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Zwanzigstes Kapitel.

Um eilf Uhr, gleich nach geendigter Vormittagsschule, erschienen denn nach einander die sämmtlichen Kathederherren der Stadt Arlesheim; an der Zahl neune. Fiekchen hatte sich ans Fenster gestellt, um sie die Revüe passiren zu lassen: Allein, den einzigen Herz ausgenommen, fand sie unter allen übrigen keinen, über den sie nicht mehr oder weniger hätte lachen müssen. Von diesem aber war sie ungemein erbaut; und bedaurte nur, daß der arme Mann so blaß aussah und sein junges Leben durch das fatale Studiren so elendiglich hinopferte.

Nun wird mancher Leser vielleicht Wunder bey sich selbst denken, wie sauer dem guten Herz dieser Gang geworden ist, und wie viel Ueberwindung es ihn gekostet hat, einem Manne den Pantoffel zu küssen, der ihm eigentlich die Schuhriemen hätte auflösen müssen! Das würde auch der Fall gewesen seyn, wenn Herz bloß stolz gewesen wäre: Aber er war zugleich edel und weise und ein strenger Beobachter jeder Menschenpflicht. »Spitzbart ist nun einmal mein Vorgesetzter und folglich ich sein Untergebner, und alles, was du wünschest, das dir die Leute thun sollen, mußt du ihnen auch thun!« So dachte er, und dieser Gesinnung zufolge bezeigte er dem Herrn Direktor, ohne allen Zwang, seine aufrichtige Unterwerfung. Dieser seiner Seits nahm sich dagegen verzweifelt albern aus. Da er wußte, daß Herz sein Nebenbuhler gewesen war und dabey für einen sehr geschickten Schulmann passirte, so glaubte er, er müsse sich gegen ihn vorzüglich in Positur setzen. Er warf sich also ganz in das kalte, herabschauende Air der Vornehmen, die nicht vornehm sind; antwortete kurz und abgebrochen: Ich dank Ihnen; Es soll mir lieb seyn etc. Weil aber doch ein eigentlicher Diskours eingefädelt werden mußte, so fieng der Herr Direktor an, vom Zustande der Schule zu sprechen. Ich bin schon darauf vorbereitet, sagte er, an Ihrem Gymnasium einen Kranken zu finden, der in den letzten Zügen liegt und dem vielleicht gar nicht mehr zu helfen steht. Um Verzeihung, versetzte Herz mit einer kleinen flammenden Röthe im Gesichte: Das hiesige Gymnasium ist nicht mein Gymnasium; Der Zustand des Ganzen bekümmert mich gar nicht; Ich sorge bloß für meine Klasse, und bin alle Stunden bereit, Sie, mein Herr Direktor, und jeden andern unpartheyischen Richter darinn zu sehen. Ich werd Ihnen auch bald meinen Besuch machen, fuhr der Herr Direktor fort, und es soll mich freuen, wenn ich alles zu meiner Zufriedenheit finde: Aber wie stehts denn um die übrigen Klassen? Herzlich schlecht, nicht wahr? Es kommt mir nicht zu, erwiederte Herz, darüber ein Urtheil zu fällen! Der Herr Direktor werden belieben, sie selbst in Augenschein zu nehmen. »Und wie stark ist die Frequenz?«

Indem zog Herz ein Konvolut geschriebener Sachen aus der Tasche. Auf diese und alle übrigen Fragen sagte er, die den äussern Zustand der Schule betreffen, enthalten diese Bogen ausführliche Nachricht. Der Herr Direktor nahm sie mit einer wichtigen Miene in die Hand und blätterte hin und her: Herz aber stand auf und empfahl sich, um seinen übrigen Kollegen Platz zu machen.

