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Der alte Hurtig.

Worte nie im Bivouake fehlen
Wenn der alte Hurtig nur dabei,
Oft er konnte Nächte lang erzählen
Aus dem Kriege Allerlei.
Zündete sein Pfeifchen fleißig an,
Und vergaß es brennend wieder dann.

»Dritter Gustaf«, sprach er, »welche Streiten
Hielt nicht der mit Rußlands stolzer Frau?
Damals Freunde, waren's andre Zeiten,
Für'n Soldaten nicht so flau.
Selbst der König stand im Rauch und Blut,
Jetzt ein Marschall ist dafür zu gut«.

»Hätten sich die Herrn nicht dem entschlichen
Was die Pflicht, die Ehr', der Muth gebot,
Wäre nie der Sieg von Ihm gewichen,
Jetzt war der Verrath sein Tod;
Das ist Dank der Welt, und der ist schwer,
Sünde war's um solchen König sehr.«

»Als bei Anjala im Aufruhrsschwarme
Gustaf sprach, wie mild war nicht der Ton?
Korpral Swärd den König zupft am Arme:
»Darf ich schwänzen die Kanon?«
»Nein, mein Junge, sprach er sonder Leid,
Laßt uns warten, es wird noch wohl Zeit«.

Immer solche und dergleiche Sagen
In dem Bivouak' der Alte bot,
Graue Locken um sein Haupt schon lagen,
Doch noch war die Wang' ihm roth;
Jünger doch zu Gustafs Zeit er war,
Nun kam er nach Orawais sogar.

In der Nacht vor diesem großen Streite
Hielt man Rasttag in des Waldes Tief',
Wenig ruhten überhaupt die Leute,
Doch der alte Hurtig schlief;
Er, der stets zum letzten Mann gewacht,
War schon eingeschlafen vor der Nacht.

Abends doch er eine Weil' verbrachte
Still gelehnt an einen Fichtenbaum,
Zünd'te sich die Pfeif' und klagend dachte
Wie es rückwärts ging ohn' Zaum,
Wie zu finden er genöthigt ward
Gegen seinen Rückzug eine Art.

»Rückwärts gehen«, waren seine Worte,
»Man genug gelernt und lernt vollauf,
Nordwärts lief man schon von Ort zu Orte,
Einst, und ist bereits im Lauf.
Fliehn, der Hoffnung Losungswort heißt so,
Und einmal zu stehen, Gott weiß wo«.

»Jetzt der Kampf beginnt so bald es taget,
Zeit ist's anzufangen andre Sitt',
Wer da will ertrag's, daß man ihn jaget,
Hurtig kann nicht mehr damit,
Sich zu schämen fängt er sachte an,
Daß er nicht ermüdet' längst daran.«

»Brüder, ihr sollt nicht den Alten sehen
Mehr gejagt, er dafür Rath gesehn;
Wißt, die beste Kunst gen Rückwärts gehen
Ist ganz einfach still zu stehn;
Wer nur einmal diese Kunst versteht,
Jedem weitern Laufen leicht entgeht.«

So er spricht und ruhig unterdessen
Auf der Brust die Arm' er kreuzen thut,
Und am Baum, bei welchem er gesessen,
Sinkt er still und schlummert gut.
Schlummert sorgenfrei, mit heitrer Mien'
Ob der schönen Kunst niemals zu flieh'n.

Nächsten Abend hatten Finnlands Schaaren
Ausgekämpft den letzten schweren Streit;
Hin die Kraft war unser Land zu wahren,
Eine Trauerzeit die Zeit.
Und das Heer, wie die gebrochne Wog',
Matt und kraftlos jetzt zurück sich zog.

Wo's sich zeigt', sah man nur düstre Schmerzen,
Hört' man nur ein Klagen dumpf und tief,
Ruhe gab's in keinem wachen Herzen,
Doch der alte Hurtig schlief.
Wo Kamenski jüngst sein Glied zerlegt,
Sich der graue Krieger hingelegt.

Und er schlief als ob von Gustafs Zeiten
Die Erinnrung längst entschwunden wär';
Schlief mehr tief nach Märschen, Sprüngen, Streiten,
Als beim Bivouak vorher,
Schlummert' sorgenfrei mit heitrer Mien'
Auf der schönen Kunst niemals zu fliehn.


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