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Zwölftes Kapitel.

Was kommen für Gedanken nicht
Liebhabern in den Sinn.
»O Gott!« ruft hier ein solcher Wicht,
»Vielleicht ist Lucy todt!«

Wordsworth.

Indem unsere Heldin ihre einsame Wanderung fortsetzte, kam sie bald, nachdem sie Stummendeich verlassen hatte, auf eine kleine Anhöhe, und erblickte von hier aus Woodend und Beersheba, wo sie und Butler ihre ersten Lebensjahre zugebracht hatten. Auch die Wiese, auf der sie so oft die Schafe gehütet, konnte sie unterscheiden, und die Krümmungen des Baches, wo sie mit Ruben Binsen aufgezogen, um Kronen daraus zu flechten für ihre Schwester Effie, damals ein schönes, aber verzogenes Kind von drei bis vier Jahren. Die Erinnerungen, welche der Anblick weckte, waren so schmerzlich in dieser Stunde der Trübsal, daß es Jeanie's ganzer Standhaftigkeit bedurfte, nicht davon überwältigt zu werden. »Nein,« sagte sie zu sich selbst, »ich darf nicht noch einmal nach Woodend hinsehen, denn Alles, Alles, bis auf den blauen Rauch, der aus den Schornsteinen emporsteigt, erinnert mich, wie die Zeiten sich für uns geändert.«

Sie wandte sich ab und setzte mit christlicher Ergebung ihre einsame Reise fort, bis in die Nähe des Dorfes, wo Butler lebte. Es lag nur wenig abwärts von der Straße, und sie hatte beschlossen, dort einzusprechen, ehe sie weiterging. Butler sei am besten dazu geeignet, meinte sie, dem Vater ihren Entschluß und ihre Hoffnungen schriftlich mitzutheilen. Wohl mochte sie noch ein anderer geheimer Grund ihres liebenden Herzens dazu bewegen. Sie wünschte den Gegenstand einer so frühen und aufrichtigen Zuneigung noch einmal zu sehen, ehe sie eine Pilgerschaft begann, deren Gefahren sie sich nicht verbergen konnte. Auch war sie Butlers wegen in großer Besorgniß. Sie hatte sich im Gerichtssaal vergebens nach ihm umgesehen, und stets erwartet, er werde kommen, seinem alten Freunde und Beschützer Trost und Beistand zu gewähren, wollte sie auch ihrer eigenen Ansprüche nicht gedenken. Er lebte zwar immer noch in einer gewissen Beschränkung seiner Freiheit, allein für diesen einzigen so wichtigen Tag, glaubte sie, würde er Mittel gefunden haben, dies Hinderniß zu beseitigen. In ihren unruhig umherschweifenden Gedanken erschien es ihr als der einzig mögliche Grund seiner Abwesenheit, er müsse sehr krank geworden sein. Und so heftig hatte diese Vorstellung auf ihre Einbildungskraft gewirkt, daß sie nach ihm zu fragen zitterte, als eine Magd mit einem Milcheimer auf dem Kopfe sie zu seiner demüthigen Wohnung wies.

Ihre Besorgniß war nicht ungegründet gewesen. Butler, schwächlich von Natur, konnte sich nicht leicht erholen von den körperlichen Anstrengungen und geistigen Leiden, denen eine Folge erschütternder Begebenheiten ihn ausgesetzt. Das peinliche Gefühl des auf ihm ruhenden Verdachts war ein Zuwachs seines Kummers. Am schmerzlichsten jedoch empfand er das Verbot jeder Gemeinschaft mit Deans oder den Seinigen. Der Obrigkeit schien es möglich, Robertson werde mit Butler's Hülfe wieder mit jenen in Verbindung zu treten suchen, und dies wollte man vermeiden. Die Maßregel war nicht hart oder beleidigend gemeint, und doch hatte sie für Butler etwas sehr Grausames. Getrennt von ihr, die ihm die Theuerste auf der Welt war, sah er sich der Gefahr ausgesetzt, von ihr eines lieblosen Verlassens beschuldigt zu werden.