Zum zweyten also trat auf, mit zuckersüsser Freundlichkeit und Bücklingen bis auf die Schuh, der Prorektor Fein, ein kurzes, rundes Männchen und gleich dem ersten Blicke nach ein ausgemachter Hofmann. Wie aus einem Schorsteine in einer Ziegelhütte, dampften aus seinem Munde ganze Wolken von Weihrauch, die dem Herrn Direktor so sanft in der Nase herauffuhren, wie dem Grafen Gotter seliger der Geruch einer von ihm selbst funkelneu erfundenen Pastete. Am meisten breitete sich das Männlein über das Ideal des Herrn Direktors aus; Das war ihm nicht nur das unsterblichste Werk des achtzehnten Jahrhunderts, sondern er für sein Theil hatte sich auch daraus von Grundaus umgebildet, und wenn er sich nunmehro schmeicheln konnte, ein brauchbarer Schulmann zu sein, war es lediglich das Verdienst des Herrn Direktors. Diese Lockspeise war für die Eitelkeit unsers Helden zu verführerisch; Blind genug, den kriechenden Schmeichler für einen aufrichtigen Verehrer zu halten, schluckte er den ganzen Bissen glatt hinunter, und versicherte den Prorektor Fein seiner wärmsten Freundschaft und Ergebenheit. Als drauf die Rede ebenfalls auf den Zustand des Gymnasiums kam, konnte sich Fein kaum halten, seinem wahren Charakter freyen Lauf zu lassen. Der Lästerungskitzel stach ihn wie spanische Fliegen, und er brannte vor Begierde, alle seine Kollegen vom Rektor bis zum Sextus mit dem tausendschneidigen Schwerde seiner Zunge in die Pfanne zu hauen: Allein einmal war vorizt die Zeit zu kurz, und dann mußte er auch vorher seinen Mann noch näher kennen, um sich zu hüten, daß er ihm nicht etwan in der Hitze selbst einen blutigen Streich versetzte. Er behielt also das Schwerd unter dem Mantel und sagte mit der größten Engelsfreundlichkeit: Ich halt es für eine meiner heiligsten Pflichten, Ihnen, mein Herr Direktor, alles was unser Gymnasium betrift, auf das wahrhafteste und ohne Rückhalt zu entdecken; Allein dazu muß ich mich erkühnen, Sie um eine besondere, geheime Audienz unterthänigst zu ersuchen. O mit tausend Freuden, rief der Herr Direktor; Wenn es Ihnen gefällig ist, mein liebster Freund! Sie sind mir jeden Augenblick willkommen. Ein neuer Strom von Komplimenten folgte auf diese Versicherung; Eh er sich aber empfahl, bat er sichs vorher noch zur ausserordentlichen Grace aus, der würdigsten Frau Gemahlin und liebenswürdigsten Mamsel Tochter auch seine Ehrfurcht bezeigen zu dürfen. Das ward nicht nur aufs beste aufgenommen, sondern der Herr Direktor präsentirte ihn auch selbst, und es konnte nicht fehlen, daß die würdigste Frau Gemahlin von seinem Weihrauch nicht eben so schwindlicht wurde als der würdigste Herr Gemahl. Nur Fiekchen, ohne sichs selbst erklären zu können, warum? konnte ihn nicht leiden und begegnete ihm so kalt und gleichgültig, daß sie sich von ihrer Mutter einen Haufen Vorwürfe und Schelte zuzog.

Unterdessen trampte in mächtigen Stiefeln, von denen jeder Schritt wiedertönte, der Herr Konrektor Burmann ins Audienzzimmer! Ich weiß nicht, ob er von der Familie des berühmten Peter Burmanns aus Holland abstammte: Aber er hatte ungemein viel Aehnlichkeit an Geist und Sitten mit diesem Holländischen Peter. Seine Kenntniß der alten Sprachen war groß; Er hatte die meisten klassischen Schriftsteller mehr als einmal gelesen, war in den Antiquitäten vollkommen bewandert, am stärksten aber in der Kenntniß der Editionen. Dis war sein Leibfach, dem er die meiste Zeit und mehr als die Hälfte seiner jährlichen Einnahme widmete. Eine Auktion war für ihn ein Fest, dem zu Ehren er ohne Bedenken seine Schulstunde aussezte: Auch von auswärtigen ließ er sich weit und breit die Katalogen zuschicken und gab sicher auf jede einige Kommissionen. Da er sonst gewohnt war, Petum zu rauchen, faßte er in einem Jahre den heldenmüthigen Entschluß, sich auf Burkeli herabzulassen, um sich die vollständige Edition des Cicero von Grävius anzuschaffen. Nebenbey trieb er das Uhrmacherhandwerk, das er Gelegenheit gehabt hatte, in seiner frühern Jugend zu erlernen. Er verfertigte Spieluhren zu 200 und mehr Thalern, denen es nicht an Liebhabern und Käufern fehlte. Allein, bey diesen nicht zu verachtenden Geschicklichkeiten und bey seinem stupenden Fleisse war Burmann von Seiten seiner Sitten nicht viel besser als ein Fleischer! Er besaß nicht das mindeste von dem liebreichem gefälligen Betragen, das die Herzen gewinnt und insbesondere bey der Jugend Wunder thut. Vielmehr war er äusserst roh und rauh, sah stets ernsthaft und stierisch aus, docirte seinen Stiefel weg, ohne sich darum zu bekümmern, ob seine Schüler was oder nichts lernten, und war froh, wenn die Klassen aus waren, damit er nur seiner Studirstube oder seiner Werkstatt zueilen konnte. Hier pökelte er sich denn in eine undurchsehliche Wolke von Burkeli ein und kam das ganze Jahr hindurch zu niemanden, eben so wenig als jemand zu ihm. Was Fein nun in Bücklingen zuviel gethan hatte, das that dieser zu wenig; Auch sprach er weiter nichts, als: Ergebner Diener und Ja und Nein, und nach etwa zwey Minuten gieng er seiner Wege.

