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Am liebsten wäre er auf die beiden zugelaufen, hätte sie bei den Händen genommen und gerufen: »Endlich!« Er glaubte das Wort schon zu hören. Aber er bezähmte sich und ließ sich, ohne einen zweiten Blick auf die Mädchen zu werfen, auf einem Stuhl nieder, der in der Türöffnung zwischen den beiden Zimmern stand.
Ruth hörte mit höflich belustigter Neugier einem Manne zu, der begeistert auf sie einredete. Carl konnte sich vorstellen, wie sie Olive, die neben ihr saß und von einem andern gesprächigen Herrn heimgesucht wurde, heimlich in die Rippen stieß.
Er horchte schamlos und erfuhr auf diese Weise Ruths Zunamen: Winslow. Der Mann ließ Konversation entweichen, wie ein geplatzter Reifen Luft, und schien Ruth eine aufregende Schilderung von der Aviatik zu geben. Fünf Minuten lang steuerte der kühne Held (als Passagier) einen Eindecker über gefährliche Abgründe und ließ noch immer, obwohl Ruth Winslow sich schon sehr langweilte, nichts davon merken, daß er zum Gleitflug ansetzen wollte. Olives Kavalier verschwand, und jetzt lauschte auch sie dem Salonflieger, der nicht sehn konnte, daß zwischen den Händen der beiden Mädchen ein furchtbarer Kampf ausgefochten wurde. Ruths Hand siegte; sie umklammerte Olives Daumen in einem tödlichen Griff und hielt ihn fest.
Carl ging hinüber und sagte, den gesprächigen Helden der Lüfte ignorierend, in aller Ruhe: »Das ist aber nett, daß ich Sie endlich finde, Miss Winslow; Sie haben mir doch diesen Tanz versprochen.
»J-ja?« stammelte Miss Winslow, während der Dauerredner verschwand und Olive mit der Hausfrau, die eben hereingekommen war, ein Gespräch begann. »Getanzt wird ja gar nicht«, sagte Carl erklärend, »aber ich hatte das Gefühl, wenn Sie in diesem Aeroplan noch höher steigen, müssen Sie schwindlig werden.«
Ruth versuchte eine abweisende Miene aufzusetzen, aber ihre dunklen Wimpern gingen hoch, und ihre überraschenden blauen Augen strahlten ihn verschmitzt und lausbübisch an.
»Das war aber wirklich allerhand von einem Griff, mit dem Sie Miss Olives Hand hatten, Miss Winslow.«
»Sie haben unsere Hände gesehn?«
»Vielleicht … Können Sie mir nicht helfen? Ich möchte auf eine nette Art sagen, daß wir beide für diese dumme Gesellschaft und den Lärm hier eigentlich viel zu gut sind. Ist die Gesellschaft nicht wirklich dumm?«
»Ja, leider haben Sie recht.«
»Was hat das Ganze eigentlich für einen Sinn? Kommen die Leute her, um diese Luft einzuatmen? Das habe ich schon einige gefragt, aber ich fürchte, man hat mich für verrückt gehalten.«
»Na, Sie sind doch auch hier. Kommen Sie öfters zu Mrs. Salisbury?«
»Ich bin zum erstenmal da. Außer Ihnen und Miss Olive habe ich in meinem ganzen Leben noch keinen einzigen von den Menschen gesehen, die hier sind. Ich bin wegen einer Wette hergekommen. Ein Freund hat mit mir gewettet, ich würde mich nicht trauen, uneingeladen hierher zu gehn. Na, und jetzt bin ich da. Ich hab der Hausfrau meinen Diener gemacht und ihr gesagt, es tut mir kolossal leid, daß meine Proben mich so lange aufgehalten haben, und sie war ganz glücklich, daß ich doch noch kommen konnte – na und so weiter. Sie hat mich heute zum erstenmal in ihrem Leben gesehn.«
»So? Sie sind Dramatiker?«
