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An Abt Marquards Seite schreitet
Krafto durch des Gartens Wege,
Die schon herbstlich fahles Laub deckt.
»Böse Zeiten, Graf,« beginnet
Jener zu dem jungen Hörer,
»Beinah' ist zu glauben, was uns
Bruder Ignaz, unser Pförtner,
Im Kapitel jüngst geweissagt,
Daß das nächste Jahr das Ende
Werde aller Dinge bringen.
Kommt ein Bote, hat er Kunde
Nur von Mord und Brand und Fehde;
Böse Lust, Gewalt und Roheit
Siegt, das Recht muß unterliegen.
Selbst des heil'gen Vaters Stimme
Muß verhallen im Getöse
Ungehört und unverstanden.
Freut Euch, Jüngling, daß Ihr hier seid,
Denn am Rhein tobt es am schlimmsten.
Dort treibt der gebannte Staufer
Noch am blutigsten sein Wesen,
Liegt vor Köln mit starker Kriegsmacht.«
Krafto blicket ernst zu Boden:
»Daß in solchen schweren Zeiten
Ich bei Euch Asyl gefunden,
War des Höchsten Fügung wahrlich,
Nicht mein Wille, der mich niemals
Hätte aus dem Kampf getrieben.
Als ich auszog, war's am Rheine
Stiller als seit lang, der Oheim
Hoffte selbst mit blindem Glauben,
Daß das Schlimmste überstanden
Und die Wolken sich verzögen.
Als es anders kam, da war ich
Längst schon hier. Die wunde Schulter
Und der Arm hielt mich im Anfang,
Nachher hielt mich Eure Güte,
Und nun hält mich böser Zweifel,
Ob das Recht sei auf der Seite
Derer, denen ich im Kampfe
Angehören muß, ein Sponheim!«
Von zwei klaren, braunen Augen
Spricht der Junker nicht, und dennoch,
Ob er es sich selbst noch leugnet,
Dennoch sind auch sie es, die ihn
Gar so fest zu Hirsau halten.
Marquard nickt, das leise Lächeln,
Das wie Hohn um seinen Mund zuckt,
Drängt er schnell zurück: »Nicht will ich,
Selbst kurzsichtig, daher ohne
Einblick in der Dinge Tiefe,
Euch belehren über etwas,
Was so vielen Köpfen warm macht.
Wohl dem, der in solchen Zeiten
Nur gehorchen darf und stille
Einen vorgeschriebnen Weg gehn,
Denn Gehorsam ist der tiefste,
Beste Grund des innern Friedens.
Nicht als Abt sprech' ich die Worte,
Nein, als Mann, der selber jung war,
Und wie Ihr einst Zweifel hegte.«
Eben will der kluge Marquard
Es dem Grafen näherlegen,
Wie ein Kloster Benedikti
Sei die Stätte solchen stillen,
Segenspendenden Gehorsams,
Da dringt Lärm vom Thor und Klopfen.
Marquard, dem die letzten Zeiten
All sein Phlegma weggeblasen
Eilet durch die Gartenwege;
Krafto folgt ihm durch den Kreuzgang,
Und zu gleicher Zeit mit Ignaz,
Der vom Thorhaus ruhig herkommt,
Stehen beide an der Pforte.
Marquard selbst nimmt aus des Bruders
Händen schnell den schweren Schlüssel,
Der das Schloß am Hauptthor öffnet.
Denn das Pochen, Schreien, Fluchen
Und der Rosse Stampfen, Scharren,
Wird jetzt dringender und lauter.
Knarrend fliegen Thor und Riegel
Auf, indessen Ignaz leise
Auch das schmale Seitenpförtlein
Aufschließt, ohne es zu öffnen.
Staubbedeckt, von Schweiße triefend
Drängen sich zwei Männer eilig
In den Hof, doch draußen sieht man
Einen wirren, wüsten Knäuel.
Rosse bäumen sich, man höret
Fluchen, Drohen, Hilferufe,
Und der Staub der Straße wirbelt
Auf in hohen, grauen Wolken.
