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Der brave Ludwig war natürlich auch mit bei der Verfolgung des Wilddiebes gewesen. Er hatte Rodriganda kurz nach dem Oberförster erreicht und war leise eingetreten, um bei der Festnahme des Flüchtlings mit Hand anlegen zu können. Jetzt spitzte er die Ohren und fragte:
»Andreas? Donnerwetter! Am Ende zielt das auf mich dahier.« – »Wieso?« fragte Geierschnabel. – »Ich habe einen Bruder, der Andreas heißt.« – »Wo ist er jetzt?« – »Das weiß der Geier. Er ging in die weite Welt und hat niemals wieder etwas von sich hören lassen.« – »Was war er?« – »Brauer.« – »Und weshalb ging er fort?« – »Hm. Das war eigentlich eine recht dumme Liebesgeschichte dahier. Er wollte sie, und ich wollte sie, aber keiner kriegte sie dahier.« – »Schön, das stimmt. Wie heißen Sie?« – »Ludwig Straubenberger.« – »Und der Kleine André heißt eigentlich Andreas Straubenberger.«
Da schlug Ludwig die Hände zusammen und rief:
»Ist es möglich, ist es wahr?« – »Ja«, nickte Geierschnabel. – »Mein Bruder? Wirklich mein Bruder?« – »Natürlich.« – »Da sei dem Herrgott getrommelt und gepfiffen. Der Andreas lebt, mein Bruder lebt! Aber wo ist er denn jetzt?« – »Ja, das ist eben die Angelegenheit, in der ich komme. Wir wissen nicht, wo er steckt; wir müssen ihn suchen. Vorher aber muß ich noch andere Personen erwähnen, die ich in Fort Guadeloupe getroffen habe. Zunächst war da ein Jäger, der früher der Fürst des Felsens genannt wurde.« – »Wie hieß er?« fragte der Herzog. – »Doktor Sternau, ein Deutscher.« – »Mein Mann!« rief Rosa. – »Sind Sie die Gräfin Rosa de Rodriganda?« fragte Geierschnabel. – »Ja.« – »Gut, so war es allerdings Ihr Gemahl.« – »Aber, mein Gott, wie kam er nach diesem Fort? Woher kam er, und was hat er dort getan, anstatt die Heimat aufzusuchen?« – »Das werden Sie hören. Vorher aber muß ich noch einige andere Personen erwähnen, die vorhanden waren.« – »War ein gewisser Mariano dabei?« fragte Rosa schnell. – »Ja.« – »Ein Helmers?« – »Sogar zwei.« – »Wer noch?« – »Zwei Indianerhäuptlinge.« – »Die sind uns gleichgültig.« – »Sie werden Ihnen aber nicht gleichgültig bleiben. Sodann war eine Señorita Emma da.« – »Die Tochter des Hazienderos, die auch verschwunden war?« – »Ja.« – »Eine gewisse Karja.« – »Die Indianerin?« – »Sie war eine Tochter der Mixtekas. Ferner war da ein spanischer Gärtner, den Sie vielleicht kennen, namens Bernardo Mendosa.« – »Der Name kommt mir allerdings bekannt vor. Wo war dieser Gärtner her?« – »Er war aus Manresa.« – »Aus Manresa in Spanien? Das ist ja in der Nähe von Rodriganda.« – »Allerdings. Dieser Mann hat sogar auf Schloß Rodriganda als Gärtner gearbeitet. Aber weil er verschiedenes gesehen und beobachtet hat, so ist er von Cortejo auf ein Schiff gelockt und nach Afrika geschafft worden.« – »Welch eine Teufelei!« rief Kurt. »Was hat er denn beobachtet?« – »Das weiß ich leider nicht.« – »Nach welchem Ort brachte man ihn?« – »Ich weiß nur, daß er in Harrar gewesen ist. Und dort traf er auf einen Mann, den Sie alle kennen werden, auf den Grafen Ferdinando de Rodriganda.«
Dieser Name brachte die größte Aufregung hervor. Als dieselbe sich gelegt hatte, fragte Rosa:
