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Überall in der Südsee finden wir Spuren früherer Übervölkerung, so daß selbst die Fruchtbarkeit tropischen Bodens kaum hinreichte und selbst der sorglose Polynesier um die Zukunft bangte. Man kann sich den Vorstellungen Darwins über die Koralleninseln anschließen und sich ausmalen, wie das Steigen des Meeres oder das Versinken eines Festlandes zahlreiche Flüchtlinge in die Gebirge trieb. Oder, nüchterner, daß ein Seeräubervolk aus fremden Landen eine Insel nach der andern eroberte und in Besitz nahm, um sich mit der Zeit in der neuen Heimat ungeheuer zu vermehren. In jedem Falle war der Erfolg derselbe: früher oder später mußte sich herausstellen, daß die Zahl der Menschen zu groß und eine Hungersnot auf dem Wege sei.
Die Polynesier begegneten dieser drohenden Gefahr durch verschiedene Mittel und Vorbeugungsmaßnahmen. Man fand eine Möglichkeit heraus, Brotfrucht zu konservieren, indem man sie in künstlichen Gruben aufbewahrte; Gruben von vierzig Fuß Tiefe und entsprechendem Durchmesser kann man noch heute auf den Marquesas sehen, wie man mir erzählte, aber selbst diese genügten nicht für das anwachsende Volk, so daß die Annalen der Vergangenheit finstere Berichte enthalten über Hungersnöte und Kannibalismus. Unter den Hawaiiern – einem zäheren Volk in gemäßigterem Klima – wurde die Landwirtschaft stark entwickelt, Kanäle durchzogen das Land, und die Fischteiche von Molokai beweisen die Zahl und den Fleiß der ehemaligen Einwohner. Inzwischen waren Abtreibung und Kindesmord an der Tagesordnung auf der ganzen Insel. Auf den Korallenatollen, wo die Gefahr am offensichtlichsten war, wurden sie sogar vom Gesetz befohlen und durch Strafen erzwungen. Auf Vaitupu in der Elliceengruppe waren jedem Ehepaar nur zwei Kinder erlaubt, und es wird berichtet, daß man manchmal eine Geldstrafe bezahlte, um das Kind verschonen zu dürfen.
Das ist charakteristisch. Denn kein Volk der Erde ist Kindern gegenüber so liebevoll und nachsichtig: Kinder sind der Jubel und der Schmuck ihrer Häuser, sie dienen ihnen als Spielzeug und Bildergalerie. »Glücklich der Mensch, der seinen Köcher voll von ihnen hat.« Der heimatlose Bastard wird umworben von vielen Familien, und die natürlichen und adoptierten Kinder spielen und wachsen unterschiedslos miteinander auf. Der Verzug, oder man kann beinahe sagen die Vergötterung des Kindes werden nirgends soweit getrieben wie auf den westlichen Inseln und am weitesten nach meinen Beobachtungsmöglichkeiten auf der Paumotugruppe, dem sogenannten niedrigen oder gefährlichen Archipel. Ich sah dort einen Eingeborenen sich erstaunt und unwillig von mir wenden, weil ich andeutete, daß einem Taugenichts die Rute gut täte. Täglich kann man auf den östlichen Inseln beobachten, wie ein Kind seine Mutter schlägt oder gar steinigt, und die Mutter, weit entfernt, zu strafen, wagt kaum, sich zu wehren. Auf manchen Inseln wurde ein Häuptling bei der Geburt seines Kindes abgesetzt und verzichtete auf seinen Namen, als ob er wie eine Drohne den Zweck seines Daseins erfüllt habe. Und auf anderen hatten nichtssagende Kindesworte das Gewicht von Orakelsprüchen. Vor nicht allzulanger Zeit wurde ein Fremdling, gegen den ein Kind Abneigung verspürte, erschlagen, wie man mir versicherte. Und an anderer Stelle werde ich ein entgegengesetztes Beispiel zu erzählen haben: wie ein Kind in Manihiki mich ins Herz schloß und seine Adoptiveltern sofort diese Tatsache anerkannten, indem sie mich mit Geschenken überhäuften.