Daß der Herr Direktor mit den Sitten und dem Anstande dieses Mannes sehr unzufrieden war, darinn hatte er völlig Recht: Allein seine Physiognomik stürzte ihn in einen beträchtlichen Irrthum von andrer Art. Er hielt nemlich Burmannen, nach seiner ganzen Miene zu schliessen, für einen schrecklichen Ignoranten und Dummkopf, und glaubte, es sey unmöglich, daß ein so vierschrötiger Kerl ein Gelehrter seyn könne. Und doch giebt es der vierschrötigen Gelehrten, besonders in Holland, eine statliche Anzahl, und man hat selbst von grossen Erfindern Beyspiele, daß sie ein sehr schöpsmäßiges Ansehn hatten. Ich überlasse es Lavatern, es mit der Natur auszumachen, daß sie seinen durch Räsonnement und Deklamation erwiesenen Regeln zu Zeiten solche tücksche Streiche spielt!

Es erschien nun in der Reihe der Subrektor Hutter, ein Mann, der wahrscheinlich im grossen Winter von Anno 1740 gebohren seyn mußte, denn er war kälter als Schnee und Eis. Und eben so langsam, wie ihm das Blut in den Adern schlich, eben so langsam geschah alles, was er that. Wenn er in Zeit von einem halben Jahre sechs Kapitel eines Autors durchbrachte, so hatt er sich schon recht angegriffen und in der Historie brauchte er wenigstens 2 Jahre, ehe er über die Zeiten der Sündfluth hinauskam. Seine Schüler, die diese Schwäche kannten, ermangelten nicht, sie sich zu Nutze zu machen, und da sie wußten, daß er eben so langsam zum Zorn war, als zu jedem andern Dinge, so sündigten sie immerhin auf seine Apathie los. Machten sies denn einmal gar zu toll, so daß sein Blut warm zu werden anfieng, so durfte einer von ihnen nur aufstehen und zu ihm sagen: O ärgern Sie sich doch nicht! Es schadet ja Ihrer Gesundheit etc. Gleich war sein Zorn vorüber und das Blut schlich wieder, ut supra.

So unbrauchbar nun auch ein Mann von diesem Schlage einer Schule ist, so war er doch noch gülden gegen seinen Nachfolger, den Quartus Rosentreter. Nur in seinem grimmigen Zorne konnte den der Himmel zum Schulmanne bestimmt haben: Denn es fehlte ihm schlechterdings an gesundem Menschensinne und Verstande, und ich glaube, in seinem ganzen Kopfe war nicht eine einzige deutliche Idee. Gleichwohl dünkte er sich bey alle seinem Nonsense die Deutlichkeit selbst, und wenn ihn seine Schüler nicht faßten, so schob er ihnen seine eigne Dummheit in die Schuhe und schalt sie kurz und lang. Dis Schelten raubte ziemlich von jeder Lehrstunde die Hälfte, und auch ausser den Lehrstunden war es dieses Mannes ewige Klage, daß er solche stupide Köpfe zu Schülern hätte, die garnichts fassen und begreifen konnten. Mit dieser Klage unterhielt er denn auch den Herrn Direktor, der ihm vorläufig den Trost gab, er sollte sich nur gedulden, es sollte alles anders werden und künftig würde gar kein Schüler mehr angenommen, der nicht die größte Neigung und die entschiedensten Talente zum Studiren besässe. Mit dieser Hofnung trollte er denn ab, um einem neuen Originale Platz zu machen, welches ich mich aber nicht ohne eine kleine Vorrede getraue, dem Publiko vorzuführen.

Ist irgend ein Stand recht eigentlich dazu gemacht, Karrikaturen von menschlichen Charakteren zu zeugen, so ist es gewiß der Schulstand. Nur die wenigsten Schulleute haben Gelegenheit, sich, ich will nicht einmal sagen in der grossen, sondern nur in der gesitteten Welt zu bilden: Verachtung oder Fleiß oder Armuth schliessen sie davon fast gänzlich aus. Das originale Gepräge also, was bey uns andern in der menschlichen Gesellschaft gar bald abgeschliffen wird, bleibt bey ihnen unverändert. Sie sind von keinen kritischen Beobachtern und Beobachterinnen ihrer kleinen Thorheiten und Leidenschaften umgeben, sondern nur von Kindern oder Jünglingen, vor denen sie thun zu können glauben, was ihnen beliebt. Ueberdem hindert die Aufmerksamkeit, die sie auf den Unterricht wenden müssen, die Beobachtung ihrer selbst; Daher z. E. gewöhnen sich so viele Schulleute zu den seltsamsten und lächerlichsten Verzerrungen des Gesichts, zu sonderlichen und wunderlichen Attitüden des Körpers und noch öfter zu so abscheulichen Mistönen der Stimme und der Aussprache, für die noch gar keine Namen erfunden sind. Dis vorausgeschickt, komme mir nun keiner und schelte mich einen Romanschreiber, weil mein Herr Wenzky, den ich itzt aufzuführen gedenke, eine Karrikatur ist! Allerdings ist er eine, und eine ächte, wie sie aus den Händen der Natur kommt, die auch in diesem Fache alle Romanschreiber in der Welt weit hinter sich läßt. Doch die Zeit ist edel: Also zur Sache!