»Das war ich im andern Zimmer; draußen in der Diele war ich Arzt, auf der Treppe Bildhauer, und jetzt weiß ich selber nicht mehr recht, wer und was ich bin. Es geht mir also genau so wie Ihnen, Miss Winslow. Sie haben keine Ahnung, wo Sie mich hintun sollen. Erinnern Sie sich wirklich nicht mehr? Es war beim Tee – ich glaube, im Vanderbilt; oder Plaza?«
»Ach ja, richtig – ich habe mir schon den Kopf zerbrochen – –«
Carl grinste. »Der Junge, der mich Ihnen vorstellte, sagte Mr. Mmm, weil er sich auch nicht auf meinen Namen besinnen konnte. Sie können also gar nicht wissen, wer ich bin. Ich heiße Ericson … Jetzt habe ich eine Mission. Eine sehr ernsthafte Mission. Ich muß weggehn, eine mittelgroße Bombe kaufen und die ganze Blase hier in die Luft sprengen. Ich hab so eine finstere Ahnung, daß Dichter hier sind.«
»Ich auch«, seufzte Ruth. »Soviel ich weiß, hat Mrs. Salisbury immer sieben Rechtsanwälte, neunzehn Propagandisten, einen Zahnarzt, einen Dichter und einen Forschungsreisenden bei ihren Gesellschaften. Sind Sie der Dichter oder der Forschungsreisende?«
»Ich bin der Zahnarzt. Ich glaube – – Sie sind nicht zufällig Schriftstellerin?«
»Wie ich sieben Jahre alt war, habe ich ein Epos über Jonas und den Walfisch geschrieben, aber seitdem nichts. Es bestand zum größten Teil aus einem Dialog zwischen den beiden, der sich abspielte, während Jonas im Magen des Walfisches wohnte. Finden Sie nicht auch, daß der Walfisch sehr gelenkig sein mußte?«
»Na, dann kann ich Ihnen ja ruhig sagen, was ich von Schriftstellern halte – und so ziemlich auch von Dichtern, Malern und so weiter. Ich hatte einmal mit technischen Untersuchungen zu tun, und da kam immer eine Menge von Schriftstellern, die etwas suchten, was sie ›Material‹ nannten. Seit damals hab ich einen Widerwillen gegen diese Leute, den ich nie ganz überwinden kann. Als ich nun heute abend hierher kam und das ganze literarische Gewäsch hörte, da kam ich plötzlich auf den Gedanken, daß diese Autoren wahrscheinlich so eine Art Bewunderungskonzern bilden. Sie machen Schriftsteller zu den Helden in ihren Geschichten und reden den Leuten ein, daß das Schreiben eine heilige Sache ist. Mir hängt es wirklich schon zum Hals heraus, Romane zu lesen, in denen der junge Bill mit einem unschuldsvollen Seelchen nach New York kommt und bitterböse Zeiten durchmacht, bis ein Verleger seinen großen Roman annimmt. Die Schriftsteller scheinen zu glauben, daß sie die einzigen Menschen sind, die Ideale haben. Ich bin jetzt in der Automobilbranche und sorge dafür, daß die Menschen leichter aufs Land hinausfahren können – ich bin überzeugt davon, daß die meisten Menschen eher hinausfahren, wenn sie ein Automobil haben, als wenn sie Frühlingsgedichte lesen. Aber wenn ich behaupten würde, ich hätte Künstlerblut, weil ich die Seele des Automobilisten dem Gänseblümchen zuführe, würde sich alle Welt totlachen.«
»Aber meinen Sie nicht, daß die Kunst das – ach, das letzte Ziel der Zivilisation oder irgend so etwas ist?«
