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Wie ihre Heirat vor sich ging, kann jedermann vollkommen gleichgültig sein. Was kann einen volljährigen Hauptmann und eine mündige junge Dame daran hindern, eine Lizenz zu kaufen und sich in einer Londoner Kirche trauen zu lassen? Wem muß erst gesagt werden, daß eine Frau, die einen Willen hat, ganz gewiß auch einen Weg findet? Ich glaube, man hätte eines Tages, als Miss Sharp weggegangen war, um den Vormittag bei ihrer lieben Freundin Amelia Sedley am Russell Square zu verbringen, beobachten können, daß eine Dame, die ihr sehr ähnlich war, in Begleitung eines Herrn mit gefärbtem Schnurrbart eine Kirche in der City betrat und daß dieser Herr sie nach dem Verlauf von einer Viertelstunde wieder zu der wartenden Mietskutsche brachte. Es war eine stille Hochzeitsgesellschaft. |
How they were married is not of the slightest consequence to anybody. What is to hinder a Captain who is a major, and a young lady who is of age, from purchasing a licence, and uniting themselves at any church in this town? Who needs to be told, that if a woman has a will she will assuredly find a way? — My belief is that one day, when Miss Sharp had gone to pass the forenoon with her dear friend Miss Amelia Sedley in Russell Square, a lady very like her might have been seen entering a church in the City, in company with a gentleman with dyed mustachios, who, after a quarter of an hour’s interval, escorted her back to the hackney-coach in waiting, and that this was a quiet bridal party. |
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Und wer in aller Welt kann nach den täglichen Erfahrungen bezweifeln, daß ein Mann irgend jemanden heiratet. Wie viele weise und gelehrte Männer haben nicht ihre Köchin geheiratet? Heiratete nicht Lord Eldon, der Vorsichtigste aller Sterblichen, eine Frau, mit der er durchgebrannt war? Hatten sich nicht Achilles und Ajax beide in ihre Mägde verliebt? Können wir dann von einem schwerfälligen Dragoner mit heftigen Begierden und wenig Verstand, der noch nie im Leben seine Leidenschaften bezwungen hatte, erwarten, daß er plötzlich vorsichtig werden und verschmähen würde, jeden Preis für die Befriedigung einer Leidenschaft zu zahlen, die er sich nun einmal in den Kopf gesetzt hatte? Würden die Leute lediglich Vernunftehen schließen – welch ein Hindernis bedeutete das doch für den Bevölkerungszuwachs! |
And who on earth, after the daily experience we have, can question the probability of a gentleman marrying anybody? How many of the wise and learned have married their cooks? Did not Lord Eldon himself, the most prudent of men, make a runaway match? Were not Achilles and Ajax both in love with their servant maids? And are we to expect a heavy dragoon with strong desires and small brains, who had never controlled a passion in his life, to become prudent all of a sudden, and to refuse to pay any price for an indulgence to which he had a mind? If people only made prudent marriages, what a stop to population there would be! |
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Meiner Meinung nach war Mr. Rawdons Heirat eine der ehrlichsten Taten, die wir aus dem Leben dieses Herrn – soweit es diese Geschichte betrifft – berichten können. Es wird wohl niemand behaupten, es sei unmännlich, sich von einer Frau fangen zu lassen und, wenn schon gefangen, sie dann auch zu heiraten. Die Bewunderung, das Entzücken, die Leidenschaft, das Erstaunen, das unbegrenzte Vertrauen und die wahnsinnige Anbetung, womit der große Kriegsmann die kleine Rebekka nach und nach betrachtete, waren Gefühle, die zumindest die Damen ihm nicht zur Unehre rechnen werden. Wenn sie sang, so durchbebte jeder Ton seine stumpfe Seele und seine riesige Gestalt. Wenn sie sprach, so bot er alle Geisteskraft auf, um zuzuhören und zu staunen. Wenn sie scherzte, so wälzte er ihre Witze im Kopf hin und her und brach eine halbe Stunde später auf der Straße darüber in Gelächter aus, sehr zum Erstaunen des Reitknechts, der neben ihm im Tilbury saß, oder des Kameraden, mit dem er auf der Rotten Row ritt. Ihre Worte waren Orakelsprüche für ihn, ihre kleinsten Handlungen von unfehlbarer Grazie und Weisheit gekennzeichnet. Wie sie singt, wie sie malt! dachte er. Wie sie in Queen's Crawley die widersetzliche Stute ritt! Auch in vertraulichen Augenblicken sagte er ihr: »Beim Zeus, Beck, du könntest Oberbefehlshaber oder Erzbischof von Canterbury werden, beim Zeus!« Ist er eine Ausnahme? Sehen wir nicht alle Tage manch einen ehrlichen Herkules an den Schürzenbändern seiner Omphale oder manch einen großen, bärtigen Simson im Schoße von Delila liegen? |
It seems to me, for my part, that Mr. Rawdon’s marriage was one of the honestest actions which we shall have to record in any portion of that gentleman’s biography which has to do with the present history. No one will say it is unmanly to be captivated by a woman, or, being captivated, to marry her; and the admiration, the delight, the passion, the wonder, the unbounded confidence, and frantic adoration with which, by degrees, this big warrior got to regard the little Rebecca, were feelings which the ladies at least will pronounce were not altogether discreditable to him. When she sang, every note thrilled in his dull soul, and tingled through his huge frame. When she spoke, he brought all the force of his brains to listen and wonder. If she was jocular, he used to revolve her jokes in his mind, and explode over them half an hour afterwards in the street, to the surprise of the groom in the tilbury by his side, or the comrade riding with him in Rotten Row. Her words were oracles to him, her smallest actions marked by an infallible grace and wisdom. “How she sings, — how she paints,” thought he. “How she rode that kicking mare at Queen’s Crawley!” And he would say to her in confidential moments, “By Jove, Beck, you’re fit to be Commander-in-Chief, or Archbishop of Canterbury, by Jove.” Is his case a rare one? and don’t we see every day in the world many an honest Hercules at the apron-strings of Omphale, and great whiskered Samsons prostrate in Delilah’s lap? |
