Samuel Smiles
Selbsthilfe
Samuel Smiles

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Fünftes Kapitel

Hilfsmittel und Gelegenheiten – wissenschaftliche Bestrebungen

»Weder die bloße Hand noch der Verstand an sich vermag etwas zu vollbringen; ein jedes Werk wird durch Instrumente und Hilfsmittel ausgeführt, die dem Verstand nicht weniger nützlich und notwendig sind als die Hand.«

Bacon.

»Das Haupt der Gelegenheit ist nur über der Stirn mit Haaren bewachsen; hinten ist es kahl. Ergreifst du die Gelegenheit bei der Stirnlocke, so kannst du sie festhalten; läßt du sie dir aber entschlüpfen, so vermag Jupiter selbst sie nicht wieder, einzusaugen.«

Aus dem Lateinischen

Der Zufall hat wenig mit den großen Resultaten zu schaffen,, die im Leben erzielt werden. Obgleich einer oder der andere gelegentlich mit einem kühnen Wagnis einen sogenannten »glücklichen Treffer« macht, so stellt doch die gemeine Landstraße des zielbewußten und beharrlichen Fleißes die einzige sichere Reiseroute dar. Wie man sagt, pflegte der Landschaftsmaler Wilson, wenn er ein Bild in einer recht sauberen, korrekten Manier nahezu vollendet hatte, einige Schritte zurückzutreten und es dann – seinen langgestielten Pinsel in der Hand – eine Weile ernsthaft zu betrachten; worauf er plötzlich rasch darauf zuging und dem Gemälde mit ein paar kühnen Pinselstrichen noch einige brillante Effekte verlieh. Aber solche Effekte würde nicht jeder erzielen, der – in der Hoffnung, ein Bilde zustande zu bringen – mit seinem Pinsel über die Leinwand fahren wollte. Die Fähigkeit, solche letzten vollendenden Striche anzubringen, läßt sich nur durch die Arbeit eines Lebens erwerben: und es ist höchst wahrscheinlich, daß ein Künstler, dem eine vorausgehende sorgfältige Ausbildung fehlt, durch einen derartigen Versuch nicht »einen brillanten Effekt,« sondern einen Klecks hervorbringen würde.

Beharrliche Aufmerksamkeit und emsiger Fleiß haben allezeit den gewissenhaften Arbeiter gekennzeichnet. Die größten Männer sind nicht diejenigen, welche die »alltäglichen Dinge verachten,« sondern jene, welche dieselben mit Sorgfalt zu veredeln suchen. Michel Angelo erklärte eines Tages einem Besucher seines Ateliers, welche Änderungen er seit seinem letzten Dortsein an einer Statue vorgenommen. »Ich habe diese Partie verbessert – jene geglättet – diesen Zug gemildert – jenen Muskel stärker hervortreten lassen – dieser Lippe mehr Ausdruck, jenem Glied mehr Kraft gegeben.« – »Aber das sind Kleinigkeiten,« bemerkte der Besucher. »Möglich,« versetzte der Bildhauer, »aber bedenken Sie, daß die Vollkommenheit aus Kleinigkeiten besteht, und daß die Vollkommenheit selbst keine Kleinigkeit ist.« So erzählte man auch von Nicholas Poussin, dem Maler, daß er es sich zur Lebensregel machte, »alles, was der Mühe wert war, möglichst gut auszuführen,« und als er in seinen späteren Jahren von seinem Freunde Vigneul de Marville gefragt wurde, wodurch er zu einem so hohen Ruhm unter den italienischen Malern gelangt sei, antwortete Poussin mit Nachdruck: »Dadurch, daß ich nichts vernachlässigt habe!«

Obgleich man von Entdeckungen spricht, die durch Zufall gemacht sein sollen, so wird man doch meistens bei näherer Prüfung finden, daß der Zufall in Wirklichkeit wenig damit zu schaffen hatte. Diese sogenannten Zufälle sind größenteils nur Gelegenheiten gewesen, die der Genius geschickt zu benutzen verstand. Der Apfel, welcher Newton zu Füßen fiel, ist oft als Beweis für die Zufälligkeit einiger Entdeckungen angeführt worden. Aber Newtons Geist hatte sich schon seit Jahren mühevoll und geduldig mit der Erforschung der Gravitationsgesetze beschäftigt; und der vor ihm niederfallende Apfel war nur ein Umstand, der von seinem Genius erfaßt wurde und ihm blitzartig den ersten Strahl der herrlichen Wahrheit zeigte, die er zu entdecken berufen war. In ähnlicher Weise führten die einer gemeinen Tabakspfeife entsteigenden, prächtig gefärbten Seifenblasen – die in den Augen der meisten Menschen »Spielereien, leichtwiegend wie die Luft,« gewesen wären – den Dr. Young zu seiner schönen Theorie von der Interferenz der Lichtstrahlen und zu neuen Entdeckungen bezüglich der Brechung derselben. Obwohl man gemeinhin anzunehmen pflegt, daß große Männer sich nur mit großen Dingen befassen, so sind doch Leute wie Newton und Young allezeit bereit gewesen, die Bedeutung der alltäglichsten und einfachsten Umstände anzuerkennen: und ihre Größe hat sich hauptsächlich in der weisen Auffassung derselben offenbart. Der Unterschied zwischen den Menschen besteht vorzüglich in der verschiedenen Schärfe ihrer Beobachtungsgabe. Ein russisches Sprichwort sagt in Bezug auf unaufmerksame Leute: »Sie gehen durch den Wald und finden kein Brennholz.« und der weise Salomo läßt sich so vernehmen: »Der Weise hat seine Augen im Kopfe; aber der Narr wandelt im Dunkeln.« »Mein Herr,« sagte Johnson einmal zu einem vornehmen Touristen, der gerade aus Italien zurückgekehrt war »manche Leute beobachten und lernen mehr in der Hamsteader Postkutsche als andere auf einer Rundreise durch Europa.« Nicht nur das Auge, sondern auch der Geist muß sehen. Wo der unaufmerksame Beobachter nichts wahrnimmt, dringt ein intelligentes Auge in das tiefste Wesen der Erscheinungen ein, beachtet sorgfältig alle Unterschiede, stellt Vergleichungen an und sucht die zu Grunde liegenden Gesetze zu erforschen. Schon mancher hatte vor Galileis Zeit ein – vielleicht an einer Schnur – aufgehängtes Gewicht in regelmäßiger Bewegung hin und her schwingen sehen; und doch war jener Gelehrte der erste, der die Bedeutung dieser Erscheinung ernannte. Einer der Kirchendiener des Domes zu Pisa füllte eine von der Decke herabhängende Lampe mit Öl und versetzte sie dadurch in Schwingungen, die auch nach seiner Entfernung noch weiter dauerten; Galilei, damals ein Jüngling von achtzehn Jahren, beobachtete aufmerksam diese pendelartigen Bewegungen und kam dabei auf den Gedanken, sie zur Messung der Zeit zu benutzen. Indessen mußte er noch fünfzig Jahre lang forschen und studieren, bevor er das Pendel erfand, dessen Bedeutung für die Messung der Zeit und auch für astronomische Berechnungen nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Auf ähnliche Art wurde Galilei durch die zufällige Mitteilung, daß ein gewisser, Lippershey, ein holländischer Optikus, dem Grafen Moritz von Nassau ein Instrument überreicht habe, mit dessen Hilfe ferne Gegenstände dem Beschauer näher gerückt erschienen, dazu veranlaßt, sich mit der Erforschung der Ursache einer solchen Erscheinung zu beschäftigen – was ihn schließlich zu der Erfindung des Teleskops führte, welches für die Wissenschaft der Astronomie den Anfang einer neuen Ära bedeutete.

Derartige Entdeckungen würde ein unaufmerksamer Beobachter oder ein bloß passiver Zuhörer nie gemacht haben. Der Kapitän (und nachmalige Sir Samuel) Brown ging einmal – zu einer Zeit, da er eine billige Brücke über den benachbarten Tweed zu bauen beabsichtigte und sich demgemäß eifrig mit dem Studium der verschiedenen Brückenkonstruktionen beschäftigte – an einem taufrischen Herbstmorgen in seinem Garten spazieren und sah über seinem Wege ein Spinnennetz hängen. Augenblicklich kam ihm der Gedanke, daß man in ähnlicher Weise eine Brücke aus Drahtseilen oder Eisenketten herstellen könnte; und das Resultat dieser Erwägung war die Erfindung seiner Hängebrücke. Als James Watt einen Rat über die Art und Weise zu erteilen hatte, in welcher man Wasser mit Hilfe von Röhren unter dem unebenen Bett des Clyde fortführen könnte, wandte sich seine Aufmerksamkeit einst bei Tische der Schale eines ihm dargereichten Hummers zu: und nach dem Modell derselben erfand er eine eiserne Röhre, die sich bei ihrer Anwendung als zweckmäßig erwies. Sir Isambert Brunel ließ sich über die Konstruktion des von ihm zu erbauenden Themsetunnels zuerst von dem winzigen Bohrwurm unterrichten. Er sah, wie dies kleine Geschöpf mit seinem wohlbewaffneten Kopfe die Planken zuerst in der einen, dann in der anderen Richtung durchbohrte, bis der Bogengang fertig war; worauf die Decke und die Seitenwände mit firnisartigem Schleim beschmiert wurden. Durch Nachahmung dieser Arbeit in vergrößertem Maßstabe brachte Brunel schließlich das Schirmdach seines Tunnels zustande und vollendete sein großartiges Bauwerk.

Das intelligente Auge des aufmerksamen Beobachters allein vermag den Wert solcher zumeist als unbedeutend geltenden Erscheinungen zu erfassen. Ein so geringfügiger Umstand wie der Anblick eines an seinem Schiff vorübertreibenden Bündels Seegras befähigte Kolumbus, die ausbrechende Meuterei seiner an der Entdeckung des Landes verzweifelnden Seeleute zu unterdrücken und in denselben die Zuversicht zu erwecken, daß die ersehnte neue Welt nicht mehr fern sei. Nichts ist so klein, daß es nicht der Beachtung wert wäre; und die geringfügigste Thatsache kann in irgend einer Weise nützlich werden, wenn sie nur richtig verstanden wird. Erscheint es nicht fast unglaublich, daß die berühmten »Kreidefelsen Albions« von winzigen, erst mit Hilfe des Mikroskops entdeckten Lebewesen erbaut sein sollen, die eben derselben Tierklasse angehören, welche den Ocean mit Koralleninseln durchsetzt hat? Und wer wollte es angesichts solcher außerordentlichen und doch mit so geringen Mitteln erzielten Resultate wagen, die Bedeutung auch der kleinsten Dinge anzuzweifeln?

Gerade in der genauen Beobachtung von Kleinigkeiten liegt das Geheimnis des Erfolgs sowohl im Geschäftsleben als auch in der Kunst, der Wissenschaft und jeder anderen Bestrebung. Das menschliche Wissen stellt nur eine Anhäufung kleiner Thatsachen dar, die durch die aufeinander folgenden Generationen der Menschen gesammelt wurden – geringfügige Bruchstücke der Erkenntnis und Erfahrung, die – sorgfältig aufgespeichert – allmählich zu einer mächtigen Pyramide heranwuchsen. So unbedeutend viele dieser Thatsachen und Beobachtungen auch anfänglich zu sein schienen, so haben sie sich doch alle gelegentlich als nützlich erwiesen und im Bau der Wissenschaft ihre Stelle ausgefüllt. Selbst mancher wunderlich anmutende Gedanke wurde in der Folge zur Basis höchst greifbarer und praktischer Resultate. Nachdem Apollonius Pergäus die Kegelschnitte entdeckt, verstrichen zwei Jahrtausende, bis dieselben zur Grundlage der Astronomie gemacht wurden – jener Wissenschaft, welche es dem modernen Seefahrer ermöglicht, unbeirrt durch unbekannte Meere zu steuern, und welche ihm in den Gestirnen des Himmels untrügliche Wegweiser giebt, die ihn zu dem ersehnten Hafen führen. Und hätten sich die Mathematiker nicht so lange – und nach der Meinung der Laien ohne Zweck – mit den abstrakten Verhältnissen der Linien und Flächen beschäftigt, so hätten wahrscheinlich wenige unserer mechanischen Erfindungen das Licht erblickt.

