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XXVII.

Tod ist ein Menschenwahn

Else und Aldebaran saßen unter einer uralten Eiche, dort, wo ein hoher, vom Gras bestirnter Abhang sich jäh in das Oderhaff herabsenkt wie eine Inselfestung mit moosbewachsener Zinne. »Schön ist der Blick hier,« sagte Else. »Schau', Luftpeterchen! Hier oben mußt du dich ja ganz zu Hause fühlen! Du bist so nachdenklich oft, Aldebaran, gar nicht mehr so sonnenfroh wie früher. Sieh' einmal, wie schön: dort rechts das kleine Kirchlein in der Talmulde, von der der Hohlweg in die Bucht führt, dahinter alle die goldwelligen Kornfelder mit ihren grünen Vierecklücken, die mich immer an grobe, vierkantig geflickte Jacken der Dorfjugend erinnern. Vor dem Kirchlein der See von Vietzig, an dem jetzt Franz wieder seinem Alten die Netze ausbessern hilft. Da drüben rechts die weiten, weiten Wiesen mit den vielen Naturkanälen, schilfumwogt dort ein Arm des großen Flusses, links der zweite. Beide umarmen fest die Inselbraut und rollen sehnsüchtig ins Meer. Vor uns das weite, fast uferlose Haff mit seinen Möwen, Yachten und Weltenseglern. Rechts weit am Horizont der große Kiefernwald mit den phantastischen Randsilhouetten gegen einen hellen Silberstreifen, das Meer – das Heimatmeer, die See der Balten, Pommern und Skandinaven! Wir ruhen im Riesenkissen Wald, und darüber das blaue Himmelszelt – sei wieder frohgemut, mein Luftpeterchen! Mir ist so leicht, so hell, als könnte dieses Leben niemals enden!«

Aldebaran schwieg. – »Luftpeterchen! Wie alt können Menschen werden? So um die Hundert rum? Nicht wahr?

Könnte nicht einer mal vergessen werden?

Ich möchte wohl die eine sein. Aber so allein? Nein – nein! –

Wie alt ist dieser Baum wohl, Aldebaran?«

Der holte tief Atem und sagte: »Er sah Napoleons Scharen sich um seine Driften lagern. Er sah hier Schiffe landen, die Gustav Adolfs Leiche über diese Insel trugen. Der sah noch Vinetas Gottestürme dort im Osten sich im Sonnengold färben, er sah noch Wendenfürsten hier im Dickicht Urhirsche jagen und sah all das Leben keimen und vergehen zu seinen Füßen, sah's modern und vermooren und neues auferstehen, sah Vogelmord und Raubtiergier und manch Menschenauge an seinem Altar brechen. Was ist ihm Alter, was ist ihm Tod? Und doch währt auch sein langes Leben noch keinen Atemzug der Ewigkeit.

Auf einem Friedhof bei Madonna del Tule bei Oaxaca in Mexiko steht eine Zypresse, die hat noch Ferdinand Cortez und seinem kleinen Heer von menschlichen Raubtieren und Bluthunden Schatten gespendet, ohne zu ersticken vor Abscheu und Greuel beim Anblick dieser Mörderbande; sie ist 6000 Jahre alt. Zweitausendmal kann diese Eiche jährlich aufs neue grünen; in England sind Eiben, die ebenso alt geworden; im Württemberger Land gibt eine Linde Schatten, die Graf Eberhard im Barte noch gepflanzt, der vom Kreuzzug kam und sie blühend wiederfand. Selbst kleine Moose halten sich Jahrhunderte lang.

Wie ungleich lange läuft die Uhr der vielgestaltigen Wesen. Von hier geht's abwärts: es gibt Pflanzenstöcke, die nicht älter werden als der Mensch, und kleine Algenpflöckchen, die, kaum geboren, verwehen und alsobald, wie ihr so sagt, sterben.

Dort flattern ihre Geschwisterchen, die Eintagsfliegen, die nur sechs Stunden Zeit haben, alle Lust zu fühlen dieser Erde, während ihre räuberischen Larven mehrere Jahre im Wasser morden und vernichten.