Mit diesen Gefühlen mußte natürlich die Notwendigkeit der Kindervernichtung in Widerstreit geraten, und ich glaube, man findet Spuren dieser zwiespältigen Empfindungen in der tahitischen Brüderschaft des Oro. Einst wurde ein neuer Gott dem Olymp der Gesellschaftsinseln zugeführt oder ein früherer ausgegraben und populär gemacht. Oro war sein Name, und man kann ihn mit dem Bacchus der Alten vergleichen. Seine Anhänger segelten von Bucht zu Bucht und von Insel zu Insel, sie wurden überall mit Festgelagen empfangen, trugen feine Kleider, sangen, tanzten und spielten, zeigten ihre Gewandtheit und Kraft und waren die Künstler, Akrobaten, Barden und Dirnen der Gruppe. Ihr Leben war öffentlich und epikureisch, ihr Ursprung ein Geheimnis, und die Angesehensten des Landes bemühten sich um Aufnahme in die Bruderschaft. Wenn ein Ehepaar die nächste Erbberechtigung besaß für die Würde der Oberherrschaft, durfte es aus politischen Gründen ein Kind verschonen; alle anderen Kinder, deren Vater oder Mutter der Gesellschaft des Oro angehörte, waren vom Augenblick der Empfängnis an zum Tode verurteilt. Eine Art Freimaurerloge, eine geheimnisvolle Sekte, eine Gesellschaft von Künstlern, alle Mitglieder eidlich verpflichtet, Unzucht zu verbreiten, und alle unter dem Verbot, Nachkommen zu hinterlassen: ich weiß nicht, welchen Eindruck alles das auf andere macht, aber mir erscheint der Zweck klar. Hungersnot bedrohte die Inseln, das notwendige Gegenmittel war verhaßt, und so wurde es dem Eingeborenengemüt durch den Reiz des Geheimnisvollen, der Lustbarkeiten und der Schaustellung nähergebracht. Das wird noch wahrscheinlicher und der geheime, ernste Zweck der Institution noch deutlicher, wenn es wahr ist, daß nach einer gewissen Lebenszeit die Verpflichtung des Gelübdes geändert wurde: zuerst Ausschweifung, dann Keuschheit.
Hier haben wir also die eine Seite des Problems klar vor uns: Kannibalismus unter liebenswürdigen Menschen, Kindermord unter Kinderliebhabern, Fleiß unter geborenen Faulenzern, Erfindungsgabe unter Menschen, die dem Fortschritt abgeneigt sind, eine Art schrecklicher heidnischer Heilsarmee der Bruderschaft des Oro, die Berichte früherer Reisender, weit verstreute Reste älterer Wohnstätten, zusammen mit der allgemeinen Überlieferung der Insulaner: alles das deutet auf dieselbe Tatsache hin: Übervölkerung und Erregung darüber in früheren Zeiten. Und heute sehen wir das Gegenteil, heute finden wir dasselbe Volk auf den Marquesas, den acht Inseln von Hawaii, in Mangareva und auf der Osterinsel dahinsterben wie die Fliegen. Woher diese Veränderung? Wollte man das Eindringen der Weißen, den Wechsel der Sitten und die Einschleppung neuer Krankheiten und Laster für die Entvölkerung verantwortlich machen: warum ist diese Entvölkerung nicht allgemein? Die Einwohnerzahl von Tahiti ist, nach einer Periode erschreckender Abnahme, wieder stabil geworden. Ich höre von ähnlichen Tatsachen bei einigen Maoristämmen, auf vielen Paumotuinseln kann man eine leichte Zunahme feststellen, und die Samoaner sind heute ebenso gesund und mindestens ebenso fruchtbar wie vor den großen Veränderungen. Zugegeben, daß die Tahitier, Maoris und Paumotuaner sich an die neuen Zustände gewöhnt haben mögen: wie will man dann erklären, daß die Samoaner niemals darunter gelitten haben?
