Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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10. Demeter und Persephone.

Aus diesem üppigen und übermüthigen Treiben auf den Höhen der Erde werden uns Demeter und Persephone in die stillere und ernstere Werkstätte der innern Erde und auf leisen Uebergängen bis in die geheimnißvolle Unterwelt und in das Reich der Todten führenS. meine Demeter und Persephone, Hamb. 1837..

Mutter und Tochter bildeten im Cultus und in der Sage ein unzertrennliches Paar, daher sie gewöhnlich τὼ ϑεὼ schlechthin genannt werden d. h. die beiden Göttinnen, bei Euripides Phoen. 687 αἱ διώνυμαι ϑεαί, und wegen des besonderen Ernstes der in ihrem Cultus vorherrschte sonst αἱ Σεμναὶ oder αἱ Πότνιαι, auch αἱ Δέσποιναι die Herrinnen, zuweilen αἱ μεγάλαι ϑεαί. Demeter ist die Mutter ErdeΔημήτηρ i. q. Γῆ μήτηρ. Denn die Erde γῆ γέα γαῖα hieß auch δᾶ, wie in dem bei den Tragikern üblichen Dorismus δᾶ, ὦ δᾶ, ἀλεῦ δᾶ, φεῦ δᾶ. Vgl. die Doppelformen γέφυρα und δίφουρα, γνόφος und δνόφος, ἁγνὸν und ἁδνόν, πηγὴ und πηδή, ὕδωρ und ὑγρός, γλυκὺς und dulcis. Auch das Wort δῆμος scheint mit γῆ zusammenzuhängen, daher die beiden Göttinnen auf Aegina, Δαμία und Αὐξησία Herod. 5, 82. 83 und ein Freund der Demeter zu Pheneos Namens Δαμιϑάλης. Neben Δημήτηρ war auch Δήμητρα im Gebrauch, bes. im Accus. Δήμητραν, Lobeck Paralip. p. 142., aber dadurch von der Gaea und Rhea unterschieden daß sie speciell Ackergöttin und Thesmophoros ist, die altgriechische Erdgottheit mit der vorherrschenden Beziehung auf nationale Cultur des Erdbodens, auf feste Ansiedelung und die Satzungen des ehelichen und bürgerlichen Lebens, auch auf die Unterwelt und insofern mystisch und orgiastisch, aber gehaltener, würdiger und ruhiger als die 589 asiatische Rhea. Persephone ist Κόρη Δήμητρος, das Kind der Erdmutter, aber zugleich die Gemahlin des Pluton und Königin der Unterwelt so lange sie in dieser weilt, dahingegen sie die unzertrennliche Gefährtin ihrer Mutter, die Freundin und in einigen Culten die Schwester des Dionysos, die Gespielin der Nymphen und der himmlischen Göttinnen ist so lange sie der Oberwelt angehört: nach welchen entgegengesetzten Beziehungen auch ihr Wesen und ihre Benennung zu wechseln oder verschiedentlich aufgefaßt und erklärt zu werden pflegt.

Der Cultus dieser beiden Göttinnen und des mit ihnen eng verbundenen Herrschers der Unterwelt gehört zu den ältesten, zu den pelasgischen Formen des griechischen Naturglaubens. Herodot 2, 171 führt seinen Ursprung ausdrücklich auf die pelasgische Bevölkerung zurück und man findet ihn überall, wo diese meist dem Ackerbau ergebenen und durch ihn zu fester Ansiedelung und den Grundbedingungen eines civilisirten Lebens angeleiteten Stämme sich sonst nachweisen lassen, bald in den einfacheren agrarischen Formen, bald in den mystischen und auf die höheren Bedürfnisse des menschlichen Lebens übertragenen der thesmophorischen und chthonischen Demeter. So namentlich in Arkadien, dessen innere Thäler dem Ackerbau und Feldbau immer eine fruchtbare Stätte boten und dessen zahlreiche Dienste der beiden Göttinnen zwar nachmals manche Eigentümlichkeiten eleusinisch-attischer Sage mit den entsprechenden Gebräuchen aufgenommen hatten, wo sich aber doch viel Ursprüngliches und Altertümliches erhalten hat, besonders zu Pheneos, zu Thelpusa und zu Phigalia. Ferner in Messenien, wo die alten Städte Arene und Andania vor den messenischen Kriegen Mittelpunkte einer Weihe gewesen waren, welche das kaukonische Geschlecht der Lykomiden nach Attika übersiedelte, bis sie nach der Wiederherstellung Messeniens durch Epaminondas auch in der Heimath von neuem aufblühte (S. 198, [Anmerkung 542]). So halten sich auch in Lakonien, namentlich zu Amyklae und Helos, aus alter Zeit verschiedene Arten des chthonischen Götterdienstes erhalten. Ferner gehörten Demeter und Persephone in den fruchtbaren Thälern und Gründen von Sikyon, Korinth, Phlius und Argos zu den ältesten und heiligsten Gottheiten und in dem benachbarten Hermione, einer Stadt der weitverbreiteten Dryoper, treffen wir von neuem auf eine eigenthümliche Weihe der Demeter Chthonia. Auch Megaras alter Dienst ist bemerkenswert, schon deshalb weil die Stadt ihren Namen davon bekommen 590 hatteμέγαρα i. q. ἀνάκτορα, speciell die unterirdischen Heiligthümer der chthonischen Gottheiten.. Aber von ganz vorzüglicher Wichtigkeit in diesem gesammten Religionskreise ist dann das attische Eleusis in der stillen verschwiegenen Bucht von Salamis, welche alljährlich viele Tausende zur Feier der eleusinischen Weihe und des Gedächtnisses der ersten Stiftungen des griechischen Ackerbaues zu versammeln pflegte. Von Eleusis war der dort auf eigenthümliche Weise mit dem Dionysosdienste verschmolzene Cultus zeitig nach Athen, von dort mit den ionischen Colonieen über die Inseln und Kleinasien verbreitet worden. Doch gehörten auch in Boeotien die beiden Göttinnen zu den Burggöttern von Theben, welches nach einer häufig wiederkehrenden Sage für ein Brautgeschenk des Zeus an seine Tochter Persephone galt, und in den benachbarten Thälern von Tanagra und Oropos übte die alte Bevölkerung der Gephyraeer einen eigenthümlichen Dienst der Demeter Achaea, der von dort auch in die Umgegend von Athen übergesiedelt worden war. Ferner begegnet man denselben Göttinnen und einer alten agrarischen Cultur in allen fruchtbareren Gegenden von Phokis, Lokris, Thessalien und Epiros: in Lokris vorzüglich in der Gegend von Opus, dem Herrschersitze Deukalions, wie schon der Name dieser Stadt von reichem Segen des Erdbodens zeugt, ferner in den Thermopylen, wo der Dienst der Demeter Pylaea sich seit alter Zeit für Stammesverbindung der umwohnenden Völkerschaften wirksam erwiesen hatte, in Thessalien in der von Pyrasos, dem schon bei Homer (Il. 2, 695) erwähnten Demeterheiligthume der fruchtbaren krokischen Ebene am pagasetischen MeerbusenUssing Griech. Reisen u. Stud. 107. Ueber das Δώτιον πεδίον, von Δὼς d. i. die Gabe, wie Demeter sich in Eleusis nennt Hom. H. in Cer. 122, vgl. Kallim. Cer. 25, Strabo 9, 442, Steph. B. s. v. und in der des Dotischen Gefildes im Gebiete der alten pelasgischen Bevölkerung Thessaliens, wo die bedeutungsvolle Sage vom Triopas oder Erysichthon, dem Frevler am Heiligthume der Demeter zu Hause war.

Unter den Inseln war das in seinen Thälern sehr fruchtbare Kreta einer der ältesten Cultursitze der Ackergöttin, wie dieses die alte Fabel von ihrer Liebe zum Iasion beweist (Od. 5, 125, Hesiod th. 969). Außerdem verdienen die Culte von Paros und der von diesem abgezweigte auf Thasos, sowie die auf der Inselgruppe Lemnos, Imbros und Samothrake ins Auge 591 gefaßt zu werden, wo die berühmten Kabirmysterien auf einer Verschmelzung der pelasgischen Dienste des Hermes und der chthonischen Götter mit den thrakischen und asiatischen der Hekate und der Großen Mutter beruhtenS. den Anhang.. Die ionischen Colonieen zeigen zu Ephesos, Milet und an anderen Punkten sowohl Eleusinien als Thesmophorien, welche Formen des Demeterdienstes durch Milet auch über die Küsten des schwarzen Meeres verbreitet wurden. Die vorherrschende Beziehung auf die Unterwelt hatte dagegen aus localen Gründen zu Herakleia am Pontos Gedeihen gefunden. Im südlichen Kleinasien waren Nysa und das triopische Vorgebirge bei Knidos wichtige Centralpunkte der Sage und Feier der chthonischen Götter. Endlich hatte der Demeterdienst auch in den westlichen Gegenden bei der großen Fruchtbarkeit von Großgriechenland und Sicilien für Getreidebau und Pflege des Bodens fast überall Wurzel geschlagen. Am meisten aber war Sicilien von der Verehrung der Ackergöttin und ihrer Tochter des Demeterkindes durchdrungen, welche ihre Segnungen über diese Insel ja reichlicher als irgendwo ausgeschüttet hatten.

Die heilige Sage bewegt sich vornehmlich um den Raub der Persephone, welche Dichtung sich in der Gestalt, wie wir sie aus dem Homerischen Hymnus auf Demeter kennen, erst sehr allmälig ausgebildet haben kann. Ihre Eigentümlichkeit besteht nehmlich in der verschmelzenden Ausgleichung gewisser Gegensätze des Naturgefühls, die in dem Wesen des Pluton und der Persephone so tief angelegt sind daß sie für ursprünglich gelten müssen, und die auch in den älteren Sagen und Culten gewiß bestimmter hervorgetreten sind. Denn Persephone ist bei Homer noch überwiegend die furchtbar ernste Todesgöttin und selbst in den arkadischen Legenden erscheinen sowohl sie selbst als Demeter weit mehr von ihrer finstern als von ihrer freundlichen Seite. Persephone heißt in denselben mit ehrfurchtsvoller Bedeutung Δέσποινα d. i. die Herrin und eine Tochter der Demeter Ἐρινύς d. i. der zürnenden und grollenden, mit der eigenthümlichen Wendung daß nicht Zeus, der milde und befruchtende Regengott des Himmels, sondern Poseidon, der stürmische Gott der Fluthen, der Vater des Demeterkindes sei und daß er ihrer Mutter Gewalt angethan habe, weswegen sie eben als grollende Erdgöttin gedacht wurdePaus. 8, 25, 42. Dazu kam die eigentümliche Wendung der Sage daß zugleich Persephone und das Roß Areion aus dieser Verbindung hervorgegangen sei, s. oben S. 461. Das von Pausanias beschriebene Bild des Onatas in einer Höhle der Gegend bei Phigalia ist ziemlich apokryphisch. Doch kommen Beziehungen auf den Ursprung des Pferdes von der Demeter auch auf noch vorhandenen Bildwerken vor.. Und so 592 nannten einige Genealogieen die Persephone sogar eine Tochter der Styx (Apollod. 1, 3, 1), ja es hatte sich selbst in Eleusis eine ähnliche Vorstellung von der Persephone behauptet, nach welcher sie Daeira und eine Schwester der Styx genannt wurde (S. 297, [Anmerkung 859]). Dahingegen dieselbe Göttin in der gewöhnlichen Sage und namentlich in jener Dichtung vom Raube immer für das Kind der Demeter vom Zeus giltAuch die Ilias und Odyssee kennen Demeter als Geliebte des Zeus und Persephone als sein Kind, s. Il. 14, 326, Od. 5, 125 ff.; 11, 217., lieblich und reizend wie Artemis und Athena und Aphrodite, die mit den Nymphen der Frühlingswiese ihre Gespielinnen sind. Und zwar ist sie das einzige Kind der Demeter, das in zarter Unschuld unter Spielen und Blumen heranwächst (μουνογένεια, καλλιγένεια, περικαλλής), bis der schreckliche Aïdoneus sie als Todesgott ihrer Mutter und der Oberwelt entführt. Aber auch dieser Todesgott erscheint von zwei ganz verschiedenen Seiten. Als Todesgott ist er der finstere, den Göttern und Menschen verhaßte Fürst der Unterwelt, der in der schrecklichen Heimlichkeit seines unterirdischen Palastes über alle Verstorbenen herrscht. Und doch ist er auch Pluton d. i. der Reichthumsspender und als Ζεὺς χϑόνιος ein wohlthätiger, der Demeter engverbundner Gott der fruchtbaren Erdtiefe, zu dem der Ackersmann bei der Aussaat betet (Hesiod W. T. 465). Und die Verbindung beider Gottheiten, des Pluton und der Persephone, wurde im Cultus jährlich um die Zeit der Erndte und der neuen Aussaat als ein geheimnißvolles, aber wohlthätiges Naturereigniß gefeiert, indem sich die schöpferischen Mächte des Erdbodens von neuem zu befruchten schienen. Ja der Raub selbst, den jener Mythus wie einen sehr gewaltsamen ausmalt, kann ursprünglich wohl nicht so gemeint gewesen sein, da es im älteren Griechenland allgemeine Sitte war daß die Bräute geraubt wurden.

