Alexander Moszkowski
Das Geheimnis der Sprache
Alexander Moszkowski

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Grenzschutz der Sprache

Das Moralische versteht sich immer von selbst, sagt der Schwabe Vischer, und obschon sein Satz mit einem »Fremdwort« (Weltwort) beginnt, wollen wir ihn als kerndeutsch anerkennen, nach Fassung und Bedeutung. Ohne Rückhalt sei zugegeben, daß auch das Sprachmoralische, die Reinheit, das Deutschtum im deutschen Wort sich immer von selbst versteht; nämlich das Deutschtum, wie wir es im Laufe unserer Untersuchung als für den Bestand und die Entwicklung der Rede und des Schrifttums notwendig erkennen. Wo das Wort wirklich als lästiger Ausländer erkannt wird – nicht von den Fexen, sondern von den Könnern –, möge es sich vom Sprachboden entfernen. Aber seine Ausweispapiere, seine Arbeitsvergangenheit, seine Hilfsleistungen sollen in jedem Falle sorgsam geprüft werden. Wir wollen uns vergewissern, ob wir nicht durch die Verdrängung eines Ausdruckswesens einen Sprachverlust erkaufen, Bedeutungsfülle opfern, um Dürftigkeit einzutauschen, und ob bei der Neubesiedelung des Bodens nicht etwa störende Begriffsverwirrungen eintreten. Und ferner: wir wollen uns jederzeit gegenwärtig halten, daß wir im Sprachlichen neben der inneren Kolonisation auch eine äußere wahrzunehmen haben: daß in unseren entfernten Sprachkolonien Kostbarkeiten wachsen, die uns dem Klange nach fremdländisch ansprechen, aber doch für die Wohlfahrt des Mutterlandes unentbehrlich und deshalb schutzbedürftig sind.

Eine Anzahl dieser Fremdgewächse sei hier zur Untersuchung gestellt. In knappster Form sollen etliche Grenzfälle untersucht werden; vereinzelte Stichproben, die sich zur Gesamtaufgabe verhalten wie herausgefischte Tropfen zum Ozean. Und diese Liste, die sich leicht zu einem ansehnlichen Buche auswachsen könnte, wird eine wichtige Ergänzung der vorhandenen Verdeutschungs-Wörterbücher ergeben.

Pathos. Wörtlich: das Leiden, die Leidenschaft; nur daß mit dem Wörtlichen nicht viel anzufangen ist. Im Pathos lebt nämlich auch eine Gehobenheit, Getragenheit, die nur dem Grade nach mit der Leidenschaft verglichen wird, ohne selbst Leidenschaft zu werden. Ja, in der feinsten Blüte des Pathos waltet sogar die Ruhe. Beethovens Sonate pathetique liefert hierfür ein tönendes Beispiel; nicht minder Nietzsches mit Recht so berühmtes »Pathos der Distanz«, das doch wohl andere Gefühle auslöst, als die bierbanklichen Nörgeleien, die den wundervollen Ausdruck verfolgen. Man unterstelle für »Pathos der Distanz« die »Leidenschaft des Abstands« oder den »Schwung der Entfernung«, und man fühlt statt der Erhabenheit eine leichte Komik und dazu eine innere Verdrehung des Begriffs. Sarrazin nennt in seinem trefflichen Buche u. a.: Würde, Gewicht, Erhabenheit, Wärme, Glut, Schwung; was dazwischen liegt, nennt er nicht, kann er nicht nennen, eben weil es dazwischenliegt. Und an dem die Zwischenstufen umspannenden Ausdruck sollten wir vorübergehen? wir sollten zerfasern, was sich uns als Einheit bietet? Längst schon besitzt das griechische Wort alle Anwartschaft auf Einbürgerung in den deutschen Sprachschatz, dem wir in diesem Fall um so sicherer dienen, je häufiger wir Pathos ganz einfach mit Pathos übersetzen.

Dimension. Zur Auswahl stehen: Abmessung, Umfang, Ausdehnung, Größe, Erstreckung, Größenverhältnis, Maßverhältnis, Ausmaß, Raumverhältnis, Höhe, Breite, Stärke, Abstand, Raum usw. Unter den verfügbaren Deutschhilfen erscheint »Ausmaß« im wesentlichen noch als die brauchbarste, da sie wenigstens am Sinne Dimension nicht geradezu vorbeigeht. Indes ist es auch dem »Ausmaß« nicht gegeben, anzudeuten oder gar zu erschöpfen, was über die platte, klägliche Anwendung hinaus das Wesen der Dimension ausmacht: nämlich die aus der Vorstellung des Raumes abgezogene Mehrfältigkeit, die innere Berufung auf Länge, Breite und Tiefe, die auf den Urgrund der Flächen- und Raumerfassung deutet und für grundsätzlich verschiedene Anschauungen einen Generalnenner schafft; und eine denknotwendige Beziehung auf irgend welches Koordinatenkreuz. Nur in den Fällen, wo wirklich eine Messung vorliegt oder erfolgen soll, wo Längen-, Breiten-, Höhenwerte eine Rolle spielen und eine metrische Vergleichung erfahren, wäre »Ausmaß« oder »Abmessung« am Platze. Wo aber die rein geometrische Vorstellung oder gar die metaphysische vorschlägt, bleibt das Wort »Dimension« in Alleinherrschaft, wovon man sich leicht überzeugt, wenn man auch nur den Versuch unternimmt, Worten wie »zweidimensional«, »vieldimensional«, mit einer Übersetzung nahezukommen; ein Versuch, der übrigens in den mir vorliegenden Hilfsbüchern gar nicht erst angestellt wird.

Sensuell: Scheint sich sehr leicht mit »sinnlich« zu übersetzen, und in einigen Fällen, wo es auf die genüßliche Begierde ankommt, findet auch vollkommene Begriffsdeckung statt. Aber es schüttelt mich jedesmal, wenn ich den heillosen Mißverstand gewahre, der die »Sensualität« als eine Erkenntniswurzel mit der Sinnlichkeit zusammenwirft. Hier geht die wirkliche Trennung messerscharf: auf der einen Seite die nach der »Lust« gerichtete Lebensfülle, auf der anderen eine durchaus philosophische von bestimmter Sinneswertung abgeleitete Anschauung. Die Gegensätzlichkeit ist so groß, daß man das Sonderwort, wenn es nicht schon bestünde, eigens erfinden müßte.

