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p. 9 widerlegt er Fichte's Handeln ohne Handelndes.
p. 11-13 aber, wie Fichte das Ich als Wirkung ohne Ursach setzte, so setzt es Fries als Ursach ohne Wirkung. – Ich sage, das Denken ist nur gleichnißweise Thätigkeit oder Handeln zu nennen.
p. 13. Ich sage: Leben ist da wo die Reihe der Kausalität abbricht und sich ein Wirkendes zeigt, das wir nicht wieder als Wirkung denken. – Die koncentrische Bewegung der Weltkörper ist Wirkung der Schwere: für ihre excentrische Bewegung nehmen wir eine unbekannte Ursach, πρωτον χενούν, an, setzen sie daher nicht als Leben.
Aller Organismus ist lebendig: Denken ist nicht Charakter des Lebens: denn wo fängt es in der Stufenfolge der Organisationen an? beim Polyp oder bei der Auster?
p. 52-56. Grundfalsche Erklärung der sinnlichen Wahrnehmung.
p. 70. Der Unterschied zwischen Sehn und Wissen daß man sieht ist Unsinn: denn das zweite liegt im ersten. – Eben so zwischen dem Wissen mathematischer und philosophischer Gesetze und dem Wissen von diesem Wissen. Das letztere ist nämlich bloß das abstrakte Wissen, ein Compendium, verjüngter Maaßstab des ersten.
p. 72. Plattes Geschwätz gegen moralische Selbstprüfung.
p. 77 über dunkle Vorstellungen viel Falsches und Heterogenes zusammengemengt. Auch das im Gedächtniß Aufbewahrte zählt er dazu.
p. 82, 83: seichtes Geschwätz über das Ich.
p. 95-100. Falsche Theorie des Gedächtnisses. Das Zugleichseyn von Vorstellungen in uns ist schon darum unmöglich, daß die Form des innern Sinnes nicht Raum ist, sondern Zeit.
p. 127. Was er hier »vereinigende Anschauung« nennt ist der Verstand, der einen Begriff bildet; was derselbe sowohl thut, indem er das im Raum Getrennte vereint zum Einzel-Begriff, – als indem er das in der Zeit Getrennte vereint zum Gemein-Begriff. Beides ist Werk der Kategorie der Relation als Substanz und Accidenz.
p. 128 nennt er Raum und Zeit ein gleichartiges Mannigfaltiges!
p. 183, oben, giebt er ein Beispiel von einem hypothetischen Urtheil, – das aber gar keins ist, sondern bloß so aussieht, weil er wenn sagt, statt wann oder wo. Es ist ein kategorisch problematisches Urtheil.
ibid., unten: das sogenannte divisive Urtheil ist ein identisches kategorisches, nämlich eine Definition.
p. 233-240. Meistens alles falsch.
Den Unterschied zwischen analytischer und synthetischer Abstraktion (233) finde ich nicht.
Abstrakte Vorstellungen (235) giebt es gar nicht, sondern nur abstrakte Begriffe. Das Schema ist ein Schema des Begriffs, das ist unmöglich: sondern Schema eines willkührlich gewählten Repräsentanten des Begriffs, bei welchem ich mir der willkührlichen Wahl bewußt bin.
Normalideen giebt es nur von bestimmten Speciebus der Natur, nicht von generibus
An dem p. 236 beschriebenen Bild eines Einzeldings giebt es nichts Abstraktes.
Das wichtige Gesetz p. 239, unten, ist ganz falsch.
p. 283. 284 zeigt sich zuerst recht deutlich der faule Fleck! »Daseyn Gottes ist angeborne Idee.« – »Den höchsten Grundsätzen liegt noch ein Gesetz zum Grunde.« – »Aus der Theorie der Vernunft wird abgeleitet, was für ursprüngliche Erkenntniß wir haben müssen.« – Müssen! secundum quam legem müssen? –
p. 286-295. Aus diesen wenigen Seiten ist Friesens gänzliche Verkehrtheit, Verworrenheit, Mangel an philosophischer Besonnenheit deutlich zu sehn. Ich kritisire daher ausführlicher:
1) p. 287: »eine Erkenntniß heißt wahr, wenn ich mir bewußt bin, sie in meiner Vernunft zu haben, falsch, wenn ich mir bewußt bin, ihr Gegentheil zu haben.« Dieser sein »andrer Begriff der Wahrheit« ist höchst absurd. »Falsche Erkenntniß« ist schon contradictio in adjecto: denn Erkenntniß heißt Uebereinstimmung eines Begriffs mit einem Gegenstand der Erfahrung: dasselbe also was Wahrheit heißt. Man kann also nur von falschen Begriffen reden, nicht von falschen Erkenntnissen. Er macht diesen Unterschied nicht, braucht also Erkenntniß statt Begriff. Dies zugestanden, ist sein Satz doch sinnlos und müßte, um nur Sinn zu erhalten, so heissen: »eine Erkenntniß (Begriff) ist wahr, wenn ich mir bewußt bin, sie › als wahr‹ in meiner Vernunft zu haben, falsch, wenn ich mir bewußt bin, ihr Gegentheil › als wahr‹ in meiner Vernunft zu haben«. Womit nichts gesagt wäre: und doch ist diese Aenderung nothwendig: denn entweder Erkenntniß heißt schon mit der Erfahrung übereinstimmender Begriff, und da ist jede Erkenntniß wahr, also sein Satz falsch: oder Erkenntniß heißt bloß Begriff, und da wäre jeder Begriff, den ich habe, z. B. Hippokentauros, wahr, also sein Satz falsch.