»Haben Sie den Grafen gesehen?« – »Ja, mit diesen meinen Augen.« – »Welches Schicksal! Welches Zusammentreffen!« – »Ja. Sie sehen, daß so ein Scout doch zu etwas Besserem zu verwenden ist als zu zehn Jahren Zuchthaus.« – »Woher aber waren diese Personen alle gekommen?« – »Über den Ozean herüber, von einer wüsten Insel.« – »Wo sie so lange Jahre gefangen gewesen waren?« – »Ja.« – »Wo liegt diese Insel?« – »Ich weiß es nicht.« – »Wie heißt sie?« – »Man hat es mir nicht gesagt.« – »Was haben sie während dieser Zeit dort getrieben?« – »Ja, darüber muß man ausführlicher erzählen.« – »Und wie sind sie endlich befreit worden?« – »Ein deutscher Kapitän, namens Wagner, hat sie geholt.« – »Warum fuhren sie nicht direkt nach der Heimat?« – »Weil es vorher in Mexiko wichtige Dinge zu ordnen gab.« – »Aber was wollten sie auf dem Fort?« – »Sie wollten Juarez treffen, um unter dessen Schutz nach der Hacienda del Erina zu reisen.« – »Er gewährte ihnen seinen Schutz?« – »Natürlich, denn sie hatten ja auch ihm den ihrigen gewährt. Sie hatten ihm geholfen, das Fort gegen die Franzosen zu verteidigen.« – »Mein Gott. So haben sie gegen die Franzosen gekämpft und sich in Lebensgefahr begeben?« – »Natürlich! Das ist ja bei einem jeden Kampf der Fall.« – »Welche Unvorsichtigkeit! Wir haben sie so lange Jahre als tot betrauert, und nun sie gerettet sind, werfen sie ihr Leben wieder in die Waagschale, und zwar für eine Sache, die ihnen fremd sein muß.« – »Fremd? Da irren Sie sich.« – »Inwiefern? Was gehen uns die Franzosen an?« – »Was geht Sie der Teil der Herrschaft von Rodriganda an, der in Mexiko liegt?« – »Allerdings sehr viel.« – »Was geht Sie Pablo Cortejo an?« – »Er ist uns freilich höchst wichtig.« – »Er muß entlarvt werden. Die Herrschaften waren einmal in Mexiko und zogen also vor, das zu tun, was dort zu tun war, anstatt nach Europa zu gehen und dann wieder zurückzukehren.« – »Haben Sie Cortejo getroffen?« – »Hm. Ja und nein. Ich werde es Ihnen ausführlich erzählen.«
Geierschnabel erzählte nun alles, was von seinem ersten Erscheinen in Fort Guadeloupe bis zu dem Augenblick geschehen war, als er im Gefolge von Juarez auf der Hacienda del Erina eintraf. Er kannte zwar den Zusammenhang der Tatsachen und Persönlichkeiten nicht genau, aber die Kenntnis der Personen und Ereignisse ließ ihn den Zuhörern als einen wichtigen Mann erscheinen.
Ihre Augen hingen an seinem Munde. Sie hörten hier bedeutend mehr, als was sie aus Sternaus Brief hatten entnehmen können.
Rosas Gesicht glühte vor Freude zu wissen, daß der geliebte Mann noch am Leben sei und von allen seinen Bekannten so hoch geschätzt und geachtet werde. Sie hörte schweigend bis zum Ende und fragte dann:
»Aber warum bekamen wir bisher kein weiteres Lebenszeichen?« – »Das war nicht möglich, Señora«, antwortete Geierschnabel. »Die Herrschaften sind abermals spurlos verschwunden.« – »Verschwunden? Ich denke, sie befinden sich auf der Hazienda?« – »Leider nicht.« – »Aus welchem Grund?« – »Eigentlich klar bin ich mir darüber nicht geworden. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß Señor Sternau, Señor Helmers und die beiden Häuptlinge sich von uns trennten, um mit Hilfe der Mixtekas die Hazienda den Anhängern Cortejos zu entreißen ...« – »Das ist ihnen doch auch gelungen.« – »Allerdings. Das Heer des Präsidenten verstärkte sich ganz unerwartet, so daß wir anderen schneller, als wir gedacht hatten, nachfolgen konnten. Voran ritten Señor Helmers, Mariano und der Kleine André. Als wir anderen später ankamen, waren auch sie bereits fort.« – »Aber wohin?« – »Wer weiß es!« – »Man muß doch Nachforschungen angestellt haben!« – »Sie haben zu nichts geführt.« – »Hat Juarez nichts unternommen, sie zu finden?« – »Zunächst hat er glauben müssen, daß dies nicht notwendig sei. Und als er dann überzeugt war, daß es sich um einen neuen, großen Unfall handle, da war es leider bereits zu spät. Der einzige, der wirklich etwas tun konnte, bin ich gewesen.« – »Ah! Was haben Sie tun können?«
Geierschnabel zuckte die Achsel und antwortete:
»Wenig, sehr wenig!« – »Erzählen Sie! Rasch! Schnell!«
Die Anwesenden befanden sich natürlich in einer nicht geringen Aufregung. Der Amerikaner beeilte sich, ihnen die nötige Aufklärung zu geben.