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Als daher Becky ihm sagte, daß die große Krise nahe und die Zeit zum Handeln gekommen sei, erklärte Rawdon sich ebenso schnell bereit, sich nach ihren Befehlen zu richten, wie er unter dem Befehl seines Obersten seine Truppe zum Kampf geführt hätte. Er brauchte seinen Brief nicht in den dritten Band von Porteus zu legen. Rebekka fand leicht Mittel und Wege, sich ihrer Begleiterin, der Briggs, zu entledigen, und traf ihren treuen Freund tags darauf »am gewohnten Ort«. Sie hatte sich die Sache während der Nacht noch einmal überlegt und teilte Rawdon ihre Entschlüsse mit. Natürlich stimmte er allem zu. Er war völlig überzeugt, daß alles richtig sei, daß ihr Vorschlag sehr gut sei, daß Miss Crawley sich unfehlbar erweichen lassen würde oder, wie er sich ausdrückte, nach einiger Zeit rumgekriegt werden könnte. Hätte Rebekka vollkommen andere Beschlüsse gefaßt – er wäre ebenso blind gefolgt. »Du hast Köpfchen genug für uns beide, Beck«, sagte er. »Es gelingt dir bestimmt, uns aus der Patsche zu ziehen. So was wie dich habe ich noch nicht gesehen, und ich habe seinerzeit doch auch Prachtweiber getroffen.« Und mit diesem einfachen Glaubensbekenntnis überließ ihr der liebestolle Dragoner auch seinen Anteil an dem Plan, den sie für sie beide ausgeheckt hatte. |
When, then, Becky told him that the great crisis was near, and the time for action had arrived, Rawdon expressed himself as ready to act under her orders, as he would be to charge with his troop at the command of his colonel. There was no need for him to put his letter into the third volume of Porteus. Rebecca easily found a means to get rid of Briggs, her companion, and met her faithful friend in “the usual place” on the next day. She had thought over matters at night, and communicated to Rawdon the result of her determinations. He agreed, of course, to everything; was quite sure that it was all right: that what she proposed was best; that Miss Crawley would infallibly relent, or “come round,” as he said, after a time. Had Rebecca’s resolutions been entirely different, he would have followed them as implicitly. “You have head enough for both of us, Beck,” said he. “You’re sure to get us out of the scrape. I never saw your equal, and I’ve met with some clippers in my time too.” And with this simple confession of faith, the love-stricken dragoon left her to execute his part of the project which she had formed for the pair. |
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Dieser Plan bestand einfach darin, in Brompton oder in der Nähe der Kaserne für Hauptmann Crawley und Frau eine ruhige Wohnung zu mieten. Denn klugerweise, wie wir glauben, hatte Rebekka beschlossen zu fliehen. Rawdon war darüber hochbeglückt. Er hatte ihr schon wochenlang in den Ohren gelegen, dies zu tun. Mit dem Ungestüm der Liebe stürzte er davon, um die Wohnung zu mieten. Er stimmte so bereitwillig zu, zwei Guineen pro Woche zu zahlen, daß die Hauswirtin bedauerte, nicht mehr gefordert zu haben. Er ließ ein Klavier kommen und ein halbes Gewächshaus voll Blumen und einen Haufen anderer schöner Dinge. Schals, Glacéhandschuhe, seidene Strümpfe, goldene Uhren, Armbänder und Parfüms schickte er mit der Verschwendung blinder Liebe und unbegrenzten Kredits. Und als er mit diesem Freigebigkeitserguß sein Gemüt erleichtert hatte, ging er in seinen Klub essen und wartete voller Ungeduld auf den großen Moment seines Lebens. |
It consisted simply in the hiring of quiet lodgings at Brompton, or in the neighbourhood of the barracks, for Captain and Mrs. Crawley. For Rebecca had determined, and very prudently, we think, to fly. Rawdon was only too happy at her resolve; he had been entreating her to take this measure any time for weeks past. He pranced off to engage the lodgings with all the impetuosity of love. He agreed to pay two guineas a week so readily, that the landlady regretted she had asked him so little. He ordered in a piano, and half a nursery-house full of flowers: and a heap of good things. As for shawls, kid gloves, silk stockings, gold French watches, bracelets and perfumery, he sent them in with the profusion of blind love and unbounded credit. And having relieved his mind by this outpouring of generosity, he went and dined nervously at the club, waiting until the great moment of his life should come. |