Vermuthlich war es der eleusinische Cultus, in welchem diese veränderte Auffassung sich zuerst durchsetzte und zu jener typischen Bildlichkeit gelangte. Wenigstens war der Mythus in dieser Gestalt die symbolische Grundlage dieses Cultus, der mit seinen tiefsinnigen Andeutungen über die Analogieen des 593 Naturlebens und des menschlichen Seelenlebens, wie beide immer zwischen Tod und Leben, Schreckniß und schöner Blüthe schwanken, bei eben jener Auffassung anzuknüpfen pflegte. Doch finden sich die Grundzüge der gewöhnlichen Fabel schon bei HomerIl. 5, 654 Schol.; 11, 445; 16, 625, Et. M. v. κλυτός, Paus. 9, 23, 2. und vollends deutlich bei Hesiod th. 912–14. Weiterhin haben sich viele Hymnen und Gedichte mit ihr beschäftigt, unter denen jener homerische Hymnus schon deswegen vom größten Interesse ist, weil er die ältesten Traditionen des eleusinischen Cultus in einer vollständig abgerundeten Abfassung wiedergiebt. Jüngere Ueberlieferungen dieses attischen Cultus finden sich dagegen bei Euripides Helena v. 1301 ff., wo Demeter und Rhea zu einer und derselben Gottheit verschmolzen sind, und in den Bruchstücken einer Orphischen Poesie vom Raube der Persephone, welche den späteren Referenten und namentlich den Kirchenvätern oft als Quelle gedient hatLob. Agl. p. 543 sqq. 591 sqq., Dem. u. Perseph. S. 130–141.. Die Orphische Mythologie hat sich nehmlich mit der Persephone mit nicht geringerer Vorliebe als mit dem Dionysos und der Hekate beschäftigt und dadurch zu der übermystischen Auffassung, in welcher die Vorstellungen des eleusinischen Götterkreises zuletzt verschwimmen, nicht wenig beigetragen. Andere Erzählungen von diesem verhängnißvollen Vorgange der chthonischen Götterwelt sind die bei Apollodor 1, 5, 1, Ovid Fast. 4, 417–618, Claudian de raptu Proserpinae, Nonnos Dionys. 6, 1–154.

Als Ort des Raubes wird nach alterthümlicher Vorstellung gelegentlich der Okeanos genannt (Schol. Hesiod th. 914), wohin die epischen Sänger mit anderen Vorgängen und Wohnungen der Götterwelt auch die der Unterirdischen verlegt haben. Indessen ist die Vorstellung daß Pluton in der Tiefe der Erde, wie Poseidon in der Tiefe des Meeres wohne gewiß noch älter und jedenfalls war sie die gewöhnliche und volkstümliche: daher die vielen localisirenden Erzählungen vom Raube des Demeterkindes. Wo es blumige Auen und ein frisches Wiesengrün gab, da dachte man sich gerne, wenn sonst der örtliche Gottesdienst Veranlassung bot, daß Persephone dort mit ihrer Mutter als zartes Mädchen gelebt und im Kreise ihrer Schwestern und der Nymphen gespielt und Frühlingsblumen gesammelt und sich davon Kränze gewunden und sich mit diesen geschmückt habe: ein gewöhnliches und im Cultus aller Götter des Frühlings begründetes Bild der griechischen Mythologie, um weibliche Jugend 594 und Anmuth auszumalenAthen. 12,79 φυσικὸν γὰρ δή τι τὸ τοὺς οἰομένους εἶναι καλοὺς καὶ ὡραίους ἀνϑολογεῖν. ὅϑεν αἵ τε περὶ τὴν Περσεφόνην ἀνϑολογεῖν λέγονται καὶ Σαπφώ φησιν ἰδεῖν ἄνϑε' ἀμέργουσαν παῖδ' ἄγαν ἁπαλάν. Daher Europa nach Bacchylides, Io nach Aeschylos, Oreithyia nach Choerilos bei der Blumenlese überrascht und entführt werden, s. Dem. und Pers. S. 83, vgl. die Töchter des Pandareos bei ihrer Entführung durch die Harpyien nach dem Gemälde Polygnots ἐστεφανωμέναι ἄνϑεσι καὶ παίζουσαι ἀστραγάλοις Paus. 10, 30, 1 und das Lied der Mädchen b. Theokr. 18, 38 τὺ μὲν οἰκέτις ἤδη, ἄμμες δ' ἐς δρόμον ἦρι καὶ ἐς λειμώνια φύλλα ἐρψοῦμες στεφάνως δρεψεύμεναι ἁδὺ πνέοντας.. Vollends wurde man in solchem Glauben bestärkt, wenn sich in der Nähe Gewässer mit bodenlosem Abgrunde oder zerklüftetes Gebirge mit Höhlen und scheinbaren Eingängen in die dunkle Tiefe der Erde fanden (χάσματα γῆς, στόματα Ἅιδου), aus welchen die Legende dann den Räuber hervorbrechen oder durch welche sie ihn mit der schönen Beute verschwinden ließ. Im homerischen Hymnus ist der Ort des Raubes leider nicht deutlich bezeichnetv. 16 χάνε δὲ χϑὼν εὐρυάγυια Νύσιον ἂμ πεδίον, wobei es sich fragt welches Nysa gemeint sei, s. oben S. 523. Ist die Stelle unverdorben, so wäre zunächst an das thrakische zu denken und eine Beziehung zu dem dortigen Dionysoscultus ausgesprochen. Doch ist Nysa gewöhnlich kein πεδίον, also vielleicht μέσσατον oder νείατον ἂμ πεδίον zu schreiben, bei welchem an das von Eleusis zu denken wäre, s. Paus. 1, 38, 5.. Nachmals pflegten im griechischen Mutterlande Eleusis und Hermione, auf Kreta wahrscheinlich die Gegend von KnososAus Kreta wurde Persephone nach Bacchylides entführt, Schol. Hesiod th. 914. Knosos concurrirte nach Solin 11 mit Athen hinsichtlich des ersten Besitzes der Demeterfrucht. Auch schmückte es seine Münzen mit dem Kopfe der Demeter., in Asien das karische Nysa und Herakleia am Pontos, in Italien Hipponium, in Sicilien die Gegend von Enna und ein Ort in der Nähe von Syrakus genannt zu werden, in jener eine mit der erregten Phantasie des Glaubens geschilderten Wiese am See Pergus, wo Persephone beim Spiele mit den Blumen gegen Abend vom Fürsten des Todes überrascht und in sein unterirdisches Reich entführt worden seiDiod. 5, 3, Aristot. Mirab. 82, Plut. Qu. Nat. 23, Iul. Firm. p. 11 illic invenies quicquid hyacinthi turget in caulem, illic comam narcissi vel quod auream rosam desuper pingit, illic albae hederae per terram molliter serpunt et cum purpureis violis suaviter rubens amaracus invenitur nec coronam istam alba deserunt lilia: prorsus aptus locus qui gratia sua puellares animos et invitaret pariter et teneret. Nicht selten werden die Namen Αἴτνη und Ἔννα verwechselt, s. Meineke z. Mosch. 3, 123..

Die Dichtung unterscheidet mehrere Acte des Vorgangs, welche auch auf den darstellenden Bildwerken, Vasenbildern, Münzen, 595 Sarkophagreliefs u. s. w. mehr oder weniger deutlich und vollständig unterschieden werdenWelcker Raub der Kore, Z. f. A. Kunst S. 1–95, A. D. 3, 93 ff. Vgl. die Nachweisungen b. Müller Handb. § 358, 1 u. D. A. K. 2, 102–108.. Zuerst die sogenannte Anthologie, wo die Götterkinder auf der Frühlingswiese Blumen sammeln. Persephone greift nach einem Narkissos, der verhängnißvollen Todesblume, denn man pflegte dieser Blume, namentlich gewissen Arten, wegen ihres betäubenden Geruchs (ναρκᾶν) und ihrer kalten und starren Schönheit eine nähere Beziehung zur Unterwelt unterzulegenSoph. O. C. 682 ὁ καλλίβοτρυς νάρκισσος, μεγάλαιν ϑεαῖν ἀρχαῖον στεφάνωμα. Vgl. die Schol. u. Wieseler Narkissos 114 ff., nach welchem hier eine Lilie gemeint ist, wie in der Geschichte des Narkissos (oben S. 568) die auch zur Gattung λείριον gezählte Tazette. Die Dichtung von dem Pflücken des Narkissos fand sich auch in einem attischen Hymnus des Pamphos, der dem erhaltenen Homerischen überhaupt sehr nahe gestanden zu haben scheint, s. Dem. u. Pers. 384 ff. Im Dienste der Demeter Chthonia zu Hermione flocht man sich Kränze aus einer hyacinthenartigen Blume κοσμοσάνδαλον, welche dieselbe Bedeutung hatte, Paus. 2, 35, 4. Vgl. auch Hes. δαμάτριον ἄνϑος ὅμοιον ναρκίσσω.. Da öffnet sich die Erde, der Todesgott stürzt hervor und entführt die Jungfrau in sein düstres Reich: wobei vorzüglich die bildlichen Darstellungen, bei denen ein Meisterwerk des Praxiteles zu Grunde zu liegen scheintPlin. 34, 69. Nikomachos malte den Raub, ib. 35, 108., den Ausdruck des Schreckens, mit welchem der Tod in das blühende Leben hineinbricht, hervorheben. Die beiden Hauptfiguren, Pluton und Persephone, erscheinen auf den besseren Reliefs in den leidenschaftlichsten Stellungen, Pluton ganz als der grausame, erbarmungslose, ungeheure Gott der Unterwelt (ἀμείλιχος, ἀδάμαστος, πελώριος), der mit verworrenem Haar und in trotziger Haltung mit seiner Beute auf dem Wagen steht, die Rosse gegen die Tiefe treibend, während Persephone von seinen Armen gepackt quer vor ihm liegt, ein Bild der hülflosen Schwäche und grausam gebrochener Jugendblüthe, wie der Raub der Persephone denn oft in diesem Sinne bildlich auf den von jungen Mädchen oder Frauen übertragen wurdeEur. Iph. A. 460 τὴν δ' αὖ τάλαιναν παρϑένον, τί παρϑένον; Ἅιδης νιν ὡς ἔοικε νυμηεύσει τάχα und auf vielen Grabschriften. Daher so oft auf Sarkophagen und in der merkwürdigsten Uebertragung unter den Grabgemälden des Vincentius und der Vibia in den römischen Katakomben, s. Garrucci myst. du syncr. Phryg. p. 19 sqq.. Unter den Gespielinnen der Persephone werden in den späteren Versionen der Dichtung (Eurip. Hel. 1314) sowie auf den entsprechenden Bildwerken 596 außer den Nymphen Athena, Artemis und Aphrodite hervorgehoben, von denen die beiden ersteren sich als jungfräuliche und wehrhafte Göttinnen des Himmels dem Raube widersetzen, Aphrodite dagegen eine gefällige Hülfe des ungestümen Liebhabers ist.

Den zweiten Act bildet das Suchen der Demeter, auf den Bildwerken unmittelbar mit dem Raube verbunden, indem die Mutter dem Gespanne Plutons in gleicher Aufregung nachjagt, in der Dichtung getrennt. Wie sie den letzten Schrei der Tochter hört, ergreift sie heftigster Schmerz, der Schmerz einer Mutter der man ihr einziges vielgeliebtes Kind geraubt hat. Mit zerrissenem Schleier, fliegenden Haaren, verhüllt in das schwarze Gewand der Trauer (daher zu Phigalia Dem. μέλαινα, Paus. 8, 42, 3), eilt sie in fliegender Hast über Land und Meer bis in die äußerste Gegend des Untergangs (Kallim. Cer. 10), mit leuchtender Fackel überall spähend ohne Auskunft zu finden. Neun Tage, erzählt der Hymnus mit Rücksicht auf die Dauer der großen Eleusinien, durchirrte sie alle Länder, ohne Speise, ohne Trank, ohne zu baden. Am zehnten begegnet ihr Hekate, die Mondgöttin. Sie hat den Schrei gehört aber nicht den Räuber gesehn, den Heimlichen, immer in Nebel und Dunkel Gehüllten. Das hat blos Helios der Allsehende, von dem Demeter endlich den Zusammenhang erfährt. So ist sie Deo (Δηώ), wie man sie im eleusinischen Cultus zu nennen pflegte, die suchende, rastlos in der Nachfrage nach dem verlornen Kinde umherirrende Mutter, eine mater dolorosa, wie Kybele da ihr Attis, wie Aphrodite da ihr Adonis, wie Isis da ihr Osiris verloren war. Im Culte der attischen Gephyraeer hieß sie in demselben Zusammenhange Demeter Ἀχαιά d. h. die Schmerzensvolle, die Tochter SuchendeArist. Acharn. 708 Schol., Hes. Et. M. Suid. s. v., Didym. fr. p. 80 ed. M. Schmidt. Einige leiteten das Wort ab von ἄχος Kummer, Andre vonἦχος, ὅτι μετὰ κυμβάλων ἠχοῦσα τὴν κόρην ἐζήτει. Nach Plut. Is. Os. 69 feierten die Boeoter im Mt. Damatrios, der dem att. Pyanepsion entsprach, ein Trauerfest der D. Achaia, ἐπαχϑῆ τὴν ἑορτὴν ὀνομάζοντες ὡς διὰ τὴν τῆς κόρης κάϑοδον ἐν ἄχει τῆς Δήμητρος οὔσης, vgl. Hes. ἀχϑεία Δημήτηρ von ἄχϑεσϑαι. Ueber die Gephyraeer, welche diesen Cult aus der Gegend von Tanagra in die von Athen verpflanzt hatten, s. Herod. 5, 57. 61, Et. M. v. Γέφυρα u. Γεφυρει̃ς u. oben S. 178, [Anmerkung 487]. Eine Inschr. a. Ikonium C. I. n. 4000 lautet: ἀρχιερεῖς Ἀχαιᾶς δήμου χάριν τῆς δεκαμάζου τετρακόρης τε ϑεᾶς πρόπολοι καὶ Διωνύσου. Ueber die Hyperborin Ἀχαιία s. b. Peleus., in Arkadien Ἐρινύς, in Rom Ceres deserta (Virg. A. 2, 714). Die bildende Kunst pflegte sie im Costüme und in der Bewegung der rastlos Wandernden und 597 Suchenden, mit zwei Fackeln in den Händen und mit dem Ausdrucke des Schmerzes darzustellenClem. Protr. p. 50 man erkenne τὸν Διόνυσον ἀπὸ τῆς στολῆς, τὸν Ἥφαιστον ἀπὸ τῆς τέχνης, τὴν Δηὼ ἀπὸ τῆς συμφορᾶς. Auf Münzen sieht man die Göttin in der beschriebenen Weise, auch auf Vasenbildern, s. El. céram. 3, 37. 37 A. Andere Münzen zeigen sie in gleicher Haltung auf ihrem Schlangenwagen.. Diese Göttin ist darüber zugleich zur Wanderin schlechthin und zur Erfinderin der sogenannten ἐνόδια σύμβολα d. h. der populären Weissagung aus dem Widergange geworden, denn Alles was ihr begegnete wurde ihr zur Andeutung ob sie die Tochter finden werdePhilochor. b. Schol. Pind. Ol. 12, 10, Schol. Ar. Av. 721, Hes. v. ξυμβόλους. Vgl. Dens. v. εὐρυόδεια – ἡ Δημήτηρ ἐν Σκαρφείᾳ u. ἐνδρομὼ Δημήτηρ ἐν Ἁλικαρνασῷ, wo neuerdings Fragmente eines T. der Dem. u. Kore gefunden worden.. In ihrem Grame und in ihrem Zorne verzweifelt sie an der Welt und an den Göttern und zieht sich in die stillste Einsamkeit und Verborgenheit zurück.