2) p. 290. Daß die Erkenntniß dem Gemüth unmittelbar ohne Schlüsse gegeben sei, hat er schon oben behauptet, ist aber ganz falsch. Sie beruht auf einem auch dem rohesten Verstand geläufigen Schluß, der aber gar nicht in Worte gebracht zu werden braucht. Ein Beispiel: ein vom Staar Operirter sieht, ohne zu erkennen, d. h. jenen Schluß zu machen: was er sieht, betastet er, der betastete Körper wirkt auf seinen eignen, dies Wirken lernt er Seyn nennen, und schließt fortan, daß jeder Gegenstand, den er sieht, bei der Annäherung auch so wirken werde, er lernt die Wahrnehmungen eines Gegenstandes durch alle Sinne zu einem Begriff vom Gegenstand, als einem ens, Substanz, vereinen, d. h. er lernt den Gebrauch der Kategorien, den er vorher nur nach Wahrnehmungen der andern Sinne anwandte, nun nach Wahrnehmungen des weitreichenden Gesichts anwenden.
3) Ibid. unten. Daß er das Nothwendige, Allgemeingültige, Apriorische in unserer Erkenntniß, d. h. die Bedingungen der Erfahrung, ewig und absolut nennt, – ist der große Irrthum Aller, die die Kritik der reinen Vernunft nicht in ihrer Tiefe verstanden haben: der große Punkt, der Schlüssel aller Weisheit ist das bessre Verständnis hievon!
p. 291 wird die Wahrheit des Begriffs Gott postulirt.
4) p. 290-95: hier zeigt sich sein Grundirrthum, welcher ist die Voraussetzung von einem Ding an sich, einem Gespenst, das aus gänzlicher Unfähigkeit deutlich zu denken entspringt. (Was Kant mit dem Ausdruck meint, nämlich das Ewige, gehört nicht Hieher.) Dies Ding an sich soll seyn ein Seyn unabhängig vom Erkanntwerden, und dessen Erkenntniß ist es, was er transscendentale Erkenntniß nennt; wie toll! Hieraus erklärt sich der Unsinn, der p. 287 vorgebracht ist. – Seine ganze Weisheit, daß unsre Erfahrungs erkenntniß nur » empirische«, nicht » transscendentale« sei, ist nichts als die auf der Oberstäche liegende Bemerkung, die schon Sextus Empiricus adversus Mathematicos Lib. 7 p.191 (Gaedicke, historia philos., p.180) und Cicero, Acad. quaest., Lib. 2, c. 24 macht – Fries begreift nicht, daß das Wort Seyn bedeutet » durch Sinne und Verstand erkannt werden«, »Ding« das so Erkannte und mehr nicht.
p. 301-309. Viel Gutes über die Unmöglichkeit eines obersten Princips alles Wissens, und Erklärung der verschiedenen Bedeutungen des Wortes Princip.
p. 159-161 steht seine Meinung im Allgemeinen vom Ursprung der Ideen (im Kantschen Sinn), wobei sich in seine Ansicht ein deutlicher Blick thun läßt.
p. 171 über die Leerheit des Begriffs des Absoluten, viel Wahres.
p. 177, 78. Sehr merkwürdige Stelle über Schelling.
p. 179 zeigt sich deutlich wie er noch am Ding an sich laborirt.
p. 190-206 giebt den Grund seiner Ansicht, die sich als höchst verworren, dumpf und seicht bewährt, obgleich hin und wieder ein Gedanke ist.
p. 225, 26. Gefasel über die Lebenskraft, das blosse Worte hat ohne einen Gedanken.
p. 242-43. Sehr viel Wahres über die Freiheit, in dem schon die Grundzüge von dem liegen, was Schelling 1809 in seinem Aufsatz über die Freiheit ausgeführt hat.