Als Franklin den Zusammenhang zwischen dem Blitz und der Elektrizität entdeckt hatte, wurde er ausgelacht, und die Leute fragten ihn: »Was nützt das?« Seine Antwort darauf lautete: »Was nützt ein Kind? – Es kann ein Mann werden!« – Als Galvani die Wahrnehmung machte, daß ein Froschschenkel bei der Berührung mit verschiedenen Metallen in Zuckungen geriet, konnte wohl noch niemand ahnen, daß ein anscheinend so geringfügiger Umstand einst zu so wichtigen Resultaten führen würde. Und dennoch lag darin bereits der Keim des elektrischen Telegraphen, welcher eine geistige Verbindung zwischen den verschiedenen Erdteilen herstellt und in nicht zu langer Zeit »den Erdball umspannen wird.« Kleine Bruchstücke von Steinen und Fossilien, die aus der Erde gegraben wurden, haben bei verständiger Deutung die Wissenschaft der Geologie geschaffen und zu den praktischen Bestrebungen des Bergbaues geführt, in welchen beträchtliche Kapitalien angelegt sind und eine große Anzahl von Personen lohnende Beschäftigung findet. Die gewaltige Maschinerie, welche zum Auspumpen unserer Minen oder zum Treiben unserer Mühlen und Fabriken – unserer Dampfer und Lokomotiven gebraucht wird, findet die Quelle ihrer Kraft in kleinen Wasserköpfen, die durch die Hitze ausgedehnt werden – in jenem wohlbekannten Agens, welches als harmloser »Dampf« der Gußröhre unseres Theekessels entströmt; welches aber – sobald es in einen sinnreich erfundenen Mechanismus eingeschlossen wird – eine Wirkung haben kann, die Millionen Pferdekräften gleichkommt und der Gewalt des Sturmes und der Wogen zu trotzen vermag. Dieselbe Kraft ist durch ihr Wirken in den Eingeweiden der Erde die Ursache jener vulkanischen Ausbrüche und Erderschütterungen geworden, die in der Entwicklungsgeschichte unseres Planeten eine so große Rolle gespielt haben.

Wie man erzählt, wurde der Marquis von Worcester erst während seiner Gefangenschaft im Tower auf die Kraft des Dampfes aufmerksam und zwar dadurch, daß ein dichtschließender Deckel, der auf einem Gefäß mit heißem Wasser lag, plötzlich vor seinen Augen herunterflog. Er veröffentlichte das Resultat seiner Beobachtungen in seinem »Jahrhundert der Erfindungen,« welches eine Zeitlang eine Art Handbuch für diejenigen war, welche sich mit der Erforschung der Dampfkraft beschäftigten; bis Savary, Newcomen und andere dieselbe praktisch nutzbar machten und die Dampfmaschine auf jene Stufe der Vollendung hoben, auf welcher sie Watt vorfand, als er dazu aufgefordert wurde, jenes der Glasgower Universität gehörige Modell der Newcomenschen Maschine zu reparieren. Dieser zufällige Umstand war für Watt eine Gelegenheit, die er nicht zögerte auszunützen, und die Vervollkommnung der Dampfmaschine wurde die Aufgabe seines Lebens.

Das große Geheimnis des Erfolgs besteht darin, daß man Gelegenheiten und selbst Zufälligkeiten mit Geschick zu ergreifen und nutzbar zu machen weiß. Nach Dr. Johnsons Definition ist der Genius »ein Geist von bedeutender allgemeiner Begabung, die sich zufällig einer bestimmten Richtung zuwendet.« Diejenigen, welche entschlossen sind, sich einen Weg zu bahnen, werden immer Gelegenheiten dazu finden, und wenn diese ihnen nicht gleich zur Hand liegen, so werden sie sich dieselben zu schaffen wissen. Die größten Leistungen in Kunst und Wissenschaft haben nicht jene Leute vollbracht, welche sich der Vorteile der Gymnasien, Museen und öffentlichen Galerien haben bedienen dürfen, und ebensowenig sind die größten Mechaniker und Erfinder aus technischen Schulen hervorgegangen. Die Not ist häufiger die Mutter der Erfindungen gewesen als das Wohlleben, und die nützlichste aller Schulen ist die Schule der Mühsal. Einige der allerbesten Arbeiter haben sich der armseligsten Wertzeuge bedienen müssen. Die Tüchtigkeit des Arbeiters hängt eben nicht von der Güte der Werkzeuge, sondern von der wohlgeschulten Geschicklichkeit und Beharrlichkeit des Mannes selber ab. Es ist eine landläufige Entschuldigung des schlechten Arbeiters, daß es ihm nur an einem guten Werkzeug gefehlt habe. Opie wurde einmal von jemand gefragt, durch welches Kunststück er seine wundervollen Farbenmischungen hervorbringe, worauf er die Antwort gab: »Ich mische die Farben mit meinem Verstand, mein Herr!« Ähnlich muß jeder Arbeiter verfahren, der sich auszeichnen will. Ferguson schuf Wunderwerke – z. B. eine Wanduhr aus Holz, die genau die Stunden anzeigte – mit Hilfe eines gewöhnlichen Federmessers, wie es von jedermann gebraucht wird; aber es ist eben nicht jedermann ein Ferguson. Eine Schale mit Wasser und zwei Thermometer – das waren die Instrumente, mit welchen Dr. Black die latente Wärme entdeckte, und ein Prisma, eine Linse und ein Bogen Pappe machten es Newton möglich, die Zusammensetzung des Sonnenlichts und den Ursprung der Farben zu ergründen. Ein hervorragender Gelehrter des Auslands sprach einmal bei Dr. Wollaston vor und bat um die Erlaubnis, sein Laboratorium sehen zu dürfen, in welchem die Wissenschaft mit so vielen wichtigen Entdeckungen bereichert worden war. Darauf führte der Doktor seinen Gast in sein kleines Studierzimmer, zeigte ihm ein altes, auf dem Tische stehendes Theebrett, auf welchem sich mehrere Uhrgläser, ein paar Blätter Lackmuspapier, eine kleine Wage und ein Lötrohr befanden, und sagte: »Das da ist mein ganzes Laboratorium!«

Stothard erlernte die Kunst der Farbenmischung dadurch, daß er genau die Flügel der Schmetterlinge beobachtete; er sagte häufig, niemand wisse, wie viel er diesen kleinen Insekten verdanke. Ein angebranntes Stückchen und eine Scheunenthür dienten Wilkie als Pinsel und Leinwand. Bewick machte seine ersten Versuche in der Zeichenkunst an den Wänden der Hütten seines heimatlichen Dorfes, die er mit Kreideskizzen bedeckte, und Benjamin West fabrizierte sich seine ersten Pinsel aus den Schwanzhaaren einer Katze. Ferguson legte sich zur Nachtzeit, in eine Bettdecke gehüllt, aufs Feld und entwarf eine Karte von den Himmelskörpern mit Hilfe eines Fadens mit aufgereihten kleinen Perlen, den er zwischen seinem Auge und den Gestirnen ausspannte. Franklin entriß der Wolke ihren Blitzstrahl zuerst durch einen Drachen, den er aus zwei über Kreuz gelegten Holzstäben und einem seidenen Taschentuch hergestellt hatte. Watt fabrizierte seinen ersten Kondensator aus einer alten anatomischen Spritze, mit welcher ehedem vor den Sektionen Einspritzungen in die Arterien der Leichen gemacht worden waren. Gifford löste als Lehrling eines Schuhflickers seine ersten mathematischen Probleme auf einem Lederläppchen, welches er zu diesem Zweck glatt geklopft hatte, und der Astronom Rittenhouse berechnete die Eklipsen zuerst auf einer der Sterzen seines Pfluges.

Die alltäglichsten Umstände können für uns eine Gelegenheit oder ein Antrieb zur Vervollkommnung werden, sofern wir sie nur zu benutzen verstehen. Der Professor Lee wurde dadurch zum Studium des Hebräischen veranlaßt, daß er in einer Synagoge, in welcher er als einfacher Zimmermann die Bänke ausbesserte, eine in jener Sprache gedruckte Bibel vorfand. Sogleich erfaßte ihn der leidenschaftliche Wunsch, das Buch im Original lesen zu können, und nachdem er sich bei einem Antiquar ein billiges Exemplar einer hebräischen Grammatik gekauft, machte er sich an die Arbeit und erlernte die Sprache ohne Lehrer. Als der Herzog von Argyle Edmund Stone fragte, wie er als Sohn eines armen Gärtners es möglich gemacht habe, Newtons »Principia« in lateinischer Sprache zu lesen, gab der Gefragte Seiner Gnaden zur Antwort: »Man braucht nur die vierundzwanzig Buchstaben des Alphabets zu kennen, um alles lernen zu können, was man sonst noch zu lernen wünscht.« Fleiß und Beharrlichkeit nebst sorgfältiger Benutzung der Umstände thun das übrige dazu.

Sir Walter Scott fand in jeder Beschäftigung ein Mittel zur Selbstvervolllommnung und wußte sich jede Gelegenheit zu nutze zu machen. Während er die Funktionen eines Gerichtsschreibers erlernte, machte er seinen ersten Ausflug ins Hochland und schloß jene Freundschaften mit den damals noch lebenden Helden von 1745, welche ihm hernach den Stoff zu einem großen Teil seiner Werke lieferten. Als er in seinem späteren Leben das Amt eines Quartiermeisters der leichten Kavallerie zu Edinburg bekleidete, wurde er durch einen unglücklichen Zufall von einem Pferdehuf getroffen, welcher Umstand ihn für einige Zeit dienstunfähig machte und an das Zimmer fesselte. Aber Scott war ein geschworener Feind aller Trägheit und fing sogleich an, sich geistig zu beschäftigen. In drei Tagen war der erste Gesang von seinem »Lay of the last Ministrel« (»Lied des letzten Minnesängers«) fertig, und bald darauf beendete er das ganze Werk – seine erste große Originaldichtung.

Die Aufmerksamkeit des Dr. Priestley, des Entdeckers so vieler Gasarten, wurde auf das Gebiet der Chemie durch den zufälligen Umstand hingelenkt, daß er in der Nähe einer Brauerei wohnte. Als er dieselbe eines Tages besichtigte, fielen ihm die eigentümlichen Erscheinungen auf, die das Verlöschen der brennenden Späne begleiteten, welche man in die über der gärenden Flüssigkeit lagernden Gase hineinhielt. Er war zu jener Zeit vierzig Jahre alt und verstand nichts von der Chemie. Er zog Bücher über die Sache zu Rate, fand durch sie aber wenig Aufschluß, da noch so gut wie nichts über den Gegenstand bekannt war. Nun fing er mit einem primitiven Apparat eigener Erfindung zu experimentieren an. Die merkwürdigen Resultate seiner ersten Versuche führten zu weiteren Experimenten, wodurch schließlich unter seinen Händen die Wissenschaft der Pneumatik ins Leben trat. Ungefähr zu derselben Zeit war der damals noch unbekannte Scheele in einem entlegenen schwedischen Dorfe auf dem gleichen Gebiet thätig und entdeckte mehrere neue Gasarten – thatsächlich ohne andere Apparate als ein paar Probiergläser und etliche Schweinsblasen.

