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Schlieffentag

28. Februar 1928

Graf Schlieffen fordert, trotz seiner uns fast eisig kalt berührenden, auf höchster Abgeklärtheit beruhenden Wesensart, zu dieser persönlichen Stellungnahme heraus, weil unter der Oberfläche die heiße Leidenschaft des wollenden Feldherrntums schlummert. Graf Schlieffen ist kein Begriff für uns, sondern in Kopf und Herz des deutschen Generalstabes, des deutschen Soldaten, des deutschen Volkes fortwirkendes Leben. Wir wollen ihn nicht zum Begriff, zum einseitigen Dogmaträger uns versteinern lassen, sondern wollen in ihm und aus ihm erneut und geklärt die alten ewigen Regeln des Krieges suchen.

Fassen wir sie heute in drei Sätze zusammen:

Die Vernichtung des Feindes ist das Ziel des Krieges, aber zu diesem Ziel führen viele Wege.

Jede Operation muß von einem einfachen klaren Gedanken beherrscht sein. Diesem Gedanken hat sich jeder und hat sich alles unterzuordnen.

An der entscheidenden Stelle ist die entscheidende Kraft einzusetzen; der Erfolg ist nur durch Opfer zu erkaufen. –

Beherzigen wir diese Lehren des Mannes Schlieffen, dann wird der Begriff Schlieffen der Begriff des Sieges sein. –

Große Persönlichkeiten wandeln sich zu Begriffen. Dem scharf forschenden Auge stellen sich zwei getrennte Bilder dar: die Person und der Begriff. Der Konsul Cajus Julius Cäsar der Geschichte ist eines, der Begriff des »Caesar« ein anderes. König Friedrich II. von Preußen ist jemand anders als der »alte Fritz« des Volkes und der »Fridericus« unserer Tage. Es liegt eine Gefahr in dieser Begriffbildung, sie tut oft der Person Unrecht, an Stelle eines reichen Lebens tritt ein starrer Begriff. Dieser hat etwas Einseitiges, das leicht zu falschem Schluß auf die Person führt. Andererseits ehrt die Zeit nur die ganz Großen mit der Wandlung der Person zum Begriff, und unsere Ehrfurcht gebührt beiden.

Wir werden, wenn wir unser Wissen und Wollen an großen Vorbildern zu bereichern streben, beides uns zu eigen machen müssen. Die Kenntnis des Mannes, aus seinen Taten und Worten gewonnen, und die Erkenntnis des Begriffs, der sich mit seinem Namen verbindet. Meist wird dieses Studium dazu führen, daß der Mann uns größer wird und der Begriff, der sich mit seinem Namen verbindet, sich wandelt; wir müssen zu eigenem Nutzen zu einer persönlichen Stellung zu dem großen Mann kommen.


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