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Dem Freunde Felix Braun zum Andenken an den Frühling 1915
Den langen Herbst und Winter hielt er getreulich stand,
schuf sich aus Krieg und Fremde Heimat und Vaterland.
Sein Heimweh tranken die Sterne, es floß in die ruhende Nacht,
am Tage hat er der Heimat wie einer Toten gedacht.
Doch als der Frühling mit erstem Scheine die Luft erfüllt,
da war sein hartleuchtend Auge von dunkler Trauer umhüllt.
Da stöhnte er tief im Schlafe und wußte es selber nicht,
da welkte in Träumen und Sehnen sein hartes Kriegergesicht.
Und eines Morgens im Dämmer, da sang es über das Land –
Da stand er, bebenden Mundes, sein Antlitz zum Himmel gewandt:
Da war eine erste Lerche, die sang zwischen Krachen und Graus,
da floh die gefangene Seele aus ihres Willens Haus.
Da weinte er. Weinte vor Qual: Jetzt sah er erst Tod und Schlacht,
sah, was des halben Jahres Krieg über die Erde gebracht.
Er griff nicht mehr zum Gewehre, er hat seine Wacht versäumt,
und stand er auf seinem Posten, da hat er geschwärmt und geträumt.
Er küßte die nackte Erde und warf sich an ihre Brust,
hat nichts mehr von aller Beschwerde, nichts mehr vom Kriege gewußt.
Er hörte auf kein Kommando, nicht, wenn ein Schrapnell zersprang,
kein Schießen, kein Stürmen, kein Rufen – nur: daß die Lerche sang.