Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Anhang.

 

1. Rede des Präsidenten Krüger bei der letzten Uebernahme der Präsidentschaft am 12. Mai 1898.

» Meine Herren Vorsitzenden und Mitglieder beider Körperschaften des Volksrates! – Ich muß aber zunächst den Sekretär ersuchen, meine Worte, wie ich sie spreche, niederzuschreiben, damit meine Rede später nicht in irgend einer Weise mißverstanden wird. – Geehrte Herren! Ich stehe heute hier vor Ihnen, der Stimme des Volkes, in welcher ich auch Gottes Stimme zu erkennen glaube, gehorchend, um wiederum als Staatspräsident die Leitung des Landes zu übernehmen. Geehrte Herren! Wenn ich zurückblicke auf die Laufbahn, die ich zurückgelegt habe, so kann ich, der ich aus Erfahrung alle Beschwerden und großen Mühseligkeiten, die mit diesem schweren Amte verbunden sind, kenne, gar nicht anders als offen zu bekennen, daß ich mich selbst für untüchtig und blind halte; ich wiederhole: untüchtig und blind. Wenn ich zurückschaue, wie der Herr dies Volk geleitet hat, und wie Gott dies Volk frei gemacht hat, dann weiß ich, da ich nun das Volk leiten soll, was daraus folgen würde, wenn ich abtrünnig würde, denn ich habe nicht nur den Herren vom Volksrate einen Rechenschaftsbericht abzulegen, sondern auch Gott Rechenschaft zu geben, und mein Leben ist nur noch kurz; ich werde vor ihm erscheinen müssen, und wenn ich daran denke, dann erbebt mein Herz, und ich kann nur bitten:

Herr, ach mach mir Deine Wege
Durch Dein Wort und Geist bekannt;
Lehre mich, wohin sie führen,
Und wohin Dein Schritt sich richt't.
Leit' in Deine Wahrheit mich,
Dein Gebot lehr mich betrachten!
Denn Du bist mein Heil, o Herr,
Und ich warte Deiner stets.

Glaube und Politik. Gott der Herr.

Er hat verheißen: Wer alle seine Hilfe und Kraft vom Herrn erwartet, wählt die wohlgebahnten Wege, und wer an der Furcht Gottes seine Lust hat, wird an Ihm einen Führer haben. Wer dies von Herzen erkennt, schaut hin auf den Herrn, unsern treuen Bundesgott, und bittet um Licht, Weisheit und göttliche Kraft. Er will uns alles schenken aus Seinem unendlichen Gnadenreichtum; ja auf diesen treuen Bundesgott vertraue ich, da er uns auf verschiedenen Wegen so sichtbar geleitet hat. Also trete ich dieses Amt an in der Furcht Gottes, in Aufrichtigkeit, ja, es ist das innigste Wünschen und Begehren meines Herzens, vor ihm zu leben und das Volk nach seinem Willen zu regieren.

Nichts anderes wird mir am Herzen liegen, als die Wohlfahrt des Volkes ins Auge zu fassen und den Fortschritt, die Wohlfahrt und die Unabhängigkeit des Volkes zu behüten. Geehrte Herren! Ich werde genau achten auf die Entwicklung des Landes, in der schon oft so bald und rasch Fortschritte zu bemerken waren, insbesonders werde ich aber bei allem notwendigen Fortschritte mein Augenmerk fest darauf richten, daß die Unabhängigkeit des Landes nicht im geringsten in Gefahr gerät, und daß auch nicht das mindeste Recht aufgegeben wird, wenn dadurch die Unabhängigkeit des Landes unterminiert würde, denn ich würde ein hartes Gericht auf mich herabziehen, wenn ich es wäre, durch den die Unabhängigkeit zu Schaden käme; hat uns doch Gott so sichtbar geleitet, daß die blindesten Heiden und die ungläubigsten Geschöpfe es einsehen müssen, daß es Gottes Hand gewesen ist, die uns die Unabhängigkeit geschenkt hat.

Geehrte Herren, ich vertraue auf Sie als auf die Körperschaft der Gesetzgebenden Macht, daß Sie mich in diesen meinen Anschauungen unterstützen werden, und daß Sie in Ihrer Weisheit mir solche Maßregeln vorschlagen werden, durch welche das Land in seiner Unabhängigkeit und Wohlfahrt nach allen Richtungen hin unterstützt werden kann; und im besonderen, geehrte Herren, hoffe ich, daß Sie alle Bedürfnisse aller Einwohner des Landes ohne Unterschied der Person oder Nationalität, in ernste Erwägung ziehen werden.

Fürsorge für die Industrie.

Zu meinem größten Leidwesen habe ich vernommen, daß ein so schwerer Druck auf den Goldfeldern und zwar zumeist auf den Armen und Mindervermögenden liegt. Ich gebe Ihnen die Versicherung meiner Teilnahme an ihrem Lose und bin der Zuversicht, daß dieser schwere Druck bald vorübergehen möge. Von Seiten der Regierung wird gethan, was sie thun kann, um die Goldfelder zu unterstützen; dafür dient zum Beweise erstens die Herabsetzung des Eisenbahntarifs um einen jährlichen Gesamtbetrag von 200 000 Pfd. Sterling; zweitens die Ermäßigung der Einfuhrzölle um ungefähr 700 000 Pfd. Sterling in Bezug auf Lebensmittel und andere Dinge, welche direkt in den Minen gebraucht werden; drittens die Regelung, die geschaffen wurde, Eingeborene von Mozambique als Arbeitsleute zur Unterstützung der Minen einzuführen; und viertens die Preisherabsetzung des Dynamits. Sie wissen alle, daß, als im Jahre 1893 der Kontrakt zur Errichtung der Dynamitfabrik abgeschlossen wurde, Dynamit für ungefähr 6 Pfd. Sterling per Kiste eingeführt wurde. Durch die Gesellschaft wurde der Preis auf 5 Pfd. Sterling herabgesetzt, und dieser Preis sank allmählich auf 83 sh. per Kiste herab und ist jetzt bereits auf 75 sh. gesunken, und ich hoffe, den Preis noch mehr herabdrücken zu können. Meine Bemühungen in dieser Hinsicht sind noch nicht abgeschlossen. Wie ich bei Versammlungen bereits gesagt habe, ist die Dynamitfabrik nicht errichtet worden, um unsere Minenindustrie zu drücken, sondern um sie zu unterstützen und zu fördern, und vor allem die schwächeren Minen, und ich hoffe, daß sie sich so lange über Wasser halten, bis ich so weit bin ( scil. ihnen noch wirksamer nachhelfen); denn sowohl Minenindustrie wie Dynamitfabrik gehören zu dem Staate und müssen einander helfen, und man wird sich noch überzeugen, daß ich von diesem Wege nicht abgehen werde und doch so weit komme, daß das Dynamit für die Minen billig ist.

Fürsorge für bedrängte Schuldner.

