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Das berühmteste Werk über den Hexenprozeß, Soldan-Heppes gemeinsame Arbeit, begann in den letzten Jahren recht selten zu werden. Beim Verleger längst vergriffen, tauchte es nur hier und da in den Antiquariats-Katalogen auf. Außerdem weihte es das Papier, auf dem es gedruckt war, dem Untergang. Braun und brüchig, so präsentieren sich die Blätter, auf denen das Lebenswerk zweier Geschichtsschreiber niedergelegt ist. Diese Umstände rechtfertigen allein schon eine Neuherausgabe des mit Recht hochgeschätzten Buches. Hierzu tritt noch ein neues, überaus gewichtiges Moment. Mehr als drei Jahrzehnte sind verflossen, seit Heppe den letzten Federstrich an der Geschichte der Hexenprozesse getan. Seit jener Zeit sind die bahnbrechenden Arbeiten von Joseph Hansen, Sigmund Riezler, Janssen-Pastor und Nikolaus Paulus erschienen, denen sich zahlreiche kleinere Monographien über das Hexenwesen anschlossen. All das von diesen Autoren neu zutage gebrachte Material war den beiden ersten Autoren unbekannt und konnte der Neubearbeitung zugute kommen.
Doch auch noch andere, nicht unwichtige Änderungen waren vorzunehmen, um dem Werke eine zeitgemäße Gestalt zu geben. So mußte die Tendenz fallen, die protestantischen Hexenverfolger gegenüber denen aus der alten Kirche möglichst glimpflich zu behandeln. Wenn sich diese Absicht auch niemals bis zur letzten Konsequenz verstieg, so trat sie doch häufig störend zutage, auch dadurch, daß die norddeutschen Hexenprozesse recht stiefmütterlich behandelt wurden.
Ferner schien es geboten, den Stil zu glätten, Wiederholungen auszumerzen, den Ballast der Fußnoten zu verringern und sehr weitschweifige Fehden Heppes mit längst vergessenen Gegnern zu streichen.
Ein Kapitel über den Hexenglauben von heute will diesen Ausfall ersetzen.
Im ganzen und großen aber habe ich mich ängstlich bemüht, all die Vorzüge zu wahren, die Soldan-Heppes Werk von Freund und Feind zuerkannt worden sind.
Ich habe bei meiner Arbeit manche Unterstützung gefunden, für die ich auch an dieser Stelle danke. So dem Kgl. Kupferstichkabinett und dem Kgl. Museum für vorderasiatische Altertümer in Berlin, der Kgl. Bibliothek in Bamberg, der Stadtbibliothek in Zürich, Herrn Dr. Franz Goltsch in Graz und Herrn Professor Leopold Becker in Salzburg. Bildermaterial stellten mir in liebenswürdigster Weise zur Verfügung: Herr Verlagsbuchhändler Carl Georgi in Bonn, Herr Antiquariatsbuchhändler Martin Breslauer, Herr Bildhauer Ernst Seger, Grunewald-Berlin, und Herr Hofantiquar Ulrich Mai in Berlin.
Berlin-Friedenau, Juni 1911.