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Titel]Titel f. H.:// Ein Faßnacht spyl, so zue Bern vff / der hern faßnacht, in dem M.D.XXII.Irrtum des Druckers (oder bewußte Vordatierung des Herausgebers und Einschiebers?) für M.D.XXIII: s. die Einleitung S. XI. XVI. XXIV–XXVII. / iare, von burgerß sönen offentlich gemacht ist, / Darinn die warheit in schimpffs wyß / vom pabst, vnd siner priester-/schafft gemeldet würt. // Item ein ander spyl, daselbs vff der / alten faßnacht darnach gemacht, anzei/gendanzeygende A, Anzeigende den B: die verschiedenen Lesarten könnten auf ein ursprüngliches anzeigende den oder anzeigend dē zurückgehen.
Mit 'H' bezeichnen wir hier und weiterhin die Hamburger Hs., die wir, soweitsie vollständig ist, unserm Text zugrunde legen; mit 'B' den Text bei Bächtold, der meist auf dem Druck B beruht; mit weitern Buchstaben andere von Bächt. gelegentlich verglichene Drucke. Die Ziffern links an den Seiten geben die Verszählung von B (Bächt.) wieder; die unsrige (rechts) entspricht bis zu der großen Lücke (861 ff.) derjenigen von H (Burg). Weiteres zum Text s. in diesem selbst sowie im letzten Abschnitt unserer Einleitung, oben S. XLIV f.
Szene: Die Kreuzgasse in Bern. Vorn ein gedeckter Tisch, dahinter ein Gerüst für den Sarg der aus dem Trauerhause herausgetragen wird; im Hintergrund auf erhöhten Sitzen der Papst und seine Würdenträger, die später an dem Tische Platz nehmen. Ganz hinten die später sprechenden Personen des Spiels.
Die Totenmessen und die päpstliche Hierarchie.
Des ersten trůg man ein toten in einem boum, in ge- stalt in ze vergraben. Und sass der bapst da in grossem gepracht mit allem hofgesind, pfaffen und kriegs- lüten, hoch und niders stands. Und stůnd aberPetrus |
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und Paulus wit hinden, sahend zů mit vil verwund- | 5 | ||
rens. Ouch warend da edel, leien, bettler und ander. Und es giengend aber zwen leidmann nach der bar, die klagtend den toten. Und do die bar für die pfeffisch rott ward nider gestellt, do fiengend die leid- |
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lüt an ir klag, des ersten also:Die Bühnenanweisung (1–10) fehlt H. Hier nach A (bei Bächt. S. 29). | 10 |
Der erst leidman. |
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Erbarm es Got und all choer der engel Das unser vetter BonenstengelDie scherzhafte Namenbildung scheint von dem Schreiber von H der dafür u. vatter frommen stengel setzt, nicht verstanden worden zu sein; auf das ›Bohnenlied‹, mit dem (nach Anshelm) am Aschermittwoch zwischen diesem und dem andern Fastnachtsspiel der römische Ablaß durch die Gassen Berns getragen ward, wird sie sich kaum beziehen. Ein nachbaur bohnenstengel erscheint auch bei Fischart, Gargantua 1594, 95a (Bächtold). 4 Mit tod so jung abganngen ist! |
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[4] | O barmherziger Got her Jesu Crist, | ||
Sin sel lăß dir befolhen sin, | 5 | ||
Erloeß sy ŏch von aller pin!Nur mit der Bitte dieser beiden Verse, die in den Drucken [Bächt.] fehlen, hat die Anrufung V. 4–6 einen rechten Sinn. | |||
Der ander leidman. |
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[5] | Kein kostung sol uns beturen daran, Wo wir priester, múnch, nonnen múgen han, Und soltsol H. es kosten hundert kronen, |
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[8] | So wend wir inen erlich lonen.Die in den Drucken hienach folgende nichtssagende Ausführung über das Fegefeuer (B 8–12) scheint – zumal in unserm Texte (H) der davon in Vs. 6 bereits gesprochen hat – im Munde des Leidmanns weniger am Platze als in der Selbstverspottung der Geistlichen wo das Fegefeuer, mit denselben Worten eingeführt, wiederkehrt: vgl. unten Vs. 94 mit B 11. |
10 | |
Der messner. |
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[13] | Her pfarrer, gend mir 's bottenbrŏt! Es ist ein richer meier tŏd, |
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[15] | Den hat man brăcht mit grossem weinen. | ||
Der kilchher. |
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Das ist recht: hettind wir noch einen! Der bschúst nút: kemind ir noch vil! 5 |
15 | ||
Der tod ist mir ein aeben spil: Ie me ie besser; kemint noch zehen! |
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Der messner. |
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[20] | Her Got, ich ließ es ŏchoch H. geschehen! Ich wil lieber eim todtnen lútten Denn das ich woelt hacken und rútten. |
20 | |
Die tŏdten gend uns spis und lon: Sond sy mit lúten in himel kon, |
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[25] | So ist das gelt wol angeleit Wenn sy der thon gen himmel treit. |
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Der kilchher. |
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Lucas schrypt nit vil darvon | 25 | ||
Das Got mit einem gloggenton Werd bewegt sin gnad zů geben, |
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[30] | Es sy im tod oder in dem leben. Aber es bringt uns die fisch in d'rúschen:drŭsche H (rüsche: Reuse). Voerinenvŏrinen: Forellen (mhd. vorhene, vorne, schwzdt. förnli)., hecht, salmen und trúschen,trische H; trische und trüsche (wohlschmeckende Quappenart) im heutigen Schwzdt.; das ü der Drucke fordert der Reim. |
30 | |
Die múgent wir vom opfer kouffen: Das froewt mich bas denn kinder touffen! |
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Die pfaffenmaetz. |
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[35] | Her Got, bis glopt! es wil wol găngon H.: Da werdent wir aber meme B] ain H. zins hănhan H.! Die rychen tŏdten gend gůten lon: |
35 | |
Mir wirt zum minsten ein rok darvon, 6 Der můß sin wyß, rŏt, schwarz und brun |
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[40] | Und unden drumm ein gaelen zunzun: Besatz, Borte (zuergänzen: han). Die drei Verse 36–39 des Vaters hat Hans Rudolf Manuel benutzt in seinem Weinspiel, Bächtolds N. Manuel S. 347. | ||