Milieu: Das Musterbeispiel und Paradestück der Sprachreiniger, die mit dem angeblichen Zauberwort »Umwelt« einen ihrer stärksten Trümpfe ausspielen. Ist nun »Umwelt« wirklich dasselbe, dient es ebensogut dem Erläuterungszweck? Das wäre ernstlich zu bestreiten. Den charakterbildenden, sozial bestimmenden Wert kann »Umwelt« als viel zu weit gegriffen niemals erreichen, kaum anstreben. Nehmen wir ein Beispiel: Zur Umwelt eines Fabrikarbeiters gehört seine besondere Fabrik, die Stadt, das Land, Europa,– sein Milieu bildet die Fabrik allein; sie ist für ihn das bildende Medium, im Sinne des physikalisch wirksamen »Mittels«, und zugleich der Mittelpunkt der Welt. Als man die soziale Bedeutung der engeren Umgebung erkannte, stand es frei, das Wort zu wählen, sofern dieses Wort eben nur verdichtete, einen möglichst kleinen Ausschnitt bezeichnete und auf die verändernde Wirkung dieser Enge hinwies. Dem Wort »Lebenskreis« fehlt die Beziehung auf das vermittelnde, werkzeughaft umbildende eines Mittels. Der Ausdruck »Nahwelt« oder »Engwelt« wäre möglich gewesen, allein auch nur im Sinne eines dürftigen Ersatzes, der wesentlich das »Örtliche« bezeichnet, das »Bildende« dagegen nur oberflächlich streift.

Fanatisch, Fanatiker, Fanatismus: Für das persönliche Hauptwort wäre »Eiferer« (besser als »Schwärmer« oder »Schwarmgeist«) ein, wenn auch nicht vollwertiger, so doch in manchen Fällen leidlich ausreichender Ersatz. Beim Eigenschaftswort »fanatisch« entsteht mit der Übersetzung »eifernd« oder »eifervoll« bereits eine Begriffslücke, denn ein Mensch, sagen wir ein Schillerscher »Fridolin«, kann im Dienst eifern, ohne sich fanatisch zu betragen. – Die Schwierigkeit wird beim »Fanatismus« unlösbar. Von der Verfolgungswut, die im Fanatismus steckt, ist im Eifer nichts zu spüren, und diese Wut ist wiederum im Fremdwort nur eine Zutat, nicht der Kern. Wie flau, wie schwammig klingt »bis zum Eifer« gegen das brennende »bis zum Fanatismus«! »Bis zur Wut« aber wäre nur eine Viertelsübersetzung, da drei Vierteile des Begriffs in den Motiven, in den Überzeugungen ruhen, während die »Wut« nur die Hitze ausdrückt, nicht aber den Grund der Hitze. Dieser Grund käme wiederum erst hinein, wenn man z. B. sagen würde: »bis zur Glaubenswut«; nur daß sich damit eine schulmeisterliche Analyse einschleicht, die in Grund und Erscheinung auseinanderspaltet, was im Einheitswort untrennbar zusammengehört. Sarrazin verweist bei Fanatismus auf: Delirium, Ekstase, Enthusiasmus, Exaltiertheit, Exzentrizität, Paroxysmus. Recht so! denn diese Hinweise enthalten an Überzeugungskraft des Wortes wirklich mehr als die zuvor genannten Ersätze: Glaubenseifer, Übereifer, Schwärmerei, Begeisterung und Überspanntheit; genau wie das kraftstrotzende »vulkanisch« bei jedem Versuch einer Umschreibung sofort aufhört, vulkanisch zu sein und zu wirken.

Neutral, Neutralität: »Keiner Partei angehörig, das völkerrechtliche Verhältnis von Staaten, die an einem Kriege auf keiner Seite teilnehmen.« Abgesehen davon, daß »Partei« selbst wiederum ein Fremdwort ist, gibt das Wort »Unparteilichkeit« (oder »Parteilosigkeit«) ein ebenso schiefes wie verschwommenes Bild von der Neutralität. Gerade das wichtigste: Die völkerrechtliche Beziehung und Grundlage fehlt und muß fehlen, sobald wir die langatmige Umschreibung durch ein gebrauchsfertiges reindeutsches Wort zu ersetzen wünschen; eben weil es sich nicht um einen reindeutschen, sondern im Widerspruch um einen Weltbegriff handelt. Bei bloßem Versuch, einer »neutralen Wasserstraße«, einem »Neutralhandel«, einer »bewaffneten Neutralität« mit dem blanken Begriff der »Unparteilichkeit« nahezukommen, spürt man deutlich die gar nicht zu überbrückende Unstimmigkeit. – Ganz neuerdings hat man das Wort »Ohnseitigkeit« für Neutralität herausgestellt, und der erste Bildner des Ausdrucks mag ja dabei eine ungeheure, ganz ohnsinnige Erfinderfreude verspürt haben.

Aktuell, Aktualität: Will man sich nicht auf umständliche Umschreibungen einlassen und verwirft man »wirklich«, »gegenwärtig«, »jetzig«, »dringlich« als gar zu wenig zum heutigen Aktualitätsbegriff passend, so bleibt nur übrig »zeitgemäß«. Man mache sich aber klar, daß hier Fremdwort (Weltwort) und Verdeutschung nur teilweis ineinandergreifen, dagegen in erheblicher Begriffsbreite auseinanderfallen. Brächte eine große Tageszeitung zu Kriegszeiten im Lenz einen Leitartikel über neue Frühlings-Damenmoden, so wäre das »zeitgemäß« (denn der Frühling bestimmt die Zeit), aber keineswegs »aktuell« (denn für den Leitartikel gibt es dann keine Aktualität außerhalb des Krieges und seiner ernsten Begleiterscheinungen). Die Leser der Zeitung würden sich also den Modenartikel an erster Stelle verbitten, weil er, obschon zeitgemäß, der Aktualität geradezu ins Gesicht schlägt. Ebenso erscheint eine Parsifal-Aufführung im Deutschen Opernhaus gegenwärtig durchaus zeitgemäß, ohne daß der Parsifal auf Aktualität Anspruch erhebt. Brächte dagegen irgendwelche übelberatene Bühne ein von aufstachelndem Völkerhaß triefendes Schauspiel heraus, so müßte ein besonnener Zuschauer bekennen: Das ist zwar höchst aktuell, aber ich lehne es ab, weil es nicht zeitgemäß ist. Hier liefert das Gefühl den zureichenden Grund: Das »Zeitgemäße« trägt nach der Seite der Nützlichkeit und Güte eine Nebenbetonung, die dem Aktuellen abgeht. Erschiene in Kriegszeit eine Flugschrift: »Fort mit dem Burgfrieden«, so könnte man sie aktuell nennen, während sie sich, um zeitgemäß zu sein, genau umgekehrt gegen die Störer des Burgfriedens wenden müßte.

Qualität: Ist nicht Eigenschaft, Beschaffenheit, nicht Güte. Die Bezeichnung »Güte« und die ähnlich gemeinten in den Wörterbüchern enthalten ein Werturteil nach der Seite der Zweckdienlichkeit, dazu eine sittliche Wertung in Hinsicht der Würde, von der die »Qualität« frei ist. Nur in einzelnen Fällen, etwa bei einer bestimmten Ware, kann sich Qualität mit Güte decken. Spreche ich aber von einer Sinnes-Qualität, so meine ich eine nur physiologisch zu begreifende Besonderheit des Sinnes, nämlich die des Auges, eine Menge mechanischer Eindrücke zu einer Farbe, die des Ohres, sie zu einem Ton zusammenzufassen und dieser Leistung eine nur zu fühlende, niemals ausdrückbare Färbung und Tönung zu verleihen. Der Sinn schafft das Wunder, eine Quantität (die Menge der empfangenen Wellen-Erregungen) in eine Qualität umzuwandeln, und diese wunderbare Abhängigkeit muß hörbar bleiben. Besäßen wir ein Wort, das sich zu »Menge« klanglich und begrifflich genau so verhielte wie Qualität zu Quantität, so wäre hier das Fremdwort, das Weltwort, überflüssig. »Beschaffenheit« und »Eigenschaft« greifen aber weit über jene Beziehung hinaus, da sie alle erdenklichen Sinnesmöglichkeiten, die Brechung in der Augenlinse, die Sehschärfe, die Hörschärfe, die Lagerung der Einzelteile im Organ umspannen, ohne gerade das, was wir unter Qualität verstehen, irgendwie zu begrenzen; und zudem enthalten sie im Wortklange nicht die allerleiseste Beziehung auf die »Menge«, sie entbehren also gerade des Hinweises, auf den es besonders ankommt.

