Rudolph Stratz
Arme Thea!
Rudolph Stratz

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V.

Spät am Nachmittag erst wachte sie auf.

War denn das alles wirklich kein Traum? Dies enge Zimmerchen, der dumpfe Lärm der Weltstadt draußen, auf dem Hof das Getriebe der Wildprethandlung, Fleischerknechte, abgestreifte Tiere, ein kläffender Hund, von unten aus dem Schusterkeller ein dumpfes, monotones Pochen . . . wie war das alles häßlich und entsetzlich.

Wärest du doch geblieben, wo du warst . . . Einen Augenblick kam ihr dieser Gedanke, während sie seufzend ihren Koffer öffnete, um ihr bestes Straßenkleid – das Berliner Kleid hatte sie es schon lange in träumender Sehnsucht getauft – herauszunehmen. Oder wenn sie dorthin zurückkehrte, und, wie ein Reisender aus Zentralafrika, dort am stillen Teetisch von Gerichtsvollziehern, von Shake-Hands mit Kellnern und von Pfandhäusern berichtete?

Aber gleich darauf schüttelte sie den Kopf, daß die Locken flogen. Ein Lächeln, traurig und trotzig zugleich, glitt über ihr blasses Gesicht.

Nun war sie in dem Abenteuer darin! Nun hatte es keinen Zweck, unnütz zu denken und zu wünschen. Nun konnte man nichts mehr tun, als die Ereignisse geduldig über sich hinrollen zu lassen.

Der arme Papa! Der arme, arme alte Mann!

Und sie hatte ruhig in der Provinz in den Tag hineingelebt und nicht geahnt, daß der Mann, dem sie ihr Dasein verdankte, der sie mehr liebte als seinen Augapfel – daß der hier vielleicht nicht einmal satt zu essen bekam, daß er verlassen und verraten in einer kahlen Wohnung dahinhauste – er, der vornehme, unbehilfliche alte Herr, auf dessen Fingerwink sonst die ganze Dienerschaft flog!

Er hatte doch sonst eine Menge Eigenheiten und Angewohnheiten . . . sie erinnerte sich wohl, das Rasiermesser mußte einen ganz bestimmten Wärmegrad besitzen . . . der Bordeaux genau die Zimmertemperatur gewonnen haben, und es gab eine wohl vorgeschriebene Art, mit der ihm der Stallknecht beim Ausreiten die Zügel in die Hand reichte.

Wie konnte er sich denn nur jetzt in alle diese Entbehrungen finden? Wie brachte er das fertig, ohne zu verzweifeln?

Eine grenzenlose, mitleidige Zärtlichkeit erfaßte sie. Sie eilte sich mit ihrer Toilette, um recht bald dem armen alten Mann da drüben die Gramfalten aus der Stirne streichen zu können.

Aber als sie in das Redaktionszimmer des »Paprika« eintrat, war niemand da.

Er mußte ausgegangen sein, denn sein Hut und Stock fehlten. Da, wo sie gelegen, stand auf dem Tisch eine Flasche . . . ihre Flasche mit Danziger Goldwasser und ein leeres Gläschen daneben.

Und diese Flasche – sie erschrak – war beinahe zu einem Drittel leer!

Vielleicht hatte er Besuch – aber nein. Es war ja nur ein Glas da.

Sie setzte sich auf einen Stuhl und sah traurig, mit gefalteten Händen, die Flasche an. Hätte sie das gewußt! . . . Also auch das noch! . . . Ja, freilich . . . Vergessen fand man da wohl . . .

Aber da knarrte es auf der Treppe. Der alte Freiherr trat ein. Ihr ängstlicher Blick vermochte nicht das geringste Auffällige an seiner vornehmen Erscheinung zu bemerken. Nur lebendiger sah er aus, jugendlicher und fröhlicher. Er hielt sich straff aufrecht, die gefärbten Schnurrbartenden waren noch spitzer als sonst aufgedreht und der graue Zylinder unternehmend zurückgeschoben.