Sie verbirgt sich also in der Einöde des Gebirges, wie man in Arkadien erzählte, oder sie geht unter die Menschen und sucht bei diesen ein verborgnes Unterkommen, wie die gewöhnliche Erzählung war. So wird Zeus gezwungen auf ihre Versöhnung zu denken, denn die Folge ihres Zorns und ihrer Absonderung ist, wie besonders Euripides dieses ausmalt, daß alle Fruchtbarkeit des Erdbodens aufhört und eine allgemeine Hungersnoth die Ordnung der Dinge zu stören droht. Zuletzt wird ein Vertrag zwischen Demeter und dem Räuber ihrer Tochter herbeigeführt, nach welchem die Göttin versöhnt auf den Olymp zurückkehrt und wieder die gütige Spenderin aller Fruchtbarkeit ist, wie früherAuf diese Rückkehr der Demeter auf den Olymp scheint sich das Vasenbild b. Gerhard A. V. 1, 40 zu beziehen.. Durch jenen Vertrag wird das Schicksal der Persephone und die Natur dessen was sie bildlich ausdrückt für alle Zeit bestimmt, das im Wechsel der Jahreszeiten kommende und schwindende vegetative Leben der Erde, in allgemeinerer Uebertragung die ewige Metamorphose des zwischen Tod und Leben schwankenden irdischen Lebens überhaupt. Demeter will nicht eher ἀνησιδώρα oder ἀναξιδώρα (Hes.) sein, nicht eher die Frucht der Erde wieder emporsenden, als nachdem sie ihr Kind wiedergesehen. Persephone aber hatte, wie sich der Mythus bildlich ausdrückt, in der Unterwelt schon von der Granate des Aïdoneus gegessen d. h. sie war schon die Gattin, die 598 eheliche Genossin des Gottes der Unsichtbarkeit und des Reiches der Todten gewordenDie Granate ist wegen der Fülle ihrer Samenkörner ein natürliches Symbol der Fruchtbarkeit und der Ehe, daher sie auch das Attribut der Hera war, vgl. Herod. 4, 143 ὅσοι ἐν τῆ ῥοιῇ κόκκοι u. Braun Gr. Götterl. § 328. In der Götterehe von Eleusis galt sie zugleich für das Symbol der ehelichen Unterwürfigkeit, s. Artemid. 1, 73. Auf Bildwerken sieht man sie nicht selten als Attribut des Pluton u. der Persephone, s. die merkw. Schale des Mus. Gregor. P. 2 t. 32 u. die Arch. Ztg. 1850 t. 14, El. céram. 1, 29. Andre deuteten die Granate wegen ihres blutrothen Saftes auf Tod und Wunden, s. Bötticher Arch. Z. 1856 S. 170, Baumcult. 471 ff.. Sie kann also nicht völlig zur Mutter zurückkehren, doch muß die Unterwelt sie wenigstens für einen Theil des Jahres wieder ans Licht und in die heitere Umgebung der Olympier entlassen. Mit jedem ersten Frühjahre steigt sie nun empor und mit jedem Herbste, wann der Landmann seine Saat von neuem in den Schooß der Erde streuteNach Hom. H. in Cer. 398 ff. u. Apollod. 1, 5, 3 bringt Persephone jedesmal die dritte Zeit des Jahres d. h. den Winter in der Unterwelt zu, die beiden übrigen bei der Mutter u. den Göttern der Oberwelt, nach der röm. Ueberlieferung b. Ovid F. 4, 614, M. 5, 567, Hygin f. 146 u. A., welche wahrscheinlich der sicilianischen folgte, die Hälfte des Jahres unten und die andre Hälfte oben. Die Zeit des Aufganges ist die der kleinen Eleusinien, also des ersten Frühlings. Für die des Niedergangs scheint in Griechenland die der Saatzeit d. h. der großen Eleusinien u. der Thesmophorien, in Sicilien die der heißen Jahreszeit und der Erndte gegolten zu haben, Diod. 5, 4, O. Müller kl. Schr. 2, 94., steigt sie wieder hinab: in welchem Sinne auch der Cultus die Feste der beiden Göttinnen zu begehen und die Kunst den Aufgang (ἄνοδος) und Niedergang (κάϑοδος) der Persephone zu unterscheiden pflegte. So gab es eine Demeter κατάγουσα des Praxiteles, wo die Göttin also als Versöhnte ihre Tochter friedlich selbst zur Unterwelt hinabführtPlin. 34, 69, vgl. die καταγωγὴ Κόρης b. Diod. l. c. Aehnliche Darstellungen auf Vasenbildern b. Millingen Un. Mon. 16 u. D. A. K. 1, 213, vgl. Müller Handb. § 358, 2. 3 und Gerhard Anthesterien 177., wie denn auch entsprechende Darstellungen des Niederganges der Persephone noch vorhanden sind. Und so wurde auch die Wiederkehr der Persephone zur Mutter und auf die Oberwelt in gleicher Weise gefeiert und in Bildern dargestellt, Kore vom Pluton entlassen, vom Hermes abgeholt, von der Hore des Frühlings begleitet, oder sie selbst hebt sich mit Aehren und Weinlaub bekränzt aus der Erde, um wieder bei Demeter und beim Dionysos zu weilen. Obwohl der Cultus diese beiden Acte, namentlich den Abschied von der Mutter, keineswegs in derselben beruhigten und versöhnlichen Weise auffaßte. 599 Vielmehr feierten die Eleusinien und Thesmophorien die Trennung des Kindes von der Mutter immer von neuem als einen Raub, Demeter als die Suchende und Schmerzbeladene, und zwar mit einem Orgiasmus welcher dem der verwandten Gottesdienste der Rhea und des Dionysos an Heftigkeit wenig nachgab.

Den Menschen aber, bei denen Demeter damals einkehrte, ist dieser Schmerz und diese Versöhnung zum überschwenglichen Segen geworden, sowohl für alles leibliche und bürgerliche Gedeihn als zur Seelenstärkung und tröstenden Beruhigung über Tod und Leben. Denn wo die Göttin damals freundlich aufgenommen wurde, da hat sie Haus und Land als hülfreiche Göttin in jeder Weise gesegnet und als κουροτρόφος d. h. als pflegende Amme die ihr anvertrauten Kinder zu kräftigen Heiden und weisen Königen erzogen, welche blühende Geschlechter und wohlgeordnete Staaten begründeten. Und als sie von den ihr liebgewordenen Menschen Abschied nahm, hat sie zum Dank und Andenken ihre kostbaren Gaben zurückgelassen, die Demeterfrucht mit der Anweisung zum Ackerbau und die heiligende Kraft ihrer Mysterien. Namentlich erzählte man so in Eleusis, dem Orte der Ankunft schlechthin, wo sie sich als Amme in den Dienst des königlichen Hauses begeben, den kleinen Triptolemos oder Demophon gewartet und vor ihrer Rückkehr auf den Olymp ihren Tempel begründet, den Triptolemos mit ihrer Frucht ausgestattet und in alle Welt zur Verbreitung des neuen Segens ausgesendet hatte, die edlen Frauen und Männer aber, von denen sich die priesterlichen Geschlechter in Eleusis und in Athen nachmals ableiteten, mit den bildenden und tröstenden Geheimnissen ihrer Weihe ausrüstete.

Die Dichtung vom Raube der Persephone ist insofern die centrale Thatsache des gesammten Demeterdienstes, an welcher daher auch die Aussagen von ihren besonderen Eigenschaften und Thätigkeiten immer anknüpften.

Zunächst diejenigen wo sie als Ackergöttin erscheint, welche die Getreidefrucht (Δημήτριοι καρποί) gegeben und ihre Cultur gelehrt hat. Daher heißt sie nach der besondern Art des Getreides, das sie hier oder dort gespendet, bald εὔπυρος, πυροφόρος, φιλόπυροςAußer jenem Πύρασος in Thessalien (S. 590) gab es einen Hain Πυραία mit einem H. προστασίας Δήμητρος καὶ Κόρης zwischen Sikyon u. Phlius, Paus. 2, 11, 3., bald von der Gerste ζείδωροςDie Gerste galt namentlich in Eleusis für das älteste Korn, auch auf Kreta, wo man sogar den Namen der Demeter dadurch erklärte, παρὰ τὰς δηὰς dialektisch für ζειάς, Etym. M. p. 264, 12. Die Identität des Namens bei den verwandten Völkern, skr. yava, zend. yava, lit. javai, beweist das hohe Alterthum dieser Cultur, A. Kuhn Herabk. d. Feuers 98., oder 600 von dem Getreide im Allgemeinen Σιτώ, unter welchem Namen sie die Syrakusaner verehrten (Athen. 3, 73), oder in allgemeinerer Bedeutung die Fruchtbare schlechthin, εὔκαρπος, πολύκαρπος, καρποφόρος, unter welchem Namen sie und die Tochter auf Lesbos, zu Tegea u. s. verehrt wurden. In Sikyon rühmte man sich den Mohn aus den Händen der Demeter empfangen zu haben, daher sich die Stadt in älterer Zeit sogar Μηκώνη nannte, und der Mohn ist neben dem Aehrenbüschel das habituelle Attribut der Ackergöttin, als Symbol der Fruchtbarkeit, wie im Dienste der Aphrodite. Dagegen bei den Pheneaten die Hülsenfrüchte (ὄσπρια) als ihre unmittelbaren Gaben genannt wurden, bis auf die Bohnen, welche aus mystischen Gründen gewöhnlich vermieden wurdenPaus. 1, 37, 3; 8, 15, 1, Lobeck Agl. 251.. Es versteht sich aber von selbst daß sie auch für das Gedeihen ihrer Frucht auf dem Felde und für die Nutzbarmachung zu menschlichem Gebrauche sorgte. Daher Demeter χλόη, εὔχλοος, χλοηφόρος, wie sie in Athen neben der Ge Kurotrophos (S. 500) und Apoll, dem Gotte der Thargelien gefeiert wurdeAm 6 Thargelion wurden ihr die Χλόεια gefeiert, ein Opfer für die reifende Saat, Hes. Schol., Soph. O. C. 1600. D. ἑλήγηρις διὰ τὸ ὑπὸ τῆς τοῦ ἡλίου ἕλης γηρᾶν, Eustath. Il. p. 1197, 52. καῦστις u. ἀμφίκαυστις ist eigentlich ἡ ἔκφυσις τῶν σταχύων, dann Beiname der Dem. Hes., welcher auch eine D. ἀζησία kennt, ἀπὸ τοῦ ἀζαίνειν τοὺς καρποὺς. D. ἐρυσίβη oben S. 201, [Anmerkung 552].. Weiterhin bewährte sie sich als ἑλήγηρις, καῦστις und ἐρυσίβη d. h. als die Göttin welche durch warme Sonne das Korn reifte und es vor schädlichem Mehlthau bewahrte, auch in dieser Hinsicht dem Apollon eng verbunden. Aber auch die Nymphen der Feuchte wurden oft neben ihr verehrtἄνευ γὰρ νημφῶν οὔτε Δήμητρος ἱερὸν τιμᾶται διὰ τὸ ταύτας πρώτας καρπὸν ἀποδεῖξαι, Schol. Pind. P. 4; 104. ἐπικρήναια, ἑορτὴ Δήμητρος παρὰ Λάκωσιν Hes., auch ist Demeter selbst wie die Nymphen ὄμπνια d. h. eine durch Feuchtigkeit nährende Göttin, daher ὄμπνια δῶρα Δήμητρος, ὄμπνιος καρπός, ὄμπνιος σταχύς, die volle strotzende Aehre, ὄμπνιος λειμὼν von dem mit ihrer Fülle gesegneten Saatfelde. Ferner sorgt sie für milden Regen und günstige Witterung, daher sie ὡρηφόρος hieß, zunächst mit Beziehung auf die Saatzeit, wo der Kranich Regen bringt und zum Pfluge ruft, deshalb ein Bote der 601 DemeterHesiod O. D. 448, Arist. Av. 710, Theokr. 10, 30, Porph. d. abst. 3, 5 τοῖς ἀνϑρώποις εἰσὶ κήρυκες ἄλλοι ἄλλων ϑεῶν, Διὸς μὲν ἀετός, Ἀπόλλωνος δὲ ἱέραξ καὶ κόραξ, Ἥρες δὲ πελαργός, Ἀϑηνᾶς δὲ αὖ κρέξ τε καὶ γλαῦξ καὶ Δήμητρος γέρανος καὶ ἄλλων ἄλλοι. Auch auf Vasen neben Demeter, Gerhard A. V. t. 46., aber eben so sehr mit Hinsicht auf die Erndte, weshalb die Εὐετηρία als eine eigne Personifikation des Erndtesegens neben ihr verehrt wurde und ein anderer der sie umgebenden Dämonen Ἁδρεύς hieß d. i. der Reifende. Denn mit der Erndte beginnt ihre rechte Lust, dann ist sie Demeter ξανϑή, die blonde Göttin des reifen Erndtesegens, wie sie so oft genannt wird, oder φοινικόπεζα, wie sie gelegentlich Pindar nennt (Ol. 6, 94), als ob die röthliche Pracht der Kornfelder den Saum zu ihrem Gewande bildete. Dann ist sie die Mutter des Reichthums, wie alte Märchen und neue Lieder sie priesenHesiod th. 969, vgl. das Skolion b. Athen. 15, 50 Πλούτου μητέρ' Ὀλυμπίαν ἀείδω Δήμητρα στεφανηφόροις ἐν ὥραις, σέ τε παῖ Διὸς Περσεφόνη. χαίρετον, εὖ δὲ τήνδ' ἀμφέπετον πόλιν. Denn Persephone ist dann noch bei der Mutter und so gut wie diese Frucht- und Erndtegöttin.. Auch nimmt sie selbst Theil am Mähen und Garbenbinden, daher Demeter ἀμαία, ἀμαλλοφόρος und ἰουλώ, am Dreschen auf der Tenne, daher ἀλῳάς und εὐαλωσία, am Aufspeichern des goldnen Segens in den Getreideböden, daher σωρῖτις und πολύσωρος und das Opfer der ἐπικλείδιαἐπικλείδια, ἑορτὴ Δήμητρος Ἀϑήνησι Hes. Vgl. Dem. u. Pers. 325 u. Meineke z. Theokr. 7, 155., endlich am Mahlen und Brodbacken, daher ἱμαλίς in Syrakus, μεγαλόμαζος und μεγάλαρτος in Boeotien, welcher man die Erstlinge von dem frischgebacknen Brode darbrachteD. μεγάλαρτος u. μεγαλόμαζος zu Skolos u. ein Fest der μεγαλάρτια zu Delos b. Athen. 3, 74; 10, 9, Eustath. p. 265, 30. ἀρτοφόρια Cramer An. Oxon. 3, 277, 27.. Natürlich galten auch alle Saat- und Erndtefeste vorzüglich der Demeter, doch traten die einfacheren agrarischen Gebräuche im Cultus gewöhnlich hinter den allegorischen und mystischen Uebertragungen der Geschichte der Persephone zurück. Nur die attischen Haloen (Ἁλῶα) d. i. Tennenfest, anderswo Thalysien genannt, waren vorherrschend ein ländliches Erndtefest, obschon sich allegorische Beziehungen auf Demeter und Kore und Dionysos auch hier einmischten. Denn man feierte dann sowohl die Gabe der Demeter als die des Dionysos und zwar in dem Wintermonate Poseideon, demselben in welchem die ländlichen Dionysien begangen wurden. Theokrit hat in seinem 602 Gedichte Θαλύσια (id. 7. 135 ff.) ein anziehendes Bild von der Feier und Jahreszeit dieses Festes gegeben, wie es auf der Insel Kos begangen wurde. Auch in Attika war es sowohl in der Stadt als auf dem Lande eine Veranlassung zu großer Lustbarkeit und vielen Opfern und SchmäusenHarpokr. v. Ἁλῶα, Bekk. An. 384 u. A., s. Dem. u. Pers. 328..

