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Thürmend ragt ein Fels empor
An des Sennen Hütte;
Duftig zieht ein Nebelflor
Fort an seiner Mitte,
Und verschwimmt im tiefen Thal
Wo des Waldstroms Fluthen
Hin zum nahen Wasserfall
Sich im Laufe sputen.
Lichter wird es ringsumher:
Denn die hehre Sonne
Hebt sich aus dem Nebelmeer
Aller Welt zur Wonne.
Gemsenpfeifen, Vögelsang
Tönt den Wald herunter,
Und was lebt das Thal entlang,
Fühlt sich froh und munter.
Doch der Sennte, schmerzgebeugt,
Thränen statt der Lieder,
Erdenwärts den Blick geneigt,
Schwankt zum Dorfe nieder:
Alsbald dringen aus dem Thal
Auf die Trauerklänge:
Von dem Kirchlein Glockenschall,
Fleh'n, und Grabgesänge.
Ach, der Aermste kehrt zurück,
Wirft sich hin zur Erde,
Schluchzt, und klaget dem Geschick
Mit des Weh 's Geberde:
»Dort liegt nun die traute Maid
Eingesargt im Grabe . . .
Endlos ist fortan mein Leid,
Werthlos meine Habe.«
Was soll mir die Alpe doch –
Was die Schar der Kühe?
Ohne sie zu leben noch
Lohnte nicht der Mühe:
Wenn nicht laut ihr Jubelsang
Schlug' an Felsenwände,
Und mein Herz, so angst und bang
Dort sie nimmer fände!«
Als ich einst vorüber kam,
Stand die Senn' verödet:
Denn des Treuen tiefer Gram
Hatte ihn getödtet.
Und ich fand ein Doppelgrab
An des Kirchleins Mauer,
Wo der Herr ihm Ruhe gab
Nach so herber Trauer! |