Zu meinem größten Leidwesen vernehme ich, daß auf den Goldfeldern einige Banken und andere Einrichtungen sind, welche die Armen und Unvermögenden völlig zugrunde richten. Als nämlich vor einigen Jahren die Minen gute Geschäfte machten, haben sie Geld aufgenommen, und zwar wie mir berichtet worden ist, unter guter Sicherheit, um die Geschäfte ausdehnen zu können; jetzt bei der gedrückten Lage, werden ihnen die Kapitalien gekündigt, und sie müssen das Geld zurückzahlen, wiewohl die von ihnen gegebene Sicherheit heute noch ebensogut ist wie zuvor, und es wird auf diese Weise ihr Eigentum unter dem Werte verkauft. Wenn das wahr ist, dann können solche Banken nicht anders als mit dem Namen gottlose und unchristliche gebrandmarkt werden; bringen sie doch Hungersnot und Elend in den Reihen der Armen hervor und konzentrieren alles in den Händen der Reichen. Geehrte Herren! Wir haben bereits die Dynamitfelder als warnendes Beispiel, und wenn das, was mir berichtet ist, wahr ist, dann wird der Volksrat Maßregeln ergreifen müssen, um diese Armen und Mindervermögenden zu schützen, und die Regierung wird sich genötigt sehen, solchen Banken die Licenz zu entziehen oder nicht zu erneuern, denn so sind sie mehr zur Unterdrückung und Ausbeutung der Armen, als daß sie ihnen zur Hilfe dienen. Gott sieht alles, und der Herr sagt: »Errette den Armen aus der Hand des Vogelstellers«. So etwas darf unter uns nicht bestehen bleiben.

Schutz gegen Ausbeutung der Arbeiter.

Dann ist mir weiter zu Ohren gekommen, daß in Europa Kontrakte mit armen Arbeitsleuten abgeschlossen worden sind, die der Meinung waren, die Lebensmittel seien hier so billig wie in ihrer Heimat, sodaß sie, wenn sie hier angekommen, in einer Schlinge gefangen sind, da sie von dem im Kontrakte vereinbarten Lohne nicht leben können. Ich hoffe, daß Sie Maßregeln ergreifen werden, daß kein im Auslande geschlossener Kontrakt hier rechtsgiltig ist, bevor ihn nicht ein dazu angestellter Beamter hier bestätigt und gebilligt hat, und wenn ihn nicht beide Seiten, nämlich die, welche sich verbindet, und die, welche ihn verbindlich macht, anerkennen. Solcher Betrug und solche Irreführung dürfen unter uns nicht vorkommen, wiewohl ich hoffe, daß es auch jetzt nicht so ist.

Schutz ausländischer Aktionäre und der Ehre des Staates.

Dann ist mir, geehrte Herren, ferner zu Ohren gekommen, daß hier Gesellschaften gegründet werden zur Erschließung von Land, welches nicht einmal genau untersucht worden ist, ob es überhaupt goldhaltig ist. Man wirbt Teilhaber in Europa, die nicht anders glauben, als daß das Land gut ist, und erst wenn sie hierher kommen, bemerken sie, daß die Gründe wertlos sind, und dann wird die Schuld auf die Regierung geschoben. Die Aktionäre in Europa müssen ebensogut von der Regierung geschützt werden, wie die Leute hier. Ich hoffe denn auch, daß solche Bestimmungen festgelegt werden, daß keine Gesellschaft Aktionäre werben darf, bevor der Staatsmineralog oder Staatsmineningenieur den Grund und Boden untersucht und einen Bericht darüber eingeliefert hat, damit das europäische Publikum nicht länger betrogen wird und nicht denkt, die Schuld liege an der Regierung; darüber muß gewacht werden.

Hilfe für alle Bedrängten. Erhaltung der Unabhängigkeit.

Schließlich will ich noch sagen, daß es zwei Punkte gibt, die im Auge behalten werden müssen; den zweiten davon führe ich an auf Grund des Wortes Gottes. Der erste Punkt ist der, daß Sie keine Rechte vergeben dürfen, welche die Unabhängigkeit in Gefahr bringen könnten, und der zweite ist, daß Sie ihre Ohren nicht verschließen dürfen vor den Klagen der Armen, Fremden oder Freunde, vielmehr suchen müssen, solche Armen aus ihrer bedrängten Lage zu retten und ihnen aus dem Netze des Vogelstellers zu helfen, und Gott wird dann in unserer Mitte sein und uns in unserem Thun segnen. Ja, geehrte Herren, wenn wir darin fest zusammenstehen, und Sie mich in diesen Punkten unterstützen werden, dann ist es wahr, daß »Eintracht stark macht«, und Gott wird dann in unserer Mitte sein.

Sorge für die Unabhängigkeit.

Hochgeehrte Mitglieder des Ausführenden Rates! Auch zu Ihnen ein kurzes Wort. An erster Stelle sage ich Ihnen herzlichen Dank für Ihre mir bisher verliehene Unterstützung, sowohl für die Hilfe, die Sie mir gewährten, wo es galt, einen Gegenstand durchzuberaten, als auch da, wo es galt, etwas zur Ausführung zu bringen. In zweiter Reihe danke ich Ihnen, hochgeehrte Mitglieder, für alles, was Sie dem Lande erwiesen haben, und für Ihre Treue und die warme Empfindung, in der Sie mit Gut und Blut für die Unabhängigkeit des Landes eintreten. Ich sage Ihnen dafür nochmals Dank und werde mich freuen, wenn Sie auf demselben Wege bleiben und mich, wo es nötig ist, unterstützen und Ihrem Lande treu bleiben, damit wir wie ein Mann für die Unabhängigkeit einstehen, die uns Gott geschenkt hat, und unsere Habe mit denjenigen Bürgern zum Opfer geben, welche gezeigt haben, daß sie dafür alles aufzuopfern bereit sind. Laßt uns solche Treue weiter halten, und bitten Sie für mich, wie ich es für Sie thue, daß wir als Ausführende Macht so in dieser Weise zusammenwirken.

Geehrte Herren, Mitglieder des Ausführenden Rates und der Gesetzgebenden Versammlung unserer Schwesterrepublik!

In erster Linie danke ich Ihnen für das Interesse, das Sie dadurch bekundet haben, daß Sie unserer Feier beiwohnen. Wir sind sehr eng mit einander verbunden, und Sie sind mit mir darin eins, daß es nichts Besseres gibt, als Frieden und Freundschaft, vor allem zwischen zwei Bruderstaaten, und wenn eine solche Zusammenwirkung besteht, dann wird, mag auch die ganze Erde toben, Gott uns segnen, denn wo Einigkeit und Liebe herrschen, schenkt Er Seinen Segen und wird Sein Heil erworben, und Er wohnt mitten unter uns bis in Ewigkeit.

Der Präsident wandte sich jetzt zum diplomatischen Korps und sprach wie folgt:

Diplomatische und Konsularbeamte der ausländischen Mächte! Auch zu Ihnen ein kurzes Wort.

Fürsorge für den Frieden.

Ihnen ist aus meiner bisherigen Laufbahn sicher bekannt, daß mir nichts lieber ist, als in Frieden und Freundschaft mit den ausländischen Mächten zu leben, die gegenseitigen Interessen im Auge zu behalten und einander so viel wie möglich zu unterstützen. Daß die gegenwärtige Regierung unsern Staat so leiten möge, daß die ausländischen Mächte nie Grund erhalten, gesetzlich begründete Beschwerden gegen uns zu führen, das ist mein Wunsch. Auf diesem Wege hoffe ich weiterzuschreiten, und es wird dies stets mein ernstes Bestreben sein. Darum vertraue ich, daß ich Ihre wohlwollende Unterstützung erlangen werde, denn dann wird das Band der Freundschaft stets enger und enger zwischen uns und den ausländischen Mächten geschlungen werden, und wo eine solche Zusammenwirkung stattfindet, und Frieden und Freundschaft herrschen, da verleiht Gott Seinen Segen, da wohnt Er in der Mitte. Ich wünsche Ihnen allen Segen dazu, einem jeden für sein Land. Mögen Friede und Freundschaft herrschen! An mir soll es nicht fehlen, wenn es gilt, Interessen des Staates, dessen diplomatische oder Konsularvertreter Sie sind, zu unterstützen, wenn Sie dieselben vor mich bringen, so daß keine Beschwerden Ihrerseits gegen uns entstehen werden.