Die nahe Verbindung zwischen Demeter und Dionysos zeigt sich auch darin daß jener Göttin ein gewisser Antheil an der Baumzucht zugeschrieben wurde, wenigstens wollten die Phytaliden in Attika von ihr die erste Feige erhalten haben (Paus. 1, 37, 2). Ferner galt sie auch für eine Göttin der Heerden und Weiden, in Megara besonders der SchafzuchtD. μαλοφόρος Paus. 1, 44, 4, vgl. die beiden Göttinnen im Καρνεάσιον ἄλσος b. Andania oben S. 198. Daher die zu Delphi neben dem Hermes verehrte Demeter ἑρμοῦχος, Athen. 10, 9., anderswo der Rinderzucht (Kallim. Cer. 137), wie sie nicht selten auf einem Stiere sitzend abgebildet wurde, ohne Zweifel mit Beziehung auf den Ackerstier. Denn wie sie die Cultur ihrer Früchte gelehrt hat und zwar im weitesten Umfange das Pflügen, das Säen, das Erndten, so sind auch alle dazu gehörigen Gerätschaften und Verrichtungen ihre Erfindung, der Pflug mit dem Vorspann des Stieres (bildlich zuweilen der Schlangen), der Wagen zum Einfahren, die Tenne zum Dreschen des Korns u. s. w.

Von solchen Stiftungen erzählten ausführlicher die Ortssagen in Griechenland, wo man sich einer Einkehr der Demeter rühmte, die in dieser Hinsicht eben so bedeutungsvoll war als die des Dionysos. So hatte man in Argos, in Sikyon, in Phlius, in Arkadien eigenthümliche Traditionen von ihren Gastfreunden und Lieblingen und pflegte dabei die Gunst ihrer Segnungen durch allerlei bedeutsame Namen und Erzählungen auszudrückenDem. u. Pers. 113. 283. Vgl. die b. Hesych erhaltenen Beinamen der D. ἐπίασσα d. i. ἐπιοῦσα (Meineke Philol. 13, 541), der D. ἐπιπόλα ἐν Λακεδαίμονι, der ἐποικιδία ἐν Κορίνϑῳ, auch die Ortsnamen Ἐρετρία d. i. Ἀροτρία, Ἀραντία Für Phliasia, Ἀρόν für Patrae.. Der bekannteste von allen ist der des Triptolemos geworden, weil dieser der eleusinischen und attischen Sage angehörte, welche hier wie beim Ikarios ihren Helden vor allen übrigen geltend zu machen wußte. Er ist eigentlich der Dreimal-Pflüger, in demselben Sinne wie Demeter mit Iasion im dreimalgepflügten Brachfelde (νειῷ ἔνι τριπόλῳ, Od. 5, 125) ruht und in welchem in Attika drei heilige Pflüge gehalten zu werden 603 pflegtenVerwandte Figuren sind in der peloponnesischen Sage Δισαύλης und Τρισαύλης, obwohl jener Name von umdeutenden Mythologen auch Δυσαύλης geschrieben wurde, s. Schneidewin Philol. 1846 S. 429 ff.. Als eleusinischer Heros wurde er auf dem rarischen Felde dicht bei Eleusis verehrt, durch die jährliche Feier eines der drei heiligen Pflüge (S. 163), ein Denkmal welches man die Tenne des Triptolemos nannte und ein Heiligthum in der Nähe des großen Einweihungsgebäudes und des Tempels der beiden Göttinnen (Paus. 1, 38, 6). Andere Quellen erzählten von ihm dasselbe was der Homerische Hymnus von Demophon erzählt, daß er ein Sohn des eleusinischen Königs Keleos und der Metaneira gewesen und von Demeter auf wunderbare Weise, mit Ambrosia und durch sanften Anhauch und Läuterung im Feuer wie ein Götterkind genährt und erzogen wurde, so daß er unsterblich geworden wäre, wenn die Neugier der Eltern nicht die Göttin gestört hätte. Ein Bild der stärkenden und nährenden Kraft des Ackers und der Beschäftigung mit dem Ackerbau, welches sich in manchen verwandten Bildern und Erzählungen wiederholtDemeter ist insofern κουροτρόφος in demselben Sinne wie die Erde, und Triptolemos ihr Zögling in demselben Sinne wie Erichthonios der der Ge Kurotrophos u. der Athena Polias. Vgl. die Fabel von dem Königssohne in Sikyon bei Paus. 2, 5,5; 11, 2. Auch wurde Demeter oder die eleusinischen Götter insgesammt nicht selten unter den Heilgöttern verehrt, Artemid. 2, 39, Dem. u. Pers. 111., namentlich in der Sitte die Getreideschwinge (λίκνον), das Symbol des Demetersegens als Wiege zu gebrauchen oder den Wiegen eine solche Gestalt zu gebenHom. H. Merc. 21 οὐκέτι δηρὸν ἔκειτο μένων ἱερῷ ἐνὶ λίκνῳ. Kallim. lov. 48 σὲ δὲ κοίμισεν Ἀδρήστεια λίκνῳ ἐνὶ χρυσέῳ u. dazu Spanheim. Daher Dionysos λικνίτης (S. 538) und mystica vannus Iacchi b. Virg. Ge. 1, 166.. Indessen waren die eleusinischen Ueberlieferungen vom Triptolemos sehr verschiedenartig, besonders deswegen weil man ihm seit alter Zeit auch die Bedeutung eines ersten Priesters der Demeter beimaß, bei welchem nun die priesterlichen Geschlechter mit ihren verschiedenen Genealogieen, über deren Willkür Pausanias klagt, anzuknüpfen suchten. In dem eleusinischen Cultus muß er zugleich die Bedeutung eines Dämons des agrarischen Segens und aller agrarischen Stiftungen gehabt haben, da viele alterthümliche Vasenbilder ihn auf seinem Wagen sitzend oder in der Luft dahin schwebend zeigen, ein Scepter und Aehren in seiner Hand und anbetende Personen in seiner UmgebungGerhard A. V. t. 41 ff., El. céram. 3, 48–68. Auch die Schale in der Hand des Triptolemos deutet auf göttliche Verehrung, wie bei seiner Tenne in Eleusis ein Altar errichtet war. Wiederholt erscheinen Triptolemos und Dionysos in paralleler Darstellung.. Das Scepter weist 604 auf solche Ueberlieferungen, die ihn als König und Gesetzgeber von Eleusis dachten, während spätere Fabeln und Bildwerke ihn und die übrigen eleusinischen Heroen und die Autochthonen lieber als einfache Hirten und Bauern schildertenS. die Terracotte b. Campana t. 17, Virg. Ge. 1, 165, Ovid F. 4, 507 ff., Welcker Zeitschr. f. A. K. S. 96–135. Unter den länger bekannten Vasenbildern schönen Stils ist die Vase Poniatowski berühmt. Ein neuerdings bekannt gewordenes, schönes und merkwürdiges Bild s. im Bullet. Nap. t. 2 n. 6 u. 1853 n. 37 p. 97 sqq.. Die gewöhnliche Erzählung blieb die daß Demeter den Triptolemos auf einem geflügelten Schlangenwagen in alle Welt gesendet habeHimer or. 25, 3 τὸν Ἐλευσίνιον ἔφηβον ἀρϑῆναι λόγος πρὸς Δήμητρος, ἵνα τὴν νομάδα τραπέζαν ἡμέροις ἀμείψῃ πυροῖς. Florus im Rh. Mus. N. F. 1 p. 305 non aliter – sacer ille iuvenis terras pervolitavit, cui Terra Mater capaces oneraverat frugibus amictus et, cum alite serpente currum ipsa iunxisset, nisi toto orbe peragrato vetuit suas redire serpentes., um den in Eleusis gestifteten Segen unter allen Völkern und Menschen zu verbreiten, wie sich denn Athen deswegen und mit Beziehung auf den gleichartigen Ikarios in allem Ernste die Vaterstadt aller edlen Frucht (μητρόπολις τῶν καρπῶν) und aller damit verbundenen Civilisation zu nennen pflegte. In diesem Sinne vergegenwärtigen manche Vasenbilder und andere Kunstwerke von vollendeter Schönheit den Triptolemos, wie er als jugendlicher Genius auf seinem Flügelwagen stehend von den eleusinischen Göttinnen, Demeter und Persephone, mit der edlen Gabe und den Instrumenten des Ackerbaus ausgerüstet wird oder segenspendend durch die Lüfte dahinschwebt. Unter den Dichtern aber hatte Sophokles in seinem Triptolemos ein ähnliches Bild auf die Bühne gebracht, wie dieser Heros durch die magische Gewalt seines Schlangenwagens von Ort zu Ort durch die Lüfte getragen trotz mancher Nachstellungen die Frucht der Ceres und die Lehren des Ackerbaues und einer milderen Sitte verbreitete, bis er endlich zurückgekehrt auch in der Heimath mit Nachstellungen zu kämpfen hatte, aber siegreich aus ihnen hervorging und zuletzt die Stadt Eleusis und den dortigen Gottesdienst, namentlich auch die Thesmophorien d. h. Bildung und Sitte begründeteNauck trag. gr. fr. p. 208, Welcker Gr. Trag. 299 ff.. Und wirklich wurde der eleusinische Triptolemos als Stifter und Ausbreiter des Ackerbaues und der Demeterfrucht 605 nicht blos in Attika, sondern in verschiedenen Gegenden von Griechenland verehrt, namentlich bei den ionischen StammverwandtenSo waren die Προηρόσια ein nach der Erndte oder vor der Saat von den Atheniensern im Namen aller Hellenen der Demeter dargebrachtes Opfer, wozu die Erstlinge der Erndte von vielen Seiten nach Athen gebracht sein sollen. Namentlich die Panegyriker, Isokrates und Aristides, berufen sich darauf, s. Dem. u. Pers. 295. Vgl. Cic. d. Rep. 3, 9, 15 Athenienses iurare etiam publice solebant omnem suam esse terram, quae oleam frugesve ferret, mit Bez. auf die Stiftungen der Athena u. der Demeter, u. Arrian Epict. diss. 1, 4,30 Τριπτολέμῳ ἱερὰ καὶ βωμοὺς πάντες ἄνϑρωποι ἀνεστάκασιν, ὅτι τὰς ἡμέρους τροφὰς ἡμῖν έδωκε. Die Priorität ihres Kornbaus behaupteten z. B. Kreta (S. 594, [Anmerkung 1890]) und Sicilien Diod. 5, 4. In Lydien scheint man den einheimischen Dämon Tylos anstatt des Triptolemos genannt zu haben, O. Jahn Leipz. Ber. 1851 S. 133.. Doch wollten natürlich keineswegs alle Griechen diese Priorität von Attika in beßrer Nahrung und beßrer Sitte anerkennen, daher mit der Zeit von verschiednen Seiten entweder ähnliche Heroen aus alter Sage hervorgezogen und den attischen Ansprüchen gegenüber geltend gemacht wurden, oder man eignete sich den eleusinischen Triptolemos an und verflocht ihn in die einheimischen Genealogieen, wie dieses namentlich in Argos geschah, in dessen Sage Triptolemos als ein Gegenstück zum phoenikischen Kadmos erscheint. Wie dieser die Europa suchend von Osten nach Westen geht und Städte gründet und Bildung verbreitet, so geht der argivische Triptolemos von Westen nach Osten, nehmlich nach Kilikien und Syrien, wo man ihn in hellenistischer Zeit als Stifter griechischer Ansiedelungen und griechischer Cultur nannteO. Müller Antiq. Antioch. p. 18 sqq., Dem. u. Pers. 301.. Obwohl mit der Zeit d. h. der Alexandrinischen Bildung und den von Aegypten und Libyen ausgehenden Kornsendungen zu Liebe der griechische Ackerbau und seine Segnungen auch wohl umgekehrt aus jenen Gegenden abgeleitet wurde, so daß sich in Folge davon selbst der geflügelte Schlangenwagen des Triptolemos durch deutelnde Alterthumsforscher dieser Zeit in ein schnellsegelndes Kornschiff verwandelt hatLibycus campus u. D. Λίβυσσα in Argos, Polemo fr. p. 44. Triptolemos zu Schilf Philoch. fr. 28, vgl. Dem. u. Pers. 302 u. die ναῦς ὑπόπτερος b. Pind. Ol. 9, 24 sammt der gleichartigen Deutung der Flügelpferde des Pelops Palaeph. 30. Auch eine Apulische Vase verlegt die Aussendung des Triptolemos nach Aegypten, s. Stephani Parerga 14, 547. Es gab in Alexandrien Thesmophorien u. Eleusinien..

