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Siebentes Kapitel

Mann und Frau

Ein Händler, der an die Sitten Polynesiens gewöhnt ist, hat auf den Gilbertinseln umzulernen. Das Ridi ist nur ein spärliches Gewand. Noch vor dreißig Jahren gingen die Frauen nackt bis zur Hochzeit, innerhalb von zehn Jahren kam der Brauch ab, und diese Tatsachen vermitteln, besonders wenn man sie nur vom Hörensagen kennt, eine ganz falsche Vorstellung von den Sitten dieser Inselgruppe. Ein sehr kluger Missionar bezeichnete die Insel in ihrem früheren Zustand als »ein Paradies nackter Frauen« für die ansässigen Weißen. Jedenfalls war es ein platonisches Paradies, wo Lothario auf eigene Gefahr Abenteuer suchte. Seit 1860 haben vierzehn Weiße auf einer einzigen Insel aus demselben Grunde ihr Leben eingebüßt, alle wurden an Orten gefunden, wo sie keine Geschäfte hatten, und von einem erbosten Familienvater aufgespießt. Die Ziffer wurde von einem ihrer Zeitgenossen angegeben, der klüger gewesen und am Leben geblieben war. Die sonderbare Hartnäckigkeit dieser vierzehn Märtyrer sieht fast aus wie Monomanie oder eine ununterbrochene Folge romantischer Leidenschaften: Gin ist wahrscheinlich der eigentliche Hintergrund. Die armen Kerle saßen allein in ihren Häusern bei dem offenen Schnapskasten, sie tranken, ihr Verstand verwirrte sich, sie taumelten auf gut Glück zum nächsten Haus, und der Wurfspieß durchdrang ihre Leber. An Stelle eines Paradieses fand der Händler einen Archipel mit eifersüchtigen Gatten und tugendhaften Frauen. »Wenn man ihnen natürlich den Hof machen will, ist es wie überall sonst«, sagte ein Händler unschuldig, aber er und seine Begleiter taten es selten.

Man muß den Händler loben wegen eines Vorzugs: er ist oft ein liebevoller und treuer Gatte. Einige der schlimmsten Herumtreiber im Stillen Ozean, die Letzten der alten Schule, sind mir auf meinen Wegen begegnet, manche von ihnen waren von einem bewundernswerten Benehmen gegen ihre eingeborenen Frauen und einer ein verzweifelter Witwer. Die Stellung der Frau eines Händlers auf den Gilbertinseln ist übrigens außergewöhnlich beneidenswert. Sie teilt die Unverletzlichkeit ihres Gatten, die Abendglocke läutet in Butaritari vergeblich für sie. Lange nachdem das Geläute vorüber ist und die großen Damen der Insel für die Nacht in ihr Haus verwiesen sind, dürfen die privilegierten Freigelassenen noch durch die öden Straßen laufen und kichern oder im Dunkeln zum Bade gehen. Das ganze Warenlager ist zu ihrer Verfügung, sie gehen wie eine Königin gekleidet und schlemmen jeden Tag in Leckerbissen aus Konservenbüchsen. Sie, die vielleicht unter den Eingeborenen weder Achtung noch Stellung besaß, sitzt jetzt mit Kapitänen zusammen und wird an Bord der Schoner bewirtet. Fünf dieser privilegierten Damen waren zeitweise unsere Nachbarinnen. Vier davon waren hübsche, leichtfertige Mädel, verspielt wie Kinder und zum Schmollen geneigt wie Kinder. Sie trugen am Tage Kleider, aber neigten dazu, beim Dunkelwerden diese übernommenen Dinge abzustreifen und im angestammten Ridi auf dem Grundstück laut schreiend herumzutollen. Beständig spielten sie Karten, wobei Muscheln als Zahlpfennige dienten; man betrog sich fast immer untereinander, und das Ende einer Partie war, besonders wenn ein Mann mit dabei war, ein allgemeines Greifen nach den Muscheln. Die fünfte war eine Matrone. Es war ein malerischer Anblick, sie Sonntags zur Kirche segeln zu sehen, einen Schirm in der Hand, ein Kindermädchen folgend, das Baby in einem großen Hut vergraben, bewaffnet mit einer Patentmilchflasche. Der Gottesdienst wurde belebt durch ständiges Überwachen und Tadeln des Mädchens. Man konnte sich der Vorstellung nicht erwehren, daß das Baby eine Puppe und die Kirche ein europäisches Kinderzimmer sei. Alle diese Frauen waren gesetzlich verheiratet. Es ist wahr, daß die Heiratsurkunde der einen, die sie uns stolz zeigte, so lautete, daß sie »auf eine Nacht verheiratet« sei, und daß es ihrem lieblichen Partner freistehe, »sie zur Hölle zu schicken« am nächsten Morgen, aber sie war durch diesen feigen Trick weder besser noch schlechter daran. Eine andere war, wie ich hörte, auf einem meiner Bücher, in einer unberechtigten Nachdruckausgabe, verheiratet worden, es erfüllte den Zweck ebensogut wie die Bibel im Gerichtssaal. Trotz dieser Verlockungen der gesellschaftlichen Ausnahmestellung, der ausgezeichneten Kleidung, der verhältnismäßig vollkommenen Befreiung von Arbeit und einer regelrechten Eheschließung, die sogar Gesetzeskraft hatte, auch wenn sie über einer unberechtigten Buchausgabe geschlossen wurde, muß ein Händler oft lange suchen, bevor er sich verheiraten kann. Während ich mich auf der Inselgruppe aufhielt, ging einer schon acht Monate auf Freiersfüßen und war immer noch Junggeselle.