Ideal: Mag in vielen Fällen recht gut ersetzbar sein durch: das Vollkommenste, Höchste, Schönste, Vorbild, Musterbild, Traumbild, Gedankenbild, Sehnsuchtsbild, erhabenstes Gut usw., nur nicht dort, wo ich alle diese Übersetzungen in ihrer Vereinigung brauche und zugleich den Wunsch habe, im Leser oder Hörer die Berufung an Platos Ideenlehre anklingen zu lassen. Die Vorstellung, daß es sich um etwas von der Wirklichkeit abgezogenes und zugleich gänzlich Unerfüllbares handelt, hat sich geschichtlich so fest in das eine Wort eingelagert, daß bei jedem Ersatzwort der Mangel dieser Einlagerung deutlich fühlbar wird; sie wirken ärmlich, weil ihnen die Wortgeschichte und Beziehungsgeschichte, das »Ideal« fehlt. »Traumbild«, »Gedankenbild«, »Sehnsuchtsbild« können sich mit einem Ideal beschäftigen, aber auch mit gänzlich Un-Idealem; und das gegenständliche – »Bild« bleibt zumeist ein Widerspruch gegen das im Übersinnlichen schwebende Ideal; wie es sich denn auch verflüchtigt, sobald wir vom Hauptwort zum Zeitwort übergehen. Bei »Idealisieren« finden wir: vollkommen, in höherer Auffassung, künstlerisch, in reinen Kunstformen usw. darstellen oder gestalten; zur Vollkommenheit erheben, veredeln, verschönern; nicht aber: »gedankenbildnern«, »traumbildnern«, »sehnsuchtsbildnern«. Dazu kommt noch, daß »Ideal« klangmusikalisch einen besonderen, unersetzbaren Wert darstellt. Schiller schrieb: »Die Ideale«, »das Ideal und das Leben«, schrieb:

Erloschen sind die heitern Sonnen,
Die meiner Jugend Pfad erhellt,
Die Ideale sind zerronnen,
Die einst das trunk'ne Herz geschwellt;

schrieb:

Wollt ihr hoch auf ihren Flügeln schweben,
Werft die Angst des Irdischen von euch,
Fliehet aus dem engen, dumpfen Leben
In des Idealen Reich!

schrieb:

»Das Jahrhundert ist meinem Ideal nicht reif« – und war doch wohl ein deutscher Dichter und kein »Welscher«, als er das schrieb.

Nation, national: Ohne weiteres sei zugegeben, daß sich diese Worte in den allermeisten Fällen verdeutschen lassen; freilich mit den auch an andern Orten wiederholten Vorbehalten, die sich der Nebenbedeutung des »Völkisch« entgegenstellen. Aber ich möchte doch fragen, ob denn eigentlich ein ersichtlicher Grund vorliegt, die »Nation« abzuschaffen und bei einem so weitgespannten Begriff die Wortauswahl künstlich zu verengen: »Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre!« Man muß schon sehr völkisch empfinden, um in diesem Satz die Übersetzungsbedürftigkeit herauszuspüren. Und wie steht es mit den feinen Ableitungen, die uns ein übertriebenes, überschärftes, nach der politischen Seite gefährliches Empfinden und Wollen darstellen? kurzum, wie übersetzt man »Nationalist, nationalistisch, Nationalismus«? Etwa mit »Übervölkler«, »übervölkisch«? Die beste Antwort gibt schon Sarrazin (vierte Auflage), indem er sich darüber ausschweigt: der Nationalist fehlt in seinem Register. Aber auch bei den Grundformen selbst wäre noch an allerlei zu erinnern; so z. B., ob denn nun die »National-Zeitung« verpflichtet wäre, sich fortab »Volks-Zeitung« zu nennen, und ob der Verlag der »Volks-Zeitung« mit diesem Eingriff einverstanden sein müßte.

Prinzip: Leitsatz, Quellsatz, Grund, Urgrund, Grundgesetz, Grundregel und noch viele andere, deren Gebrauchstüchtigkeit nicht angezweifelt werden darf. Und trotzdem muß das »Prinzip« gerettet werden, überall wo aus dem Zusammenhang ein gerader oder anlehnender Hinweis auf einen naturgesetzlichen Urgrund herausleuchten soll. Diese naturgesetzlichen, wesentlich physikalischen Urgründe sind nun einmal zur Unterscheidung von anderen Erkenntnisgründen als »Prinzipe« ausgerufen. Das »Prinzip der kleinsten Wirkung«, »Prinzip von der Erhaltung der Kraft«, allgemein die Prinzipien der Mechanik bis zu Schopenhauers Principium individuationis. Nicht nur ein Urzustand der Erkenntnis, sondern die dem Princeps beigeordnete Gewalt, Machtfülle kommt hier zum Ausdruck, und so unterscheidet sich solches Prinzip von dem bestgesicherten Lehrsatz. Und nicht nur in Physikbüchern soll das »Prinzip« stehen bleiben, sondern überall dort, wo wir streben, einer Regel, einem Leitsatz den entsprechenden Geltungsbereich zuzuweisen, und wo wir über das gerade vorliegende Beispiel hinaus an den Zusammenhang der Weltgesetze erinnern wollen.

Konzert: Musikaufführung; Tonstück; Übereinstimmung, Einmütigkeit, Eintracht, Einvernehmen. Stimmt das? Bisweilen wohl. Ob einer ein Konzert gibt oder eine Musikaufführung veranstaltet, das bleibt ununterscheidbar. Lassen wir sogar noch den Konzertgeber als Musikaufführer oder als Musikaufführungsveranstalter durchgehen. Aber nun beginnen die Schwierigkeiten: Der Veranstalter spielt das Es-Dur-Konzert von Beethoven. In der Übersetzung wird daraus ein Es-Dur-Tonstück. Gibt er darauf eine Sonate, so wird wiederum daraus ein Tonstück. Man setze sich die Reihe beliebig fort. Aus eindeutigen Bestimmtheiten entwickeln sich zerfließende Gemengsel, und in der allgemeinen Tonkunstgallerte gehen die Besonderheiten zu Grunde. Man müßte denn anfangen, die Ausdrücke genauer festzulegen, also etwa: der Musikaufführungsveranstalter spielte das in Es-Dur stehende, dreisätzige Flügelstück mit Orchesterbegleitung von Beethoven. Hier wäre nun glücklich das schöne Ziel erreicht: das »welsche« Konzert ist verschwunden, allein drei andere welsche Störenfriede sind geblieben: Musik, Dur und Orchester (nach Duden): »Gesamtheit von Musikern«; Dur: »harte Tonart« – das wird recht übersichtlich und sprachhandlich! – Daß ein Konzert im übertragenen Sinne (»Konzert der Großmächte«) seinen ganzen Wesensinhalt, seine Klangbeziehung zu einem orchestralen Vorgang vollkommen einbüßt, wenn man es zur »Eintracht« oder »Einmütigkeit« umformt, sei in diesem Zusammenhange nur nebenher erwähnt.