Die Bienenkönigin trägt drei Jahre ihre Krone, bis sie der Tod mit weißem Kranze krönt; ihr Prinzregent, der sie küssen darf und ihr die goldenen Schlüssel reichen zum Aufgang ihres ganzen Stammes, ohne selbst ihr Reich zu regieren, büßt dieses Glückes kurzen Augenblick – mit dem Tod.

Viele Liebende mit alabasternen Flügeln merken es nicht, daß das Liebchen, das sie mit ihren Armen umfangen hält, sich schon im Glutgenießen wandelt zum Würgengel. Sie schlafen sich von Wonnen in den Tod.

Ameisenweibchen werden junge Mädchen bis zu 15 Jahren, während die Männchen nur kleine Wochenkinder bleiben und als Babys sterben. So geht es auf- und abwärts mit der Zahl der Odemzüge, die noch auszurechnen sind mit Menschenzahlen bis zu Summen, die man nicht mehr mit Sekundeneinheit überschaut.

Das Pferd kann 40 Jahre dem Menschen dienen und doch nicht verzweifeln im Joch und Zügel, an Sporn und Peitsche – aber sieh' nur jedes Pferdeauges Heimattrauer, wie es träumt von Steppen und von Pampas und einem seligen Tummeln seiner Ahnen mit zehntausend Mähnenbrüdern! Bär zählt gar 50 Jahre, Löwe ist ein junger Königserbe noch, wenn er mit 35 Lenzen sich bettet in die Gruft seiner Ahnen neben den Grabmälern der Pharaonen. Die Wüste ist ein schönes Königsgrab, Else – dort müßte man schlummern wie im Grab der Sterne, wo jedes Sandkorn wie ein Trauerflämmchen glüht, um einer Königsseele ewige Schlaflieder zu singen – Schlaf- und Vergessenslieder – – und der Mensch – und wir, wir armen höhern Geister!

Ach, Else, willst du fragen, was ist Tod und was ist Leben? Hüte dich vor dem Gedanken!

Die Menschen gleichen Wasserschöpfern, die zum Strome schreiten und heben den Eimer aus dem Strom und halten ihn hoch in die Lüfte und rufen: »Siehe, wir schauen das Leben, und was verschüttet wird, ist tot!«

O, ihr blinden Wasserträger, ihr vom goldenen Eimer allzu stark Geblendeten!

Das Leben ist dort links der Ozean, der von den Bergen kommt, und Tod ist jener Ozean, der sich rechts aus Meeren bildet. Und beide Meere gehen miteinander in die Höhe! In euern Eimern haltet ihr ein winzig Spiegelbild von beiden. Ja, Leben ist ein zeitlich Tor, ein Netz nur, durch das die ewige Welle zieht ... Auch ihr Menschen seid nur ein wundersamer Kristall mit vielen Kammern, in dem sich alle Lebensstrahlen zeitlich brechen. Sie gehen durch eure Leiber hindurch, sie sprühen auf zum Strauß der bunten Lebensblumen, ihr fühlt sie eine Frist mit Herz und Seele, doch diese Seele sammelt sie, geht von euch und führt die reinsten Strahlen weiter. Doch sie ist einmal Mensch gewesen. Hineingesenkt nur als Idee in einen atmenden Kelch, den sie selbst geschaffen, war Ihr bei den meisten noch unklar, was sie sollte.

»Den Widerstand besiege!« sprach Gott. »Und werde meiner Träume Siegel! Und mache das Gegenständliche, das zu Durchdringende nur immer feiner, immer seidenheller, daß alle Siegel meinen Umriß geben!«

Ja, wahrlich, Else, Idee und Gegenstand – das ist Gott und die dumpfe Finsternis. Sie ringen umeinander. Sieh', wie herrlich ist die Welt, wo dieser Sieg schon jetzt entschieden! Im Ätherblau, im blauen Marmorschloß der Nacht mit den hellen Silberadern ihrer Steine, im Feuerwagen der Königin Sonne, die über Glutfelsen steigt und versinkt im Purpurportale, im Schattenspiel der lichten Wollenwände, – wer erkennt da nicht den gigantischen Künstlergeist vieler durch einen gefügigen Schleier hindurchleuchtenden Träume!

