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Ich saß eines Tages auf einer der weißen Klippen, die eine natürliche Festung um das stolze Albion bilden. Die Wellen des Ozeans brachen sich zu meinen Füßen gegen die Felsen dieses Landes der Freiheit und – des Exils für mich sowohl wie für so viele andere. Ich dachte an mein Vaterland drüben, jenseits der Wogen, an den bittern und schmerzlichen Kampf, durch den ich hindurchgegangen war, weil ich mein Leben meinen Überzeugungen gemäß hatte gestalten wollen. Ich dachte auch an den Tag, an dem die Emanzipation der Frau eine vollendete Tatsache sein wird; an dem sie ohne Widerspruch dasselbe Recht zur Entfaltung aller Fähigkeiten durch Unterricht und Studium haben wird wie der Mann; an dem sie gleich sein wird mit ihm vor dem Gesetz und befreit von dem Joch der Unwissenheit, des Aberglaubens, der Frivolität und der Mode.
Da kam mir der Gedanke, die Erinnerungen meines Lebens aufzuschreiben; ein bescheidenes Gemälde einer jener Existenzen unbekannter Pfadfinder, die den Weg noch in den Schatten der Nacht suchen, wenn eine neue Idee sich Bahn brechen will in der Geschichte, und die, wenn sie nicht als Narren oder Verbrecher behandelt werden, für Idealisten gelten, die Unmögliches verlangen. Ich beschloß, diese Erinnerungen den glücklicheren Schwestern zu weihen, die, wenn der Tag gekommen sein wird, sich in der freien Luft eines anerkannten Rechts werden entwickeln können. Vielleicht können sie diejenigen, die noch zweifeln oder zögern, ermutigen, oder wenigstens den andern ihr Glück noch fühlbarer machen.
Dieser Tag scheint mir jetzt zu kommen. Die Idee der Emanzipation der Frau erwacht von allen Seiten mit solcher Gewalt, daß sie nichts hinfort mehr wird unterdrücken können. Sie hat unter den Männern großmütige Verteidiger gefunden – viele ausgezeichnete Frauen arbeiten an ihrer Verwirklichung. Diese sind es vorzüglich, denen ich die nachstehenden Blätter als Zeichen meiner lebhaftesten Sympathie widme.
Bald am Ende meiner Laufbahn angelangt, sehe ich auf diese persönlichen Erlebnisse schon wie von einem andern Planeten herab, aber ich möchte sie noch im Dienste des gemeinsamen Zieles verwenden. Mein Name ist dabei überflüssig, wenn ich nur die Hoffnung mit in das Grab nehme, daß die Frau aufhören wird, ein Götzenbild, eine Puppe oder eine Sklavin zu sein, und daß sie, als ein bewußtes und freies Wesen, im Verein mit dem Manne an der Vervollkommnung des Lebens in der Familie, der Gesellschaft, dem Staat, in Wissenschaften und Künsten – kurz, an der Verwirklichung des Ideals im Leben der Menschheit arbeiten wird.
Als vor mehreren Jahren der, aus nun unwesentlich gewordenen Gründen in französischer Sprache geschriebene, erste Band dieser Erinnerungen veröffentlicht wurde, geschah es fast gegen meinen Willen. Freunde bemächtigten sich des Manuskripts und beförderten es zum Druck. Das Buch wurde über mein Erwarten freundlich aufgenommen und brachte mir sowohl von den Seiten, wo ich es am meisten ersehnte, als wie auch aus der unbekannten Menge teure Grüße der Sympathie. Zugleich erging die Aufforderung an mich, noch Ferneres zu berichten.