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Die Ereignisse des vergangenen Tages, die bewundernswerte Haltung Rebekkas, da sie doch ein so vorteilhaftes Anerbieten ausgeschlagen hatte, das geheime Unglück, das auf ihr lag, die Sanftmut und die Stille, womit sie ihren Kummer ertrug, hatten Miss Crawley noch zärtlicher gemacht, als sie gewöhnlich war. Ereignisse wie eine Heirat oder eine Ablehnung oder ein Antrag bringen ein ganzes Haus voller Frauen in Aufregung und setzt ihr ganzes hysterisches Mitgefühl in Tätigkeit. Als Beobachter der menschlichen Natur besuche ich während der Heiratssaison der Oberen regelmäßig die Sankt-Georgs-Kirche am Hanover Square. Dabei habe ich nie die Freunde des Bräutigams weinen sehen oder festgestellt, daß der Küster und der Geistliche auf irgendeine Art ergriffen wären. Es ist aber gar nicht ungewöhnlich, daß man dort Frauen findet, die nichts mit dem zu tun haben, was dort geschieht – alte Damen, die schon längst das Heiratsalter überschritten haben, und dicke Frauen mittleren Alters mit vielen Söhnen und Töchtern, ganz abgesehen von hübschen, jungen Geschöpfen in rosa Hüten, die auf ihren großen Tag warten und deshalb natürlich Interesse an der Zeremonie finden. Obwohl sie also nichts damit zu tun haben, schluchzen sie, schnüffeln, verbergen ihre Gesichter in kleinen, unnützen Taschentüchern, und alt und jung seufzt vor Erregung. Als mein Freund, der vornehme John Pimlico, die liebliche Lady Belgravia Green Parker heiratete, war die Rührung so allgemein, daß selbst die kleine, alte tabakschnupfende Kirchenstuhlschließerin, die mich an meinen Platz führte, in Tränen schwamm. Und warum? fragte ich meine Seele. Sie war es nicht, die heiraten sollte. |
The occurrences of the previous day; the admirable conduct of Rebecca in refusing an offer so advantageous to her, the secret unhappiness preying upon her, the sweetness and silence with which she bore her affliction, made Miss Crawley much more tender than usual. An event of this nature, a marriage, or a refusal, or a proposal, thrills through a whole household of women, and sets all their hysterical sympathies at work. As an observer of human nature, I regularly frequent St. George’s, Hanover Square, during the genteel marriage season; and though I have never seen the bridegroom’s male friends give way to tears, or the beadles and officiating clergy any way affected, yet it is not at all uncommon to see women who are not in the least concerned in the operations going on — old ladies who are long past marrying, stout middle-aged females with plenty of sons and daughters, let alone pretty young creatures in pink bonnets, who are on their promotion, and may naturally take an interest in the ceremony — I say it is quite common to see the women present piping, sobbing, sniffling; hiding their little faces in their little useless pocket-handkerchiefs; and heaving, old and young, with emotion. When my friend, the fashionable John Pimlico, married the lovely Lady Belgravia Green Parker, the excitement was so general that even the little snuffy old pew-opener who let me into the seat was in tears. And wherefore? I inquired of my own soul: she was not going to be married. |
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Mit einem Wort, Miss Crawley und Miss Briggs ließen nach der Affäre mit Sir Pitt ihren Gefühlen freien Lauf, und Rebekka wurde für sie zum Gegenstand zärtlichsten Interesses. Während das Mädchen abwesend war, tröstete sich Miss Crawley mit dem sentimentalsten Roman, den ihre Bibliothek aufwies. Die kleine Sharp mit ihrem geheimen Kummer war die Heldin des Tages. |
Miss Crawley and Briggs in a word, after the affair of Sir Pitt, indulged in the utmost luxury of sentiment, and Rebecca became an object of the most tender interest to them. In her absence Miss Crawley solaced herself with the most sentimental of the novels in her library. Little Sharp, with her secret griefs, was the heroine of the day. |
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An diesem Abend sang Rebekka lieblicher und erzählte hübscher als je zuvor in der Park Lane. Sie wand sich um Miss Crawleys Herz. Sie lachte geringschätzig über Sir Pitts Antrag und verspottete ihn als den närrischen Einfall eines alten Mannes. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und das Herz der Briggs mit unaussprechlichen Qualen, als sie sagte, sie wünsche sich kein anderes Los, als immer bei ihrer teuren Wohltäterin bleiben zu dürfen. »Mein liebes Kindchen«, sagte die alte Dame, »ich lasse Sie noch viele Jahre nicht von mir, darauf können Sie bauen. Von einer Rückkehr zu meinem scheußlichen Bruder kann nach alldem, was passiert ist, sowieso keine Rede mehr sein. Sie bleiben hier bei mir und der Briggs. Die Briggs möchte gern oft ihre Verwandten besuchen. Briggs, Sie können gehen, wann es Ihnen beliebt. Aber Sie, meine Liebe, müssen hierbleiben und sich um die alte Frau kümmern.« |
That night Rebecca sang more sweetly and talked more pleasantly than she had ever been heard to do in Park Lane. She twined herself round the heart of Miss Crawley. She spoke lightly and laughingly of Sir Pitt’s proposal, ridiculed it as the foolish fancy of an old man; and her eyes filled with tears, and Briggs’s heart with unutterable pangs of defeat, as she said she desired no other lot than to remain for ever with her dear benefactress. “My dear little creature,” the old lady said, “I don’t intend to let you stir for years, that you may depend upon it. As for going back to that odious brother of mine after what has passed, it is out of the question. Here you stay with me and Briggs. Briggs wants to go to see her relations very often. Briggs, you may go when you like. But as for you, my dear, you must stay and take care of the old woman.” |
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Wäre in diesem Augenblick Rawdon Crawley dabeigewesen, anstatt in seinem Klub aufgeregt Rotwein zu trinken, so hätte das Paar vor der alten Jungfer nur auf die Knie zu fallen und alles zu gestehen brauchen, um im Nu volle Verzeihung zu erhalten. Aber dieses Glück war dem jungen Paare versagt, zweifellos, um dem Verfasser Gelegenheit zu geben, diese Geschichte zu schreiben, in der eine große Anzahl ihrer wunderbaren Abenteuer erzählt werden – Abenteuer, die ihnen niemals hätten widerfahren können, wenn Miss Crawleys bequeme, aber uninteressante Verzeihung ihnen Zuflucht und Schutz gewährt hätte. |
