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Brahmās Heimsuchung
Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:
»Eines Tages, ihr Mönche, weilte ich da bei Ukkaṭṭhā, im Lustwalde, am Fuße eines Königsbaumes. Damals aber, ihr Mönche, war der Brahmā Bako bako von √ vak, vaṉk = kauṭilye im ursprünglichen Sinne: zickzacksein; entspricht volvi, volo [»fulmina volant«], τραπω, ἀστραπη. Daher wird auch Yāskas' und seiner Vorgänger Erklärung zu bakuras, Ṛgv. I, 117, 21, wohl richtig sein. Die allerdings verlockende tropische Potenzierung, nach dem Muster der Purāṇen, scheint mir hier kaum mehr als in tautophoner Prosonymie zulässig. Siehe die 20. Anmerkung. zu der falschen Ansicht gekommen: ›Hier ist das Ewige, hier das Beharrende, Immerwährende, hier ist Unauflösbarkeit und Unvergänglichkeit: denn hier herrscht kein Geborenwerden und Altern, kein Sterben und Vergehn und Wiedererscheinen; und es giebt keine andere, höhere Freiheit als diese.‹
»Und ich erkannte, ihr Mönche, des Brahmās Bako Gedanken, und gleichwie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, ebenso verschwand ich da von Ukkaṭṭhā, aus dem Lustwalde, vom Fuße des Königsbaumes, und erschien in jener Brahmawelt. Da sah mich, ihr Mönche, der Brahmā Bako wie von ferne herankommen, und nachdem er mich gesehn sprach er also zu mir: ›Heil, o Würdiger, willkommen, Würdiger! Lange schon hab' ich die Hoffnung gehegt, der Würdige werde hierherkommen. Denn hier, Würdiger, ist das Ewige, hier das Beharrende, Immerwährende, hier ist Unauflösbarkeit und Unvergänglichkeit: hier herrscht kein Geboren werden und Altern, kein Sterben und Vergehn und Wiedererscheinen; und eine andere, höhere Freiheit als diese giebt es nicht.‹
»Hierauf, ihr Mönche, erwiderte ich dem Brahmā Bako: »Verblendet, wahrlich, ist der liebe Brahmā Bako, verblendet, wahrlich, ist der liebe Brahmā Bako, da er ja was eben nicht ewig ist als ewig bezeichnen will, was eben nicht beharrend ist als beharrend bezeichnen will, was eben dauerlos ist als immerwährend bezeichnen will, was eben auflösbar ist als unauflösbar bezeichnen will, was eben vergänglich ist als unvergänglich bezeichnen will, und nun von dem, was da geboren wird und altert, stirbt und vergeht und wiedererscheint, behauptet, dass es nicht geboren werde, nicht altere, nicht sterbe und vergehe und wiedererscheine, dann aber jene andere, höhere Freiheit, die es giebt, leugnet.‹
»Da fuhr nun, ihr Mönche, Māro der Böse in einen der Götter vom Gefolge Brahmās und sprach also aus ihm: ›Mönchlein, Mönchlein! Hüte dich vor diesem, hüte dich vor diesem: das ist ja Brahmā, o Mönch, der Große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird. Schon vor dir, o Mönch, gab es in der Welt Asketen und Priester, die Erdenfeinde waren, Erdenverächter, die Wasserfeinde waren, Wasserverächter, die Feuerfeinde waren, Feuerverächter, die Luftfeinde waren, Luftverächter, die Naturfeinde waren, Naturverächter, die Götterfeinde waren, Götterverächter, die Feinde des Herrn der Zeugung waren, Verächter des Herrn der Zeugung, die Feinde Brahmās waren, Verächter Brahmās: diese gelangten bei der Auflösung des Körpers, nach verbrauchter Lebenskraft, zu verstoßenen Daseinsarten. Und es gab vor dir, o Mönch, Asketen und Priester in der Welt, die Erdenfreunde waren, Erdenliebhaber, die Wasserfreunde waren, Wasserliebhaber, die Feuerfreunde waren, Feuerliebhaber, die Luftfreunde waren, Luftliebhaber, die Naturfreunde waren, Naturliebhaber, die Götterfreunde waren, Götterliebhaber, die Freunde des Herrn der Zeugung waren, Liebhaber des Herrn der Zeugung, die Freunde Brahmās waren, Liebhaber Brahmās: diese gelangten bei der Auflösung des Körpers, nach verbrauchter Lebenskraft, zu erlesenen Daseinsarten. Und so rath' ich dir denn, o Mönch: hab' Acht, Würdiger! Was dir Brahmā gesagt hat, das lass' dir gesagt sein, auf dass du nicht dem Worte Brahmās widersprechest! Wenn du, o Mönch, dem Worte Brahmās widersprechen wolltest, so wär' es als ob ein Mann an einen Felsen träte und mit einem Stabe dagegen schlüge, oder als ob, o Mönch, ein Mann, in einen Höllenabgrund stürzend, mit Händen und Füßen Boden zu fassen suchte: ganz ebenso, o Mönch, würd' es dir hier ergehn. Hab' Acht, Würdiger! Was dir Brahmā gesagt hat, das lass' dir gesagt sein, auf dass du nicht dem Worte Brahmās widersprechest!