Der Präsident wandte sich nun an das Publikum und sprach:

Ihr, die Menge aller derer, die hier versammelt sind, schenkt mir Eure Aufmerksamkeit, damit Ihr mich in dem, was ich zu Euch reden will, gut versteht. Zuerst will ich sprechen zu den Bürgern des Landes, zum zweiten zu den neuen Bürgern, die sich haben naturalisieren lassen, und zum dritten zu den Fremden, die ihr Staatsbürgerrecht daheim nicht aufgeben und unter uns als Fremde leben wollen.

Gottes Walten in der Geschichte des Volkes eine Mahnung für die Alteingesessenen zur Selbstdemütigung und Buße.

Nun denn, Bürger des Landes, ich habe Eurer Stimme, die mich rief, Gehör zu geben, indem ich das Amt, welches durch Eure Wahl mir zugefallen ist, übernahm, um die Leitung des Landes als Staatspräsident wiederum mir zur Aufgabe zu machen. Zunächst danke ich Euch für das Vertrauen, das Ihr in mich gesetzt habt. Wenn ich so vor Euch stehe und Euch überschaue, dann sehe ich hier so viele, die mit mir gekämpft, gelitten und gestritten haben für das Land, das wir bewohnen, und für unsere Unabhängigkeit. O, dann steigt eine Reihe von Gedanken in mir auf, die mich alle leiten auf einen Punkt, nämlich den, daß wir stets der Wege gedenken müssen, die Gott uns geführt hat. Es fehlt mir jedoch die Zeit, das alles wieder ausführlicher zu erzählen, aber ich vertraue, daß Ihr Euch das alles in Euer Gedächtnis zurückrufet, um diesen Wegen wiederum nachzugehen, welche Zeugnis ablegen von der Treue Gottes, die Er an uns bewiesen hat: wie er uns aus der bedrängten Lage gerettet und zudem uns noch gesegnet hat; wie Er uns gezüchtigt und uns von unseren Gegnern hat unterdrücken lassen. Damals waren wir ohnmächtig, aber einmütig und suchten Hilfe von Gott zu erhalten. Da erhoben wir uns zu kraftvollen Thaten. Laßt mich mit Euch in Gedanken nach Paardekraal zurückkehren, wo wir ohnmächtig und hilflos waren. Aber das Volk, der Volksrat und der Ausführende Rat waren einmütig, einträchtig, ein Herz und eine Seele, um gemeinschaftlich Gott anzurufen um Hilfe, und dann hat uns Gott durch Wunder und Zeichen geführt. Bürger, möge uns das zur Lehre dienen, was die Einigkeit, in der uns Gott stets gesegnet hat, zuwege bringt: laßt uns suchen, die Zwietracht, die etwa unter uns herrscht, auszurotten, und laßt uns gemeinsam danach streben, den bösen Geist, der uns in Streitigkeiten verwickelt, niederzuhalten. Ich sage den bösen Geist – und beachtet es wohl, ich schließe keinen aus, auch mich selbst nicht – und meine den bösen Geist, der uns verführt, Gottes Wort und Gebote zu übertreten. Gottes Gebot sagt: »Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten«; und es ist wirklich unter uns zur Gewohnheit geworden, daß ein Bruder gegen den anderen falsches Zeugnis redet. Zeige niemand mit seinem Finger auf einen anderen, sondern seid ehrlich; möge jeder seine Hand in seinen eigenen Busen stecken, und er wird finden, daß sie aussätzig von da herauskommt.

Wir wollen uns heute mit ehrlichem Herzen vor Gottes Angesicht stellen. Wir sehen, Gottes Arm ist ausgestreckt. Er züchtigt uns, und wir werden merken, daß wir überall Gottes Gebot übertreten. Ich will ein Beispiel dafür anführen. Angenommen, ein Vater wäre reich und hätte viele Güter, und sein Kind hätte nichts und müßte von ihm leben, und sein Vater gäbe ihm die Güter und sagte: »Kind, nimm diese Güter und benutze sie, aber mißbrauche Sie nicht, und ich werde dir sagen, wenn ich etwas davon wünsche«; wird dann der Vater nicht unwillig sein, wenn er, nachdem der Sohn mit dem Vermögen hingegangen ist, nach einigen von seinen eigenen Gütern schickt und der Sohn sie ihm nicht geben oder nur die schlechtesten hergeben will? Wir fragen vielmals: warum straft der Herr uns so? Geschieht dies nicht, damit wir widerkehren zu ihm? Ja, wir verfahren mit Gott wahrlich wie einer, der Heiratsbedingungen macht. Das irdische Gut hält uns zurück und bindet uns an den Dienst, während wir wollen, daß der Herr für unsere Seele sorge. Laßt nun, Ihr Brüder, einen jeden das eigene Herz befragen, damit Ihr von Gottes Wohlgefallen überzeugt werdet. Seht, Gott schenkt uns irdisches Gut, doch wozu erhalten wir das? Um damit zu leben zur Ehre Gottes. Nackt sind wir in die Welt gekommen, nackt werden wir sie wieder verlassen, nichts werden wir mitnehmen. Gott schenkt uns also diese Güter, Nahrung und Kleidung, damit wir leben können, aber auch damit wir etwas haben für die Kirche, die Schule, die Armen etc. etc. Was thun wir, Brüder und Landsleute, was thun wir? Von unseren schlechtesten und gewöhnlichsten Gütern geben wir ab, wenn es nötig ist, aber seht, wenn ein Zirkus, ein Schauspiel, eine Lotterie oder ein Wettrennen stattfindet, dann treibt einer den anderen dazu an, und man borgt einander sogar Geld, um weltlichen Vergnügungen nachzujagen, aber wenn uns Gottes Hirte zuruft: »Thut doch etwas in die Armenbüchse zur Hilfe für die Armen!« dann gehen viele zur Kirche, die nichts in die Büchse werfen oder dazu die kleinste Münze aussuchen. Wozu benützen diese ihr Gut, Gottes Gut? Ist es da nicht wahr, was Gott sagt: »Ihr raubt nur, ihr entreißt Mir meine Güter und gebt sie der Welt und wollt Mir nicht damit dienen!« »Seht, Brüder und Landsleute, ein jeder, der eine unsterbliche Seele hat, achte darauf. Sehet Gottes Hand. Die Pest herrscht unter Menschen und Tieren. Die Heuschrecken verzehren das Gewächs des Feldes, und es herrscht schwere Dürre, und von Jahr zu Jahr wird es schwerer, und es wird noch von Jahr zu Jahr schwerer werden, bis wir uns bekehren müssen. Gott will sein Volk nicht verlassen. Ihr lest es im Psalm 89. Zwei Strophen des Psalmliedes sind hier zitiert. D. H. Diese Verheißungen nimmt der Herr nicht zurück, aber Er züchtigt uns, um uns Ihm näher zu bringen. Ihr werdet sagen: Wie konnte David sprechen: »Ich küsse die Rute« und zwar von Herzen sagen. Ja, wenn Ihr Euren Vater liebt, und Ihr habt nichts und müßt von ihm leben, dann werdet Ihr, wenn Ihr einen Fehler begangen habt, und Euer Vater sagt: »Geht weg aus meinen Augen!« auf Euern Knieen bittend sagen: »Schlage mich lieber, aber jage mich nicht fort!« Darum konnte auch David von Herzen sagen: »Als ich in Wollust lebte, verschmachtete ich, doch da mich Gott züchtigt, kehre ich wieder zurück.« Das fühlte er tief.