Marquard tritt hervor, der bleiche
Zorn liegt ihm auf seinem Antlitz,
»Ruhe!« ruft er, und die mächt'ge
Stimme dröhnt durch das Getöse,
»Ruhe vor der Klosterthür!«
Da schallt höhnisch laut Gelächter;
Einer ruft: »Bleib du nur ruhig,
Abt, wenn wir dir heute deinen
Seckelmeister mit der Tasche,
Drin der Zins der Höfe klappert,
Etwas auf die Seite führen!«
»Hilfe, Räuber!« ruft der Abt jetzt
In den Hof, die Mönche drängen
Sich hervor aus Saal und Kreuzgang.
»Ruhig! Du, verfluchter Pfaffe!«
Schreit da eine andre Stimme;
»Adelbert, der Graf von Calwa
Ist gerade in der Stimmung,
Dir von Grund aus einzubläuen,
Wer die Räuber, wenn sich's handelt
Um die Pfaffen und die Grafen!«
Und ein Mann mit finst'rem Antlitz,
Um die Stirne eine Binde,
In der Hand die blanke Wehre
Reitet her, bis dicht an Marquard.
Wütend hebt zu grimmem Schlage
Er das Schwert, die Augen funkeln,
Als sei toll und taub vor Haß er,
Da, – schon duckt sich unwillkürlich
Marquard vor dem Schlag, der sicher
Ihn zu Tode müßte treffen, –
Geht die Nebenpforte lautlos
Auf, ein Arm zieht den Bedrohten
Rückwärts, schiebt ihn durch die Thüre,
Und dem Wütenden mit stillem,
Doch zum Tod erblaßtem Antlitz
Stehet Ignaz gegenüber.
Adelbert mit lautem Aechzen
Läßt entsetzt die Rechte sinken.
Gläsern blicken seine Augen,
Furcht und Grauen liegt auf seinen
Eben zornentflammten Zügen.
Dann reißt er sein Roß herum und
Sprengt in wilder Hast von dannen.
Währenddessen hat Wolfsölden
Schon den Seckelmeister Wolfger
Von dem Roß herabgerissen,
Das vom scharfen Ritte zitternd
Und mit Schaum bedecket, stillsteht,
Hat auf einem von den Pferden,
Die ein Knecht abseits am Zaum hält,
Den Erstarrten festgebunden,
Und wie eine tolle Windsbraut
Sprengt der ganze Trupp von dannen,
In der Straße Staub gehüllt.
Im Kapitelsaal versammelt
Stehen bald darauf die Brüder.
Nicht lang ist der Vers, den heute
Zum Beginn der Lektor vorliest,
Auch die Predigt wird beschnitten,
Und doch dünkt es allen endlos
Bis das Wort des bleichen Marquard
Diesen ersten Teil beschließt.
Doch, wie alles geht vorüber,
So auch dies, und alsbald wird es
Laut im Saal, die Brüder drängen
Näher sich heran zum Abte,
Und der Prior, der die Freude
An dem bösen Vorfall sorglich
Hinter heil'gem Zorn versteckt hat,
Fängt entrüstet an zu sprechen
Von dem Frechen, der die Frevel
Häufte, bis zum Ueberfließen
Voll das Maß, wie nun geschehen.
»Aus!« ruft er, »ihr lauen Knechte
Gottes, soll der Böse siegen?
Blutig sind und ernst die Zeiten.
Nicht mit Jammern, nicht mit Beten
Ist's gethan, die Schwerter gürtet
An die Seiten, wie ihr allwärts
Seht im Reich! Für Gottes Ehre
Streitet, wer des Klosters Feinde
Angreift mit der blanken Waffe,
Und unrühmlich ist es, jeden
Schimpf und Unbill stumm zu tragen.«
An Abt Marquards kalten Zügen
Hängt des Sprechers Blick, es gelten
Jenem allererst die Worte.
Doch, der zuckt nur stumm die Achseln.
Durch der Brüder Reihen gehet
Flüstern, Murmeln, leises Fragen.
Von ganz drüben, wo die Pfeiler
Ragen, nächst der Thür zum Kreuzgang,
Tönt es: »Christus sprach zu Petro:
Steck das Schwert in seine Scheide!«
Giftig sucht der Blick des Priors
Nach dem unsichtbaren Mahner;
Zornig ruft er nach dem Pfeiler:
»Im Kapitel schweig' der Bruder,
Bis er jeweils wird gefragt!«
Fort fährt er, zum Abt gewendet:
»So von Klosterhintersassen
Aufgeboten wird, was immer
Waffenfähig ist und rüstig,
Hol' ich Euch den Seckelmeister
Aus dem Kesselturm zu Calwa,
Und das Kloster, jetzt ein Spielball
Für des Schwabenherzogs Freunde,
Soll ein Wall sein, dran sich mancher
Noch den harten Schädel einrennt.