Ich schwankte lange, ob ich dies tun solle, denn einesteils lag diese Vergangenheit noch nicht so fern, wie jene Jugendzeit, der ich schon ganz objektiv gegenüberstand, andernteils aber schien es mir auch gewagt, noch ferner von mir zu erzählen, da mein Leben nun immer weniger mit jenen öffentlichen Ereignissen in Zusammenhang kam, deren Darstellung auf ein allgemeines Interesse Ansprüche machen durfte. Dann aber fiel mir ein, daß es dafür in Beziehungen zu Persönlichkeiten trat, die es umsomehr verdienen, daß die Freundschaft ihnen gerechte Kränze der Erinnerung flicht, als die große Welle der Ereignisse ihr Andenken schon beinah hinweggespült hat, und als ihr Streben in der Beleuchtung neuer geschichtlicher Phasen von vielen verkannt, von den meisten unterschätzt wird. Das bestimmte mich, den Versuch zu wagen.
Ich meine die politischen Flüchtlinge vom Jahr 1848. Sie waren die Pioniere von Ideen, für die die Zeit noch nicht reif war; deshalb wurde ihrem Streben der Erfolg nicht; deshalb gingen sie in ihrem Idealismus weit über die Grenze hinaus, die die Beschränktheit der historischen Entwicklung der Verwirklichung großer Ideen steckt, und deshalb konnten sie auch die rechten Mittel nicht finden, die im gegebenen Augenblick dem praktischen Reformator wie von selbst in die Hand fallen. Aber sie verdienen darum nicht minder eine ehrende und dankbare Erinnerung in den Herzen derer, für die sie kämpften und – litten. Ja, sie haben gelitten, alle und schwer! Sie waren die Kämpfer für ein Ideal, sie »hatten's gewagt« und Gut und Blut daran gesetzt, und solchen reicht das Schicksal als Vergeltung viel öfter die Dornenkrone als den Lorbeer.
Als ich, auch eine Geächtete, damals die deutsche Erde verließ, da gelobte ich mir, ich wolle mein Vaterland nicht eher wiedersehn, als bis es zu einem neuen, des deutschen Geistes würdigeren Leben erstanden sei. Ich trank den Kelch des Exils auch in all seiner Bitterkeit, in langer, vergeblicher Erwartung dieser Zeit. Endlich tagte es. Das Geschick schenkte Deutschland einen jener großartigen Menschen, wie sie zu Lenkern von Staaten berufen sind, die mit starker Hand in das Rad der Geschichte greifen und es zwingen, nach ihren kühnen Plänen, nach ihrem weltüberschauenden Blick zu gehen. Er konnte, was jene von 48 nicht gekonnt. Deutschland muß seinem Sterne danken, daß er ihm diesen großen Staatsmann gab, der es dazu geführt hat, das Achtung gebietende Zentrum von Europa zu sein. An Deutschland ist es nun, sich dieser großen Stellung wert zu zeigen, damit es ihm nicht gehe wie dem Schäfer, den sein Geschick die Wunderblume finden ließ, die ihm den schätzereichen Berg der deutschen Sage aufschloß, der aber, berauscht vom Anblick all der funkelnden Reichtümer, die warnende Stimme nicht mehr verstand, die ihm zurief: »Vergiß das Beste nicht!«
Ja, deutsches Volk, vergiß das Beste nicht: deinen ureigensten Geist, wie er sich dir in deinen Genien, in deinen großen Geistern spiegelt. Die großartige Form, die ein gewaltiger Mensch dir schuf, würde dir zum Unglück, wenn du sie nicht auch mit dem höchsten Inhalt fülltest, wenn du deine heilige Kulturaufgabe, dein Bestes, vergäßest. Deine Genien zeigen dir den Weg. Um sie schare dich, ihnen horche und gehorche, denn in ihnen ehrst du die ideale Vollendung deiner selbst.
Dann halte aber auch das Andenken jener wert, welchem Volke sie auch angehörten, die mit dem Kampf für politische Freiheit ein hohes, weitgreifendes Ideal verbanden und zum Lohn dafür nun schon meist auf fremder Erde im Grabe der Verbannung ruhn. Ihre Aufgabe ist zu Ende.
Die Zeit der politischen Revolutionen ist vorbei. Wenigstens würden sie jetzt nur von seiten der Reaktion kommen. Jene waren zum Teil Träumer, aber sie hatten den Mut, alles für ihr Ideal zu opfern, und darum Ehre ihrem Andenken, zumal in einer Zeit, wo die materiellen Interessen so viel Macht über die Menschen gewinnen!