Laßt uns das auch empfinden, daß der Herr uns lieber züchtigt, als verstößt. Hört auf Seine Stimme, und wenn Ihr Seine Stimme hört, dann verhärtet Eure Herzen nicht, sondern laßt Euch lenken, denn warum wollt Ihr sterben? Wollt Ihr so fortfahren? Seht, wie barmherzig der große Gott ist. Er sagt: »Kehrt Euch wieder zu Mir, ihr abtrünnigen Kinder, und Ich will Eure Uebertretungen heilen, ja prüfet Mich hierin, wenn Ihr Mir nicht glauben wollt, und sehet, ob sich die Fenster des Himmels nicht aufthun und Segen auf Euch herabgießen. Ich will für Euch den Fresser schelten, daß er Euch die Frucht auf dem Felde nicht verderben soll, und Eure Scheuern sollen voll werden, und Eure Felder voll Herden, aber kehrt Euch wieder zu Mir, Ihr abtrünnigen Kinder, und Ich will Eure Uebertretungen heilen.«

Brüder und Landsleute! Denkt nicht, daß ich mich selbst ausschließe. Ich habe mit mir selbst auch viel zu thun, und auch ich bin schuldig in dieser Hinsicht, doch laßt uns gemeinsam unsere Schuld bekennen, bevor es zu spät ist, und Gott wird uns helfen.

Pflichten der neuen Bürger.

Ihr neuen Bürger! Diese letzte Erinnerung galt auch Euch und jedem, der eine unsterbliche Seele hat, aber hört auch noch ein Wort, das ich an Euch besonders richte. Ich nenne Euch neue Bürger, die Ihr Euch habt naturalisieren lassen, nachdem Ihr Euer voriges Vaterland aufgegeben habt. Ihr habt es sicher gut verstanden, daß Gott sagt: »Ihr könnt nicht zween Herren zugleich dienen, oder ihr werdet entweder dem einen anhangen oder den andern verachten;« und darum habt Ihr Euer Vaterland in allen Ehren aufgegeben und dieses Land als Euer neues Vaterland angenommen. Suchet nun mit den alten Bürgern eins zu werden und einträchtig zu leben, denn dann arbeitet auch Ihr mit am Fortschritte des Landes. Leistet den Gesetzen des Landes Gehorsam, und wenn Ihr so thut, dann habt ihr nicht allein viel beigetragen zur Blüte und Wohlfahrt des Landes, sondern auch zu Eurem Wohle, eigenen Interessen, und wo Eintracht und Zusammenwirken herrschen, verleiht der Herr Seinen Segen.

Freundschaft mit den Uitlanders.

Und zu Euch ein Wort, Ihr Fremden, die Ihr nicht wünscht, Euer Vaterland aufzugeben und Euch naturalisieren zu lassen, sondern als Fremde unter uns leben wollt; wenn Ihr den Gesetzen des Landes gehorcht, so seid Ihr uns in unserer Mitte willkommen. Sucht Euern Vorteil und sehet zu, Euer Glück zu machen, wir werden Euch helfen und es Euch gönnen. Lebt mit uns, gehorcht dem Gesetze, und ich versichere Euch meiner Unterstützung, wo und soweit mir das möglich ist, wenn Ihr auch keine Bürger des Landes werden wollt; Ihr fördert dann nicht allein Eure Interessen, sondern auch die unseren. Wenn Ihr, Fremde, Euer Glück macht und mit uns zusammenarbeitet, dann sollt Ihr denselben Schutz der Gesetze genießen, wie jeder andere, und wenn Ihr uns dann verlaßt, dann wird es mir leid thun, daß ein solcher Freund von uns fortzieht, und wenn Ihr wieder zurückkehren werdet, um wieder Euer Glück zu machen, dann werdet Ihr mit offenen Armen empfangen werden; wir werden uns dann freuen, daß Ihr wieder zu uns kommt, weil wir wissen, daß Ihr wahre Freunde von uns seid, auch wenn Ihr Euer Vaterland nicht habt aufgeben wollen. Seid versichert, daß alle Verständigen Euch unterstützen und aufnehmen werden, damit Ihr freudig und fröhlich in unserer Mitte wohnen könnt. (Hurras.)

Indem sich der Präsident zu den Richtern wandte, sprach er folgendes:

Hochgeehrte Oberrichter und Richter des Höchsten Gerichtshofes und Staatsprocureur!

Die Verfassung des Landes.

Sie haben ein wichtiges Amt unter Ihrer Verantwortung, denn Sie sind durch Ihr Amt die Säule des Staates; von Ihnen hängt es ab, ob das Vertrauen in das Land verstärkt wird, aber von Ihnen hängt es auch zum großen Teile ab, ob das Vertrauen in das Land Schaden erleidet. Lassen Sie mich jedoch erst bei der Frage verweilen, welche die Befestigung des Vertrauens in das Land betrifft, und Ihr alle, die Ihr hier steht, gebt acht auf das, was ich sage. Unsere Voreltern wurden aus ihrer Heimat geführt und sie sahen deutlich, daß es Gottes Hand war; jeder Mensch führt in seinem Naturzustande, wenn kein Gesetz da ist, ein ungebundenes, ruchloses Leben. Als das Volk im Jahre 1836 über den Oranjerivier zog, sind wir einer zum anderen gekommen, aber es wurde nicht geduldet, daß wir ruchlos lebten. Wir nahmen Gottes Wort zum Führer beim Auszuge und wählten Leiter, welche Uebelthaten verhüten und alle Streitigkeiten schlichten sollten. Es ist klar, daß der Antrieb dazu nicht aus unserer Natur hervorgekommen ist, sondern aus Gottes Hand, und so sind wir auf diese Seite des Vaalrivier gekommen. Von dem anderen Zuge will ich jetzt nicht sprechen, denn dann würde es zu lange dauern. Das Volk hat damals einen Volksrat gewählt als höchste Autorität des Landes, als Gesetzgebende Macht. Diese Körperschaft hat später den Auftrag erhalten, feste Gesetze für uns zu schaffen, da wir sonst nichts anderes hatten als Beschlüsse und Verordnungen des Kriegsrates. So ist von dem achtbaren Volksrate eine Kommission gewählt worden, um eine Verfassung zu schaffen. Diese Kommission bestand aus dem seligen Herrn Lombard, Landdrost von Potchefstroom, dem seligen Herrn Bosman, dem Großvater unseres Pfarrers Bosman, und aus mir selbst. Uns war Herr Stuart als Sekretär beigeordnet worden, um uns zu unterstützen, und wir haben die Konstitution aufgestellt, unsere Namen stehen darunter.

