Hermann Sudermann
Heimat
Hermann Sudermann

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Zehnte Szene

Die Vorigen. Max.

Magda. Ei, das ist ja Max! (Geht nach hinten und reicht ihm die Hand.) Denken Sie sich, Max, ich hatte Ihr Gesicht total vergessen... Oder, sagen Sie mal, haben wir uns damals nicht geduzt?

Max (verwirrt). Ich glaube kaum.

Magda. Na, dann können wir uns ja jetzt duzen.

Frau Ellrich (leise). Verstehn Sie diesen Ton?

Generalin (zuckt die Achseln).

(Die Damen stehen auf und verabschieden sich, indem sie Frau Schwartze und Franziska die Hand reichen und sich vor Magda verbeugen.)

Frau Schwartze (betreten). Wollen die Damen schon – mein Mann wird unendlich bedauern –

Magda (ungezwungen). Auf Wiedersehn, meine Damen!

(Die Damen nach der Rangordnung ab.)

 
Elfte Szene

Magda. Max. Frau Schwartze. Franziska.

Frau Schwartze (von der Tür zurückkehrend). Die Generalin war gekränkt, sonst wär' sie dageblieben. Magda, du hast die Generalin gewiß gekränkt.

Franziska. Und auch die anderen Damen waren wie vor den Kopf gestoßen.

Magda. Mamachen, wolltest du nicht meine Koffer besorgen?

Frau Schwartze. Ja – ja, ich werde selbst zum Hotel gehn. O Gott, o Gott, o Gott! (Ab.)

Franziska. Warte nur, ich komme mit. (Giftig.) Ich muß mich doch nützlich machen.

Magda. Ach, Tante Fränzchen, ein Wort.

Franziska. Nun?

Magda. Heute wird Verlobung gefeiert.

Franziska. Was für eine Verlobung?

Magda. Zwischen dem da und Marien.

Max (mit einem freudigen Aufschrei). Magda!

Franziska. Ich denke, da ich Mutterstelle an ihm vertrete, so ist es mein Recht – hierüber –

Magda. Nein, recht hat immer bloß der Gebende, liebe Tante. Und nun versäum dich nicht.

Franziska (wütend). Das werd ich dir – – (Ab.)

 
Zwölfte Szene

Max. Magda.

Max. Wie soll ich Ihnen danken, teuerste Cousine?

Magda. Dir, mein süßer Vetter, dir, dir, dir!

Max. Verzeihung, es ist der große Respekt, der –

Magda. Nicht so viel Respekt, mein Junge, du gefällst mir nicht! Mehr Kaliber, mehr Persönlichkeit! weißt du.

Max. Ach, liebe Cousine, ein kleiner Kommißleutnant mit 25 Mark Zulage und ohne Schulden, der soll auch noch Persönlichkeit haben? Die würde mir nur hinderlich sein.

Magda. Ach?

Max. Wenn ich meinen Zug korrekt führe, auf den Bällen des Regiments einen korrekten Contre tanze und daneben noch ein wackrer Kerl bin, so ist das ganz genug.

Magda. Um eine Frau glücklich zu machen, gewiß. – Geh, such sie dir! Geh, geh!

Max (will geben und kehrt um). Verzeihung, in der großen Freude hab ich ja ganz die Bestellung vergessen, die ich... Heute früh... nämlich du glaubst gar nicht, in welchem Tumult deinetwegen die ganze Stadt sich befindet. Also heute früh – ich lag noch im Bette – da stürzt ein Bekannter zu mir herein, es ist auch ein alter Bekannter von dir – ganz blaß vorlauter Aufregung, und fragt, ob es wahr wäre und ob er kommen dürfte, sich dir vorstellen.

Magda. Na, laß ihn doch kommen.

Max. Er bat aber direkt, ich möchte erst bei dir anfragen – er würde dann vormittags seine Karte hereinschicken.

Magda. Was die Menschen hier für Umstände machen! Wer ist es denn?

Max. Der Regierungsrat von Keller.

Magda (mühsam). Der – ah so – der!

Max (lachend). Verzeih, du bist ja genauso blaß geworden wie er. Mir scheint! mir scheint –

Magda (ruhig). Ich? blaß?

(Therese bringt eine Karte.)

Max. Das ist er. Doktor von Keller.

Magda. Ich lasse bitten.

Max (Lächelnd). Ich sage dir nur, liebe Cousine, er ist ein hervorragender Mann, der eine große Karriere vor sich hat und der eine Leuchte für unsere kirchlichen Bestrebungen zu werden verspricht.

Magda. Ich danke dir!


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