Siehst, Mönchlein, du nicht rings umher
Den Götterkreis der Brahmawelt?‹
»Mit diesen Worten, ihr Mönche, führte mich Māro der Böse in den Kreis der Brahmagötter. Ich aber, ihr Mönche, sprach also zu Māro dem Bösen: ›Wohl kenn' ich dich, Böser, lass' die Hoffnung fahren: »Erkennt mich nicht«, Māro bist du, der Böse. Und dieser Brahmā da, Böser, und diese Brahmagötter, und diese Brahmaschaaren: alle sind sie in deiner Hand, alle sind sie in deiner Willkür. Du freilich, Böser, denkst nun: »Auch der soll in meiner Hand sein, auch der soll in meiner Willkür sein!« Ich aber, Böser, stehe nicht in deiner Hand und stehe nicht in deiner Willkür.‹
»Auf diese Worte, ihr Mönche, sprach der Brahmā Bako also zu mir: ›Ich nun, Würdiger, halte für ewig was eben ewig ist, halte für beharrend was eben beharrend ist, halte für immerwährend was eben immerwährend ist, halte für unauflösbar was eben unauflösbar ist, halte für unvergänglich was eben unvergänglich ist; und wo kein Geborenwerden und Altern, kein Sterben und Vergehn und Wiedererscheinen ist, da sag' ich eben: hier, wahrlich, herrscht kein Geborenwerden und Altern, kein Sterben und Vergehn und Wiedererscheinen; und weil es keine andere, höhere Freiheit giebt, desshalb sag' ich: es giebt keine andere, höhere Freiheit. Vor dir, o Mönch, waren schon Asketen und Priester in der Welt, die sich die ganze Spanne Zeit eueres Lebens einzig der Kasteiung hingegeben hatten: die mochten vielleicht wissen, ob es eine andere, höhere Freiheit giebt oder nicht giebt. Darum lass' dir, o Mönch, bedeutet sein: du wirst eine andere, höhere Freiheit gewiss nicht entdecken, und wenn du dir auch noch so viel Mühe und Quaal gäbest. Nimmst du, o Mönch, die Erde zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, das Wasser zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, das Feuer zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, die Luft zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, die Natur zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, die Götter zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, den Herrn der Zeugung zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, den Brahmā zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen.‹
›Wohl weiß auch ich es, Brahmā: nehm' ich die Erde zum Stützpunkt, so hab' ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm' ich das Wasser zum Stützpunkt, so hab' ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm' ich das Feuer zum Stützpunkt, so hab' ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm' ich die Luft zum Stützpunkt, so hab' ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm' ich die Natur zum Stützpunkt, so hab' ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm' ich die Götter zum Stützpunkt, so hab' ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm' ich den Herrn der Zeugung zum Stützpunkt, so hab' ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm' ich den Brahmā zum Stützpunkt, so hab' ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen. Wohl kenn' ich, Brahmā, deine Art, kenne deine Herrlichkeit: hochmächtig ist der Brahmā Bako, hochgewaltig ist der Brahmā Bako, hochangesehn ist der Brahmā Bako.‹
›Inwiefern denn, Würdiger, kennst du meine Art, kennst meine Herrlichkeit: hoch mächtig ist der Brahmā Bako, hochgewaltig ist der Brahmā Bako, hochangesehn ist der Brahmā Bako?‹
›Soweit die Sonne strahlt, der Mond
In voller Pracht die Räume durch,
Ist tausendfach die reiche Welt
In deinen Willen eingewiegt.