If Rawdon Crawley had been then and there present, instead of being at the club nervously drinking claret, the pair might have gone down on their knees before the old spinster, avowed all, and been forgiven in a twinkling. But that good chance was denied to the young couple, doubtless in order that this story might be written, in which numbers of their wonderful adventures are narrated — adventures which could never have occurred to them if they had been housed and sheltered under the comfortable uninteresting forgiveness of Miss Crawley. |
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Unter Mrs. Firkins Kommando in der Park Lane befand sich auch ein junges Mädchen aus Hampshire, deren Aufgabe es unter anderem war, mit einem Krug heißen Wassers an Miss Sharps Tür zu klopfen, weil Mrs. Firkin selbst lieber gestorben wäre, als ihn dem kleinen Eindringling zu bringen. Dieses Mädchen, das auf dem Familiengut aufgewachsen war, hatte einen Bruder, der in Hauptmann Crawleys Truppe diente, und wüßte man die volle Wahrheit, so würde es sich vielleicht herausstellen, daß sie über gewisse Vereinbarungen Bescheid wußte, die einiges mit dieser Geschichte zu tun haben. Sie kaufte sich jedenfalls einen gelben Schal, ein Paar gelbe Stiefel und einen hellblauen Hut mit roter Feder für drei Guineen, die sie von Rebekka erhalten hatte, und da die kleine Sharp mit ihrem Geld nicht immer so großzügig umging, so war Betty Martin ohne Zweifel für bestimmte Dienstleistungen beschenkt worden. |
Under Mrs. Firkin’s orders, in the Park Lane establishment, was a young woman from Hampshire, whose business it was, among other duties, to knock at Miss Sharp’s door with that jug of hot water which Firkin would rather have perished than have presented to the intruder. This girl, bred on the family estate, had a brother in Captain Crawley’s troop, and if the truth were known, I daresay it would come out that she was aware of certain arrangements, which have a great deal to do with this history. At any rate she purchased a yellow shawl, a pair of green boots, and a light blue hat with a red feather with three guineas which Rebecca gave her, and as little Sharp was by no means too liberal with her money, no doubt it was for services rendered that Betty Martin was so bribed. |
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Zwei Tage nach Sir Pitt Crawleys Heiratsantrag ging die Sonne wie gewöhnlich auf, und zur gewöhnlichen Stunde klopfte Betty Martin, das Stubenmädchen, an die Schlafzimmertür der Gouvernante. |
On the second day after Sir Pitt Crawley’s offer to Miss Sharp, the sun rose as usual, and at the usual hour Betty Martin, the upstairs maid, knocked at the door of the governess’s bedchamber. |
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Sie erhielt keine Antwort und klopfte daher abermals. Wieder nur Stille. Betty, mit dem heißen Wasser in der Hand, öffnete die Tür und trat in das Zimmer. |
No answer was returned, and she knocked again. Silence was still uninterrupted; and Betty, with the hot water, opened the door and entered the chamber. |
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Das kleine, weiße Bett lag so glatt und nett da wie tags zuvor, als Betty mit eigener Hand geholfen hatte, es zu machen. Zwei kleine verschnürte Koffer standen in einer Ecke des Zimmers, und auf dem Tisch am Fenster auf dem Nadelkissen, dem großen, dicken Nadelkissen, das mit rosa Seide gefüttert war und gefältelt wie ein Damennachthäubchen war, lag ein Brief. Wahrscheinlich hatte er dort die ganze Nacht gelegen. |
The little white dimity bed was as smooth and trim as on the day previous, when Betty’s own hands had helped to make it. Two little trunks were corded in one end of the room; and on the table before the window — on the pincushion the great fat pincushion lined with pink inside, and twilled like a lady’s nightcap — lay a letter. It had been reposing there probably all night. |
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Betty ging auf Zehenspitzen darauf zu, als fürchtete sie, ihn aufzuwecken, blickte ihn mit einer Miene großer Verwunderung und Zufriedenheit an, sah sich mit der gleichen Miene im Zimmer um, nahm den Brief, und grinste übers ganze Gesicht, als sie ihn um und um drehte, und brachte ihn schließlich in Miss Briggs' Zimmer. |
Betty advanced towards it on tiptoe, as if she were afraid to awake it — looked at it, and round the room, with an air of great wonder and satisfaction; took up the letter, and grinned intensely as she turned it round and over, and finally carried it into Miss Briggs’s room below. |
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Wie konnte Betty wissen, daß der Brief für Miss Briggs bestimmt war? Betty hatte in ihrem ganzen Leben nie eine andere Schule besucht als Mrs. Bute Crawleys Sonntagsschule und konnte Englisch sowenig lesen wie Hebräisch. |
How could Betty tell that the letter was for Miss Briggs, I should like to know? All the schooling Betty had had was at Mrs. Bute Crawley’s Sunday school, and she could no more read writing than Hebrew. |
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»Ach, Miss Briggs«, rief das Mädchen, »o Miss, es muß etwas passiert sein – in Miss Sharps Zimmer ist niemand, das Bett ist unberührt, und sie ist weggelaufen und hat den Brief hier für Sie dagelassen, Miss!« |
“La, Miss Briggs,” the girl exclaimed, “O, Miss, something must have happened — there’s nobody in Miss Sharp’s room; the bed ain’t been slep in, and she’ve run away, and left this letter for you, Miss.” |
