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Andern Tages gegen Mittag begegnete Adam Krafft auf einem geschäftlichen Ausgange seinem Freunde Vischer. Dieser war wie sonst heiter gelaunt, hielt den Bildhauer auf und sagte: »Weißt Du schon, Adam, die große Neuigkeit von gestern abend?«
Krafft blickte wenig freundlich drein.
»Ich bin seit gestern mittag nicht aus dem Hause gekommen; was soll ich da wissen? Wird wohl nichts von Bedeutung sein!«
»Du irrst Dich, mein Freund! Die ganze Stadt ist davon voll. Bei dem großen Gastmahle, das die Imhoffs gestern abgehalten, sind die gestrengen Herren von unserm Rat einander arg in die Haare geraten …«
»Werden sich wohl wieder versöhnen, ohne daß Nürnberg darüber zu Grunde geht. Uns, die wir nicht so glücklich sind, dem Patriziat anzugehören, kann's wohl gleichgültig sein.«
Gerade diese abweisende Art seines Freundes veranlaßte den jungen Erzgießer, wenn auch nur im Scherze, auf seinem Standpunkte zu beharren.
»Adam, was Du nur denkst! Das kann noch schwere Verwickelungen geben. Krieg in unsern Mauern, wie zu alten Zeiten in Rom, Bürgerkrieg. Und ist's nicht schade, jammerschade um den herrlichen Wein, der bei so unerfreulichen Umständen vertrunken worden ist?«
Krafft mußte lachen.
»Hättest ihn lieber selbst getrunken; ich glaub's!«
»Ganz gewiß; ich werde bei so gutem Getränk nicht zänkisch, sondern fröhlich werd' ich, wie auch Du und alle redlichen Künstler. Aber die Geschichte mit dem Goldpokale ist doch recht auffällig.«
»Was meinst Du damit?« fragte jetzt etwas neugierig der Bildhauer.
»Ach so, das weißt Du ja noch nicht! Denk' Dir, Freund, gerade der kostbarste und schönste Becher, aus dem die Herren ihren duftigen Samier- und Cypernwein geschlürft haben, ist verschwunden.«
»Sie werden ihn doch nicht mit verschluckt haben?« spottete Krafft.
»Fast könnte man's meinen; denn, wie ich von einem der Kaufleute weiß, der, seit ich denken kann, im Dienste der Imhoffs steht, hat man heute morgen dort das ganze Haus durchsucht, aber nichts gefunden. Der alte Hans soll darüber ganz wild sein; denn erstlich hatte der Becher, weil er von reinem Golde war, einen großen Wert – wir würden mit den Goldgulden, die man daraus schlagen könnt', eine ganze Zeitlang leben – zweitens war's ein herrlich Kunstwerk, und drittens soll's obenein ein altes Familienstück der Imhoffs gewesen sein.«
»Werden's ja wohl wiederfinden; denn von den Gästen wird's keiner mitgenommen haben, da diese das Goldmetall nicht so nötig haben, wie wir beide. Andernfalls muß sich Herr Hans aus den Goldgulden, die seine Kassen bergen, einen neuen anfertigen lassen.«
Mit diesen Worten reichte Adam Krafft seinem Freunde die Hand und eilte davon.
Doch der verlorene Pokal des Hauses Imhoff bildete fortan lange den fast ausschließlichen Gesprächsstoff der Nürnberger, also daß auch unser Künstler wider Willen noch oftmals davon vernahm.
