Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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15.

                          As Harstwind äwer de Stoppel weiht,
Dunn liggen drei Burßen in Herzlichkeit
Tausamen unner den Schatten-Bom
Un sein herun up den gräunen Strom
Up den gräunen Rhein, up olle Borgen,
Un singen herin in den hellen Morgen.
Sei singen, ob't paßt, is ganz egal;
Ehr Led schallt lustig dörch Barg un Dal,
Sei singen en Jeder, wat Jeder weit,
Doch wat sei singen, ut Hartensfreud'.
Dat is de olle leiwe Sang,
De schallt taunirst, wenn't Hart noch fri,
Un klingt denn nah dat Lewen lang
Mit sine säute Melodi;
Dat is de Lust, de rute breckt,
Wenn Gottes Herrlichkeit
So warm un vull taum Harten spreckt,
Wenn't frisch un jung noch sleit.
Wat kümmert't uns, wo't rute kümmt,
Wat kümmert't uns, wo't stimmt?
Dat is de Lust, de helle Freud',
De Maud is't, de in'n Harten gläut,
Sei möten rute in de Welt!
Wen kümmert't, ob't geföllt? –
De Murer wüßt en einzig Led,
Hei wüßt man blot dit ein,
Dat sung hei, wenn hei trurig set,
Un wenn hei sik ded freu'n;
Un was hei trurig, sung hei't sacht,
Un was hei lustig, lud;
Hei hett dorbi ball weint, ball lacht,
'T kamm All up Eins herut:

      »Habe wieder mal was Neu's erfohr'n,
            Daß mein Schatz, das allerliebste Kind,
            Welchem ich so lieb und treu gesinnt,
      Daß mein Schatz mit ungetreu is word'n.

      Ihre Zähne, die sind kreideweiß;
            Kreide-kreideweiß sind ihre Zähn',
            Rosenroth ihr Mündlein anzusehn.
      Meine Liebe zu ihr, und die war heiß.

      Als sie mir die Treue hat gebroch'n,
            Lag ich wohl die lange, lange Nacht,
            Hab' die Sach' mir über-überdacht,
      Daß sie mir in's Herze hat gestoch'n.

      Lebe wohl, du Allerungetreu'st!
            Zieh' nun über Berg und über Thal,
            Siehst mich nun zum letzten, letzten Mal;
      Wenn du deinen Sach' nur nicht bereu'st!

      Hast du dann was Neues mal erfohr'n,
            Daß dein Schatz in fernem, fernem Land
            Ruhen thut im leichten, leichten Sand,
      Daß dir's dann nur leid nicht ist geword'n!«

    »Na,« röppt de pucklich Snider, »hür,
Wenn't Ding man nich so trurig wir!
Dat geit so dusemang un sacht,
As wenn bi uns de Nijohrsnacht
Oll David von den Thorm wat blös't;
Un wir Din rod Gesicht nich west,
Hadd 'k dacht, ik wir tau Gräfniß beden.
Ne, Murer! kannst nicks Beters bringen,
Denn süllst dat Singen ganz verreden.
Paß up! Min Led sall anners klingen:

      Es thät ein Schneider mal sich frei'n
      Des böhm'schen Grafen Töchterlein,
            Sie war von hohem Adel.
      Was setzt' er in das Wappen sein?
            'Ne Scheere und 'ne Nadel.
      Und schrieb darum in jede Eck:
      Meck, meck, meck, meck, meck, meck, meck, meck!
            Und künd'te allen Leuten:
            Sein'n Wahlspruch sollt's bedeuten.

      Und als er minniglich bemüht
      Mit seinem Schatz zur Traue zieht
            Mit Nadel und mit Schere,
      Und Jedermann nun klärlich sieht,
            Daß's nur ein Schneider wäre,
      Da rufen Alle: Geht mer weck!
      Meck, meck, meck, meck, meck, meck, meck, meck!
            'S ist leider, leider, leider!
            Der neue Graf ein Schneider.

      Und als er an die Hofstatt kam
      Und dorten seinen Antritt nahm,
            Da lacht es männiglichen:
      »Sein Wappen ist gar wundersam;
            Der ist auf Schnitt und Stichen!«
      Und zu des armen Schneiders Schreck
      Geht's wieder los: Meck, meck, meck, meck.
            Ja, in des Kaisers Halle,
            Da meck- und neckten Alle.

      Es lacht des Kaisers Majestät,
      Bis ihm beinah der Bauch vergeht:
            »Oh, bringt ihm doch 'ne Elle!
      Ein Rößlein, das fein sachte geht. –
            Nun, Ritter, reite schnelle!
      Und fall vom Roß nicht in den Dreck!«
      Und Alles lachte: Meck, meck, meck!
            Und selbst sein Weib, das feine,
            Das stimmte hell mit d'reine.