Wer nur eine einzige Inselgruppe kennt, ist geneigt, vorschnelle Schlüsse zu ziehen. So schrieb man, wie ich höre, die größere Sterblichkeit der Maoris dem Wechsel der Wohnsitze zu, sie zogen von den befestigten Bergspitzen in die niedrig gelegenen marschigen Gegenden ihrer Pflanzungen. Wie einleuchtend! Und doch starben die Marquesaner aus in denselben Häusern, in denen sich ihre Vorfahren vermehrten. Oder man denke an das Opium. Die Marquesaner und Hawaiier sind diesem Laster am meisten verfallen, die Bevölkerung der einen Gruppe ist die zivilisierteste, die der andern die wildeste von Polynesien, und beide siechen am raschesten dahin. Dringende Verdachtsmomente gegen das Opium! Aber nehmen wir die Unzucht: wieder bestätigen die Verhältnisse bei den Marquesanern und auf Hawaii die Vermutung. So sind die Samoaner zum Beispiel die keuschesten Polynesier, und sie sind heute durchaus fruchtbar; die Marquesaner leben am ausschweifendsten, und wir haben gesehen, wie sie zugrunde gehen; die Hawaiier sind bekannt als sittenlos, und ihr Gebiet ist heute so schwach bewohnt wie eine Wüste. Die Beweise für die Theorie von der Unzucht sind also noch stärker, und doch erfahren sie eine Korrektur. Was immer die Tugenden der Tahitier sein mögen, weder Freund noch Feind darf sie keusch nennen, und trotzdem scheinen sie die Zeit der Gefahr überstanden zu haben. Ein letztes Argument: die Syphilis. Aber die Samoaner sind unter allen Umständen so fruchtbar wie zuvor, nach manchen Berichten sogar noch fruchtbarer, obwohl niemand ernsthaft behaupten kann, daß sie von der Syphilis verschont geblieben sind.
Diese Beispiele beweisen, wie gefährlich es ist, irgendeine Tatsache oder auch mehrere, die für eine Gruppe zutreffen, zu verallgemeinern. Ich erinnere mich an eine gut und mit viel Liebe geschriebene Broschüre des hochwürdigen Herrn S. G. Bishop: »Warum sterben die Hawaiier aus?« Jeder, den das Thema interessiert, sollte diese Abhandlung lesen, die viel Tatsachenmaterial enthält; und doch würde Bishop seine Ansichten geändert haben, wenn er andere Inselgruppen nur oberflächlich kennengelernt hätte. Samoa ist augenblicklich die größte und lehrreichste Ausnahme von der Regel. Die Bevölkerung ist durchaus keusch und die enthaltsamste aller Inselbewohner. Eine schwere Seuche hat sie nie heimgesucht und belastet. Ihre Kleidung hat man kaum gewaltsam geändert, über das einfache und zierliche »Tabard« der Mädchen würde Tartuffe auf manchen andern Inseln sich entrüstet haben; an Stelle des kühlen, gesunden und sittsamen Lava-Lava oder Lendenschurzes hat Tartuffe auf mancher andern Insel die Einführung der steifen und unbequemen Hosen erzwungen. Schließlich haben sich, was das wichtigste ist, ihre Vergnügungen nicht verringert, sondern im großen ganzen vermehrt. Der Polynesier verfällt leicht der Mutlosigkeit: Trauerfälle, Enttäuschungen, Furcht vor neuartigen Heimsuchungen, der Verfall oder das Verbot alter Volksbelustigungen machen ihn leicht traurig, und Traurigkeit löst ihn vom Leben. Die Melancholie der Hawaiier und die Leere ihres neuen Daseins sind deutlich sichtbar, und das gilt noch mehr von den Marquesanern. Auf Samoa anderseits machen Gesang und Tanz, ewige Spiele, Reisen und Vergnügungen das Inselleben lebhaft und liebenswürdig, und diese Samoaner sind heute die fröhlichsten und an Unterhaltungen reichsten Bewohner unseres Planeten. Die Wichtigkeit dieser Tatsache kann kaum übertrieben werden. In einem Klima und einem Lande, wo der Lebensunterhalt um nichts zu bekommen ist, ist Unterhaltung ein allererstes Erfordernis. Bei uns, wo das Leben uns täglich neuen Problemen gegenüberstellt, ist es ganz anders, wir haben ernsthaft zu kämpfen und Konflikte zu überwinden, wenn wir überhaupt existieren wollen. So hielt sich auf manchen Atollen, wo keine große Fröhlichkeit herrscht und der Mensch sich mit einer gewissen Kraftanstrengung nur um das tägliche Brot bemühen muß, die öffentliche Gesundheit und die Bevölkerungsziffer gut, aber auf den Lotosinseln schwindet mit den Vergnügungen auch das Leben selbst dahin. Von diesem Gesichtspunkt aus können wir auch den Verfall des Kriegsspieles zu den Ursachen der Entmutigung rechnen. In Europa sind wir so lange an das furchtbare Gewerbe des Krieges, der Seuchen und verpestete Leichen hinter sich läßt, gewöhnt, daß wir seinen Ursprung, den sehr gesunden und, rein menschlichen Freiluftsport: den Guerillakrieg, fast vergessen haben. Er ist den Insulanern wie seine sonstigen Belustigungen und Gewohnheiten neuerdings verboten worden, der Samoaner aber stellt hier wie in vielen andern Dingen noch immer seinen Mann.