» Nein, das meine ich nicht! Ganz im Ernst, Miss Winslow, es war nicht einmal eine gar so schlechte Idee, es mal eine Generation hindurch ohne alle Kunst zu probieren und dann zu sehn, was uns fehlt. Wir würden wahrscheinlich Tanzmusik brauchen, aber ob wir Opern brauchen, bezweifle ich sehr. Komisch, wie die Welt die Opernsänger immer so in den Himmel hebt und so gut bezahlt und dabei die Schuster verhungern läßt. Dabei braucht die Welt gute Schuhe viel nötiger als Opern – oder Krieg, oder Belletristik. Ich möchte einmal sehn, wie das wäre, wenn alle Schuhmacher zusammenkommen und sich solange weigern wollten, Schuhe zu machen, bis man ihnen verspricht, Kritiken darüber zu schreiben. Genau so wie Buchkritiken. Sobald dann keine Schuhe mehr da wären, würde man nachgeben, und dann könnten Sie Besprechungen über die neuen Meisterwerke Mr. Regals und Mr. Walkovers oder Mr. Stetsons lesen.«
»Ja! Das kann ich mir vorstellen. ›Dieser eingefaßte Schuh ist einer der wichtigsten, ergreifendsten und gesündesten Schuhe der ganzen Saison.‹ Wahrscheinlich würden die jungen Schuhmacher dann auch mit verdrehten Künstlermienen in Cafés herumsitzen. Aber finden Sie Ihre Theorie nicht etwas gefährlich, Mr. Ericson? Da hätte ich ja eine Entschuldigung dafür, daß ich es zufrieden bin, ein ganz gewöhnliches Mädchen aus der Upper West Side zu sein. Und sind Literaten nicht immer noch besser als Banalitäten? Es ist Ihnen so ernst, daß ich fast glauben könnte, Sie wollten selbst schon einmal Schriftsteller werden.«
»Nein, nein. In Wirklichkeit bin ich das Bübchen im sauber geflickten Höschen, mit dem Sie spielten, als Sie ein ganz, ganz kleines Mädchen waren.«
»Ja natürlich! Im Hain von Arden. Sie hatten eine Itsche, die Sie gegen mein Haarband eintauschten.«
»Und wir aßen Brot und tranken Milch aus blauen Schüsselchen!«
»Ach ja! Blaue Schüsselchen mit Kaninchen, die darauf gemalt waren.«
»Und Riesen und ein Sechszylinderschloß mit Wächtern und einem Burgverließ. Und Hans der Riesentöter. Aber vor allem Kaninchen.«
»Haben Sie Kaninchen wirklich gern?« Ihre Stimme streichelte das Wort.
»Ich habe sie so gern, daß ich, wenn ich an sie denke, weiß, es gibt etwas, was noch schlimmer ist als ein hochfeiner literarischer Salon, und das ist: zu vornehm sein – –«
»Zu sehr Upper West Side!«
»– um sich zu trauen, aus blauen Schüsselchen Milch mit Brot zu essen.«
»Ja, ich werde Sie wohl in den Blauen-Schüsselchen-Bund aufnehmen müssen, Mr. Ericson. Apropos – sagen Sie doch, wer hat uns beide miteinander bekannt gemacht? Ich habe ein so schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht mehr daran erinnern kann.«
»Darf ich nicht ein Rätsel bleiben, Miss Winslow? Wenigstens, solang ich dieses neue Hemd anhabe, das Sie während meiner Bemerkungen über die Schriftsteller so wohlwollend betrachtet haben. Ich seh darin doch aus wie ein Graf oder vielleicht auch wie ein Ritter vom Kaninchenorden. Bitte, lassen Sie mich noch ein Rätsel bleiben.«
»Ja, Sie dürfen. Außer Olives Friseur und Ihrem schönen Hemd hat das Leben ja doch keine Rätsel mehr. Schickt es sich eigentlich, über Hemden zu sprechen, wenn man sich zum zweitenmal sieht?«
»Anscheinend schickt es sich.«
»Ja … Heute abend muß ich ein Geheimnis haben … Können Sie mir als Ehrenmann schwören, daß Sie nicht eingeladen sind und sich auf ganz ehrlose Weise in diese Gesellschaft eingeschlichen haben?«
»Ich schwöre, Prinzessin.«
»Also, ich auch. Olive war mit einem Bekannten zusammen eingeladen; aber der konnte nicht mitkommen, und da hat sie mich hergeschleift; sie hat mir versprochen, ich würde weiß Gott was zu sehen kriegn – –«