System, systematisch: Ein ungeheures Füllhorn von Deutschworten schütten die Wörterbücher aus, um einen Massenbund zur Vertilgung des Zweisilbers »System« zustande zu bringen; an einer Stelle finde ich wohlgezählte 75 Ausdrücke, darunter für Einzelfälle recht brauchbare und einleuchtende, wie Netz, Gerüst, Kranz, Kreuzung, Bündel, Verband, Leitung usw. Allein dieser starke Aufmarsch beweist doch zunächst, daß dem »System« eine ganz außerordentliche Ausdrucksfähigkeit innewohnt, und daß es 75 Mal zerspalten werden muß, ehe die Splitter soviel leisten, wie das Urwort allein. Fragt sich nur noch, ob dieses Ergebnis auch wirklich erzielt wird. Ich bezweifle das lebhaft. Gewiß kann ich Röhrensystem durch Rohrleitung, Rohrnetz, Planetensystem durch Irrsterngruppe, Koordinatensystem durch Linienbezugsbündel oder Achsenkreuz ersetzen, und so fort in beliebiger Menge; nur verflüchtigt sich hierbei das Gemeinsame, das diese Begriffe verbindet, kurz und unübertrefflich gesagt: »das Systematische«. Um dieses als das gemeinsam beziehungsvolle zu erfassen, müßten wir uns nämlich wieder an die allgemeinen Übersetzungen halten: »Planordnung«, »Gliederung«, »Zusammenhang«, »Einteilung«, usw. Wählen wir aber eine von diesen, so geht doch wiederum das sinnlich wertvolle verloren, das in »Netz«, »Gruppe«, »Kreuz«, »Bündel« steckt, und wir gewahren durchweg, daß wir entweder den Allgemeinbegriff erniedrigen oder die Anschaulichkeit opfern müssen bei dem Vorhaben, das »System« um jeden Preis loszuwerden. Ganz zu schweigen von besonderen Fällen, in denen ein sehr wichtiger und zugleich sehr verwickelter Begriff eigentlich erst durch das Wort zu gemeinverständlicher Klarheit herausgearbeitet wird. Beispiel: »Das parlamentarische System.« Schlagen wir auf: Parlament gleich Volksvertretung, Landtag, Reichstag, Abgeordnetenkammer, Unterhaus usw. und versuchen wir alsdann eine Verbindung mit den 75 Ersatzworten für System. Da ergibt sich zahlloses, aber in der ganzen Fülle des Wortmöglichen nicht eine einzige Brauchbarkeit. Je angestrengter wir vervielfältigen und kombinieren, desto mehr verschwindet uns der geschichtliche, politische Sinn des »Parlamentarischen Systems« unter den Händen. Daß vollends die exakte Wissenschaft (»geschlossenes System«, »System von Gleichungen«, »dekadisches System« usw.) niemals auf das eindringliche Weltwort verzichten kann, wird jedem als unumstößlich gelten, der jemals in diesen Gebieten gearbeitet hat.

Krise: Gehört zu den Worten, in deren Sinn sich ein ganzer Zellenbau von Sinnfälligkeiten eingesponnen hat. Nur Schulfuchsentum und Neuerungssüchtelei wird sich an »politische Krise«, »Ministerkrise« mit Übersetzungskünsten heranmachen. Die vorhandenen: »Wendung, Wendepunkt, gefährlicher Zustand, Bedrängnis« usw. geben allesamt nur ungefähre Sinnrichtungen, ohne dem Hauptpunkt erkennbar nahezukommen, weil eben derartige »Krisen« Bestandteile unseres persönlichen Erlebens geworden sind und sich mit der ganzen Beziehungsfülle des Urwortes so fest in uns organisiert haben, daß wir jedes Abweichen vom Urworte als eine Verwaschung oder Verfälschung des Sinnes empfinden. Staatsbeamte in Notlage, in Wendung, in Bedrängnis erleben für sich und uns ganz andere Dinge als Minister in einer Ministerkrisis, die in ihren politischen Folgen oft viel weiter greift, als eine Amtsnot in Zeiten ohne Wetterzeichen der Krisis. Gab oder gibt es in solchen Zeiten ein einziges ernstzunehmendes Blatt, einen einzigen Schriftleiter, der den Ausdruck unterdrückt hätte? Nein, alle ohne Ausnahme brachten ihn in ihren Überschriften und hundertmal im Text, in fetten und schlanken Buchstaben, weil sie es alle gleichdeutlich empfanden: wer in den Zeiten der Krisis das Wort umschreibt, der verwechselt den Schatten mit dem Körper, der macht sich unverständlich, wo nicht gar lächerlich.

Mikroskop: Wie einfach müßte es sein, das zu übersetzen! es ist ja ein faßbarer Gegenstand ohne Begriffsfülle mit sonderlich viel Deutungsmöglichkeit. Also man sagt und soll sagen: »Vergrößerungsglas«, damit wäre die Aufgabe gelöst. Restlos? doch wohl nicht, denn die Lupe ist doch auch ein Vergrößerungsglas, leistet dabei erheblich weniger und deutet nur die Richtung an, auf der das Mikroskop die Vollendung bietet. Um beide auseinander zu halten, müßte man schon sagen: »zusammengesetztes Vergrößerungsglas« oder noch richtiger »Gerüst (System) von Vergrößerungsgläsern«, und mit der unhandlichen Plumpheit des Ausdrucks hätte man sich dann abzufinden. Aber hier, wie so oft, gerät man bei den Ableitungsworten an die unübersteigliche Grenze. Mikroskopisch: »Nur durch das starke Vergrößerungsglas wahrnehmbar.« Und vollends: wie verdeutschen wir »Mikroskopiker, mikroskopieren«? Das löse mir einer vollkommen deutschsprachlich auf! Das gültige Weltwort rückt mit unübertrefflicher Deutlichkeit und Kürze den Gelehrten vor Augen, der mit Hilfe des Mikroskops seinen Forschungen obliegt und das unsichtbare Kleine bis zur Erkennbarkeit bearbeitet. Und nun warten wir auf den Sprachfex, der uns mit allerprobter Verwegenheit vorschlagen wird, die Neuheit zu bilden: »Der Vergrößerungsglaser vergrößerungsglaselt.« – In ausgewählten Einzelfällen wäre ja ein Notersatz denkbar, denn ein mineralischer »Dünnschnitt« und »Dünnschliff« kann allerdings ein »mikroskopisches Präparat« sein. Nur läßt sich die Sache nicht umkehren, denn in 99 von hundert Fällen ist das mikroskopische Präparat weder Schnitt noch Schliff, sondern ganz etwas anderes und meistenteils etwas, wovon der Fex nichts weiß. Oder sollte er eine Ahnung davon haben, was der Atomforscher von heute mit dem »Ultramikroskop« anfängt? Ist wohl kaum anzunehmen; denn wenn er sich mit diesen schwierigen Dingen beschäftigt hätte, würde er schwerlich die Zeit gefunden haben, nebenher ein Sprachfex zu werden.