Mit einem feierlichen Anstande, den Hut in der Rechten, aber ohne die gewöhnliche Verbeugung, trat herein der Mann Wenzky, Quintus des Gymnasiums, oder nach seiner eignen verbesserten Lesart: Lehrer im Hörsaale der fünften Ordnung. Nach einigem Räuspern, Schnauben und Husten hub er zu grosser Verwunderung des Herrn Direktors also zu reden an:

O freudenvoller Tag, o Tag der schönsten Lust!
Du, du erfüllest ganz mein Herz und meine Brust!
Du hast der Schule nun ein neues Haupt gegeben:
O wie glückselig werd ich unter ihm doch leben!
Sein Name schon allein hat lauter Saft und Kraft
Und deutet sicherlich auf grosse Wissenschaft.
Spitz lautet auf Lateinsch: Ingenii acumen;
Ins Deutsche übersezt: Des grossen Geistes Blumen.
Daneben ist der Bart des Mannes schönste Zier,
Und den verehret auch die ganze Welt in Dir!
Drum will ich auch mein Haupt vor Dir, o Spitzbart, neigen
Und meine Ehrfurcht Dir in diesen Reimen zeigen.
Der Himmel gebe Dir in Deinem neuen Stand
Glück, Heil und Wohlergehn so viel, als Meeressand!
Dis wünscht Dein treuer Knecht der Wenzky sich thut nennen,
In Zukunft wirst Du ihn schon näher kennen lernen!

Hierauf erfolgte ein abermaliges Husten und Räuspern, dann das Dixi mit einer Verbeugung und es war aus!

Der Herr Direktor, der eben kein Kenner in der Poesie war und dessen Geschmack auch noch aus dem Gottschedischen Zeitalter herstammte, fand sich durch diese dichterische Ueberraschung so sehr geschmeichelt, daß er Wenzkyn mit nicht minderer Freundlichkeit und Güte aufnahm als vorhin den Fuchsschwänzer Fein. Er fragte ihn unter andern, ob er sich stark auf die Poesie lege? Um Verzeihung, sagte Wenzky, nicht mehr so stark, wie sonst! Die Zeiten sind itzt gar zu schlecht und das Honorarium sinkt immer tiefer! Sonst etc. Nun gieng er in ein langes Detail, daß er sonst keine Karmen unter 2 Thalern gemacht hätte, und daß sonst keine Woche verstrichen wäre, ohne daß sich seine Muse hätte anstrengen müssen: Aber itzt passirte oft in einem Monat nichts und dann sezte es höchstens einen Thaler. Dazu kämen noch die vielen Arbeiten ex officio, wie er denn erst neulich den Hintritt des in Gott ruhenden Herrn Stuppani im Namen der ganzen Schule besungen hätte, welches ihm aber nicht einen Heller eingebracht. An diesen und ähnlichen Aeusserungen des Herrn Wenzky war die kleine, niedrige Seele nicht zu verkennen: Indeß war der Herr Direktor einmal mit einem günstigen Vorurtheile für ihn eingenommen und er unterbrach sein Gewäsch bloß darum, um ihn nach dem Zustande seiner Klasse zu befragen. Wenzky gab ihm die Zahl der Schüler an: Allein, fuhr er fort, ob ihrer gleich über 60 sind, so ziehe ich sie doch alle blos mit Güte, ohne Stock. Bravo, bravo, rief der Herr Direktor. Sie sind mein Mann! Haben Sie mein Ideal gelesen? Nein, versezte jener, ich habe nicht das Glück gehabt. »Nun so sollen Sies noch lesen, ich will Ihnen ein Präsent damit machen; Sie werden sehen, wie genau wir in unsern Ideen übereinstimmen!« Er holte es und machte Wenzkyn damit eine überaus grosse Freude: Aber den eigentlichen Gegenstand dieser Freude hätte der Herr Direktor wohl nimmer errathen. Wenzky nehmlich berechnete, daß er für dis Buch, da es gut gebunden war, wenigstens einen Thaler lösen könne und er hatte in Gedanken schon seinen Mann, dem er es anzuschmieren gedachte. Deswegen brach er auch nun eiligst auf, um keine Zeit zu versäumen. Der Herr Direktor legte dis so aus, als ob ihn die Hitze und Ungeduld das Ideal zu lesen davontriebe und dimittirte ihn also mit der zärtlichsten Freundschaft und Liebe.