Darum gebt mir eilig Vollmacht!«
Dringend wird des Priors Rede,
Fast bequemt er sich zum Bitten.
Doch der Abt schaut stumm und spöttisch
In des Aufgeregten Antlitz,
Und vom Pfeiler tönt es deutlich:
»Meine Diener würden kämpfen
Um mein Reich, wär' es von dieser
Welt; doch es ist nicht von dannen.«
Bleiche Wut erfaßt den Prior,
Bebend ruft er: »Trete näher,
Du, der du das Evangelium
Kennst und nicht der Regel Hauptstück!«
Ruhig durch der Brüder Reihen
Schreitet Ignaz vor den Prior,
Ruhig steht er, in den weiten
Aermeln seine Hände haltend,
Und das blasse Antlitz wartend
Auf den Zornigen gerichtet.
Scheu weicht der des Mönches Blick aus
Und beginnt mit weggewandtem
Auge, Strafe zu diktieren;
Doch, da steht der Abt vom Stuhl auf,
Und es grollt in seiner Stimme:
»Noch hält Marquard sein Kapitel,
Und noch braucht er nicht den Prior,
Um zu rügen und zu strafen!«
Spricht er zürnend, und sein Auge
Hastet flammend auf dem Gegner.
»Bleibe, Ignaz, denn dein Abt hat
Andres mit dir vor, als Dieser.
Wer befehlen will, muß wägen
Mit Bedacht. Nicht Zorneshitze
Reiß' ihn fort, ihn halt nicht Kälte:
Ruhig bleib' er in der Mitte
Und er wird das Beste treffen.
Doch, bevor ich euch eröffne,
Was ich halte von der Sache,
Sage jeder von den Patres
Seine Meinung im Konvent.«
Alsbald treten ab die Jüngern,
Und der Kreis ist klein geworden.
Sigbert dort, der Sternenkund'ge,
Lehnt den Höcker an die Säule,
Hilmar mit dem einen Auge
Blinzelt aufgeregt zum Abt hin;
Dort Medardus, der gewalt'ge
Hüne zupft am Rosenkranze,
Und Franziskus mit dem bösen
Husten hüllt sich ins Pellicium,
Das er Sommer trägt wie Winter.
Luithard, der blöde, stille,
Der die Bäume pflegt im Garten,
Und nicht ahnt, daß er den Abtsstab
Einstens soll in Händen halten,
Steht bescheiden auf der Seite,
Othloh, der am Magen leidet
Und drum der Scholastik huldigt
Und der finstersten Askese,
Blickt zum Kruzifix, das drüben
Ueberm Abtsstuhl niedergrüßet,
Und der Musikant des Klosters,
Konrad, dem ein Kranz von weißen
Haaren die Tonsur umrahmet,
Summt kaum hörbar eine Hymne,
Die ihm eben eingefallen.
Ignaz, als der Jüngsten einer,
Hält sich still zurück und niemand
Achtet auf den blassen Mann.
Othloh suchte wohl vor Zeiten
Ihn im Thorhaus auf, doch nimmer
Paßt der Maulwurf zu dem Adler,
Und wer Spreu und Hülsen sammelt
Kann niemalen den verstehen,
Der mit heißem Mühn die Frucht sucht.
Auch der Musikante Konrad,
Der den Bruder Ignaz kannte,
Seit als Knabe er hierherkam,
Ward ihm immer mehr entfremdet,
Seitdem er in kalter Christnacht
That Profeß vor fünfzehn Jahren.
Vorher liebte er den Knaben,
Der sich immer an ihn drängte,
Wenn im Chor er musizierte;
Doch der junge Mönch, er ward ein
Anderer in seiner Kutte.
Und der Grund zu dieser Kälte?
Keiner wüßte ihn zu sagen.
Scheuen sie den Tadellosen?
Spräch sein Mund, wie seine Augen
Oftmals sprechen, – lang schon wäre
Böser Haß auf ihn gefallen;
Doch dem Stummen gegenüber
Zucket jeder nur die Achsel,
Und bald heißt er: der Verstörte.
