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Sie wurde vom Sachverständigen mit ziemlicher Bestimmtheit für die erkannt, aus der der Schuß auf den Arzt abgegeben worden war. Es war dasselbe Modell, nach Größe und Ausführung dieselbe Waffe wie die in des Doktors Schreibtisch. Wie bei dieser enthielt die Kammer einen Rahmen für sechs Patronen, von denen noch fünf vorhanden waren, während die eine abgefeuert war.
Wie war dieses Zusammentreffen zu erklären? Woher die seltsame Übereinstimmung, und wie kam die Waffe an diesen Platz? Eines lag auf der Hand: sie war nach der Tat vom Mörder weggeworfen worden, damit ein für ihn gefährliches Beweisstück beseitigt wurde. Sie hatte hier ein verborgenes Dasein geführt, nahe am Schauplatz der Tragödie und fast unter den Augen derer, die um ihr Opfer trauerten. Und sie war noch vorhanden, nachdem wochenlang Gelegenheit gewesen war, ihre fatale Existenz zu beseitigen und eine Spur zu verwischen, die leicht zum Verräter werden konnte.
Warum war der Täter nicht noch einmal zurückgekommen und hatte den Versuch gemacht, sie zu entfernen? Fürchtete er nach dem Glauben des Volkes, daß das Blut des Opfers um Rache schreie und ihm dieser Weg zum Verhängnis werden könnte? Oder war er ein ganz Schlauer, der wußte, daß man den Täter noch einmal erwartete, und der eben deshalb nicht gekommen war, obgleich es galt, einen einmal begangenen Fehler gutzumachen? Der Untersuchungsrichter war zufrieden. Da waren noch Rätsel, aber sie würden gelöst werden. Verbrechergenies sind selten. Verbrecher stolpern immer einmal über ihre eigenen Beine. Bei größter Vorsicht unterläuft ihnen eine Dummheit, die oft schwer zu begreifen ist. In dem Bemühen, ihre Spuren zu verwischen, erzeugen sie welche und verraten sich. So wird es auch dieser machen.
Karsten legte das schon recht ansehnliche Aktenbündel mit viel Zuversicht aus der Hand.