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Wer de Herr Korrekter un Kanter Aepinus was. – Wat hei all in sine Schaul bedriwen ded. – Sine uprichtige Meinung von de Franzosen, von Bonaparten un von Josephine – un gel is sei doch! – En stilles Vergnäugen un swore Gedanken. – Ferien sünd doch Ferien. – Worüm den Herrn Konrekter de olle römische Jurist Cujacius in den Kopp un de Nigen-Strelitzer Jurist, Avkat Kägebein, in de Stuw kamm. – Von de fine Poesie, von Götz von Berlichingen , Homer un Lessing. – Worüm de Herr Avkat Kägebein den Herrn Konrekter för en afgünstigen Minschen taxirt, worüm hei nah den Rathskeller geiht, un worüm de Herr Konrekter achter em her geiht.
De Herr Konrekter un Kanter Aepinus was en Sachs, oder, as des' Ort Lüd' up Stun'ns spaßig näumt warden, ›ein Sächser‹; hei was üm dese Tid en Mann so middwarts de Föftiger, un was för sin Öller noch en staatsches Stück von en Mannsminschen, obschonst de Esel ok all mit grise Hor bi em 'rute kamen was. – Hei was en gauden Mann un hadd ok sin Ding' düchtig lihrt, denn hei was so tämlich de irste Schaulmeister an de hoge Schaul tau Nigen-Bramborg, de mit de ollen Grichen un Römer gaud Bescheid wüßte, un dorüm höllen ok sin Schäulers wat von em. – Jehann Hinrich Voß, de 1766 up de Schaul nah Bramborg kamm, vertellt noch mit groten Dank, dat hei von den Herrn Konrekter mihr lihrt hett, as von jedwer annern Lihrer, un dat em de Herr Konrekter in 'ne swore Krankheit däglich besöcht un em as en Vader plegt hett; äwer Schrullen, oder as Dürten Holzen seggt, Undäg' hadd hei sick anwennt, un doran was sine leiwe Fru Schuld worden, indem dat sei tau nahsichtig gegen em west was; un dat döggt nich. – Dorüm, wenn ick hir von mi sülben reden darw, heww ick de Utsicht, dat ick mi för mine ollen Dag' keine Schrullen anwennen ward, denn wat mine leiwe Fru is, sorgt mit allen Iwer dorför, un hett mi all weck, de ick vördem hadd, afwennt. – Äwer wedder up den Herrn Konrekter tau kamen, so möt ick von em 'ne grote Markwürdigkeit berichten, de süs woll meindag' noch nich vörkamen is. Hei hadd sick nämlich, obschonst hei so recht ut dat richtige Kauken-Sachsen herstammen ded, in Meckelnborg so dägern in de plattdütsche Sprak verleiwt, dat hei in sinen Hus' un in Gesellschaften, ja wat noch mihr is, ok in de Schaulstunnen Plattdütsch reden ded, un, wat bi einen richtigen Kauken- Sachsen binah unmäglich schint, hadd dat so richtig lihrt, dat em man sihr sprangwis' hir un dor en lütten Swupper in de plattdütsche Sprak passiren ded. – Hei gaww sinen Unnerricht in de tweite Klass' un lihrte sine Schäulers uter Latinsch un Grichsch ok noch en beten Naturgeschicht, un wil dat hei ok up de Musik tau lopen verstunn, gaww hei Unnerricht in den Kirchengesang un let sin Schäulers ok tauwilen up de Vigelin spelen un, wat ehr vör Allen Spaß maken ded, ok Pauken slagen. Französch verstunn hei nich un wull't ok nich verstahn, denn hei hadd en groten Haß gegen de Franzosen. Weck