›Die Höh'n und Tiefen kennest du,
Du kennst den Freien und den Knecht.
So dieses Sein wie jenes Sein,
Der Wesen Kommen, Wesen Gehn.
›Also kenn' ich, Brahmā, deine Art, kenne deine Herrlichkeit: hochmächtig ist der Brahmā Bako, hochgewaltig ist der Brahmā Bako, hochangesehn ist der Brahmā Bako. Nun giebt es, Brahmā, drei fernere Daseinsarten, wohin dein Kennen und Sehn nicht reicht, die ich kenne und sehe. Es giebt, Brahmā, eine leuchtende Art des Daseins: aus dieser verschieden bist du hier erschienen, wo dir im Laufe deines ungemein langen Verweilens die Erinnerung daran entschwunden ist; daher kennst du und siehst sie nicht, die ich kenne und sehe. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Und es giebt, Brahmā, eine strahlende Art des Daseins, und es giebt, Brahmā, eine gewaltige Art des Daseins: die kennst du nicht und siehst sie nicht, die ich kenne und sehe. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. – Die Erde hab' ich, Brahmā, als Erde erkannt, wie unbefriedigend der Erde Erdheit ist, das hab' ich erkannt und der Erde entsagt, der Erde abgesagt, von der Erde mich losgesagt, die Erde verleugnet, die Erde verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Das Wasser hab' ich, Brahmā, als Wasser erkannt, wie unbefriedigend des Wassers Wasserheit ist, das hab' ich erkannt und dem Wasser entsagt, dem Wasser abgesagt, vom Wasser mich losgesagt, das Wasser verleugnet, das Wasser verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Das Feuer hab' ich, Brahmā, als Feuer erkannt, wie unbefriedigend des Feuers Feuerheit ist, das hab' ich erkannt und dem Feuer entsagt, dem Feuer abgesagt, vom Feuer mich losgesagt, das Feuer verleugnet, das Feuer verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Die Luft hab' ich, Brahmā, als Luft erkannt, wie unbefriedigend der Luft Luftheit ist, das hab' ich erkannt und der Luft entsagt, der Luft abgesagt, von der Luft mich losgesagt, die Luft verleugnet, die Luft verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Die Natur, Brahmā, die Götter, den Herrn der Zeugung, den Brahmā, die Leuchtenden, die Strahlenden, die Gewaltigen, den Übermächtigen – das All hab' ich, Brahmā, als All erkannt, wie unbefriedigend des Alls Allheit ist, das hab' ich erkannt und dem All entsagt, dem All abgesagt, vom All mich losgesagt, das All verleugnet, das All verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen.‹
›Wenn dir, Würdiger, die Allheit des Alls keine Befriedigung gewährt hat, so mag eben vielleicht bei dir hohl sein, leer sein
Was Leuchtkraft des Bewusstseins war
Und ganz und gar erloschen ist:
lies:
mā h'eva te rittakam eva ahosi tucchakam eva ahosi viññānam anidassanam anantaṃ sabbato paham. Siehe die Schlussverse des
Kevaṭṭasuttantam, Dīghanikāyo vol. I. p. 223. Die Variante
pabhaṃ wäre von
√bhañj abzuleiten; cf.
bhaṃgo, pabhaṃgu, pabhaṃguṇo: Jātakam vol. I. p. 392 lin. ult., p. 393 lin. 3.,
Dhammapadam v. 148,
Therīgāthā v. 140,
Itivuttakam p. 37,
Saṃyuttakanikāyo vol. III. p. 32. Doch ist in siṇhalesischer wie barmanischer Schrift das
bha dem
ha sehr ähnlich, und eine Verwechslung mag schon früh aufgekommen sein. – Zum Folgenden vergl. die vier Verse am Ende des
Dhammahadayavibhaṉgasuttam (im
Suttasaṉgaho No. 13), deren zweiter lautet:
Tāva dīghāyukā devā
Sattā cavanti saṉkhayā:
N'atthi koci bhavo nicco –
Iti vuttam mahesinā.