Telephon: Wiederum ein Gegenständliches, und noch dazu eines, das seit ungefähr vierzig Jahren unter amtlichem Sprachschutz steht. Denn die Behörde kennt kein »Telephon«, sondern nur den Fernsprecher, sie hat ihre ganze ausschlaggebende Machtfülle für das Wort eingesetzt und damit erzielt, daß von den Millionen, die sich der Einrichtung dauernd bedienen, auch nicht ein einziger »fernspricht«. Der Titel unseres amtlichen Handbuches lautet gewichtig und schwülstig:

Verzeichnis der Teilnehmer
an den Fernsprechnetzen
in Berlin und Umgegend,

täglich, oft stündlich, haben wir ihn vor Augen, und nicht ein einziger von uns wiederholt jemals den Titel dieses meistgewälzten Buches. Wir sagen »Telephonbuch«, und wir telephonieren. Kein Mensch denkt daran, sich auf die vorgeschriebene, umständliche Konjugation des Zeitwortes einzulassen. Wendungen wie: »gestatten Sie mir fernzusprechen« – »er spricht gerade mit dem Kaufhaus fern« erscheinen uns geschraubt und komisch, und schließlich will doch auch der sprechende Mensch, wenn er als Fernsprecher auftritt, nicht mit einem Wandkasten verwechselt werden, der ebenfalls Fernsprecher heißen soll, obschon er gar nicht spricht, sondern Gespräche nur aufnimmt und leitet. Hauptsächlich aber: wie sich die Dinge im Verkehr gestaltet haben, ist die Bezeichnung geradezu verfehlt und irreführend. »Bitte das Fernamt« ruft man, wenn man ein wirkliches Ferngespräch beabsichtigt, das man von dem Stadtgespräch, dem Nahgespräch, nachdrücklich unterscheidet. Und die Behörde unterscheidet es ja ebenso geflissentlich. Stelle ich mich genau auf den Boden der amtlichen Verdeutschung, so spreche ich mit Herrn A. fern, wenn A. sich in Dresden oder Frankfurt befindet, und ich spreche mit Herrn A. nahe, wenn er in Groß-Berlin wohnt. Wem fällt es ein, sich auf diese überflüssigen Holprigkeiten einzulassen, da man doch, so oder so, mit Herrn A. ganz einfach »telephoniert«? Auf der einen Seite eine langatmige Bewegung, ein Druck von oben durch die Jahrzehnte, eine tausendfältig angewandte Machtfülle der Verordnung, – auf der anderen Seite der gesunde Sprechinstinkt der Masse, die das Weltwort vom Augenblick der ersten Erfindung an ergriffen hat und es mit allen Abwandlungen als das allein zweckdienliche festhält. Selbst der eingeschworene Fex wird nicht zu bestreiten wagen, daß das Weltwort auf der ganzen Linie als Sieger besteht.

Interesse: Das Wort läßt sich nach Ausweis der Fachbücher auf mindestens vierzig Arten verdeutschen; nur daß jedes der Ersatzwörter in einem Teilbogen um den Grundbegriff herumgeht und selbst alle vierzig zusammen sich noch nicht zu einem vollen Kreis zusammenschließen. Darum eben ist dieses Beispiel so »interessant«! Die Ersätze lauten: Anteil, Teilnahme, Aufmerksamkeit, Beachtung, Spannung, Vorliebe, Anziehungskraft, das Fesselnde, der Anreiz, Belang, Nutzen, Vorteil usw., keiner ist falsch, keiner ganz richtig, und in dem, was ihm zur Richtigkeit fehlt, steckt gerade das »Interessante«. Es ist, als ob man den feinsten Duft, die letzte Essenz aus dem Wort herausgezogen hätte, und eine seltsame Verflauung tritt ein, wenn man das Wort zwingen will, auf das Interessante zu verzichten. In unseren Empfindungsorganen lebt ein Nerv, der nur von ihm getroffen wird, der nicht antworten will, wenn der Ersatz anklopft. Wie das zugeht, ist an dieser Stelle nicht zu untersuchen. Genug, daß jener Nerv sich nicht täuschen läßt und dem falschen Stichwort die Mitschwingung versagt. Willst du ihn mitschwingen lassen, Zeitgenosse, so halte dich nicht an die neuen Magister der Wortfexerei, sondern an Goethe:

(Zahme Xenien:)
»Die Jugend ist vergessen
Aus geteilten Interessen;
Das Alter ist vergessen
Aus Mangel an Interessen

(Faust I:)
»Die Mädels sind doch sehr interessiert

(Faust I:)
»Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt,
Und wo ihr's packt, da ist's interessant

Verdeutscht mir das und verbessert dem »verwelschten« Goethe das Handwerk und die Handschrift. Fex hält es für möglich, daß ihm dies völkisch gelinge. Er braucht dabei nicht gerade ins volle Menschenleben zu greifen, ihm genügt der Griff in das volle Wörterbuch.

Kultur und Zivilisation: Sie ergänzen und durchdringen einander, zeigen im Grunde ein und dieselbe Erscheinung von verschiedenen Seiten betrachtet: so wie man zu den Begriffen Konvex und Konkav gelangt, je nachdem man zum nämlichen Bogen den Standpunkt wählt. Gibt sich die Überwindung des Rohzustandes in Gesetz und Einrichtung zu erkennen, so reden wir eher von Zivilisation; meinen wir den erreichten Grad der Pflege, besonders der Geistespflege, so sprechen wir von Kultur, ohne daß wir eine Trennung durch Begriffsabgrenzung für möglich erachten. Es gibt da keine Vorstufe und Nachstufe, jedes ist Voraussetzung und Folge des andern. Vor allem: Kultur und Zivilisation haben als Worte in historischer Entwickelung ihre Prägung gewonnen, die sich weder abwischen noch durch irgendwelchen Sprachbefehl anderswohin übertragen läßt. Und nun schlage man die Wörterbücher auf, prüfe die Ersätze und frage sich, ob diese mehr geben als Rednerei zum selben Thema, ohne jene Prägung. Kultur: Anbau, Bearbeitung, Anpflanzung, Wirtschaft, Zucht, Geistesbildung, Veredelung, Gesittung usw. und bei Zivilisation fast gleichlautend: Bildung, Gesittung, Schliff, Veredlung, Verfeinerung der Sitten. Es ist derselbe Grad der Vollendung und Eindringlichkeit, als wenn man Florenz mit die Blühende und Neapel (Neapolis) mit Neustadt übersetzt. Man kommt zumal bei der unentbehrlichen Verbindung beider Worte »Kultur und Zivilisation« mit den Übersetzungen in ein Gemengsel von Tautologien, von Gleichklängen hinein, – und die Prägung, der für die ganze Welt erkennbare und gültige Stempel, ist herunter.