Auch Sir Humphry Davy stellte als Apothekerlehrling seine ersten Versuche mit Instrumenten primitivster Art an. Er fabrizierte den größten Teil derselben mit eigener Hand aus dem mannigfaltigen Material, welches der Zufall ihm darbot – aus den Töpfen und Tiegeln der Küche und aus den Probiergläsern, Flaschen und Krügen der Apotheke seines Lehrherrn. Nun begab es sich, daß ein französisches Schiff an dem Kap Landsend scheiterte, wobei jedoch der Schiffsarzt mit dem Leben davonkam und auch seinen Instrumentenkasten rettete, in welchem sich unter anderem eine altmodische Klistierspritze befand. Dieses letztere Instrument verehrte er Davy, mit welchem er bekannt geworden war. Der Apothekerlehrling zeigte sich über das Geschenk sehr entzückt und verwandte es sofort als Teil eines selbstkonstruierten pneumatischen Apparats, während es ihm später als Luftpumpe bei einem der Versuche dienen mußte, durch welche er das Wesen und die Entstehung der Wärme ergründen wollte.

In ähnlicher Weise machte Sir Humphry Davys wissenschaftlicher Nachfolger – der Professor Faraday – zu der Zeit, da er noch als Buchbinder arbeitete, seine ersten Experimente auf dem Gebiet der Elektrizität mit Hilfe einer alten Flasche. Und es ist eine merkwürdige Thatsache, daß Faraday zu dem Studium der Chemie dadurch veranlaßt wurde, daß er eine Vorlesung mit anhörte, welche Sir Humphry Davy über diesen Gegenstand in der »Royal Institution« hielt. Als ein Mitglied derselben eines Tages in dem Laden vorsprach, in welchem Faraday als Buchbindergehilfe fungierte, fand er den jungen Mann damit beschäftigt, sich über den Begriff »Elektrizität« durch eine Encyklopädie zu unterrichten, die man ihm zum Einbinden übergeben hatte. Da nun der betreffende Herr durch Erkundigungen erfuhr, daß sich der junge Buchbinder für dergleichen Dinge interessierte, so verschaffte er ihm eine Eintrittskarte für die »Royal Institution,« in welcher Faraday auf solche Art einem Cyklus von vier Vorlesungen, die Sir Humphry hielt, beiwohnen durfte. Er machte sich darüber Notizen, die er dem Professor zeigte; dieser lobte ihre wissenschaftliche Genauigkeit und wunderte sich, als er hörte, welche bescheidene Stellung der junge Reporter bekleidete. Faraday sprach nun von seinem Wunsche, sich dem Studium der Chemie zu widmen, wovon Sir Humphry ihm anfänglich abriet. Da aber der junge Mann fest blieb, so fand er zuletzt als Assistent in der »Royal Institution« Aufnahme; und schließlich fiel der Mantel des genialen Apothekerlehrlings auf die würdigen Schultern des ebenso genialen Buchbindergehilfen.

Die Worte, welche Davy mit ungefähr zwanzig Jahren – zu der Zeit, als er in Dr. Beddons Laboratorium arbeitete – in sein Tagebuch eintrug, sind für ihn außerordentlich charakteristisch; sie lauteten: »Ich kann zu meiner Empfehlung weder Reichtum noch Macht oder vornehme Geburt aufweisen; aber wenn ich am Leben bleibe, so hoffe ich zuversichtlich, daß ich der Menschheit und meinen Freunden trotzdem nicht weniger nützen werde, als wenn ich mit all jenen Vorzügen zur Welt gekommen wäre.« – Davy besaß die auch Faraday eigentümliche Fähigkeit, die ganze Kraft seines Geistes darauf zu verwenden, einen Gegenstand praktisch und experimentell in seinem ganzen Umfange zu erforschen; und solch einem Geist wird es in den meisten Fallen gelingen, durch bloßen Fleiß und geduldige Gedankenarbeit Resultate von höchstem Wert zu erzielen. Coleridge sagte von Davy: »Sein Geist besitzt eine Elastizität und Energie, die ihn befähigt, alle Fragen zu erfassen, zu analysieren und bis in ihre letzten Konsequenzen zu verfolgen. In Davys Geist gewinnt jeder Gegenstand Leben. Unter seinem Fuß sprießen lebendige Gedanken hervor wie Gras auf dem Rasen.« Davy seinerseits urteilte über Coleridge, dessen Talent er sehr bewunderte, wie folgt: »Trotz, seines erhabenen Genies, seiner hochherzigen Anschauungen, seines warmen Gemüts und erleuchteten Geistes wird er das Opfer seines Mangels an Ordnung, Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit werden.«

Der große Cuvier war ein merkwürdig genauer, sorgfältiger und fleißiger Beobachter. Schon als Knabe wurde er durch den Anblick eines Bandes von Buffons Werken, der ihm zufällig in die Hände fiel, lebhaft für die Naturgeschichte interessiert. Er begann sogleich die Abbildungen nachzuzeichnen, und sie nach den Beschreibungen des Textes zu kolorieren. Auf der Schule erhielt er von einem Lehrer das » Systema naturae« von Linné (Linnacus) zum Geschenk; und während eines Zeitraumes von mehr als zehn Jahren stellte dies Wert seine naturwissenschaftliche Bibliothek dar. Mit achtzehn Jahren nahm er eine Stelle als Hauslehrer bei einer in der Nähe von Fécamp in der Normandie lebenden Familie an. Da er nun so dicht an der See wohnte, lernte er die Wunder des Meeres aus eigener Anschauung kennen. Als er eines Tages am sandigen Ufer der See einherspazierte, bemerkte er einen gestrandeten Tintenfisch. Das seltsame Geschöpf erregte sein Interesse; er nahm es mit nach Hause, um es dort zu secieren; und hiermit begann er seine Forschungen auf dem Gebiet der Mollusken, welche ihm einen so großen Namen gemacht haben. Er besaß keine anderen Hilfsbücher als das eine große Buch der Natur, das vor ihm aufgeschlagen lag. Das Studium der neuen und interessanten Gegenstände, die sich täglich seinen Augen darboten, machte auf seinen Geist einen tieferen Eindruck, als es textliche oder bildliche Darstellungen vermocht hätten. Während der drei Jahre, die in solcher Weise verstrichen, verglich er die noch existierenden Arten der Seetiere mit den in der Umgegend gefundenen fossilen Überresten, secierte die ihm unter die Finger kommenden lebenden Exemplare und bahnte durch sorgfältige Beobachtungen eine vollständige Umwälzung in der wissenschaftlichen Einteilung des Tierreichs an. Um diese Zeit wurde Cuvier mit dem gelehrten Abbé Teissier bekannt, welcher an Jussieu und andere Pariser Freunde über die Untersuchungen des jungen Naturforschers in so lobenden Ausdrücken berichtete, daß Cuvier aufgefordert ward, einige seiner Aufzeichnungen an die »naturwissenschaftliche Gesellschaft« einzusenden, worauf er in kurzer Zeit zum Unterinspektor des »Jardin des Plantes« ernannt wurde. In dem Briefe, welchen Teissier an Jussieu schrieb, empfahl er seinem Freunde den jungen Naturforscher mit den Worten: »Sie wissen, daß ich der Akademie in einem anderen Zweige der Wissenschaft Delambre zugeführt habe – dieser wird ein zweiter Delambre sein!« Wir brauchen wohl kaum hinzuzufügen, daß die Prophezeiung Teissiers sich reichlich erfüllte.

Was also den Menschen im Leben vorwärts bringt, ist weniger der Zufall als der feste Wille und der beharrliche Fleiß. Schwachen, trägen und willenlosen Menschen können die glücklichsten Umstände nichts nützen; sie gehen an ihnen vorüber, ohne ihre Bedeutung zu erkennen. Dagegen ist es erstaunlich, wie viel derjenige zu leisten vermag, der die sich fortwährend darbietenden Gelegenheiten zum Handeln und Wirken ergreift und ausnützt. Watt beschäftigte sich mit dem Selbststudium der Chemie und Mechanik, während er sein Gewerbe als Verfertiger mathematischer Instrumente ausübte und gleichzeitig von einem Färber aus der Schweiz die deutsche Sprache lernte. Als Stephenson noch Maschinist war, studierte er wählend der Nachtschichten Arithmetik und Meßkunst ohne jede Unterweisung; und wenn er am Tage in den für die Mahlzeiten gewährten Ruhepausen einige Augenblicke erübrigen konnte, so rechnete er seine Exempel mit einem Stückchen Kreide auf den Wänden der Güterwagen aus. Bei Dalton machte der Fleiß eine lebenslängliche Gewohnheit aus. Er hat diese Tugend schon als Knabe bewiesen; denn er richtete – als er erst zwölf Jahre alt war – eine kleine Dorfschule ein, in welcher er im Winter Stunden gab, wogegen er im Sommer auf der Farm seines Vaters arbeitete. Obwohl er als Quäker erzogen war, eiferte er doch zuweilen seine Gefährten und sich selber durch eine Wette zum Lernen an. Bei einer derartigen Gelegenheit gewann er durch glückliche Lösung eines Problems so viel, daß er dafür einen Vorrat von Lichten für den Winter kaufen konnte. Er setzte seine meteorologischen Beobachtungen fast bis zu seinem letzten Tage fort und hat im Laufe seines Lebens deren mehr als 200,000 gemacht und aufgezeichnet. Durch beharrlichen Fleiß können die kleinsten Zeitreste zu wertvollen Resultaten verarbeitet werden. Eine Stunde den Tag, die dem Müßiggang oder wertlosen Bestrebungen entzogen würde, könnte es bei verständiger Anwendung einem Menschen von durchschnittsmäßiger Begabung möglich machen, eine Wissenschaft zu studieren. In weniger als zehn Jahren würde sich dadurch ein Unwissender in einen wohlunterrichteten Mann verwandeln. Wir sollten die Zeit nicht verstreichen lassen, ohne Früchte von ihr zu ernten: wir sollten etwas Wissenswertes lernen, uns edle Grundsätze aneignen und uns in guten Gewohnheiten üben. Dr. Mason übersetzte den Lukretius, während er auf den Londoner Straßen in seinem Wagen umherfuhr, um seine Krankenbesuche zu machen. In ähnlicher Weise verfaßte Dr. Darwin fast alle seine Werke auf seinem Einspänner, mit welchem er von einem ländlichen Patienten zum anderen kutschierte – wobei er seine Gedanken auf schmale Papierstreifen schrieb, die er zu diesem Zwecke bei sich trug. Hale hat seine »Betrachtungen« auf seinen Rundreisen geschrieben. Dr. Burney lernte Französisch und Englisch auf den Ritten, welche ihn zur Ausübung seines Berufs von einem Musikschüler zum anderen beförderten. Kirke White eignete sich die Kenntnis der griechischen Sprache auf den Gängen an, die ihn nach dem Bureau eines Rechtsanwalts oder wieder heim führten: und wir selbst kennen persönlich einen Mann in hervorragender Stellung, welcher Latein und Französisch lernte, während er als Laufbursche durch die Straßen Manchesters eilte.

Daguesseau, einer der großen französischen Kanzler, schrieb mit sorgfältiger Benutzung jedes freien Augenblicks ein umfangreiches und wertvolles Buch fast ausschließlich in den kurzen Zeiträumen, während deren er auf sein Mittagessen warten mußte; und Madame de Genlis verfaßte mehrere ihrer reizenden Schriften in den Minuten, um welche sich das Eintreffen der Prinzessin verzögerte, der sie ihre täglichen Stunden zu geben hatte. Elihu Burritt schrieb seine ersten Erfolge in der Selbstvervollkommnung nicht seinem Genie zu, welches er leugnete, sondern einzig der sorgsamen Benutzung jener unschätzbaren Zeitsplitter, die man »freie Augenblicke« nennt. Während er als Grobschmied arbeitete und sich seinen Lebensunterhalt verdiente, erlernte er achtzehn alte und neuere Sprachen, sowie zweiundzwanzig europäische Dialekte.