An jenem Morgen hatte die Entdeckung des Verlustes in der That ebenso unter den Familiengliedern wie unter den zahlreichen Angestellten der Imhoffs höchst beunruhigend gewirkt. Wo sollte der Becher geblieben sein? Ein solcher Gegenstand – hieß es nicht ganz mit Unrecht – kann nicht verloren gegangen; er muß also gestohlen sein. Aber von wem? Auf irgend einen der reichen und vornehmen Gäste raten zu wollen, kam dem alten Hans Imhoff natürlich nicht in den Sinn; er hätte die Annahme, daß er einen so elenden Dieb bei sich bewirtet haben sollte, als eine persönliche Schmach erachtet. Da nun aber ein fremder Dieb nicht angenommen werden konnte, so blieb doch wohl nur die Möglichkeit, daß einer der Bediensteten die unerhörte Unredlichkeit begangen hatte. Auch hiergegen sträubte sich der ehrenhafte Sinn des alten Kaufherrn lange genug; denn seine Diener waren gut gehalten; ihrer keiner gehörte zu der flüchtigen, unzuverlässigen Art, welche die Herrschaft wechselt wie ein Gewand. Wenn jedoch erst ein leiser Verdacht aufgetaucht ist, so frißt er rasch weiter. Kaum hatte daher einer der Gäste eine derartige Bemerkung fallen lassen, als sofort die Bediensteten selbst die Sache in die Hand nahmen, jeder in der Absicht, für die eigene Reinigung vom Verdachte Sorge zu tragen. Dabei pflegt dann der Zufall eine wichtige Rolle zu spielen. In wessen Händen, fragte man, ist das Wertstück zuletzt gesehen worden? Und nun wurde durch übereinstimmende Aussagen des Kellermeisters und mehrerer Diener festgestellt, daß es ein ältlicher Mann gewesen war, der bisher als einer der zuverlässigsten und erprobtesten im Haushalte gegolten hatte. Sofort wurde dem Hausherrn die Beobachtung hinterbracht, und als dieser unwillig die Verdächtigung zurückwies, ruhte die gesamte Dienerschaft nicht eher, als bis in der bezeichneten Richtung eine genaue Untersuchung angestellt wurde. Der alte Mann berief sich auf seine vielbewährte Treue und Unbescholtenheit; man zuckte die Achsel und verlangte – so war der Gang des damaligen Gerichtsverfahrens nun einmal – von ihm selber den Nachweis seiner Unschuld, statt durch die Untersuchung gewichtige Gründe für seine Schuld zusammenzusuchen. Da erinnerte sich der Verdächtigte, daß er den gefüllten Pokal vor Michel Lemmlin gestellt und daß dieser ihn auch gleich darauf ergriffen hatte. Er glaubte hierdurch seine Sache zum Besten wenden zu können und eilte zu jenem Patrizier mit der Bitte, bestätigen zu wollen, daß er das vermißte Wertstück an denselben richtig ausgeliefert habe. Da kam er freilich schön an.
»Willst Du mich selber verdächtigen, um Dich zu entlasten?« rief der Alte. »Meinst Du, daß ich das Trinkgeschirr eingesteckt habe?«
Zwar war Lemmlin den ruhigen Vorstellungen des Dieners nicht ganz unzugänglich, doch hatte sich der ganze Vorgang in seinem Gedächtnisse so völlig verwischt, daß er nicht im stande war, denselben in gewünschter Weise klarzustellen. Mehrfache Aussagen ergaben, daß sich bald nach jener letzten Füllung des Bechers die Gäste in lebhafter Erregung erhoben, einige von ihnen auch den Speisesaal verlassen hatten. Über die weiteren Geschehnisse blieb der Vermutung ein weiter Spielraum. – Der Vorfall war inzwischen in die Hände des Gerichts übergegangen, und dasselbe ließ von vornherein die Möglichkeit unbeachtet, daß ein Gast in der entstandenen Erregung den kostbaren Gegenstand unabsichtlich fortgetragen haben könne. Nur ein Diener, hieß es, könne die Verwirrung zu einem Diebstahle benutzt haben, und unter den Dienern blieb eben jener Alte nach wie vor der allein verdächtige. Dessen geringe Habe wurde sorgfältig durchsucht. Hätte man nun nicht, als von dem Becher keine Spur in derselben entdeckt wurde, seinen Verdacht aufgeben müssen? Auf dergleichen Umstände legte man damals gar keinen Wert. Der Diener war einmal von allen der am meisten Verdächtige, und das genügte; von dem Verbleib des Trinkgefäßes sah man fernerhin gänzlich ab.
Also geschah das Unerhörte, daß der alte treue Diener schuldig befunden und, dem damaligen Strafverfahren gemäß, trotzdem er unaufhörlich seine Unschuld beteuerte, zum Tode verurteilt wurde.