Element: Man kann hoch darauf wetten, daß unter zehn neumodischen Sprachfrisören sich noch nicht einer befindet, der sich um die Herkunft des Wortes Element ernsthaft bekümmert hat. Aber sie erhitzen sich allesamt bis zur Weißglut, wenn sie es in Schrift oder Rede vorfinden. Bei Bekanntschaft mit den einschlägigen Abhandlungen von Diels und Mauthner, die das Wort bis zu elepantus, ἐλέφας, bis zum Indischen, dann wieder in anderer Reihe bis zu Empedokles und Aristoteles zurückverfolgen, würde sich die Wut der Weißglühenden merklich abkühlen. Ihnen würde dann eine Ahnung aufsteigen, daß das »Element«, sofern es an die Grundbuchstaben, an die Anfangsgründe, an das naturwissenschaftlich Unzerlegbare gedanklich anknüpfen soll, jene Herkunft zu betonen hat, aber nicht verleugnen darf. Der Übersetzer sagt: Urstoff, Grundstoff, Bestandteil, Keime, Zelle, Fach, Gebiet, Kraft, Ding, Wert, Größe usw. und stochert damit aus dem Elementbegriff allerhand heraus, oder wickelt ihn in allerhand ein, was im Einzelfall als Notbehelf gute Dienste leisten kann; nur die Herkunft wird dabei verleugnet, weil der Übersetzer sie nicht kennt oder für nebensächlich hält, während gerade sie das wesentliche an der Sache, das »Elementare« bedeutet. Gewiß, er wird auch für »elementar« etwas passendes in Bereitschaft haben, wiederum für gewisse Fälle, also gegebenenfalls: »naturgewaltig.« Verlange ich nun aber, daß er mir für das Hauptwort einen Ersatz stelle, der den »Grundstoff« enthält, den »Keim«, das »Ding«, und dabei auch noch die »Naturgewalt«, auf die es mir ankommt, so wird er in Verlegenheit geraten; weil diese Vereinigung sich nicht in der Sprachretorte herstellen läßt, sondern ausschließlich auf natürlichem Sprachboden erwachsen kann. Und in diesem natürlichen Wuchs heißt sie eben: »Element« und nicht anders.

Illusion. Wir notieren auf den Spuren unsrer besten Entwelscher: Täuschung, Verblendung, Wahnbild, (schöner) Wahn, eitle Hoffnung, Einbildung, (falsche) Vorstellung; und Ähnliches, ja Gleichlautendes findet sich auf dem Spektralband, wenn sie die Begriffe Fiktion, Halluzination, Phantom, Vision, Ideal, Imagination durch ihr Deutschprisma zerlegen. Wahn, überall Wahn! wie Hans Sachs in den Meistersingern ausruft. Daß die Wissenschaft jedem der Ausdrücke Selbständigkeitswerte zuweist, davon ist in diesen Zerlegungen nichts zu merken; und ebensowenig, daß bei aller »Einbildung«, »Täuschung«, allem »Wahn« zum Trotz in der Illusion wie im Imaginären positive Wirkungen stecken; gerade das Gegenteil heben die Übersetzungen hervor, indem sie in der Verlängerung des Spektralbandes ausdrücklich eintragen: »ohne Wirkung, wirkungslos, vergeblich, hinfällig.« So verwandelt sich der »imaginäre Wert« in einen »unmöglichen Wert«, und nichts bleibt übrig für die Feststellung, daß neben dieser Unmöglichkeit für das Imaginäre eine vielfältige Möglichkeit, ja Notwendigkeit besteht, wie jedem Mathematiker geläufig ist. Daneben finden wir »bildlichen Wert« als gänzlich nichtssagende Umschreibung, da in der Mathematik nicht nur der Imaginär-Ausdruck, sondern sämtliche Bezeichnungen bildlichen Wert besitzen. Und so liefert jenes Deutschprisma bei Zerlegung der »Illusion« zwar vorhandene Bestandteile, aber mit Unterdrückung einer Hauptsache, nämlich der lebendigen Wirkung, die der Illusion eignet.

Ich zitiere aus einem vortrefflichen Philosophiewerk (»Der Sinn des Daseins« von L. Stein): »Die großen Ideale des Menschengeschlechtes, als da sind: Heiligkeit, Seelengröße, Gesinnungsvornehmheit, Ehre, Nachruhm, Liebe, Patriotismus, Nationalismus, Weltmacht, . . . – alle diese Granden im Reiche menschlicher Idealbildungen haben von der Pike auf gedient, das heißt, ihre Begriffskarriere ganz bescheiden als Illusions-Proletarier begonnen.« Die schöne Begründung des schönen Satzes findet sich in der Urschrift. Sie zeigt uns die großen, unersetzlichen Lebenswerte, die sich mit dem Wort und Begriff »Illusion« verknüpfen, und die sofort abgestreift werden, sobald man dem Wahn, der Einbildung, der Wirkungslosigkeit gestattet, in die Übersetzung hineinzupfuschen.

Klassiker: Und »Feindschaft sei zwischen euch«, nämlich zwischen dem Klassiker und dem, der ihn übersetzen will. Will er denn wirklich? Ach, wie gerne würde er sich um die Aufgabe drücken, deren Unmöglichkeit ihm ja klar vor Augen steht und an die er nur in der Zwangsläufigkeit der Bewegung gerät. Wenn irgendwo, so muß er hier zum Verräter am Worte werden: traduttore – traditore! In die Unkosten längerer Beweise braucht man sich kaum zu stürzen, die bloße Nebeneinanderstellung müßte genügen; wir finden da wörtlich und übereinstimmend: Klassiker: »Meister- oder Musterschriftsteller, Dichter usw., solcher ersten Ranges.« Und wo bleibt da die bestimmte Erinnerung an Athen, an Rom, an Florenz, an Weimar? wo bleibt der literaturgeschichtlich feststehende Gegensatz zum Romantiker? was fange ich an, wenn mir der Frühklassiker mit dem Spätromantiker ins Satzgehege kommt? Also schlagen wir die Übersetzungen zu »Romantiker« auf, um den Gegensatz im »reinen« Wort aufzuspüren. Der weise Sarrazin schweigt sich aus, er rettet seine Seele, indem er die Schwierigkeiten einfach überspringt. Im Hilfsbuch von Düsel lesen wir: romantisch: (auch:) wildschaurig, dämmerhaft, unklar, nebelhaft, unglaubwürdig, abenteuerlich. Das eingeklammerte »auch« spricht Bände; und Bände der Literatur sind auch erforderlich, um das auseinanderzusetzen, was wir klar und allgemeinverständlich in den Ausdruck »Romantiker« hineinlegen. Alle Welt weiß, was damit gemeint ist, und alle Welt müßte dem ins Gesicht lachen, der die weltgültige Abkürzung schulmeisterlich entzweiwalzt. Klassiker und Romantiker sind Wortkristalle von Edelsteinwert; an Stelle dieser Kristalle bietet uns der scholastische Wortklauber Schwämme, Mollusken. Schlegel, Tieck, Uhland, Novalis, Eichendorff – Chopin und Robert Schumann hören auf, Romantiker zu sein und werden »Wildschaurige«, »Dämmerhafte«, »Unglaubwürdige«. Aber Meister ersten Ranges bleiben sie doch trotzdem, also doch wieder »Klassiker«? Es ist nicht auszudenken, man kann die Vermanschung unmöglich weiter treiben. – Und nur nebenbei: die strenge Wissenschaft würde sich für solche Sprachhilfe mit einem Fußtritt bedanken. Sie redet im Sinne der Physik z. B. von der »klassischen Mechanik«; beabsichtigt dabei aber keineswegs, diese als »meisterhafter«, als »musterhafter« hinzustellen, als die neuere (elektrodynamische, relativistische) Mechanik. Was sie will, ist der jedem Höhergebildeten sofort verständliche Hinweis auf die »Klassiker« ihres Faches, auf Galilei, Huyghens, Newton usw.; was sie will, ist die geschichtliche Zuordnung, ihrer Weltbedeutung gemäß, dieser Klassiker zu den anderen Klassikern der Weltgeschichte. Der Wortkristall »Klassiker« besitzt genügend viel Glanzflächen, um all dies und noch viel mehr wiederzustrahlen; die Wissenschaft, wie ihre Schwester, die Kunst, wird sich dafür keinen stumpfen Holzkloben oder ein breiiges Gemengsel aufschwatzen lassen.