Er hielt ein Rosensträußchen in der Hand und überreichte es ihr freundlich lächelnd mit der Handbewegung eines Kavaliers aus der Rokokozeit. »Ich war aus!« sagte er rasch . . . ». . . ein paar kleine Posten zahlen . . . die Räuber verfolgten mich schon seit Wochen! . . . Ach . . .« er nahm den Hut ab und fuhr sich mit dem Seidentuch über die hohe Stirn« . . . ». . . das tut wohl, diese Insekten los zu sein!«

Sie antwortete nichts, sondern überlegte. Viel Schmuck hatte sie nicht! Aber immerhin . . . wenn man ihn versetzte, war wenigstens für die nächsten Wochen gesorgt . . . das Wertvollste war die kleine goldene Uhr . . . aber die mußte man bis zuletzt aufsparen . . . um so mehr, als der Kammerherr selbst ja auch keine besaß, sondern statt dessen an schwarzem Seidenband seinen Zwicker in der Westentasche trug.

»Komm, Kindchen,« hörte sie seine etwas ungeduldige Stimme, »du wirst Hunger haben!«

Ja, wahrhaftig . . . sie hatte starken Hunger. Trotz alledem und alledem! Die Natur forderte ihr Recht und kümmerte sich nicht um Seelenleid und Sorgen.

»Ich hab' freilich seit gestern mittag so gut wie nichts gegessen!« sagte sie und trat mit dem alten Herrn auf den Flur. Dort schloß er brummend die Fenster ihres Hinterzimmers. Diese Schmeißfliegen unten aus der Wildprethandlung! . . . das sei eine wahre Not!

Aber noch größer war sein Zorn, als er unten das Haustor öffnete. Die Klinke war wieder voll Blut! Natürlich . . . wieder diese Metzger aus dem Wildpretladen! Und wenn man ihnen Vorhalte machte, erwiderten sie, sie könnten sich nicht alle fünf Minuten die Hände waschen!

Auch Thea hatte einen Fleck auf ihren perlgrauen Glacés bekommen. Es schimmerte feucht in ihren Augen. Nicht wegen des verdorbenen Handschuhs – aber wie war das alles so häßlich und gemein! Schmutz und Notzeit, wo man hingriff.

* * *

Da umfing sie das brausende Treiben der Friedrichstraße. Das Wetter hatte sich aufgehellt. Vereinzelte Streifen der Abendsonne vergoldeten das bunte Gewühl, die rastlos dahinflutenden Menschenwogen, in denen man sich so behaglich mittreiben lassen konnte, das Gewirr der Omnibusse und Droschken auf dem Fahrdamm, die prachtvollen Läden, die geschmackvollen Toiletten und hübschen Gesichter, die überall in dem Gewühl auftauchten, . . . dazwischen massenhaft Uniformen aller Waffen, Studentenmützen, hellfarbige Herrenpaletots, da ein gigerlhaft gekleideter Neger, um den kein Mensch sich umdreht, ein paar würdevolle bezopfte Chinesen in buntseidenen Weiberröcken auf Holzstöckeln dahinwatschelnd . . . das Trottoir einsäumend in monotonem Geschrei die Reihe der Zeitungshändler und Verkäufer . . . ein Brausen und Weben und Wirren zwischen all diesen in fünf, sechs Stockwerken aufragenden Riesenhäusern, das Thea ganz schwindlig machte.

Da war man doch mitten im Leben . . . da war man in der Welt!

Die Uhr zeigte auf sieben. Jetzt setzte man sich in Posen zum Abendbrot . . . dünnem Tee und dünnem Aufschnitt. Baby wurde herumgereicht und lallte Gutenacht . . . der Bursche brachte die Lampe und das Parolebuch . . . Der Major stopfte sich seine Pfeife und griff nach der Zeitung, seine Gattin und die beiden Backfische zum Strickstrumpf und Straminrahmen . . . o Gott . . . o Gott . . .

Thea atmete tief auf. Sie war eben doch aus einem Gefängnis entsprungen! Und daß ein entwischter Gefangener nicht auf Rosen gebettet ist . . . ja . . . das war doch klar.