Der oberste Gesetzgeber: Das unter Gottes Willen sich beugende Volk.

Und was ist der Grundgedanke unserer Verfassung? Bei Artikel 8 des Grundgesetzes haben wir im Auge gehabt, wie Gott das Volk geführt hat, und wie Gottes Wort ein Führer ist, dem man nachgehen muß. In Art. 8 steht: »Das Volk verlangt eine möglichst große gesellschaftliche Freiheit und erwartet diese von der Erhaltung seines religiösen Glaubens, von der Erfüllung seiner Pflichten, von seiner Unterwerfung unter das Gesetz, Ordnung und Recht und von der Aufrechterhaltung derselben«. Gebt nun darauf acht, worauf uns dieser Artikel hinweist. Er verweist uns für seine Auslegung auf Gottes Wort. Das Volk verlangt eine möglichst große gesellschaftliche Freiheit, keine aller Bande ledige oder ruchlose Freiheit, sondern eine solche, die auf Gottes Wort gegründet ist. Das liegt in diesem Artikel begründet. Freiheit verlangt das Volk, aber es ist ein wenn auch freies, so doch zivilisiertes Volk, das keine ruchlose oder aller Fesseln ledige Freiheit verlangt, sondern eine auf Gottes Wort gegründete, und worauf weist uns das hin?

Ausdehnung und Begrenzung der richterlichen Gewalt.

Es ist eine wichtige Frage, die ich jetzt berühren will, und ich kann nicht anders, als zeigen, was Gott uns sagt. Moses führte Israel aus Aegypten und war sein Gesetzgeber und stellte das Gesetz auf Gottes Befehl auf, und was sagte dies? »Ihr sollt nicht das thun, was Euren Augen gefällt, sondern was ich Euch gebiete, das sollt Ihr thun und ausführen; Ihr sollt da nichts hinzuthun, noch hinwegthun«. Moses wählte aus dem Volke die ältesten und verständigsten Leute aus, stellte sie als Beamte und Richter an und gab ihnen die Gebote, von denen nicht abgewichen werden durfte, doch ließ er es den Richtern nach ihrem Verstande und Gewissen frei, die Gesetze auszulegen und anzuwenden, nicht aber, sich von den Gesetzen zu entfernen. Das ist Gottes Befehl. Das Neue Testament weist uns auf den Herrn und Meister hin, doch ich will erst sagen, daß die untergeordneten Beamten des Moses keine Gesetzgeber waren und darum auch nicht zu fragen hatten, ob das Gesetz recht sei, denn das mußte der Gesetzgeber verantworten. Nur die souveräne Macht über Moses konnte verändern, was der Gesetzgeber gegeben hatte, wie es Gott z. B. bei dem Felsgestein that, auf das Moses mit seinem Stabe entgegen seiner ersten Erklärung schlagen mußte, aber die Richter hatten nach dem Gesetze Recht zu sprechen, so, wie sie das Gesetz erhalten hatten und demnach handeln wie treue Knechte, indem sie die Gesetze nach bestem Wissen und Gewissen anwandten. So ist es auch mit Ihnen, meine Herren Richter. Das Volk hat in einem Artikel der Verfassung einen Volksrat vorgesehen als höchste Autorität des Landes, die Gesetzgebende Macht, welche Gesetze und Beschlüsse zustande bringt, und Sie müssen sie nach ihrem besten Wissen und Gewissen anwenden. Niemand kann Sie daran hindern, und wenn Sie diese Gesetze und Beschlüsse, wie Sie dieselben von dem Gesetzgebenden Körper empfangen, anwenden, dann stärken Sie das Vertrauen zum Lande, denn dann wissen alle diejenigen, daß die Beschlüsse, auf Grund deren sie ihr Eigentumsrecht erhalten haben, feststehen, und daß alle Beschlüsse im Einklang damit gehandhabt werden. Fremde, die hierher gekommen und die vom Volksrat angenommenen Beschlüsse und Gesetze kennen, und die sich ihnen unterwerfen wollen, sehen dadurch ihre Rechte gewährleistet, wenn sie zugleich zu dem Gerichtshof das Vertrauen haben, daß nichts davon weggerissen wird, sondern daß die Gesetze und Beschlüsse, welche von der höchsten Autorität des Landes zustande gebracht worden sind, und auf Grund derer sie ihre Rechte erhalten haben, durch den Gerichtshof nicht verändert werden, weder nach links, noch nach rechts; so befestigen Sie das Vertrauen zum Lande von dem höchsten bis zum letzten Richter hinunter. Ein jeder muß handeln nach Weisungen, Gesetzen und Verordnungen, die durch die über ihm stehende, durch die Gesetzgebende Macht, erlassen worden sind. Wird dann auch einmal hier und da aus menschlicher Schwäche ein Artikel nicht richtig angewendet, und wird eine Entscheidung eines niederen Gerichtshofes bei der Appellation an den hohen Gerichtshof aufgehoben, so kann niemand deswegen einen Tadel erhalten oder dafür gestraft werden, denn es ist ja verfahren worden nach bestem Wissen und Gewissen der Richter auf Grund ihres Eides. Von dem Hohen Gerichtshofe gibt es keine Appellation mehr; haben sie nun, meine edlen Herren Richter, einen Volksratsbeschluß nebenhinausgesetzt, weil er Ihrer Meinung nach nicht anwendbar ist, dann eignen Sie sich dieses Recht der Beurteilung vom Teufel an; haben Sie jedoch etwa aus Schwachheit ein Urteil gefällt, welches nicht genau mit dem Gesetz übereinstimmt, das aber nach Ihrem besten Wissen und Können ausgesprochen wurde, dann sind Sie nicht strafbar, weder vor Gott, noch vor den Menschen, von Ihnen aus kann nicht mehr appelliert werden, und darum nennt man Sie »Götter«, aber Gott steht inmitten des Rates der »Götter« und richtet über gut und böse. Handeln Sie nach bestem Wissen und Gewissen und haben Sie sich innerhalb der Schranken des Gesetzes gehalten, dann wird auch von Ihnen einst gesagt werden: »Du getreuer Knecht, Du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen«; und dann wird nicht allein das vertrauen zum Lande gestärkt werden, sondern auch das Vertrauen zu Ihnen, die Sie bei dem Gesetze bleiben, und man wird auch Vertrauen haben zu der höchsten Autorität des Landes, und sie wird nicht zum Spotte werden. Dann wird auch die Königsstimme (des Volkes) ihre Bestätigung erfahren, daß sie allein das Recht hat, Gesetze aufzuheben.

