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Einleitung.

Eine lustige Menagerie baut sich vor dem auf, der sich mit Tieranekdoten und Tiergeschichten beschäftigt. Groteske, erheiternde und spaßhafte Töne klingen ihm entgegen. Hier und da dröhnt auch etwas wie Naturnähe, wie die große Kraft, die uns alle zwingt. –

Humor, der von Tieren stammt, gibt es allerdings wenig – trotzdem niemand behaupten kann, daß, Tiere nicht auch Humor haben. Jeder, der einen Hund oder eine Katze besitzt, wird humorvolles von seinem Tier erzählen können. Humorvolles, das nicht nur in den Augen der Menschen humorvoll erscheint, sondern auch von den Tieren humorvoll gemeint war. Die meisten humoristischen Tiergeschichten hat jedoch der Mensch erfunden. Und fast alle Tierwitze zeigen das Tier nur als Mittel zum Zweck, über das Tier oder über einen Menschen zu lachen. Oder Name und Art der Tiere werden benützt, eine komische Situation zusammenzustellen.

Wenn Menschen und Tiere Zusammenstoßen, so gibt das allerdings meist ein ernsthaftes Ereignis. Aber die vielen Freuden, die der Mensch mit dem Tier erlebt, haben seinen Humor auch in sein Verhältnis zu den Tieren eindringen lassen. Und da manche Tierfreunde sich auch von recht komischen Seiten zeigen, so fehlt es nicht an Scherz, Satire, Spott und Hohn, die sich über Menschen und Tiere ausgießen.

Das heißt, über die Menschen wird viel mehr gelacht als über die Tiere. Die Tiere sind meistens nur ein Vorwand. Der Spatz, der Löwe und die Hunde werden genannt – aber der Mensch ist gemeint!

Das scheint überhaupt eine Hauptaufgabe der Tiergeschichten und der Tierscherze zu sein: Den Menschen zu enthüllen, ihm ein Beispiel zu geben, ein Gleichnis zu sein. Bei den frühesten Schriftstellern finden sich solche »Fabeln«. Und im 18. Jahrhundert waren sie eine gar beliebte Form, um den Menschen gründlich die Meinung zu sagen. Da diese Fabeln mehr oder weniger verstaubt, oder da sie aus Schulbüchern bekannt sind, wird in diesem Buch auf sie verzichtet.

Auch auf die vielen bekannten Tiergeschichten bei Eulenspiegel und in vielen andern leicht erreichbaren Büchern, wie auf Goethes Reinecke Fuchs, auf Münchhausens Jagd- und Seeabenteuer, wird hier nicht näher eingegangen werden. Nur weniger Bekanntes – und was unbedingt in ein humoristisches Tierbuch hineingehört, ist aufgenommen worden.

Daß die Tierwelt den Menschen besonders stark zur Darstellung und besonders zur humoristischen Darstellung lockte, beweisen die eben genannten Werke. Allerdings handelt es sich nicht nur und nicht immer um Humor, der aus der Tierwelt und ihrem Wesen selbst hervorgeht. Meistens dient das Tierleben nur zur mehr oder weniger drastischen Verspottung des Menschen. Je größer das Kunstwerk, um so mehr gleicht sich das Tier dem Menschen an – ohne doch von seinem Wesen das geringste zu verlieren, ja, um so mehr in seiner Natur zu beharren und zu blühen, wie eben im Reinecke Fuchs.

In vielen Witzen und Scherzen ist das anders. Da kommt nur eine Neckerei mit Tieren oder tierischen Unarten hervor. Aber in ein solches Buch wie dieses gehört eben alles hinein, was auf die Tiere gemünzt ist oder um Tiere sich dreht – auch wenn die Tiere nur den geringsten Anlaß geben. Alles, was zum Lachen reizt und mit Tieren zu tun hat, wegen der Tiere geschieht oder den Menschen irgendwie mit Tieren verbindet, soll wenigstens in einer einigermaßen erquickenden und umfassenden Auswahl hier beisammen sein.

Deshalb sind trotz der oben betonten Beschränkung manche Werke wohl fortgelassen worden, aber von anderen, die weniger bekannt oder schwer erreichbar sind, wurden einige Proben gegeben, so z.B. von den naturnahen Erzählungen Fritz Reuters und auch von den Gedichten Scheffels. Selbstverständlich wurde auf das allbekannte Gedicht »Ein lustiger Musikante marschierte einst am Nil« – und »Es rauscht in den Schachtelhalmen« verzichtet. Aber einige Proben dieser Art von Humor sollten und durften hier nicht fehlen.

In dem Inhaltsverzeichnis wird der Leser übrigens eine Unzahl von bekannten Namen finden, von Lessing über Möricke und Storm und Hoffmann von Fallersleben, dessen köstliche Hunde immer noch am Po suchen – bis zu Svend Fleuron, Felix Salten, Gustav Meyrink, Josef Winkler, Bengt Berg sind auch zahlreiche Namen zu finden, die weniger beachtet sind, die aber sehr frisch und belustigend von Tieren oder Menschen mit Tieren Zu erzählen wußten. was sonst zum Inhalt dieses Buches zu sagen ist, findet der Leser stets in den einleitenden Sätzen zu den einzelnen Abschnitten. Manches grundsätzliche Wort über Tierfreunde, Mensch und Tierwelt, von Wanzen, Flöhen und anderem zoologischen Kram ist dort so kurz wie möglich gesagt. Einzelne hübsche Tiergeschichten findet der Leser auch im »Urberliner« und im »Neuen Urberliner« sowie in »Frisch, gesund und meschugge« und ebenso auch im »Lausbubenbuch«.

Und nun allen, die ein Tier lieben, die dem Tiertum ein wenig Zuneigung entgegenbringen, die dadurch manchmal wenigstens Naturnähe empfinden: viel Vergnügen! Auch dann, wenn sie fühlen – hier werden wir, hier werden unsere Lieblinge ja verulkt.

Im Kreise des Tieres, im Zusammenschluß Zwischen Mensch und Tier muß auch das zur Geltung kommen. –

Zehlendorf.
Hans Ostwald.


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