Die bei Homer Od. 5, 125 und Hesiod th. 969 so einfache Fabel von Demeter und Iasios oder Iasion ist dadurch sehr verworren geworden daß dieser Heros in verschiedenen Gegenden, 606 namentlich in Arkadien, auf Kreta und in den Sagen von Samothrake in allerlei genealogischen Combinationen und in priesterlicher und mystischer Bedeutung genannt wurdeDer Erklärung des Namens durch ἱέναι, ἀνιέναι widerspricht Pott Z. f. vgl. Spr. 6, 341.. Ursprünglich war er vermuthlich ein Dämon der fruchtbaren Erdtiefe oder des befruchtenden Regens, welcher in der Sage zum ersten Säemann geworden ist, dem Demeter ihre Mysterien anvertraut und dem sie sich in Liebe ergiebt, worauf sie den Plutos d. i. den personificirten Reichthum von ihm gebiert. Eben dadurch erweckt er den Neid des Zeus und wird von diesem mit dem Blitz erschlagen, eine Fabel welche an die von den Aloiden erinnert. Als eine in der feuchten Erde ruhende Göttin wurde Demeter auch in Olympia verehrt, unter dem Namen χαμύνη d. i. χαμαιεύνη, χαμεύνη, auf der Erde gebettetPaus. 6, 20, 6; 21, 1. Wenn das Wort nicht unmittelbar von χαμαὶ abzuleiten ist, vgl. die lit. Erdgöttin Zemyna, G. Curtius Grundz. 1, 165..

Eine ähnliche Sage scheint die thessalische vom Erysichthon gewesen zu sein, das ist eigentlich der Erdaufreißer, also der Pflüger, der aber hier nicht als Freund, sondern als Feind und Frevler an der milden Erdgöttin erscheint. Spätere Dichter, Kallimachos in seinem Hymnus auf die Ceres und Ovid M. 8, 739 ff. nennen ihn einen thessalischen Fürsten, der die Bäume eines Hains der Demeter habe fällen lassen, um sich davon einen Saal für seine Gelage zu bauen, weshalb ihn die Göttin mit Heißhunger straft, in welcher Noth ihm auch die Poseidonische Verwandlungsgabe seiner Tochter Mestra nicht zu helfen vermag. Andre nannten ihn Αἴϑων d. i. der personificirte Heißhunger, das schreckliche Uebel, welches so gut von der Göttin des Ackerbaus verhängt wird wie sie Urheberin der vollen und reichlichen Sättigung ist, der Ἀδηφαγία, welche in Sicilien neben ihr verehrt wurdeAthen. 10, 9, Aelian V. H. 1, 27, Suid. v. αἴϑων, Lysias g. Andok. z. A. αἴϑοψ λιμὸς Hesiod O. D. 363. In Smyrna gab es ein Heiligthum der Βούβρωστις d. h. des Hungers in der Gestalt eines bösen Dämon, παρ' ᾗ κατηρῶντο τοῖς πολεμίοις, Eustath. 1364. Vgl. die personificirte Fames b. Ovid M. 8, 784 ff., grade so wie Helios der Allsehende zugleich der Urheber des Lichtes der Augen und der Blindheit ist. Dahingegen seine Tochter Μήστρα d. h. die Beratherin zunächst nichts Anderes bedeutet als die erfindungsreiche Anschlägigkeit, welche zur Abwehr des nimmersatten und täglich sich 607 erneuenden Hungers die mannichfaltigsten Mittel und Wege ausfindig macht und deshalb in die verschiedensten Gestalten sich gleichsam selbst verwandeltPott Z. f. vgl. Spr. 6, 357, welcher den Spruch des Persius vergleicht: Magister artis ingenique largitor venter und diesen: λιμὸς δὲ πολλῶν γίγνεται διδάσκαλος.. In der Gegend von Knidos, welches seine Bevölkerung aus dem Dotischen Gefilde in Thessalien erhalten hatte, galt derselbe Erysichthon unter dem Namen Triopas oder sein Sohn dieses Namens für den Urheber der Triopischen Sacra, in welchen der Dienst des Apoll auf eigenthümliche Weise mit denen der chthonischen Götter, insbesondere der Demeter und Persephone, verschmolzen warS. oben S. 199 u. O. Müller Dor. 1, 400, Prol. 163. Ueber Ptol. Philad. Theokr. 17, 68 Schol.. Durch die Auswanderung edler Geschlechter wurde dieser Cultus aus jener Gegend nach Gela und Agrigent verbreitet, in hellenistischer Zeit aber nochmals durch den auf Kos gebornen Ptolemaeos Philadelphos, in römischer durch Herodes Atticus ausgezeichnet.

Eine andere Reihe von Sagen und Gebräuchen knüpft sich an die Bedeutung der Demeter als Θεσμοφόρος d. h. als Urheberin gewisser Satzungen (ϑεσμοί), welche das menschliche Leben überhaupt, zunächst und vorzüglich das weibliche und eheliche Leben betrafen. Die Thesmophorien, welche Feier eine durchgeführte Symbolik dieser Ideenverbindung enthielt, waren eigentlich Saatfest und wurden als solches in dem Saatmonate gefeiert, welcher auf Kreta und Sicilien Thesmophorios hieß, in Boeotien Damatrios, in Attika Pyanepsion (October). Man findet diesen Cultus in den verschiedensten Gegenden von Griechenland und Herodot 2, 171 nennt ihn ausdrücklich einen solchen, der schon bei der pelasgischen Bevölkerung des Peloponnes verbreitet gewesen sei. Außerdem begegnet man ihm bei allen Ioniern, in Troezen, in Attika, auf Euboea, auf den Inseln Delos, Paros u. s. w., in Milet und Ephesos, bis zu den entfernteren Colonieen in Thrakien und an den Küsten des schwarzen Meeres, auch im Innern von Kleinasien und auf der anderen Seite in Sicilien. Ziemlich Genaues ist von den attischen Thesmophorien bekannt, zum Theil durch die Thesmophoriazusen des AristophanesS. meinen Aufsatz in der Z. f. A. W. 1835 n. 98 u. Dem. u. Pers. 393 ff.. Sie wurden vom neunten bis zum dreizehnten Pyanepsion an fünf Festtagen gefeiert und zwar nur von verheiratheten Frauen, zum Theil in Athen zum Theil 608 in dem an der benachbarten Küste gelegenen Demos Halimus, wohin man am ersten Tage wallfahrtete, um am folgenden nach der Stadt zurückzukehren. Die beiden Göttinnen wurden von den Frauen mit nächtlichen Orgien, geheimnißvollen Traditionen und strenger Enthaltsamkeit gefeiert, welche ernsten und bedeutungsvollen Gebräuche durch allerlei Scherze und Neckereien derber ArtKleomedes d. meteor. 2 p. 112 τὰ ὅμοια τοῖς λεγομένοις ἐν τοῖς Δημητρείοις ὑπὸ τῶν ϑεσμοφοριαζουσῶν γυναικῶν als Beispiel pöbelhafter Scherze. Vgl. das Sprichwort: μέγα τὸ στόμα τοῦ ἐνιαυτοῦ d. h. πολλὴ παρρησία εὐϑηνίας γεμομένης Diogen. 6, 48. unterbrochen wurden, die im Demeterdienste nicht weniger als in dem des Dionysos beliebt waren und wahrscheinlich auf die älteste Jambendichtung eingewirkt haben. Demeter wurde als die göttliche Mutter des schönen Kindes gefeiert, das in anderen Acten des Festes als ein der Mutter entrissenes mit leidenschaftlichen Aeußerungen des Schmerzes gesucht und beklagt wurde. Aber das Characteristische dieser Mysterien und ihr Unterschied von den Eleusinien bestand darin daß sie speciell das weibliche Geschlecht angingen, gerade wie das Fest der Bona Dea in Rom, wie denn auch die Aphrodite auf dem Vorgebirge Kolias, welche vermuthlich bei der Mysterienfeier zu Halimus betheiligt war, speciell die Geheimnisse der Zeugung und der Geburt anging (S. 286). Auch in der Gruppe der von den Thesmophoriazusen gefeierten Gottheiten (Aristophanes v. 295), welche aus Demeter und Kore, Plutos, KalligeneiaDiese wird bald für eine Tochter bald für eine πρόπολος der Demeter erklärt und ist ein Dämon des Kindersegens, wie Plutos den natürlichen Segen des Ackers, die die Aphrodite auf Kolias umgebenden Genetyllides die Geheimnisse der Zeugung und Geburt bedeuteten. Eigentlich ist aber Καλλιγέναια Demeter selbst als Mutter des schönen Kindes, s. Eurip. Or. 963 ἁ κατὰ χϑονὸς νερτέρων καλλίπαις ϑεὰ von der Persephone u. Nonnos 13, 188 Δηὼ ἀγλαόπαις. In Arkadien war mit einem Feste der Demeter ein ἀγὼν κάλλους verbunden, an welchem die Frauen um den Preis der Schönheit kämpften, wie sonst an Festen der Hera, Athen. 13, 90, wahrscheinlich auch im Dienste der D. Πυλαία, Hes. Πυλαιειδέες αἱ ἐν κάλλει κρινόμεναι τῶν γυναικῶν καὶ νικῶσαι. C. I. n. 5432 aus Akrae in Sicilien: Καλλιγενεία., der Ge Kurotrophos, Hermes und den Chariten bestand, zeigt sich deutlich die doppelte Beziehung des Festes, zunächst auf die natürlichen Kräfte des durch die Saat befruchteten Erdbodens, dann aber in der übertragenen Bedeutung der Erdgottheiten als Vorbilder von weiblicher Fruchtbarkeit, Geburt und Kinderpflege. Nach der bildlichen Anschauungsweise der Alten 609 wurden nehmlich Säen und Zeugen, Aufgehen der Saat und Gebären so ganz wie zusammengehörige Vorstellungen aufgefaßtDas alte Orakel an μὴ σπεῖρε τέκνων ἄλοκα δαιμόνων βίᾳ Eur. Phoen. 18, vgl. Aesch. Sept. 753 ἁγνὰν σπείρας ἄρουραν ἵν' ἐτράφη. Soph. O. T. 1498 τὴν τεκοῦσαν ἤροσεν ὅϑεν περ αὐτὸς ἐσπάρη. Die attische Formel von der legitimen Ehe ἐπ' ἀρότῳ παίδων γνησίων u. dgl. m. Eine in allen Sprachen und bei allen Dichtern gewöhnliche Uebertragung, s. Dem. u. Pers. 354., daß Demeter eben deshalb zugleich eine Gottheit der Befruchtung durch Saat und durch Zeugung sowie des ehelichen Lebens und der Geburt warD. ἐπιλυσαμένη in Tarent und Syrakus Hesych. Χειρογονία ἡ Περσεφόνη Ders. und insofern der Hera und Aphrodite sehr nahe stand, besonders jener, da Demeter als althellenische Göttin und als Göttin der Civilisation zugleich eine streng sittliche Ehegöttin war. Darauf ganz vornehmlich bezogen sich auch die ϑεσμοὶ der Demeter, deren Priesterin eben deshalb bei den Hochzeiten zugegen war um dieselben einzusegnen und den Neuvermählten gewisse Lehren einzuschärfenPlut. Coni. Praec. z. A., Virg. A. 4, 58 Serv., Alkiphr. 2. 2 u. A.. Auch in der Fabel von den Danaiden und in der vom Hymenaeos werden wir deutliche Beziehungen auf diesen Inhalt der Thesmophorien wiederfinden.