Lassen Sie uns nun zu dem Punkte zurückkehren, in dem Sie das Vertrauen erschüttern könnten, und wiederum auf Moses zurückschauen. Dieser gab das Gesetz, durfte aber nicht davon abweichen, sondern mußte richten, wie das Gesetz sagte. Nur die oberste Autorität, der Souverän, Gott allein, durfte das Gesetz ändern, und nicht die Untergebenen. Der Teufel hat im Paradiese das Prinzip des Prüfungsrechtes aufgestellt und dem Worte Gottes widersprochen, welches sagt: »Ihr sollt von diesem Baume nicht essen, oder ihr werdet sterben«. Aber der Teufel kommt und widerspricht dem Worte und sagt: »Ihr werdet nicht sterben, sondern Gott weiß, daß Ihr dann Gott gleich sein werdet und Euch selbst helfen werdet,« und diese Auslegung findet man in der ganzen Welt. So sehen wir unter Moses, daß Korah, Dathan und Abiram sich das Prüfungsrecht nach dem Prinzip des Teufels angemaßt und das Land auf lockere Schrauben gesetzt haben. Es entstand Aufruhr und Zwietracht gegen Moses, bis Gott Korah, Dathan und Abiram vernichtete. Gott strafte sie schwer, weil sie gegen die Wahrheit, gegen Gottes Wort gehandelt hatten. Das Prüfungsrecht ist ein Prinzip des Teufels. Achten Sie wohl auf das, was ich sage, und unterschätzen Sie die Worte nicht. Wir werden einst vor Gott erscheinen müssen, und ich weiß nicht, ob ich noch einmal die Gelegenheit haben werde, zu Ihnen zu sprechen. Es kann das letzte Mal sein. Mögen auch die Geistlichen hören, was ich sage. Ihr versetzt das ganze Land in Unruhe, Ihr Richter, wenn Ihr Euch das Prüfungsrecht anmaßt, denn diejenigen, welche Rechte erhalten haben, unter welchem Gesetze oder Volksratsbeschlusse das auch stattfand, werden dann in Unruhe versetzt werden, denn sie wissen nicht, wie es gehen wird, wenn der Gerichtshof die Entscheidung hat und er ein Gesetz beiseite schieben kann. Dann ist das Vertrauen zum Lande dahin, und nicht nur zum Lande, sondern auch zum Gerichtshofe, und der Volksrat wird der Verachtung und dem Spotte preisgegeben. Wenn es mit Ihnen so weit kommt, dann sind Sie dem Haushalter im Neuen Testamente gleich, der die Weisungen seines Herrn und Meisters nicht befolgte, sondern nach seinem eigenen Gutdünken handelte, und wie der Teufel sagte: »Ihr werdet Gott gleich sein und nicht sterben.« Wer sich so etwas anmaßt, wird von seinem Posten abgesetzt. Das lehrt uns Christus. Da wird das Vertrauen zum Lande geschädigt, und wenn wir das recht erwägen, dann sehen wir, daß Gottes Wort uns lehrt, daß nur dann, wenn ein jeder in seinem Amte treu bleibt, Gott unter uns wohnen kann.

Der Fall Kotze.

Geehrte Herren, Sie wissen, daß unser vormaliger oberster Richter mit einigen seiner Kameraden das Prüfungsrecht gehandhabt hat, und daß ihm so wohl geworden war, wie einem Fisch im Wasser, in dem er frei umherschwimmen kann. Er ist jedoch aus dem Wasser auf das Trockene, nämlich aus dem Gesetze gesprungen. Der Volksrat hat darauf einen Beschluß gefaßt, der auf die Gesetze des Landes verwies, und daß, wenn ein Richter sich dem nicht unterwerfen wolle, ich ihn seines Amtes entlassen müßte. Ich habe mein Bestes gethan, doch der vormalige Hauptrichter war so glatt wie ein Fisch, der eben aus dem Wasser gesprungen ist, sodaß ich ihn nicht fassen konnte. Dann kam sein Amtsbruder, der Hauptrichter der Kapkolonie, der die Geschicklichkeit unseres vormaligen Hauptrichters kannte, aus freien Stücken mir zu Hilfe, und nun brachten wir ihn wieder in das Wasser, nämlich ins Gesetz. Darüber war ich froh, weil ich die Fähigkeiten des vormaligen Hauptrichters kannte und ich ihn nicht gern verlieren wollte. Darauf wurde der gewesene Hauptrichter wieder so üppig, daß er so weit aus dem Wasser sprang, daß ich keine Möglichkeit sah, ihn wieder hineinzubekommen, und ich mußte ihn fahren lassen, um so mehr, als er damals rund heraus erklärte, nicht wieder hinein zu wollen, weil er das Gesetz nicht anerkennen wollte – wenn ich ihn recht verstanden habe. Was sagt jedoch der ehemalige Hauptrichter jetzt? Die Schuld habe an mir gelegen. Er sagt, ich hätte mein Versprechen nicht gehalten, und was ich nun sage, das will ich schwarz auf weiß niedergeschrieben haben, damit es die ganze Welt liest. Er mag es ein Versprechen nennen, was er im Sinne hat, ich nenne es nicht so, aber ich habe gethan, was ich zugesagt hatte, nämlich die Verfassung zu ändern und »so bald wie möglich« dem Volksrate vorzulegen. Als ich das zusagte, war es März, jedenfalls lange vor dem Zusammentritt des Volksrates. Doch nun sehe ich, daß er in einer Rede in der Kapkolonie gesagt hat, wenn es wahr ist, was die Zeitungen berichten, daß »so bald wie möglich« heißen wolle »heute«. Der Mann scheint nicht mehr bei Verstande zu sein. Wie kann ich die Sache im März dem Rate vorlegen, der erst im Mai zu seinen Sitzungen zusammentritt? Sobald der Volksrat zusammengekommen war, habe ich ihm die Sache vorgelegt, und diese Körperschaft hat dann ungesäumt eine Kommission erwählt, die den ehemaligen Hauptrichter gebeten hat, bei der Regelung der Verfassung behilflich zu sein, was er jedoch abgelehnt hat, trotzdem er es erst in einem Briefe versprochen hatte. Ich nehme es ihm jedoch nicht mehr übel, denn in meinen Augen scheint er nicht mehr bei Verstande zu sein. Was thut er weiter? In einem Manifeste sagt er, daß, wenn das Volk ihm nicht beistehe, er sich nach England begeben werde – wenn ich dieses Schreiben nämlich richtig verstehe. Er weiß, daß er seinen Eid abgelegt hat, nicht nur für sein Amt, sondern auch als Bürger des Landes, und er weiß, daß sich ein Bürger nicht auf eine andere Macht berufen darf, wenn er sich nicht vergehen will. Er hat denn auch selbst verschiedene Male gesagt, daß die Suzeränität in unserer inneren Verwaltung nicht mehr bestehe, und doch flüchtet er jetzt dorthin. Doch ich nehme ihm das nicht mehr übel, denn in meinen Augen scheint er nicht mehr bei Verstande zu sein. Das ist noch nicht alles. Er machte auch eine Vergleichung und sagte: Angenommen, der Volksrat faßte den Beschluß, dem Volke die Rechte zu nehmen, wer sollte dann das Volk in Schutz nehmen? Der ehemalige Hauptrichter vergißt jedoch zu sagen, daß das, was der Volksrat hätte thun können, er selbst bereits gethan hat, denn Hunderte von Eigentumsrechten auf dem Rande zur Zeit der Claimsverlosung hat er thatsächlich der Allgemeinheit genommen und einem oder zwei zugesprochen, und daran ist nichts zu ändern, denn der Höchste Gerichtshof hat die endgiltige Entscheidung; wenn aber der Volksrat einen derartigen Schritt thun würde, dann würde das Volk mit Denkschriften kommen, um diese Maßregel aufzuheben. Und der »Königsstimme« des Volkes müßte dann Gehör gegeben werden, so daß eine Verletzung der Volksrechte nie und nimmer durch den Volksrat, wohl aber durch die Gerichte möglich ist. D. H. Was sagt der ehemalige Hauptrichter noch weiter? Er sagt, durch seine Entlassung sei die Konvention ( scil. von 1881) verletzt worden, weil er durch die Zwischenregierung angestellt wurde, doch er weiß, daß es nicht so ist, wie er sagt. Er war zur Zeit des verstorbenen Präsidenten Bürgers Richter, und als die Zwischenregierung kam, wurde Herr de Wet als Hauptrichter angestellt. Wenigstens wurde mir so erzählt, und ich glaube, daß es wahr ist. Als wir das Land wieder übernahmen, ist der vormalige Hauptrichter fortgezogen. Wir haben ihn von Kimberley in die Stellung eines Hauptrichters berufen, aber von der Zwischenregierung ist er als solcher nicht angestellt worden. Er wird dies vergessen haben, oder ich bin falsch unterrichtet. Was thut er weiter? Er selbst verletzt thatsächlich die Konvention durch den Grundsatz, den er angenommen hat, da er alle Beschlüsse des Volksrates, welche nicht mit der Verfassung übereinstimmen, nicht anerkennt. Durch die Konvention haben wir Land erhalten, aber durch die Konvention sind auch Hunderte von Farmen abgeschnitten worden, über die bereits Grundbriefe ausgegeben worden waren, ja, einige von ihnen waren dadurch sogar in die (Eingeborenen-) Lokationen gefallen, und die Konvention selbst verlangt, daß der Volksrat über die Aufhebung von Besitzübertragungen zu beschließen hat. Also war diese Abtrennung gegen die Verfassung. Dem Prinzipe des ehemaligen Hauptrichters nach wäre also (schon durch die Grenzbestimmung) die Konvention verletzt worden, und es müßten diese Farmen an uns zurückfallen und die Besitzübertragungen wieder geändert werden. Die diesbezüglichen Volksratsbeschlüsse, welche dieser Regulierung zustimmten, stünden im Widerspruch mit der Verfassung und brauchten nicht anerkannt zu werden. Wäre dieses Prinzip richtig, dann müßten wir einfach zum Schwerte greifen, um gegen England zu kämpfen um die Besitztitel, die »gegen die Verfassung« abgetreten sind.