So war denn, oder hatte sich vielmehr Meister Spitzbart abermal schändlich betrogen! Auf das blosse Wort, daß Wenzky seine Klasse ohne Stock regiere, hatte er ihn für einen guten Kinderlehrer genommen, da es doch schwerlich in irgend einer Klasse des ganzen heiligen römischen Reichs toller und verkehrter zugieng, als im Hörsaale der fünften Ordnung zu Arlesheim. Der Hauptzug in Wenzkys Charakter war Geiz: nicht jenes schändliche Ungeheuer, das Moliere behandelt hat, sondern die gutartige Race desselben, die niemanden Unrecht thut und nur blos zu kleinen Niederträchtigkeiten herabsinkt, die freylich der Mann verschmäht, bey dem das Gefühl von Ehre stärker ist als der Hunger. Wenzkys Stelle war, wie alle niedere Schulstellen in Deutschland, schlecht dotirt und trug ihm das Jahr hindurch knappe 200 Thaler ein. Davon mit Frau und Kindern zu leben war hart; Er suchte also dem Mangel durch andre Wege abzuhelfen, die doch immer honetter waren als Stehlen. Daher hatte er das Versemacherhandwerk ergriffen und es fiel in Arlesheim schwerlich eine Trauung, Kindtaufen, Geburtstag, Standeserhöhung unter der beau monde vor, wo er nicht in seinem eignen oder in fremdem Namen sein gereimtes Orgeldum Orgeldey gegen die Gebühr herleyerte. Das Originale dabey war dis, daß der jedesmalige Name der Personen den Stoff zum Stücke hergeben muste und es war oft lustig zu lesen, wie er einen widerspenstigen, an sich nichts bedeutenden Namen so lang herumschmiß, bis er endlich einen Sinn herauspreßte. Auch waren seine Verse allemal in dem oben angeführten Metrum, worinn er sich eine solche Fertigkeit erworben hatte, daß er in jeder halben Stunde sein Karmen stellen konnte. Das war Ein modus acquirendi! Der andre bestand (O des kurzsichtigen Spitzbarts!) darinn, daß er in seiner Klasse keinen Stock brauchte. Der Sextus und Ultimus, dessen hernach noch Meldung geschehen wird, brauchte denselben ein wenig zu grob und zu plump. Ein groß Theil der Eltern also und die Kinder alle waren auf ihn äusserst schwierig und die Neujahrspräsente, die bey ihm passirten, waren so mager und dünn, daß Wenzky mit einem Duzend seiner Wische eben soviel verdiente. Es gehörte wohl nicht viel Scharfsichtigkeit dazu, um einzusehen, daß der entgegengesezte Weg sich ungleich besser verinteressiren müsse! Wenzky schlug also denselben ein, trieb alles bloß mit Güte und mit vernünftigen Vorstellungen und es gieng denn natürlich grade so, wie er es trieb. Seine Jungen standen nach Belieben auf den Köpfen oder auf den Füssen und da jeder Exceß mit einer vernünftigen, und noch dazu recht langen Vorstellung bestraft wurde, so währte das Moralisiren wenigstens noch einmal so lang, als das Dociren. Dabey hatte denn Wenzky noch seine Favoriten, nehmlich die, welche am reichlichsten opferten; Diese konnten vollends thun und lassen, was sie wollten, da hingegen die ärmern manchmal doch an der Thür stehen oder knien oder zur Strafe Vokabeln lernen musten. Was aber das Dociren noch mehr unterbrach, war dis, daß Wenzky nicht bloß alle seine eignen Gelegenheitskarmina jedesmal in der Klasse vorlas, sondern wenn es einem seiner losen Buben einfiel, so brachte er das erste das beste Stück in Versen mit und bat den Quintus, er möchte es ihnen doch auch vorlesen, sie wollten es gar zu gern hören. Sogleich ließ er sich seinen Hut holen, trat mitten in die Klasse, legte das vorzulesende Stück in den Hut und fieng an zu deklamiren und zu gestikuliren, daß die Knaben vor Lachen fast stickten: Gleichwohl aber, wenn das Stück zu Ende war, ermangelten sie nicht, ihm laut zu applaudiren und das war für ihn der größte und stolzeste Triumph.

Alle diese Unordnungen wurden in Arlesheim wenig oder gar nicht bekannt, und Wenzky galt durchgängig für einen guten wakern Mann, der die Kinder nicht krumm und lahm schlüge, wie der Sextus. Auch war er in einer Menge von Häusern, besonders bey den gemeinen Bürgern bekannt und beliebt. Mit dem Schlage vier, wenn die Klasse aus war, begab er sich einen Tag und alle Tage Winter und Sommer, auf die Wanderschaft und suchte alle Eltern heim, die ihre Kinder zu ihm schickten. Nun kann man Eltern wohl bey keiner schwächern Seite fassen, als wenn man ihnen von ihren Kindern Gutes vorsagt und ihnen in der Zukunft erfreuliche Aussichten eröfnet! Diese Seite wußte unser Mann ganz vortreflich zu nutzen; Nicht nur lobte er die Kinder und deckte alle ihre Unarten mit dem Mantel der Liebe zu, sondern er examinirte sie auch in Gegenwart der Eltern im Lateinischen, und da diese mehrentheils nichts davon verstanden und Wenzky überdem in seine Fragen schon die halben Antworten einschob, so konnte es nicht fehlen, daß das Examen allemal zur größten Zufriedenheit der Eltern ausfiel. Dafür gaben sie denn gern und willig her, was das Haus vermochte, und Wenzky, dem es nie an gutem Appetite fehlte, stopfte sich nicht nur auf der Stelle den Wampen bis zum Platzen voll, sondern schleppte auch nach Hause, was nur irgend die Taschen fassen wollten. Selbst in den Klassen hatte er eine sehr feine Methode eingeführt, an dem Naschwerke seiner Schulknaben Theil zu nehmen. Wer ohne seine Einwilligung in den Lehrstunden naschte und darüber ertappt wurde, dem ward alles ohne Gnade konfiscirt; Wer sich nun davor fürchtete, der brauchte bloß leise an ihn heranzugehen und ihm heimlich einen Theil seiner Waare in die Tasche zu stecken: Dafür bekam er einen Freybrief, nach Herzenslust zu naschen, so viel er wollte.

