Peter Rosegger
Sonnenschein
Peter Rosegger

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Der Kinderkittel

In mein drittes Lebensjahr gekommen, entdeckte ich an mir etwas sehr Widerwärtiges. Einen Kinderkittel. Einen blaubarchentenen Kinderkittel mit Armlöchern und Hinterschlitz, genau so einen, wie ihn meine ältere Schwester trug. Nun war aber meine ältere Schwester ein Mädel, was bei mir nicht zutraf. Die Schwester gehörte zur Mutter, hieß es immer, und ich zum Vater. Nun hatte aber der Vater keinen Weiberkittel an, sondern eine graue Hose mit grünem Hosenträger über dem roten Brustfleck.

Also war es eines Morgens, als die Mutter mir den Kinderkittel über den Kopf streifen wollte, daß ich mich verzweifelt dagegen sträubte. Ich wolle nicht mehr hinein und nicht mehr hinein, ich wolle eine Hose haben!

»Eine Hose, die wirst du auch kriegen, mein Kind,« sagte die Mutter, »aber früher mußt du dir mancherlei Dinge abgewöhnen. Sobald du dir den Zutzel abtust, kriegst du die Hose.«

Es war nämlich, daß ich den Zulp im Munde hatte. Da war in einem weißen Leinwandfetzen geschnittene Semmel und Zucker eingebunden, so daß es ein Knötlein bildete. Dieses Knötlein wurde in warme Milch getaucht, bis der Inhalt sich geweicht hatte, und mir dann in den Mund gesteckt, so oft ich unruhig, ungebärdig war, so oft ich drohte, es zu werden, oder auch, wenn ich schlafen sollte. Es war ein Ersatz für die Mutterbrust gewesen, die mir ein Jahr früher entzogen worden; ich hatte mich nun so sehr an den »Zutzel« gewöhnt, daß er mir fast den ganzen Tag im Munde stak, selbst wenn er schon ausgesogen und eine plattgedrückte ödschmeckende Lutsche war. Er stak im Munde, wenn ich einschlief und wenn ich aufwachte, war mein erster Schrei nach ihm. Und diesen Unentbehrlichen sollte ich hingeben um die Knabenhose! Ich war aber sofort dazu entschlossen, wurde jedoch wieder rückfällig, noch bevor der Schneider die Sache fertig hatte. Nur daß ich's heimlich tat, was öffentlich nicht beliebt war, in Abwesenheit der Leute, die mich darob ausgespottet hätten. Einmal war ich krank, da bekam ich den Zutzel sogar ohne Ausschluß der Öffentlichkeit und ohne Spott, was mir sehr wohltat.

Eines Tages aber, als ich am Herde hockte und wieder recht lebhaft sog und schmatzte, kam mir plötzlich, ohne äußeren Anlaß, die ganze Schmählichkeit der Sache ins Bewußtsein, ich riß den Zulp aus dem Mund und warf ihn ins Feuer.

Diese Mannestat gab mir, wie ich glaubte, volles Anrecht auf die Hose, allein mein Vater sagte, es hätte noch einen Haken. Ich müßte auch noch die Docken fortwerfen und anstatt mit derselben mit Peitschen und fichtenzapfenen Rössern spielen. Ich hatte nämlich gleich meiner Schwester aus alten Lappen ein striezelförmiges Ding gebunden und dasselbe wie ein kleines Kind geschaukelt, geatzt und liebkost; ihm auch mit einem Löffel manchmal Suppe in den Mund geflößt, der gar nicht vorhanden war; es in ein Bettl gelegt und in den Schlaf gelullt, ohne daß es je einmal wach gewesen. Diese süße Beschäftigung sei, so hieß es, wohl eine Arbeit für das Mädel, aber nicht für den Knaben, der seine Beine schon in die Hose stecken wolle. Das sah ich ein, das Kindl adoptierte meine Schwester, und ich war frei.