»Juarez glaubte«, sagte er, »es handle sich um eine kurze Exkursion, von der die Vermißten bald zurückkehren würden. Als diese Rückkehr gar so lange auf sich warten ließ und der Präsident auch bereits weiter nach Süden gegangen war, wurde es dem Lord und Miß Lindsay angst. Der Lord wollte sich allerdings nicht von Juarez trennen, aber Miß Amy sagte, daß sie die Hazienda nicht eher verlassen werde, als bis Señor Mariano aufgefunden sei. Daraufhin begab ich mich auf die Suche.« – »Und was fanden Sie?« – »Zunächst muß ich erwähnen, daß die Tochter Cortejos entkommen war. Meine Forschungen ergaben, daß die Vermißten aufgebrochen waren, um dieses Frauenzimmer wieder zu fangen. Ich verfolgte ihre Spur bis Santa Jaga, weiter ging sie nicht.« – »So befinden sie sich noch dort?« – »O nein. Es lagen zu damaliger Zeit Franzosen dort, denen sie jedenfalls ausgewichen sind.« – »Oh, sie brauchten die Franzosen ja nicht zu fürchten.« – »Sie nicht, aber Cortejo, der sich nun bei seiner Tochter befand. Er mußte sich vor Santa Jaga hüten, und darum sind sie, die seiner Spur sicher folgten, auch gar nicht in den Ort gekommen.« – »Hat man keine Vermutungen?« – »Das Wahrscheinlichste ist, daß Cortejo sie in eine Falle gelockt hat.« – »Mein Gott! Wir müssen sie retten, wenn es noch möglich ist!« – »Deshalb komme ich. Als ich die Spur verloren hatte, kehrte ich zu dem Engländer zurück. Wir brachen sofort zu Juarez auf, und dieser war, nachdem er uns angehört hatte, der Meinung, daß Cortejo sich zum Panther des Südens geflüchtet habe und daß die Verfolger jedenfalls in die Hände dieses Parteigängers gefallen sind. Er sandte sofort einen Boten an den Panther. Derselbe ließ sagen, daß Cortejo nicht bei ihm sei. Dieser solle es überhaupt nicht wagen, wieder in seine Nähe zu kommen. Darum brach ich selbst zum Panther auf, um das Terrain zu sondieren. Es war ein gewagtes Unternehmen. Ich riskierte den Kopf und das Leben dabei, doch kam ich glücklich durch.« – »Und das Resultat?« – »War leider nicht befriedigend. Ich gewann die Überzeugung, daß weder Cortejo noch die Verschwundenen bei dem Panther zu finden seien.« – »Mein Gott, wo sollen sie sonst sein?« – »Vielleicht sind sie gar tot!« meinte der Hauptmann. – »Das glaube ich nicht«, antwortete Geierschnabel. »Leute wie Sternau, Donnerpfeil, Bärenherz und Büffelstirn ermordet man nicht so leicht. Ich nehme vielmehr an, daß man sie irgendwo als Freunde des Juarez festhält, um sie einstweilen unschädlich zu machen.« – »So wäre also Hoffnung vorhanden, sie zu befreien?« – »Ja, wenn es gelänge, ihre Spur aufzufinden. Juarez und Sir Lindsay haben nichts unversucht gelassen, jedoch vergeblich. Sie haben mich herübergeschickt, um Ihnen Nachricht zu bringen. Bei dieser Gelegenheit gab mir der alte Haziendero den zweiten Teil des Schatzes mit, der Donnerpfeil gehört.«
Die Anwesenden blickten sich betrübt an. Was sollten sie tun, wenn es bereits Juarez und Sir Lindsay unmöglich gewesen war, eine Spur der Entschwundenen aufzufinden!