Indessen wurden Demeter und ihre Freunde natürlicher Weise auch als Urheber der Cultur im weiteren Sinne des Wortes angesehen, soweit dieselbe durch Ackerbau bedingt oder gefördert wurde. Waren doch die Alten in allen besseren Zeiten ihres nationalen Lebens viel zu sehr dem Ackerbau ergeben und von seinen wohlthätigen Folgen für das ganze sittliche Dasein der Menschen durchdrungen, als daß es ihnen auch für diese Seite des Demeterdienstes an entsprechenden Bildern und Gebräuchen hätte fehlen können. So wurde bei Hochzeiten und bei den Demetermysterien, Thesmophorien und Eleusinien, in sinnbildlichen Gebräuchen der Gegensatz des menschlichen Lebens, wie es sich vor dem Besitze der Demeterfrucht und seit demselben befunden habe, anschaulich gemachtDiod. 5, 4, Aristides Eleusin. T. 1 p. 417 Ddf., Zenob. Proverb. 3, 18 u. A.. Ja es haben einige alte Mythologen und Theologen das ganze Geheimniß der Eleusinien auf solche Thatsachen zurückführen und eben dadurch die Namen der Weihe τελετὴ und initia erklären wollenCic. de legg. 2, 14, 35, Varro d. re rust. 3, 1.. 610 Auch ist bei einigen Schriftstellern von Gesetzen der Demeter die Rede sowie von ihren heiligen Büchern oder Rollen, welche die Frauen oder Jungfrauen in Procession nach Eleusis getragen hättenCalvus b. Serv. V. A. 4, 58 et leges sanctas docuit et cara jugavit corpora connubiis et magnas condidit urbes. Ovid M. 5, 342 prima dedit fruges alimentaque mitia terris, prima dedit leges. Vgl. Schol. Theokr. 4, 25 u. über bildliche Darstellungen der D. Thesmoph. Bröndsted Reisen u. Unters. 2, 240 ff., auch von alten Königen welche bei der D. Thesmophoros gewohnt und ihr zuerst einen Tempel gestiftet hätten, wie Kadmos in Theben (Paus. 9, 16, 3). Und so galt auch Triptolemos für den Urheber gewisser Gesetze und überhaupt für einen der ältesten Gesetzgeber, gerade wie Buzyges, welcher in den Sagen von Athen, wo eigentlich Athena für die Urheberin der Agricultur gehalten wurde (S. 163), ungefähr dieselbe Bedeutung hatte wie Triptolemos in Eleusis. Obwohl eben das was wir von solchen Gesetzen des Triptolemos wissenPorph. d. abst. 4, 22 καὶ τῶν νόμων αὐτοῦ τρεῖς ἔτι Ξενοκράτης ὁ φιλόσοφος λέγει διαμένειν Ἐλευσῖνι τούσδε· γονεῖς τιμᾶν, ϑεοὺς καρποῖς αγάλλειν, ζῷα μὴ σίνεσϑαι. Diogen. 5, 17 ἢν μὴ καϑάρῃς καλέσῃς, οὒ μὴ φάγῃς, ἐπὶ τῶν σὺν μόχϑω τὴν ἀναγκαίαν ποριζομένων τροφήν. εἰπε δὲ Δήμητρα πρὸς Τριπτόλεμον d. h. im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod essen, vielleicht aus dem Triptolemos des Sophokles. Vgl. Dem. u. Pers. 391 u. über das Folgende S. 356 ff. auf das deutlichste lehrt, daß diese cerealischen ϑεσμοὶ nur aus gewissen allgemeinen Regeln und Grundsätzen bestanden, wie sie die milderen Gewöhnungen des Ackerbaues und die Zustände eines patriarchalischen Lebens von selbst mit sich bringen. Eine nähere Beziehung zu dem bürgerlichen Leben hatte Demeter wohl nur insofern als die Landschaftsversammlungen meist nach der Erndte gehalten wurden und eben deshalb mit Dankopfern an die Göttin des Ackerbaus verbunden waren oder unter ihren Schutz gestellt wurden (Aristot. Eth. Nic. 9, 11). Daher die eleusinischen Göttinnen auch an den Panathenaeen, die in gewisser Hinsicht ein Erndtefest waren, einen vorzüglichen Antheil hatten (Aristides 1 p. 24 Ddf.), die Demeterpriesterin zu Olympia vorzüglicher Ehren genoß (Paus. 6, 20, 6), die achaeischen Nationalversammlungen zu Aegion der panachaeischen Demeter und dem Zeus Homagyrios und die boeotischen Homoloen gleichfalls der Demeter und dem Zeus Homoloios heilig waren. Am deutlichsten tritt dieses ganze Verhältniß hervor bei den herbstlichen Versammlungen der phokischen Amphiktyonie in den 611 Thermopylen, die unter den Schutz der Demeter Ἀμφικτυονὶς oder Πυλαία gestellt waren und durch Opfer an dieselbe eröffnet wurden.

Die bedeutungsvollsten Beziehungen des Demeterdienstes sind doch aber die auf Tod und Unterwelt, wie sich dieselben in den eleusinischen Mysterien zu einem eignen Systeme gestaltet hatten, in entsprechenden Gebräuchen aber auch in vielen anderen Gegenden nachgewiesen werden können. Demeter heißt in diesem besondern Ideenzusammenhange Χϑονία und Persephone, auch sonst immer zur Seite der Mutter und ihrer Ehren theilhaftig, erscheint neben ihr als die gehende und kommende. Andere Glieder der Gruppe waren häufig Pluton als Fürst der Unterwelt, Hermes als Psychopomp, die Erinyen als strafende Dämonen der Unterwelt, Dionysos in der mystischen dem Bilde der Persephone verwandten Auffassung. In den örtlichen Culten sind mit diesem Gottesdienste regelmäßig die Sagen vom Raube der Persephone, häufig der Glaube an einen Eingang in die Unterwelt an demselben Orte oder auch ein Todtenorakel, also die Ueberzeugung von einem unmittelbaren Verkehre mit dem Reiche der Todten verbunden. Die einfache Bedeutung dieser Demeter als Gottheit der fruchtbaren Erdtiefe, welcher die Saaten und die Todten anvertraut werden, hält z. B. der Gebrauch in Athen fest die Verstorbenen Δημήτρειοι zu nennen, wie denn auch bei Leichenbestattungen in Athen, Sparta und Rom der Demeter ein Opfer dargebracht zu werden pflegtePlut. Lykurg. 27, de facie in o. l. 28. Ueberall war das Begraben der Todten das ältere, das Verbrennen das jüngere, Cic. leg. 2, 22 u. 25, 63, wo von der in Attika seit alter Zeit beibehaltenen Sitte, die Gräber mit Korn zu bestellen, ut sinus et gremium quasi matris mortuo tribueretur, solum autem frugibus expiatum ut vivis redderetur. Vgl. Anthol. Pal. 7, 209 und oben S. 501, [Anmerkung 1551].. In reicher sinnbildlicher Entwickelung stellt sich dieselbe Ideenverbindung dagegen in solchen Festen dar, wo der Aufgang und Niedergang der Persephone mit Beziehung auf den Wechsel der Jahreszeit und auf das Geisterleben der Verstorbenen gefeiert wurde. Und zwar scheint sich dieser Festcyclus vorzüglich in Sicilien, der von dem Glauben an Demeter und ihr Kind ganz durchdrungenen InselCic. Verr 4, 48, 106 vetus est haec opinio, quae constat ex antiquissimis Graecorum literis atque monumentis, insulam Siciliam totam esse Cereri et Liberae consecratam. Plut. Timol. 8, Diod. 5, 2–5. Vgl. Ebert Σικελιών Regiom. 1830, K. F. Hermann Gottesd. Alterth. § 68, 17–26., zu einer reichen und schönen Mannichfaltigkeit 612 entwickelt zu haben, doch waren auch die Dienste der chthonischen Demeter zu Hermione und die Pherephattien in Kyzikos berühmtUeber Hermione s. Paus. 2, 35, 3–7, Aelian N. A. 11, 4, C. I. n. 1193 ff., über Kyzikos Marquardt 119 ff.. So wurden in Sicilien und zu Hipponium in Italien, aber auch im Peloponnes im Frühlinge Anthesphorien der Kore gefeiert, durch Blumensammeln und Kränzewinden, wie Persephone selbst in dieser Jahreszeit als zartes, mit den Blumen lebendes und neu belebtes Mädchen gedacht wurdePoll. 1, 37 Κόρης παρὰ Σικελιώταις Θεογάμια καὶ Ἀνϑεσφόρια vgl. Str. 6, 256, Hes. Phot. Ἠροσάνϑεια, ἀνϑολογία, ἑορτὴ γυναικεία λαμπρὰ ἀγομένη ἐν Πελοποννήσω κατὰ τὸ ἔαρ.. Um dieselbe Zeit feierte man aber auch den Todten eine Art von Allerseelenfest, indem man glaubte daß, wenn die Erde wieder zu treiben anfange und sich den Keimen der Vegetation öffne, auch die Seelen der Verstorbenen sich regten und ans Licht drängten (S. 315). Dahingegen die auf den Niedergang der Persephone bezüglichen Feste entweder in den heißesten Sommer oder in die Erndtezeit fielen und das schöne Demeterkind als ein geraubtes und verschwundenes beklagten, bis das Gefühl sich an der Versöhnung der Demeter mit den Olympiern und mit der Unterwelt, welcher sie dann ihr Kind selbst zuführte, wieder beruhigte. In diesem Sinne feierte man eine Hochzeit des Pluton und der Persephone, namentlich in den weitverbreiteten Theogamien und Anakalypterien, wo Persephone nach griechischer Sitte als junge Frau am Entschleierungstage (ἀνακαλυπτήρια) von den übrigen Göttern beschenkt gedacht wurde: bei welcher Vorstellung solche Städte anknüpften, welche sich selbst oder ihre Burg ein Hochzeitsgeschenk des Zeus an seine Tochter nannten, wie Kyzikos, Theben und Agrigent. In Sicilien wurde Persephone bei einem solchen Feste von ihrer Mutter mit Symbolen der reifen Erndte auf einem Gespann mit weißen Rossen, als die Tochter des Lichtes und der Erde herumgeführtPindar Ol. 6, 93 τὰν Ἱέρων καϑαρῷ σκάπτῳ διέπων – φοινικόπεζαν (s. S. 601) ἀμφέπει Λάματρα λευκίππου τε ϑυγατρὸς ἑορτάν, wo die Schol. hinzusetzen: ἐπειδὴ λέγεται μετὰ τὴν ἁρπαγὴν εὑρεϑεῖσα ὑπὸ τῆς μητρὸς λευκοπώλῳ ἅρματι ἀνῆχϑαι εἰς τὸν Ὄλυμπον πρὸς τὸν πατέρα τὸν Δία. Ebenso bei dem von Kallim. Cer. beschriebenen Feste, wo vier weiße Pferde den Wagen mit dem Kalathos zogen, was der Dichter auf Glück und Fülle deutet. Auf das Fest der καταγωγὴ Κόρης zur Erndtezeit folgte in Sicilien zur Saatzeit das Fest der Demeter 10 Tage lang, Δημήτρια genannt, aber Thesmophorien, Diod. 5, 4., bis sich daran zuletzt die Hinabführung der Kore 613 (καταγωγὴ Κόρης) in ihren unterirdischen Wohnsitz anschloß, aus welchem sie im Frühlinge von neuem emporkam. In Athen bestimmt Plato leg. 8 z. A. den Monat Skirophorion (Juni) für die Opfer und Feste des Pluton und der Unterirdischen, entweder weil er der zwölfte und letzte des attischen Jahres war oder weil er den heißen Sommer und die Skirophorien und Arrhephorien brachte, bei welchen neben den reifenden und benetzenden Mächten des Himmels auch des Raubes der Persephone gedacht wurde (S. 164. 166). In Hermione wurden die Chthonien, in Theben die Thesmophorien gleichfalls im Sommer gefeiert. Ueberall dieselbe schwermüthige Auffassung dieser Jahreszeit, wie wir sie schon durch so viele analoge Bilder und Gebräuche kennen gelernt haben. Die Blüthe des Jahres ist dahin, der Tod beweist seine unwiderstehliche Macht, und wie die zeugende Kraft der Erde verschwindet, so scheinen nun die Mächte des blühenden Erdelebens selbst zu unterliegen, die des Todes und der Zerstörung zu triumphiren. Daher auch um diese Zeit, zur Erndtezeit und während des Winters, wieder des Todes und der Todten viel gedacht wurdeDem. u. Pers. 122 ff. 230..