Allgemein gesprochen scheint mir das Problem folgendermaßen zu liegen: Wo der geringste Wechsel der Lebensbedingungen eintritt – wichtig oder unwichtig, heilsam oder unheilvoll –, dort geht das Volk zugrunde. Jeder Wechsel, sei er noch so klein, vermehrt die Summe der neuartigen Verhältnisse, an die die Rasse sich gewöhnen muß. Es mag auf den ersten Blick keine Vergleichsmöglichkeit geben zwischen dem Übergang von saurem Bier zu schlechtem Gin in Schottland und dem vom Insulanerschurz zu europäischen Hosen. Aber ich bin nicht überzeugt, daß das eine weniger gefährlich ist als das andere, und eine nicht eingewöhnte Rasse kann manchmal durch Nadelstiche aussterben. Wir stehen hier einer der Hauptschwierigkeiten des Missionars gegenüber. Auf polynesischen Inseln gewinnt er leicht überragende Autorität, der König wird sein Haushofmeister, er kann verdammen und befehlen, und die Versuchung ist groß, zu weit zu gehen. So haben – nach allen Berichten – die Katholiken in Mangareva und – nach meiner Erfahrung – die Protestanten in Hawaii den Neubekehrten das Leben mehr oder weniger unerträglich gemacht. Es ist leicht, den Missionar zu tadeln, aber es ist seine Aufgabe, Veränderungen herbeizuführen. Sicher ist es zum Beispiel seine Pflicht, Kriege zu verhindern, und doch habe ich das Kriegführen als ein Element der Gesundheit bezeichnet. Andererseits wäre es vielleicht möglich für den Missionar, vorsichtiger zu Werke zu gehen und jeden Wechsel als gewichtige Angelegenheit zu betrachten. Ich denke an den Durchschnittsmissionar, und ich glaube, daß ich ihm Gerechtigkeit widerfahren lasse, wenn ich vermute, daß er zögern würde, eine Stadt zu bombardieren, selbst wenn er dadurch einen ganzen Archipel bekehren könnte. Die Erfahrung lehrt uns allmählich, wenigstens auf den polynesischen Inseln, daß Gewohnheitswechsel eine blutigere Angelegenheit ist als ein Bombardement.