Rosa weinte leise vor sich hin. Waldröschen umschlang die Mama und vereinigte ihre Tränen mit denen der Mutter. Der Graf und Otto von Rodenstein standen am Fenster und blickten trübe und nachdenklich hinaus. Der alte Oberförster aber konnte seinem Kummer nicht einen so stillen Ausdruck geben, er ballte die Faust und rief:
»Himmelelement, wäre ich doch nur dies einzige Mal noch jung.«
Da drehte sich sein Sohn um und fragte:
»Was würdest du da machen?« – »Ich ritte hinüber und haute das ganze Mexiko in die Pfanne.« – »Und ich, ich machte mit dahier!«
Diese Worte kamen aus dem Mund des braven Ludwig, der sich nicht enthalten konnte, auch einen Ausdruck seiner gegenwärtigen Gefühle hören zu lassen. Der Hauptmann blickte ihn dafür dankbar an.
»Weißt du noch, Ludwig, damals?« fragte er. – »Zu Befehl, Herr Hauptmann!« – »Was, du weißt es noch?« – »Zu Befehl! Ganz genau!« – »Aber ich habe ja noch gar nicht gesagt, was!« – »Ich weiß es dennoch, denn wir beide denken immer an den Tag damals, als die großherzoglichen Herrschaften da waren.« – »Ja, das meinte ich.« – »Da machte der Herr Doktor Sternau ein Meisterstück nach dem anderen.« – »Ja. Wer hätte damals gedacht ... Der Teufel hole Mexiko.« – »Und die Mexikaner dazu. Wäre ich drüben, ich gerbte ihnen allen das Leder und machte Stiefel daraus. Nun aber geben meine alten Knochen das nicht mehr her; es ist kein Mark und keine Bouillon mehr darin.« – »Aber die meinigen sind noch jung, lieber Pate!«
Der diese Worte sagte, war Kurt, der einzige, der weder ein Zeichen des Zorns, noch der Verzweiflung von sich gegeben hatte.
»Das ist wahr, mein Junge«, meinte der Alte. »Aber was hast du mit Mexiko zu schaffen?«
Da wandte Waldröschen sich zu den beiden und sagte:
»Ah wirklich, lieber Kurt! Du sollst ja gerade jetzt nach Mexiko gehen.«
Diese Bemerkung machte, daß nun alle anderen sich ihm zuwandten.
»Ja«, sagte er. »Ich habe eine Aufgabe da drüben zu lösen; aber ich hoffe, daß diese Aufgabe mir Zeit läßt, auch nach den Unserigen zu forschen.«
Geierschnabel betrachtete sich den Oberleutnant mit prüfenden Blicken.
»Sie? Sie wollen nach Mexiko?« fragte er. Junger Mann, bleiben Sie lieber zu Hause! Die Luft da drüben ist für solche feine Herren nicht gesund.« – »Was kümmert mich die Luft.« – »Hm, es schwirren viele Kugeln drin herum.« – »Gerade das habe ich gern.«
Geierschnabel lächelte ein wenig maliziös und meinte:
»Aber an einer solchen Kugel kann man sehr leicht zugrunde gehen.« – »Ich weiß das. Wohin werden Sie gehen, wenn Ihre jetzige Sendung vollendet ist?« – »Wieder nach Mexiko.« – »Gedenken Sie, sich lange in Deutschland aufzuhalten?« – »Ganz und gar nicht. Das Land ist mir zu schläfrig. Unsereiner ist an andere Dinge gewöhnt, als wie sie hier passieren.« – »So sagen Sie, wie lange Ihr Aufenthalt ungefähr dauern wird.« – »Hm. Ich habe ausgerichtet, was ich auszurichten hatte, ich bin also fertig und habe nur auf die Antwort zu warten, die ich dem Präsidenten und Sir Lindsay überbringen soll. Ich kann schon heute fort.« – »Wollen wir zusammen reisen?« – »Gern. Ich denke, daß ich Ihnen drüben nützlich sein kann. Aber, wann wollen Sie fort?« – »Es war für morgen festgesetzt; doch erlauben Sie mir eine Frage. Welcher Partei gehören Sie drüben an?« – »Ich halte zu Juarez.« – »Sind Ihnen die neuesten Ereignisse von dort bekannt?« – »Ganz genau. Ich befand mich ja stets in der nächsten Nähe und Umgebung des Präsidenten.« – »So sind Sie jedenfalls besser informiert als unsere Berichterstatter?« – »Das versteht sich.« – »Wenn nun einer der preußischen Minister ehrliche Auskunft von Ihnen verlangte, würden Sie ihm dieselbe gewähren?« – »Wenn er es ebenso ehrlich mit uns meint.« – »Zweifeln Sie daran?« – »Hm. In solchen Sachen muß man sehr vorsichtig sein. Preußen ist kein Freund von Frankreich. Wie aber steht es mit Österreich?« – »Wir haben es ja soeben geschlagen.« – »Das ist wahr. Ich denke also, daß Preußen sich aus dem guten Max von Mexiko nicht viel machen wird. Warum aber fragen Sie?« – »Weil ich einen Minister kenne, dem es wohl interessant sein würde, mit Ihnen über Mexiko zu reden.« – »Wie heißt er?« – »Bismarck.«
Geierschnabel machte ein sehr erstauntes Gesicht.
