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Auf der Schwelle am Hause sass Ohlik. Er war dort zusammengesunken.
»Du musst nun nach Hause gehen«, sagte Pagel. Aber Ohlik machte keine Anstalten.
»Ich musste dich aus dem Saal bringen, sonst hättest du ein Unheil angerichtet«, entschuldigte sich Pagel. »Die Vergangenheit hat dich überfallen. Wollte Gott, auch bei mir wäre es schon Vergangenes.«
Er bekam keine Antwort von Ohlik. Er sagte ihm noch ein paar freundliche Worte.
»Nun gut. Ruh dich noch aus. Es wird schon vorübergehen.«
Damit wandte sich Pagel von Ohlik ab und ging in die Nacht hinein. Der Tote sass auf der Schwelle.
Es waren viele Sterne und den Fluss entlang zog ein nächtlicher Dampfer. Auch war der ruhige Anschlag des Meeres und vom Leuchtturm das stete Licht.
Es war eine erste Nacht im Mai, und durch die Luft zog eine wunderliche Wärme. Es war erstaunlich, wie früh sie sich hierher verirrt hatte.
Pagel ging den dunklen Strand entlang und dann weiter bis zu dem Zusammenfluss und dann noch weiter ein Stück am Ufer entlang. Er blieb stehen und liess den späten Dampfer vorüberfahren. Er sah ihm nach, bis die Lichter auf dem Meere waren.
Pagel stand noch ein Weilchen und ging dann weiter.
Ja, nun ist ein böses Ding geschehen. Es ist immer das gleiche. Wie wird das noch enden?
Das dachte Pagel, aber er dachte es ohne Groll. Es war so, als hätte er gehört, dass irgendwo eine schlimme Tat geschehen wäre, die nun durch aller Menschen Munde ging und von der auch er vernehmen musste.
Er ging langsam durch diese Nacht. Er rechtete nicht und richtete nicht. Er hatte nur den Wunsch, das alles vergessen zu können, nicht anders, als verlangte man nach einer stürmischen Seefahrt nach warmen Kleidern.
Vor Stunden war ein Brief gekommen und man hatte ihn zu einer Reise bereden wollen. Er hatte sich noch nicht entschieden. Jetzt aber kam er zu dem Entschluss: Ja, ich werde gehen. Es wird eine Abwendung sein.
Pagel ging den Weg in das Dorf. Er ging langsamer als vorher. Er genoss den frühen warmen Hauch der Nacht. Er sah den Fischer Holms zum Boot gehen, bedächtig, den Segelbaum auf der Schulter.
Es waren viele Sterne in dieser Nacht.
Es war schon weit in die Nacht hinein, als Pagel vor dem alten Hause stand, darin nun Sabine Gloddes wohnte. Die kleine Bank hatte sie stehen lassen, und Pagel setzte sich. Wieder wie oft sass er einsam in einer Nacht. Er hatte das Haupt gestützt und dachte vieles. Dann aber glaubte er den Schlag eines Vogels zu hören und hob den Kopf.
Es war schon gegen Morgen, als dieser Flügelschlag vernehmbar wurde.
Der grosse Wasservogel war es, der Schwan. Aus der einen Heimat kam er in die andere.
Ja, der Schwan zog vorüber, der grosse Wasservogel. Nun würde es Sommer werden.