Bis durch die höchste Götterwelt
Reibt alle Wesenheit sich auf:
»Kein Dasein hat Beharrlichkeit« –
Das ist das Wort des Meisterherrn.
Aller tieferen Ursprünglichkeit solcher Stellen eingedenk, wollen wir uns inzwischen erinnern, dass es auch bei uns, selbst in den ödesten Zeiten, nie gänzlich an Männern gefehlt hat, von denen das stolze Wort
Brunos gilt: »Vidimus quantum satis est.« Man sehe nur z. B. den höchst merkwürdigen Brief
Petrarcas, de reb. fam. VIII., 8. Auf die Frage, was er vom Leben halte, antwortet der Vielerfahrene einem vertrauten Freunde u. a. : »Videtur mihi vita haec labyrinthus errorum, desertum horribile, limosa palus, habitatio ferarum, terra infelix, fons curarum, mare miseriarum, grata phrenesis, pondus infaustum, ficta fabula, falsa laetitia, verus dolor, cupiditas infinita, sitis insatiabilis, famelica nausea, fugax forma, latens praecipitium, abdita retia, officina scelerum, catena consuetudinum, rerum unci, prolixa brevitas, latae angustiae, calles inexplicabiles, passus impliciti, circulorum motus, statio instabilis, rota volubilis, manens cursus, concors discordia, bellum inexorabile, obliviosa peregrinatio, spirans mors, viventium infernus, longum funus, pomposa vanitas, superba miseria, miseranda felicitas. En, amice, qualis mihi haec videtur, quae tam multis exoptatissima ac gratissima vita est; necdum tamen conceptum omnem meae mentis expressi: peior enim est multo miseria, quam a me, seu quocumque hominum, dici possit. Sed quo es ingenio, ex his paucis totum, reor, animum loquentis introspicis. Unum tot in malis habe bonum, quod ad bonam et aeternam vitam, nisi dexter trames deseratur, via est.« Und gewiss ließe sich eine
ariyapaveṇi durch Länder und Jahrhunderte hindurch ohne Mühe herstellen.
da bleibt man von der Erde Erdheit unbefriedigt, von des Wassers Wasserheit unbefriedigt, von des Feuers Feuerheit unbefriedigt, von der Luft Luftheit unbefriedigt, von der Natur, den Göttern, dem Herrn der Zeugung, dem Brahmā, von den Leuchtenden, den Strahlenden, den Gewaltigen, vom Übermächtigen, bleibt von des Alls Allheit unbefriedigt. – Wohlan denn, Würdiger, ich werde dir jetzt entschwinden.‹
›Wohlan denn, Brahmā, so entschwinde mir, wenn du es vermagst.‹ Und nun, ihr Mönche, sagte der Brahmā Bako: 'Entschwinden will ich dem Asketen Gotamo, entschwinden will ich dem Asketen Gotamo!', aber er konnte mir nicht entschwinden. Darauf sagte ich, ihr Mönche, zum Brahmā Bako:
›Wohlan denn, Brahmā, so werde ich dir entschwinden.‹
›Wohlan denn, Würdiger, so entschwinde mir, wenn du es vermagst.‹
»Und ich ließ nun, ihr Mönche, eine magische Erscheinung folgender Art sich fügen: ›Sei es dass der Brahmā und die Brahmagötter und die Brahmaschaaren meine Stimme hören aber mich nicht sehn!‹, also unsichtbar geworden sprach ich den Spruch:
›Das Leben acht' als Leiden ich:
Und allerhöchstes Leben selbst,
Kein Leben lieb' ich irgendwo,
Kein Gnügen kann genügen mir.‹