Nur der Prior, der den Ernsten
Haßt von ganzem Grund der Seele,
Nennt ihn unverhüllt: den Narren.
Marquard läßt den schweren Körper
In den hohen Lehnstuhl fallen,
Dann blickt er im Kreise um sich:
»Welches ist nun eure Meinung?
Was gilt es zu thun, um unsres
Klosters Ehre zu bewahren,
Unser Eigentum zu schützen,
Und vor allem, nicht des Ordens
Satzung dabei zu verletzen?«
Selten noch ward im Konvente
Von den Mönchen Rat gefordert,
Und noch nie bei wicht'gem Anlaß;
Also, daß sie alle fast sich
Eignen Denkens ganz entwöhnten
Und gehorsam gern sich fügten
In den fert'gen Spruch, den Marquard
Mit dem Prior stets beschlossen.
Und da beide von den Mönchen
Allzu Schweres nie verlangten,
War es jeder Teil zufrieden.
Heute liegt die Sache anders:
Sichtbar feindlich stehet Marquard
Seinem Prior gegenüber
Und verlangt in knappen Worten
Einen Rat von dem Konvent.
Jetzt holt Sigbert aus, mit weisem
Wort vom Laufe der Gestirne
Auf den heut'gen Fall zu kommen,
Da fährt ungeduldig, zornig
Ihm der Prior rasch dazwischen:
»Was du aus den Sternen liesest,
Liest, so er nur recht daran ist,
Der Herr Abt im eignen Herzen.
Keinen Stern braucht er, zu wissen,
Daß die Losung nun der Kampf ist
Gegen die verruchten Räuber.
Kommt er nicht zu dieser Einsicht,
Ist es mit des Klosters Ehre
Schlimm bestellt, dank seinem Abt!«
Marquard stehet auf, er mißt den
Frechen kalt vom Fuß zum Kopfe:
»Das Kapitel ist geschlossen!
Was ich euch zu sagen habe,
Hat noch Zeit, bis beim Herrn Prior
Sich das Fieber erst gelegt hat,
Was ich ihm in Bälde wünsche.«
Drohend klingt sein Wort, doch ruhig
Wendet er sich nach der Thür.
Da tritt Ignaz ihm entgegen:
»Domine, die beiden Männer,
Die der wilden Jagd entronnen
Sind zwei Boten aus Burg Sponheim
Und sie harren Eures Rufs.«
Marquard greift sich an die Stirne:
Wie konnt' dieses er vergessen,
Drängten doch an ihm vorüber
Sich die beiden in den Hof.
Eilig heißet er sie holen
Samt dem Gast, dem jungen Grafen.
Ignaz geht, indem der Abt sich
Wartend wieder niedersetzet.
Seine Unruh kämpft er nieder,
Schweigend blickt er nach der Thüre,
Wo die Männer jetzt erscheinen.
Marquard winkt in seine Nähe
Junker Krafto, und die Boten
Neigen sich, indes der Aeltre
Einen Brief dem Abte darreicht.
Dieser prüfet rasch die Aufschrift
Und dann reicht er ihn dem Lektor,
Der ihn öffnet und nun anhebt:
»Meginhard, Graf Sponheim, seinem
Vielgeliebten Sohne Krafto,
Der mit Gottes gnäd'gem Willen
Weilt zu Hirsau in dem Kloster. –
Wunderbar sind Gottes Wege,
Und so man am Glauben festhält,
Wird der Sieg dem starken Beter.
Seit im Junius du zogest
Aus der Burg, ist viel geschehen,
Das man damals nicht erwartet.
Wisse, daß dein Bruder Heinrich
Vor zwei Monden kam von Welschland.
Meine alten Augen sahen
Freudig auf den stolzen Ritter,
Der am Burgthor plötzlich anritt.
Aber hart traf mich, was sogleich
Ich von Heinrich mußte hören.
Daß er auf des Staufers Seite,
Trotz des Bannstrahls sich gewendet.
Meiner Bitten ungeachtet
Zog er alsobald rheinabwärts,
Stieß bei Andernach zu Philipp,
Und zum erstenmale focht ein
Sponheim in dem Kreis der Gegner
Unsrer alten, heil'gen Kirche.