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»Was!« rief die Briggs und ließ ihren Kamm fallen, so daß die dünne graue Haarsträhne ihr auf die Schulter fiel. »Eine Entführung! Miss Sharp ist geflohen! Was, was heißt das?« Und sie erbrach eifrig das zierliche Siegel und verschlang den Inhalt des an sie gerichteten Briefes. |
“ What!” cries Briggs, dropping her comb, the thin wisp of faded hair falling over her shoulders; “an elopement! Miss Sharp a fugitive! What, what is this?” and she eagerly broke the neat seal, and, as they say, “devoured the contents” of the letter addressed to her. |
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Meine liebe Miss Briggs (so schrieb die Entflohene), Ihr Herz, das gütigste der Welt, wird mich bemitleiden, mit mir fühlen und mich entschuldigen. Weinend, betend und segnend verlasse ich das Haus, wo man der armen Waise stets freundlich und liebevoll begegnete. Ansprüche, berechtigter noch als die meiner Wohltäterin, beordern mich von dannen. Die Pflicht ruft mich zu meinem Gatten. Ja, ich bin verheiratet, mein Gatte befiehlt mir, in das bescheidene Heim zu kommen, das wir unser eigen nennen. Liebe Miss Briggs, bringen Sie diese Nachricht meiner teuren, innig geliebten Freundin und Wohltäterin so schonend bei, wie Ihr zartes Mitgefühl es Ihnen diktiert. Sagen Sie ihr, daß ich vor meinem Weggang ihr teures Kissen mit Tränen benetzt habe – jenes Kissen, das ich in Tagen der Krankheit so oft geglättet habe und an dem abermals wachen zu dürfen ich mich sehne. – Oh, mit welcher Freude werde ich nach der teuren Park Lane zurückkehren! Wie zittere ich um die Antwort, die mein Schicksal besiegeln wird! Als Sir Pitt sich herabließ, mir seine Hand anzubieten – eine Ehre, die ich nach Ansicht meiner vielgeliebten Miss Crawley verdiente (meine heißesten Segenswünsche seien mit ihr, daß sie die arme Waise für würdig erachtete, ihre Schwägerin zu werden!) –, da sagte ich Sir Pitt, daß ich bereits verheiratet sei. Sogar er verzieh mir. Aber es gebrach mir an Mut, ihm alles zu sagen – daß ich nämlich nicht seine Frau werden könnte, da ich seine Tochter sei. Ich bin verheiratet mit dem besten und edelsten aller Männer – Miss Crawleys Rawdon ist mein Rawdon. Auf seinen Befehl tue ich meinen Mund auf und folge ihm in unser bescheidenes Heim, wie ich ihm durch die ganze Welt folgen würde. Oh, meine vortreffliche und gütige Freundin, legen Sie bei meines Rawdons geliebter Tante Fürsprache ein für ihn und das arme Mädchen, dem seine ganze edle Familie solch beispiellose Liebe und Freundschaft erwiesen hat. Bitten Sie Miss Crawley, daß sie ihre Kinder aufnehmen möge. Ich kann nichts mehr sagen, aber um Gottes Segen, um Gottes tausendfachen Segen für alle in dem teuren Hause, das ich verlasse, fleht Ihre Sie liebende und dankbare Rebekka Crawley. |
Dear Miss Briggs [the refugee wrote], the kindest heart in the world, as yours is, will pity and sympathise with me and excuse me. With tears, and prayers, and blessings, I leave the home where the poor orphan has ever met with kindness and affection. Claims even superior to those of my benefactress call me hence. I go to my duty — to my husband. Yes, I am married. My husband commands me to seek the humble home which we call ours. Dearest Miss Briggs, break the news as your delicate sympathy will know how to do it — to my dear, my beloved friend and benefactress. Tell her, ere I went, I shed tears on her dear pillow — that pillow that I have so often soothed in sickness — that I long again to watch — Oh, with what joy shall I return to dear Park Lane! How I tremble for the answer which is to seal my fate! When Sir Pitt deigned to offer me his hand, an honour of which my beloved Miss Crawley said I was deserving (my blessings go with her for judging the poor orphan worthy to be her sister!) I told Sir Pitt that I was already A wife. Even he forgave me. But my courage failed me, when I should have told him all — that I could not be his wife, for I was his daughter! I am wedded to the best and most generous of men — Miss Crawley’s Rawdon is my Rawdon. At his command I open my lips, and follow him to our humble home, as I would through the world. O, my excellent and kind friend, intercede with my Rawdon’s beloved aunt for him and the poor girl to whom all his noble race have shown such UNPARALLELED affection. Ask Miss Crawley to receive her children. I can say no more, but blessings, blessings on all in the dear house I leave, prays Your affectionate and
grateful
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Gerade als die Briggs dieses rührende und interessante Dokument, das sie wieder in ihre frühere Stellung als erste Vertraute der Miss Crawley einsetzte, fertiggelesen hatte, trat Mrs. Firkin ins Zimmer. »Mrs. Bute Crawley ist eben mit der Postkutsche aus Hampshire angekommen und möchte gern etwas Tee. Kommen Sie runter und machen das Frühstück zurecht, Miss?« |
Just as Briggs had finished reading this affecting and interesting document, which reinstated her in her position as first confidante of Miss Crawley, Mrs. Firkin entered the room. “Here’s Mrs. Bute Crawley just arrived by the mail from Hampshire, and wants some tea; will you come down and make breakfast, Miss?” |
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Zu Firkins großer Überraschung segelte die Briggs mit gerafftem Morgenrock, aufgelöster Haarsträhne, die Stirn von kleinen Lockenwickeln umrahmt und in der Hand den Brief mit der wunderbaren Nachricht, zu Mrs. Bute hinab. |