Welch eine feierliche und treffliche Ermahnung an die Jugend ist doch die Inschrift auf dem Zifferblatt der Uhr des Allerseelen-Kollegiums zu Oxford: »Pereunt et imputantur« – die Stunden verrinnen und werden auf unsere Rechnung geschrieben. Die Zeit ist das einzige kleine Bruchstück der Ewigkeit, welches dem Menschen gehört; und wenn sie entschwunden ist, kann sie – wie das Leben selbst – nicht wieder zurückgerufen werden. »Bei der Vergeudung irdischer Güter,« sagt Jackson von Exeter, »vermag zukünftige Sparsamkeit die gegenwärtige Verschwendung gut zu machen; aber wer darf sagen: Ich will aus den Minuten des morgenden Tages diejenigen ersetzen, die ich heute verlor?« Melanchthon merkte sich die verlorene Zeit an, um sich dadurch zu größerem Fleiße anzuspornen und keine Stunde seines Lebens ungenutzt zu lassen. Ein italienischer Gelehrter setzte über seine Thür eine Inschrift des Inhalts, daß jeder, der zu ihm käme, an seinen Arbeiten teilnehmen möchte. »Wir fürchten Sie zu stören,« sagten einmal einige Herren, die Baxter besuchen kamen. »Natürlich thun Sie das,« erwiderte der aus seiner Arbeit aufgescheuchte Theologe in seiner derben Weise. Die Zeit war das Kapital, mit dessen Hilfe diese und alle anderen großen Arbeiter jenen reichen Schatz von Gedanken und Werken sammelten, den sie der Nachwelt hinterlassen haben.

Die Mühe, der sich manche Menschen bei der Ausführung ihrer Unternehmungen unterzogen haben, ist außerordentlich gewesen; aber sie sahen in derselben eben den Preis, der für den Erfolg gezahlt werden mußte. Addison schrieb drei Folianten Manuskript zusammen, ehe er sich an seinen »Spektator« heranwagte. Newton arbeitete seine »Chronology« fünfzehnmal um, bevor er damit zufrieden war; und Gibbon schrieb seine »Denkschrift« neunmal ab. Hale studierte während vieler Jahre täglich sechzehn Stunden; und wenn er durch die juristischen Studien ermüdet war, so suchte er Erholung in der Beschäftigung mit der Philosophie und Mathematik. Als Hume an seiner »Geschichte Englands« arbeitete, schrieb er täglich dreizehn Stunden. Indem Montesquieu mit einem Freunde über eine seiner Schriften sprach, äußerte er: »Du wirst dies in einigen Stunden durchlesen; aber ich sage dir, mir hat es so viel Mühe gemacht, daß ich davon graue Haare bekommen habe.«

Besonnene und fleißige Männer haben vielfach die Gewohnheit gehabt, Gedanken und Thatsachen niederzuschreiben, um sie festzuhalten und ihr Entweichen in die dunkeln Regionen der Vergessenheit zu verhindern. Lord Bacon hinterließ viele Manuskripte mit der Aufschrift: »Flüchtige Gedanken, für späteren Gebrauch fixiert.« Erskine machte sich aus Burkes Schriften lange Auszüge; und Eldon schrieb Cokes Auslassungen über Littleton zweimal eigenhändig ab, sodaß er sie dadurch zu seinem geistigen Eigentum machte. Der verstorbene Dr. Pye Smith pflegte zu der Zeit, da er als Buchbinderlehrling bei seinem Vater arbeitete, sich umfangreiche Notizen mit Auszügen und kritischen Bemerkungen über alle Bücher zu machen, die er las. Dieser unermüdliche Sammelfleiß zeichnete ihn sein ganzes Leben hindurch aus; und sein Biograph erzählt von ihm, »er sei stets bei der Arbeit gewesen – immer vorwärts strebend, immer sammelnd.« Diese Merkbücher stellten – ähnlich wie Richters »Zettelkasten« – eine große Fundgrube dar, aus welcher er seine Beispiele herholte.

Auch der treffliche John Hunter eignete sich diese Gewohnheit an, um dadurch seinem mangelhaften Gedächtnis nachzuhelfen. Er pflegte die Vorteile, welche man von einer solchen schriftlichen Aufzeichnung seiner Gedanken hat, in folgenden Worten zu schildern: »Man gleicht auf solche Art einem Kaufmann, der Inventur aufnimmt, ohne welche Maßregel er nie wissen könnte, was er eigentlich hat, oder was er braucht.« John Hunter, dessen Beobachtungsgabe so scharf war, daß Abernethy ihn meistens als den »Argusäugigen« bezeichnete, liefert uns ein schlagendes Beispiel für die Macht des geduldigen Fleißes. Fast bis zu seinem zwanzigsten Jahre hatte er wenig oder keinen Unterricht; und nur mit Mühe erlernte er die Kunst des Lesens und Schreibens. Er arbeitete einige Jahre als einfacher Zimmermann in Glasgow; dann aber zog er zu seinem Bruder, der sich in London als Lektor und Lehrer der Anatomie niedergelassen hatte. John fungierte nun als Assistent in dem Seciersaal seines Bruders, überflügelte den letzteren aber bald – teils kraft seiner natürlichen Begabung, hauptsächlich aber vermöge seines unermüdlichen Fleißes und beharrlichen Eifers. Er war in der Grafschaft einer der ersten, die sich dem mühsamen Studium der vergleichenden Anatomie widmeten; und zum Ordnen der von ihm hergestellten und gesammelten Präparate brauchte der Professor Owen nicht weniger als zehn Jahre. Die Sammlung enthält einige zwanzigtausend Nummern und ist der kostbarste Schatz dieser Art, der je durch den Fleiß eines einzelnen gesammelt wurde. Hunter brachte jeden Morgen von Sonnenaufgang bis acht Uhr in seinem Museum zu; tagsüber lag er dann seiner umfangreichen Privatpraxis ob; erledigte seine schweren Pflichten als Wundarzt des St. Georgshospitals und stellvertretender Generalarzt der Armee; hielt Vorlesungen für die Studenten; leitete in seinem eigenen Hause eine Schule der praktischen Anatomie und fand bei alledem noch Zeit zu eingehenden Untersuchungen über den Bau der Tiere wie auch zur Abfassung verschiedener Schriftwerke von hohem literarischen Wert. Um diese riesenhafte Arbeit bewältigen zu können, schlief er nur vier Stunden in der Nacht und eine Stunde nach Tische. Als ihn jemand fragte, auf welche Weise er sich denn bei seinen Unternehmungen den Erfolg sichere, erwiderte er: »Ich fange keine Arbeit an, ohne vorher zu überlegen, ob sie auch ausführbar ist. Erscheint sie mir das nicht, so unterlasse ich sie. Ist sie aber ausführbar, so muß ich imstande sein, sie mit dem nötigen Aufwand von Mühe zu bewältigen; und habe ich eine Sache erst einmal angefangen, so höre ich nicht eher damit auf, als bis sie fertig ist. Diesem Grundsatz verdanke ich alle meine Erfolge.«

Hunter verwandte einen großen Teil seiner Zeit darauf, bestimmte Fakta über Gegenstände zu sammeln, die bisher für außerordentlich gleichgiltig angesehen wurden. So war es in den Augen vieler seiner Zeitgenossen nur eine Verschwendung Don Zeit und Mühe, wenn er so sorgfältig die Entwicklung eines Hirschgeweihs studierte. Aber Hunter hatte die Überzeugung, daß die genaue Kenntnis jeder wissenschaftlichen Thatsache von Wert sei. Durch das erwähnte Studium kam er zu der Erkenntnis, daß die Arterien sich den Umständen anpassen und sich erforderlichenfalls erweitern. Diese Erkenntnis gab ihm den Mut, bei einer Pulsadergeschwulst, die er zu behandeln hatte, den Hauptstrang der Arterie an einer Stelle zu unterbinden, wo dies noch kein Wundarzt vor ihm zu thun gewagt hatte; und auf solche Weise wurde, das Leben seines Patienten gerettet. Gleich vielen genialen Männern hat Hunter lange Zeit sozusagen »unterirdisch« gearbeitet, indem er grub und Fundamente legte. Er war ein selbstständiger und unabhängiger Geist, der seinen Kurs ohne die Aufmunterung der Sympathie oder des Beifalls verfolgte – denn nur wenige seiner Zeitgenossen begriffen den eigentlichen Zweck seiner Bestrebungen. Aber wie allen treuen Arbeitern fehlte es auch ihm nicht an jener besten Belohnung – die weniger von anderen als von uns selbst abhängt – dem Beifall des eigenen Gewissens, der unfehlbar jedem rechtschaffenen Menschen für redliche und energische Pflichterfüllung zu teil wird.

Ambrose Paré, der große französische Wundarzt, stellt ein anderes hervorragendes Beispiel scharfer Beobachtungsgabe, geduldigen Fleißes und unermüdlicher Ausdauer dar. Er war der Sohn eines Barbiers aus Laval in Maine, wo er im Jahre 1509 geboren wurde. Seine Eltern waren zu arm, um ihn zur Schule zu schicken: aber sie brachten ihn als Dienstjungen bei dem Pfarrer des Dorfes unter, da sie hofften, der Knabe würde bei dem gelehrtem Herrn einige Brosamen der Bildung auflesen. Indessen hatte der Kleine mit der Versorgung des Maulesels seines Gebieters und mit anderen Dienstleistungen so viel Arbeit, daß ihm keine Zeit zum Lernen blieb. Während er noch in seiner Stellung war, begab es sich, daß der berühmte Steinoperateur Cotot eines Tages nach Laval kam, um einen der geistlichen Brüder des Pfarrers zu operieren. Paré war bei der Operation zugegen und wurde dadurch so lebhaft interessiert, daß er – wie man sagt – alsbald den Entschluß faßte, sich gleichfalls der Chirurgie zu widmen.

Paré verließ nun das Haus des Geistlichen und trat bei einem Bader Namens Vialot in die Lehre, bei welchem er das Zuraderlassen und Zähneziehen sowie die Ausführung, kleinerer Operationen erlernte. Nach vierjähriger Vorbildung, dieser Art ging er nach Paris, um dort auf der anatomisch-chirurgischen Schule zu studieren, wobei er nebenher zur Beschaffung seines Unterhaltes das Gewerbe eines Barbiers betrieb. Später gelang es ihm, eine Anstellung als ärztlicher Gehilfe im Hôtel Dieu zu erhalten. Hier war nun seine Führung so musterhaft, und was er leistete, so vorzüglich, daß Goupil – der leitende Chirurg – ihm diejenigen Patienten anvertraute, mit denen er sich nicht selbst beschäftigen konnte. Nachdem Paré den üblichen Unterrichtskursus absolviert hatte, erhielt er das Diplom eines Wundarztes zweiter Klasse und bald danach eine Charge bei der unter Montmorench in Piemont stehenden französischen Armee. Paré war nicht der Mann dazu, sich in den alten ausgefahrenen Gleisen seines Berufes zu bewegen, vielmehr machte er sich bei seinem Wirken die Hilfsquellen seines feurigen und originellen Geistes zu nutze, der durch selbständiges Denken die Ursachen der Krankheiten und die entsprechenden Heilmittel zu finden suchte. Vor seiner Zeit hatten die Verwundeten mehr durch die Hände der Chirurgen als durch die der Feinde zu leiden. Um die Blutungen der von Flintenkugeln herrührenden Wunden zu stillen, bediente man sich des barbarischen Mittels, die letzteren mit siedendem Öl zu behandeln. Hämorrhoidale Blutungen stillte man durch Ausbrennen der Wunden mit rotglühendem Eisen; und wenn eine Amputation nötig war, so vollzog man sie mit einem rotglühenden Messer. Zuerst behandelte Paré die Wunden auch nach der hergebrachten Weise; zum Glück aber fehlte es ihm bei einer Gelegenheit an siedendem Öl, und er wandte daher ein mildes, erweichendes Mittel an. Die ganze Nacht durch quälte ihn die Furcht, daß er mit dieser Behandlung möglicherweise einen großen Fehler begangen habe: doch am nächsten Morgen machte er die beruhigende Wahrnehmung, daß sich seine Patienten verhältnismäßig wohl fühlten; während sich diejenigen, deren Wunden auf die alte Art behandelt worden waren, in Schmerzen wanden. Dies war der zufällige Ursprung einer der größten Verbesserungen, die Paré in der Behandlung der Schußwunden einführte, und die er selbst in allen folgenden Fällen zur Anwendung brachte. Eine andere, noch wichtigere Verbesserung bestand darin, daß er zur Stillung von Hämorrhoidal-Blutungen die Adern unterband, statt – wie damals üblich – das Brenneisen zu gebrauchen. Paré hatte jedoch das gewöhnliche Schicksal aller Neuerer und Reformatoren. Seine Kollegen erklärten seine Methode für gefährlich, berufswidrig und charlatanmäßig; und die älteren Chirurgen verbündeten sich, um eine allgemeine Annahme derselben zu verhindern. Sie warfen Paré seinen Mangel an Bildung, namentlich seine Unkenntnis der lateinischen und griechischen Sprache vor und griffen ihn mit Citaten aus den alten Schriftstellern an, die er weder prüfen noch widerlegen konnte. Aber die beste Antwort auf solche Angriffe waren die Erfolge, die er in seiner Praxis erzielte. Überall riefen die verwundeten Soldaten nach Paré; und jederzeit stand er ihnen zu Diensten. Er behandelte sie mit Sorgfalt und Freundlichkeit und verabschiedete sich gewöhnlich von ihnen mit den Worten: »Ich habe euch den Verband angelegt; Gott möge eure Wunden heilen!«