In ihrem Namen denn sei es diesen Blättern erlaubt, in die Öffentlichkeit zu treten.
Geschrieben in der »Herberge der Gerechtigkeit«, der Ebernburg im Nahetal, wo auch einst ein Kreis von jenen weilte, »die ihr Jahrhundert von sich stieß«.
Den 2. Juli 1875.
Die Verfasserin.
Und abermals soll ich diesem Buch ein begleitendes Wort mitgeben auf die Wanderung zu der unbekannten Menge, in der es sich seine Freunde suchen soll und sicher auch seine Feinde treffen wird?
Es ist eine eigene Empfindung, mit der man so ein Buch von sich scheiden sieht, gerade wie wenn man einen Freund hinausziehen läßt in die Welt und sich nun fragen muß: Was wird ihm, der dir so nahe stand, der einen Teil deiner selbst mit fortträgt, der dich ganz kannte und dem du völlig vertrautest, begegnen? Wird man ihn recht verstehen, ihm liebevoll entgegenkommen oder ihn zurückstoßen und anfeinden? – Es bleibt in dem einen und anderen Fall eben nichts übrig, als dem Schicksal seinen Lauf zu lassen. Das Buch muß seinen Weg machen so gut wie der Mensch; wohnt beiden ein wirklicher Wert inne, sind sie voll Wahrhaftigkeit und reiner Gesinnung, so dürfen sie hoffen, bei den Guten wohl aufgenommen zu werden und, was noch mehr ist, Gutes zu wirken. Sind sie nichtig und hohl, fehlt ihnen die Redlichkeit, aus der allein alles Gute und Schöne seine Weihe empfängt, so mögen sie untergehen. Wer, sei es Mensch oder Buch, mit seiner Existenz nicht einem höheren ethischen Zweck dient, wer nichts anderes sucht als seinen eignen Vorteil oder Ruhm, der falle der Vernichtung anheim, die gottlob, sei es auch erst nach einem glänzenden Lügenleben, alles erwartet, was den Blick nicht über die ephemere Bedeutung der Persönlichkeit hinaus auf ewige Ziele richtete. Frage ich mich nun: hatte dieses Buch einen ethischen Zweck und war das Persönliche darin nur gleichsam der Rahmen, der dazu diente, jenen einzufassen? so darf ich freudig sagen: ja. Und er wird immer vorherrschender, je mehr das Leben sich seinem letzten Abschluß nähert, je mehr die persönliche Vergangenheit nur noch, einem fernen Traumbild auf der unbewegten Fläche eines klaren Sees ähnlich, im weltentrückten Frieden des Gemüts sich spiegelt.
Ihm allein gilt also die Frage: Soll dieses Buch noch einmal seine Wanderschaft beginnen? – Wäre er vollständig erreicht, ließe sich nichts mehr in Beziehung darauf erinnern, so würde ich sagen: Nein, wozu? Es hat seine Aufgabe erfüllt, wenn es auch nur ein kleines Teil zu dessen Verwirklichung beigetragen hat. Leider aber ist jener Zweck, die Förderung der wahren Emanzipation der Frau, noch weit von seiner vollständigen Durchführung entfernt. Die Frage hat im allgemeinen Fortschritte gemacht; es öffnen sich immer mehr Wege zur Tätigkeit und damit zur ökonomischen Unabhängigkeit der Frauen: Man gesteht ihnen das Recht zu, sich lernend und ausübend auf Gebiete