Hans Imhoff der Ältere war bis zuletzt keineswegs von dem Diebstahle jenes Mannes überzeugt gewesen, doch konnte er nichts thun, um die Vollstreckung des Urteils zu verhindern.
Es war in der Mitte des Märzmonats, zu einer Zeit, da der Winter langsam, aber unwiderruflich von dem nahenden Lenze seiner Herrschaft beraubt wird, als Nürnberg das traurige Schauspiel dieser Hinrichtung sah. Jenem barbarischen Zeitalter entsprach es, daß der Ärmste mit einem gewissen Gepränge zum Galgen geführt wurde und ein großer Teil der Einwohnerschaft, namentlich auch der weiblichen, mit augenscheinlicher Befriedigung zuschaute. Der Henkersknecht zog, eine große Trommel schlagend, dem Schinderkarren, auf welchem der Verurteilte saß, voran, und kalt stierte man auf diesen hin, von dem man doch wußte, daß er ein langes Leben ohne jeden Makel hinter sich hatte. Trotz aller Foltern war von dem Diener bisher kein Geständnis zu erlangen gewesen, und als zwei Mönche noch auf dem Richtplatze, unter dem Hinweise, daß dadurch allein bei Gott ein gnädiges Urteil erzielt werden könne, einen letzten Versuch machten, das Gewissen des Verstockten, wie sie sich ausdrückten, zu rühren, vernahm die Menge laut vernehmbar die erschütternde Klage:
»Bis zu diesem Augenblick ist mein Leben ein rechtschaffenes und redliches gewesen; nie hat mein alter Herr – dessen rufe ich Gott zum Zeugen an – einen ehrlicheren Diener besessen! Möge der, so gerecht richtet, meinen Anklägern und Richtern verzeihen und mir für das große Unrecht, welches mir hier unten zugefügt wird, droben die Seligkeit schenken!«
Nochmals faltete er zum stillen Gebete die Hände, schaute zuversichtlich gen Himmel und erlitt dann geduldig den Tod.
Nur von anderen hatte Adam Krafft die letzten Vorgänge dieses traurigen Dramas erfahren, doch aufs tiefste wurde er von dem Nachspiele ergriffen, welches demselben schon nach wenigen Wochen folgte.
Als kurz vor dem Osterfeste in dem Hause der Imhoffs eine gründliche Reinigung aller Räume vorgenommen wurde, entdeckte einer der dabei beschäftigten Diener in einem dunkeln Nebenraume, ganz in der Nähe jenes Festsaales, unter einem Bette den vermißten Pokal. Nun erst erinnerte man sich, daß in diesen Raum vorübergehend die Gäste getreten waren, und gelangte zu der Annahme, daß einer von ihnen in angetrunkenem Zustande das Trinkgefäß mitgenommen und in der durch das Gespräch gesteigerten Erregung gedankenlos unter das Bett geschoben haben müsse. Wer es gethan, ob Michel Lemmlin oder ein anderer, war nicht festzustellen. Zu spät fragte man sich jetzt, wie es nur möglich gewesen, daß gerade an jener Stelle nicht gesucht worden war, als es sich um die Ehre und das Leben eines alten treuen Dieners handelte. – Am tiefsten wurde natürlich durch diese Entdeckung der alte Hans Imhoff erschüttert.
»Wie konnte ich nur,« rief er klagend, »da ich immer die größten Zweifel an der Schuld des rechtschaffenen Dieners hegte, dessen Hinrichtung zulassen? Muß er mich nicht bei Gott derohalben verklagen?«
Vergeblich stellten ihm seine Söhne und Freunde vor, daß ja die Sache nicht mehr in seiner Hand, sondern in derjenigen der Richter gelegen habe, daher er die Hinrichtung des Unschuldigen als ein unabwendbares, wenn auch noch so trauriges Schicksal auffassen müsse. Er hielt daran fest, daß er doch wenigstens eine Aufschiebung der Hinrichtung hätte erwirken sollen, – und dann würde noch rechtzeitig die Unschuld des Dieners entdeckt worden sein.
Als sich der alte Kaufherr in dieser Weise abhärmte, brachte ihn der Pfarrer der St. Lorenzkirche, deren Pfleger er seit langen Jahren war, auf den Gedanken, sein Gewissen durch eine fromme Stiftung, welche auch als ein Gedächtnismal des Hingerichteten aufgefaßt werden könne, zu beruhigen.
