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Keller. Magda.
Keller. Ja, meine teuerste Magda, wer hätte das ahnen können!
Magda. Also wir werden uns heiraten.
Keller. Vor allen Dingen möchte ich in Ihnen den Verdacht nicht aufkommen lassen, als ob Absicht oder Ungeschicklichkeit meinerseits diese Wendung herbeigeführt hätte, die ich ja glücklich preise, die jedoch –
Magda. Ich mache Ihnen ja keinen Vorwurf!
Keller. Nun, dazu wäre ja auch kein Grund.
Magda. Durchaus nicht.
Keller. Lassen Sie mich Ihnen vor allen Dingen ferner sagen, daß es die ganze Zeit über mein innigster Wunsch gewesen ist, es möchte eine Fügung des Himmels uns wieder zusammenführen.
Magda. Sie haben wohl auch nie aufgehört, mich zu lieben?
Keller. Nun, das könnte ich als ehrlicher Mann und ohne Übertreibung nicht gerade behaupten... Aber schon seit heute früh ist ein heiliger und – und freudiger Entschluß in mir gereift –
Magda. Verzeihung – eine Frage: Würde dieser heilige und freudige Entschluß ebenso in Ihnen gereift sein, wenn ich in Armut und Schande in meine Heimat zurückgekommen wäre?
Keller. Erlauben Sie mal, teuerste Magda: ich bin weder ein Streber noch ein Mitgiftjäger, aber ich muß doch wissen, was ich mir und meiner Stellung schuldig bin. Es wäre andernfalls eben gar keine soziale Möglichkeit gewesen, unsre dereinstigen Beziehungen zu legitimieren.
Magda. Ich muß mich also glücklich preisen, zehn Jahre lang unbewußt auf dieses hohe Ziel hingearbeitet zu haben.
Keller. Ich weiß nicht, ob ich zu feinfühlig bin. Aber das klingt beinahe wie Ironie. Und ich glaube nicht, daß – e –
Magda. Daß sich das noch für mich geziemt?
Keller (abwehrend). Ah!
Magda. Ich muß Sie um Nachsicht bitten. Die Rolle des duldenden und geduldeten Weibes ist noch neu für mich. Reden wir also von der Zukunft (setzt sich und bietet Platz an) – – von unserer Zukunft. – Wie denken Sie sich das, was kommt?
Keller. Nun, Sie wissen, meine teuerste Magda, ich trage mich mit größeren Plänen. Dieses Provinznest ist nichts für meine Tatkraft... Zumal ich nun die Pflicht habe, auch Ihnen einen Boden zu schaffen, der Ihrer gesellschaftlichen Gaben würdig wäre! Daß Sie der Bühne und dem Konzertsaal entsagen – nun, das versteht sich ja von selbst.
Magda. So – versteht sich das von selbst?
Keller. Aber ich bitte Sie. Sie kennen die Verhältnisse nicht... Das wäre ein Hemmschuh für mich – ah! Ebensogut könnte ich da auf der Stelle den Dienst quittieren.
Magda. Und wenn Sie das täten?
Keller. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein? Ein arbeitender und strebsamer Mensch, der eine hervorragende Laufbahn vor sich sieht, der soll Amt und Würde von sich werfen und als Mann seiner Frau herumvagi- als Mann seiner Frau leben? Soll ich Ihnen die Notenblätter umwenden oder vielleicht Ihre Kasse führen? Nein, meine teuerste Freundin, da unterschätzen Sie mich und die Stellung, die ich im Leben einnehme. Aber sei'n Sie ganz unbesorgt. Sie werden nichts zu bereuen haben... Ich habe ja allen Respekt vor Ihren bisherigen Triumphen, aber – (fein) die höchsten Preise, nach denen frauenhafte Eitelkeit wohl ringen mag, werden ja doch nur im Salon verteilt.
Magda (für sich). Mein Gott, was ich da tu, das ist ja alles Wahnsinn.
Keller. Was sagten Sie?
Magda (schüttelt den Kopf).
Keller. Und im übrigen, sehn Sie: das Weib, das ideale Weib, wie die moderne Zeit es sich ausmalt, soll ja die Gefährtin, die treue, hingebende Helferin ihres Mannes sein... Ich denke mir zum Beispiel: Sie werden durch Ihre persönliche Hoheit, durch den Zauber Ihres Gesanges meine Feinde besiegen und meine Freunde – nun, die werden Sie eben noch enger an mich ketten. Und dann, denk ich, wir werden eine Gastlichkeit im großen Stile führen. Unser Haus soll der Mittelpunkt aller der distinguierten Elemente sein, welche gewillt sind, die strenggraziösen Sitten unserer Vorfahren zu pflegen. Graziös und streng, das scheint ein gewisser Widerspruch, ist es aber nicht.
Magda. Sie vergessen, mein Freund, daß das Kind, um dessentwillen diese Verbindung geschlossen wird, die Strenggesinnten von uns fernhalten wird.
Keller. Ja – das – – Ich gebe zu, teuerste Magda, es wird Ihnen schmerzlich sein, aber dieses Kind muß selbstverständlich zwischen uns tiefstes Geheimnis bleiben. Niemand darf ahnen –
Magda (entsetzt und ungläubig). Was, was sagen Sie da?
Keller. Wir wären in – jeder – Beziehung vernichtet! Nein, nein, es ist absurd, auch nur daran zu denken!... Aber – e, wir können ja jedes Jahr eine kleine Reise dorthin machen, wo wir es aufziehen lassen. – Man schreibt einen x-beliebigen Namen ins Fremdenbuch; das fällt im Auslande nicht auf, und ist (nachdenklich) wohl auch kaum strafbar... Und wenn wir fünfzig Jahre alt sind und die andern gesetzlichen Bedingungen wären erfüllt – (lächelnd) das läßt sich ja wohl einrichten, nicht wahr? – dann könnten wir es ja unter irgend einem Vorwande adoptieren – nicht wahr?
Magda (bricht in ein gellendes Lachen aus, dann die Hände faltend und vor sich hinstarrend). Mein Süßes! Mein Kleines! Mio bambino! Mio pove – ro – bam –! Dich – dich – soll ich – hahahahaha – Hinaus, hinaus! (Will die Flügeltür öffnen.). Hinaus!