Der tischdiener. |
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!BenediciteBenedicite: ›Segnet‹: der Anfang des in Klöstern üblichen Tischgebets und Willkommgrußes., ir mine lieben heren! Ir múgend aber wol froelich zeren: |
40 | ||
Da lyt ein vogel der's wol vermag, Ist ietzend gfallen in den schlag; |
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[45] | Er hat pfrůnd und jarzyt gstifft, Das jerlich ein húpsche summ antrifft; Und ee irwir H. den werdent verzeren, |
45 | |
Wirt úch Got ein besseren bscheren. | |||
Der hellighellig (H): verkürzte Form von hailig, heilig und zugleich (wie unten 1565, 1571 heillos, hellisch H) boshaftes Wortspiel mit hellig: erschöpft, müde. In B heißt der hier Sprechende Papst Entchristelo, d. h. der falsche Christus (Antichrist) des Weltendes. vatter der păbst. |
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Der todttodt: der (dieser) Tote; vgl. 82 u. ö. ist mir ein gůt wildpraet | |||
[50] | Dardurch min diener und min raet Múgend fůren hohen pracht In allem wollust tag und nacht, |
50 | |
Diewil wir's prăcht hand dahin, Das man nit anderst nimpt in sin |
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[55] | Denn das ich also gwaltig sy – Wiewol ich leb in buebery – Und múg ein sel inn himel lupfen, 7 |
55 | |
Damit ich mengen vogel rupfen. Och wenend sy ich hey den gwalt |
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[60] | In dieder H. hell z' binden werwies H. mir gfalt: Das sind alls gůt griff uff der gygen! Darumm sond ir des Evangelis gschwygenDaß der Papst das Evangelium zu gunsten des päpstlichen Rechtes unterdrücke, ist ein der Zeit sehr geläufiger Gedanke, den die Drucke hier (B 60) durch einen nichtssagenden Flickvers verdrängt haben. |
60 | |
Und predigent allweg das baepstlich recht: So sind wir heren, die leyen knecht |
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[65] | Und tragent herzů by der schwaery Das sust alls verderpt waery, Wo ir das Evangelium seitind |
65 | |
Und nach sinem sin usleitind. Denn das lert niemand opferen und geben, |
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[70] | Allein einfalteinfalt (anfalt H); einfach, bescheiden. und in armůt leben. Soet das Evangelium fúr sich ganfúr sich gan (gon H): Fortgang haben, sich ausbreiten – ebenfalls ein Zeitgedanke, der in den Drucken (B 71) zerstört ist., Wir moechtind kum ein esel han, |
70 | |
So wir sust hoch gehalten werden. Ich ryt mit drú-, viertusent pferden, |
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[75] | Ein cardinal mit zwei-, drúhundert:73 f. H. I. r. mit 3000 oder 4000 pf. Ee wan mit 400 pferden H: Mißverständnis und willkürliche Änderung der Vorlage, vgl. B 71 ff. Wiewol die leyen úbel wundertwundert B] werden H., Ich zwing sy alleall H. durch den ban. |
75 | |
Sy wondint der túffel fiel sy an, Wo sy ein wort darwider redtend. 8 |
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[80] | Darumm, wenn wir nun selber wedtend, So sind wir her der ganzen welt, WanDann B, Was H. uns gfalt rennt, gultrennt, gult (sonst gülte): Rente, Einnahme. und bargelt |
80 | |
On alle arbeit: glimpf und fůgglimpf und fůg: Annehmlichkeiten und Vorteile; als solche werden V. 83–85 ›Kirchenopfer, Totenmessen am siebenten, am dreißigsten und am Jahrestage‹ eines Todesfalls aufgezählt, die von den Gläubigen auf Kosten der eigenen Kinder (vgl. unten V. 695 ff.) veranstaltet werden: lauter zeitgenössische, in den Drucken aber (B 83–88) durch Flickverse beseitigte Motive. Von tŏdtnen wirt uns me dann gnůg: |
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[83] | Opfer, sybend, dryßgest und jarzyt, Deß menger uns pfaffen so vil gyt, Das sine kind gross mangel hend. |
85 | |
[88] | Wenn wir's nünnün H für nun (aus numen < nútwan = nur), hier, 106 u. ö., scheint mundartliche Form zu sein: wenn wir nur dazu Sorge tragen wollen. behalten wend, | ||
[89] (105) | So sind wir allweg fryg sicher lút,87–90, hier in H fehlend, wo B (89–93) sie hat, stehen in H (Burg) V. 105–108, mit Abänderung von wir in ir 105 [B 89] und von Und in So 87 [B 93] an unrichtiger Stelle. Sond uff erden keim leyen nút: Weder zol, stúr noch ander bschwerd |
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[92] (108) | Denn wiewasser, saltz, dri haselnuß werd, | 90 | |
[93] | Und ist keim volk uff erden bas. Darzů hilft uns och der aplas, Macht das man schúchtschücht B] sŭcht H. bůß zů tragen. |
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[96] | Vomm fegfúr sind wir grúlich sagen (Seit schon die gschrifft darvon nit vil)95. 96 f. B: vgl. o. zu 10. 25.: |
95 | |
Wenn es sich nommen schicken wilSo oft es nur Gelegenheit dazu gibt? Wenn es nur dazu dienen kann?, 9 | |||
[97] | Das man das gmein volk magmag me H. erschreken, Das hilft gar wol den schalck bedecken. Und wend ir gern leben fryfryg H., |
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[100] | In wollust und och bůbery, | 100 | |
So behelfend úch mit minen rechten, So tar úch niemand widerfechten. Ir stelend, striglendstreicht? kratzet zusammen? Dafür roubind. tüegind B. was ir wend, So tar och kein ley die hend |
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[105] | An úch legen mit gewalt | 105 | |
(Wenn man nuen dise gwonheit bhalt!Möge man diesen Brauch nur weiter pflegen!) Und plagend und străffend wir alle welt Umm win, korn, fleisch und gelt: Darzů helfend uns die tŏdten, |
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[110] | Das wir die leyen múgend pschrŏten! | 110 | |
Der cardinălMit dem Kardinal ist wohl der kürzlich (Sept. 1522) verstorbene Matthäus Schiner gemeint, dessen roten Hut und Mantel Zwingli schon 1521 ähnlich gedeutet hatte wie hier 1523 Manuel den Hut 118. Vgl. »Traum« 138 ff.. |