»Anarchisten?«
»Ja! Und der einzige nette, verrückte Mensch, den ich hier gefunden habe, außer Ihnen, mit Ihrem vulgären Vorurteil gegen die ganze Gilde der Schriftsteller, ist eine Frau mit dunklen Augen, die höchst geheimnisvoll in dem großen Zimmer auf einer Couch sitzt und einen mit ihren funkelnden Blicken zu sich lockt – sie sieht aus, als wollte sie über Theosophie sprechen, und dann fragt sie, ob man meint, daß ein Kognaksoda gut gegen ihren Schnupfen wäre.«
»Ich glaube, ich weiß, wen Sie meinen. Als ich diese Dame sah, sprach sie mit einem Mann, dessen peitschender Bart auf einem finstern, dem Untergang bestimmten Gesicht dahintanzte … Danke schön. Mir gefällt die Phrase auch recht gut, aber leider hab ich sie von einem gewissen Haviland gestohlen. Ich stell mir eine witzige Unterhaltung ungefähr so vor: ›Feiner Wagen, den Sie da haben. Was für Magnet?‹«
»Hören Sie. Olive Dunleavy sieht bekümmert aus. Die Fragen, die sie mir über Sie stellen wird, sind gar nicht zu zählen! … Also, Olive und ich, wir hatten heute zu nichts richtige Laune, und da kamen wir zu dem Schluß, wir hätten die Zusammenkünfte Auserwählter satt, wir wollten das Primitive sehen und vielleicht sogar das Leben in seiner ganzen Härte kennen lernen. Olive kennt eine Bergsteigerin, die immer davon spricht, daß sie sich in die Wildnis zurücksehnt, und da machten wir einen Besuch bei ihr. Wir waren mindestens auf Brote mit rohem Fleisch gefaßt, aber das wilde Weib setzte uns Suchong und Hühnersandwiches und Teegebäck und Nabiscos vor und erzählte uns, was für glänzende Fortschritte ihr Sohn in seinen Altfranzösisch-Studien an der Columbia macht. Unsere Stimmung sank darauf noch tiefer, und wir beschlossen, zum Abendessen ins Chinesenviertel zu gehen. Na, wir gingen auch hin! Ich habe ein bißchen Fürsorgearbeit hinter mir – – Du lieber Gott, ich erzähle Ihnen viel zu viel von mir, o Mann der Rätsel! Das schickt sich aber wirklich nicht, fürchte ich.«
»Bitte, Miss Winslow! Im Namen des – wie hat er nur geheißen – Ordens zum Blauen Schüsselchen?« Er prägte sich ein, daß Olive den Zunamen Dunleavy hatte.
»Also schön, ich habe etwas Fürsorgearbeit hinter mir – – Haben Sie übrigens zufällig auch schon so etwas gemacht?«
»Ich hab einmal einen Chinesen zum Lutheranertum bekehrt; das war alles, glaub ich.«
»Bei meiner Arbeit mußte ich in irgend ein Haus gehn, mich um drei schmutzige Kinder kümmern und ihnen beibringen, daß sie glücklich sein würden, wenn sie brav wären, obwohl die Bälger natürlich ganz genau wußten, glücklich kann man nur sein, wenn man so schlimm wie möglich ist und durchbrennt, um im East River zu schwimmen. Jedenfalls lernte ich dabei, keine Angst vor der Bowery zu haben, aber Olive hat sich wunderschön gefürchtet. Gleich neben uns im Straßenbahnwagen saß ein harmloser alter Mann, der völlig betrunken war, und als Olive von ihm fortrückte, blinzelte er mir zu und sagte: ›Alle Achtung vor Ihrer Angst, junge Frau, ganz richtig so.‹ Ich glaube, Olive dachte, er will uns umbringen – sie war überzeugt davon, daß das der letzte dahinsiechende Repräsentant eines edlen Stammes oder so etwas war. Aber im Chinesenviertel war sogar sie enttäuscht.
