er sei verheiratet, und sie sei so vernarrt in kleine Kinder. |
Perhaps she had mentioned the fact already to Rebecca, but that young lady did not appear to have remembered it; indeed, vowed and protested that she expected to see a number of Amelia’s nephews and nieces. She was quite disappointed that Mr. Sedley was not married; she was sure Amelia had said he was, and she doted so on little children. |
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»Ich dachte, du hättest in Chiswick genug davon gehabt«, sagte Amelia, etwas verwundert über das plötzliche Interesse ihrer Freundin. In späteren Tagen hätte Miss Sharp sich niemals darauf eingelassen, Meinungen zu äußern, deren Unwahrheit so leicht aufzudecken war, allein wir dürfen nicht vergessen, daß das arme unschuldige Geschöpf erst neunzehn Jahre alt, daß sie in der Kunst, sich zu verstellen, noch wenig bewandert war, erst Erfahrungen sammeln mußte. Die obigen Fragen in der Sprache des Innern dieses scharfsinnigen jungen Mädchens übersetzt:, bedeuteten einfach folgendes: Wenn Mr. Joseph Sedley reich und unverheiratet ist, warum sollte ich ihn dann nicht heiraten? Ich habe zwar nur vierzehn Tage vor mir, aber es kann ja nichts schaden, wenn ich es versuche. |
“I think you must have had enough of them at Chiswick,” said Amelia, rather wondering at the sudden tenderness on her friend’s part; and indeed in later days Miss Sharp would never have committed herself so far as to advance opinions, the untruth of which would have been so easily detected. But we must remember that she is but nineteen as yet, unused to the art of deceiving, poor innocent creature! and making her own experience in her own person. The meaning of the above series of queries, as translated in the heart of this ingenious young woman, was simply this: “If Mr. Joseph Sedley is rich and unmarried, why should I not marry him? I have only a fortnight, to be sure, but there is no harm in trying.” |
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Sie beschloß im Innern, diesen lobenswerten Versuch zu unternehmen. Sie verdoppelte ihre Zärtlichkeit gegenüber Amelia; sie küßte das Halsband mit dem weißen Karneol, als sie es anlegte, und beteuerte, sie werde sich nie, nie davon trennen. Als die Tischglocke erklang, ging sie, wie junge Mädchen zu gehen pflegen, den Arm um die Taille ihrer Freundin geschlungen, die Treppe hinab. Als sie an der Tür des Gesellschaftszimmers anlangten, war sie so aufgeregt, daß sie kaum Mut fassen konnte einzutreten. »Fühl mal, wie mein Herz klopft:, meine Liebe«, sagte sie zu ihrer Freundin. |
And she determined within herself to make this laudable attempt. She redoubled her caresses to Amelia; she kissed the white cornelian necklace as she put it on; and vowed she would never, never part with it. When the dinner-bell rang she went downstairs with her arm round her friend’s waist, as is the habit of young ladies. She was so agitated at the drawing-room door, that she could hardly find courage to enter. “Feel my heart, how it beats, dear!” said she to her friend. |
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»Ach wo«, meinte Amelia, »komm mit herein und fürchte dich nicht. Papa wird dir nichts tun.« |
“No, it doesn’t,” said Amelia. “Come in, don’t be frightened. Papa won’t do you any harm.” |