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Wann mir nit wer mit todten wol, So leg nit menger acker vol112 ff.: vgl. Tr. 204 ff. Die durch mich und mine gsellen, So staet nach unfrid stellen, |
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[115] | Sind erschlagen und erschossen. | 115 | |
Des han ich mechtig wol genossen, Das ich so gern sach cristenblůt: Darumm trag ich einn roten hůt Und han darvon vil nutz und eren, 10 |
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[120] | Ein jar zwenzigtusend guldy zů verzeren! | 120 | |
Kan ich's gfuegen, ich wil bas dran: Ich můß noch zehentusent han!n. zwei gůte bistům h. B, womit der Bearbeiter vielleicht auf einen besondern Fall von Pfründenjägerei eines Kardinals (Schiners?) hindeuten wollte. |
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Der byßdschăff oder fryßdschăffzeitgenössisch häufige Verdrehung von bischof.. |
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Wir bischoff hand ein gůte sach, Darumm sind wir an gůt nit schwach; |
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[125] | Darzu hilft uns das bepstlich recht. | 125 | |
Die sach wer sust nit halb so schlechtEs ginge uns sonst lange nicht so gut (schlecht: gerade, wohlbestellt). Und wurdentVor wurdent zu ergänzen: wir. nit vil syden tragen, Och nit groß gůt verton mit jagenUnmässige Jagdlust wirft z. B. auch Zwingli seinem Bischof Hug von Landenberg vor., Zů keiner zyt imm harnasch rytten; |
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[130] | Ich wer och nit hoptman in strytten: | 130 | |
Ich trueg villicht grŏb tůch und zwilchent. an u. H.! Wer es allweg wie bim anfang der kilchen, So wurdent wir fúr recht hirten geacht: Ietz sind wir all zů fúrsten gemacht. |
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[135] | Iedoch so bin ich och ein hirt, | 135 | |
Ja, wenn man nun die schăff beschirt! Die hirten sind och underscheidenDiese Hirten (die Bischöfe) unterscheiden sich auch von den wirklichen Hirten.: Die schăff die můssend mich weiden In allem můtwillen und libeslust; |
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[140] | Sy můssentz thon: ich friss sy sust | 140 | |
Und milch s' das sy nit kunnent gangon H., 11 Ietz mit dem ablăß, denn mit dem ban. Sy doerffend sust keins wolfs dann min: Ich kan wol hirt und wolf och sin. |
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[145] | Dank hab der bapst von dem ich s' han! | 145 | |
In sinem glouben wil ich pstanpston H.; Bis in den tod halt ich sin pott: Er ist mir wol ein gůter gotDer Papst als Gott auf Erden auch unten 717; vgl. 657.. Das er denden B] dem H. pfaffen die ee verbút |
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[150] | – On grund der gschrifft –, das schat mir nút. | 150 | |
So múgend sy nit kúnscheit halten, Insonder die jungen, – und och die alten! Wiewol sy sind Paulus wortder Worte des Paulus: an Tim. I, 3, 2 und an Tit. I, 6 ff. Vgl. u. 281, und B 182. verkúnder, So sitzendsitzend B] sind H, vgl. u. 289. sy doch als offen súnder: |
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[155] | DranDaran H. ergert sich denn alle welt. | 155 | |
Was lyt mir dran? es bringt mir gelt: Ich lon im 's nach: warumm des nitdes B] das H; der Genitiv bei nit scheint ursprünglicher als der Nom. von H.? So er mir vier Rinsch guldy gitt Alle jar, so sich ich durch die finger |
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[160] | Und halt den fúrstenhoff dest ringer.vgl. die Eingabe Zwinglis und seiner Genossen vom 2. und vom 13. Juli 1522 an den Bischof und an die Eidgenossen um Gestattung der Priesterehe, Beitrr. a. a. O. 101 f. (und 107); die zweite (deutsch abgefaßte) sagt von den 2, 3 oder 4 Gulden betragenden Bußen der fehlbaren Geistlichen, wie hier der Bischof 168: ›Es gibt speck in die roßwúrst.‹ |
160 | |
Macht dann die metz ein kind bimm pfaffen, So mag ich minn nútz wyter schaffen. 12 Sich zů: was bringt es nútz und gwinssgwúnß H., Der hoden- – wie heisst'shaist H, heisst's F (Berlin-Froschauer?)] heisst B: die neujüdische Form ist verdächtig.? – der bodenzins: |
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[165] | Fúnffzehenhundert guldy bringtz ein jar, | 165 | |
Das gelt kompt von pfaffenhůren har: | |||
[f.] | Werind pfaffen und hůren frumm, | 166a | |
[f.] | So wurd mir nit ein haller drum;166 a b nach B ; ausgefallen H. | 166b | |
Soltind pfaffen eewiber nennen B] han H., Es wurd uns nit speck in d'prătwúrst gen. Also bin ich ein fúrst und geistlicher hirt, |
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[170] | Ja frilich zů gůtem tútsch ein hůrenwirt! | 170 | |
Dafúr wend mich die puren han: Die selben thůn ich all in ban.Nach 172 Einschiebung in B (175–210): Rede des ›vicari, Johannes Fabler‹ über das erste Zürcher Religionsgespräch von 1523 und über die Streitschrift ›Das Gyrenrupfen‹ vom Sommer dess. Js. gegen den Generalvikar Joh. Faber. Die Anrede des Propstes schließt in H richtig sofort an die Rede des Bischofs (172) an. |
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Der Probst. |
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[211] | Hochwirdiger fúrst, gnediger her! Sind handfest und gstattnend nimmer mer Das man anders predig, sing und sag |
175 | |
Denn das der băpst mit gwalt vermăg | |||
[215] | Die sel in d'hell und himel bringen, Damit man die leyen baß múg zwingen: Was ir redend, singent oder sagensagend H., Das sy by străff ewiger blăgen |
180 | |
Das muessent glouben und halten staet | |||
[220] | Als werinds Cristus pot und raet: Damit múgend wir herlich prangen. 13 Es ist vorzytten wol angfangen; Dann alles das was widera. das wider HB. uns was |
185 | |
Das hand die baepst erlúttret bas, | |||
[225] | Krúmpt und pogen ufuf B] f. H. unsern weg, Das sust im widerspil staetz leg. Es stăt noch wol von Gotes gnaden! Thůnd wir unns nunnun (= nur)] nur B, f. H. selbs nit schaden |