Dieser quälende Gedanke drückte ihn vollends zu Boden, und ein langsam schleichendes Fieber machte ihn zuletzt unfähig, die Pflichten seines Amtes zu erfüllen. Zum Glück war der Vorsteher der kleinen Schule Butler aufrichtig zugethan. Ungeachtet seines hohen Alters gab er Morgens die Lehrstunden für ihn, und versah ihn mit dem, was zu seiner Stärkung erforderlich war, und wozu die eigenen Mittel des Kranken nicht ausreichten.

Dies war Butler's traurige Lage, als die Nachricht von Effie's Verurtheilung das Maß seines Elends füllte.

Noch am Abend des entscheidenden Tages hatte er den Vorgang mit allen erschütternden Umständen von einem Augenzeugen erfahren. Kein Schlaf besuchte sein Auge nach einer solchen Schreckenspost. Tausend furchtbare Gebilde marterten die ganze Nacht hindurch seine Einbildungskraft, und aus einem fieberhaften Morgenschlummer erweckte ihn, seinen Mißmuth zu erhöhen, der Besuch eines lästigen Narren.

Dieser unwillkommene Gast war kein anderer als Bartel Sattelbaum. Der Verabredung gemäß war er am Abend zuvor mit Süßpflaum und einigen andern zusammengekommen, die Rede des Herzogs von Argyle, Effie's Verurtheilung und die Unmöglichkeit ihrer Begnadigung weitläuftig durchzusprechen. Der weise Ausschuß stritt eifrig und trank sich fest dabei; und am nächsten Morgen fand Bartel, es sei ihm noch etwas wüst im Kopfe. Seine Verstandeskräfte wieder zu ihrer gewohnten Klarheit zu bringen, entschloß er sich zu einem Morgenritt auf einem Gaul, den er, Süßpflaum und noch ein anderer ehrlicher Krämer zu wechselseitiger Benutzung mit einander hielten. Da Sattelbaum zwei Kinder in der Schule zu Libberton hatte, und Butler's Gesellschaft liebte, so schlug er den Weg nach dem Dorfe ein.

Seine Gegenwart, so lästig für Butler in diesem Augenblick, wurde ihm wo möglich noch peinlicher durch die Wahl des Gegenstandes seiner weitschweifigen Reden. Effie Deans' Urtheil, und die Wahrscheinlichkeit ihrer Hinrichtung, dies war es, worüber er sich sehr pomphaft ausließ. Jedes Wort tönte wie Eulenruf oder wie das Geläut der Todtenglocke in Butler's Ohr.

Jeanie blieb vor der Thür stehen, als Sattelbaums laute Beredsamkeit ihr von innen entgegenschallte. Ungeduldig wegen dieser Verzögerung, wollte sie doch nicht hineingehen, ehe dieser überlästige Plauderer sich empfohlen.

Die Magd des Hauses, die mit ihrem Wassereimer vom Brunnen zurückkehrte, machte ihrer und Butler's Noth ein Ende. Sie fragte Jeanie, wen sie zu sprechen verlange. Und auf ihre Antwort öffnete sie Butler's Zimmer und rief hinein: »Herr Butler, hier fragt Jemand nach Ihnen.«

Wie groß war Butler's Erstaunen, als Jeanie, sie, die sich nur selten über eine halbe Meile von Hause entfernte, auf diese Anmeldung in sein Zimmer trat.

»Guter Gott!« rief er und sprang von seinem Sitz auf, während Besorgniß und Ueberraschung seiner bleichen Wange eine schnell verfliegende Farbe verlieh; »ist ein neues Unglück geschehen?«

»Keins, Herr Butler, als das, wovon Sie schon gehört haben werden. – Aber ach, Sie selber sehen ja so übel aus!«

»Nein, o nein, mir ist wohl, sehr wohl.« sagte Butler eifrig, »wenn ich etwas für Sie, Jeanie, oder Ihren Vater thun kann.«

»Ja freilich,« sagte Sattelbaum, »man kann auch jetzt die Familie so ansehen, als bestände sie nur aus den Beiden – Effie, das arme Ding ist nicht mitzurechnen. – Aber, Jeanie, was führt Sie denn so früh schon nach Libberton, während Ihr Vater dort in Edinburg krank liegt?«