Ich würde kein Ende finden, wenn ich alle kleinen Schwachheiten und Thorheiten dieses Mannes anführen wollte. Nur zu lang hab ich mich schon dabey verweilt: Doch werd ich dafür die noch übrigen drey Herren desto kürzer abfertigen!

Der Sextus Mehlmann, wie ich schon gedacht, war ein Meister vom Stocke, den er nie aus der Hand legte. Daß er seine Knaben krumm und lahm schlug, war nicht an dem: Aber zu Zeiten bläute er wohl einmal einen, daß ers etliche Tage fühlte. Was ihn am meisten verhaßt machte, war dis, daß bey ihm kein Ansehen der Person galt und er das verzärtelte Söhnlein eines Raths eben so gut seine schwere Hand fühlen ließ, als den dickfelligten Jungen eines Meister Schmidts oder Sackträgers. Deswegen schrien die Vornehmen über ihn Ach und Wehe, und wenn sie es irgend stellen konnten, so liessen sie ihre Kinder so lange besonders unterrichten, bis sie reif waren, den Unterricht des säuberlichen Herrn Wenzky zu geniessen.

Die beyden lezten, die die Cour beschlossen, waren der französische Sprachmeister Chapelle und der Schreib- und Rechenmeister Suprian: Dieser ein alter, schwacher Greis, dem jedesmal einer der Lehrer als Aufseher zur Seite stehen muste, um dem unbändigen Tumulte zu steuren, der sonst in seinen Stunden war; Der andre ein Abentheurer, dessen kleinste Lüge es war, wenn er sich für einen schnurgraden Enkel des bekannten Dichters Chapelle ausgab. Solch einen Schwadroneur kann nur Frankreich zeugen, und wenn ihn Frankreich bey sich ausspeyt, Deutschland bey sich aufnehmen! Jedes Wort was er sagte, war eine Lüge, aber mehrentheils eine unterhaltende, wohlerfundene Lüge, die ihm kein Deutscher nachgelogen hätte. Von dieser Seite war er immer noch unschädlich: Aber das Männlein ließ sich auch einfallen, den Freygeist zu spielen und in seine Plappereyen Seitenstiche auf die Religion einzumischen! Zum Glück that er das mehrentheils nur in der obersten Klasse, wo Herz seinem Gifte den gründlichsten und überzeugendsten Unterricht in der Religion entgegensezte, so daß Herr Chapelle bey allem guten Willen wenig Schaden anrichten konnte.

Das war denn das löbliche Kollegium der Arbeiter am Gymnasio zu Arlesheim! Das waren die Maurer und Zimmergesellen, mit denen sich unser Herr Direktor anheischig gemacht hatte, ein Gebaeu aufzuführen, nach dem auch bald die Cosmopoliten wallfahren sollten! Dennoch war ihm bey diesem Handel immer noch ganz wohl zu Muthe, weil er vermöge seiner Kurzsichtigkeit und durch Schmeicheley bestochen die meisten Lehrer für 50 pro Cent besser nahm, als sie wirklich waren.

Mittlerweile stand die Sonne schon hoch am Mittage, und Heineccius, der eben vom Rathhause kam, ermangelte nicht auf ein Augenblickchen einzusprechen und sich nach dem Befinden seines theuern Freundes zu erkundigen. Von ohngefähr fand er Israelchen auf der Treppe und erkannte ihn sogleich für den Sohn vom Hause. Mit ofnen Armen lief er auf ihn zu: Mein liebstes Kind, wie freu ich mich, sagte er, Sie –

Indem hatte ihm Israelchen schon den Rücken zugekehrt, und sagte in seinem gewöhnlichen Tone: Neh, ich will nicht! ( scilicet: umarmt seyn!)

Heineccius stand schier wie eine Salzsäule und verlohr vor Erstaunen Bewegung und Sprache. Doch, reich an Hypothesen, die ihm zu jeder Zeit zu Gebothe standen, bildete er sich ein, Israelchen halte ihn für einen andern, der ihm etwa was zu Leide gethan hätte: Er erholte sich also geschwind wieder und sagte zu ihm: Sie irren sich, mein Kind! Ich bin nicht der, für den Sie mich halten: Ich bin der Stadtdirektor Heineccius.