190 | |
Und staetz in soelichem bruch beharrenbeharret H., | |||
[230] | So erschreckend wir die armen narren, | ||
[f. B] | Die leyen, beyde wib und man, | ||
[f. B] | Und múgent gůt ful leben han.Diese beiden in B fehlenden Vss. sind vielleicht nachträgliche Erweiterung von 192 (nach B: So machend wir dieleien zů narren). | ||
Der dechan. |
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Ich blyb darby diewil ich leb | 195 | ||
– Got geb wo das Evangelion kleb –: Was găt mich an was Cristus seit, So es mir nit ein haller treit? |
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[235] | Solt ich mich desdes B] denn H. benůgen lanlon H., So wurd ich nit feist bagken han. |
200 | |
Was han ich mit dem Evangeli z'schaffen? | |||
[238] | Es ist doch gantz wider uns pfaffen.Hienach in den Drucken (B 239–242) 4 weitere, den Parallelismus der Anaphern von V. 201 und 203 unterbrechende Vss., die sich durch ihre Anspielung auf den Handel des Hans UrbanWyss 1522/23 (Beitrr. a. a. O. 104²) als spätere für den Druck in Zürich erfolgte Einschiebung verraten. 14 | ||
[243] | Was darf ich der bibly und der profetten ? Hett ich ein bůch von Elsen und Greten! |
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[245] | Doctor Murner ein barfůsser ist | 205 | |
Mir ein gůtter seliger EndcristEndcrist] evangelist B.: Der schript in Gouchmattsch. in Gouchmatt] sch. Gouchmatt B, sch. mir recht H, das die Anspielung des Dichters auf die ›Gauchmatt‹ Thomas Murners (1519) nicht verstanden hat. von minem wesen; |
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[248] | So ist Esopus och hupsch zů lesen.Aesop als Fabeldichter auch in Papsts und Christi Geg. 149 (B) Hienach 2 Flickverse 249. 250 B. | ||
[251] | Wann ich das baepstlich recht verstanverston H. Und das ich die eelút scheiden kan: |
210 | |
Was wot ich me? es ist nit not. Ich blyb darby bis in den tŏdt |
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[255] | Das der bapst sy Got uf erdensy ain got/Und, worauf 4 Flickverse H. | 213–217 H | |
Und wir durch in múgent selig werden | 218 | ||
Oder verdampt, wie es imm gfalt: Er glichet sich gantz Gottes gwalt. |
220 | ||
Der pfarrerDer pfarrer ist mit dem ›Kirchherrn‹, oben vor 14 und 25, dieselbe Person.. |
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O heiliger vatter, hilf und răt | |||
[260] | Das wir blybind by unserm stătstăt? Bestand, Würde.! Wer, wer, wer! es thet nie alsoalzo H. not, Denn sust wer uns weger der tod! Die layen merkend unsern list: |
225 | |
Wo du nit unser helfer bist, 15 | |||
[265] | So găt uns ab an allen dingen; Denn sy wend selb der gschrift zů tringen. Der túffel nemm die truckergsellen Die alle ding in tútsch thůnd stellen, |
230 | |
Das alt und núw testament!Luther hatte in Deutsch 1517 die sieben Bußpsalmen, 1522 das ganze Neue Testament erscheinen lassen; letzteres ward bereits 1523 zu Basel nachgedruckt. Vgl. u. 279. 310 323. | |||
[270] | Ach werend sy wol halb verprent! Sy thůnd uns grossen schaden Und wend uns úberladen233. 234 f. B; vgl. 999³.: Ein ietlicher pur derder B] das H. lesen kan, |
235 | |
Der gwúnnt 's eim schlechten pfaffen anDer ist einem gewöhnlichen Geistlichen überlegen. 's f. H Nach 239 Erweiterung um 2 Vss. B.. Wir hand ins bapsts rechten glesen Und in Aristoteles wesen, |
|||
[275] | Thomas, Scotus und ander mer: | ||
[277] | So komment sy mit Cristus leer | 240 | |
[279] | Und bringend da so starke stuck, | ||
[280] | Werffend all doctores zůrugk. Unser kunst die hilft nit me; Der Paulus thůt uns lyden wee Mit sinen tief gegrúndten epistlen: |
245 | |
Die schmeckend mir wie die tistlenm. glich wie grob distlen B.. | |||
[85] | Wo man nút mag mit bannbrieffen schaffen, Das sy nit redind wider uns pfaffen, So helf uns Got, so sind wir grech: Darumm lůgend wie man das fúrsech! 16 |
250 | |
Die pfaffenmaetz. |
|||
Der băpst wer mir wol ein gůter man, | |||
[290] | Aber der bischoff wil ein hůt uffhan: Dem můß min her ietz alle jar Legen vier Rinsch guldy dar DrummDrunn H. das wir by enandren sindDiese Buße für die im Konkubinat lebenden Priester (vgl. o. 158) ward später auf 5 Gulden erhöht: Beitrr. a. a. O. 1075.. |
255 | |
Wenn ich dann by imm gwúnn ein kind, | |||
[295] | So hat er aber sinn zins darvon. Ich bin dem bischoff nun offt wol kon: Ich han inn gnútztinn [in B] gnútzt: ihn gefördert, ihm Nutzen verschafft. Dieselben Vorhalte und Vorrechnungen hatte in seinem Kommentar zu dem bischöflichen Hirtenbrief unterm 11. Nov. 1522 Sebastian Meyer von Bern dem Bischof gemacht. Beitrr. a. a. O. 107. nun zehen jar Wol me denn fúnfzig Rinsch guldy bar. |
260 | |
Vor bin ich lang im frowenhus gsin | |||
[300] | Zů Străssburg da niden an dem Rin; Doch gwan min hůrenwirt nie so vil An uns allen (das ich glŏben wil) Als ich dem bischoff han muessen geben. |
265 | |
Ach Got, moecht ich noch den tag erleben | |||
[305] | Das der bischoff nit wer min wirt! Es ist das groest das mich ietz irrt. Mir wer sust in allweg wol Denn das ich imm och zinsen sol. |
270 | |
Ich wond, ich woett den hůrenwirt schúhen 17 | |||
[310] | Und zů einem erbern priester flúhen271 f. Sol ich dann ein hůren wirt sůchē / Oder einem e. p. flůchen H: durch die Abweichung wollte der Schreiber ofsenbar die Form flúhen (bern. heute fliə) aus dem Reim wegschaffen.: So ist es zwo hosen – eins tůch! Darumm ich imnū H] im B. dick úbel flůch. |
||
Der caplănCaplon H. spricht. |
|||
Ach Got, wie ist es doch ein ding, | 275 | ||
Das man uns priester wigt so ring, | |||
[315] | Das man och wider uns reden tarf! Die leyen sind ietz so styf und scharf Und wend all das evangelium lesen: Das rimpt sich nút zů unserm wesen. |
280 | |
Sy zeigent uns in Paulo an | |||
