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16. Ueber das Evangelium am 15. Sonntage nach dem Feste der h. Dreifaltigkeit.

J. Rist, Sabbathische Seelenlust. Lüneb. 1659. S. 468 fg.

Matth. 6, 24.

Komet, komet, laßt uns gehn,
Unsre Felder zu besehn;
Christus selber ist der Mann,
Der uns heißet schauen an,
Wie die Lilien auf der Weid
Herlich stehen ohne Leid,
Tragen doch ein schönes Kleid.

Gott, der diese Blumen schafft
Und denselben Kraft und Saft
Reichlich schenket alle Jahr,
Der wil uns auch immerdar
So versorgen in der Welt,
Daß der Mensch hie Gut und Geld,
Speis' und Kleider noch behält.

Gott, der dir ja Seel' und Leib,
Haus und Hof, Gut, Ehr' und Weib
Schon fürlängst ertheilet hat,
Wird auch ferner wissen Rat;
Hoff auf ihn mit freiem Mut,
Schaue was sein' Allmacht thut;
Alles muß noch werden gut.

Merke doch den Unterscheid:
Jedes Blümlein hat sein Kleid,
Dieses ist von Farben schön
Und sehr lieblich anzusehn,
Jennes aber steht nur schlecht;
In der Welt ist auch solch Recht:
Der heißt Herr und jenner Knecht.

Dieser trägt die Königskron'
Und besteigt den güldnen Thron,
Jenner, als ein armer Mann,
Ziehet grobe Kittel an.
Der ist hoch und wolgelehrt,
Wird deswegen sehr geehrt,
Jenner wird kaum angehört.

Bist du nun nach deinem Wahn
Nicht so prächtig angethan,
Auch viel leichter am Gewicht,
Neide drum den Nächsten nicht:
Spricht der Thon zum Töpfer auch:
Machest du mich zum Gebrauch
Etwa nur dem Staub und Rauch?

Eigennutz verdirbt die Welt,
Sonst würd' alles wol bestellt;
Hat der Himmel dich geziert
Und mit Gaben ausstafiert,
Ei, so sei den Blumen gleich,
Die der Neid nie machet bleich,
Sind sie schon von Farben reich.

Laß uns auch den Ort besehn,
Wo die schönste Blumen stehn;
Unter diesem blauen Dach blaues Dach, Himmel.
Wachsen sie mit Ungemach,
Wind und Regen, Frost und Hitz',
Hagel, Donner, Reif und Blitz
Decken oftmals ihren Sitz.

Lieber Mensch, bedenk es wol,
Sind nicht deine Tage vol
Trübsal, Jammer, Angst und Not,
Bis zuletzt der bleiche Tod
Gänzlich dich davon befreit
Und aus dieser kurzen Zeit
Führet hin zur Ewigkeit?

Komt ein Ungewitter her,
Welches überaus ist schwer,
Harr' auf Gott, der Sonnenschein
Wird sich wiedrum stellen ein,
Daß die Wolken trennen sich;
Es gedenkt auch Gott an dich,
Hilft zuletzt ganz gnädiglich.

Aber, o der kurzen Frist,
Die des Blümleins eigen ist!
Heute prangt es trefflich schön,
Morgen muß es schnell vergehn:
Mensch, wo bleibt doch deine Kunst,
Ehr' und Reichtum, Glück und Gunst?
Alles wird nur Asch' und Dunst.

Ach, der Mensch ist schwach und weich,
Nicht den starken Bäumen gleich,
Sondern wie das Wiesengras,
Wird in einer Stunde blaß;
So gar plötzlich und geschwind
Eilt ins Grab ein Menschenkind;
Unser Leben ist nur Wind!

Weil du nun, mein lieber Christ,
Ein so zartes Blümlein bist,
Ei, was bist du denn bedacht,
Dich zu quälen Tag und Nacht
Um das eitle Gut und Geld?
Ach ümsonst! In dieser Welt
Ist dir schon der Theil bestellt.

Geht die Lilie gleich dahin,
Ist es doch nur ihr Gewinn,
Schöner wächst sie denn aufs Neu,
Wenn der Frühling komt herbei;
So der Mensch, das edle Thier,
Wird mit größrer Pracht und Zier
Kommen aus dem Grab herfür.

Mein Herr Jesu, laß mich sein
Solch ein edles Blümelein,
Das der Lieb' und Glauben vol
Blüh' und rieche trefflich wol,.
Das auch künftig, englisch schön,
Mög' im Paradiese stehn,
Ewig, ewig dich zu sehn.


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