»Da waren nun, ihr Mönche, Brahmā und die Brahmagötter und die Brahmaschaaren über das Außerordentliche, Wunderbare dieses Vorgangs erstaunt und bestürzt: ›Außerordentlich, wahrlich, wunderbar, wahrlich, ist des Asketen Gotamo hohe Macht, hohe Gewalt! Niemals noch, fürwahr, haben wir einen Asketen oder Priester gesehn oder von einem gehört, der so hochmächtig, so hochgewaltig gewesen wäre, wie dieser Asket Gotamo, der Sakyersohn, der dem Erbe der Sakyer entsagt hat. Dem lebensfrohen Geschlechte, o Wunder, dem lebensfreudigen, lebenslustigen hat er das Leben mit der Wurzel ausgezogen!‹
»Aber Māro der Böse, ihr Mönche, fuhr nun in einen der Götter vom Gefolge Brahmās und sprach zu mir: ›Bist du, o Würdiger, also weise und weck, so ziehe dir keine Jünger heran, keine Nachfolger, so zeige nicht Jüngern die Wahrheit, nicht Nachfolgern, so ersehne nicht Jünger und Nachfolger. Schon vor dir, o Mönch, waren Asketen und Priester in der Welt, die sich für Heilige, vollkommen Erwachte ausgaben. Und sie zogen sich Jünger heran, Nachfolger, zeigten Jüngern die Wahrheit, Nachfolgern, ersehnten Jünger und Nachfolger. Und nachdem sie sich Jünger herangezogen hatten, Nachfolger, Jüngern die Wahrheit gezeigt hatten, Nachfolgern, Jünger ersehnt hatten, Nachfolger, starben sie und gelangten nach der Auflösung des Körpers zu verstoßenen Daseinsarten. Und schon vor dir, o Mönch, gab es Asketen und Priester in der Welt, die sich für Heilige, vollkommen Erwachte hielten, aber keine Jünger und Nachfolger heranzogen, keine Wahrheit zeigten, keine Nachfolge ersehnten. Ohne Jünger und Nachfolger zu hinterlassen, ohne die Wahrheit gezeigt und Nachfolge ersehnt zu haben, starben sie und gelangten nach der Auflösung des Körpers zu erlesenen Daseinsarten. Darum lass' dir, o Mönch, gerathen sein: höre, o Würdiger! Gieb dir keine Mühe, verweile so lange du noch lebst im ungetrübten Genusse deiner Heiterkeit, behalte das Ächte nur für dich, Würdiger, belehre keinen anderen!‹
»Auf diese Worte, ihr Mönche, sprach ich also zu Māro dem Bösen: ›Wohl kenn' ich dich, Böser, lass' die Hoffnung fahren: 'Er kennt mich nicht', Māro bist du, der Böse. Und nicht aus liebevoller Theilnahme redest du, Böser, also zu mir, sondern aus gehässiger Theilnahme; denn das, Böser, sind deine Gedanken: 'Denen der Asket Gotamo die Wahrheit zeigen wird, die werden sich gegen meine Herrschaft auflehnen.' Doch unvollkommen erwacht, Böser, waren die Asketen und Priester, die dir erklärt haben: 'Wir sind vollkommen erwacht.' Ich aber, Böser, der eben vollkommen erwacht bin, erkläre dir: ich bin vollkommen erwacht. Zeigt aber nun, Böser, der Vollendete Jüngern die Wahrheit: immer bleibt er der Selbe. Zeigt aber nun, Böser, der Vollendete Jüngern die Wahrheit nicht: immer bleibt er der Selbe. Zieht aber nun, Böser, der Vollendete Jünger heran: immmer bleibt er der Selbe. Zieht aber nun, Böser, der Vollendete Jünger nicht heran: immer bleibt er der Selbe. Wie ist das möglich? Der Vollendete, Böser, hat den Wahn, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden, verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann. Gleichwie etwa, Böser, eine Palme, der man die Krone abgeschnitten hat, nicht mehr emporwachsen kann: ebenso nun auch, Böser, hat der Vollendete den Wahn, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden, verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann.«
So ist da Māro zum Schweigen gebracht und Brahmā heimgesucht worden; darum eben hat man diesen Bericht Brahmās Heimsuchung genannt.