Auf dis Wort wandte sich Israelchen um, sah ihn von Kopf bis zu den Füssen an, schlug eine grosse Lache auf und sagte: Sie wollen Direktor seyn? Ja prost die Mahlzeit, mein Vater ist Direktor und Sie sind ein –

Ein grosses, grosses Glück war es, daß die Frau Direktor so eben die Thüre rauschend aufriß und durch diesen stärkern Schall den geringern von dem äusserst pöbelhaften Worte übertönte, das Israelchen ausstieß. Heineccius hörte es wirklich nicht und ich bin sogar noch zweifelhaft, ob ich es meine Leser soll hören lassen. Doch warum nicht? Ich denke, Israelchens Charakter und Sitten sind Ihnen nachgerade geläufig genug, daß auch die allergrößte, unglaublichste Impertinenz bey ihm gar nicht mehr auffallen kann. Also es war Ein – QUARK. Nimmermehr hätte Heineccius diesen groben Brocken verdaut und alle seine Hypothesen hätten ihn hier sicher im Stiche gelassen. Aber so ging der Schuß noch bey einem Haare vorbey und die Frau Direktorn, der gleich nichts Gutes schwante, warf in der größten Geschwindigkeit einen Umschlag auf die versengte Stelle. Ihre ergebenste Dienerinn, mein Herr Stadtdirektor, rief sie: Ists Ihnen nicht gefällig, hereinzuspazieren? Israelchen, ich will doch nimmermehr hoffen, daß du dich gegen den Herrn Stadtdirektor unartig aufgeführt hast? Sie müssens ihm schon vergeben, das arme Kind, es verdient Mitleiden! Er hat eine Wunde im Kopfe, die durch die lange Reise von 5 Tagen und durch das beständige Rütteln und Schütteln im Wagen wieder aufrührisch geworden ist.

Heineccius war nun schon im Zimmer und der Herr Direktor stimmte gleich in die Klagen und Versicherungen seiner Ehehälfte ein. Mein liebster, gütigster Freund, sagte er, ich habe Ihnen einen Umstand verheelt, an den ich nie ohne Seufzer denken kann. Mein Israel hat das Unglück gehabt, mit einem Steine auf das Gehirn geworfen zu werden. Der Chirurgus ist unbarmherzig mit ihm umgegangen und ich glaube gewiß, es sizt noch irgendwo ein Splitter, der ihm grausame Schmerzen verursacht. Deswegen ist er itzt unausstehlich eigensinnig und wild, und wir alle beyde sind nicht im Stande, ihm Saum und Gebiß anzulegen. Sie können leicht denken, daß das meine Gemüthsruhe und Zufriedenheit ungemein stört, und bey dem grossen Entwurfe, der mir itzt auf dem Nacken liegt, seh ich kein ander Mittel vor mir, als ihn aus dem Hause zu thun und in Pension in zu geben. Rathen Sie mir, liebster Freund, zu wem? Wohin?

Heineccius ward durch diese Vorstellung völlig beruhiget und mit wahrer, herzlicher Theilnehmung erwiederte er: Mein theuerster Freund, ich bedaure Sie aufrichtig! Aber seyn Sie nur ganz ruhig, ich will heute noch an jemand schreiben und einen Versuch machen! Ich denke, es soll mir nicht fehlschlagen, Ihren Sohn recht gut unterzubringen.

Wer war froher als unser Herr Direktor! Seine Nothlüge hatte nicht nur vortreflich angeschlagen, sondern er konnte auch hoffen, endlich einmal diese Nessel von seinem Fleische los zu werden, die ihn so lange gebrannt und gepeiniget hatte.

Nun kam der Diskours sogleich auf die eben abgeschiedenen Kathederherren: Denn Heineccius platzte schier vor Ungeduld, Spitzbarts Urtheil von ihnen zu vernehmen. Was er eigentlich vermuthete und befürchtete, wars der Herr Direktor würde sie alle zusammen, den einzigen Herz ausgenommen, nicht für einen Schuß Pulver werth halten und sich gradehin erklären, aus solchen Hölzern wären er und Klopstocks Eloah nicht im Stande, Merkure zu schnitzeln. Es könnte auch leicht so gekommen seyn, wenn nicht Fein mit seinem Rauchfasse gleich anfangs vor den Riß getreten wäre. Das machte eine Totalveränderung in dem Urtheile unsers Spitzbarts.