»Ich habe etwas von meinem Vater an Herrn Butler zu bestellen,« sagte Jeanie verlegen; doch fühlte sie sich augenblicklich beschämt, eine Lüge als Ausflucht gebraucht zu haben, und setzte hinzu: »das heißt, ich hatte mit Herrn Butler in einer Angelegenheit meines Vaters und der armen Effie zu sprechen.«

»Ist es eine Rechtssache?« fragte Bartel; »dann sollten Sie lieber mich zu Rathe ziehen.«

»Das nicht gerade,« sagte Jeanie mit Zurückhaltung; »ich wollte nur Herrn Butler bitten, einen Brief für mich zu schreiben.«

»Ganz wohl,« versetzte Sattelbaum, »und wenn Sie mir nur sagen, wovon die Rede ist, will ich Herrn Butler in die Feder dictiren, wie der Rechtsconsulent Querfeldein seinem Schreiber. – Feder und Dinte in initialibus, Herr Butler.«

Jeanie sah ihren Freund an und rang vor Verdruß und Ungeduld die Hände.

»Herr Sattelbaum,« sagte Butler, »ich glaube es wird Herrn Kinderschlag beleidigen, wenn Sie nicht den Unterricht Ihrer Knaben mit anhören.«

»Sie haben wahrhaftig Recht, Herr Butler, und ich versprach den Jungen, ihnen einen halben Feiertag bei den Lehrern auszumachen, damit sie gehen könnten, die Hinrichtung anzusehen. So etwas ist von großem Nutzen für junge Kinder, denn man kann nicht wissen, wozu sie einmal in der Welt kommen. – Nun, ich dachte nicht daran, daß Sie hier wären, Jeanie. Aber Sie müssen sich gewöhnen, davon reden zu hören. – Behalten Sie nur Jeanie hier, bis ich wieder komme, Herr Butler; ich bleibe keine zehn Minuten weg.«

Mit diesem unerfreulichen Versprechen befreite er sie für den Augenblick von seiner lästigen Gegenwart.

Jeanie zögerte nicht, die gegebene Frist zu benutzen. »Ruben,« begann sie sogleich, »ich habe eine weite Reise vor mir. – Ich gehe nach London, den König und die Königin um Effie's Leben zu bitten.«

»Jeanie!« rief Butler im höchsten Erstaunen; »Sie sind nicht bei sich selbst! Sie nach London gehen? Sie mit dem König und der Königin sprechen?«

»Und warum nicht, Ruben?« erwiederte Jeanie mit der ihr eigenen einfachen Ruhe; »sie sind ja auch nur sterbliche Menschen. Und ihre Herzen müssen von Fleisch und Blut sein, wie andre – ja wären sie selbst von Stein, Effie's Geschichte würde sie erweichen.«

»Aber ihre Pracht, Jeanie, ihr Gefolge, die Schwierigkeit vorgelassen zu werden?«

»Ich habe wohl an alles das gedacht, Ruben, aber es soll mich nicht muthlos machen. Gewiß werden sie glänzend aussehen in ihren herrlichen Kleidern, mit ihren Kronen auf dem Haupt und ihren Sceptern in Händen, gleich dem großen König Ahasveros, als er auf seinem königlichen Stuhl saß, vor der Thür seines Hauses, wie die Schrift es uns lehrt. Aber ich trage das in mir, was mein Herz hoch halten wird, und ich bin beinahe gewiß, daß ich stark genug sein werde, um meiner Schwester Leben zu bitten.«

»Ach! die Könige sitzen heut zu Tage nicht vor den Thüren ihrer Häuser um Recht zu sprechen, wie in jenen alten Zeiten. Es geschieht Alles vermittelst ihrer Diener.«

»Nun freilich, es heißt, großer Herren Diener sind immer trotziger als sie selbst. Allein ich werde anständig gekleidet erscheinen und ihnen einiges Geld anbieten, als käme ich das Schloß zu sehen. Und wenn sie sich weigern, will ich ihnen sagen, mein Anliegen beträfe Leben und Tod, und dann werden sie mich gewiß zu dem König und der Königin hineinlassen.«