Lyrik: Still und verschämt schleichen die Hilfsbücher um den Ausdruck herum. Sie fühlen wohl, daß da ehrlicherweise nichts zu holen ist. Mit einem schüchternen Hinweis auf Leier und Lied gehen sie der Schwierigkeit aus dem Wege. Bei Duden heißt es: lyrisch: Zur Leier singbar; der persönlichen Stimmung Ausdruck gebend; liedartig; dazu: Lyriker: »lyrischer Dichter.« Das wird annähernd stimmen, wie es überhaupt am besten stimmt, wenn man das eingebürgerte Fremdwort ungeschoren läßt. Denn was finge man sonst mit der »lyrischen Oper« an, mit einem »lyrischen Tenor«, mit der Lyrik einer Mondnacht, mit dem lyrischen Gehalt einer Dichtung? In der Odyssee, also in einem Epos, wirkt so manches, wie die Begegnung mit Nausikaa, echt lyrisch. Wird es darum liedförmig? müssen wir eine Leier herbeiholen, um uns die Lyrik der Szene zu vergegenwärtigen? Freilich, der Unentwegte wird mit irgendwelcher teutschklingenden Neubildung Rat schaffen; er wird aus dem reichen Bezug des längst heimischen Fremdwortes eine einzelne Saite herauszupfen und auf ihr seine eintönige Melodie spielen; wie ihm ja auch im »Drama«, im »Dramatischen« nur das Handlungsreiche, das lebhaft Bewegte zum Bewußtsein kommt, nicht aber das innerlich künstlerische, das dem dramatischen eine ganz andere Stellung zuweist, als der lebhaftesten Bewegung der unkünstlerischen Wirklichkeit. Da sich aber diese Unentwegten so gern auf Lessing berufen, darf man neugierig sein, wie sie dessen Hamburgische »Dramaturgie« in Zukunft zitieren und benamsen werden.

Politik. »Staatskunst, Regierungskunst, Staatswissenschaft, Steuerkunst, öffentliche Angelegenheiten, Staatsfragen, Staats- oder Welthandel; die Zeitforderungen; Weltklugheit, Schlauheit, feine Berechnung, Absicht, Ziel; Arbeit, Wirtschaft«, – so liest man's und mag zugeben: jedes einzelne ist richtig, gehört zur Politik, und alle zusammen werden ja wohl ungefähr dem Begriff gerecht werden. Wozu aber dann die Zerfaserung, die Aufdröselung? Nehmen wir ein Vergleichsbeispiel. Aus dem Wort »Spektralanalyse« kann ich herausziehen, begrifflich auslaugen: Lichtbetrachtung, Lichtbandforschung, Lichtlinienvergleichung, chemisches-physikalisches Verfahren, Methode nach Kirchhoff und Bunsen, und noch viele andere Einzelheiten, die in sich nicht falsche Teilumschreibungen ergeben, aber keine Übersetzung; weil eben erst die Gesamtsumme den vollen Begriff ergibt, der eindeutig und unübertragbar uns als »Spektralanalyse« bekannt ist. Bei der »Politik« liegt die Sache noch viel einfacher, weil sie nicht nur gelegentlich, sondern ohne Unterlaß in unser Denken und Leben eingreift. Wer ließe sich da, bei der unendlichen Vielfältigkeit der »politischen« Beziehungen, eine Umschreibung, Zerteilung, Auflockerung gefallen? Ob einer Freude daran erlebt oder Weh, – auch das »garstig Lied« soll ein »politisch Lied« bleiben und nicht ein staatswissenschaftlich oder steuerkünstlich oder weltklug Lied werden.

Experiment: Der »Versuch«. Ein Forscher stellt einen »Versuch« an, er betätigt sich damit auf dem Gebiet der Experimental-Physik, der Versuchs-Physik oder richtiger, der Versuchs-Naturkunde, und zwar als Experimentator, als »Versucher«. Man merkt schon, wie die Sache, die richtig auf den Beinen stand, anfängt zu humpeln. Über die Kunst des Versuchens schreibt der nämliche Forscher alsdann für eine Monatsschrift einen »Essay«; das darf er nicht, denn der Schulmeister kommt ihm dazwischen und belehrt ihn darüber, daß Essay auf gut deutsch »der Versuch« heiße. Er soll also in der Monatsschrift nicht als Essayist auftreten, sondern wiederum als Versucher. Der Forscher wendet ein, daß er weder als Experimentator noch als Schriftsteller irgend etwas »versucht«, sondern Dinge mit ganz festem, vorher bestimmbarem Ausgang aufgestellt habe. Was einstmals, vielleicht bei Torricelli oder Arago, ein Versuch, eine Probe gewesen sei, wäre bei ihm eine vollkommen sichere, durchaus nicht mehr zweifelhafte Wiederholung gewesen; nur eine Erfahrungstatsache habe er hinstellen wollen, mit Mitteln, die der Franzose zweckentsprechend und zusammenfassend als »expérience« bezeichnet. Und in seiner Abhandlung habe er dies dargestellt, ebenfalls nicht versuchsweise, nicht tastend, sondern zielsicher. Nutzt ihm nichts; gegen Herrn Fex zieht er den Kürzeren, und um des lieben Friedens willen fügt er sich in die Rolle des »Versuchers«, mag ihm auch sein besseres Sprachgewissen zurufen: Der »Versuch ist strafbar«!