Spaßhaft war es ihr, wie alle Leute sie ansahen, während sie quer über die von Menschenmassen wimmelnden Linden schritten. Distinguiert mußten sie beide schon sich ausnehmen, der hochgewachsene alte Herr in seiner behäbigen, selbstbewußten Würde, und neben ihm, in seinen Arm geschmiegt, die Tochter in ihrer schlanken Eleganz und Schönheit. Denn natürlich war sie doch schön! Das Mädchen müßte erst geboren werden, das schön ist und es nicht weiß, obwohl jeder Blick der Vorübergehenden, jeder Spiegel es ihr sagt. Sie, Thea, wußte es jedenfalls . . . und wußte . . . das war eine mächtige Waffe, wenn man wie jetzt in Not und Kampf geriet.

Ihr Vater weckte sie aus ihren Träumen. Er stand mit ihr auf dem Nord-Trottoir der Linden und sah sie aufgeregt und ängstlich zweifelnd an, während seine Linke mechanisch mit den Gold- und Silberstücken in der Tasche klimperte.

»Schau, Goldkind!« sagte der alte Herr verlegen und etwas stockend, wie wenn er selber nicht recht an seine Worte glaubte . . . ». . . wir müssen doch deine Ankunft feiern, und da ja nun Geld, da ist . . . ich würde mich so freuen, wieder einmal bei Dressel zu essen!«

Thea wußte nicht, wer Dressel war. »Gewiß wollen wir zu Mittag essen . . .«, erwiderte sie und schritt an dem grüßenden Türhüter vorbei in das Restaurant.

Da drinnen gefiel es ihr. Alles so vornehm und reich und sauber. Und dieser Schwarm der sie dienstfertig und lautlos umhuschenden Kellner. Und die Gäste – mehr als sonst um diese Sommerzeit, der landwirtschaftlichen Ausstellung wegen – doch endlich wieder einmal anständige, gut angezogene und leise sprechende Menschen ihrer Kreise . . . sie fühlte sich sehr behaglich – etwa wie ein Schiffbrüchiger, der endlich eine trockene Höhle und ein warmes Feuer gefunden – und lächelte über die Wichtigkeit, mit der ihr Vater die Anordnungen zum Mahl traf.

Der alte Herr war in seinem Element! Das war ganz der Grandseigneur von einst, der da die ehrfurchtsvollen Kellner mit Handwinken und halben Worten hin und her dirigierte. Wie er dasaß, im Stuhl zurückgelehnt, die Weinkarte weit von dem goldenen Pincenez abhaltend und gleichgültig, beinahe übellaunig musternd, bis endlich in knarrenden, abgebrochenen Tönen die entscheidungsschweren Worte fielen, da wunderten sich wohl manche der herumsitzenden Vertreter des High-life, daß ihnen dieser uckermärkische Grande noch nie in Berlin aufgestoßen sei.

Und dann kam das Essen, in vielen Gängen, die alle Thea gleich vortrefflich schmeckten, und der Wein, schwerer, schwarzroter Burgunder, der wie Feuer den Magen wärmte.

Mein Gott . . . schließlich war die Welt ja nicht so schlimm! Es konnte ja noch alles gut werden. Sie schaute träumerisch lächelnd durch die großen Spiegelscheiben auf das Gewühl der Linden. Welch ein Kontrast – dies vornehme Lokal, in das manche Vorübergehende geradezu respektvoll, manche Arbeiter höhnisch grinsend hineinschauten . . . und dort drüben, wenige Schritte von hier . . . sie blickte bang auf ihren Vater, der mit der gewählten Ruhe des Feinschmeckers speiste und in großen Zügen den alten Volnay trank.

Eben beorderte er den Kaffee samt Likören und nahm sich aus dem Kasten eine lichtbraune, prunkender Leibbinde versehene Havanna . . . da stieß seine schöne Tochter einen freudigen, halblauten Ruf aus.