Nachdem Paré drei Jahre als Militärwundarzt thätig gewesen, kehrte er nach Paris zurück; und so groß war der Ruf, der ihm voranging, daß er sogleich zum Leibchirurgen des Königs ernannt ward. Als Metz unter Karl V, von der spanischen Armee belagert wurde, erlitt die Garnison schwere Verluste: und die Zahl der Verwundeten war sehr bedeutend. Die Wundärzte waren gering an Zahl und außerdem unfähige Leute, sodaß wahrscheinlich mehr Soldaten durch ihre schlechte Behandlung als durch das Schwert der Spanier umkamen. Da schrieb der Herzog von Guise, der die Garnison befehligte, an den König und flehte ihn an, ihm Paré zur Hilfe zu schicken. Der wackere Wundarzt begab sich sogleich auf die Reise, und nachdem er mannigfachen Gefahren glücklich entgangen (nach seinen eigenen Worten: »d'estre pendu, estranglé ou mis en pièces«) gelang es ihm, die feindlichen Linien zu passieren und ohne Schaden die Stadt Metz zu erreichen.

Der Herzog, die Generäle und Kapitäne empfingen ihn sehr freundlich; die Soldaten aber riefen, als sie von seiner Ankunft hörten, mit Entzücken: »Nun fürchten wir nicht mehr, daß wir an unseren Wunden sterben werden: denn unser Freund ist bei uns!« – Im folgenden Jahre befand sich Paré unter ähnlichen Umstanden in der belagerten Stadt Hesdin, die sich nach kurzer Zeit dem Herzog von Savoyen ergeben mußte, wobei auch Paré gefangen genommen wurde. Da es ihm aber gelang, einen höheren Offizier der feindlichen Armee von einer schweren Wunde zu heilen, so wurde er ohne Lösegeld entlassen und kehrte wohlbehalten nach Paris zurück.

Den Rest seines Lebens verwandte er zum Studium, zur Selbsterziehung, zu religiösen Übungen und guten Werten. Auf die Aufforderung einiger der berühmtesten Männer seiner Zeit berichtete er über die Resultate seiner wundärztlichen Praxis in achtundzwanzig Büchern, die er zu verschiedenen Seiten erscheinen ließ. Seine Schriften sind hauptsächlich dadurch wertvoll und merkwürdig, daß er in ihnen eine große Anzahl von Thatsachen und Beispielen anführt, es aber sorgfältig vermeidet, rein theoretische, nicht durch die Erfahrung bestätigte Ansichten auszusprechen. Obwohl Paré Protestant war, blieb er doch der ständige Leibarzt des Königs: und in dem Gemetzel der Bartholomäusnacht wurde ihm sein Leben nur durch die persönliche Freundschaft Karls IX. erhalten, den er bei einer Gelegenheit von den gefährlichen Folgen einer Verwundung gerettet hatte, die ihm ein ungeschickter Chirurg bei einem Aderlaß beigebracht. Brantôme beschreibt in seinen »Memoiren« die Art, in welcher der König seinen Leibarzt wahrend der Bartholomäusnacht beschützte, mit folgenden Worten: »Der König ließ ihn holen und behielt ihn die Nacht über in seinem Schlaf- und Ankleidezimmer, mit dem Befehl, sich nicht zu regen; denn er sagte, es wäre ein Wahnwitz, wenn ein Mann, der das Leben so vieler Menschen gerettet, selbst ermordet werden sollte.« So entging Paré den Schrecknissen jener fürchterlichen Nacht, nach welcher er noch viele Jahre lebte, bis er endlich – reich an Jahren und Ehren – in Frieden von dieser Welt Abschied nahm.

Harvey war ein ebenso unermüdlicher Arbeiter wie irgend einer der vorerwähnten Männer. Er verbrachte nicht weniger als acht lange Jahre mit Forschungen und Untersuchungen, ehe er seine Theorie von der Cirkulatiun des Blutes veröffentlichte. Er wiederholte und prüfte seine Experimente immer von neuem – wahrscheinlich in Vorahnung der Anfeindungen, denen er später – bei dem Bekanntwerden seiner Entdeckung – seitens seiner Berufsgenossen ausgesetzt war. Die Abhandlung, in welcher er endlich seine Ansichten darlegte, war im Ton sehr bescheiden, aber in der Darstellung einfach, klar und logisch. Trotzdem wurde sie als das Werk eines hirnverrückten Betrügers gebrandmarkt und verlacht. Während langer Zeit fand der Verfasser nicht einen einzigen Anhänger und erntete nichts als Schimpf und Spott. Er hatte die geheiligte Autorität des Althergebrachten angegriffen: ja, man behauptete sogar, daß seine Ansichten darauf hinausliefen, das Ansehen der heiligen Schrift zu erschüttern und die Grundlagen der Moral und Religion zu untergraben. Seine kleine Praxis geriet in Verfall, und er wurde fast von allen Freunden verlassen. So blieb es lange Zeit, bis die große Wahrheit, an der Harvey in allem Mißgeschick festhielt, nach einer Periode von fünfundzwanzig Jahren – während welcher sie in vielen denkenden Geistern Wurzel geschlagen und sich bei weiterer Beobachtung immer deutlicher offenbart hatte – endlich allgemein als eine feststehende wissenschaftliche Thatsache anerkannt wurde.

Mit fast noch größeren Schwierigkeiten hatte Dr. Jenner bei der Bekanntmachung und beabsichtigten Einführung der von ihm erfundenen Schutzblattern zu kämpfen. Schon viele vor ihm hatten die Kuhpocken beobachtet und kannten den unter den Milchmädchen von Gloucestershire verbreiteten Glauben, daß man nach Überstehung jener Krankheit vor den echten Pocken sicher sei. Man sah dies aber nur für ein nichtssagendes Pöbelgeschwätz an, das keinerlei Beachtung verdiente, und niemand hatte sich die Mühe genommen, dasselbe näher zu untersuchen, bis zufällig Jenner darauf aufmerksam wurde. Er lag als junger Mann seinen Studien in Sodbury ob, als eines Tages sein Interesse durch eine gelegentliche Bemerkung von seiten eines Landmädchens erregt wurde, das seinen Lehrherrn in seinem Baderladen um Rat fragen kam. Man sprach von den schwarzen Blattern, wobei das Mädchen sagte: »Ich kann die Krankheit nicht bekommen; denn ich habe die Kuhpocken gehabt.« Diese Worte blieben in Jenners Gedächtnis haften, und er machte sich sogleich daran, über den Gegenstand Erkundigungen einzuziehen und eigene Beobachtungen anzustellen. Seine Kollegen, denen er seine Ansichten über die prophylaktische Wirkung der Kuhpocken mitteilte, verlachten ihn und drohten sogar, ihn aus ihrem Verein auszustoßen, wenn er sie noch weiter mit diesem Thema belästigen würde. In London hatte er das Glück, unter der Leitung John Hunters zu studieren, welchen er mit seinen Ideen bekannt machte. Der Rat, den der große Anatomiker ihm erteilte, war äußerst charakteristisch: »Denken Sie nicht, sondern probieren Sie! seien Sie geduldig und beobachten Sie scharf!« Dieser Rat ermutigte Jenner und führte ihn zu der wahren Kunst der philosophischen Forschung. Er ging aufs Land zurück, um seinen Beruf auszuüben und Beobachtungen und Experimente anzustellen, die er zwanzig Jahre lang fortsetzte. Er hatte einen so unbedingten Glauben an seine Entdeckung, daß er seinen eigenen Sohn bei drei verschiedenen Gelegenheiten impfte. Endlich veröffentlichte er seine Ansichten in einem Quartheft von etwa siebzig Seiten, worin er auf genaue Weise dreiundzwanzig Fälle von erfolgreicher Pockenimpfung beschrieb, bei welchen sich die geimpften Personen später vollkommen unempfindlich sowohl gegen die ansteckende Wirkung als auch gegen eine Einimpfung der schwarzen Pocken gezeigt hatten. Diese Abhandlung erschien erst im Jahre 1798, obwohl Jenner sich mit den darin enthaltenen Ideen schon seit dem Jahre 1775 beschäftigte und dieselben für ihn bereits damals greifbare Gestalt anzunehmen begannen.

Und wie nahm man die Entdeckung auf? Zuerst mit Gleichgültigkeit, dann mit geschäftiger Gehässigkeit. Jenner reiste nach London, um seinen Berufsgenossen das Verfahren und die Erfolge der Pockenimpfung zu demonstrieren. Aber nicht ein einziger Mediziner wollte sich herbeilassen, eine Probe damit zu machen, und nachdem Jenner fast drei Monate vergeblich gewartet, kehrte er in sein Heimatsdorf zurück. Man karikierte und verspottete ihn sogar wegen seines Versuchs, die Menschheit durch Einimpfung eines Krankheitsstoffes aus dem Euter einer Kuh zu »bestialisieren.« Auf den Kanzeln wurden die Schutzblattern für eine »teuflische« Erfindung erklärt. Es wurde behauptet, daß geimpfte Kinder »Ochsenstirnen« bekämen; daß sich »an Stelle der hervorbrechenden Hörner« Geschwüre bildeten, und daß sich »die Physiognomie allmählich in die einer Kuh, die Stimme aber in das Brüllen eines Stieres verwandle.« Bei alledem waren die Schutzblattern eine Wahrheit, und trotz der Heftigkeit der Opposition breitete sich der Glaube daran allmählich immer mehr aus. In einem Dorfe, wo ein Besitzer die Pockenimpfung einführen wollte. wurden die ersten Personen, welche sich derselben unterzogen, geradezu mit Steinwürfen in ihre Häuser zurückgetrieben, sobald sie sich auf der Straße zeigten. Als aber zwei vornehme Damen – die Lady Ducie und die Gräfin von Berkeley – den des Rühmens und Berichtens werten Mut hatten, ihre Kinder impfen zu lassen, wurde die Macht der herrschenden Vorurteile mit einem Schlage gebrochen. Die Ärzte gaben allmählich klein bei, und einige derselben versuchten sogar, dem Dr. Jenner das Verdienst der inzwischen zur Anerkennung gelangten Entdeckung streitig zu machen. Indes triumphierte schließlich Jenners gerechte Sache, und er wurde öffentlich geehrt und belohnt. Er blieb aber im Glück genau so bescheiden, wie er es in ungünstigeren Verhältnissen gewesen war. Man forderte ihn auf, sich in London niederzulassen, und stellte ihm dort eine Praxis in Aussicht, die ein Jahreseinkommen von 10,000 Pfund repräsentierte. Seine Antwort lautete: »Nein! Am Morgen meines Daseins habe ich die abgelegenen und niederen Pfade des Lebens aufgesucht – die Thaler und nicht die Berge, und jetzt – am Abend meiner Tage – ziemt es sich nicht für mich, auf steilem Wege dem Glück oder Ruhm nachzujagen.« Noch bei Jenners Lebzeiten wurde die Pockenimpfung in der ganzen civilisierten Welt eingeführt, und als er starb, galt er in allen Landen als ein Wohlthäter der Menschheit. Cuvier hat gesagt: »Wenn die Schutzblattern die einzige Entdeckung der Epoche wären, so würden sie derselben dennoch ewigen Ruhm verleihen, und trotzdem hat diese Erfindung zwanzigmal vergeblich an die Thüren der Akademien geklopft.«

