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Jedes Kunstwerk hat für sich selbst zu sprechen – ich weiß. Vorreden – meist Autoreneitelkeiten, versteckte. – Wie aber, wenn die liebe Mitwelt anders vielleicht gar nicht erkennte, daß dies ein ... ein Kunstwerk ist? Oder wenn der Autor sonst einmal durchaus das Bedürfnis fühlte, seiner ... Eitelkeit über das Gelungene seiner poetischen Tat Luft zu machen? – Der Gründe gäb' es noch viel mehr, die – in meinem Falle wenigstens – eine Vorrede rechtfertigten. Der Stoff allein schon ist – nicht ein zu heikler, beileibe nicht – aber ein so sehr ausgefallener. Sodann die Verwendung Passauer und Vilshofener Dialekts. Des fernern: solcher Worte »vom Tage« wie Reinhardt, Bayreuth und Oberammergau. (Welche mir freilich drei Worte dünken, inhaltsschwer, über die man ein zweites Schillersches Gedicht machen könnte!) Aber ich vermag noch viel pfündigeres Geschütz aufzufahren. Daß ich mit diesem meinem einzigen Gedicht denen neuzeitlichen liberalen Pastoren ein wenig die Wage halten möchte, die dem lieben Heiland die Kleider ausziehen oder vielmehr hinwegreißen wie nur je in der zehnten Station! (Aber damit verrat' ich ja bereits den ganzen Inhalt von meinem wahrhaft groß angelegten Abgesang!)
Mein anfänglicher Plan ging dahin: die fünfzehn Stationen, von denen die letzte »Die heilige Helena mit dem Kreuz« in den neueren Gebetsausgaben zu meinem größten persönlichen Leidwesen weggelassen ist – mein ursprünglicher Plan ging dahin, diese fünfzehn Stationen schön der Reih' nach herunterzudichten. Von diesem freimütigen Eingeständnis begierig Notiz genommen, wird derjenige, der von Kunst keinen Schimmer hat, einfach die Hände über'm Kopf zusammenschlagen, was anstelle der militärischen Ordnung, die demzufolge einst beabsichtigt war, da nun für ein verwahrloster und zersprengter Wirrwarr herausgekommen ist. Ich aber bin seitdem schon ein paarmal vor Freude beinah übergeschnappt, nach welch einer andern ... ich möchte sagen: ungedrillten Gesetzmäßigkeit sich alles glücklich fügte. Nach einer anderen Strenge, die von Hahnenschritt und Parademarsch Gott sei's getrommelt und gepfiffen! nichts wußte. Nach einer Regel, rein aus meinem Blut. Nach Erfahrungen, die im Unterbewußtsein warteten. Mit anderen Worten: es wäre nicht nur idiotisch pedantisch, von einem Kreuzwegwaller zu verlangen, er solle etwa bei der ersten Station an nichts denn an diese erste Station denken. Sondern derselbig' würde solches beim besten Willen auch gar nicht fertigbringen. Dazu spielt die eigentliche Exekution in der zwölften Station, der wir unser Seelenheil verdanken, schon vielzusehr gleich in der allerersten, der Verurteilung zum Kreuzestod, mit. Dazu wissen wir die betrübte Mutter Jesu, der wir in der vierten Station begegnen, oder auch den Simon Cyrenäus der fünften Station denn doch bereits allzusehr auf dem Wege, der uns mit jedem Steine und jeder Biegung ja seit schier 2000 Jahren vertraut ist! Und also im geraden Gegenteil hätte ich darüber viel zu sagen, wie das Durcheinander anstatt einer Reihenfolge in meinem Gedicht nur so sein kann wie es ist, nur so werden durfte, wie es wurde, d. h. wie mein Durcheinander eben die Reihenfolge darstellt, wie sie die Nerven – ja! ja! die Nerven! – eines modernen Menschen anbefehligen. Die Nerven, Nerven ... arbeitend bis zur Hysterie!
Ah! siehst du? bis zum Worte »Hysterie« wollte ich kommen. – Welchen Streich mir meine Nerven verübten, was meinen anfänglichen ursprünglichen Plan anging! – Und da nun seid nicht spöttisch und gehässig und redet wegen der Hysterie meines Gedichts nicht vom Irren-, sondern vom Gotteshaus! Herr, beleih' mich mit annähernd gleicher Hysterie wie die drei sel'gen Frau'n ... Dieser Zeile möge der Heilige Vater in Rom ein gedrucktes Kreuz voransetzen lassen, welches dann ein für alle Mal einen Ablaß verheißt demjenigen, der sie recht betet. Und somit wären wir mit Übergehung von so mancherlei, wozu der Raum hier leider nicht ausreicht, an diesem wichtigsten Punkt gelandet: daß ich allen Ernstes daran denke, dieses Werk den Leitern der katholischen Kirche (als wie ein Bühnenwerk einem Theaterleiter) anzubieten, daß ich es einst, vollendet, cum licentia superiorum herausgeben möchte, wozu diese vorläufige Veröffentlichung schon anbahnend dienen soll wie natürlich auch dazu, daß ich einen Richard Strauß oder Max Reger oder Arnold Schönberg als Komponisten finde.