Einige Tage nachher brachte mein Vater ein Paket nach Hause; es war in blaues Papier gewickelt, er hielt es mir vor die Nase und sagte, ich solle riechen, was drin sei. Endlich enthüllte er ein Höselein aus braunem Zeug und mit Drahthafteln. Ich weiß nicht, was wonniger war: als ich den Kittel das letztemal auszog, oder als ich die Hose das erstemal anzog. Ersterer bekam einen verächtlichen Fußtritt und doch kehrt man einst zu ihm zurück. Denn wie merkwürdig: der Kittel ist männlichen, die Hose weiblichen Geschlechts! – Der Kittel wurde nun von der Mutter als Schreckgespenst aufgestellt: »Wenn du in dem neuen Hösel nicht ordentlich bist, so mußt du wieder in den Kittel zurück!« Die eiserne Jungfrau mit ihren Messern konnte nicht gefürchteter sein, als es von mir der Kinderkittel war. Mein heimliches Grauen wich erst, als mein jüngerer Bruder in denselben hineinwuchs und für mich die Gefahr demnach beseitigt war.

In der Hose war es herrlich! Am ersten Tage schritt ich beständig die Stube auf und ab und blickte nieder auf meine Beine und die schönen Falten, welche die Braune bei jedem Schritt abwechslungsweise einmal nach rechts, das andere Mal nach links zog. Nur schien mir – nach Vergleich mit anderen Beinkleidern – einiges nicht an der richtigen Stelle angebracht zu sein. Mein Vater sagte, das würde sich ändern, sobald mein sauberes Verhalten verbürgt sei.

Und schon die zweite Hose hatte die richtige Bauart, sie war jedoch wieder aus braunem Zeug, hatte noch immer Drahthafteln. Die Beinknöpfe kämen erst, bis ich mir angewöhnt hätte, des Morgens sogleich nach dem Gewecktwerden aus dem Bette zu steigen und mich ordentlich mit kaltem Wasser zu waschen. Es ward auch das und nun kamen schwarzglänzende Beinknöpfe. Auch ein gleichfarbiges Jäckel gab es und einen roten Brustfleck, über welchen der grüne Hosenträger ging. Dieser Hosenträger diente hauptsächlich dazu, daß er in der Schule mir ein Beispiel gab, wie ein großes H aussieht. Es wäre das schon recht gewesen, wenn nur die Nachbarburschen nicht graue Anzüge mit grünen Aufschlägen getragen hätten. Wie mußten diese Burschen glücklich sein!

Ganz bescheidentlich wurde darauf hingewiesen, da sagte mein Vater: »Was du nicht alles möchtest, kleiner Knauß! Ein Steirergewand kostet mehr Geld als du wert bist. Bis du erst die Ochsen führen kannst, bekommst du graues Gewand mit grünen Aufschlägen. Es muß alles verdient sein.«

Das ist auch in Ordnung, dachte ich, und ein halbes Jahr später führte ich schon die Ochsen, als wir das Heu und das Korn in die Scheunen taten. Das war aber nun nicht genug; um ein neues Gewand zu bekommen, mußte auch noch das alte zerrissen sein. Ich tat mein Möglichstes. Doch erst an meinem vierzehnten Namenstage kroch ich glückselig in die graue Tuchhose, die an beiden Außenseiten der Schenkel einen schmalen grünen Streifen hatte von oben bis unten. Und ich zog die grautuchene Weste an, deren Ränder ebenso grün ausgeschlagen waren; und ich schlüpfte in den grauen Tuchrock, der einen grünen Kragen hatte und über den Säcken grüne Deckeln, und Knöpfe aus Hirschhornknochen. Die Mutter hatte dazu ein rotes Halstuch gespendet, welches zwischen den weißen Hemdkragenflügeln ein niedliches Knötlein machte.

Jetzt war ich's! Jawohl, Kleider machen Leute! und ich kann sagen, daß die Kleider mich erzogen haben. Schlimm stand zu solcher Pracht nur der schwarze Strohhut. Andere trugen dunkelgrüne Filzhüte mit breiten lichtgrünen Bändern. »Das einzige, was mir noch fehlt.«

»Der grüne Hut kommt, bis du den Pflug führen und Gras mähen kannst,« sagte mein Vater.

Ich versuchte diese Aufgaben alsbald zu lösen, aber es ging nicht, mein Leiblein war noch zu leicht für so schwere Arbeit. Erst im siebzehnten Jahre packte ich mit Erfolg den Pflug an den Hörnern. So war auch der Filzhut da mit dem grünen Bande.