säden äwerst, den Haß hadd hei blot, wil dat hei kein Französch verstunn un em dat schanirlich wir intaugestahn; ick glöw äwer, dese Meinung schütt vörbi, hei kunn dat französche Wesen nich liden, un sin Haß würd ümmer düller, je düller de Franzosen in Dütschland Hus höllen, un – frilich vel späder as mine Geschicht spelt – einmal kamm hei dordörch in 'ne grote Verlegenheit. Hei hadd sick nämlich anwennt, Bonaparten ümmer den Spitzbauwen un Röwer tau nennen un de Josephine ümmer dat olle gele Frugensminsch. Nu kümmt hei mal tau sinen Swager Kunst up den Keller un dröppt dor mihrere Bekannte mit en Frömden, de von de Gesellschaft tau en Spaß anstift ward. As nämlich min gaud Herr Konrekter de Josephine wedder dat olle gele Frugensminsch näumt, springt dese Frömde up un geiht up em los: »Monsieur, ick sein Franzos', Sie 'aben geschumpft auf mein imperatrice, ick Sie laß stecken in prison.« – »»Oh, oh! Holt!«« seggt min Konrekter, grippt nah sinen Stock un Haut un treckt Pahl, rügglings ut de Dör. Nu ward dat in de Stuw denn en grotes Hägen; äwer de Herr Konrekter argert sick buten äwer sinen Rüggtog un gruns't sick inwennig un steckt in vullen Arger den Kopp in de Dör un röppt in de Stuw 'rinne: »»Un gel is sei doch!«« – Also de Franzosen kunn hei nich liden, un mit de gele Farw gung em dat ebenso as sin Dürten, sei was em tauwedder. In'n Äwrigen äwer – as ick all seggt heww – was hei en gauden Mann, un wenn em weck Lüd' dat as en Nahdeil anreken wullen, dat hei en beten scharp up sinen Vurthel kek un sihr nah sick was, so hadd hei sinen driftigen Grund dortau, denn sine Innamen wiren swack, Fründschaft, de helpen kunn un wull, hadd hei nich, un dat Öller kek bi em all in de Dör. Gizig was hei äwer grad' nich, blot mit Poppir, denn dormit gung hei ror üm un let keinen Finzel unbeschrewen; äwer so wat finnt sick oftmals. – Ick heww en gauden Fründ, wenn den Einer nah en anner twei Daler afföddert, denn giwwt hei s', äwer bi twei Swewelsticken makt hei en bedenklich Gesicht.
An den Morgen von den Dag, von den ick vertellen dauh, gung hei in 'ne korte Jack, de hei sick von sinen Nahwer, den Snider, ut en ollen Rock hadd upbugen laten, un 'ne lange Pip in sine Stuw up un dal. – En Slaprock smeten sine Inkünften nich af. – »Süh,« säd hei tau sick, »sörre den Harwstmarkt heww ick üm dese Tid kein Pip Toback tau roken kregen. 'T is doch nüdlich, wenn de Minsch mal ut den ollen däglichen Sälen 'rute kümmt. – Ferien sünd doch Ferien, de Minsch verpust sick doch. – Nu will ick mi äwer denn doch mal an minen elektrischen Apparat maken;« un dorbi halt hei en flacken, bleckern Kasten 'rute, de inwennig mit Horz utgaten was, un en Voßswanz un allerlei Buddeln un afgebraken Buddelhäls', denn hei hadd sick, so gaud as't gahn wull, Allens ahn Kosten sülwst taurecht stellt. – »So frilich is min Kram nich, as den Apteiker sine Maschin; äwer't geiht doch ok, de Minsch kann sick doch dorvon en Begriff maken.