Innerhalb der reinen eingeborenen Gesellschaft waren die alten Gesetze und Gebräuche streng, aber nicht ohne den Stempel einer gewissen Großherzigkeit. Heimlicher Ehebruch wurde mit dem Tode bestraft, öffentliches Verlassen des Gatten dagegen vergleichsweise mit Recht als Tugend angesehen und ausgeglichen durch eine Beschlagnahme von Landbesitz. Der männliche Ehebrecher allein scheint bestraft worden zu sein. Die korrekte Haltung für einen eifersüchtigen Mann ist es, sich aufzuhängen, eine eifersüchtige Frau hat ein anderes Hilfsmittel: sie beißt ihre Rivalin. Vor zehn oder zwanzig Jahren war es ein mit der Todesstrafe bedrohtes Verbrechen, das Ridi einer Frau hochzuheben, noch heute ist es mit hoher Strafe an Besitz belegt, und das Bekleidungsstück selbst ist immer noch symbolisch heilig. Wenn in Butaritari ein Stück Land umstritten ist, so hat derjenige seinen Prozeß gewonnen, der zuerst ein Ridi am Tabupfosten aufhängt, da niemand außer ihm es berühren oder entfernen darf.

Das Ridi war das Kennzeichen nicht der Frau, sondern des Weibes, das Abzeichen nicht ihres Geschlechts, sondern ihrer Stellung. Es war das Halsband des Sklaven und das Fabrikzeichen von Waren. Die ehebrecherische Frau scheint man verschont zu haben: war der Gatte beleidigt, so würde es einen traurigen Trost bedeutet haben, seine Zugtiere zum Schlachthaus zu führen. Karaiti nennt seine acht Weiber bis auf den heutigen Tag »seine Pferde«, nachdem ihm ein Händler die Verwendung dieser Tiere auf dem Lande erklärt hat, und Nanteitei vermietete seine Weiber für Maurerarbeiten. Ehegatten, wenigstens diejenigen von hohem Rang, hatten Gewalt über Leben und Tod, selbst Weiße scheinen sie besessen zu haben, und ihre Weiber, die sich über die Grenze des Verzeihens hinaus vergangen hatten, beeilten sich, die Abbitteformel zu sprechen: » I Kana Kim.« Diese Wortfolge besitzt so große Kraft, daß ein verurteilter Verbrecher, der sie an einem bestimmten Tage vor dem König, seinem Richter, ausspricht, sofort freigelassen werden muß. Es ist ein Angebot der Demütigung, und merkwürdig genug ist das Gegenteil – eine Nachahmung – eine schwere Beleidigung in Großbritannien bis auf den heutigen Tag. Ich gebe eine Szene wieder zwischen einem Händler und seiner Frau, einer Gilbertinsulanerin, wie sie mir von dem Gatten, jetzt einem der ältesten Ansitzer, damals aber noch unerfahren, erzählt wurde.