Um diese Zeit hatte ich auch etwas anderes bekommen, an das der strenge Vater keine Bedingung geknüpft, und das nicht wenig zu meinem Ansehen beitrug – einen Schnurrbart. Wenn auch einen ganz zarten. So hatte ich nun alles beisammen.

Alles? Alles eigentlich doch nicht. Die Nachbarsburschen hatten auf ihren grünen Hüten Federbuschen mit weißen Flaumstößen und krummen Hahnenfedern.

»Uh je!« sagte ich einmal, »die haben schöne Federbuschen.« Wollte aber nicht weiter anspielen. Der Vater überhörte die Bemerkung und pfiff so ein wenig mit gespitztem Munde. Er konnte das fein.

»Auf grünen Hüten stehen sie gut, die Federbuschen,« sagte ich, um nicht näher anzuspielen.

»Der Federbuschen geht mich nichts mehr an,« sagte der Vater; »der ist deine Sache.«

Jetzt das verstand ich nicht. Denn ich hatte in den Säcken mit den grünen Deckeln kein Geld drin, hatte bisher auch keines bedurft, weil die Eltern für alles sorgten. Nun hieß es plötzlich: Der Federbusch ist deine Sache. Und so ein Ding kostete der Sage nach nicht weniger als drei Gulden.

Sonach fragte ich eines Tages einen Nachbarsburschen, der mein Freund war, wie der Mensch zu einem Federbuschen kommen könne?

Der Freund tat einen unbändigen Lacher, welcher mich fast in den Erdboden bohrte.

Nach langem Schweigen fragte ich leise: »Wie ist das gemeint?«

»Ha, ha, das ist gar nicht gemeint,« lachte er. »Einen Federbusch kauft sich kein Bursch. Den Vogel selber schießen!«

»Hast du ihn selber geschossen?« fragte ich.

»Kann schon sein, aber nicht mit der Büchsen.«

»Womit denn?«

Er zuckte die Achseln.

»Wie also bist du zum Federbusch gekommen?«

»Spendasche!«

»Von wem denn?«

»Von wem etwa?« fragte er zurück und schaute mich verschmitzt an. »Geh heim und denk nach, vielleicht fällt's dir ein, von wem man Federbuschen kriegt.«

Ich ging heim, dachte nach, aber es fiel mir nicht ein, von wem man Federbuschen zur Spendasche bekommen könne.

Es verging ein Tag und eine Nacht und fiel mir nicht ein. Es verging eine Woche, ein Monat, ein Jahr und fiel mir nicht ein. – Alles, vom ersten Hösel bis zu den grünen Aufschlägen, hatte sich so glatt entwickelt, und jetzt stockte es. Mein Vater sagte einmal, bis ich mir tüchtig verdienen könne, würde es auch eine Sackuhr geben, aber vom Federbusch sagte er nicht ein Wort.

Nun war einmal Faschingtag und ich ging ins Wirtshaus. Mein Vater gab mir einen Silberzwanziger mit und ich solle zeigen, daß ich meines Vaters Sohn sei. Das – dachte ich – würde doch wohl auch ohne Silberzwanziger feststehen. Aber ich nahm ihn sehr gerne.

An der Wirtshaustür stand ein braunes Mädel in rotem Kittel, »Hei!« rief es mir entgegen, »jetzt kommt er. Der muß mich zum Tanz führen!«

Vom Damm-Müller die Tochter war's, ich kannte sie vom Sehen schon lange und hatte mir oft gedacht: Wie kann die beim Wasser so braun werden? Schade, daß sie so braun ist! Ich wäre aber zu schämig gewesen, jetzt ein freundliches Wort zu ihr zu sagen, auch fiel mir keines ein; daher nahm ich sie bloß am Arm und führte sie in den Tanzsaal. Wir tanzten etlichemale herum, sie legte ihren warmen Kopf an meine Brust, ich neigte mich so über sie, daß meine Wange auf ihrem Haare lag, welches nach Nelkenöl roch. Lange hernach, wenn ich irgendwo Nelkenöl roch, fiel mir ihr Haar ein.