Ja wirklich . . . das waren Paulis! Der Landgerichtsrat und seine Frau, ihre guten Freunde aus Rhena, die da einen bequemen Platz suchend durch den Raum schritten und sich ihnen näherten!.

Welch ein Vergnügen, bekannte Gesichter aus dem alten, guten Rhena zu sehen!

Thea wollte sich erheben und ihnen fröhlich zuwinken. Da fühlte sie sich von zorniger Hand am Arm ergriffen.

»Kümmere dich nicht um diese Bande!« zischte ihr Vater ihr zu – und dann lauter, mit dunkelrotem Gesicht: »Kellner! . . . die Rechnung!«

Was war denn das? Und was machten denn Paulis für Gesichter, als sie plötzlich auf ihren Tisch herüberblickten?

Erschrocken sahen sie aus . . .verlegen . . . und da wandten sie sich ab und nahmen ganz in der Ecke, weit von ihnen, Platz!

Und hatten sie doch ganz deutlich gesehen und erkannt!

»Papa . . .«, flüsterte Thea tonlos . . . ». . . warum wollen denn Paulis nichts von uns wissen?«

Der alte Herr brummte etwas Unverständliches statt der Antwort. Sie merkte . . . der Zwischenfall war für ihn außerordentlich unangenehm. Er sprach kein Wort mehr, sondern stierte, die grauen Favoris mit den Händen auskämmend, aus den vom Weine rotunterlaufenen Augen hartnäckig auf die Tischplatte vor sich, bis endlich die Rechnung kam.

Achtzehn Mark und fünfzig Pfennig! . . . Thea entsetzte sich. Aber ihr Vater schien das erwartet zu haben. Gleichgültig wie ein Mann, dem es aufs Geld nicht ankommt, schob er ein Zwanzigmarkstück über den Tisch und erhob sich um aus den Händen der Kellner, ohne diese auch nur eines Blickes zu würdigen, Hut und Stock zu empfangen.

Er räusperte sich drohend, während sie an Paulis vorbeigingen. Das Ehepaar schaute nicht zu ihm auf. Aber als Thea mit einem scheuen Seitenblick sich an ihrem Tisch vorbeidrängte, merkte sie, daß beide sie traurig und ernst ansahen. Ob das Mitleid war, ob ein stummer Vorwurf . . . wer konnte das wissen? Sie warf trotzig den Kopf zurück und folgte ihrem Vater. Aber ihr Inneres zitterte vor Erregung.

Auf der Straße blickte sie dem alten Herrn voll ins Gesicht. »Komm' mit nach Hause. Papa!« sprach sie rauh und fest . . . ». . . ich muß mit dir reden!«

Der Kammerherr senkte, wie zur Zustimmung, das graue Haupt. Schweigend gingen sie die Linien entlang . . .

* * *

Nun waren sie wieder in dem dämmerigen Redaktionsraum.

Auf dem Tische lag eine Depesche. Der Major aus Posen hatte sie an Thea gesandt. »Erwarten deine umgehende Rückkehr in unser Heim«, stand darin.

Das war viel, das war ein großes Entgegenkommen von dem sonst gegen sich und andere so harten Mann. Aber Thea kümmerte sich jetzt nicht darum.

»Papa . . .« sagte sie mit klarer, ruhiger Stimme . . . ». . . wenn ich auch nur ein Mädchen bin und nicht viel vom Leben weiß . . . das weiß ich doch: in unseren Kreisen verachtet man jemanden deswegen nicht, weil er sein Geld verloren hat. Man sagt sich: das ist eben ein Unglück! Man grüßt ihn trotzdem auf der Straße und man hilft ihm, wenn man irgend kann! Dich aber grüßen Paulis nicht, und du sagst selbst, daß dir niemand zur Seite steht. Warum, Papa? . . . ich will die Wahrheit wissen! . . . ich muß sie wissen!«

Die helle Mädchenstimme klang beinahe drohend durch das dämmernde Gemach, in dem der alte Grandseigneur unsicher hin und her trottete. Seine Augen irrten unstät an den Wänden umher, seine Hände krampften sich wie im Schmerz zusammen . . . er atmete schwer.