[320] | Wie das wir sond eewiber hanAuf 7 Stellen des Paulus stützte Zwingli 1522 seine Bittschrift um Aufhebung des Zölibats, s. o. Vs. 123–172. 251-–274; vgl. Anm. zu 153; Beitrr. a. a. O.102.. So ich dann sprich undund f. H. meinen: ›Nein, Der priester sol sin kúnsch und rein‹, So sprechend sy: es wer vast gůt, |
285 | |
Sy lassentz nach dem der es thůtEs wäre recht gut [wenn dem so wäre] und sie ließen sich's gefallen wenn einer so handle.; | |||
[325] | Aber die nit kúnschkunsch H. leben wend Und die gnad von Got nit hend, Die sitzend in hůren und bůben gestalt; Darumm sol man uns zwingen mit gwalt |
290 | |
Das wir uns der offnen súnden schemmind289 291: vgl. o. 154. | |||
[330] | Und och elich wyber nemind. Da huetend vor: denn kumptz darzů, So hand wir, foercht ichforcht vn n. H (Mißverständnis)., nimmer me růrůw BH.. 18 Vil weger ist's, wir syend fry: |
295 | |
So bruchend wir die bůbery | |||
[335] | Und habent all tag ein núwenuwe Ee H (Mißverständnis).: So bald es uns dann gerúwe, Das eine wirt ungschaffen und alt Oder uns sunst nit am schnitschnit: cunnus? Vgl. Mhd. WB. II, 2, 444 käppelsnit. Abgeändert sunst nit mer gevalt B. gefalt, |
300 | |
So schickend wir sy denn uss dem hus: | |||
[340] | Dise fryhait die wer denn gantz us, Wo wir ewyber mueßtind han: So wurdind wir gebunden stănston H.. |
||
Der appt. |
|||
Ach Got, wie wil es uns ergănergon H.! | 305 | ||
Man kŏfft kein aplăß und schúcht kein ban; | |||
[345] | Das opfer facht och an zů schwinden! Och kan ich ietz kein puren finden Der welle mess und jarzyt stiften. Sy hand die evangelischen gschriften |
310 | |
Ietz in allem tútschem land: | |||
[350] | Es wirt den puren alls zur hand. Sy sind ganz nienen me wie vor: Wenn ich sy schon wyß furhin in korAls Schauplatz ist hier wie unten 1002 ff. die Leutkirche in Bern gedacht. , Sy sollind da den aplaß loesen, |
315 | |
So sprechend sy – sonders die boesen –: | |||
[355] | ›Ir pfaffen hand den aplaß versetzt Und uns puren lang mit gschetzt: Wend ir inn nit loesen, so sind drăn!losen H. dron H. ›Wollt ihr ihn nicht selbst lösen, so macht es ohne ihn‹. (drăn – dran H – aus dar-ăne: ohne das). Die Vorstellung vom ›versetzten‹ oder dem Herrn Christus abgekauften und nun durch die Laien wieder einzulösenden Ablaß auch unten 1102 ff. 1244 f.‹ 19 – Und gend uns also spitze hoelzli dranund sehend uns sur und ŭbel an H: wohl nur Konjektur für den dem Schreiber unverständlichen Text von B (gegen den nur der rührende oder mindestens quantitativ unreine Reim Bedenken erregt): ›geben uns ähnliche spitze Antworten‹ (vgl. ein hölzlin spitzen bei Utz Eckstein, Schw. Idiot. II, 1248). – |
320 | |
›Demm armen hoert das almůsen!‹ | |||
[360] | Darmit grifft der pur in bůsen Und zúcht herus das testament, Den spruch CristiCrist H. er bald fúrwendt: ›Gend's umm sust: ir hand's vergeben!Matth. 10, 8. vergebens H.‹ |
325 | |
Und ander starch sprúch darneben: | |||
[365] | ›Vergeblich dienent sy mir mit menschen gsetzenMarc. 7, 7 (und Matth. 15, 9) nach Jesaj. 29, 13) gsetztē H.‹, Und wend unser oberen ganz nút me schetzen. Sy sprechend: ›Ir múnch, sparendmuessend sparen H. den aten! Got hătz weder gheissen noch geraten |
330 | |
Das ir soellent in die kloester găngon H. | |||
[370] | Und da selbetz gůt ful leben hănhan H. Und úch all mesten wie die schwin. Wenn kloester werind nutzlich gsin, Gott der her der hetz och wol gstifft: |
335 | |
Ir hand keinn grund in der heilgen gschrifft. | |||
[375] | Ir mestsuwen333. 337 Verboeggete (vermummte, verlarvte) mastsüw, ähnlich wie hier und 610 in H (vgl. B 456) die Klosterleute und Pfaffen, heißen dieMönche auch in Zwinglis ›Schlußreden‹ vom 19. Jenner 1523. Beitrr. 103., was darf man úweruwer H.? Vast us! ich wúnsch dir nit ein sprúwerman geb üch n. e. spr. (Spreu) B.!‹ 20 Das gend sy unsvnn H. zů antwurt an allen enden: Das Got die verfluechten truckery mueß schenden!Vgl. oben zu 231. |
340 | |
Der prior. |
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Her apt, der túffel ist im spyl, | |||
[380] | Das man uns nút me opferen wil. Ich sag an der canzlen von der hell Und von dem fegfúr was ich well:Vor 345 2 Plusverse B: wohl gelehrte Zutat. |
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[385] | Es ist vergeben, sy gend nút drumm. | 345 | |
Wo ich ins wirtzhus zů inen kumkom H., So vahend sy an zů arguieren; Wil ich dann mit inen disputieren, Das denn unsern nutz antrifft, |
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[390] | So sprechend sy: ›Zeig's mit der gschrifft, | 350 | |
Und nemlich, die da biblisch sy Und nit mit roemscher buebery351 f. syg: bŭberyg H.!‹ Sprich ich, es mueß ein roemscher ablăß sin, So spricht der pur frefenlich, er schiss drin! |
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[395] | So sprich ich dann: ›Pur, du bist ietz im ban!‹ | 355 | |
So spricht der pur: ›Ich wuschti den ars dran, Ann roemschen aplaß und bann alle bed!‹Solche Verunglimpfung des Ablasses wie hier und 354 wird tatsächlich vollzogen im ›Traum‹ (›Rufer im Streit‹ a. a. O. 2961) und von dem Bauer als selbst verübt erzählt unten 1034. Ich mein das der túffel uss im red. Wil ich dann die gschrifft verkrúmmen, |
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[400] | So sprechend sy : ›Pfaff, denk synsy n, H. ›Laß dir das nicht mehr einfallen!‹ númmen: | 360 | |
Wir kúnnentz och alsoalzo H. verkeren und búgen!‹ 21 Und heissenhaisen H. mich denn frefenlichen lúgen. Ich dar schier númmennummen H. zů inen gangon H.: Ich sorg by Got, sy schlahind mich dran. |
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Der schaffner. |
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[405] | Ich weiß nit was drus wil werden! | 365 | |
Her apt, ir ryttend mit zwenzig20 H. pferden Und hand darzů siben7 H. húpscher kind Die noch unerzogenonerzogen H. sind: Wend ir die dem adel glichen |
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[410] | UndNach und ergänze: wenn. die puren nit wend wychen | 370 | |