Als wir nach einer Weile rasteten, sah ich zu meinem Erstaunen, daß die Welt noch auf ihrem alten Flecke stand, daß alles war wie sonst, ja, daß sich gar niemand um uns kümmerte, sondern alles vor sich ging, als wäre nichts geschehen. Und es war doch das Unerhörteste geschehen. Ich, der vor den Weibsbildern sonst geflohen war wie der Hase vor den Jagdhunden, weil ich mich schämte, anders zu sein als sie, dem heiß geworden war vor Angst, wenn er in Gefahr lief, von Mädeln angeredet oder gar gehänselt zu werden: ich hatte jetzt mit einer getanzt, hatte meinen Arm um ihren Hals gelegt, hatte meine Wange an die ihre geschmiegt, der Hauch unseres Mundes war ineinander geflossen – so saßen wir jetzt nebeneinander da, und ich schaute verblüfft drein. Dann lachten wir uns an, sagten aber nichts zueinander.

Etwas später teilte ich ihr mit, daß ich jetzt in die Zechstube gehen wolle und Wein trinken, und fragte, ob sie nicht auch durstig wäre?

»Das ist gewiß,« antwortete sie, »willst mir Wein zahlen?«

Da zog ich sie gleich mit mir fort, und wir aßen und tranken eine ganze Stunde lang, und die Wirtin bediente uns freundlich und emsig, als wenn wir ein junges Ehepaar wären. Wir sprachen während des Essens ein wenig davon, daß ihres Vaters Mühle schon seit langer Zeit vereist sei und daß endlich doch einmal wärmeres Wetter werden müsse. Als wir uns ohne viel Umstände gesättigt hatten, gingen wir, die Finger ineinandergehäkelt, in den Tanzsaal und tanzten bis Mitternacht. Um Mitternacht sagte sie: »So, das ist schön! Jetzt kommt mein Bruder nicht, mich zu holen, und ich kann allein nach Hause gehen.« Ihr Bruder war zwar auch im Wirtshause gewesen, doch seit einer Stunde verschwunden, ohne daß wir viel fragten wohin und warum.

»Wenn es dir recht ist, so will ich mit dir bis zu deiner Mühle gehen.« So trug ich mich an.

»Wird mir eine Gnade sein,« war ihre Antwort. Da stutzte ich und wußte nicht, war das ernst oder gefoppt. Ich ging mit ihr. Weil der Schneepfad enge war, so schritt ich voraus und sie hinter mir drein.

»Es ist aber viel Schnee,« sagte sie einmal.

»Sehr viel Schnee,« antwortete ich. Sonst redeten wir nichts unterwegs.

Als wir an die Dammühle kamen, gab sie mir so ein wenig die Hand her und sagte: »Dank schön.«

»Ist gern geschehen,« antwortete ich. Dann ließ ich ihre Hand fahren und wir gingen auseinander. Kaum ich allein war, wollte ich vergehen vor Reu und Leid; vor Reu, daß ich ihre Hand fahren gelassen hatte, vor Leid, daß ich plötzlich allein war. Das war doch nicht das richtige Ende gewesen von einem solchen Faschingstage.

Solches war um Lichtmeß gewesen. Ich dachte nachher daran, und wenn ich daran dachte, so ward mir heiß und kalt, als stecke von jenem Tanzabende her ein heimliches Fieber in mir. Man sagt's ja immer, daß es nicht gesund sei, so aus dem heißen Tanzsaal in die kalte Nacht!

Eine Woche vor Ostern kam ein Knabe und brachte mir ein Päckchen in rotem Papier. Das gehöre mir.

»Was ist es denn?« fragte ich den Boten.

»Ich weiß es nicht.«

»Wer schickt es denn?«

»Das sag' ich nicht.« Und lief davon.

Das rote Päckchen war mit einem roten Bändchen umbunden. Ich knotete es mühsam auf, um zu sehen, was das doch für eine unerdenkliche Sach' sein könne – da hatte ich auf einmal einen Federbuschen in der Hand. Ein weißes Flaumstößchen und daran eine schwarze sichelkrumme Feder. Mein erster Gedanke: das ist von der Müllerischen! denn ich hatte inzwischen erfahren, daß nach altem Brauch ein Mädel dem Burschen, welcher es zum Tanz geführt und bewirtet, ein Seidentuch oder einen Federbuschen zum Gegengeschenk machen müsse. Daß der Federbusch gewählt worden, freute mich unbändig.