Butler schüttelte den Kopf. »O, Jeanie, dies ist ein eitler Wahn. Sie können nie zu ihnen dringen, als durch die Fürsprache irgend eines vornehmen Herrn, und selbst dann ist es kaum möglich.«

»Und vielleicht kann ich diese Fürsprache durch Sie erlangen, Butler.«

»Durch mich, Jeanie? Gewiß, Sie träumen.«

»Ganz und gar nicht, Ruben. Sagten Sie mir nicht, Ihr Großvater habe vor Zeiten einem der Vorfahren Mac Callummore's einen wichtigen Dienst geleistet?«

»Es ist wahr,« sagte Butler lebhaft; »und ich kann die Beweise dafür beibringen. – Ich will an den Herzog von Argyle schreiben. Das Gerücht sagt, er sei eben so mild und wohlwollend, als er sich bereits tapfer und patriotisch bewiesen. – Ich will ihn anflehen, dies grausame Schicksal von Ihrer Schwester abzuwenden. Es ist nur geringe Hoffnung vorhanden, daß es gelingen wird; doch ich will alle Mittel anwenden.«

»Wir müssen alle Mittel anwenden,« versetzte Jeanie; »aber das Schreiben genügt nicht – ein Brief kann nicht anblicken, bitten und flehen wie eine menschliche Stimme zu einem menschlichen Herzen. Ein Brief gleicht der geschriebenen Melodie eines Liedes, nichts als todte schwarze Striche anstatt des lebendigen Tones. Ein gesprochenes Wort muß helfen, sonst nichts.«

»Sie haben Recht,« sagte Butler sich ermannend, »und ich hoffe, daß der Himmel Ihrem gütigen Herzen und Ihrer festen Seele das Mittel eingegeben, welches allein diese Unglückliche retten kann. Aber Jeanie, Sie müssen eine so gefahrvolle Reise nicht allein unternehmen. Ich habe Theil an Ihnen, und werde nicht zugeben, daß meine Jeanie sich wegwirft. Sie müssen mir sogar, wie die Sache steht, das Recht eines Gatten zugestehen, Sie zu beschützen, und ich will mit Ihnen reisen, und Ihnen beistehen, die Pflicht gegen die Ihrigen zu erfüllen.«

»Ach, Ruben! dies darf nicht sein. Auch eine Begnadigung – sollte sie erfolgen – verwischt diese Schmach nicht. Icabod, wie mein armer Vater sagt, die Herrlichkeit unseres Hauses ist dahin! denn auch des geringsten Mannes Haus hat seine Herrlichkeit, wenn Biedersinn, Gottesfurcht und ein guter Ruf darin wohnen. Und ach! der letzte ist hinweggenommen von uns!«

»Aber Jeanie, bedenken Sie, daß Sie mir Ihr Wort gegeben haben; bedenken Sie, daß Sie eine solche Reise nicht ohne den Schutz eines Mannes unternehmen können, und wer sollte dieser Beschützer sein als Ihr Gatte?«

»Sie sind ein guter treuer Mensch, und würden mich dieses Schimpfs ungeachtet zum Weibe nehmen, das weiß ich wohl. Aber dies ist keine Zeit, ein solches Bündniß zu schließen. Wenn dies jemals sein soll, so muß es unter günstigern Umständen geschehen. – Und, theurer Ruben, Sie sprechen davon, mich auf einer Reise zu beschützen? Ach, wer wird Sie beschützen und Sorge für Sie tragen! Von dem Stehen weniger Minuten zittern Ihnen die Glieder; wie könnten Sie eine Reise bis zu dem fernen London unternehmen?«

»O nein, ich fühle mich kräftig – mir ist wohl,« sagte Butler, und erschöpft sank er auf seinen Sitz nieder, »oder mir wird doch morgen ganz wohl sein.«

»Sie sehen,« sagte Jeanie nach einigem Schweigen, »Sie müssen mich allein reisen lassen.« Sie ergriff seine Hand und sah ihn liebevoll an, »es ist ein Kummer mehr für mich, Sie in diesem Zustand zu wissen. Aber Sie müssen Ihren Muth bewahren um Jeanie's willen, denn wenn sie nicht Ihr Weib wird, Ruben, wird sie nimmer das Weib eines lebenden Mannes. – Und nun geben Sie mir das Papier für Mac Callummore, und bitten Sie Gott, daß er meinen Weg segne.«