zu wagen, wo der Mann bis jetzt Alleinherrscher war; Mädchen und Frauen, von edlem Wissensdrang beseelt, ziehen ihre geistige Entwicklung jedem andern Erdenglück vor und erkaufen sie oft mit schweren Opfern. Aber dennoch fehlte noch viel. Zunächst ist die bürgerliche Gleichstellung der Frau mit dem Mann noch lange nicht ganz erreicht. Noch immer hört man dagegen den Einwand, daß es nicht wünschenswert sei, die Frau im öffentlichen Leben, in Parlamenten, Gerichtssälen usw. tätig zu sehen. Es ist schon öfter treffend darauf geantwortet worden. Wer möchte wohl wünschen, daß das Weib Unweibliches tue, sich einer Aufgabe unterziehe, um die man auch den Mann nicht beneidet? Und doch verlangt die Gerechtigkeit, daß für ein jedes menschliche Wesen die Freiheit da sei, alles werden zu können, wozu Natur und Befähigung treiben. So gut es ausgezeichnete Herrscherinnen gegeben hat, so gut kann es auch ausgezeichnete weibliche Deputierte oder weise Richterinnen geben, und warum sollte das unweiblicher sein als wie Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin und dergl. zu werden? Hat doch schon Shakespeare einer seiner schönsten Frauengestalten, der edlen Porzia, die echt weibliche Feinheit des Gefühls und zugleich des Urteils zuerkannt, durch die sie alle Weisheit der Richter beschämt und dem Antonio das Leben rettet. Und wenn man mit Recht die Frauen bewahren möchte vor der Berührung mit Roheit und Gewalt, vor der Teilnahme an heftiger Diskussion und widrigem Streit, so sollte man sie doch auch wieder gerade zulassen, wo es zu mildern, zu versöhnen und zu veredeln gibt, wo es eine unberechenbar wohltätige Wirkung haben könnte, die Zartheit der Sitte hinzubringen. Doch wird ja diese Art von Teilnahme am öffentlichen Leben immer nur Ausnahmen vorbehalten bleiben, aber die Freiheit muß da sein, sie auszuüben, wenn die Befähigung dahin treibt.
Daß die Frau vor dem Gesetz mit dem Mann völlig gleichgestellt werden müsse, ist schon zu oft gesagt, als daß es hier ausführlich wiederholt werden müßte. Sie ist ebensogut Staatsbürger wie der Mann; sie hat die wichtigste Aufgabe für den Staat zu erfüllen: ihm Bürger zu geben und zu erziehen und hat ein heiliges Anrecht, in ihren Interessen geschützt und unabhängig zu sein, gleich dem Mann. Es ist dies eine einfache Frage der vernünftig fortschreitenden Zivilisation und muß überall gelöst werden, wo sie es noch nicht ist.
Aber wichtiger noch als diese äußeren Bedingungen der Frauen-Emanzipation sind die inneren, die sich zusammenfassen in dem einen Wort: Bildung. Was ist denn wahre Bildung? Ist es die Anhäufung von Wissen auf den verschiedenen Gebieten der Forschung? Ist es die Beherrschung einer Spezialität? Ist es die formelle Ausübung religiöser Pflichten? Ist es die gesellige Liebenswürdigkeit der Salondame oder die wirtschaftliche Tätigkeit der »guten Hausfrau«?