In den winzigen Säulenhallen der Kristalle, im Tropfen, der das Weltall spiegelt, im Federflöckchenschnee, in Farnennadeln, die der Winter spinnt auf helle Scheiben, im Blütenmeer und der lieblichen Form aller seinen, spinnwebendünnen Widerstände – da bildet die Idee mit freier Schönheitshand!

Sie hat Millionen Jahre aufgebaut und immer noch Ungefügiges in ihre Schichtungskunst gezwungen und war durch Millionen Wesen auf dem Marsch auch zu dir, dem Menschenkind, und blieb dieselbe Seele, schuf sich das Auge, daß es die Sonne streife, das Ohr, daß es den Mantel der göttlichen Ideen rauschen höre, das Tastgefühl, daß es die Schönheit mit geschlossenem Auge fände – und schuf sich endlich auch das Menschenherz – daß es die ewige Güte aller Schöpfung ahne!

Im Menschenhirn ward endlich so die Harfe unter des Meisterbauers Bildnerhand, an der er wohl Millionen Jahre fügte und zur Probe spielte, verwarf und wieder aufbaute, bis der Klang was Tüchtiges ergab: den Glauben an uns selbst und unseren himmlischen Ursprung!

Und nun, Else, glaubst du, daß diese Seele, die sich hindurchgewühlt hat den langen Weg von Äonen durch Schlamm und Schutt, Trümmer und Scherben von ihren Vorgestaltungen, sterben könne, wenn ihre Harfe zerbricht? Nein, Else, der Tod macht nur die ewigen Lieder frei von dieser Zeitenharfe. Sie werden neue, schöne Geigen finden, die alles widertönen, was sie einst empfunden. Heißt Leben nicht ein Echo sein von allen Liedern, die Vergangenheit gesungen?

Ich sage dir, glaub' nicht an Tod! Tod ist nur Wechsel eurer Wohnung. Deine unsterbliche Seele kann sich, von deinem Leib geschieden, noch höhere Glockenstühle suchen als Harfe, Zimbeln, Orgel oder Hirne sind – auch du bist solch eine von Meisterhand gefügte Wundergeige.

Endlos zurück reicht dein Anfang, ebenso endlos ist dein Weg nach vorne! Ich habe dir gezeigt, Else: selbst das rohe, ungefügig Gegenständliche, der Stoff, die Lebenskerne des rein Körperlichen haben ihren Kreislauf, kein Titelchen kann daran vergehen – und etwas, was so schön geklungen, was schöner ist als Himmel und Sterne, der geheiligte Kristallspiegel, in dem die Idee sich selbst spiegelt, zum erstenmal sich mit eigenen himmlischen Augen sah und sich tief erschauernd begriff – die Menschenseele – die allein sollte sterben können?

Tod! Else, ist ein Menschenwahn! – – –

Was war ich selbst einst, Else?

Jetzt bin ich ein Sternengeist, der eine Welt zu leiten hat nach höherem Ermessen. Dort auf der Doppelsonne meines fernen Reiches, das ihr Aldebarans Land heißt, bin ich der Gott, ich die Idee, ich der Künstler, der nach meinen Fähigkeiten Form und Inhalt prägen muß. Auch ich habe Wesen geformt nach meinem Ebenbilde, aber aus reinerem, leuchtenderem Stoff als eure Leiber sind! Aus glühendem Gewebe ist die Harfe geformt, darauf die Aldebarankinder mich und den, der hoch noch über uns ist, preisen. Im Laufe vieler Millionen Jahre ward auch ich aus einem Menschenkind ein Sternenfürst.