Meine Herren, ich habe von den Fähigkeiten des ehemaligen Hauptrichters eine so gute Meinung, daß ich, wenn ich wüßte, daß ihm das helfen würde, ihn in die Irrenheilanstalt bringen lassen würde, denn ich halte viel von ihm und möchte gern warten, bis er wieder hergestellt ist, um ihn dann wieder verwenden zu können. Seine Fähigkeiten waren gut, aber er ist auf Irrwege geraten, indem er das Prinzip des Teufels, das Prüfungsrecht angenommen hat. Ich mußte rund heraussagen, wie sich die Sache verhält, denn der ehemalige Hauptrichter hat gesagt, ich hätte ihn ungesetzlicherweise entlassen. Jetzt kann die ganze Welt erfahren, wie der Lauf der Dinge in Wirklichkeit gewesen ist.

Von Ihnen, den anderen Beamten, vom höchsten bis zum untersten, hängt auch viel ab, was die Blüte und Wohlfahrt des Landes betrifft, von Ihnen, die Sie unter den Weisungen und Instruktionen, den mündlichen sowohl wie den schriftlichen stehen. Wenn Sie Ihren Verpflichtungen pünktlich und gewissenhaft nachkommen und jeder an seinem Platze dieselben zur Ausführung bringt, dann fördern Sie das Land und tragen viel bei zum Gedeihen und zur Wohlfahrt des Landes, und nicht nur im Interesse des Landes, sondern doch auch in Ihrem eigenen Interesse, solange Sie fest bei Ihren Instruktionen bleiben, den mündlichen wie den schriftlichen, und ein jeder in seinem Amte. Arbeitet einander nicht entgegen!

Und du, Kriegsmacht!

Auch zu Ihnen, Herr Generalkommandant, und den anderen Offizieren ein kurzes Wort. Ihnen bis zum Staatspräsidenten und bis zu dem letzten Offiziere, dem der Schutz unseres Landes gegen den Feind übertragen ist, gilt es: wenn der Staatspräsident Bericht empfängt über einen feindlichen Einfall und er diesen nicht an Sie weitergibt, dann wird das auf das Haupt des Staatspräsidenten kommen, und das Blut, das vergossen wird, wird er zu verantworten haben, und es wird an ihm gestraft werden; und wenn Sie, Herr Generalkommandant, diesen Bericht erhalten, und Sie wachen nicht oder stellen keine Wachen aus, dann kommt das auf Ihr Haupt, und das dadurch vergossene Blut werden Sie verantworten müssen, und die Strafe wird Sie treffen. Haben Sie jedoch Ihre Weisungen an Ihre Untergebenen erteilt und wachen diese nicht, dann kommt das vergossene Blut auf ihr Haupt, und sie werden zur Verantwortung gezogen werden und Strafe dafür erleiden; das lehrt uns Gottes Wort. Möge ein jeder wachsam auf seinem Posten stehen, vom Volksrate an bis zu dem untersten Beamten bilden alle eine Staatsmaschinerie mit vielen Rädern, und wenn jedes Rad an seiner Stelle mit den anderen zusammenwirkt, dann herrscht Eintracht, und »Eintracht macht Macht«, und Gott legt seinen Segen darauf. Wo jedoch ein Rad nicht in die Staatsmaschinerie paßt, da muß es ausgeschaltet und zur Seite gestellt oder an einen anderen Ort gesetzt werden, da sonst die ganze Maschinerie zerbrechen könnte. Paßt ein solches Rad an keinem andern Platze, so setzt es zur Seite. Paßt es jedoch an einer anderen Stelle, dann kann, wenn das kleinste Rad mit dem größten zusammenwirkt, erwartet werden, daß die Staatsmaschinerie gut laufen wird, und dann wird alles Licht verbreiten, und auf einem solchen Zusammenwirken ruht Gottes Segen.

Der Präsident wandte sich jetzt zu den Geistlichen.

Ehrwürdige Herren, Diener des Wortes Gottes! Wenn ich meine Augen auf Sie richte, dann steigt ein teures Textwort in mir auf, nämlich: »Wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen.« Ich sage: »Frieden verkündigen«; ich weiß, daß dies Ihre Aufgabe auf der Erde ist. Das Prüfungsrecht ist von dem Teufel eingeführt worden, denn dieser sagte zu Adam und Eva: »Eßt von der Frucht dieses Baumes, und ihr werdet nicht sterben, sondern Gott gleich werden«; und so hat der Teufel auf Erden Tausende verleitet, auf ihr eigenes Verdienst zu bauen und also dem Worte Gottes zu widerstehen und alles auf lose Schrauben zu setzen, so daß kein Fundament vorhanden ist, und wenn diese Predigt nicht im Auge behalten wird, so wissen Sie, was die Christen auf Erden, die an Gottes Wort festhalten, zu kämpfen haben. Ich rede nicht von untergeordneten Punkten, sondern von den Hauptpunkten, und wer daran festhält, hat zu kämpfen mit dem Geiste der Luft.

Der Friede Gottes.