« –Hirbi wirkte hei denn nu bet Middag 'rümmer, treckte sick dunn sauber an un stunn nu dor in en rodbrunen Rock mit grote, goldbespunnene Knöp, mit breide Upsläg' an de Ärmel, 'ne swarte sanftmanschesterne korte Hos', slohwitte Strümp, blank-gewichste Schauh mit sülwerne Snallen un rep äwer Dürten Holzen, dat sei em den breiden Horbüdel anknöpen süll, et dunn mit ehr Middag, let sick en beten Füer in den Aben maken, gung dunn an't Finster, makte dat Finster up un kek nah sinen Thermometer, wat en kostbores Geschenk von den Apteiker was, indem dat sei Beiden de einzigsten wiren, de in Nigen-Bramborg so'n Wohrsegger in Lohn un Brod hadden. – Grad' as hei sin Finster upmakte, gung in den tweiten Stock gradäwer von em ok en Finster up, un sine Nachborin in den gelen Äwerrock makte em en Diner tau un säd sihr fründlich: Bon jour, monsieur.‹‹ – »»Gun Dag ok,«« was sin Antwurt. »»Äwer ick heww Sei all mal seggt, wenn Sei mit mi reden willen, denn reden S' dütsch.«« »Ich wünsche Ihnen vergnügte Feiertage.« – »»Ick Sei ok.«« Dormit makte hei so'n swacken Versäuk tau en höflichen Diner un makte sin Finster tau. – »»Weit de Kukuk,«« säd hei, »»ick heww einmal up den Wall en por Würd' mit ehr red't, wil dat ick nich anners kunn, un nu set't sei dat Geschäft nah, wo sei mi süht. – Na, lat ehr.«« – Dormit set'te hei sick in sinen leddernen Lehnstaul, den em vör Johren mal sin oll Swigervader, de nu ok all vör drei Monaten storben was, taum Wihnachten schenkt hadd, un rokte 'ne Pip. – De Stuw was so schön warm, dat Füer bullerte in den Aben, de Lehnstaul was so bequem, buten jog de Wind mit de Sneiflocken un üm em 'rüm was dat so still. – »Acht Grad Küll buten,« säd hei un läd sinen Kopp an de Back von den Lehnstaul, »woll den, de up Stun'ns 'ne warme Stuw hett. – Äwer wo einsam! wo einsam! – Dürten Holzen is 'ne gaude Perßohn; äwer mit Lotting was dat doch anners! Sei was ok sporsam, äwer hüt hadd sei doch nich nahlaten, sei hadd taum wenigsten Päpernät backt. Dürten seggt: ›Sei eten s' doch nich‹, seggt sei, ›un üm minentwegen bruken kein backt tau warden, dat Geld känen wi sporen‹, seggt sei. – Recht hett sei; äwer Lotting was ok sporsam, un Päpernät hett sei doch backt.« – De Gedanken an vergahene Tiden togen an em vöräwer, un männig stille Süfzer gaww ehr dat Geleit; äwer taurügg raupen kunn hei dat nich, wat för ümmer verswunnen was. Dat was keine grelle Hartensweihdag', de in em towte, ne, em was tau Sinn, as wir hei up 'ne unbewahnte Insel midden in dat wide Weltmeer utset't worden, un hei kek in de blage Firn äwer de See, un kein Schipp was tau seihn, wat tau em Minschen bröchte, un de Bülgen slogen an dat Äuwer ümmer mit einerlei Ton, as wiren sei dat dagdägliche Lewen, un dorvon würd hei so mäud, un em föllen in Würklichkeit ok de Ogen dorbi tau, un de Pip sackte em ut de Mund, un hei slep sachting in – dunn slog de Stuwenklock twei, un hei rappelt sick up: »Je, denn helpt dat nich, denn . . . . Nu, süh mal! ick heww jo Ferien« – un hei slep wedder in.