Nicht weniger geduldig, entschlossen und ausdauernd zeigte sich Sir Charles Bell bei seinen Forschungen und Entdeckungen hinsichtlich des Nervensystems. Vor seiner Zeit herrschten die verworrensten Ansichten über die Funktionen der Nerven, und die Wissenschaft war auf diesem Gebiet nicht viel weiter gekommen als zu den Zeiten der dreitausend Jahre früher lebenden Demokritos und Anaxagoras. Sir Charles Bell vertrat in einer wertvollen Reihe von Schriften, mit deren Herausgabe er im Jahre 1821 begann, eine ganz neue Auffassung des Gegenstandes, die auf einer langen Reihe sorgfältiger, genauer und oft wiederholter Experimente beruhte. Indem er eingehend die Entwicklung des Nervensystems aller Lebewesen – von der niedrigsten Tiergattung an bis hinauf zum Menschen, der Krone der belebten Schöpfung – verfolgte, stellte er dasselbe »so vollkommen dar, als ob es« – um seine eigenen Worte zu gebrauchen – »in unserer Muttersprache geschrieben wäre.« Seine Hauptentdeckung bestand in der Erkenntnis der Thatsache, daß die aus dem Rückgrat kommenden Nerven sowohl eine doppelte Wurzel im Rückenmark als auch doppelte Funktionen haben – indem der aus der einen Wurzel entspringende Faden die Willensthätigkeit, der andere das Gefühl vermittelt. Sir Charles Bell war mit diesen Untersuchungen vierzig Jahre lang beschäftigt, bis er im Jahre 1840 seine letzte Abhandlung der »Königlichen Gesellschaft« (»Royal Society«) vorlegte. Es erging ihm wie Harvey und Jenner; nachdem der Spott und Widerspruch, dem seine Ansichten zuerst begegneten, verstummt und ihre Wahrheit anerkannt worden war, suchte man ihm die Priorität in der Entdeckung von allen Seiten streitig zu machen, sowohl in der Heimat als auch in anderen Ländern. Wie bei jenen beiden Männern verschlechterte sich auch bei ihm die Praxis nach der Veröffentlichung seiner Schriften, und er selbst berichtet, daß er bei jedem weiteren Schritt, den er in seinen Entdeckungen machte, gezwungen war, schwerer zu arbeiten als zuvor, um seinen Ruf als praktischer Arzt zu behaupten. Trotzdem wurden die großen Verdienste dieses Mannes noch bei seinen Lebzeiten anerkannt; und als Cuvier auf seinem Sterbebette lag und im Spiegel sah, daß sein Gesicht verzerrt und schief erschien, erklärte er dies Symptom den Anwesenden als einen Beweis von der Richtigkeit der Theorie des Sir Charles Bell.

Ein ebenso eifriger Jünger desselben Zweiges der Wissenschaft war der verstorbene Dr. Marshall Hall, den die Nachwelt nicht minder hoch stellen wird als Harvey, Hunter, Jenner und Bell. Während der ganzen Dauer seines langen und nützlichen Lebens war er ein äußerst sorgsamer und scharfer Beobachter, und keine, anscheinend noch so geringe Thatsache entging seiner Aufmerksamkeit. Seine wichtige Entdeckung des diastaltischen Nervensystems, um derentwillen sein Name nicht so bald in der Wissenschaft vergessen werden wird, entsprang einem äußerst geringfügigen Umstand. Er wollte eines Tages die Atmungsorgane eines Salamanders untersuchen und hatte zu diesem Zwecke das seines Kopfes beraubte Tier vor sich auf den Tisch gelegt. Er schnitt nun den Schwanz ab, als er aber hinterher noch einmal in die äußere Haut desselben stach, bemerkte er, daß das abgetrennte Glied sich heftig zu bewegen und sich auf mannigfache Art zu winden anfing. Er hatte weder einen Muskel noch einen Nervenstrang berührt – woher also kamen diese Bewegungen? Dieselben Erscheinungen waren vermutlich schon oft zuvor beobachtet worden, aber Dr. Hall war der erste, der sich ernstlich mit der Erforschung ihrer Ursachen beschäftigte, und er rief bei jener Gelegenheit aus: »Ich will nicht eher ruhen, als bis ich alles ergründet und klargelegt habe.« Er verwandte auf diesen Gegenstand eine fast unausgesetzte Aufmerksamkeit, und man hat nachgerechnet, daß er im Laufe seines Lebens nicht weniger als 25,000 Stunden seinen experimentellen und chemischen Untersuchungen gewidmet hat. Zu gleicher Zeit besorgte er seine umfangreiche Privatpraxis und wirkte als Lektor am St. Thomas-Hospital und anderen ärztlichen Schulen. Man sollte es kaum glauben, daß die Schrift, in welcher er seine Entdeckung niederlegte, von der »Königlichen Gesellschaft« zurückgewiesen und erst nach siebzehn Jahren angenommen wurde, nachdem die Wahrheit seiner Behauptungen bereits von zahlreichen Männern der Wissenschaft des In- und Auslandes bestätigt worden war.

Das Leben Sir William Herschels ist ebenfalls ein bemerkenswerter Beweis für die Macht der Beharrlichkeit, wenn auch auf einem anderen Gebiet der Wissenschaft. Sein Vater war ein armer deutscher Musiker, der seine vier Söhne für denselben Beruf erzog. William kam nach England, um hier sein Glück zu versuchen, und trat in die Durhamer Militärkapelle ein, in welcher er die Oboe blies. Das Regiment stand in Doncaster, und hier wurde Dr. Miller zuerst auf Herschel aufmerksam und mit ihm bekannt, nachdem er ihn ein sehr schönes Violinsolo hatte vortragen hören. Der Doktor ließ sich in eine Unterhaltung mit dem jungen Manne ein und fand an ihm ein so großes Wohlgefallen, daß er ihm zuredete, aus der Militärkapelle auszutreten und einige Zeit bei ihm zu wohnen. Herschel that dies und wirkte während seines Aufenthalts in Doncaster in vielen Konzerten als Violinspieler mit, während er in seinen Mußestunden die Bibliothek des Dr. Miller durchstudierte. Als die Kirche zu Halifax eine neue Orgel erhielt, suchte man für sie einen Organisten, und als Herschel sich um diese Stelle bewarb, wurde sie ihm verliehen. Das Wanderleben eines Künstlers führend, ging er bald darauf nach Bath, wo er Mitglied der Badekapelle wurde und gleichzeitig als Organist an der Oktogon-Kapelle fungierte. Da einige neue Entdeckungen auf dem Gebiet der Astronomie sein Interesse erregt und ihn außerordentlich wißbegierig gemacht hatten, so lieh er sich von einem Freunde ein zwei Fuß langes Gregorysches Teleskop. Die Wissenschaft zog den armen Musiker so mächtig an, daß er sogar auf den Gedanken kam, sich ein Teleskop zu kaufen; aber der Preis, den der Londoner Optikus forderte, war so verblüffend, daß er selbst eins anzufertigen beschloß. Diejenigen, welche die Konstruktion eines Reflexions-Teleskops kennen, und welche wissen, was für eine Geschicklichkeit zur Herstellung des konkaven Metallspiegels erforderlich ist, welcher den wichtigsten Teil des Instruments bildet, werden imstande sein, sich eine Vorstellung von der Schwierigkeit dieses Unternehmens zu machen. Trotzdem gelang es Herschel nach langer und mühsamer Arbeit, einen fünf Fuß langen Reflektor herzustellen, durch welchen er zu seiner Freude den Ring und die Monde des Saturn beobachten konnte. Nicht zufrieden mit diesem Triumphe, fertigte er hintereinander noch mehrere Instrumente von sieben, zehn und selbst zwanzig Fuß Länge an. Als er den sieben Fuß langen Reflektor konstruierte, stellte er nicht weniger als zweihundert Hohlspiegel her, ehe ihm der eine gelang, welcher allen Anforderungen genügte – wahrlich ein überraschendes Beispiel von dem unermüdlichen Fleiße dieses Mannes! Während er so mit seinen Instrumenten den Himmel erforschte, spielte er zur Gewinnung seines Unterhalts geduldig vor dem eleganten Publikum des Kursaales. So sehr lagen ihm seine astronomischen Beobachtungen am Herzen, daß er sich oft während einer Konzertpause aus dem Saal schlich, um einen Blick in sein Teleskop zu werfen, worauf er dann wieder geduldig zu seiner Oboe zurückkehrte. Indem Herschel so weiter arbeitete, entdeckte er den Georgsplaneten (Uranus), dessen Bahn und Umlaufsgeschwindigkeit er sorgfältig berechnete. Als er das Resultat seiner Forschungen der »Königlichen Gesellschaft« berichtete, wurde der arme Oboebläser mit einem Schlage in einen berühmten Mann verwandelt. Er wurde bald darauf zum »königlichen Astronomen« ernannt und erhielt durch die Gnade Georgs III. ein anständiges Jahreseinkommen. Er trug seine Ehren mit derselben Sanftmut und Bescheidenheit, die ihn in den Tagen seiner Niedrigkeit ausgezeichnet hatten. Ein zweiter Jünger der Wissenschaft, der gleich ihm in allen Schwierigkeiten so freundlich und geduldig blieb und obendrein so ausgezeichnete Erfolge erzielte, ist vielleicht auf dem ganzen Gebiet der biographischen Geschichtschreibung nicht zu finden.

Das Leben des William Smith, des Vaters der englischen Geologie, ist möglicherweise weniger bekannt, aber darum ein nicht minder interessantes und lehrreiches Beispiel von geduldiger, mühevoller Arbeit und kluger Benutzung der Umstände. Er wurde im Jahre 1769 als der Sohn eines ländlichen Besitzers zu Churchill in Oxfordshire geboren. Da er schon in jungen Jahren seinen Vater verlor, so erhielt er nur den sehr dürftigen Unterricht der Dorfschule, und auch dieser wurde noch durch seine kindische Neigung zum Umhertreiben und Faulenzen beeinträchtigt. Als seine Mutter sich zum zweitenmal vermählte, wurde er von einem Onkel, der gleichfalls Landwirt war, aufgenommen und erzogen. Obwohl der Oheim mit der Wanderlust des Knaben und seinem Sammeln von »Donnerkeilen«, »Blitzröhren« und anderen merkwürdigen, sich in der Umgegend vorfindenden Versteinerungen nicht sonderlich zufrieden war, so gewährte er ihm doch die Mittel zur Anschaffung einiger notwendiger Bücher für den Selbstunterricht in den Rudimenten der Geometrie und Feldmessung: denn er hatte den Neffen bereits für den Beruf eines Feldmessers bestimmt. Es war eine hervorstechende Eigentümlichkeit des jungen Menschen, daß er scharf und genau beobachtete und nie vergaß, was er einmal gesehen. Er begann zu zeichnen und zu kolorieren, zu nivellieren und zu vermessen – ohne irgendwelchen regelrechten Unterricht, und er arbeitete an seiner Selbstvervollkommnung mit solchem Erfolg, daß ein tüchtiger Feldmesser aus einem benachbarten Orte ihn zu seinem Gehilfen annahm. Bei der Ausübung seines Berufs mußte er fortwährend Oxfordshire und die anstoßenden Grafschaften passieren. Eines der ersten Dinge, über die er ernstlich nachdachte, war die Lage der verschiedenen Bodenschichten und Gebirgsformationen, welche er in den von ihm vermessenen oder bereisten Landstrichen antraf – namentlich die Lage des roten Stratums im Verhältnis zu den Liasschichten und dem darüber liegenden Felsgestein. Die ihm übertragenen Vermessungen zahlreicher Kohlenlager gaben ihm weitere Aufschlüsse, und mit erst dreiundzwanzig Jahren unternahm er es, ein Modell von der Anordnung der verschiedenen Gebirgsschichten anzufertigen.