Von irem sinn den sy iez hendhand H., Das sy uns nút me witerswiters B] f. H. gend, Denn blŏß so vil sy schuldig sind: Her apt, so kratzend úch im grind! |
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[415] | Denn ich weiß nŭmmen hus ze han, | 375 | |
Sol es in d'harre. alzo wyter beston H. in die harr (B): auf die Länge (von H nicht verstanden) alzo bestanbeston H.. Wir hand zwoelf priester im convent Und hand von aller gúlt und rendt Nit me denn fúnff tusend kronen |
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[420] | Alle jar an korn, erbs und bonen, | 380 | |
Haber, hoew, schăff, schwin, kue und rind: Nun lůgend, her apt, wie richrich: Die Ironie wird durch das arm der Drucke zerstört. wir sind! Wo man uns sust nit teglich gitgyt H., Wie wend wir denndenn (B) f. H. hus halten mit? |
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[425] | Ich han's grechnet und gstelt in zal 22 | 385 | |
All nutzung ganz gnăw ŭberal An gelt von korn, faech, was wir hand (Durch min zyfferziffer zal i. H. zyffer B (mlat. cifra, frz. zéro): Zahlzeichen, Rechnung mit Ziffern. ich's als fin fand): Ich pitt got das ich nimmer z'gnaden kummkom H., |
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[430] | Ja braecht es me eins hallers an der summsom H. | 390 | |
– Rúbis und stúbis, butzen und stilfūrbaß vn furbaß H. rübis und stübis (B): noch heute schwzdt. für ›alles und jedes‹, von H mißverstanden. butzen und stil: Bedeutung ebenso. – Zů gmeinen jaren villicht als vil›daß ich nimmermehr Gnade bei ihm finden möge wenn es – wahrhaftig! – alles in allem im Jahresdurchschnitt auch nur um einen Haller mehr ausmachte als . . .‹ Als fúnffzehen tusend guldy wert; Es ist mir billich ein grosse bschwend. |
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[435] | Sol aplăß, Romfart und das abganabgon H., 395 | 395 | |
So wil ich einn andren hus lon han.Nach 396 Einschiebung (437–494) B, die wohl erst für den Druck erfolgt ist (s. Einleitung S. XV): Rede des Quästionierers (Klosterbettlers). Vor 397 P.-A.: Jung mŭnch Huprecht Irrig. | |||
Der jung múnch. |
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Der túffel hat mich in d'kutten gsteckt Die mir doch so angstlich úbel schmeckt, Und kan doch nit mit fůg entrúnnenentrŭnnen H., Wie wol ich tag und nachtnach H. druff sinnen, |
400 | ||
Wie ich der regel ledig wurde, | |||
[500] | Denn es ist mir ein schwere burde. Wie kankans H. Got angnem sin min gsangmī stād vn xang H.? Ich schlaf, ich wach, ich stand und gang,I. thue was ich well i. st. H. Hier und weiterhin scheint die Vorlage von H mangelhaft gewesen zu sein. Die folgenden 4 Vss. der Drucke (nach B) sind in H durch eine dürftige Wiederholung von 401 f. ersetzt: So denck ich staetz an min burdy / Und wie ich des ordens ledig wurdy. 23 So gdenk ich stets zům kloster us, |
405 | |
Glich wie ein gefangne mus | 405a | ||
[505] | Wider us der fallen gedenkt. | 406 | |
Ja, můt und sinn ist mir bekrenkt. | 406a | ||
Blib ich nit mit gůtem willeni. mit unwillen B. darinn, | 407 | ||
So bekenn ich wol in minem sinn Das ich des túffels martrertuffels marter H. bin. |
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[510] | Tůn ich einseins: etwas (besonderes, einen entscheidenden Schritt), vgl. u. 512. Oder = mhd. ënez (berndt. äis), jenes, das andere, mit Hinweis auf V. 399? und loff dahin | 410 | |
Uss der kutten und wird ein ley, So wirt úber mich ein grosses gschrey: Ich syg ein bůb, ein schelm verrůcht, Und wird von minen obren gsůcht, |
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[515] | Gefangen und in einn kerker geleit. | 415 | |
Da hilft mich nit was Cristus seit, Die bybly und all zwelffbotten; Der túffel mag min och wol spotten. Also wirt min junges lebenDie 6 Verse der Drucke nach 418 (518–524 B) könnten auch von Manuel sein; sie fehlen aber in H. |
418a | ||
[520] | Übel gemartret vergeben. | 418b | |
Verflůcht sigind alle die | 418c | ||
Die rat und tat gabend ie | 418d | ||
Dass ich in disen orden kam! | 418e | ||
We mir dass ich in ie annam! | 418f | ||
Die nonn clăgt sich. |
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[525] | Die bettler thůnd uns grossen schaden. Sust fuerend wir vil me gen Baden, 24 |
420 | |
Wenn man uns gebgeb: gäbe. H schreibt ebenso zuer, weger, geb 440 u. ö. das inen wirt. So sind die lút alsoals so H, so gar B. veryrt: Sy wenend sy dienind got daran. |
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[530] | Nun weist das doch schierw. man doch sch. H, w. doch das ouch sch. B. iederman Das uns der băpstd. got ze Rom gr. H, von 428 hier heraufgenommen und alsdann dort willkürlich abgeändert: Der båpstlich got a. C. st. gross fryheit git: |
425 | |
Der uns sin almůsen och teilt mit›und daß der, der seinerseits sein Almosen mit uns teilt‹ usw., Das er gross gnad und aplaß hăt. Der got ze Rom an Cristus statt |
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[535] | Hat gen aplaß tusend(Ziffer) 1000 H. jar Uss siner roemschen kystenChristus und die römische (Geld)-Kiste werden einander oft wortspielendgegenübergestellt: u. 1185 f. 1392. har |
430 | |
Allen denen die uns gebentgeben H. Und in siner satzung lebentleben H.. Wo het er ie keinn aplăß usteilt |
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[540] | Demm der einn armen kranken heilt Oder spistO. sust H, spist (Oder f.) B. den armen hungerigen man |
435 | |
Und leit demden H. nackenden kleider an, Den gfangnen troest, den turstigen trenkt? Der aplăß ist uns in dkloester gschenkt. Was hand wir mit demden H. bettler zschaffen? Es wer weger man geb's múnchen, nonnen und pfaffen. |
440 | ||
[545] | Wenn es nit wer súnd und schadD. h. wenn die Gnade Roms an ihm nicht gänzlich verloren und vergeudet wäre., 25 So het der bettler och roemsche gnad. Der bapst hat uns den aplăß fry geschenkt Und ein bligin sigel daran gehenktAber darumm er dz sygel an den brieff henckt H. – Das ›bleierne Siegel‹ an den römischen Bullen scheint der Schreiber von H nicht verstanden zu haben.: SoDo H. hand wir im tusendZiffer: 1000 H. pfŭnd geschoben |