»Geh und mache Feuer,« sagte der Händler, »und wenn ich Öl gebracht habe, werde ich Fische kochen.«

Die Frau grunzte ihn an nach Inselsitte.

»Ich bin kein Schwein, daß du mich angrunzen darfst«, sagte er.

»Ich weiß, daß du kein Schwein bist,« sagte die Frau, »aber ich bin auch nicht deine Sklavin.«

»Um sicher zu sein, daß du nicht meine Sklavin bist, und wenn es dir nicht paßt, bei mir zu bleiben, tust du besser, zu deiner Familie nach Hause zurückzukehren,« sagte er, »aber inzwischen geh und mache Feuer, und wenn ich Öl gebracht habe, will ich Fische kochen.«

Sie ging fort, scheinbar um zu gehorchen, und bald darauf, als der Händler sich umsah, hatte sie ein so gewaltiges Feuer entfacht, daß das Küchenhaus in Flammen aufging.

» I Kana Kim!« rief sie aus, als sie ihn herankommen sah, aber er beachtete es nicht und schlug sie mit einem Kochtopf. Der Fuß durchdrang ihren Schädel, Blut strömte heraus, man glaubte, sie sei tot, und die Eingeborenen umgaben in feindlicher Haltung das Haus. Ein anderer Weißer war anwesend, ein Mann von mehr Erfahrung. »Du wirst uns beide in den Tod bringen, wenn du so fortfährst,« rief er aus, »sie hatte gesagt ›I Kana Kim‹!« Wenn sie nicht » I Kana Kim« gesagt hätte, hätte er sie mit einem Kessel schlagen können; nicht der Schlag an sich war das Verbrechen, sondern die Mißachtung einer geheiligten Formel.

Polygamie, die besondere Unantastbarkeit der Frauen, ihre halb sklavische Stellung, ihre Absperrung im Harem des Königs, selbst ihr Vorrecht, beißen zu dürfen – alles das scheint eine mohammedanische Gesellschaftsordnung anzudeuten und die Ansicht, daß Frauen keine Seelen haben. Aber das ist durchaus nicht so, es hat nur den Anschein. Nachdem man diese eigenartigen Zustände in einem Hause kennengelernt hat, geht man zum nächsten und findet alles umgekehrt, die Frau ist Herrin, der Mann nur der erste ihrer Sklaven. Die Autorität liegt nicht beim Gatten als solchem oder bei der Frau als solcher, sie liegt beim Häuptling oder der Häuptlingsfrau, bei ihm oder ihr, je nachdem, wer die Ländereien der Sippe geerbt hat und Elternrechte der Sippe gegenüber vertritt, ihre Dienstleistungen entgegennimmt und ihre Abgaben bezahlt. Es gibt nur eine Quelle der Macht und einen Grund der Würde: Rang. Der König heiratete einen weiblichen Häuptling, und sie wurde seine Dienerin und mußte mit ihren Händen beim Pierbau von Messrs. Wightman arbeiten. Der König ließ sich von ihr scheiden, und sie gewann sofort ihre frühere Stellung und Macht zurück. Sie heiratete einen hawaiischen Seemann, und nun ist der Mann ihr Bedienter und kann jederzeit fortgejagt werden. Ja, diese niedriggeborenen Herren werden sogar körperlich bestraft und müssen wie erwachsene, aber gehorsame Kinder Züchtigungen hinnehmen.