Am aller weitesten aber war diese parallele Symbolik des natürlichen Erdelebens und des Seelenlebens in dem eleusinischen Gottesdienste gediehen, dessen Eigentümlichkeit theils darin bestand daß der Dienst des mystischen Dionysos mit dem der beiden Göttinnen verschmolzen war, theils in der systematischen Ausbildung der in solchen Cultuselementen gegebenen Allegorieen zu einem bedeutungsvollen Ganzen von volkstümlichen Festen und geheimnißvollen Einweihungen, welche sowohl den Ansprüchen der Sinne und der Einbildungskraft genügen als das Gemüth der Nachdenkenden zu höheren Ahnungen erwecken konntenLobeck Aglaoph. 3–228, O. Müller Hall. Encycl. v. Eleusinia u. kl. Schr. 2, 242 – 311 und meine Artikel Eleusinia u. Mysteria in der Stuttg. Realencyclop.. Was jene Verschmelzung des Dionysos- und des Demeterdienstes betrifft so mußte die gleichartige Natur der beiden Götter und ihre verwandte Anlage zur Allegorie und orgiastischen Gemüthsbewegung eine solche von selbst herbeiführen: obgleich wir es hier nicht sowohl mit dem gewöhnlichen attischen Dionysosdienste zu thun haben als vielmehr mit einem eigenthümlichen Zweige jener thrakischen Dionysosreligion, welcher durch Einordnung in den eleusinischen Demeterdienst zu verschiedenen neuen 614 mythologischen und genealogischen Combinationen Anlaß gegeben hatte. Und zwar führte dieser eleusinische Dionysos den eigenthümlichen Namen Iacchos, unter welchem er neben den beiden Göttinnen verehrt wurde und an der Eleusinienfeier einen vorzüglichen Antheil hatte, namentlich an der der großen Eleusinien, deren festlichster Tag nach ihm benannt wurdeἸακχεῖον in Athen mit Bildern der Demeter, Persephone u. des Iacchos mit der Fackel, welche Bilder von Praxiteles waren, Paus. 1, 2, 4, Plut. Aristid. 27, Alkiphr. 3, 59. Ein Ἰακχαγωγὸς C. I. n. 481.. Das Wesentliche desselben war die nächtliche und ekstatische Feier, wodurch Iacchos sich von selbst dem trieterischen Zagreus nähert, dem er auch darin geglichen zu haben scheint daß er in wechselnder Gestalt d. h. bald als Kind bald als Knabe oder als zarter Jüngling gedacht wurdeC. I. n. 6303 in einer Grabschrift auf einen in zarten Jahren gestorbenen Knaben: τοῖος δ' ἦν γεγαὼς οἷός ποτ' ἔφυσεν Ἴακχος ἢ ϑρασὺς Ἀλκείδης ἢ καλὸς Ἐνδυμίων. Vgl. Arch. Ztg. 1845 S. 108.; daher man ihn in der späteren Zeit ziemlich allgemein mit diesem Zagreus der trieterischen Feier identificirte und deshalb einen Sohn des Zeus und der Persephone oder auch wohl der Demeter nannteArrian Anab. 2, 16 καϑάπερ καὶ Ἀϑηναῖοι Διόνυσον τὸν Διὸς καὶ Κόρης σέβουσιν, ἄλλον τοῦτον Διόνυσον, καὶ ὁ Ἴακχος ὁ μυστικὸς τούτῳ τῷ Διονύσῳ, οὐχὶ τῷ Θηβαίῳ ἐπᾴδεται. Lukian d. salt. 39 Ἰάκχου σπαραγμόν. Vgl. Diod. 3, 62. 64, Schol. Pind. I. 6, 3, Arist. Ran. 324, Eur. Or. 952, Aristid. p. 648 Ddf. Auch b. Hippol. ref. haer. 5, 8 p. 164, der Hierophant habe in der heiligen Nacht zu Eleusis gerufen: ἱερὸν ἔτεκε πότνια κοῦρον Βριμὼ Βριμόν, τουτέστιν ἰσχυρὰ ἰσχυρὸν kann man sowohl Demeter (Clem. Protr. p. 13 P.) als Persephone verstehn. Dahingegen b. Cic. N. D. 2, 24 die Worte: quod ex nobis natos liberos appellamus, idcirco Cerere nati nominati sunt Liber et Libera, quod in Libera servant, in Libero non item zum Beweise dienen, daß gewöhnlich nur Persephone für ein Kind der Ceres galt., während er in andern Ueberlieferungen nur für deren Pflegling gleich dem Triptolemos oder Demophon gegolten zu haben scheintLucr. 4, 1160 tumida et mammosa (sc. ein solches Mädchen ist für den Verliebten) Ceres est ipsa ab Iaccho d. h. mammis cum grandibus, vgl. Arnob. 3, 10; 6, 25. Ἴακχος Διόνυσος ἐπὶ τῷ μαστῷ Phot. Suid. Nonn. 48, 951 ff. weiß von einer phrygischen Nymphe Aura, welche vom Bacchus Zwillinge gebiert, von denen sie den einen zerreißt, der andre gerettet und von der Pallas großgezogen zum Iacchos wird.. Die Stiftung aber und rituelle Einrichtung des eleusinischen Gottesdienstes wird in dem Homerischen Hymnus zwar verschiedenen Männern und Frauen, den Ahnen der priesterlichen Geschlechter von Eleusis, aber vorzugsweise immer dem Eumolpos zugeschrieben, welcher gewöhnlich für einen Thraker und für den ersten 615 Hierophanten von Eleusis gilt und seinen Namen nach den heiligen Gesängen (εὖ μέλπεσϑαι) führt, deren die alten Zeugnisse mit der größten Auszeichnung und als einer Hauptsache der eleusinischen Weihe zu gedenken pflegen. Eumolpos gehört insofern zu jenen thrakischen Sängern und Musikern, welche wie Orpheus in der Sage für Diener des Dionysos und der Musen galten, wie diese am Olympos und längs der thrakischen Küste verehrt wurden, doch ist die Ueberlieferung von ihm, weil man ihn zu einer historischen Person gemacht und weil viele priesterliche Geschlechter sich von ihm ableiteten, eine sehr verworrene geworden. Gewiß ist daß der Cultus der eleusinischen Gottheiten in der von den Eumolpiden d. h. dem priesterlichen Geschlechte, welches sich vom Eumolpos abzustammen rühmte und die Hierophantie erblich inne hatte, vertretenen Form in Athen frühzeitig Aufnahme fand und schon zur Zeit der ionischen Colonieen von diesen mit nach Asien herübergenommen wurde. So galt auch das zweite der beim eleusinischen Cultus betheiligten Geschlechter, das der Keryken, welches im erblichen Besitze der Daduchie war, nächst der Hierophantie der bedeutendsten priesterlichen Würde, für ein ächt attischesEs leitete sich ab vom Triptolemos, welcher auch für einen der ersten Priester der eleusinischen Weihe galt, namentlich für denjenigen durch welchen die Fremden, Herakles und die Dioskuren, zuerst eingeweiht und die Frucht der Demeter zuerst nach dem Peloponnes gebracht worden sei, Xenoph. Hell. 6, 3, 6. Beiden Geschlechtern, den Keryken und Eumolpiden, wird speciell die Verschmelzung des Dionysosdienstes mit dem der beiden Göttinnen zugeschrieben, Aristid. 1 p. 50 Κήρυκες δὲ καὶ Ευμολπίδαι πάρεδρον Ἐλευσινίαις αὐτὸν ἐστήσαντο, καρπῶν ἔφορον καὶ τροφῆς ἄνϑρωπον.. Und auch sonst hatte sich der eleusinische Gottesdienst mit der dazu gehörigen Göttergruppe sehr weitverbreitet, sowohl in Griechenland selbst als in Italien und in der hellenistischen Welt. Indessen blieb Eleusis und die dortige Weihe doch immer die letzte Quelle aller höheren Segnungen, welcher man durch diese Weihe theilhaftig zu werden glaubte: eine der Hauptzierden und wichtigsten Heiligthümer von Attika und wie die der Athena und des Dionysos der Gegenstand der größten Ehrfurcht und des größten Stolzes für jeden attischen Bürger. Auch war diese Weihe für den Wohlstand von Athen und Eleusis, einer nicht unbedeutenden Stadt, von nicht geringer Bedeutung, wegen der außerordentlichen Menge von Fremden, die sich jährlich zu dieser Feier zu versammeln pflegten. Natürlich befanden sich die wichtigsten und ältesten Heiligthümer in Eleusis 616 selbst, dem Orte der ersten Einkehr der Demeter und ihrer ersten Stiftungen sowohl des Ackerbaus als der Mysterien. Namentlich zeigte man einen alten Brunnen, Einige nennen ihn Schönreigen- Andere den Blumenbrunnen, sammt einem Steine der Trauer (πέτρα ἀγέλαστος), wo Demeter sich in Schmerz versunken zuerst niedergelassen habe, bis die Töchter des Keleos kamen um Wasser zu schöpfen und die Göttin sich durch die Possen einer lustigen Magd, welche bald Iambe; bald Baubo genannt wirdIambe heißt sie b. Hom. in Cer. 195 u. A. Der Name erinnert von selbst an ἴαμβοι d. h. die derben und unzüchtigen Neckereien der Weiber bei der Demeterfeier. Daher Iambe bald für eine thrakische Magd bald für eine Tochter des Pan und der Echo galt. Die orphische Dichtung nannte statt ihrer die Baubo, deren Scherze gleichfalls sehr cynisch sind, Lob. Agl. 818 sqq., wieder erheitern und zum Genuß von Speise und Trank bewegen ließ; und an eben jenem alten Brunnen sollen auch die ersten Gesänge und Chöre zur Ehre der Göttin von den eleusinischen Frauen aufgeführt worden sein. Dann wurde der Tempel gebaut und die Weihe eingerichtet, bis nach den Perserkriegen das schöne und im Vergleiche mit ähnlichen Anlagen außerordentlich geräumige Einweihungsgebäude von den besten Architecten hergestellt wurdeτελεστήριον, ἀνάκτορον, μέγαρον s. bes. Plut. Perikl. 13, Strabo 9, 375 ὁ μυστικὸς σηκὸς, ὃν κατεσκεύασεν Ἰκτῖνος ὄχλον ϑεάτρου δέξασϑαι δυνάμενον, Vitruv. praef. 7 p. 178 Schn., dessen stattliche Grundmauern noch jetzt von der Wichtigkeit dieses Gottesdienstes und von dem lebhaften Andrange zeugen. Außerdem gab es aber auch zu Athen verschiedene auf den eleusinischen Cultus bezügliche Gebäude und beide Oerter, die Hauptstadt und Eleusis, waren mit einander durch die sogenannte heilige Straße verbunden, welche gleichfalls an Erinnerungen und Cultusstätten dieses Dienstes reich war. Was die Festfeier selbst betrifft so tritt auch hier jene Duplicität der Demeterfeste hervor, sofern einige im Frühling und als Aufgang der Persephone, andere zur Erndtezeit und im Herbste und zwar als Raub der Persephone gefeiert wurden. In den ersten Frühling, nehmlich in den Monat Anthesterion (Februar) fielen die kleinen Eleusinien (τὰ μικρὰ μυστήρια, τὰ ἐν Ἄγρας), die in der Vorstadt Agrae am Ilissos begangen wurden, wenn dieser Bach seine volle Strömung hatte und die ersten Blumen blühtenPlut. Demetr. 26, Himer or. 3, 4. Demeter wird in diesem Culte schlechthin die Mutter genannt, wie es auch b. Herod. 8, 65 von ihr und der Pers. heißt τῆ Μητρὶ καὶ τῆ Κούρη, s. Clitodem. b. Bekk. An. 326, wo u. A. εἰς τὸ ἱερὸν τὸ Μητρῷον τὸ ἐν Ἄγρας u. die von Boeckh Berl. Mtsber. 1853 S. 573 besprochene Inschrift, wo das H. Μητρὸς ἐν Ἄγρας erwähnt wird. Der Ausdruck τὰ (μυστήρια) ἐν Ἄγρας scheint in Athen der gewöhnliche gewesen zu sein.. Die Hauptgöttinnen waren Demeter als 617 Mutter und das zur Mutter zurückkehrende Demeterkind als Κόρη, die sinnbildlichen Darstellungen der Weihe scheinen sich auf die mystische Geschichte des Dionysos bezogen, also zugleich die Rückkehr der Kore aus der Unterwelt und die Palingenesie des Iacchos ausgedrückt zu habenSteph. B. v. Ἄγρα καὶ Ἄγραι, χωρίον – πρὸ τῆς πόλεως ἐν ᾧ τὰ μικρὰ μυστήρια ἐπιτελεῖται, μίμημα τῶν περὶ τὸν Διόνυσον· ἐν ᾧ λέγουσι καὶ τὸν Ἡρακλέα μεμυῆσϑαι. Vgl. das merkwürdige Bild einer in der Gegend von Kertsch gefundenen Vase nach der Beschreibung Stephanis b. Gerhard Archäol. Anz. 1860 n. 134. Als Hauptthatsachen des eleusinischen Gottesdienstes sind dargestellt die Aussendung des Triptolemos und die Rückkehr der Kore aus der Unterwelt zu den Göttern der Oberwelt, denen sie hier den neugebornen Iacchos entgegen trägt. Andre Combinationen und andre Vasenbilder b. Gerhard üb. d. Anthesterien u. d. Verh. des att. Dionysos z. Koradienst 175 ff.. Auch fehlte es nicht an allegorischen Beziehungen auf Tod und Leben und an allerlei Sühnungen und Reinigungen, deren sich der Sage nach Herakles zuerst bedient hatte und welche eine Vorbereitung zu dem Hauptfeste der großen Eleusinien bildeten. Diese (τὰ μεγάλα μυστήρια) wurden im Boedromion (September) gefeiert, wahrscheinlich neun Tage lang. Nach mancherlei Vorbereitungen und mehrtägigen Opfern und Sühnungen zog man am 20 jenes Monats gegen Abend in feierlicher Procession nach Eleusis, mit Fackeln und heiteren Scherzen und Tänzen und lärmenden Gesängen, von denen verschiedene Schilderungen ein Bild gebenHerod. 8, 65, Aristoph. Ran. 316 ff. m. d. Schol. u. Hes. Phot. Suid. v. Ἴακχος, vgl. auch Soph. Antig. 1120, O. C. 1050, Eur. Ion 1074, Str. 10, 468.. Die ganze Feier hieß Iacchos, weil das fackeltragende Bild dieses nun zum Jüngling erwachsenen Gottes die Procession führte und er selbst in jenen Gesängen gepriesen wurde, als nächtlicher Stern der die Mysten der hehren Göttinnen zur heiligen Feier an die eleusinische Bucht führe, wo in den folgenden Nächten die Berge von den Gesängen wiederhallten, die Wellen des Meeres von den Fackeln wiederglänzten. Es war die Nachahmung von dem was Demeter selbst in Eleusis erfahren und gelitten hatte. Wie sie erst in Schmerz versunken gewesen war, dann durch die Scherze der Iambe erheitert zum Labetrunk gegriffen 618 hatteDer Labetrunk war ein Mischtrank, κυκεών, wie er in Griechenland seit alter Zeit aus sehr verschiedenen Zuthaten zum Wein bereitet zu werden pflegte. Die Scene, wie Demeter den Kykeon trinkt, sieht man auf einem Vasenbilde b. Gerh. A. V. t. 74, El. céramogr. 3, 36b u. 42., so erfuhren nun auch die Mysten diese wechselnden Stimmungen des aufgeregtesten Schmerzes bis zur stilleren Beruhigung. Persephone wurde wie gewöhnlich gesucht und beklagt, in schwärmenden Fackelzügen und Chorgesängen, welche die Thäler und Küsten bei Eleusis durchstreiften und alle heiligen Plätze wo Demeter in tiefer Trauer gesessen hatte, wo Persephone entführt und wo sie der Mutter wiedergegeben worden war, wo Triptolemos die edle Gabe von den Göttinnen bekommen hatte durch entsprechende Gebräuche feierten: bis die Trauer beendigt, das Fasten aufgehoben, der Labetrunk genossen wurde und das ganze Fest wie alle ähnlichen eine Wendung von der Trauer zur Freude, vom Suchen zum Finden, vom Dunkel zum Lichte nahm. Auch wurde in verschiedenen Gebräuchen auf die Stiftung des Ackerbaus durch Demeter und Triptolemos hingewiesenVirg. Ge. 1, 163 tardaque Eleusinae Matris volventia plaustra. Dazu Probus: adhibebatur hoc vehiculum in sacris Cereris arcanae, quae Eleusine appellabatur ab oppido Atticae Eleusine, et id ducunt boves. Stierkämpfe mit Beziehung auf die erste Einjochung des Ackerstiers Artemid. 1, 8, vgl. das Vasenbild El. cér. 3, 69. Eine βαλλητύς d. h. λιϑοβολία zur Erinnerung an alte Unruhen in Eleusis, wie auch in Sicilien am Feste der Demeter eine μίμησις τοῦ ἀρχαίου βίου aufgeführt wurde, Diod. 5, 4, vgl. Hom. H. in Cer. 26b, Athen. 9, 71, Hes. Der eleusinische Agon, wo als Preis von der heiligen Gerste des Rarischen Ackers bei Eleusis gegeben wurde, galt für den ältesten, πειρωμένων τῶν ἀνϑρώπων ὅσον εἰς ἰσχὺν ἐκ τῆς ἡμέρου τροφῆς ἐπέδοσαν Aristid. 1 p. 417 Ddf., Pind. Ol. 9, 99; 13, 110, I. 1, 57 c. Schol. Über die πλημοχόαι Athen. 11, 93, Poll. 10, 74, Hesych. und ein eleusinischer Agon gefeiert d. h. ein Wettkampf in körperlicher Kraft und Rüstigkeit, um an die große Kraft und Stärke zu erinnern, die sich durch die Gabe der Demeterfrucht den menschlichen Gliedern mitgetheilt hatte. Den Schluß des Ganzen bildete eine Wasserspende gegen Aufgang und Niedergang als Todtenopfer, wobei man sich eigenthümlich gebildeter Thongefäße bediente, welche man wie diese Spenden selbst πλημοχόας nannte.