And to the surprise of Firkin, clasping her dressing-gown around her, the wisp of hair floating dishevelled behind her, the little curl-papers still sticking in bunches round her forehead, Briggs sailed down to Mrs. Bute with the letter in her hand containing the wonderful news. |
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»Oh, Mrs. Firkin«, keuchte Betty, »so eine Geschichte. Miss Sharp ist mit dem Hauptmann auf und davon, und sie sind nach Gretna Green!« Wir würden Mrs. Firkins Gemütsbewegung ein eigenes Kapitel widmen, beschäftigte nicht unsere vornehmere Muse die Leidenschaften ihrer Gebieterin. |
“Oh, Mrs. Firkin,” gasped Betty, “sech a business. Miss Sharp have a gone and run away with the Capting, and they’re off to Gretney Green!” We would devote a chapter to describe the emotions of Mrs. Firkin, did not the passions of her mistresses occupy our genteeler muse. |
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Als Mrs. Bute Crawley, ganz erstarrt von ihrer Nachtreise, sich an dem gerade entfachten prasselnden Kaminfeuer wärmte, erfuhr sie aus Miss Briggs' Mund die Nachricht von der heimlichen Heirat und erklärte es für eine himmlische Vorsehung, daß sie gerade jetzt gekommen sei, um der armen, teuren Miss Crawley den Schlag ertragen zu helfen. Sie setzte hinzu, Rebekka sei ein durchtriebenes Weibstück und ihr stets verdächtig erschienen; auch habe sie nie die törichte Vorliebe von Rawdons Tante für ihn begreifen können, und sie habe ihn schon längst als ein verworfenes, gottvergessenes, ruchloses Subjekt betrachtet. Dieses abscheuliche Benehmen, meinte Mrs. Bute, werde wenigstens das Gute haben, der armen, lieben Miss Crawley über den wirklichen Charakter dieses nichtswürdigen Menschen die Augen zu öffnen. Dann bekam Mrs. Bute köstlichen heißen Toast, und da jetzt im Hause ein Zimmer frei war, brauchte sie nicht im Restaurant »Gloster«, wo die Portsmouther Postkutsche sie abgesetzt hatte, zu wohnen; deshalb beorderte sie Mr. Bowls' Adjutanten, den Lakaien, ihre Koffer von dort zu holen. |
When Mrs. Bute Crawley, numbed with midnight travelling, and warming herself at the newly crackling parlour fire, heard from Miss Briggs the intelligence of the clandestine marriage, she declared it was quite providential that she should have arrived at such a time to assist poor dear Miss Crawley in supporting the shock — that Rebecca was an artful little hussy of whom she had always had her suspicions; and that as for Rawdon Crawley, she never could account for his aunt’s infatuation regarding him, and had long considered him a profligate, lost, and abandoned being. And this awful conduct, Mrs. Bute said, will have at least this good effect, it will open poor dear Miss Crawley’s eyes to the real character of this wicked man. Then Mrs. Bute had a comfortable hot toast and tea; and as there was a vacant room in the house now, there was no need for her to remain at the Gloster Coffee House where the Portsmouth mail had set her down, and whence she ordered Mr. Bowls’s aide-de-camp the footman to bring away her trunks. |
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Nun muß man wissen, daß Miss Crawley ihr Zimmer nie vor der Mittagszeit verließ, da sie morgens ihre Schokolade im Bette einnahm, während Becky Sharp ihr die »Morning Post« vorlas, oder sie sich anderweitig die Zeit vertrieb oder faulenzte. Die Verschwörer unten kamen nun überein, die Gefühle der teuren Lady zu schonen, bis sie im Salon auftauchte; inzwischen wurde ihr gemeldet, Mrs. Bute Crawley sei mit der Postkutsche aus Hampshire gekommen, wohne im »Gloster«, lasse Miss Crawley grüßen und wolle gern mit Miss Briggs frühstücken. Mrs. Butes Ankunft, sonst kein besonders freudiges Ereignis, wurde jetzt mit Vergnügen begrüßt. Miss Crawley freute sich, mit ihrer Schwägerin über die verstorbene Lady Crawley, die Vorbereitungen für die Beerdigung und Sir Pitts unerwarteten Heiratsantrag klatschen zu können. |
Miss Crawley, be it known, did not leave her room until near noon — taking chocolate in bed in the morning, while Becky Sharp read the Morning Post to her, or otherwise amusing herself or dawdling. The conspirators below agreed that they would spare the dear lady’s feelings until she appeared in her drawing-room: meanwhile it was announced to her that Mrs. Bute Crawley had come up from Hampshire by the mail, was staying at the Gloster, sent her love to Miss Crawley, and asked for breakfast with Miss Briggs. The arrival of Mrs. Bute, which would not have caused any extreme delight at another period, was hailed with pleasure now; Miss Crawley being pleased at the notion of a gossip with her sister-in-law regarding the late Lady Crawley, the funeral arrangements pending, and Sir Pitt’s abrupt proposal to Rebecca. |
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Erst als die alte Dame sich bequem in ihrem gewohnten Lehnsessel im Salon niedergelassen hatte und die einleitenden Umarmungen und Erkundigungen zwischen den Damen beendet waren, hielten die Verschwörerinnen es für richtig, sie der Prozedur zu unterziehen. Wer hat nicht schon die Kunstgriffe und das leise Herantasten bewundern können, womit Frauen ihre Freundinnen auf schlimme Nachrichten »vorbereiten«? Miss Crawleys beide Freundinnen taten so geheimnisvoll, ehe sie mit der Nachricht herausrückten, daß sie die alte Dame in den richtigen Zustand von Zweifel und Unruhe versetzten. |
