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Sonnenschein – welch glänzender Titel! Ich bewundere meinen Mut, der ihn schrieb auf dieses Buch, dessen, wenn auch zumeist heiterer Inhalt mit der Sonne wohl kaum etwas anderes gemein haben kann, als vielleicht eine Anzahl Bündel warmer Strahlen, einige Flecken, einmal eine Sonnenfinsternis und darunter ziehende Wolken. Aber schau mein Leser, die Finsternis kommt von unserem Erdschatten und geht vorüber. Die weißen Wolken gehören zur Sonne, sie erhöhen ihr Licht oder hauchen eine lauschige Dämmerung über die Landschaften der Seele. So wird die Heiterkeit des Buches von absichtlichen und wohl auch unabsichtlichen Schatten durchzittert werden.
Ich empfinde nur allzuoft die Unzulänglichkeit meiner Kraft. Ein starkes Talent aber fühle ich in mir, eines, das jeder haben soll, der da sein Licht leuchten lassen will: das Talent, an Gott und an die Menschen zu glauben, den Sieg der Freude zu erhoffen und zu lieben den Sonnenschein, der vom Himmel kommt. Hätte jemand alle Fähigkeiten, aber diese nicht, so müßte er sich zurückziehen in eine dunkle Höhle und schweigen. Die Wahrheit dieser Erde ist ernst und oft trüb, aber sie verträgt es recht gut, von ein bißchen Poesie beleuchtet zu werden, ohne daß sie unwahr wird. Die Welt ist reich an Niedertracht und sie ist reich an Größe und Schönheit. Nur darauf kommt es an, was wir Poeten liegen lassen oder auflesen.
Ich entscheide mich für das Bessere. Und so will ich dir, mein Leser, in diesem Buche etwas Frohes, Liebes geben. Nimmst du es an, so bringe nur auch eine gute Stimmung mit. Ich möchte nicht, daß es mir am Ende so erginge wie jenen klugen Schildbürgern, die den Sonnenschein sackvollweise tragen wollten in ihr Rathaus, das keine Fenster hatte.
Krieglach, im Herbst 1912,