Wir waren gute Freunde in einem solchen Haushalt, dem von Nei Takauti und Nan Tok'. Ich nenne die Dame des Hauses notwendigerweise zuerst. Eine Woche lang war meine Frau in unserem Narrenparadies allein zum Seestrand der Inseln gegangen, um Muscheln zu suchen. Es ist mir heute klar, daß das leichtsinnig war, und sie bemerkte bald einen Mann und eine Frau, die sie beobachteten. Was immer sie tat, ihre Wächter hielten sie ständig im Auge, und wenn der Nachmittag sich neigte und sie glaubten, sie sei nun lange genug draußen, nahmen sie sie in ihre Obhut und befahlen ihr durch Zeichen und in gebrochenem Englisch, nach Hause zurückzukehren. Auf dem Wege zog die Dame eine Tonpfeife aus dem Ohrringloch, der Gatte zündete sie an und händigte sie meiner unglücklichen Frau aus, die nicht wußte, wie man dieser unbequemen Gunstbezeugung ausweichen konnte, und als sie alle bei unserem Hause angelangt waren, setzte sich das Paar neben sie auf den Boden und benutzte die Gelegenheit, um zu beten. Seit jenem Tage waren sie Freunde unserer Familie, brachten dreimal am Tage wunderschöne Inselkränze von weißen Blumen, besuchten uns jeden Abend und brachten uns oft zu ihrem eigenen Maniap', wobei das Weib meine Frau an der Hand führte wie ein Kind das andere.

Nan Tok', der Gatte, war jung, außergewöhnlich hübsch, von bewährter Gutmütigkeit und litt in seiner sonderbaren Stellung unter der Unterdrückung seiner Heiterkeit. Nei Takauti, die Frau, wurde schon alt, ihr erwachsener Sohn aus einer früheren Ehe hatte sich gerade vor den Augen der Mutter in Verzweiflung über eine wohlverdiente Rüge aufgehängt. Vielleicht war sie niemals schön gewesen, aber ihr Gesicht war charaktervoll, und ihre Augen hatten ein dunkles Feuer. Sie war ein hoher weiblicher Häuptling, aber für eine Person ihres Ranges ausnahmsweise klein, zart und sehnig, mit mageren kleinen Händen und hagerem Hals. Ihr großes Abendgewand war stets ein weißes Hemd, und als Schmuck trug sie grüne Blätter oder zuweilen weiße Blüten im Haar und in den großen Ohrringlöchern. Der Gatte sah im Gegensatz dazu wechselvoll aus wie ein Chamäleon. Schenkte meine Frau Nei Takauti irgendeine hübsche Sache – eine Perlenschnur, ein Band, ein Stück buntes Zeug –, so erschien es am nächsten Abend an der Person von Nan Tok'. Es war klar, daß er eine Art Kleiderständer war, daß er Livree trug und in einem Wort die Frau seiner Frau war. Sie vertauschten die Rollen tatsächlich bis in die geringste Kleinigkeit, der Gatte zeigte sich als hilfsbereiter Engel in Krankheitsstunden, während die Frau Gefühls- und Herzlosigkeit spielte, wie man sie dem Manne nachsagt.

Wenn Nei Takauti Kopfschmerzen hatte, war Nan Tok' voll Aufmerksamkeit und Mitleid. Wenn der Gatte sich erkältet oder rasende Zahnschmerzen hatte, beachtete die Frau es nicht, wenn sie nicht spottete. Es ist immer die Aufgabe der Frau, die Pfeife zu füllen und anzuzünden: Nei Takauti gab die ihre schweigend dem angeheirateten Pagen, aber sie trug sie selbst, als ob der Page nicht ganz vertrauenswürdig sei. So verwahrte sie auch das Geld, aber er machte mit emsigem Eifer die Besorgungen. Eine Wolke auf ihrer Stirn verdunkelte sofort seine leuchtenden Blicke, und bei einem Morgenbesuch in dem Maniap' sah meine Frau, daß er Grund hatte, vorsichtig zu sein. Nan Tok' hatte einen Freund bei sich, einen unbesonnenen jungen Mann seines eigenen Alters und Geschlechts, und sie hatten sich gegenseitig zu lebhaftester Heiterkeit gesteigert, wobei man dann oft die Folgen nicht beachtet. Nei Takauti nannte ihren eigenen Namen, sofort hielt Nan Tok' zwei Finger hoch, sein Freund tat das gleiche, beide in höchster Verschlagenheit. Offenbar hatte die Dame zwei Namen, und soviel man aus dem lauten Lachen der beiden und der Zornesader auf der Stirn der Frau entnehmen konnte, hatte der zweite Name etwas Verfängliches. Der Gatte sprach ihn aus: sofort traf ihn eine wohlgezielte Kokosnuß von der Hand seines Weibes am Schädel, und die heiteren Stimmen der indiskreten jungen Leute verstummten für diesen Tag.