»Bismarck selbst, der Teufelskerl?« – Ja, er selbst.« – »Alle Wetter! Wenn ich den einmal sehen könnte!« – »Oder gar mit ihm sprechen! Wollen Sie?« – »Hm. Geht das denn mit ihm zu machen? Werden Sie das fertigbringen?« – »Jedenfalls.« – »Gut. Diesem Mann würde ich die aufrichtigste Auskunft geben. Aber ich denke, Sie müssen schon morgen abreisen?« – »Ich habe allerdings Ordre, bereits morgen aufzubrechen. Ich bekam nur diesen heutigen Tag geschenkt, um mich hier in Rheinswalden und Rodriganda zu verabschieden. Aber ich glaube es wagen zu können, Sie zu Bismarck zu bringen.« – »Wo steckt der Kerl denn jetzt?« – »In Berlin.« – »Gut, so müssen wir hin!« – »Sie willigen also ein?« – »Ja.« – »Ich danke Ihnen. Aber – hm.«
Bei diesen Worten warf Kurt einen bedeutungsvollen Blick auf die Kleidung des Präriejägers.
»Ihre äußere Erscheinung ist keineswegs zu einem derartigen Besuch passend.« – »So, so! Hm. Na, ich habe hier im Sack eine bessere. Einen echt mexikanischen Anzug.« – »Ah, den dürfen Sie auf keinen Fall anlegen, weil man nicht einen Mexikaner in Ihnen vermuten darf. Sie müssen inkognito bei Bismarck erscheinen.« – »Inkognito? Donnerwetter, klingt das vornehm! Wie aber soll ich das anfangen, he?« – »Sie legen einen gewöhnlichen Zivilanzug an. Ich werde Ihnen einen solchen gern besorgen.« – »Besorgen? Das soll heißen bezahlen?« – »Ja.« – »Damit bleiben Sie mir vom Leibe! Geierschnabel ist nicht der Kerl, der sich einen Anzug bezahlen läßt. Ein Kerl, der solche Kostbarkeiten über die See hinüberschleppt, der hat schon so viel Geld, daß er sich eine Jacke und Halsbinde selbst bezahlen kann!« – »Na, mein Lieber, ich wollte Sie nicht beleidigen.« – »Das wollte ich Ihnen auch nicht geraten haben! Also, wann reisen wir?« – »Heute abend mit dem letzten Zug.« – »Zusammen?« – »Natürlich.« – »Das paßt mir nicht, weil ich das nicht gewöhnt bin. Ich liebe es, nur auf mich selbst angewiesen zu sein. Geben Sie mir lieber einen Ort in Berlin an, wo wir uns treffen wollen.« – »Hm. Ich kann nicht in Sie dringen, und so sollen Sie Ihren Willen haben. Wir wollen uns also morgen mittags drei Uhr im Magdeburger Hof treffen. Die Straße, in der er liegt, heißt ...«
Da fiel Geierschnabel ihm in die Rede:
»Halt! Papperlapapp! Es macht mir Spaß, mich selbst zurechtzufinden. Einer, der sich im Urwald nicht verläuft, wird wohl auch Ihren Magdeburger Hof zu treffen wissen!« – »Meinetwegen! Also abgemacht! Diese Herrschaften werden Sie jetzt nach vielem noch zu fragen haben; ich aber habe meine Vorbereitungen zu treffen und suche darum mein Zimmer auf!«