Von dem Weg der Vorzeit bis zum Menschen weiß man Dunkles nur. Wohl blitzen ab und zu wie Wetterleuchten die Testamente der Vorahnen auf: denn von jeder Harfe, die verworfen wird, bleibt wohl ein kleines Bildchen in der neuerbauten liegen. Es türmt sich so das immer Neue auf wie ein Schloß mit hellen Zinnen, auf dunklem, aber festem Fundament des Gewesenen! Immer deutlicher wird im Aufstieg unserer Geister die Rückerinnerung. – –

Noch weiß ich wohl, daß ich, Aldebaran, auch einst ein kleiner indischer Knabe war, der mit Hindumädchen spielte, der Schlangen tanzen ließ und Gaukeleien trieb auf Märkten und in Königsschlössern. Da nahm mich einst ein alter Mann zur Hand – ich wußt' es nie, war es mein Urahn oder war's das Schicksal – und führte mich einer großen Bande zu von Zigeunern, Ägyptern, Arabern, Schwerttänzern, Seilkünstlern, Schlangenbändigern, Fakiren, Turnern am Bambusrohr, Trommelspielern und Zimbelschlägern, Malern, Bildnern auf Tonscheiben; die zogen alle auf weiten Märschen in das Gotenreich nach Italien. Wer weiß, was sie dort lockte? War's Gold, Gewinn und Ruhmessucht, oder war's Bestimmung, daß alle Kunst, gleichwie ein Saatenregen zu Goten kommen sollte, die dem Schöpferischen zu bestimmt sind wie keine Erdenrasse – genug, wir waren eines Tages vorm Königszelt des letzten Gotenkönigs Teja.

Ach, wie zerschmolzen war dieser Goldährenstrom von hellgelockten Kriegern mit Kornblumenaugen! Immer anbrandend an die fremden Klippen und Felsendämme der Italer und Oströmer aus Byzanz, war das Meer zu einem kleinen See gefallen. Eine tiefe Trauer und Ergebenheit ins Unvermeidliche hing über diesen Heldenresten eines ganzen Volkes. Sie waren auf die letzte Schanze getrieben von den rings anrennenden Wolfssöhnen. Am Fuße des Vulkans, wo Lavamassen und Basalte natürliche Tore gebaut hatten, die sich ausnahmen wie Grabmäler von Hünen, setzten sie sich zur letzten Wehr. In diese Felsenburg waren die Gaukler miteingeschlossen. Der finstere König Teja hatte ein gutes, mitleidiges Herz. Er schickte ins Römerlager und ließ uns freien Abzug auswirken. Alle meine Stammesgenossen zogen freudig ab.

Ich nicht. Im Lager war ein eben aufgeblühtes Kind des Herzogs Balthurs, Baltharis, die sah mir einst zu, wie ich auf hoher Bambusstange meine Künste trieb und frei auf dem Kopf in die Lüfte ragte. Als ich herunterkam, da klatschte sie unaufhörlich in beide Händchen und winkte mir und nahm dem älteren Bruder seine Eisenkette vom Hals und legte sie um den meinen: da schoß in meinem Herzen jähe Liebe auf und wuchs und wuchs schnell, reißend schnell zu ungeheurer Glut. Und eines Tages, als alle schon abgezogen waren, die zum Gauklerheer gehörten, und sie mich gewahrte unter den Kriegern der Zeltwache ihres Vaters, der im Königszelt schlief – da trat sie auf mich zu:

›Warum bist du nicht mit den Deinen fortgezogen in die Freiheit?‹

›Ich sage es nicht!‹

›Ich will es wissen. Sprich oder ich kenne dich nicht mehr!‹

›Ich blieb um euretwillen, Herzogin!‹

›Was willst du von mir?‹

›Nichts!‹

›Womit kann ich dich beschenken? Uns blieb wenig zu vergeben!‹

›Mit nichts. Ich will nur um euch sein. Weil ich euch liebe!‹

›Du wirst mit uns sterben müssen, wenn du nicht gehst.‹

›Ich bin bereit. Aber müßt ihr denn sterben, Baltharis?‹

›Ja. König Teja hat zwar auch den Weibern freien Abzug erwirkt. Aber es ist niemand gegangen. Nicht Frauen, nicht Kinder, nicht Jungfrauen!‹

›Ist Flucht unmöglich?‹

›Fliehen? Wenn unsere Heldenbrüder und Väter sterben? Wozu sollen wir leben?‹

›Ein neues Reich zu gründen!‹

›Wovon?‹

›Von meiner Liebe!‹

›Ist die so reich?‹

›Ja, Herzogin, ich trage in mir des ganzen Orients Künste und sein geheimes Wissen. Du Gotenkind der Treue! Unser könnte die Welt sein!‹

Da begann sie zu weinen und sie duldete, daß ich ihr Blondköpfchen an meine nackte braune Brust nahm.