Bevor ich dies Kapitel schließe, will ich einen Punkt erwähnen, der mir vielleicht viel Kritik einträgt. Ich habe nichts gesagt über falsche Hygiene, Baden während des Fiebers, falsche Behandlung von Kindern, Kurpfuscherei der Eingeborenen und Abtreibung, alles Ursachen, die man für die Entvölkerung oft anführt. Und ich habe jene Zustände nicht erwähnt, die beiden Epochen gemeinsam sind und in der Vergangenheit sogar verhängnisvoller waren als jetzt. Gehört die Unzucht nicht dazu? könnte man fragen. War der Polynesier nicht immer unkeusch? Zweifellos war er es immer, zweifellos aber ist er es noch mehr seit der Ankunft seiner hervorragend keuschen Besucher aus Europa. Man denke an den Hawaiibericht von Cook – und ich bezweifle nicht, daß er durchaus richtig ist. Man denke an Krusensterns offenherzige, beinahe naive Erzählung vom Besuche eines russischen Kriegsschiffes auf den Marquesas; man erinnere sich der schmachvollen Missionsgeschichte auf Hawaii selbst, wo im Kampf um die Wollust die amerikanischen Missionen einst von einem englischen Abenteurer beschossen und ein andermal von der Mannschaft eines amerikanischen Kriegsschiffes überfallen und mißhandelt wurden; man füge dem die Gewohnheit der Walfischfänger hinzu, die auf den Marquesas zu landen und eine Anzahl Frauen auf die Reise mitzunehmen pflegten; man bedenke auch, daß die Weißen zuerst als Halbgötter angesehen wurden, wie aus dem Bericht über den Empfang Cooks auf Hawaii klar hervorgeht und aus der Geschichte von der Entdeckung Tutuilas, wo die wahrhaft züchtigen Frauen von Samoa sich öffentlich den Franzosen hingaben, und man vergesse nicht, daß es Sitte der Eroberer und, man kann beinahe sagen, Pflicht der Missionare war, die heilsamsten Tabus zu bespötteln und zu vernichten. Wir sehen also alle Zerstörungsmaßnahmen auf einmal gegen eine Tugend gerichtet, die nie und nirgends sehr stark oder volkstümlich war, und der Erfolg war selbst auf den entarteten Inseln weitere Entartung. Mr. Lawes, der Missionar von Savage Island, erzählte mir, daß die weibliche Keuschheit sich dort seit der Ankunft der Weißen verringert habe. In heidnischer Zeit habe der Vater oder Bruder eines Mädchens, das ein uneheliches Kind gebar, den Säugling die Klippen hinuntergeschleudert, heute aber sei der Skandal geringfügig. Oder man denke an die Marquesas. Stanislao Moanatini erzählte mir, daß nach seiner eigenen Erinnerung die jungen Leute früher streng bewacht wurden; man duldete nicht einmal, daß sie sich auf der Straße ansahen, sondern sie gingen, wie mein Berichterstatter sich ausdrückte, gleich Hunden aneinander vorbei – und vor einiger Zeit entwichen sämtliche Schulkinder von Nuka-hiva und Ua-pu in die Wälder und lebten dort vierzehn Tage in freier Vereinigung. Leser von Reiseberichten mögen vielleicht meine Autorität bezweifeln und sich für besser unterrichtet erklären. Ich würde die Aussage eines einzigen intelligenten Eingeborenen wie Stanislao – selbst wenn er allein stünde, was durchaus nicht der Fall ist – den Berichten der ehrenhaftesten Reisenden vorziehen. Ein Kriegsschiff läuft in einen Hafen ein, ankert, schickt einige Leute an Land, empfängt und erwidert Besuche, und der Kapitän schreibt ein Kapitel über die Sitten des Landes. Man überlegt nicht, welche Klasse Menschen man auf diese Weise meistens sieht! Aber wir wären nicht gerade befriedigt, wenn ein indischer Kuli England nach den Damen beurteilte, die sich an den Kais herumtreiben, und nach den Leuten, die sich von seiner Heuer bewirten lassen. Die Ansicht Stanislaos über den Verfall der Sitten selbst auf diesen tugendlosen Inseln wird mir von andern bestätigt; das von ihm angeführte Beispiel, die zunehmende Entsittlichung der Jugend, wird von Mr. Bishop auf Hawaii ebenfalls herangezogen. Und soweit die Marquesaner in Betracht kommen, so hätten wir einen gewissen Sittenverfall fast erraten können: ich glaube nicht, daß irgendein Volk bei den dort herrschenden Gewohnheiten blühen und sich vermehren könnte, und ich bin sicher, daß man sich nie die Mühe machte, nach der Vaterschaft zu forschen. Einzelheiten anzuführen, ist unmöglich, es mag genügen zu sagen, daß ihre Sitten den Träumen unwissender und lasterhafter Kinder entlehnt zu sein scheinen, und daß sie ihre Ausschweifungen so weit treiben, bis Energie, Vernunft und fast das Leben selbst zugrunde gehen.