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8. An eine sehr schöne Blume im Frühling.

J. Rist, Poet. Schauplatz. Hamburg 1646. S. 267 fg. Herder's sämmtliche Werke. Zur schönen Literatur und Kunst. Achter Theil. Stuttg. 1828. S. 180 fg. (Stimmen der Völker. Buch 5, Nr. 17).

Daß der Himmel dich schön geschmücket,
Daß die Sonne dein Kleid gesticket,
Daß du prangest für Gold und Seiden,
Muß mein' Adelwitz itz zwar leiden.

Daß die Bienen dich oftmals küssen,
Daß die Kranken dich preisen müssen
Und ihr' Aerzte dich heilsam nennen,
Muß mein' Adelwitz zwar bekennen.

Doch in allen denselben Sachen
Kan ihr' Herlichkeit dich verlachen,
Denn man findet nicht ihres gleichen,
Was geschaffen ist, muß ihr weichen.

Deine Kinder vergehen schleunig,
Deine Farben die nützen weinig,
Deine Kräfte sind zum Verderben,
Vielmals helfen sie gar zum Sterben.

Was hilft Lieblichkeit, wo kein Sprechen?
Was sind Blumen, die leicht zerbrechen?
Was ist Kleiderpracht sonder Singen?
Dieß kan keinem das Herz bezwingen.

Nein, mein' Adelwitz kan bewegen,
Daß sich grimmige Löwen legen,
Anzuhören die süße Weisen,
Da sie Daphnis mit pflegt zu preisen.

Was am Himmel ist schön zu finden,
Was die Blumen kan überwinden,
Was der Nachtigal Kunst nicht weichet,
Was der Perlen Gestalt sich gleichet,

Was mit Freudigkeit ist begabet,
Was durch Tugend das Herz erlabet,
Was den Schönsten den Preis benommen,
Das macht Adelwitz vollenkommen.


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