Wir hatten uns auf Opiumteufel gefaßt gemacht, so wie es seiner Zeit in den Stücken in der Vierzehnten Straße war, bevor die Kinos aufkamen. Aber wir hatten einen geradezu ekelhaft saubern Tisch, und das einzige, was uns Angst einjagen konnte, war ein scheußliches, auf Seide gemaltes Bild mit zwei Tauben und einer gekochten Lotosblume, das in unserer Nähe hing. Der Kellner war ganz bestimmt Harvarder Student – vielleicht auch Oxforder – und sagte: ›Dalf ich den Damen sehl gutes chinesisches Essen empfehlen?‹ … Na, und erst das Publikum! alle waren genau so idiotische Zuschauer wie wir selbst – außer einem komischen kleinen Japaner. Und der hat den Presbyterian gelesen! … Da kamen wir hier herauf, und hier scheint es auch gar nicht so primitiv zu sein. Das ist sehr traurig. Mir scheint, ich erzähle Ihnen unglaublich viel von unsern albernen kleinen Abenteuern, und Sie sind wahrscheinlich der Mann, der das Automobilrennen in Indianapolis gewonnen hat, oder Sie haben die Elektrizität oder so etwas Ähnliches erfunden.«
Solange sie erzählte, hatte sie ihn angeblickt, aber jetzt sah sie um sich, und als sie Olive bemerkte, schien sie unsicher zu werden.
»Ich bin leider durchaus nicht so interessant«, sagte er; »aber ich wollte neue Gegenden und neue Dinge sehn – und die hab ich auch zum größten Teil zu sehn bekommen. Wenn ich von einem Ort genug hatte, ging ich ganz einfach davon, und wenn ich dann wo anders hinkam – ganz gleichgültig wohin – suchte ich mir Arbeit. Und – – Na, ich hab nichts dabei verloren.«
»Haben Sie das wirklich getan? Das ist doch das Schönste, was man überhaupt tun kann. Ich habe immer nur Cook-Reisen gemacht, mit Thomas Cook und Sohn in der eigenen Familie. Ich konnte nie selbst meine Wahl treffen. Immer hat meine Familie für mich gewählt. Aber ich wollte – – Man wandert nicht gern, wenn man kein Ziel hat, oder keine Entschuldigung für das Wandern.«
»Doch, ich tu es gern«, erklärte Carl. »Aber – – Darf ich ehrlich sein?«
»Ja«.
Eine Atmosphäre des Vertrauens war um sie. Sie waren zwei Reisende aus einem fernen Land, die sich inmitten fremder Menschen getroffen hatten.
»Ich spreche von mir wie von einem Globetrotter«, sagte Carl … »Das war ich auch, aber seit vielen Wochen bin ich hier in New York, ich kenne kaum einen Menschen und bin unruhig, und doch hab ich nicht den Drang, davon zu gehen; aus zwei Gründen: ich war eine Zeitlang krank, und ein Freund von mir, mit dem ich nach Brasilien wollte, ist ganz plötzlich gestorben.«
»Nach Brasilien. Eine Forschungsreise?«
»Ja – nur ein kleiner Abstecher, etwas ganz Dilettantisches … Ich bin gar nicht so sicher, daß ich nur spiele, wenn ich von blauen Schüsselchen und solchen Sachen rede. Hören Sie. Im Westen würde man einfach sagen: ›die Mädels nach Hause bringen‹. Wie muß man das recht anmutig auf New Yorkerisch sagen? Ich möchte nämlich Miss Olive Dunleavy und Miss Ruth Winslow dazu betören, daß sie sich von mir nach Hause begleiten lassen.«
»Wir haben wirklich keine Angst davor, allein nach Hause zu gehen.«
»Ich wollte keine Witze machen, aber – – Darf ich einmal zu Ihnen zum Tee kommen?«
Sie zauderte, dann kam es mit einem Ruck heraus: »Ja. Kommen Sie. Nächsten Sonntag, wenn es Ihnen recht ist.«
Sie nickte Olive zu und stand auf.
»Und die Adresse?« fragte er.
»– – West, Zweiundneunzigste Straße. Gute Nacht. Die Blauen Schüsselchen haben mir Freude gemacht.«
Carl verabschiedete sich höchst manierlich von der Hausfrau und marschierte dann, seinen Spazierstock wie ein Taktstöckchen schwingend und einen Walzer pfeifend, durch das Schneegestöber nach Hause.
Als er in seinem Zimmer war, dachte er wieder an seinen häßlichen Abschied von Gertie im Park – vor vielen Jahren, am Nachmittag desselben Tages. Aber der Gedanke mußte im Vorzimmer warten, während Carl sich darüber freute, daß er am Sonntag seine neue Spielgefährtin wiedersehen sollte.