Imhoff fragte lebhaft: »Was haltet Ihr dazu für besonders angemessen – eine Stiftung für Arme und Hilfsbedürftige oder eine Schenkung an die Kirche?«
»Vor Gott«, antwortete der Pfarrer, »wird, wie mir scheint, Euer Bestreben, wegen des verhängnisvollen Irrtums, der ja von Euch am wenigsten verschuldet worden ist, ein frommes Opfer zu bringen, wohl die Hauptsache sein, andererseits ist's vielleicht zu empfehlen, daß Ihr eine Art Denkmal wählt, das noch in später Zeit zur Erhebung der Christenleute und im Dienste unsrer Kirche fortbesteht …«
»Und worin seht Ihr ein solches?«
»Die geweihte Hostie hat bei St. Lorenz noch keine rechte Aufbewahrung gefunden; nur ein unscheinbares Schränkchen, das auch leicht erbrochen werden kann, nimmt dieselbe auf. Das ist mir längst schon recht unwürdig erschienen, zumal bereits viele kleine Kirchlein, selbst auf Dörfern, schöne Sakramentshäuschen besitzen …«
»Sollte solch ein Schrank, selbst wenn er für das Allerheiligste bestimmt wäre, als hinreichende Sühne für die Hinrichtung des treuen, unschuldigen Dieners gelten können?« fragte etwas ungläubig Imhoff.
»Ich denke, daß Ihr das ›Tabernakel‹ hoch emporführen lassen würdet, und daß es mit reichem Bildwerke nach der heiligen Schrift, besonders aus der Geschichte des Gottessohnes, geschmückt werden müßte, alles durch die Hand eines kunstreichen Meisters. Dadurch würde unsre St. Lorenzkirche eine erhabene Zierde erhalten und, was die Hauptsache ist, vieler Andächtigen Augen würden zur Erhebung der Herzen darauf ruhen und das Andenken dessen segnen, der durch seine Stiftung dieses Obdach des Allerheiligsten hervorgerufen hat.«
»Gut, ein ›Tabernakel‹ für unsre St. Lorenzkirche, und zwar ein solches, wie es für den heiligen Leib unsers Herrn gebührt, will ich aufrichten lassen, – so schnell es sein kann! Ich weiß einen Künstler dazu!«
Mit diesen lebhaften Worten stürmte der Greis fort, und bald darauf trat er in die einfache Werkstatt Adam Kraffts.
Der Bildhauer hatte eben noch an einem Relief gearbeitet, welches nahezu vollendet war. Erstaunt, den greisen Kaufherrn bei sich zu sehen, legte er rasch Meißel und Schlägel beiseite, lüftete seine Kappe zum Gruße und machte Anstalt, seinen Schurz abzulegen. Doch der alte Imhoff wehrte dem und sprach: »Laßt Euch in Eurer Arbeit nicht stören, Meister! Ich sehe vielleicht ein wenig zu, und was ich mit Euch zu besprechen hab', läßt sich daneben abthun!«
Er war vor das Steinwerk getreten.
»Wenn ich recht sehe, habt Ihr da einen Ritter St. Georg, der den Lindwurm erschlug! Er sitzt fest in dem Sattel und schlägt mit dem Schwert mutig drein. Gar fein habt Ihr ringsum die Landschaft zur Darstellung gebracht. Für wen sollt Ihr das schöne Bildwerk schaffen?«
»Es soll an Herrn Hieronymus Paumgärtners Hause Das Bildwerk an jenem Hause in der jetzigen Theresienstraße ist leider durch häufigen Anstrich sehr verdorben worden. angebracht werden, natürlich, wenn's fertig ist; – noch bin ich mitten in der Arbeit.«
»Wenn ich's so betrachte, möcht' ich meinen, daß es kaum schöner werden könnt', als es sich schon jetzt darstellt. – Habt Ihr augenblicklich viel Arbeit, oder könntet Ihr noch ein Werk übernehmen?«
»Kleine Dinge, wie dieses, sollen wohl noch geschaffen werden …«
»So könntet Ihr auch wohl ein größeres ausführen, das Euch einen längeren Zeitraum beschäftigen würde?«
Des Künstlers Augen leuchteten.