      Da zog der neue Ritter aus,
      Für immer aus des Kaisers Haus
            Und von der Grafentochter,
      Und manchen schweren, harten Strauß
            An allen Thüren focht er,
      Und jedem Dirnlein frei und keck,
      Das hinter ihm rief: Meck, meck, meck,
            Dem stand er zu Gebote:
            »Heraus, du weiß-und-rothe!«

      Drum merkt Euch, Schneider, die Geschicht:
      Frei't böhm'sche Grafentöchter nicht
            Und ziehet nicht zu Hofe!
      Dann lacht Euch nicht in's Angesicht
            Der Knappe und die Zofe.
      Nein, fechtet brav, ihr Ziegenböck!
      Und ruft ein Mädchen: Meck, meck, meck,
            Dann küßt sie auf der Stelle,
            Ihr Ritter von der Elle!

    »Wat's dit för Wirthschaft!« röppt Jehann,
»Ji stimmt hir blot wat Hochdütsch an,
En Led, wat in de Bäuker steit?
Ik sing Jug, wat taum Harten geit,
Un paßt mi up un fallt mit in,
Denn sall dat prächtig klingen.
Wat? Ji will plattdütsch Burßen sin,
Un känt nich plattdütsch singen?:«

      Ik weit einen Eikbom, de steit an de See,
      De Nurdstorm, de brus't in sin Knäst,
      Stolz reckt hei de mächtige Kron in de Höh';
      So is dat all dusend Johr west;
            Kein Minschenhand,
            De hett em plant't;
      Hei reckt sik von Pommern bet Nedderland.

      Ik weit einen Eikbom vull Knorrn un vull Knast,
      Up den'n fött kein Bil nich un Aext.
      Sin Bork is so rug un sin Holt is so fast,
      As wir hei mal bannt un behext.
            Nicks hett em dahn;
            Hei ward noch stahn,
      Wenn wedder mal dusend von Johren vergahn.

      Un de König un sine Fru Königin
      Un sin Dochter, de gahn an den Strand:
      »Wat deit dat för'n mächtigen Eikbom sin,
      De sin Telgen reckt äwer dat Land?
            Wer hett em plegt,
            Wer hett em hegt,
      Dat hei sine Bläder so lustig rögt?«

      Un as nu de König so Antwurt begehrt,
      Trett vör em en junge Gesell:
      »»Herr König, Ji hewwt Jug jo süs nich d'rüm schert,
      Jug Fru nich un Juge Mamsell!
            Kein vörnehm Lüd',
            De hadden Tid,
      Tau sein, ob den Bom ok sin Recht geschüht.

      Un doch gräunt so lustig de Eikbom up Stun'ns,
      Wi Arbeitslüd hewwen em wohrt;
      De Eikbom, Herr König, de Eikbom is uns',
      Uns' plattdütsche Sprak is't un Ort.
            Kein vörnehm Kunst
            Hett s' uns verhunzt,
      Fri wüssen s' tau Höchten ahn Königsgunst.««

      Rasch giwwt em den König sin Dochter de Hand:
      »Gott seg'n Di, GEsell, för Din Red'!
      Wenn de Stormwind eins brus't dörch dat dütsche Land,
      Denn weit ik 'ne säkere Städ:
            Wer ein Ort
            Fri wünn un wohrt,
      Bi den'n is in Noth Ein taum besten verwohrt.

    Un as hei sung sin Led tau End,
Dunn würd sik achter em wat rögen,
Un as hei dornah üm sik wen'nt,
Kickt em de Smädgesell entgegen.
Sin Og kickt höhnschen un verglas't
In ehren lust'gen Kreis herin,
Un in sin Minen hadd de Sün'n
Mit all ehr Wuth herümmer ras't.
Swor liggt üm sine Lipp en Haß,
As wenn ut Bli hei gaten was,
Un will hei lachen, ward't en Wesen,
Dat Jeden grugen würd en gräsen.
Verfollen stunn hei dor, verkamen,
Ein schändlich Bild in dreck'gen Rahmen.
»So,« rep hei, »so! Hir drap ik Jug!« –
Un rute platzt en weusten Fluch –
»Ji singt jo hellschen äwerböstig,
Denn is de Bramwin woll nich wid.
Na, rückt man rut! denn ik bün döstig.
En Sluck smeckt beter as en Lid.«
De drei Gesellen sprungen up,
De Lust was hen, de Freud' vergällt,
As wenn in frische Rosenknupp
En gift'ge Worm herinne föllt.
Denn is dat ut mit Bläu'n;
So was't ok mit ehr Freu'n.
»»Wat gellt Di hir uns' Singen an?««
Röppt hellschen argerlich Jehann.
»»Gah Dine Weg', uns lat in Rau!«« –
Un wat de beiden Annern wiren,
De stimmen kräftig ok mit tau:
»Wi heww'n mit Di nicks tau verkihren!«
Un trecken af mit ehr Fellisen. –
»»Ja, gaht man!«« röppt de Kirl ehr nah.
»»Kann ik nich gahen, wo ik gah,
Ji brukt de Weg' mi nich tau wisen.
Na, täuwt! wi will'n uns wider spreken,
Ik ward Jug mal en Sticken steken.««
Un wankt ehr nah mit falschen Blick.
So hinkt de Afgunst achter't Glück,
Un flüggt dat Glück ok noch so hoch,
De lahme Afgunst kriggt dat doch;
Un hett sei't fat't mit knäkern Armen,
Denn wörgt sei't dod ahn Gnad un Barmen.

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