»Die Wahrheit . . .« murmelte er . . . ». . . die Wahrheit ist eben, daß ich mein Geld verloren hab' . . .«

»Bist du denn Wucherern in die Hände gefallen?«

»Auch das, Kind!« Der Alte nickte gedankenvoll . . . ». . . es kam so eins zum andern!«

»Und unsere vielen Freunde . . .?«

»Anfangs haben sie mir geholfen . . . ich war ja schon seit Jahrzehnten in der Klemme . . . Und endlich wurden sie's müde . . . und dann . . . ja dann . . .« ein verzweifeltes Schluchzen drang aus der Brust des alten Mannes.

»Was war dann, Papa?«

»Dann machte ich eben so Schulden. Aber man bekommt so schwer Geld, wenn nicht ein reicher Freund für einen bürgt . . . oder man eben irgendwie seine Unterschrift hat . . . und Geld muß man haben . . . und man denkt . . . der Freund wird einen nicht ins Unglück stürzen . . . und seine Unterschrift anerkennen . . .«

»Und da . . . Papa . . .« ihre Augen wurden starr vor Entsetzen . . . »da . . .« das furchtbare Wort kam nicht über ihre Lippen . . . ». . . da . . . da macht man selbst die Unterschrift.«

Der Alte hatte sich von ihr abgewendet und nickte leise.

Ihr Vater . . . der heißgeliebte alte Papa ein Wechselfälscher!

Es krampfte sich alles in ihr zusammen.

»Und das ist nicht herausgekommen?« Ihre Stimme klang heiser vor Angst.

»Doch . . .« der Alte nickte wieder . . . ». . . drei Wochen, nachdem ich dich aus Rhena weggeschickt hab' . . .«

»Und du bist dann verreist, um der Untersuchung zu entgehen . . .« Thea brach verstört ab . . . ». . . aber nein . . . dann kannst du ja doch nicht hier . . .«

»Ich war in Untersuchung, Thea!« ihr Vater wandte sich zu ihr um. Sie erschrak. Die ungesunde Röte war aus seinem Gesicht geschwunden. Aber entsetzlicher noch war das fahle Gelb, das jetzt zwischen den grauen Bartstreifen die vergrämten Züge bedeckte . . . ». . . ich war in Untersuchung. Du hast von allem nichts erfahren, denn du warst fern und unter guten, vornehmen Menschen, die dir alles aus dem Wege räumten, woraus du hättest Verdacht schöpfen können . . .«

». . . Aber wenn du in Untersuchung warst . . . Und du sagst selbst . . . du warst schuldig . . .«

»Ja, Thea! . . .«

»Und dann . . .« Sie sank auf einen Stuhl. Ihre zitternden Knien trugen sie nicht mehr . . . ». . . ja aber . . . gibt es denn . . . gibt es denn Geldstrafen . . . für so etwas . . .?«

Der alte Herr fiel plötzlich neben ihr auf die Knie.

Sein schluchzender Graukopf barg sich in ihrem Schoß, seine Hände umfaßten hilfeflehend ihren schlanken Leib.

»Ich war ja nicht verreist, mein Herzenskind«, stöhnte er laut und verzweifelt los . . . ». . . ich war ja im Gefängnis . . . ein langes, fürchterliches Jahr . . .«

* * *

»Und nun geh', Kind . . . nun weißt du alles . . . bis aufs letzte! Nun geh' in dein Heim nach Posen zurück . . . werde glücklich . . . Vergiß mich . . . und laß mich armen alten Sünder hier allein verkommen und verderben . . .«

Eine kurze, bange Pause.

Dann fühlte er, wie zwei Hände sich streichelnd auf sein Haupt legten, und er vernahm ihre leise, tröstende Stimme:

»Du bist nicht allein, Papa! Denn du hast mich; die andern mögen dich verlassen . . . mir bleibst du mein guter, alter Papa . . . und ich bleib' bei dir . . .«



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