Un as hei nu tauletzt ut sinen Slap wedder äwer En'n kamm, dunn spunnen sick sine Gedanken wider, hei set'te sick an 't Finster un kek in 't Weder: »Noch geiht dat,« säd hei tau sick, »noch bün ick gesund un fäuhl mi ok noch kräftig, un dat Schaulmeisteriren holl ick noch 'ne Tidlang ut; wenn äwer dat Öller kümmt, un sei pangsioniren mi mit en Botterbrod, wovon sall ick denn lewen? Taum Tausamensporen un Bisidleggen is min Gehalt nich andahn. – Noch künn ick wedder frigen, äwer't müßt 'ne Fru sin, de en por Gröschen achter sick hadd, un de den Willen un dat Tüg hadd, mi in ollen Dagen fründlich an de Hand tau gahn. – Je, wo is so ein tau finnen! – De oll Jurist CujazCujacius, eig. Jacques de Cujas, berühmter Rechtslehrer, geb. 1522 in Toulouse, gest. 1590 in Bourges. hett, as hei vertellt, dreimal frigt: dat irste Mal propter opus, dat tweite Mal propter opes un dat drütte Mal propter opem; ick müßt't nu propter opes un propter opem mit einem Mal farig krigen. En swor Stück! wenn Einer de Frugenslüd' kennt: de opes warden kein opem leisten, un de opem hewwen kein opes.« Hei kek tau Höcht un sach noch so in'n Halwschummern sine Nachborin in den gelen Äwerrock an dat Finster stahn. – »Dor steiht s' all wedder! Je, de Lüd' seggen: opes sallst Du hewwen, seggen s', äwer nah opem sühst Du mir gor nich ut, segg ick.« –
As dat düsterer würd, bröcht em Dürten Licht 'rinner, makte em Füer in den Aben, halte en por grote Filzschauh vör: »»Herr Konrekter, trecken s' de warmen Schauh an, dat Sei sick nich verküllen,«« un gung wedder. – » Opem kreg Dürten farig,« säd de Herr Konrekter, »wo hau't dat äwer bi ehr mit de opes ut?« – Dunn tramps't sick Einer buten den Snei af, un de Herr Avkat Kägebein kamm in de Stuw: »»Verehrter Freund und Gönner, ich konnte doch nicht unterlassen . . . .«« – »Wat nich?« – »»Sie zu besuchen; ich fühlte den heftigsten Drang in mir, Sie wieder zu sehn.«« – »So? Na, wennihre sünd Sei denn hir ankamen?« – »»Gestern Abend.«« – »Na, wenn de Drang so grot west is, denn wundert mi dat, dat Sei gistern Abend nich glik kamen sünd.« – »»Geschäfte, mein Gönner, unaufschiebliche Geschäfte.«« – »Wat? Sei warden doch nich taum irsten Mal in Ehren Lewen en Prozeß hewwen?« – »»Bewahre! Wichtige Geschäfte, viel wichtigere haben mich auf Flügeln des Zephirs gestern Morgen, als man mit purpurnem Gewand am östlich hohen Himmelsrand Auroren schon verbreitet fand, von Neustrelitz nach Brandenburg entführt.«« – »Ollen schönen Zephir hüt buten!« smet de Herr Konrekter dormang, äwer Kägebein let sick nich stüren: »»ich will nämlich eine collectio meiner schönsten Gedichte hier bei Korb drucken lassen; Durchlaucht, unser gnädigster Herr, hat die hohe Gnade gehabt, meine submisseste dedicatio anzunehmen, und hier sind sie;«« dormit smet hei en Packen Schriweri up den Disch. – »Dörchläuchting – Gedichte? – Na, dat hett hei denn woll ut Niglichkeit dahn, denn ick glöw, hei hett in sinen ganzen Lewen noch kein Gedicht lesen. – »»Ich habe ihm welche vorgelesen, er hat sich sehr gefreut, er hat viel Sinn und Empfängnis für die feine, hohe Poesie; und – unter uns – wie mir Rand, sein Herr Kammerdiener sagt, ich habe eine große Exspectanz auf den Titel eines Hofpoeten!«« – »Gratulir velmal tau den hogen Titel.« – »»Aber die Gedichte sind auch schön, sehr schön! Sie sind im höhern Stil, ich habe Gellerten und Rammlern und Gleimen, so zu sagen, in Eins verschmolzen. – Hören Sie mal!«« – »So setten S' sick doch irst dal!« – Dat ded denn de Herr Avkat un bläderte in sin Poppiren. – »»Ich suche keine aus, ich nehme das erste, beste zum Vortrage. – Hier dies ist mehr Gellert, es ist ein Idyllum.«« – »So heit dat Ding nich, dat heit idyllium, kümmt ut den Grichschen von ειδύλλιον.« – »»Ach, das sind Kleinigkeiten, Nebensachen; die Hauptsache ist, so was selbst machen zu können, hören Sie:
Invitatio zur Redoute
an
an einen guten Freund.