Parlament: »Landtag, Reichstag, Volksvertretung, Kammer, die Abgeordneten« usw. Sehr schön und brauchbar, wo es sich um einen einfachen Bericht aus den Volkshäusern handelt und wo nichts anderes bezeichnet werden soll als die festumschriebene Sache. Nun hat aber »Parlament« – und kein anderer Ausdruck außer diesem – außerdem noch die verfassungsrechtliche Bedeutung der Einrichtung in sich aufgenommen, das innerlich wirkende nach politischer Kräfteverteilung, die Strebungen im Sinne der Macht, kurz die Entwicklung des »Parlamentarismus«, die man erklären, aber durch kein Kunstmittel ersetzen kann; weil jeder Ersatz auf einen Gleichlaut, auf eine Tautologie auslaufen müßte. Man nähme denn die Zuflucht zu sprachlichen Mammutgebilden: Volksvertretungsherrschaft, volkshäuslerische Übermächtigkeit; und selbst damit käme man noch nicht aus beim »Parlamentarischen System« und bei »Parlamentarisieren«. Der Zielpunkt des Ausdruckes bleibt die Regierungsform, bei der das Schwergewicht und die Entscheidung im Parlament ruht, wobei das Parlament nicht als ein Gebäude, nicht als eine Summe von Abgeordneten aufgefaßt wird, sondern als der in beauftragten Personen verkörperte Volkswille. Und für diese unvermeidbare Länglichkeit gibt es nur eine einzige verständliche Abkürzung: Parlamentarismus. Wer diesen befördert, der parlamentarisiert. Oder sollten wir dafür sagen: »er vervolkshäusert«, oder »er regierungskammert«, oder »er verabgeordnet«, oder »er volkswillkräftigt«? Vielleicht erleben wir's noch, denn das Gebiet des Sprach-Ulkes für die tiftelnden Erfinder ist unermeßlich.

Problem: Wie der Sprachverkünstler einzelne Begriffswurzeln herausreißt, den Teil als das Ganze vorspiegelt, so täuscht er auch in umgekehrtem Sinne, wenn er auseinanderliegendes zusammenwirft und Dinge aus verschiedenen Betrachtungsflächen in eine einzige zusammenschmuggelt. Das »Problem« wird ihm zur »Aufgabe«, zur lösbaren oder unlösbaren, gleich allen anderen Aufgaben, die Schule oder Werktag an den Menschen stellen. Man kann sich durch diese Betrachtungsart mancherlei im Leben erleichtern; z. B. der Elefant ist ganz bestimmt ein Rüsseltier, und die Fliege ist auch eins. Man kann also im Dschungel mit Stahlgeschossen und ebenso an der Stubenwand mit der Lederklatsche auf Rüsseltiere Jagd machen, und kein Zoologe dürfte sich dieser Vereinheitlichung widersetzen. Nichtsdestoweniger wissen wir, daß der Elefant nach Größe und Rang etwas anderes bedeutet, als die Fliege, und so kann es uns auch zum Bewußtsein kommen, daß ein Problem nicht schlechtweg in die Ebene der gemeinen Aufgaben hineingehört. Der Tertianer, der den Pythagoreischen Lehrsatz an der Tafel beweisen soll, steht vor einer Aufgabe, unter Umständen vor einer unlösbaren. Als aber Pythagoras sich anschickte, den Lehrsatz aufzustellen und zu beweisen, stand er vor einem Problem. Soll ich alle Rüsseltiere der Naturgeschichte aufzählen und hinschreiben, so blüht mir eine Aufgabe; habe ich aber die Natur des Rüssels morphologisch zu entwickeln, so gerate ich an ein Problem. Ein Schachproblem ist zunächst nichts weiter als eine Schachaufgabe. Hier findet Deckung statt. Tritt indes die Frage auf, ob die Anzahl der Schachprobleme endlich sei oder unendlich, so liegt schon in der Formulierung der Frage etwas jenseits der Aufgabe, nämlich ein Problem. Eine Aufgabe bewältige ich, wenn ich auf verkehrte, mißglückte oder unzureichende Verdeutschungen der landläufigen Handbücher eingehe; wenn ich mir aber einen Geisteszustand vergegenwärtigen will, in welchem das »Problem« restlos nichts anderes auslöst als eine Aufgabe, so gerate ich an ein Problem, und wie ich hinzufüge, an ein unlösbares. Damit hängt es auch zusammen, daß die Verkünstler in der Übertragung von »problematisch« fast durchweg die »Aufgabe« fallen lassen; sie sagen: – zweifelhaft, unentschieden, fragwürdig, dunkel, noch zu lösen; weil sie sich eben bei aller Flachdenkerei dunkel des Umstandes bewußt sind, daß das »Zweifelhafte« im »Problematischen« nicht unbedingt auf eine »Aufgabe« zurückgeht, sondern bisweilen doch auf ein Problem, das einer anderen Denkordnung angehört.

Phantasie: Die Erörterung über diesen Ausdruck könnte sich zum Teil mit den bei »Illusion« aufgestellten berühren. Aber die Phantasie beansprucht auch eine Sonderstellung, da sie nicht nur als etwas planlos schweifendes gedacht wird, sondern oft als ein fertig abgeschlossenes, zumal künstlerisch vollendetes uns entgegentritt. Der Dichter verfaßt eine Phantasie an die Geliebte, an den Mond; die Illusion, das Visionäre, Traumhafte spielt dabei eine Rolle, und er weiß das. Aber wie soll er das fertige, in Niederschrift oder Druck vorhandene Kunstgebilde nennen? Einfach Dichtung oder Ode? Das genügt ihm nicht, denn er will die phantastische Dichtung betonen. Er wird also auf die stelzbeinige Übersetzung gedrängt: »Einbildungsdichtung«, »in Gedanken umherirrende Dichtung« – oder vielleicht »Traumbild«, wie ihm die Übersetzer vorschlagen? Das mußte er schon aus Gründen des Sprachgefühls verwerfen, denn »Traumbild an den Mond« ist grammatisch falsch. Schumann schrieb die C-Dur-Fantasie, Chopin die Fantasie in F-Moll; fertig ausgewachsene Stücke, von der Einbildungskraft erzeugte, das versteht sich von selbst. Wie es sich von selbst versteht, daß sämtliche Werke jener Meister aus der Einbildungskraft erwuchsen. Nur daß ihre Fantasien noch etwas besonderes aufzeigen; eben jenes gesteigert Fantastische, das in der ganzen Welt Kurs hat, außer im Kreise der Beschränkten, denen alles Weltgültige zuwider ist. Wer dem mit erweitertem Bewußtsein Denkenden für Phantasie, allgemein genommen, »Einbildungskraft« aufzwingen will, rennt zudem gegen festgegründete Erinnerungen:

Alles wiederholt sich nur im Leben,
Ewig jung bleibt nur die – »Einbildungskraft«
(Was sich nie und nirgend hat begeben,
Das allein – ist ewig dauerhaft) . . .

steigt im Gedächtnis auf, als unmögliches Gebilde, wie eine dem Überbrettl entlaufene parodistische Verballhornung. Dieser zum Trotz lassen wir uns die »Phantasie« als ein unantastbares Heiligtum leuchten, als ein Vorzugswort der Klassiker von Weimar, die schon in ihren Xenien die anmutige Frage aufwarfen:

»Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern,
Nun so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht!«

 


 


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