445 | |
[550] | Umm den kutzen uff dem klobenDer Kauz auf dem Kloben (einer oben gespaltenen Stange, also ein Lockvogel für den Vogelfang) scheint den Ablaß zu bezeichnen der die ganze Welt verführt.. | ||
Die alt beginBeginen hießen die Mitglieder der von Lambert de Beghe aus Lüttich gestifteten frommen Frauenvereine, die jedoch später ausarteten. Bächt. 54.. |
|||
[585] | Ich froew mich das ich kuplen kan, Sust wurtz mir lyden úbel gan; Das han ich meisterlich und wol gelert Und mich nun lang zyt fry mit ernert. |
450 | |
Sid das min tutten fiengend an hangen | |||
[590] | Wie ein laerer sack an einer stangen Und sich min hut fieng an rimpfenrŭmpfen H, rümpfen B., Do woltwo H. man nit me mit mir schimpfen: DrummDarumm H. gieng ich in das beginenhusbaginen hus H., |
455 | |
MinDas schůf / min H. alter gwerb trůg nút me us. | |||
[595] | Do schickt ich mich vast wol mit klapprenklapperē (= schwatzen) H. Und gab mich alsoalzo H. under den schapprenschapperē (= Kapuze, Mantel) H.. 26 By krancken lúten kund ich wol: Man gab mir gelt und fult mich vol. |
460 | |
Wann ich můß vil wins trunken han: | |||
[600] | Sechs măß gwúnnendgwŭnend H. mir nit vil an. Uff greptnuß, sybent, dryssgost und jarzyt Do was mir ein mil wegs nit z' wyt: Ich fůgt mich dar, schŏch weder schne noch regen. |
465 | |
Ich kankan] kain H. allerley pett und segen | |||
[605] | Daran die menschen glouben hand. Ee man das us rúttet uff dem land, So bin ich tod und langest vergraben. Ob sich schon ietz die pfaffen úbel ghaben, |
470 | |
Do geb ich nit ein schnellenmhd. der snal, das snellen: rasche Bewegung, – Nasenstüber, – Schnippchen? umm: | |||
[610] | So sorg ich nit wie ich us kumm.470–472 ›Somit mache ich mir keine Sorgen darüber, wie ich davon komme, d. h. in welcher Gestalt der Tod mich treffen möge, über den die Pfaffen ein solches Geschrei machen‹. | ||
Der NollbrůderDie Nollbrüder heißen eigentlich Lollharden und sind eine den weiblichen Beginen oder Begharden entsprechende fromme Vereinigung von Männern.. |
|||
[551] | Es trybt mich bald von minem wesen, Das die armen och die gschrifft lesen. Ich han mich beholfen lang damit |
475 | |
Der antwort die do Cristus git: | |||
[555] | ›Verlăß din gůt und was du hăst: So du das thůst und mir nach găst, So wirstu ganz volkommen sin‹Vgl. Matth. 19, 27. 29; Mark. 10, 7; Luk. 18, 19.. Das thet ich dar in soellichem schin 27 |
480 | |
Als het ich grŏß gůt verlanverlon H. | |||
[560] | Und welt gůtwillig armůt han, Und solt man mir durch gotz lonlob B, willen H. lon scheint den abweichenden Lesarten von B und H zu grunde zu liegen. geben, Das ich moecht ful und ruewig leben, Damit ich nit muest zů acker gangon H. |
485 | |
Oder och sunst andere arbeit hanthon H.. | |||
[565] | So hand's die puren iez nit darfür: Kumm ich iez eim burenbleren H (Schreib- oder Abschreibfehler). fur die thúr Oder sust eim schlechten handtwerchsman, Der wil den spruch vor och verstan |
490 | |
Und wil och miner meinung spotten, | |||
[570] | Spricht: Cristus hab daselbz nit potten Das der drumm soell muessig gangon H. Der wib, kind und gŭt welD. sin wib vn k. w. B. verlanverlon H.; Ich soell och werchen als ander lút, |
495 | |
Ich sy doch starck und doerff sin nút | |||
[575] | Des betlens und der glyßnery, Och das Cristus meinung sy,498 ff.: ›Auch (spricht er), Christi Meinung sei die daß der (in rechter Weise) Gut, Weib und Kind verlasse, der – mag er sie auch stets bei sich haben – nicht um seines Gutes, Weibes und Kindes willen irgendwelche Sünde tun wolle‹. gůt war in 494 und 499 des Parallelismus mit 501 wegen aus B aufzunehmen. Das der gŭt, wib und kind verlăt (Ob er sy schon staetz by im hăt), |
500 | |
Der nit durch gůt, wib und kind | |||
[580] | Welt thůn ein einige súnd, 28 Dardurch im Gotz huld moecht entganentgon H.: Das heiß recht wib und kind verlanverlon H.. Ich sorg, sy bringend mich uff die fueß, |
505 | |
[584] | Das ich fúrhin och werchen mueß. | ||
Der landvarisch bettler. |
|||
[611] | Got geb dem leben schier den rittenDer ritt(e): Schüttelfrost, Fieber. ›Daß dich der Ritt schütt‹ (schüttle) u. dgl.: häufige Verwünschung.! Die puren lond sich vast wol bitten In sant Jacob und sant Michels namen, Sant Jos, Annen und der alsammen; |
510 | |
[615] | Wenn ich mich schon vast ubel ghan, So thůnd sy einseins: vgl. zu 410. und spottent min dran: Warumm ich nit daheimen blyb Und etwas gwerb und handwerch tryb; Sy wellent nit fur mich arbeit han |
575 | |
[620] | Und mich fúr ein juncker pganpgon H. pgan = begân: pflegen, behandeln.! Nun han ich mich lang mit genert Und keinerley arbeit gelert Denn bettlen, gylenb. gutzlen g. H. Das gutzlen = betteln in H ist wohl nur aus der häufigen Verbindung gutzlen und gîlen (bitten und betteln) in jenen Text hineingekommen., wol schwetzen Und gangon H. in boesen hudlenhutlen H. und fetzen, |
520 | |
[625] | Als ob ich die lút erbarmen soell, Ob man mir destdester H. me geben woellwell H.. Des han ich mengerley angfangen: Ich bin wol fúnfzehen jar ietz gangen 29 Alwegen uff sant Jacobs străssSt. Jakobs Straße ist der Weg und die Pilgerfahrt nach San Jago di Compostella in Spanien, dann Pilgerfahrt überbaupt, endlich (wie hier) Landstreicherei und Bettelei.; |
525 | |
[630] | Aber, als ich mich nun duncken lăss, So mag ich mich des nit erneren: Die puren wend mich ein anders leren. |
||
Der armm kranck husmanhusman: heute noch Hŭsmə, Ghŭsmə für einen Verkostgeldeten, um Kostgeld Untergebrachten; hier wohl: armer Bauer.. |
|||
Das Got erbarm in sinem thron! War ist Cristus leer hin kon |
530 | ||
[635] | Die allzyt uff die liebe zeigt, Das man dem armen syg geneigt Zů hilf ze kommen in sinen noetten? Der hunger wil mich schier ertoedten Und mine kind und arme frowen! |