Im ganzen genommen, sagte er, bin ich mit meinen Leuten um gute 50 pro Cent mehr zufrieden, als ich mirs vorgestellt hätte; Nur das desiderir ich, daß manche nicht an ihrem rechten Platze stehen! Fein sollte Rektor seyn und Herz Prorektor. Das ist ein allerliebstes Männchen, der Fein: Von einem so sanften Flusse der Beredsamkeit, daß man ihm mit tausend Vergnügen zuhört. Er hat sich bereits nach meinem Ideale gebildet, wie er mir versichert hat und entrirt auf alle meine Ideen. Mit dem Manne getrau ich mir alles mögliche anzufangen und ich werd ihn dieser Tage gleich zu mir bitten, denn er hat mir versprochen, mir den ganzen innern und äussern Zustand der Schule haarklein zu entdecken. Nächst diesem bin ich auch mit Wenzkyn ungemein wohl zufrieden. Wer mir einen Haufen von mehr als 60 Knaben ohne Stock in Ordnung halten kann, das ist gewiß kein schlechter Schulmann, und was ihm etwa noch fehlt, wird er bald auch lernen, denn ich hab ihm mit meinem Ideale ein Geschenk gemacht, worüber er ausserordentlich vergnügt war. Die übrigen zeichneten sich freylich nicht so sehr zu ihrem Vortheile aus: Doch ich will sie schon nach und nach ins Gleiß bringen! Hutter ist ein guter stiller Mann und wenn Rosentreter nur erst fähigere Köpfe zu Schülern haben wird, worüber er sehr klagt, so wird er auch mehr mit ihnen ausrichten. Aber was soll ich zu dem monstrum horrendum, infandum, zu dem Konrektor Burmann sagen? Solch ein rude pecus ist mir nie vor Augen gekommen. Kaum glaub ich, daß der Mann den Eutropius versteht.

Scht, scht, unterbrach ihn Heineccius, hierinn sind Sie ganz irrig, Freund! Burmann ist ein gewaltiger Gelehrter in Sprachen und liest jedes griechische und lateinische Buch weg, als obs deutsch wäre. Ich sage Ihnen sogar, er steht mit Ernestin im Briefwechsel, der viel aus ihm macht und der ihm auch bey seiner Ausgabe vom Fabricius sehr schöne Beyträge zu verdanken hat. Aber freylich die Sitten, die Sitten! Doch was Sie sich bey andern getrauen, wird auch bey diesem keine Hexerei seyn und vielleicht bringen Sie ihn noch auf seine alten Tage dahin, daß er sein grobes Fell ablegt, wozu ich Ihnen im Voraus von Herzen Glück wünsche. Aber eine Frage, liebster Freund! In wie lange denken sie wohl den Plan unsrer Schulverbesserung aufs Reine zu bringen? Nicht als ob ich Sie drängen wollte, sondern aus einem andern Grunde!

Hm, sagte der Herr Direktor mit einer wichtigen Miene, wenn ich mich recht angreife, wie ich nicht unterlassen werde, in einem halben Jahre!

Gut, erwiederte Heineccius, meinetwegen noch länger! Aber Sie haben es itzt nicht bloß mit mir zu thun, sondern mit unserm ganzen Publikum, und Sie wissen, was das Publikum für ein sonderbares, ungeduldiges Ding ist. Ein halbes Jahr würde ihm eine Ewigkeit zu seyn dünken! Also dächt ich, liebster Freund, Sie gäben gleich nach Ihrer Introduktion etwas zum Besten und machten irgend eine kleine Einrichtung, die ein wenig in die Augen fiele, damit das Publikum so lange hingehalten würde, bis Sie endlich dahin kommen, daß Sie Ihre grossen Maschinen können spielen lassen. Sie schlagen mir meine Bitte nicht ab, nicht wahr?

Wie könnt ich, mein theurester Freund und Mäcen? war die Antwort: Sie haben unumschränkt über mich zu befehlen! Ich will gleich nach meiner Introduktion alle Klassen visitiren, dann wird sich schon was finden, wobey man einen kleinen pädagogischen Kunstgriff anbringen kann.

Bravo, bravo, rief Heineccius: Also darauf kann ich mich verlassen, und nun noch eins, und noch eins! Auf Ihren Introduktionstag geben Sie uns doch eine kleine Rede zum Besten, das versteht sich: und ja nicht anders als Deutsch, obs gleich wider den hiesigen Stil ist! Auf meine Verantwortung! Und dann hab ich Ihnen hier ein kleines Reglement aufgesezt, damit Sie sich nicht etwan als ein Neuling gegen die grosse Göttin Etiquette versündigen, die auch in unsern Mauren hoch verehrt wird. Machen Sie nur Ihre Besuche in dieser Ordnung, nemlich von übermorgen an: Denn auf morgen nehm ich Sie in Beschlag, Mittag und Abend! Wundern soll michs übrigens, wie Sie Mirus aufnehmen wird. Doch ich denke noch immer, er wird den bon ton beobachten und für Sie nicht zu Hause seyn, und dann versteht sichs von selbst, sind Sie wieder nicht zu Hause, wenn er kommt.

So endigte sich die Unterhaltung der beyden Direktoren und sie schieden nun voneinander, um ihres Leibes bey der Mittagstafel zu pflegen.


*


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