Butler sah, daß Jeanie's Entschluß unabänderlich sei; er stand auf, ihr die verlangte Schrift zu holen; sie war nebst der Musterrolle, die sie umhüllte, das einzige Erbstück von seinem Großvater, Stephan Butler. Während er darnach suchte, nahm Jeanie seine Bibel. »Ich habe einen Spruch mit dem Bleistift bezeichnet,« sagte sie dann, »den wir beide beherzigen sollten. – Und, Ruben, schreiben Sie meinem Vater Alles dies, denn ich habe mich nie darauf verstanden, lange Briefe zu schreiben, und wie sollte ich es gar in diesem Augenblick. Ihrer Sorge vertraue ich meinen Vater an, und ich hoffe, man wird Ihnen bald erlauben, ihn zu besuchen. Und Ruben, wenn Sie zu ihm kommen, richten Sie sich ganz nach des alten Mannes Weise um Jeanie's willen; und vermeiden Sie die lateinischen und englischen Redensarten, denn er ist von der alten Welt und ärgert sich darüber, wenn er auch vielleicht Unrecht haben mag. Schweigen Sie lieber, und bringen ihn nur dazu, selber recht viel zu sprechen, denn das gibt ihm mehr Trost. Und, o Ruben, das arme Mädchen im Kerker dort – aber ich brauche Ihr gütiges Herz nicht erst darum zu bitten – geben Sie ihr allen Trost, den Sie haben, sagen Sie ihr – doch ich darf nicht mehr davon sprechen, ich muß nicht mit der Thräne im Auge Abschied nehmen, denn das wäre ein böses Vorzeichen. – Gott segne Sie, Ruben!«

Hastig verließ sie das Zimmer und auf ihren Zügen weilte noch das schmerzlich liebevolle Lächeln, welches sie erzwungen, um Butlers Gemüth zu beruhigen.

Es schien als ob die Kraft zum Sprechen und Denken von ihm gewichen sei, als Jeanie nun wieder verschwunden war, gleich einer vorübereilenden Erscheinung. Sattelbaum, der bald darauf eintrat, überschüttete ihn mit Fragen und Erörterungen, die er nicht verstand und wie im Traum beantwortete. Endlich fiel es dem gelehrten Manne ein, daß heut irgendwo ein adliges Gericht gehalten würde, dem er beiwohnen müsse, denn der Vorsitzende, ein Bekannter von ihm und ein ganz wackerer Edelmann, würde gar gern seinen Rath hören wollen.

Sobald er fort war, eilte Butler zu seiner Bibel, dem Letzten, was Jeanie's Hand berührt hatte. Zu seinem großen Erstaunen fiel ein Papier heraus, welches einige Goldstücke enthielt. Mit schwarzem Bleistift hatte sie den 16. und 25. Vers des 37. Psalms bezeichnet: »Das Wenige, was ein Gerechter hat, ist besser, denn das große Gut vieler Gottlosen.« – »Ich bin jung gewesen und alt geworden, und habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen, oder seinen Samen nach Brod gehen.«

Tief gerührt von der liebevollen Zartheit, womit sie hier ihre eigene Großmuth zurücktreten ließ, drückte er das Gold an seine Lippen, mit größerer Innigkeit als je ein Geiziger das glänzende Metall begrüßt. Sich zu gleichem frommen Vertrauen, zu gleicher Festigkeit zu erheben, war nun sein höchster Ehrgeiz. Sein erstes Geschäft war, dem alten Deans Jeanie's Unternehmen mitzutheilen. Sorgfältig sann er auf jedes Wort und jeden Gedanken, wodurch er den alten Mann mit dem seltsamen Entschluß seiner Tochter aussöhnen zu können glaubte. Den Eindruck, welchen dieser Brief machte, werden wir später schildern. Butler übergab ihn einem redlichen Bauern des Dorfes, welcher häufig Geschäfte mit Deans hatte, und es bereitwillig übernahm, ihn nach Edinburg zu tragen und eigenhändig zu überliefern.


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