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Seh' ich den fernen Alpensee
Im Mondenschein vor mir:
Da faßt mein Herz ein leises Weh' –
Ich kann doch nichts dafür!
Es schweigt umher der dunkle Wald,
Der sich im Fluthenspiegel mahlt;
Des Mondes trüber Schimmer
Weckt dort im Goldgeflimmer
In mir ein Weh', ein Weh'!
Dringt mir vom fernen Alpensee
Dann Hörnerklang ans Ohr:
Da bebt mein Herz vor süßem Weh'
So fühlt' ich's nie zuvor.
Im Wald hin tönt es nah' und fern.
Vor Freude glänzt ein jeder Stern,
Und mit des Mondes Strahlen
Sieht man die Wellen dahlen:
Ich schwelg' im süßen Weh'.
Seh' ich am hellen Alpensee
Des Fischers Wittwe steh'n:
Da faßt mein Herz erneutes Weh',
Und will nicht mehr vergeh'n;
Sie ringt die Händ', und weint hinab:
Dort sank ihr Mann ins Wellengrab,
Als er die Netze senkte,
Und rasch den Kahn umlenkte:
Laut hallt umher ihr Weh'!
Ich schaue nach dem Alpensee
Bis gegen Mitternacht;
Bald dünkt es mich: hier springt ein Reh,
Bald dort ein Hirsch, erwacht.
Die Eulen krächzen durch den Wald,
Daß laut das Ufer widerhallt.
Wo düstere Gestalten,
Gespenstisch dräuend, walten,
Und ächzen Ach, und Weh!
Nun schwebt vom lichten Alpensee
Ein dichter Nebel auf,
Und fleugt, wie sturmgepeitschter Schnee,
Heran im schnellen Lauf.
Ein Schauder weht vom Fels herab,
Ich eile heimwärts, rasch bergab:
Denn furchtbar ist's zu weilen,
Wo Geisterstimmen heulen
Am Alpensee ihr Weh! |