So wie Felten in den Abendstunden, Wenn er seine Rinder eingebunden, Auch mit sorgenden und milden Händen In der frommen Schaaf- und Lämmer-Bänden (Raufen) Heu und Stroh mit Sorgfalt eingestopfet Und den Riegel für des Schaafstalls Thür geklopfet, So wie Felten, sag' ich, am Kamine, In den Armen seiner lieben Trine Die von Schnee und Frost ermüd'ten Beine Ruht und wärmt an des Kamines Steine Und entzückt an seiner Trine Busen, Laß mich, spricht, in dieser Gegend drusen.«« |
»Gott bewohr uns!« rep hir de Konrekter dormang, »wat is dat? ›Laß mich, spricht, in dieser Gegend drusen.‹ – Minsch, wo hewwen Sei dat her?« – »»Ganz aus mir selbst,«« säd Kägebein un richt'te sick äwer En'n; »»aber hören Sie weiter:
So wie Felten, sag' ich, allhier lauschet Und die Freud in Trinens Busen rauschet, So und heiter, ebenso vergnüget – Ist es Felten, der allein nur liebet? – Wollen wir uns heut' erfreuen Und den Nymphen Blumen streuen, Liebster Freund, so laß die Bücher liegen, Die Pandecten und den codicem, Wisse, mit den Jugendjahren fliegen Auch der Jugend Triebe, komm ad locum quem.«« |
»En schworen Rim; äwer sihr schön!« föll de Konrekter in, un Kägebein las wider:
»»Es erwarten dich mit offnen Armen Unter der Trompetenschall und Klang der Darmen Dorimen' und Synceren' und das Chor der Gratien, Besser noch, doch eben so als vormals alle Schönen Griechenlands und Traciens.«« |
»Nu hollen S' Pust!« rep de Konrekter un slog em sine Poppiren tausam, »dor hett jo Einer grot acht Dag' an tau dauhn, ihre hei dat begripen deiht. – Un dit meinen Sei, wir mihr so in de Ort von Gellerten?« – »»Ja,«« säd Kägebein un kek em ganz unschüllig an, »»und hier habe ich ein Stück, welches mehr Gleim ist. Sie wissen – Freundschaft; ich habe es für meinen Freund Horn gemacht, als ihm sein Sohn geboren wurde:
Ich hab' heut' den Arzt im Magen, Solches hab ich dir zu sagen, Dies ist, daß ich heut' nicht komme, Wünsch' dir Zephir und die Sonne. Doch halb Achte könnt's geschehen, Grüße Deine liebe Lotte, |
Hir sprung de Konrekter up: »Nemen S' nich äwel, dat höllt de Minsch nich ut, mi is ganz swindlich worden; ick möt en beten up un dal gahn.« – Kägebein richt'te sick wat höger up: »»Das hat Sie wohl übernommen?«« – »Ja, 't hett mi äwernamen – ›Klang der Darmen‹ – dor meinen Sei woll 'ne Vigelin mit?« – »»Ja, es ist poetisch.«« – »Ja, un ›grüß den schönen Schlummergotte‹ is ok woll poetisch för en Wickelkind?« – »»Ja, in diesen poetischen Ausdrücken habe ich, wie mir schon viele gesagt haben, meine besondere Force. – Ich habe hier noch ein größeres Heldengedicht, welches den Titel führt: ›Die auf den Backofen geschobeneSo nennt man (auch in Holstein) scherzhaft die ältere noch unverlobte Schwester, wenn die jüngere sich verlobt hat. Schöne oder der Sprung durch den Schlehdorn‹: das will ich aber noch nicht drucken lassen, denn . . . .«« – »Dat's Recht, dat is dat Verstännigste, wat Sei dauhn känen – nonum prematur in annum – geben S' 't jo nich in den Druck; an dese Gedichten hewwen de Lüd' all naug tau knusen. – Nu seggen S' mal, hewwen Sei all lang dicht't?