Da war mir ein Trost, den andern
Sohn so fern vom Kampf zu wissen,
Denn es hätte kommen mögen,
Daß der eignen Brüder Schwerter
Sich gekreuzt. Des Staufers Scharen
Zogen gegen deinen Oheim.
Auf der Wassenburg fiel dieser
Seinen Feinden in die Hände.
Wenig Tage drauf kam Heinrich
Mit so frohem, sichern Mute,
Als sei er auf bestem Wege.
Nicht zurück konnt' ich ihn weisen,
Als er strahlend auf mich zutrat.
›Vater,‹ sprach er, ›lieber Vater,
Härm' dich länger nicht und wisse:
In der Nacht beginnt's zu tagen,
Denn schon heißt es, die Legaten
Kämen, um des Papsts Versöhnung
Dem zu bringen, den Gott selber
Als den rechten Herrn bestätigt.‹
Da ward mir mein Herz voll Dankens,
Daß mir Gott mein Flehn erhörte
Ueber Bitten und Verstehen,
Da ich bat: ›Nimm von dem Sohne,
Gnädig, Herr, die schwere Schuld!‹
Als am dritten dieses Herbstmonds
Philipp sich nach Speier wandte,
Und sich Heinrich wieder anschloß,
Gab ich gern ihm meinen Segen,
Denn es galt, des Papsts Legaten
Feierlich dort zu begrüßen.
Freigesprochen wird der Staufer
Nun von Fluch und schwerem Bannstrahl,
Und wenn ich des Sohnes denke,
Meines Erstgebornen, darf ich
Trauernd nicht das Haupt verhüllen.
Wunderbar sind Gottes Wege;
Aber Beten führt zum Sieg.
Dir, herzlieber Sohn, entbiet' ich
Treue Grüße! Mög' es lange
Dir im Friedensthal gefallen!
Dem Herrn Abt leg' ich in Liebe
Frommen Gruß zu seinen Füßen
Und der treue Gott, er walte
Ferner gnädig ob uns allen!«
Still ist es im Saal und alle
Lauschten hochgespannt der Kunde,
Fast unheimlich ist es Marquard,
Wie der Brief des alten Grafen
Seines Herzens Wünsche fördert.
Laut jedoch sagt er den Patres:
»Wunderbar sind Gottes Wege,
Spricht der fromme Graf von Sponheim,
Und wir wollen freud'gen Herzens
Es mit Danken wiederholen.
Wasserbächen gleicht des Menschen
Herz in Gottes mächt'gen Händen,
Und er leitet es, wohin er
Will, zur Rechten oder Linken.
Gott hat unsres heil'gen Vaters
Herz gelenkt, daß es die Bahnen
Geht des segensvollen Friedens.
Und auch wir, als Benedikti
Geistessöhne und des Papstes
Allezeit getreue Knechte,
Dürfen, da des Friedens Losung
Kam von Rom, zum Schwert nicht greifen.
Und so will ich euch noch heute
Meinen Plan enthüllen, den ich
Faßte, eh er wunderbarlich
Ward gebilligt durch die Botschaft,
Die der Graf von Sponheim sandte:
Unsre Boten sollen tragen
Allen Streit und Zwist und Zwiespalt
Vor des heil'gen Vaters Thronstuhl.
Unser Recht wird Innozenz uns
Schaffen ohne Blutvergießen.
Seine Weisheit sei der Hort uns,
Dran zur schlimmen Zeit wir flüchten.
Und da die Legaten weilen
Noch am Rhein, so geh' die Botschaft
Dorthin. Sicher zeigte Gott uns
Selbst den Weg durch unsres Gastes
Frommen Vater; laßt uns folgen!«
Marquard schweigt und steht vom Stuhl auf,
Als sei er des Beifalls sicher
Und der Zustimmung der andern.
Feierlich tritt er zu Ignaz,
Legt die Hand ihm auf die Schulter:
»Ignaz, sei uns treuer Bote.«
Seltsam trüben Blicks schaut dieser
Auf zum Abt, dann neigt er tief sich
Und in schweigendem Gehorsam.
Ob die Brüder im geheimen
Sich der Botenwahl verwundern, –
Keiner sagt etwas dagegen;
Aber als der Abt am Prior
Streift vorbei beim Gang zur Thüre,
Zischt's: »Der Feigling schickt den Narren,
Würdig ist die Wahl des Wählers.« |