Während er sich mit Nivellierarbeiten für den beabsichtigten Bau eines Kanals in Gloucestershire beschäftigte, kam ihm der Gedanke, daß in der Anordnung der Bodenstrata jenes Distrikts ein bestimmtes Gesetz herrsche. Er meinte, daß die über den Kohlenlagern ruhenden Schichten nicht senkrecht lägen, sondern sich nach der einen Seite zu – und zwar gegen Osten – senkten, und daß sie in vergrößertem Maßstabe »das Ansehen übereinander geschichteter Butterbröte hätten.« Beobachtungen, die er bald danach in Bezug auf die Bodenbeschaffenheit zweier Parallelthäler anstellte, bestätigten die Richtigkeit jener Theorie: denn nicht nur das rote Stratum und der Lias, sondern auch der Sandstein und der Oolith senkten sich, von der wagerechten Richtung abweichend, gegen Osten, um der nächstfolgenden Schicht Platz zu machen. Er wurde bald darauf instand gesetzt, die Wahrheit seiner Behauptungen in größerem Maßstäbe zu erproben, da er mit der persönlichen Überwachung etlicher Kanalbauten in England und Wales betraut wurde.

Auf seinen Reisen, die sich von Bath bis Newcastle am Tyne erstreckten und ihn auf dem Rückwege durch Shropshire und Wales führten, waren seine scharfen Augen nicht einen Moment müßig. Er erfaßte mit schnellem Blick den Charakter und die Bodenstruktur der Landstriche, die er mit seinen Gefährten durchreiste, und hob sich seine Beobachtungen für künftigen Gebrauch auf. Sein geologischer Scharfblick war so groß, daß er, obwohl die Landstraße, auf welcher er mit der Post von York nach Newcastle fuhr, fünf bis fünfzehn Meilen von den im Osten liegenden Kreide- und Oolithhügeln entfernt war, dennoch deren Natur zu erkennen vermochte – und zwar aus ihren Umrissen und aus der Lage und Richtung ihrer oberen Schicht im Verhältnis zu der gelegentlich auf der Landstraße zu Tage tretenden Liasformation und roten Erdschicht.

Die allgemeinen Resultate seiner Forschungen waren anscheinend folgende: Er fand, daß die Gebirgsländereien des westlichen Englands sich meistens nach Osten und Südosten zu verflachen; daß die über den Kohlenlagern ruhenden Schichten von rotem Sandstein und Mergel sich unter den Lias-, Thon- und Kalksteinschichten hinziehen, und daß diese wiederum unter den das Tafelland der Cotswold-Hügel bildenden Schichten von Sand, gelbem Kalkstein und Thon ruhen, auf welchen sich die mächtigen Kreideablagerungen des östlichen Englands auftürmen. Er bemerkte ferner, daß jede Thon-, Sand- und Kalksteinschicht ihre eigentümlichen Fossilienarten enthält, und indem er über diese Dinge eingehend nachdachte, kam er endlich zu dem damals unerhörten Schluß, daß das Vorkommen besonderer Arten versteinerter Seetiere in den einzelnen Schichten allemal auf einen besonderen Meeresboden deute, und daß jede Thon-, Sand-, Kalk- oder Steinablagerung eine besondere Epoche in der Entwicklungsgeschichte der Erde darstelle.

Diese Idee beschäftigte seinen Geist so unausgesetzt, daß er von nichts anderem sprechen, an nichts anderes denken konnte. In der Klanalbau-Kommission, bei der Schafschur, bei Grafschafts-Versammlungen und im landwirtschaftlichen Verein – überall redete der »Strata-Smith,« wie man ihn nunmehr nannte, unfehlbar über sein Lieblingsthema. Er hatte in der That eine große Entdeckung gemacht, obwohl sein Name in der Wissenschaft bis jetzt vollkommen unbekannt war. Er beschloß, eine Karte von der Anordnung der Bodenschichten Englands anzufertigen, wurde daran aber durch die seiner Aufsicht unterstellten Arbeiten am Somerset-Kohlen-Kanal gehindert, welche ihn sechs Jahre hindurch in Anspruch nahmen. Nichtsdestoweniger beobachtete er unermüdlich jede Thatsache. Er wurde in der Kunst, aus der äußeren Gestalt des Bodens auf dessen innere Struktur und die Anordnung der verschiedenen Schichten zu schließen, dermaßen geschickt, daß man ihn oft bei der Drainage ausgedehnter Ländereien zu Rate zog, und da er sich in solchen Fällen vermöge seiner geologischen Kenntnisse außerordentlich tüchtig zeigte, so wurde sein Ruf immer bedeutender.

Als Smith eines Tages die Fossiliensammlung des Reverend Samuel Richardson in Bath besichtigte, überraschte er seinen Freund dadurch, daß er die von demselben angewandte systematische Einteilung der Versteinerungen plötzlich umänderte und die Fossilien nach ihrer geologischen Reihenfolge ordnete, indem er sagte: »Diese da kommen aus der blauen Liasschicht, diese aus dem darüber lagernden Sand und Sandstein, jene dort aus der Walkererde und jene anderen aus dem Oolith von Bath.« Diese Äußerungen durchzuckten Herrn Richardsons Geist wie ein Blitz der Erkenntnis, und es dauerte nicht lange, so bekehrte er sich zu William Smiths Theorie und wurde ein eifriger Anhänger derselben. Aber die damaligen Geologen waren nicht so leicht zu überzeugen; es deuchte ihnen ganz unleidlich, daß ein unbekannter Feldmesser sie in ihrer eigenen Wissenschaft unterweisen sollte. Doch das Auge und der Geist William Smiths drangen tief unter die Oberhaut der Mutter Erde und schauten jeden Muskel und Knochen ihres Riesenleibes gewissermaßen in seiner ursprünglich geplanten Gestalt. Seine Kenntnisse hinsichtlich der Bodenstrata in der Nachbarschaft von Bath waren so genau, daß er eines Abends, als er bei dem Reverend Joseph Townsend zu Tische geladen war, dem Herrn Richardson die Namen der verschiedenen Schichten – dreiundzwanzig an der Zahl – der Reihe nach in absteigender Ordnung diktierte, von der Kreide an bis herunter zur Kohle, bei welcher er aufhörte, da die tiefer liegenden Schichten noch nicht genügend erforscht waren. Diesen Angaben fügte er noch ein Verzeichnis der merkwürdigsten Fossilien bei, welche man in den verschiedenen Gebirgsformationen gefunden hatte. Die betreffenden Aufzeichnungen wurden im Jahre 1801 gedruckt und fanden eine weite Verbreitung.

Smith entschloß sich nun, die Bodenschichten in der Umgegend von Bath in einem so weiten Umkreis zu erforschen, als seine Mittel es irgend gestatten würden. Jahrelang reiste er hin und her – manchmal zu Fuß, manchmal zu Pferde oder auf dem Dach einer Postkutsche – indem er oft die Nacht zu Hilfe nahm, um die am Tage verlorene Zeit wieder einzubringen und nicht seine gewöhnlichen Berufsangelegenheiten versäumen zu müssen. Wenn er durch sein Geschäft von Hause fortgerufen wurde – wie z.B. in dem Falle, als er von Bath nach Holkham in Norfolk reisen mußte, um die Bewässerung und Drainage der Ländereien des Herrn Coke in jener Grafschaft zu leiten – so pflegte er zu Pferde zu steigen und häufig von der Landstraße abzubiegen, um die geologische Beschaffenheit der betreffenden Gegend zu erforschen.

So machte er wahrend mehrerer Jahre weite Reisen durch England und Irland, die im Durchschnitt wohl jährlich einen Weg von mehr als 10,000 Meilen darstellten, und trotz dieses fortwährenden geschäftlichen Umherreisens brachte er es fertig, die ihm immer klarer werdenden Grundzüge der neuen Wissenschaft zu Papier zu bringen. Keine anscheinend noch so kleine Beobachtung wurde vernachlässigt, keine Gelegenheit zur Sammlung neuer Fakta übersehen. Wenn irgend möglich, besorgte er sich genaue Angaben über stattgehabte Bohrungen sowie über natürliche oder künstliche Bergprofile, von welchen er dann Karten in dem konstanten Maßstab von 1 : 96 (8 Yards = 1 engl. Zoll) zeichnete und kolorierte. Von der Schärfe seiner Beobachtungsgabe zeugt das folgende Beispiel: Als er einst auf einem seiner geologischen Ausflüge in die Gegend von Woburn kam und sich dem Fuß der Dunstabler Kreidehügel näherte, äußerte er gegen seinen Begleiter: »Wenn es am Fuße dieser Berge ein Stück aufgepflügtes Land gäbe, so könnten wir darauf Haifischzähne finden,« und sie waren kaum eine kleine Strecke weiter gekommen, als sie auch schon auf dem weißen Rande eines eben aufgeworfenen Grenzgrabens deren sechs bemerkten. Er sagte einmal über sich selbst: »Die Gewohnheit, alles gründlich zu beobachten, bemächtigte sich langsam, aber sicher meines Geistes und wurde der ständige Gefährte meines Lebens, der bei dem ersten Gedanken an eine Reise lebendig wurde. Daher begab ich mich gewöhnlich, wohlversehen mit Karten und Beschreibungen des Reiseziels oder der auf dem Wege anzutreffenden Gegenstände, auf die Fahrt, deren Einzelheiten ich schon auf dem Papier kennen gelernt, ehe ich sie in Wirklichkeit sah. Mein Geist war solchergestalt gleich der Leinwand eines Malers bereit, jedes beliebige Bild auszunehmen.«

Trotz des wackeren und unermüdlichen Fleißes des William Smith verhinderte ein Zusammenwirken verschiedener Umstände die von ihm beabsichtigte Veröffentlichung seiner »Karte der Bodenschichten von England und Wales;« und erst im Jahre 1814 war er mit Hilfe einiger Freunde imstande, der Welt die Früchte seiner zwanzigjährigen, unausgesetzten Arbeit vorzulegen.

Um seine Nachforschungen betreiben und die Menge der für seinen Zweck erforderlichen Fakta und Wahrnehmungen sammeln zu können, opferte er während jener Periode den ganzen Ertrag seiner Berufsarbeiten; ja, er veräußerte sogar sein kleines Besitztum, damit er die Mittel hätte, auch die entlegeneren Teile der Insel aufzusuchen. Unterdessen hatte er sich an einem Unternehmen beteiligt, das die Ausbeutung eines in der Nähe von Bath gelegenen Steinbruches bezweckte. Da diese Spekulation mißglückte, so sah er sich gezwungen, seine geologische Sammlung an das »Britische Museum« zu verkaufen und auch seine Möbel und seine Bibliothek loszuschlagen, sodaß ihm schließlich nur seine Manuskripte, Karten und Risse blieben, die einzig für ihn allein einen Wert hatten. Er ertrug sein Mißgeschick und seine Verluste mit musterhafter Fassung und arbeitete inmitten aller Prüfungen unverzagt und geduldig weiter. Er starb im August 1839 zu Northampton, als er gerade im Begriff stand, nach Birmingham zu reisen, um dort einer Sitzung der »britischen Gesellschaft« beizuwohnen.