« – »»Ih, ja! Doch wohl schon en Jahrener 15 bis 20.«« – »Denn laten S' 't nu wesen, denn hewwen Sei Ehr Schülligkeit vullkamen dahn.« – »»Je, mein Gönner, das sagen Sie; wenn mich aber der Geist treibt, denn meine Natur ist eine poetische, denn . . . .«« – »Dat is 'ne verfluchte Natur un 'n infamen Geist. – Seggen Sei mal, hewwen Sei dat Bauk lesen von Götzen von Berlichingen? Mi hett dat Hofrath Altmann mal leihnt, denn ick kann mi so wat nich anschaffen.« – Hir treckte Kägebein de Schullern tau Höcht un wiwakte mit den Kopp hen un her un säd: »»Ja, aber das ist so roh und ungeschliffen, da ist ja nicht für einen Dreiling feine Poesie darin.«« – »Möt ok nich! sall ok nich!« rep de Konrekter hastig; »Wohrheit sall dor in sin und Natürlichkeit. – Kiken S' doch den Homer an, wo is denn dor fein' Poesie? – Dor baukstafiren un stamern sei up de Schaulen den Homer tausamen, un Keiner hett en hallweg' Verständnis dorvon, von sine Schönheit, von sine Natürlichkeit un von sine Wohrheit. – Ja, einen Schäuler heww ick hir hatt, was en dummen Buerjung', as hei hir her kamm, heit Jehann Hinrich Voß, de hadd en Sinn dorför.« – »»Ja, mein Gönner, Homer hat aber doch nichts Feines, er lebte ja auch in einem höchst ungebildeten Zeitalter.«« – »Na, un wi woll in en recht gebild'tes? – Sei glöwen woll, wil dat Sei de Frugenslüd' in Ehre Gedichten mit allerlei abellsche Namen anreden, derentwegen schriwen Sei fein; de unserein Mariken un Dürten un Fiken näumt, de näumen Sei Dorimene, Syncerene, Fatime un wat 't för olle apsche Namen noch mihr giwwt; ick will Sei blot seggen, för all Ehre Iphigenen un Philomelen un Dorimenen gew ick min oll ihrlich Dürten Holzen noch lang nich weg. – Dat kümmt All von de verfluchten Franzosen her, de hewwen uns' dütsches Wesen verdorben un uns' dütsche Sprak dortau. – Seihn S', dor is en Kirl« – dormit wis'te hei up en Bild von Lessing, dat an de Wand hung – »heww noch mit em in Leipzig studirt, is en Dutzbrauder von mi, de het't verstahn, un wenn wi em folgen wullen, denn kemen wi woll up den rechten Weg. – Un hir« – dormit halte hei en ollen Smöker ut sin Bäukerregal – »dit's en Landsmann von Sei, de makt hir de oll'n modischen Poeten schön taurecht, hüren S' mal; ick will 't äwer ut de olle Sprak in de jitzige äwersetten und will blot den Sluß nemen, denn dat Irste is för de jitzige, fine Tid en beten tau stripig:
So'ne hocherlüchtete Red' – seggt 'e –, de is nu upgekamen – seggt 'e –, Bringet den nigen Poeten einen ewigen Namen. Dat is nu lächerlich, schriwen, dat Jedermann, Ja ok en Schauster – seggt 'e –, oder 'n oll Wiw vernemen kann, Ein möt sine Fedder hoch äwer de Luft upswingen, Un mit poetischen Styl dörch de Wulken dringen, Dat is nu de Manir – seggt 'e – u. s. w. u. s. w. seggt 'e.«W. Lauremberg, dat veerde Schertzgedicht (von altmodischer Poesie und Rimen), Vers 409–415. |