535 | |
[640] | Das ellend můß ich staets anschowen. Das man denden H. pfaffen git all tag, Ich glŏb es syg von got ein blăg. Gross fursten, edel, burger vast rych Die bettlend staetz und eben glych |
540 | |
[645] | Als hettind s' nit eins hallers wert Und ryttend doch so hohe pferdt›Auf hohen Rossen reiten‹ ist ein Schlagwort der Zeit gegenüber den Reichen und Übermütigen., Hand groß pfrůnden, rendt und gúlt: Und sind nach allem wollust gfúlt: Mund was magst? hertz was witt? 30 |
545 | |
[650] | Noch hăt der sack kein bodenden b. H. nit. Och buwt man cloester, thůt múnch drin Die sust wol moechtind rych gnůg sin, Starch relling, frysch, můtwillig und gsund; Die armen lăt man gan wie die hund, |
550 | |
[655] | DieDie, d. h. die Armen (550). billicher damit wurdint gespyst. Also ist man nun mit den pfaffenn. durch pf. B. verwyst Das man der armendes a. B. ganz hăt vergessen. Der gyt hat múnch und nonnen bsessen Das ir sack kein boden me hătWiederholung von 546., |
555 | |
[660] | DesDes B gleichbedeutend mit Darumm (H), aber ursprünglicher. meng arm mensch ietz nackent găt. Erbarm dich, o suesser Jesu Crist, Syd du och arm gewesen bist: Lăß uns in armůt nit verzagen! Du hast all unser súnd getragen |
560 | |
[665] | Uff das wir wurdint ewig rych. Es gilt mir iez schier eben glych. Es ist doch hie nit lang zu leben; Demnach wirt uns der himmel geben; So werdent wir bi Lazaro sitzen, |
565 | |
[670] | Die rychenrych H. doert in's túffels hytzenNach Luk. 16, 23.. Băpst, bischoff, gross heren und aept Die hie allzyt hand wol gelept, Sy werdent by dem rychen man |
||
[674] | In der hell ir wonung han.Nach 570 4 weitere Verse (Bibelzitat) B. 31 | 570 | |
Der edelman fart inher. |
|||
[679] | Ir bschornen gsellen, ir machent gůtg. machent (ir f.) B. gschier!›Ihr Geistlichen, machet gute Aufwartung!‹ laßt es euch wohl sein! | ||
[680] | Lůgend nun das úch niemand ier! Ir hand doch rendt und gúlt genůg, So sind ir sicher vor dem pflug Und wirt úch doch gnůg korn und win, |
575 | |
Kompt úch on alle arbeit in | |||
[685] | Von acker, holtz, matten, reben, All frúcht der man sol glebengleben H = geleben B: sich nähren.. Ir sind wol sicher alle zyt: Kein wetter úch zů schaffen gyt, |
580 | |
Es welle haglen, schnyen, regnen; | |||
[690] | Das úch's der útffeltuffel H. muesse gsegnen! Ich heiß Hans UrichUlrich B. von Hanenkron, Ir hand aber rendt und gúlt darvon: Ir hand den nutz und ich den namen. |
585 | |
Der túffel nemm úch allsammen! | |||
[695] | Min vordren wărend gfryet heren587 f. Mine v. w. grafen und fryen Als rich, als etliche herzogen syen B: die Drucke haben die Klage des verarmten Edelmanns durch eine Standeserhöhung seiner Vorfahren noch wirksamer zu machen geglaubt. Zugleich Spott auf den 1519 abgesetzten und dann besonders zu Luzern und zu Solothurn Hilfe suchenden Herzog Ulrich von Würtemberg? Und fuertend ir stăt mit grossen eren: Do wurdentz úberredt von úch pfaffen, Sy kúndint vor Got nút bessers schaffen |
590 | |
Denn das sy ir gůt nach irem leben | |||
[700] | Úch pfaffen, múnchen und nonnen geben: 32 Sy găbent das gůt den merteil dahin. Ietz, so ich nun erwachsen bin, So han ich zehen lepentiger kind |
595 | |
Die gůt, edel und blůtlich armblůtlich (blůtlichen B) arm: blutarm. sind: | |||
[705] | Sol ich sy nun in die cloester zwingen? Und so ich s' schon hinin mag pringen, |
||
[707] | So werdent sy, als ich besorgen,599–602 Statt dieser 4 Verse hat B ihrer 6, die Rede etwas zu gunsten des armen Adels mildernde. Tag und nacht, ăbend und morgen |
600 | |
In hůren und bůben wis ummlouffen: | |||
[712] | Denn wird ich mir das hăr usrouffen, Und wurdind villichter kinder drus Als man sy ouch fúnd imm frowenhus, |
||
[715] | Wie man das sicht an mengen orten. | 605 | |
Also, ir pfaffen, mit kurtzen worten: Es ist ein jămeriomer H. und ein plăg, Das man's von úch erlyden mag. Es mag die lenge númmen sin. |
|||
[720] | Ir sind des túffelstuffels H. mestschwinVgl, o. 333. 337. | 610 | |
Und wend doch heissenIr w. och h. H. gnedig fúrsten! Wir muessent úch mit knútlen búrsten!Ähnliches Sprichwort: mit dem Kolben lausen. Ich doerfft des gůtz minen kinden wol, Wenn ich sy nun bald versorgen sol, |
|||
[725] | Das ir minem vatter handhand f. H. aberlogenab gelogen H: Versehen für aberlogen (B): durch Lügen abgewonnen, abgeschwindelt. | 615 | |
Und listiklich an úch gezogen, Ja das es kem úch múnchen zů. 33 Es felt wol urara ein purenschůein purenschů: sprichwörtlich für: ein tüchtiges Stück. Das ir s' in denn himel bringent |
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[730] | Mit úwerm wolfgsangwolfgsang: so hatte am 29. August 1529 der wegen seiner Predigten öffentlich verhörte Helfer Jörg Brunner von Klein-Höchstetten bei Bern (s. Einl.) den Lobgesang genannt den man singe, wenn man die Leute für die Kirchenbauten Opfer bringen lasse. Die Flugschrift Vadians 'Das Wolfsgesang' mit entsprechendemTitelbild, in der das Geschrei des Papstes und der Päpstler über seine Würde verspottet wird, war 1521 zu Basel erschienen. Beitrr. a. a. O. 28, 236 ff.; 29, 99 f. das ir singent. | 620 | |
Ir denckend weder an Got noch sin hellgen, Ja úwer gmůt stăt zů hůren und bellgenbalg hier: schlechte Haut, lasterhafter Mensch.. Es wer och etwan als gůt wol zů schwygenIch gloub, üch wärc vil weger [geziemender] z. sch. B.. Singent ›Gůt Hennsly uff der schyterbygen‹Wohl der Anfang eines Liedchens, das beim Kiltgang gesungen ward., |
|||
[735] | So ir doch nit besseren andăcht hend! | 625 | |
[736] | Das úch der tonder inn gytsack schend! | ||
[751] | Wir edlen moegentz nummen erlyden: Wir můssend úch den kabes bschnyden!Die in den Drucken dem Schlußsatz vorausgehende abermalige Erwähnung des Fegefeuers hat wohl ein Zürcher Theologe hier am Schluß der Szene von den Totenmessen und der päpstlichen Hierarchie eingeschoben. 34 |