Wir könnten kaum zu viel zum Lobe dieser ersten geologischen Karte von England sagen, die wir dem Fleiße jenes mutigen Pioniers der Wissenschaft verdanken. Ein hervorragender Schriftsteller äußerte sich darüber folgendermaßen: »Diese Karte war eine so meisterhaft gedachte und in ihren allgemeinen Umrissen so korrekt ausgeführte Arbeit, daß darauf im Princip die Anfertigung aller späteren geologischen Karten – sowohl von den britischen Inseln, als auch von allen anderen Ländern der Welt – basierte, sofern eine derartige Darstellung derselben überhaupt unternommen wurde. In den Räumen der »geologischen Gesellschaft« ist Smiths Karte noch zu sehen – ein großes historisches Dokument, alt und vergilbt, in seinen verblichenen Farben nach einer Auffrischung verlangend. Wenn jemand, der mit dem Gegenstand vertraut ist, diese Karte mit den späteren, in ähnlichem Maßstabe entworfenen Arbeiten vergleicht, so wird er finden, daß sie den Vergleich in allen wesentlichen Punkten aushalten kann; denn die einzige Ergänzung, welche ihre in großen Grundzügen entworfene Zeichnung erfahren hat, ist die genauere Zergliederung der silurischen Gebirgsformationen von Wales und Nordengland durch Murchison und Sedgwick.« (»Saturday Review,« den 3. Juli 1858.)

Das Genie des Feldmessers aus Oxfordshire wurde schon bei dessen Lebzeiten von der wissenschaftlichen Welt gebührend anerkannt und geehrt. Im Jahre 1831 verlieh ihm die Londoner »geologische Gesellschaft« die Wollaston-Medaille »für seine großen Originalentdeckungen auf dem Gebiet der englischen Geologie und insonderheit dafür, daß er – als der erste von allen – in diesem Lande die Bestimmung der Bodenschichten entdeckte und lehrte und auch ihre Aufeinanderfolge nach den in ihnen vorkommenden Fossilien feststellte.« So erwarb sich William Smith in seiner einfachen, ernsten Weise einen Namen, der ebenso dauernd sein wird als die Wissenschaft, die er so sehr liebte. Um mit den Worten des oben angeführten Schriftstellers zu reden: »So lange die erste Erscheinung der aufeinander folgenden Lebensformen nicht der Sache und den Umständen nach völlig aufgeklärt sein wird, läßt sich kaum annehmen, daß irgend eine geologische Entdeckung gemacht werden könnte, die an Wert derjenigen gleichkäme, welche wir dem Genie des William Smith verdanken.«

Auch Hugh Miller war ein Mann von scharfer Beobachtungsgabe, der mit Eifer und Erfolg litterarische und wissenschaftliche Studien betrieb. Das Buch, in welchem er seine Lebensgeschichte erzählt (»Meine Schulen und Lehrer«) ist außerordentlich interessant und lehrreich. Es ist die Geschichte der Entwicklung eines wahrhaft edlen Charakters unter den bescheidensten Verhältnissen und verkündigt sehr eindringlich den Wert der Selbsthilfe, Selbstachtung und Selbständigkeit. Als Hugh noch ein Kind war, kam sein Vater – ein Seemann – auf dem Meere um; und der Knabe wurde von der verwitweten Mutter erzogen. Er empfing eine Art Schulunterricht; aber seine besten Lehrer waren doch die Knaben, mit denen er spielte – die Männer, mit denen er arbeitete – die Freunde und Verwandten, in deren Gesellschaft er lebte. Er las viele und verschiedenartige Bücher und sammelte sich ein buntscheckiges Wissen von hierher und dorther – von Arbeitern, Zimmerleuten, Fischern und Matrosen – und vor allem von den großen Steinen, mit denen die Ufer der Bucht von Cromarty bestreut sind. Mit einem großen Hammer, der einst seinem Urgroßvater, einem Seeräuber, gehört hatte, schlug der Knabe Steinsplitter ab und verschaffte sich Proben von Glimmer, Porphyr, Granat und dergleichen. Zuweilen brachte er einen Tag im Walde zu; und auch dort wurde die Aufmerksamkeit des Burschen durch die besonderen geologischen Merkwürdigkeiten gefesselt, die er ans seinem Wege antraf. Wenn er auf den Uferfelsen umherkletterte, wurde er zuweilen von den Ackerknechten, die ihre Karren mit Seegras füllen kamen, ironisch gefragt, ob er »Silber in den Steinen fände;« doch war er nie so glücklich, darauf mit »ja« antworten zu können. Als er das nötige Alter erreicht hatte, sollte er das von ihm selbst erwählte Handwerk eines Steinmetzen erlernen; und er begann seine Arbeiterlaufbahn in einem Steinbruch, von dem man die Aussicht auf die Bucht von Cromarty hatte. Dieser Steinbruch war eine seiner besten Schulen. Die merkwürdigen geologischen Formationen, die sich darin vorfanden, erregten seine Neugier. Der junge Steinmetz beobachtete die dunkelrote Felsschicht, die unten, und die blaßrote Thonschicht, die darüber lag, und fand in diesen scheinbar geringfügigen Dingen Stoff zum Forschen und Grübeln. Wo andere nichts sahen, da entdeckte er Ähnlichkeiten, Unterschiede und Eigentümlichkeiten, die ihm zu denken gaben. Er hielt einfach Augen und Sinne offen; war mäßig, fleißig und beharrlich; und hierin lag das Geheimnis seines geistigen Wachstums.

Die merkwürdigen organischen Überreste – namentlich diejenigen alter, lange ausgestorbener Arten von Fischen, Farnkräutern und Ammonshörnern – die längs der Küste von den Wogen ausgespült oder auch durch die Schläge seines Hammers zu Tage gefördert wurden, hielten seine einmal erwachte Aufmerksamkeit beständig rege. Er verlor den Gegenstand nicht einen Moment aus dem Auge, sondern fuhr fort, über die Gebirgsformationen Beobachtungen und Vergleiche anzustellen, bis er endlich viele Jahre später, als er längst kein Steinmetzgeselle mehr war, der Öffentlichkeit sein hochinteressantes Werk über den »alten roten Sandstein« übergab, durch welches sein Ruf als wissenschaftlicher Geologe mit einem Schlage begründet wurde. Aber dieses Buch war die Frucht einer jahrelangen geduldigen Beobachtung und Forschung. Er sagt darüber sehr bescheiden in seiner Selbstbiographie: »Das einzige Verdienst welches ich in diesem Fall in Anspruch nehmen darf, ist das der geduldigen Forschung – ein Verdienst, in dem jeder Beliebige mir gleichzukommen oder mich auch zu übertreffen vermag; und diese bescheidene Tugend der Geduld kann bei richtiger Entwicklung zu größeren geistigen Zielen führen als das Genie selber.«

Der verstorbene John Brown – jener ausgezeichnete englische Geologe – war gleich Miller in seiner Jugend ein Steinmetz gewesen und hatte in diesem Handwerk als Lehrling in Colchester und später als Geselle in Norwich gearbeitet. Danach etablierte er sich in Colchester als Bauunternehmer für eigene Rechnung und erwarb sich durch Sparsamkeit und Fleiß ein Vermögen. Während er in seinem Gewerbe thätig war, wurde seine Aufmerksamkeit auf das Studium der Fossilien und Muschelarten gelenkt; und er legte sich davon eine Sammlung an, die allmählich zu einer der schönsten in England heranwuchs. Seine Forschungen längs der Küsten von Essex, Kent und Sussex förderten einige prachtvolle fossile Überreste der vorsündflutlichen Elefanten- und Rhinocerosarten zu Tage, von welchen er die wertvollsten dem »Britischen Museum« schenkte. In seinen letzten Lebensjahren verwandte er beträchtlichen Fleiß auf das Studium der Foraminiferen (Wurzelfüßer), welche in Kreidegebirgen vorkommen, und hinsichtlich deren er verschiedene wichtige Entdeckungen machte. Sein Leben war nützlich, glücklich und ehrenvoll; er starb im November 1859 zu Stanway in Essex in dem hohem Alter von achtzig Jahren.

Vor nicht langer Zeit entdeckte Sir Roderick Murchison zu Thurso im äußersten Norden Schottlands einen gründlichen Geologen in der Person eines dortigen Bäckers, Namens Robert Dick. Als Sir Roderick ihn in dem Backhause aufsuchte, in welchem er sein Brot buk und verdiente, zeichnete Robert Dick mit dem in Mehl getauchten Zeigefinger die geographischen Grundzüge und geologischen Erscheinungen der heimatlichen Grafschaft auf dem Tische auf und erklärte dabei seinem Besucher die Fehler der existierenden Karten, die er dadurch entdeckt, daß er in seinen Mußestunden das Land durchstreifte. Durch weitere Fragen stellte Sir Roderick fest, daß das bescheidene Menschenkind, welches da vor ihm stand, nicht nur ein ausgezeichneter Bäcker und Geologe, sondern auch ein vortrefflicher Botaniker war. »Ich fand,« berichte der Präsident der »geographischen Gesellschaft,« »zu meiner großen Beschämung, daß dieser Bäcker viel mehr – wohl zehnmal mehr – von der Botanik verstand als ich selber: und daß in seinem Herbarium kaum einige zwanzig oder dreißig Blumenspecies fehlten. Manche hatte er zum Geschenk erhalten, manche auch gekauft: aber der bei weitem größte Teil war durch seinen eigenen Fleiß in der heimatlichen Grafschaft Caithness gesammelt worden: und alle Exemplare waren aufs schönste geordnet und mit ihren wissenschaftlichen Namen versehen.«

Sir Roderick Murchison selbst hat sich auf diesen und verwandten Gebieten der Wissenschaft als namhafter Forscher bewährt. Ein Mitarbeiter der »Quarterly Review« sagt in Bezug auf ihn: »Er liefert das merkwürdige Beispiel eines Mannes, der – obwohl er in seiner Jugend Soldat gewesen und nie den Vorteil oder Nachteil einer gelehrten Bildung gehabt – sich dennoch in seinen späteren Jahren nicht in dem Rufe eines Jagdliebhabers und Landedelmanns begnügte, sondern sich durch eigene Kraft und Begabung, durch unermüdlichen Fleiß und Eifer in der wissenschaftlichen Welt einen Namen schuf, der wahrscheinlich ebenso dauernd sein wird, als er bekannt ist. Er beschäftigte sich zuerst mit einem noch unerforschten und schwer zugänglichen Distrikt in seiner Heimat. Durch die Arbeit vieler Jahre verschaffte er sich Aufklärung über dessen Gebirgsformationen, ordnete sie in natürliche Gruppen, teilte jeder ihre charakteristischen Fossilienarten zu und war der erste, welchem die Entzifferung zweier großer Kapitel der geologischen Weltgeschichte gelang, die hinfort für alle Zeit seinen Namen auf ihrem Titelblatt tragen müssen. Hiermit nicht zufrieden, wandte er die so erworbenen Kenntnisse zur Erforschung weiterer Distrikte in der Nähe und Ferne an, sodaß er der geologische Entdecker manches großen Landes wurde, das bis dahin eine »terra incognita« gewesen.« Aber Sir Roderick Murchison ist nicht bloß Geologe. Seine unausgesetzten Arbeiten auf vielen Gebieten der Wissenschaft haben ihn in die Reihe der vorzüglichsten und hervorragendsten Gelehrten gestellt.


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