›Ich fürchte mich so vor dem Tode!‹ sprach sie leise. ›Ach, grausig muß es sein, das Nichts!‹

›Wer weiß, daß er sterben muß, soll seine Tage nützen! Sein wir wie Schmetterlinge, die nur Stunden gaukeln und dann sinken. Ich bin kühn und habe hohen Sinn wie du. Ergib dich mir! Wir wollen glücklich sein. Es ist nicht weit mehr bis zum Tode!‹

Da raffte sie sich auf. ›Sei heut um Mitternacht am Opferstein! Ich will nicht sterben ohne Kuß!‹ Sie preßte meine Hand und war verschwunden. Dies weiß ich alles klar und sicher noch.

Der Abend kam heran. Da, von den Lavazinnen Trompetensignale. Die geschlagenen Eisenglocken wieherten zum Kampf. ›Zum Tor, zum Tor! Die Römer stürmen!‹ – Der König selbst voran. Um ihn seine Helden. Mit ihren Leichen haben sie das Tor verstopft. Umsonst, mit kurzem Schwerte, Schild und ehernen Helmen stürmten Tausende von Römern in die Felsenburg.

Ich hatte mitgekämpft, Speere gereicht, Steine gerollt und blutete an der Stirn. Da stürzte ich zu Baltharis. Sie lief den stürmenden Kriegern entgegen wie ein goldener Schmetterling ins Feuer. Man traf sie schwer am Halse. Über den blutenden Schwan warf ich mich.– – – – Dann weiß ich nichts mehr von meinem Menschenleben. Aber alle Phasen, die nun kommen, wie ich ein körperloses Ich mit vielen, vielen Aufgaben unter den Lebenden, mit Geisterdienst und unsichtbarem Fädenweben vorwärtssteuerte, bis ich so rein von allem Erdenanhauch war, daß diese Atmosphäre sich, ein letztes Tor vorm Jenseits, öffnete – das weiß ich alles noch und sehe die goldene Kette des Aufstiegs meines Ichs zum Über-Ich noch unter mir wie einen langen Pfad von Licht! – –

Dann kam ich wiederum zur Erde: ›Baltharis, du bist's! Du gleichest ihr! Denn eines Tages erkannt' ich dich, mein Gotenlieb, meine Fürstenbraut, die sich dem armen Inderknaben geben wollte im Tod – Baltharis – gewandelt auch du in langem, langem Zeitenwalten – seit ich dich erkannte – ist Aldebaran traurig – Else – Baltharis – ach! Auch die Geister können leiden – ich könnte um dich meinen Sternenthron darangeben. Doch, wie es komme – diesmal, Baltharis, soll dir die Liebe werden! Kein Römer- oder Schicksalssturm soll seine Todeswolken rollen zwischen eine letzte Stunde und die Mitternacht. Denn noch immer sind deines Schicksals goldene Fäden in Aldebarans Hand!«

Wortlos gingen sie die Meilen zum Försterhaus zurück. Aldebaran legte den Arm um ihren Hals und sie drückte ihm oft und immer inniger die Hand und sah mit einem Meer von Dankbarkeit in den Blicken zu ihm empor.

Vor dem Försterhause stand die Mutter und winkte und rief: »Else! Else! Denke – Franz Ziemens will Abschied nehmen!«

Und Aldebaran gab der eiliger Schreitenden ein Segenszeichen, ging zum Wald und weinte. Von der Kalkgrube aus stieg er hinab zu seinem unglücklichen Schwesterlein Astra.


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