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O du mein liebes Alpenland,
Dir gleicht so ganz das Leben!
Wie schön an sanfter Mutterhand
Des Kindes Tag' entschweben!
Ihm blüh'n im Thal aus Wiesengrund
Unzählbar Blumen in die Rund'.
Es will, aufjubelnd, wandern
Von einer zu der andern,
Und pflückt sie dort, und hüpft vor Lust,
Und drückt sie freudig an die Brust
Mit wonnevollen Blicken,
Im seligen Entzücken.
Der Jüngling fleugt im frischen Muth
Hin auf den höher'n Matten;
Ihn treibt umher das heiße Blut,
Er ruht nicht gern im Schatten;
Doch als er einst die Maid ersieht,
Die schön wie eine Rose blüht,
Da müht er sich, für's Leben,
Sie, liebend, zu erstreben,
Und bald vereint das holde Paar
Des Priesters Segen am Altar:
Für all' des Daseins Stunden
Hat sich's im Glück gefunden.
Und höher noch, im Waldrevier,
Muß er sich dann ermannen;
Muß sorgen, streben für und für –
Muß seine Kraft noch spannen,
Und fest, wie dort die Eiche, steh'n,
Wenn rauhe Winterstürme weh'n,
Die laut zum Schreck und Grausen
Durch ihre Zweige brausen:
Auf daß er schirm' in seiner Kraft,
Was sie zu Eigen ihm verschafft,
Und ruhig all die Seinen
Am sicher'n Herd sich einen.
Doch endlich glänzt sein greises Haupt
Von schneeigem Gefieder,
Und streut es, wie der Baum entlaubt,
Zum dürren Boden nieder;
Und dennoch ist sein Walten noch,
Wie jenes eines Vaters hoch
Von allem Volk geehret,
Wenn er die Achtung nähret
Für alles was erhaben ist,
Und so des Menschen Herz erschließt
Mit innigem Vertrauen
Zum Himmel aufzuschauen! |