»»Aber, bester Gönner, das ist ja unser gewöhnliches Plattdeutsch.«« – »Na, un worüm nich?« – »»Ja, ich weiß das wohl, daß Sie – und es wird von Ihren vielen Freunden sehr bedauert – sich gleichsam in die gemeine, plattdeutsche Sprache verliebt haben und ihr den Vorzug für die gebildete hochdeutsche geben.«« – »So? Na, denn seggen Sei man mine velen Frün'n, dorüm süllen sei sick man kein grise Hor wassen laten, segg ick, dor hadd ick minen Grund dortau, hadd ick seggt. – Glöwen Sei denn nich, dat, wenn ick as en Sachs hir ankamen bün, un hadd kein Pladdütsch lihrt, dat mine Schäulers nich up Pladdütsch allerlei verfluchten Spijök mit mi drewen hadden? – Un denn, möt ick Sei seggen, is dat Pladdütsch mi vel leiwer, as dat fine Hochdütsch, wat Sei schriwen, 't is doch taum wenigsten noch nich von de Franzosen verfuscht un verdorben.« – »»Es ist eine gemeine Sprache,«« rep Kägebein, de nu ok hitzig würd – de oll Konrekter was't all lang – »»es läßt sich in ihr kein einziger feiner, poetischer Gedanke ausdrücken.«« – »Dat sall sei ok nich,« rep de Konrekter un flog up den Disch, »dortau is sei tau ihrlich. – Sei seggen, ick heww mi in de pladdütsche Sprak verleiwt, un denn seggen Sei von mine Leiwste, dat sei gemein is? – Wat? – Herr, seihn S' tau Ehren Würden! – Wat würden Sei seggen, wenn ick von Ehre Leiwsten, von Dorimenen un Zephiren un Chloen, un wo dat Takeltüg all heiten deiht, seggen ded, dat dat gemeine Frugensminscher wiren?« – »»Wir kommen heute Abend nicht überein,«« säd Kägebein, kramte sine Schriwwten tausam un makte Anstalt aftaugahn. – As de oll Herr Konrekter dit sach, dunn kamm dat Gefäuhl äwer em, dat hei doch woll en beten groww gegen sinen Besäuk worden was, hei wull't as ihrliche Mann up sine Ort wedder gaud maken, slog äwer dorbi irst recht dat Kalw in't Og'! – Hei gung nämlich recht tautrulich an sinen Gast 'ran un gaww em de Hand. »Ick bün öller as Sei, Kägebein, un kann Sei woll en gauden Rath gewen: gewen S' de sackermentschen Gedichte nich 'rute.« – De Dichter tuckte tausam, kek den Konrekter scharp in de Ogen, un dat müggt em jo woll so vörkamen, as wenn de blasse Neid dorut herutelücht'te, hei lächelte so'n beten vörnehm von baben dal un säd, as hei ut de Dör gahn wull: »»Gewiß gutgemeint, und Manchem mögen meine Gedichte auch wohl nicht gefallen; aber Durchlaucht, unser gnädigster, regierender Herr, haben geruht die dedicatio anzunehmen, und so müssen sie denn gedruckt werden. – Guten Abend!«« – De Konrekter begleit'te em up de Del un säd: »Gun Abend ok, lewen S' recht woll, ich wünsch Sei vel Glück dormit; äwer, nemen S' 't nich äwel, Sei sünd en groten Klas!« – Kägebein gung ut de Husdör un rep noch taurügg: »»Gönnerchen das wird sich finden, wird sich finden; sehn Sie's erst gedruckt, im Druck nimmt sich das ganz anders aus.«« – Hei gung un gung nah den Rathskeller, de Herr Konrekter brummte vör sick hen: »Heww ick üm den Klas minen schönen heiligen Abend verluren!« – Un as wie seihn hewwen, gung hei nah en beten achter Kägebeinen her, ok en beten nah den Rathskeller.