»Würd' deswegen solch kleinen Kram gern etwas zurückstellen. Seit den ›Siebenfällen‹ für Martin Ketzel und dem Grabmale für Sebald Schreyer hab' ich nichts Bedeutendes zu meißeln gehabt!«
»Nun, nun,« warf der Kaufherr ein, »auch solch kleines Bild verdient alles Lob!«
»Ein Werkstück, das vielerlei Aufgaben bietet und lange Zeit hindurch Geist und Hand völlig in Anspruch nimmt, ist doch vorzuziehen …«
»Ein solches sollt Ihr für mich anfertigen!«
Der alte Kaufherr begann den Plan seines »Tabernakels« kurz darzulegen. Von den Bildwerken, die auf demselben angebracht werden sollten, gab er nur eine vorläufige Andeutung und lud den Künstler ein, sobald derselbe sich darüber klar geworden, vielleicht auch einige Entwürfe dazu angefertigt habe, zu ihm zu kommen, damit sie einen festen Vertrag abschließen könnten.
»Legt die Entwürfe nur in großem Stile an; denn sparen will ich nicht,« sagte der Alte im Fortgehen, »und daß Ihr mich nicht zu lange warten laßt! …«
Das war eine Freude für den Künstler.
»Also von den Imhoffs!« rief er. »Der goldene Becher – der arme Diener, welcher unschuldig hat sterben müssen! … Der edeln Kunst kommt's zu gute –, ich habe wieder einen großen Auftrag, und mit Gott hoffe ich auch ein würdiges Werk zu vollenden!«
Er war in die Wohnstube hinübergetreten.
»Magdalen', Hans Imhoff der Ältere ist eben bei mir gewesen …«
»Der reiche Kaufherr, der Pfleger der Pfarrkirche von St. Lorenz ist und schon so lange in den Rat geht?«
»Derselbe, Magdalen', – und ein großes, kostbares Tabernakel für St. Lorenz mit vielen Figuren und Steinbildern soll ich ihm herstellen; – es soll gut und kunstreich werden, damit das Unrecht an dem armen Diener Sühne finde.«
»Da wirst Du all Deine Meisterschaft dranwenden; ich weiß es schon vorher! … Und um Deinetwillen auch freu' ich mich; denn nun wirst Du wieder zuversichtlich ausschauen und fröhlich arbeiten! …«
* * *
Nicht viele Tage gingen vorüber, da konnte Adam Krafft dem alten Imhoff seine Entwürfe vorlegen und dieser mit ihm über die Einzelheiten des großen Bildwerks weiter verhandeln. Hernach ward am Donnerstag, den 25. April 1493 – es war der Tag St. Marci, des Evangelisten – eine längere Urkunde aufgesetzt, durch welche die beiderseitigen Verpflichtungen genau bestimmt wurden.
Da der Künstler von dem überaus reichen Kunstwerke in so kurzer Zeit eine Gesamtzeichnung nicht hatte ausführen können, so wurden in dem Vertrage ausführliche Angaben über dessen Einzelheiten gemacht. Im Verlaufe dreier Jahre sollte das Werk von Adam Krafft vollendet und zu St. Lorenz aufgestellt werden. Dafür wurde ihm eine Summe von »höchstens siebenhundert Gulden« in Aussicht gestellt.
Als Zeugen waren bei Abschließung dieses Vertrages die bereits erwähnten Patrizier Jörg Holzschuher und Michel Lemmlin anwesend, welche auch ihre Siegel darunter setzten.
Der alte Imhoff sorgte dann dafür, daß sich unser Meister unbekümmert dem Werke widmen konnte, indem er ihm von Ende Juni 1493 an fortlaufend auf die ausbedungene Summe Vorauszahlungen machte.
Damals herrschte größere Zufriedenheit und Behaglichkeit im Hause des Künstlers, und es fehlte ihm auch nicht an dem nötigen Gelde, um sich nach angestrengter Arbeit im Kreise kunstsinniger Freunde beim Becher ermuntern und aufheitern zu können.