Nein, meine jungen bekannten und unbekannten Freundinnen (denn an euch richte ich, wie immer, hauptsächlich meine Worte): Bildung im höheren Sinn ist weder bloßes Wissen, noch eine einzelne, besonders entwickelte Fähigkeit, noch die vollendete Beobachtung kirchlicher und weltlicher Formen, noch das Aufgehen in den Beschäftigungen des materiellen Lebens. Sie ist vielmehr die ethische Durchdringung des ganzen Wesens, die Zentralsonne, von der nach allen Richtungen die Strahlen ausgehen, der Brennpunkt, in dem sich alles Denken, Fühlen, Tun zusammenfindet. Sagt doch schon der Apostel: »Wenn ich mit Menschen- und Engelzungen redete, wenn ich alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis, und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.«
Die bloße Anhäufung von erlernten Dingen ist nicht Weisheit. Ein junges Mädchen klagte mir kürzlich über das Mißverhältnis zwischen der Masse des mit Notwendigkeit zu Wissenden und der Kürze der Lebenszeit und meinte: die Naturwissenschaften müsse man doch kennen, die neuesten Literaturerzeugnisse der Hauptländer Europas auch, die Kenntnis der alten Sprachen sei unumgänglich nötig usw. – Ich mußte lächeln über diese Universalität. Was heißt das: die Naturwissenschaften kennen, wenn ein einziger Zweig derselben das Leben eines Menschen vollkommen ausfüllt? Nein, so sehr ich gründlichen Unterricht und ernstes Studium für die Frauen befürworte, so sehr möchte ich warnen vor der Übertreibung, die hier wie überall dem wahren Wesen des zu erreichenden Zieles schadet. Man lasse um des Himmels willen nicht den Durst nach Wissen zur Modesache, zur Affektation werden. Wehe, wenn man anfängt, mit dem Heiligen zu spielen. Es wäre besser dann, für immer unwissend zu bleiben. Also nicht auf die Masse des Angelernten kommt es an, sondern darauf: die Sinne zu schärfen zu eignen, lebendigen, gesunden Anschauungen, das Denkvermögen zu klarem, scharfem Begriff und Ausdruck zu entwickeln und die Phantasie mit hohen Vorbildern und Eindrücken zu erfüllen, kurz: selbstdenkende, prüfende, schöpferische Menschen zu erziehen.
In gleicher Weise soll es gewiß nicht gesagt sein, daß die Frauen über dem Streben nach größerer intellektueller Entwicklung die Pflicht vernachlässigen sollen, die den meisten unter ihnen vorzugsweise zugewiesen ist: die Verwaltung des häuslichen Lebens. Aber auch da sollen sie nicht bloß erfahrene Verwalterinnen, sondern Pflegerinnen der Ordnung und Anmut sein, durch die auch die einfachsten Bedingungen der häuslichen Existenz wohltuend gestaltet werden, und die Sorge für die materielle Seite des Lebens soll nicht mehr Platz beanspruchen als nötig ist; soll nicht so Gedanken und Zeit einnehmen, daß außer der guten Hausfrau nichts übrig bleibt als ein langweiliges, unästhetisches, in Küche und Kinderstube versauertes Wesen.
Wer wollte endlich es bekämpfen, wenn ein wirkliches, inniges Bedürfen die Frauen zu der Beobachtung der Formen des religiösen Kultus treibt? Nur muß auch dies nicht ein bloßes Sich-Abfinden mit dem Kirchgang und einer damit erfüllten äußeren Form sein, mit dem das übrige Dasein nichts zu schaffen hat und dem nur zu oft Lieblosigkeit und Härte im gewöhnlichen Leben auf das schnödeste widersprechen. Sagte es Christus doch schon der Frau am Brunnen: »Nicht auf dem Berge, nicht im Tempel, sondern im Geist und in der Wahrheit sollt ihr anbeten.«
Ja, das ist der Inbegriff der wahren Bildung: Alles im Geist und in der Wahrheit sein und tun, die Harmonie des ganzen Menschen, die Übereinstimmung zwischen Gesinnung und Tat, die Wahrhaftigkeit des Wesens und der Erscheinung. Und durch solche Bildung wird sich die wahre Emanzipation der Frau vollziehen, die ihr den hohen Platz sichert, der ihr im Leben der Menschheit zukommt. Wie Raffael in seinen himmlischen Gebilden des idealen Weibes Blumen zu dessen Füßen sprießen läßt, so sollen vor dem reinen Wirken der Frauen die Blumen der Schönheit und Güte, des Mitleids und der Weisheit aufblühen. Unser größter deutscher Dichter faßte es zusammen:
Edel sei der Mensch,
Hülfreich und gut! . . .
Unermüdet schaff' er
Das Nützliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild
Jener geahnten Wesen!
Und so möge denn dies Buch noch einmal hinausziehen und es versuchen, etwas zur Erreichung des besprochenen Zwecks zu tun. Und wenn es auch nur ein Herz gewönne, um im Geist und in der Wahrheit und somit in echter Bildung zu leben, so hätte es sich das Recht erworben, da zu sein.
Rom, im Dezember 1881.