Die Bevölkerung von Ostpolynesien ist niemals in Verlegenheit, ihre Gesellschaftsformen sind alle festgelegt und umfassend, sie schreiben ihnen in allen Lebensumständen vor, was sie zu tun haben, und wie sie sich verhalten sollen. Die Gilbertiner sind offenbar freier und bezahlen diese Freiheit wie wir mit häufiger Verlegenheit. Das war auch der Fall bei diesem verdrehten Paar. Wir hatten ihnen einst bei einem Besuche eine Pfeife mit Tabak angeboten, und als sie genug hatten und Abschied nehmen wollten, fanden sie sich vor die Frage gestellt, ob sie den Rest des Tabaks mitnehmen oder zurücklassen sollten. Sie hoben den Block auf, legten ihn wieder zurück, reichten ihn sich untereinander zu und stritten sich, bis die Frau ganz verstört und der Gatte ganz alt aussah. Schließlich nahmen sie ihn mit, und ich wette, sie hatten das Grundstück noch nicht verlassen, als sie sich schon klar waren, das Falsche getan zu haben. Ein anderes Mal hatten wir sie recht ausgiebig mit einer großen Tasse Kaffee bewirtet, und Nan Tok' trank die seinige unter Schwierigkeiten und mit Unlustgefühlen aus. Nei Takauti nippte daran, sie mochte nicht mehr, glaubte offenbar, es sei ein Formfehler, die Tasse halb voll niederzusetzen, und befahl dem angeheirateten Knecht, den Rest auszutrinken. »Ich habe schon soviel getrunken, ich kann nicht mehr, es ist mir physisch unmöglich«, schien er zu sagen, aber sein strenger Vorgesetzter wiederholte mit heimlichen herrischen Zeichen den Befehl. Der unglückliche Kerl! Wir kamen ihm aus lauter Menschlichkeit zu Hilfe und nahmen die Tasse fort.

Ich kann über diesen komischen Haushalt nur lachen, aber ich erinnere mich der guten Leute mit Liebe und Hochachtung. Ihre Anhänglichkeit an uns war überraschend. Die Kränze stehen in hoher Achtung, die Blüten müssen in großer Entfernung gesammelt werden, und obgleich sie viele Diener hatten, die sie zu Hilfe rufen konnten, sahen wir sie oft selbst umherwandern, um Blüten zu sammeln, und die Frau beschäftigt, sie eigenhändig zu binden. Es war auch keine Herzlosigkeit, die Nei Takauti gegen die Leiden von Nan Tok' unempfindlich machte, sondern jene Gleichgültigkeit, die Männern oft eigen ist. Als meine Frau krank war, bewies sie sich als eifrige und liebenswürdige Pflegerin, und das Paar setzte sich im Krankenzimmer fest, was der Leidenden äußerst lästig war. Diese rauhe, tüchtige, herrschsüchtige alte Dame mit den wilden Augen hatte liebenswürdige und zärtliche Eigenschaften: sie schien den Stolz auf ihren jungen Gatten zu verbergen aus Furcht, ihn zu verwöhnen, und wenn sie von ihrem toten Sohn sprach, legte sich etwas wie Trauer auf ihr Gesicht. Aber ich glaube bei den Gilbertinern eine Männlichkeit des Empfindens und Gefühls festgestellt zu haben, die sie wie ihre harte und rauhe Sprache von ihren Brüdern auf den östlichen Inseln unterscheidet.


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