It was not until the old lady was fairly ensconced in her usual arm-chair in the drawing-room, and the preliminary embraces and inquiries had taken place between the ladies, that the conspirators thought it advisable to submit her to the operation. Who has not admired the artifices and delicate approaches with which women “prepare” their friends for bad news? Miss Crawley’s two friends made such an apparatus of mystery before they broke the intelligence to her, that they worked her up to the necessary degree of doubt and alarm. |
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»Und sie schlug Sir Pitt aus, meine liebe, liebe Miss Crawley, machen Sie sich auf etwas gefaßt«, sagte Mrs. Bute, »weil – weil sie nicht anders konnte.« |
“And she refused Sir Pitt, my dear, dear Miss Crawley, prepare yourself for it,” Mrs. Bute said, “because — because she couldn’t help herself.” |
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»Natürlich gab es einen Grund«, antwortete Miss Crawley. »Sie liebte einen anderen. Das habe ich der Briggs schon gestern gesagt.« |
“Of course there was a reason,” Miss Crawley answered. “She liked somebody else. I told Briggs so yesterday.” |
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»Liebt einen anderen!« keuchte die Briggs. »Oh, meine teure Freundin, sie ist bereits verheiratet.« |
“LIKES somebody else!” Briggs gasped. “O my dear friend, she is married already.” |
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»Bereits verheiratet«, stimmte Mrs. Bute ein. Und beide saßen mit gefalteten Händen da und sahen bald sich, bald ihr Opfer an. |
“Married already,” Mrs. Bute chimed in; and both sate with clasped hands looking from each other at their victim. |
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»Sie soll zu mir geschickt werden, sobald sie nach Hause kommt. Die kleine schlaue Kröte; wie konnte sie es wagen, mir nichts zu erzählen?« rief Miss Crawley. |
“Send her to me, the instant she comes in. The little sly wretch: how dared she not tell me?” cried out Miss Crawley. |
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»Sie wird nicht so bald wiederkommen. Fassen Sie sich, teure Freundin – sie ist für lange Zeit fortgegangen – sie ist – sie ist – überhaupt fort.« |
“She won’t come in soon. Prepare yourself, dear friend — she’s gone out for a long time — she’s — she’s gone altogether.” |
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»Gütiger Himmel! Und wer soll mir meine Schokolade machen? Schicken Sie sogleich zu ihr und holen Sie sie zurück. Ich wünsche, daß sie zurückkommt«, sagte die alte Dame. |
“Gracious goodness, and who’s to make my chocolate? Send for her and have her back; I desire that she come back,” the old lady said. |
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»Sie ist letzte Nacht ausgerissen, Madame«, rief Mrs. Bute. |
“She decamped last night, Ma’am,” cried Mrs. Bute. |
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»Sie hat einen Brief für mich hinterlassen«, schrie die Briggs. »Sie ist verheiratet mit...« |
“She left a letter for me,” Briggs exclaimed. “She’s married to — ” |
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»Bereiten Sie sie doch vor, um Himmels willen. Foltern Sie sie nicht, meine liebe Miss Briggs.« |
“Prepare her, for heaven’s sake. Don’t torture her, my dear Miss Briggs.” |
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»Sie ist verheiratet mit wem?« kreischte die alte Jungfer in wütender Aufregung. |
“She’s married to whom?” cries the spinster in a nervous fury. |
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»Mit – mit einem Verwandten von ...« |
“To — to a relation of — ” |
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»Sie hat Sir Pitt abgewiesen«, rief das Opfer. »Sprechen Sie doch endlich! Machen Sie mich nicht wahnsinnig.« |
“She refused Sir Pitt,” cried the victim. “Speak at once. Don’t drive me mad.” |
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»Ach, Madame – bereiten Sie sie vor, Miss Briggs – sie ist verheiratet mit Rawdon Crawley.« |
“O Ma’am — prepare her, Miss Briggs — she’s married to Rawdon Crawley.” |
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»Rawdon verheiratet – Rebekka – Gouvernante – niem... Machen Sie, daß Sie aus meinem Hause kommen, Sie Närrin, Sie Idiotin, Sie dumme, alte Briggs – wie können Sie es wagen! Sie stecken mit unter der Decke – Sie haben ihn veranlaßt zu heiraten, weil Sie glaubten, daß ich ihm mein Geld dann nicht hinterlassen würde. Ja, das taten Sie, Martha«, schrie die arme alte Dame hysterisch. |
“Rawdon married Rebecca — governess — nobod — Get out of my house, you fool, you idiot — you stupid old Briggs how dare you? You’re in the plot — you made him marry, thinking that I’d leave my money from him — you did, Martha,” the poor old lady screamed in hysteric sentences. |
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»Ich, Madame, ich hätte ein Glied dieser Familie aufgefordert, die Tochter eines Zeichenlehrers zu heiraten?« |
“I, Ma’am, ask a member of this family to marry a drawing-master’s daughter?” |
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»Ihre Mutter war eine Montmorency«, schrie die alte Dame und riß aus Leibeskräften an der Klingelschnur. |
“Her mother was a Montmorency,” cried out the old lady, pulling at the bell with all her might. |
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»Ihre Mutter war eine Ballettänzerin, und sie selbst ist auf der Bühne oder bei etwas noch Schlimmerem gewesen«, ließ Mrs. Bute sich vernehmen. |
“Her mother was an opera girl, and she has been on the stage or worse herself,” said Mrs. Bute. |