Am Karsamstage steckte ich den Federbusch auf den Hut ins grüne Band und ging umher, zu sehen, was die Leute zu diesem Weltwunder sagten. Sie sagten nicht viel dazu, als ob sie es ganz für selbstverständlich hielten, daß auch ich etwas auf dem Hute trage. Und im Grunde war's auch selbstverständlich. Ich fühlte mich nun eine ganze Spanne höher gewachsen, so als ob der Federbusch ein Teil meines Leibes wäre. Am Abende, als es schon finster war und just der Vollmond aufging, schlich ich hinaus durch das Tal zur Dammühle. Als ich hinkam, stand dort am Gartenzaun das Mädel, aber es war der rauschende Bach zwischen ihm und mir. Ich schwenkte den Hut, da sah sie mich. Wir waren beide still und verständigten uns durch Zeichen. Ich setzte den Hut so auf, daß die krumme Feder keck nach vorne stand; sie neigte rasch den Kopf: das wäre schon recht. Ich suchte durch Deuten mit dem Finger zu fragen, ob sie die Spenderin wäre? Sie nickte wieder mit dem Kopfe. Jetzt warf ich ihr Kußhände hinüber; sie warf nichts zurück, hielt aber an den Zipfen ihre Schürze auf, um die geworfenen Küsse in derselben aufzufangen. Jetzt faßte mich ein solches Entzücken, daß ich einen Sprung machte zu ihr hinüber. Da plumpste ich in den Bach und rann rasch davon.

Es ist weiter nichts gewesen. Bloß daß ich ertrunken wäre in der Radstube, wenn es mir nicht gelang, mich am Pfosten zu stemmen und am Mühlrade aufzurichten. Jetzt begann sich aber das Mühlrad zu drehen von meiner Schwere und ich kletterte von Daube zu Daube, und so weit ich emporkam, senkte mich das Rad wieder zurück, es war ein verdammter Spaziergang an den Radschaufeln hinan und mit den Füßen immer im Wasser – so dauerte es, bis der Müller den Spaß entdeckte und mich aufs Trockene zog.

Was ich in seiner Radstube zu suchen hätte?

Weiter nichts, als meinen Hut, der mir ins Wasser gefallen wäre.

Dieweilen kam schon sie und brachte mir den Hut, den sie herausgefischt. Der Federbusch war zwar naß, trocknete aber sehr bald, und mich hatte der brave Müller eingeladen, in seinem Hause zu übernachten, damit meine Kleider trocknen könnten. – Zur Beruhigung derer, die sich etwa um meine Gesundheit kümmern sollten, teile ich mit, daß ich in jener Osternacht sehr gut geschlafen habe. Am nächsten Morgen begegneten wir uns unter der Haustür. »Mädel,« sagte ich rasch, »du gefällst mir, magst mich?«

»Bist mir auch nicht zuwider,« antwortete sie. Die Verhandlung dauerte nicht drei Sekunden.

Und so hatte ich endlich alles beisammen, ich hatte die Hose, den grün ausgeschlagenen Rock, den Steirerhut, den Federbusch und das Mädel.

Heute habe ich noch mehr. Ich habe einen dreijährigen Knaben, der einen blaubarchentenen Kinderkittel mit Armlöchern und Hinterschlitz trägt, im Arm ein kleines Kind aus alten Lappen schaukelt und an einem Zutzel lutscht.

Wer des Knaben weitere Geschichte wissen will, der mag vorne bei diesem Kapitel wieder anfangen. Ich behaupte nur das: so widerwärtig uns Männern der Kinderkittel auch sein mag, wir kriegen ihn doch nicht los, wachsen wir an der einen Seite aus ihm hinaus, so wachsen wir an der anderen wieder hinein.

»Und es ist recht gut so,« schloß der Mann, der mir diese seine Kittelgeschichte erzählt hat.



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