p. 244: »Jeder Kraft in der Natur kommt ein Grad zu, der immer grösser oder kleiner werden kann: also auch meiner Tugend«: – was ist denn hier diese Natur, unter die auch mein Wille klassificirt und ihren Gesetzen subordinirt wird? woher erkennt Fries deren Gesetze? –
Ich sage, mein Wille ist absolut, steht über alle Körperwelt und Natur, ist ursprünglich heilig, und seine Heiligkeit ohne Schranken: vielmehr die Macht der Welt über mich hat Schranken, nämlich der terminus ist Vernichtung meiner Person: dann ist sie für mich nicht mehr: darum ist meine Freiheit ein absolutes Gesetz und für sie ist kein Unmögliches
So ist es theoretisch: und es kann keine Versuchung geben, von der sich a priori sagen liesse, daß keine Tugend ihr überlegen seyn könnte. Ob aber vielleicht Menschwerdung und Unheiligkeit des Willens unzertrennlich sind, ist eine andre Frage, die ganz ausser dem Gebiete des Erkennbaren liegt.
p. 273 steht das Credo unsres Philosophen: er gläubt an Gott Vater, Sohn und Heilgen Geist, Amen! –
Uebrigens hat er Recht (auf den kurz vorhergehenden Seiten), daß von allen Theologien die populäre die gescheuteste ist: nämlich Gott hat die Welt gemacht und die Moral ist sein Wille.
p. 300 bis zu Ende: Polemik gegen Schelling.
p. 19-26. Sehr seicht.
p. 34. Daß man Kants Zweck an sich nicht in göttliche Seeligkeit umschaffen soll.
p. 34-39. Von der Lust am Guten: ein Muster von Verworrenheit und Seichtigkeit.
p. 66-71. Schrecklich seichtes Gewäsch vom Triebe der Menschheit.
p. 77 steht die Kantische Abgeschmacktheit, daß wir gegen fremde Leiden unempfindlich seyn müssen, wenn unser Wohlthun moralischen Werth haben soll.
p. 129-131. Gegen Schleiermachers Kritik der Sittenlehre.
p. 157-166 zeigt sich seine ungemeine Seichtigkeit in hellem Licht.
p. 179-183 stehn alle Principien, nach denen man Tugend- und Rechts-Lehre hat sondern wollen: alle sind falsch, doch in jedem etwas Wahres, ausser in Friesens eignem.
p. 195-98. Musterung aller Einwendungen gegen den Selbstmord. Fries scheint ihn zu billigen.
p. 199. Unmäßigkeit im sinnlichen Genuß ist nicht unmittelbar pflichtwidrig: auch Lügenhaftigkeit nicht.
p. 200-2. Ueber Leidenschaft, Tugend, Laster – seichtes Geschwätz.
p. 206. Drei Tugendpflichten: Ehre, Gerechtigkeit, Religion. Unendlich seicht!
p. 211-25. Rechtslehre:
Princip: Gleichheit des Rechts; d. h. der Personen, aus der Idee der persönlichen Würde der Vernunft.
Drei Postulate zur Möglichkeit seiner Anwendung: Eigenthum; Gültigkeit von Verträgen; Bürgerliche Verfassung.
Princip des Eigenthumsrechts: Vertrag und Uebereinkunft.
p. 270-71. Nach der hier wiederholten Kantischen Erklärung des Schönen läuft es auf Symmetrie hinaus, ( p. 294 Wieland getadelt.)
Daß Kausalität Succession, und Wechselwirkung Zugleichseyn möglich mache, steht Bd. I, p. 283. Bd. II, p.85. 135.
Der magre Grundgedanke von Friesens Vernunftkritik ist folgender: »Wir haben feste Ueberzeugung von der Realität der Aussenwelt, und doch ist unsre Anschauung ganz subjektiv, d. h. wir können nie unsre Vorstellungen mit den Gegenständen derselben zusammenhalten und vergleichen: dennoch haben wir den festen Glauben, daß eine reale Aussenwelt unsern Vorstellungen zum Grunde liegt, obgleich wir sogar einsehn, daß die Dinge an sich in unsern Vorstellungen nur erscheinen, nicht aber unverfälscht durch die Form des Vorstellens durchgehn. – Ebenso fest wie unsre Ueberzeugung von der Realität der Aussenwelt, ist die von der Realität unsrer individuellen unsterblichen Seele, deren Freiheit, und dem lieben Gott Schöpfer: aber auch diese unsre Ueberzeugung ist bloß subjektiv, sie wird jedoch durch jene erste, die Anschauung der Aussenwelt, die auch nur subjektiv ist, zu Ehren gebracht: und auch hier haben wir als Ueberzeugungsgrund den festen Vernunftglauben, daß jenen unsern Vernunft-Ideen auch Gegenstände zum Grunde liegen, die freilich selbst von unsern Ideen derselben sehr verschieden seyn können.«
So werden also jene Ideen der Vernunft, die Kant so mühsam und gewaltig zu Boden geschlagen, ohne weiteres als angeborne Ideen wieder eingeführt, mittelst der Behauptung, sie wären eben nur so subjektiv wie die Anschauung der Aussenwelt.