Diesen Gebräuchen entsprechend sind aber auch die Uebungen und Ueberlieferungen der eleusinischen Weihe zu denken, welche sich von dem gewöhnlichen Gottesdienste, woran Alle theilnahmen, vorzüglich durch strengere Askese und gewissenhaft zu beobachtendes Schweigen unterschied, so wie dadurch daß die Einzuweihenden, unter denen früher die Ausländer, später 619 nur die Verbrecher zurückgewiesen wurden, durch verschiedene symbolische Acte wie von einem Grade zum anderen angeleitet wurden, bis ihnen endlich als Abschluß des Ganzen das Letzte und Höchste (τελετή) mitgetheilt werden konnte. Solche Grade der Einweihung wurden namentlich insofern beobachtet als man sich gewöhnlich zuerst in die kleinen, dann und zwar noch in demselben Jahre in die großen Mysterien, endlich jedoch erst nach dem Zwischenraum von wenigstens einem Jahre zur Epoptie einweihen ließ (Plut. Demetr. 26), welcher letztere Act ohne Zweifel wieder zur Zeit der großen Eleusinienfeier stattfand. Unter diesen allmälig fortschreitenden und aufsteigenden Einweihungen waren die kleineren Mysterien wie es scheint nur eine Vorbereitung auf die größeren, durch allerlei Reinigungen und Sühnungen, damit an den Mysten jede Verunreinigung durch den Schmutz des Lebens, der Leidenschaft und des Verbrechens getilgt werde, ehe sie sich den höheren Anschauungen nähertenSchol. Arist. Plut. 845 μυστήρια δύο τελεῖται τοῦ ἐνιαυτοῦ Δήμητρι καὶ Κόρῃ, τὰ μικρὰ καὶ τὰ μεγάλα, καὶ ἔστι τὰ μικρὰ ὥσπερ προκάϑαρσις καὶ προάγνευσις τῶν μεγάλων. Deshalb wird Herakles vor seinem Eingange in die Unterwelt in die kleinen Eleusinien eingeweiht, um von dem Blute seiner Kinder gereinigt zu werden.. Die großen Mysterien führten darauf vermuthlich, denn wir sind über alles Einzelne nur sehr ungenau unterrichtet, in die symbolische und allegorische Bedeutung der heiligen Geschichte von Eleusis weiter ein, müssen aber auch gewisse positive Vertröstungen und Beruhigungsmittel gegen die Schrecknisse des Todes und der Unterwelt gewährt haben. Wenigstens nehmen die in die eleusinischen oder in gleichartige Mysterien Eingeweihten immer besondere Auszeichnungen und Privilegien im Reiche des Pluton und der Persephone d. h. in der Unterwelt in AnspruchHom. H. in Cer. 480 ὄλβιος ὃς τάδ' ὄπωπεν ἐπιχϑονίων ἀνϑρώπων· ὃς δ' ἀτελὴς ἱερῶν ὅς τ' ἄμμορος, οὔποϑ' ὁμοίως αἶσαν ἔχει φϑίμενός περ ὑπὸ ζόφῳ εὐρώεντι.; auch wird bei Erreichung der Eleusinien gewöhnlich am meisten dieses hervorgehoben, daß sie bessere und süßere Hoffnungen über des Lebens Ende und eine beruhigende Ansicht über das ganze menschliche Dasein gewährt hättenIsokr. Paneg. 28 τὴν τελετήν, ἧς οἱ μετασχόντες περί τε τῆς τοῦ βίου τελευτῆς καὶ τοῦ σύμπαντος αἰῶνος ἡδίους τὰς ἐλπίδας ἔχουσιν. Vgl. Cic. leg. 2, 14, 35 u. die Stellen b. Lob. Agl. 69 sqq. Natürlich war dieses der Punkt wo im Laufe der Jahre die priesterlichen und philosophischen Lehren des In- und Auslandes verschiedentlich einwirkten, Aegypten, die Orphiker, die Pythagoriker, die Platoniker.. Endlich die Epoptie wird 620 ähnliche und vielleicht noch sublimere Vorstellungen in so klaren Bildern und Gleichnissen überliefert haben als dieses überhaupt innerhalb der Naturreligion und Mythologie mit ihrem ganz bildlichen und symbolischen Grundcharacter möglich und thunlich war. Denn über diese beiden Bedingungen, die Natur als Object und das Bildliche als formalen Ausdruck, hat sich die Religion der Alten nie erhoben und eben deshalb können dogmatische Ueberlieferungen einer deistischen Gotteserkenntniß, wie man sie oft den Mysterien zugemuthet hat, nicht wohl in ihnen stattgefunden haben. Auch erscheint bei allen vernehmlicheren Andeutungen über die eleusinische Weihe die Ueberlieferungsform derselben immer als eine vorherrschend ästhetische, auf die Sinne und die Einbildungskraft berechnete, wie es der gesammte Gottesdienst der Alten war. Das Zeigen der Heiligthümer (φαίνειν τὰ ἱερά, daher der Hierophant), der melodische Vortrag von heiligen Gesängen oder Liturgieen, wobei die schöne Stimme des Vortragenden gerühmt zu werden pflegt, die plötzliche Enthüllung glänzend beleuchteter Bilder von ausgezeichnetem Kunstwerthe: das waren auch in den Mysterien die vorherrschenden Mittel des Gottesdienstes. Wohl aber ist vorauszusetzen daß sowohl jene Heiligthümer als diese Bilder und Gesänge einen religiösen Sinn halten und zwar einen so tiefen und bedeutungsvollen, daß selbst in hohem Grade gebildete und ausgezeichnete Männer dadurch befriedigt werden konnten. Sprechen doch auch Pindar, Aeschylos, Sophokles mit tiefer Ehrfurcht von den eleusinischen Mysterien.

Alte Attribute der Demeter und Persephone sind Aehren und Mohn, dieser als Sinnbild einer überschwenglichen Fruchtbarkeit, ferner der Narkissos, bei der Persephone der Granatapfel, beim Iacchos während jener Procession nach Eleusis die MyrteAristoph. Ran. 330 πολύκαρπον τινάσσων περὶ κρατὶ σῷ βρύοντα στέφανον μύρτων. Vgl. die Scholien u. Istros b. Schol. Soph. O. C. 681, Artemid. 1, 77., wahrscheinlich wie bei der Aphrodite wegen ihres üppigen Wachsthums und der reichlichen Blüthe. Gewöhnliche Opfer waren die fruchtbare und mütterlich nährende Kuh, namentlich im Dienste der chthonischen Demeter zu Hermione (Paus. 2, 35, 4) und die Sau, ohne Zweifel auch dieses Thier wegen seiner strotzenden und üppigen Fruchtbarkeit (S. 367), wozu kam daß man seinem Blute eine besondere Kraft der Reinigung 621 zuschriebAesch. Eum. 293 καϑαρμοῖς χοιροκτόνοις, vgl. Hermann Gottesd. Alterth. 23, 23. Eleusinisches Schweineopfer mit den Bildern der beiden Göttinnen nach einem Relief aus Eleusis D. A. K. 2, 96.. Mystische Beziehungen wurden durch die Schlange als erdbewohnendes Thier und Symbol der Wiederbelebung, die Fackel, den Kalathos welcher mit Blumen gefüllt ein Symbol des Frühlings und der Persephone, mit Aehren ein Symbol des Sommers und der Erndte war, die mystische Lade mit dem Geheimnisse ihres Inhalts ausgedrückt. Viele alterthümliche Thonbilder der Demeter und Persephone, deren Gruppe bisweilen durch das Bild des Iacchos vervollständigt wird, liefern Sicilien Italien und andere Gegenden; Demeter wird bei solchen Darstellungen gewöhnlich durch einen großen Modius als Kopfputz und das Attribut eines Schweinchens, Persephone, wenn sie als Königin der Unterwelt gemeint ist, durch reicheren Schmuck und das Symbol der Granate ausgezeichnetGerhard ant. Bildw. t. 95–99, Panofka Terrac. t. 51–59, Stephani ausr. Herakl. S. 67, Antiq. d. Bosph. Cimm. t. 70a, 1–4.. Dieselbe eleusinische Göttergruppe, Demeter, Iacchos und Persephone, in dem Stile der besten Zeit, sieht man unter den Trümmern des hinteren Giebelfeldes vom Parthenon in AthenWelcker Alte Denkm. 1, 106. Auch manche Vorstellungen der Metopen werden von Bröndsted Reisen u. Unters. Bd. 2 mit Wahrscheinlichkeit auf die attisch-eleusinische Demetersage bezogen.. Sonst sind sichere Statuen der Demeter selten, da die Attribute meistens abgestoßen sind und das übrige Bild dem von anderen weiblichen und matronalen Gottheiten ähnlich zu sein pflegte. Auf kleineren Bildwerken, namentlich auf Münzen, sind Demeter und Persephone bei der Gleichartigkeit ihrer Attribute schwer zu unterscheiden, nur daß etwa die größere Jugend und ein zarterer Reiz und der Schmuck der Blumen die Tochter, eine kräftigere Bildung und eine ernstere Haltung die Mutter andeutetMüller Handb. § 357. 358, D. A. K. 2, 87–117, Braun K. M. t. 27–32.. Im. Allgemeinen sind auch die Musterbilder dieses Kreises größtentheils und mit einem die spätere Kunst bestimmenden Einflusse aus den Werkstätten der jüngeren attischen Schule, insbesondere des Praxiteles hervorgegangen.


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