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Miss Crawley gab noch einen Schrei von sich und sank ohnmächtig zurück. Man mußte sie in das Zimmer zurückbringen, das sie kaum erst verlassen hatte. Ein hysterischer Anfall folgte dem anderen. Man holte den Doktor. Mrs. Bute nahm den Pflegeposten an ihrem Bett ein. »Es müssen ihre Verwandten um sie sein«, erklärte die liebenswürdige Frau. |
Miss Crawley gave a final scream, and fell back in a faint. They were forced to take her back to the room which she had just quitted. One fit of hysterics succeeded another. The doctor was sent for — the apothecary arrived. Mrs. Bute took up the post of nurse by her bedside. “Her relations ought to be round about her,” that amiable woman said. |
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Kaum war sie in ihr Zimmer gebracht worden, als ein neuer Besucher erschien, dem natürlich die Nachricht gleichfalls mitgeteilt werden mußte. Es war Sir Pitt. »Wo ist Becky?« fragte er schon in der Tür. »Wo ist ihr Gepäck? Sie kommt mit mir nach Queen's Crawley.« |
She had scarcely been carried up to her room, when a new person arrived to whom it was also necessary to break the news. This was Sir Pitt. “Where’s Becky?” he said, coming in. “Where’s her traps? She’s coming with me to Queen’s Crawley.” |
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»Haben Sie noch nicht die erstaunliche Nachricht von der heimlichen Ehe gehört?« fragte die Briggs. |
“Have you not heard the astonishing intelligence regarding her surreptitious union?” Briggs asked. |
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»Was geht das mich an«, erwiderte Sir Pitt. »Ich weiß, daß sie verheiratet ist. Das macht nichts. Sagen Sie ihr, sie soll schnell runterkommen und mich nicht so lange warten lassen.« |
“What’s that to me?” Sir Pitt asked. “I know she’s married. That makes no odds. Tell her to come down at once, and not keep me.” |
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»Wissen Sie denn noch nicht, Sir«, fragte Miss Briggs, »daß sie unser Haus verlassen hat und daß Miss Crawley vor Entsetzen über Hauptmann Rawdons Heirat mit ihr beinahe gestorben ist?« |
“Are you not aware, sir,” Miss Briggs asked, “that she has left our roof, to the dismay of Miss Crawley, who is nearly killed by the intelligence of Captain Rawdon’s union with her?” |
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Als Sir Pitt hörte, daß Rebekka mit seinem Sohn verheiratet sei, benutzte er vor Wut so schreckliche Worte, daß sie hier lieber nicht wiederholt werden sollen. Miss Briggs jedenfalls trieb es schaudernd aus dem Zimmer. Mit ihr wollen nun auch wir die Türe hinter dem tobenden Alten schließen, der wild vor Haß und toll vor vereitelten Wünschen war. |
When Sir Pitt Crawley heard that Rebecca was married to his son, he broke out into a fury of language, which it would do no good to repeat in this place, as indeed it sent poor Briggs shuddering out of the room; and with her we will shut the door upon the figure of the frenzied old man, wild with hatred and insane with baffled desire. |
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Am Tag nach seiner Ankunft in Queen's Crawley brach er wie ein Wahnsinniger in das Zimmer ein, in dem Rebekka während ihres Aufenthaltes dort gewohnt hatte, stieß mit dem Fuß ihre Koffer und Schachteln auf und schleuderte ihre Papiere, Kleider und andere Dinge, die sie dort zurückgelassen hatte, umher. Miss Horrocks, die Tochter des Butlers, eignete sich einiges davon an. Mit dem übrigen putzten sich die Kinder zum Theaterspielen. Das geschah nur wenige Tage, nachdem die arme Mutter zu Grabe getragen und unbeweint und unbeachtet in eine Gruft zu lauter Fremden gelegt worden war. |
One day after he went to Queen’s Crawley, he burst like a madman into the room she had used when there — dashed open her boxes with his foot, and flung about her papers, clothes, and other relics. Miss Horrocks, the butler’s daughter, took some of them. The children dressed themselves and acted plays in the others. It was but a few days after the poor mother had gone to her lonely burying-place; and was laid, unwept and disregarded, in a vault full of strangers. |
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»Wenn sich nun aber die Alte doch nicht erweichen läßt«, fragte Rawdon seine kleine Frau, als sie in ihrer hübschen kleinen Wohnung in Brompton beisammensaßen. Rebekka hatte den ganzen Vormittag das neue Klavier ausprobiert. Die neuen Handschuhe paßten ihr wie angegossen, die neuen Schals standen ihr wundervoll, die neuen Ringe glänzten an ihren Händchen, und die neue Uhr tickte an ihrem Gürtel. »Wenn sie sich nun aber doch nicht rumkriegen läßt, hm, Becky?« |
“Suppose the old lady doesn’t come to,” Rawdon said to his little wife, as they sate together in the snug little Brompton lodgings. She had been trying the new piano all the morning. The new gloves fitted her to a nicety; the new shawls became her wonderfully; the new rings glittered on her little hands, and the new watch ticked at her waist; “suppose she don’t come round, eh, Becky?” |
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»Ich werde dein Glück schon machen«, sagte sie, und Delila tätschelte Simson die Wange. |
“ I’ll make your fortune,” she said; and Delilah patted Samson’s cheek. |
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»Du schaffst alles«, sagte er und küßte die kleine Hand. »Ja, beim Zeus, alles; und nun komm, wir fahren zum ›Stern und Hosenband‹ und essen dort, beim Zeus.« |
“You can do anything,” he said, kissing the little hand. “By Jove you can; and we’ll drive down to the Star and Garter, and dine, by Jove.” |