Der Teufel hatte die Seele Kains eingenommen, und dieser erkannte die Strafe nicht an; er stellt sich Gott gleich, er hält sein Opfer ab und verlangt, daß Gott zufrieden sein sollte, mit dem, was in Kains Augen schön war, und er singt dem Herrn Loblieder, die aus der Natur herstammten, von denen er aber glaubte, sie wären Gott angenehm, aber Gott verwarf sie, denn Gott fand bei Kain keine Religion. Er stand außerhalb des Wortes Gottes und damit des Friedens, aber wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen wie Abel. Er erkannte das Urteil an, das im Paradies gefällt worden war, daß der Mensch verdammt sei, – was der Teufel zustande gebracht hat durch sein Prüfungsrecht – und nimmt ein erstgeborenes Lamm (das deutet auf Christus hin) und bittet durch den Geist, daß die Strafe, die er verdient hat, auf das Lamm fallen möge, da er sonst ewig im Tode sein würde. Gott nimmt das Opfer an und erhört sein Gebet, und da haben wir den Vater, Sohn und Heiligen Geist. Die Strenge des Gesetzes wird von den Menschen des Teufels wegen nicht beachtet, und ebensowenig das Erlösungswerk von Christus durch den Heiligen Geist. Darum haben sie keinen Frieden. So predigt denn diese Worte: »Wie lieblich sind die Füße derer, die den Frieden verkündigen.« Stehen Sie fest im Streite, wenden Sie alle Kraft daran, denn der Ihnen entgegenarbeitet, ist unermüdlich thätig, den Gottesfrieden zu stören. Der Teufel schreitet weiter und läßt nichts außer acht, denn es steht geschrieben: »Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinen: Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirft ihn in die Ferse stechen.« So kommt er schließlich zu dem Sohne Gottes in die Wüste – und mit derselben Absicht kommt er zu aller Welt – und sagt zu Jesus: »Bist du Gottes Sohn, so sprich denn, daß diese Steine Brot werden.« Aber Christus sagt: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Worte, das durch den Mund Gottes geht.« Dann bringt er Christus auf die Zinne des Tempels, und da geschieht wieder dasselbe und der Teufel sagt zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab, denn es steht geschrieben, Er wird Seinen Engeln über dir Befehl thun, daß sie dich auf ihren Händen tragen, daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.« Doch Christus antwortet: »Wiederum steht geschrieben, du sollst Gott, deinen Herrn nicht versuchen.« Darnach führte der Teufel Christum auf einen hohen Berg, zeigte ihm alle Königreiche der Welt und sagte: »Dies alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich gegen Gott anbetest.« Aber Christus sagt: »Es steht geschrieben: »Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.«

Der Friede, den der Gehorsam gegen Gott gibt, die Grundlage eines gesunden Staatswesens. Staat und Kirche.

Sehet, da, das ist Eure predigt des Evangeliums, Ihr Diener Christi, gegründet auf Gottes Wort, und wenn Sie so predigen, dann werden Sie dem Staate eine Stütze sein, denn dann ruht dieser auf Gottes Wort, wie in Art. 8 des Grundgesetzes angedeutet ist. Das Volk sagt, es besitze Freiheit, und so ist es, aber gegründet auf Gottes Wort, und so ist unser Land durch unsere Voreltern gebaut auf dem Fundamente des Wortes Gottes zur Handhabung von Gesetz und Ordnung. Das ist etwas, was nicht aus dem Menschen selbst entsteht, denn ich habe selbst eine der Tiefen des Artikels nicht verstanden, wie Gott uns damals geleitet hat. Ehrwürdige Herren Geistliche, stehen Sie fest im Glauben, wie lieblich sind doch die Füße derer, die Frieden verkündigen in Jesus Christus, denn Teufelslehre behauptet, der Mensch sei Gott gleich geworden und könne sich selbst glücklich machen durch seine eigene Erleuchtung und seine eigene Vernunft und sein Verdienst und dadurch, daß er dann nicht sterben werde. Nein, steht fest und predigt nach Gottes Wort, denn dann sind Sie wirklich die Führer unseres Volkes, und führen es auf diesem Wege und stellen Sie ihm fortwährend die Furcht des Herrn vor Augen, damit das Volk sowohl gesellschaftlich als kirchlich in den rechten Pfaden wandelt, und wenn es Ihnen mit ihrer Arbeit ernst ist, und Sie ehrlich in der Wahrheit bleiben, dann werden Sie in der That eine Stütze für den Staat sein. Dann werden alle darin einig sein: »Fürchtet Gott, ehret den König.« Wir werden Sie ehren in Ihrem herrlichen Amte, in ihrer köstlichen Arbeit, Ihrem herrlichen Werke, denn wie lieblich sind doch die Füße derer, die Frieden verkündigen. Wir können ihnen jedoch keinen weiteren Schutz gewähren, als unsere Macht uns gestattet. Wir werden Sie achten und schützen, ja selbst Ihnen helfen und Sie unterstützen, die Kirche aufbauen zu helfen, aber auch nicht weiter, als es Gottes Wort vorschreibt. Wenn der irdische Richter so weit geht, daß er in die innere Verwaltung der Kirche einzugreifen beginnt, dann ist er beseelt vom Geiste des Antichristes, denn dann dringt er ein in das Amt Christi, der das Haupt der Kirche ist. Wenn die weltliche Macht dies thut, dann eignet sie sich das Urteilsrecht des Teufels an, um es in seine Klauen zu bekommen und die Religion zu vernichten. Gott hat diesen christlichen Staat errichtet und eine christliche Regierung, welche die Kirche nach außen hin schützen soll, und auch Sie, ehrwürdige Herren, aber wenn Sie über die Gemeinschaft dessen hinausgreifen, der gesagt hat: »Weide meine Lämmer und weide meine Schafe«, dann greifen Sie in politisches Gebiet über und sind vom Geiste des Papstes besessen, und dann ist Ihre Predigt nicht eine liebliche Predigt des Evangeliums. Solange ein jeder in seinem eigenen Wirkungskreise bleibt, wird es ein gesundes Zusammenarbeiten geben, und Gottes Geist wird auf uns ruhen, und der Herr wird uns segnen.

Nun ein kurzes Wort zu Euch, liebe Kinder!

Ihr seid die, auf welche Euer Staatspräsident seine Augen richtet, denn ich sehe die Zukunft unserer Kirche und unseres Staates in Euren Händen; wenn alle, die heute schon bei Jahren sind, gestorben sein werden, dann werdet Ihr die Kirche und der Staat sein. Wenn Ihr die Wahrheit verlaßt und abtrünnig werdet, dann verführt Ihr das kommende Geschlecht. Steht fest auf Gottes Wort, worin Euere Eltern Euch erzogen haben. Laßt dies Wort Euch teuer sein. Ich werde aus allen Kräften versuchen, Kirche und Schule zu unterstützen, um Euch in christlichem Unterrichte auferziehen zu lassen, damit Ihr sowohl kirchlich wie gesellschaftlich nützliche Bürger des Staates und der Kirche werdet, und ich bin gewiß, die Lehrer und Erzieher werden auch ihr Bestes dazu thun. Ihr habt den großen Vorzug, daß Eure Regierung christlichen Unterricht eingeführt hat, Ihr christlichen Unterricht genießen dürft; es geschah nicht für Euch allein, sondern die Absicht ist, ihn so allgemein zu machen, daß ein jeder Gelegenheit haben soll, daran teilzunehmen und Nutzen daraus zu ziehen. Es ist ein großer Vorzug, daß Euere Regierung und Gesetzgebende Macht durch Gesetz christlichen Unterricht bestimmt haben. Auch ist es für Euch ein großer Vorteil, daß Regierung und Volksrat Eure Sprache als Staatssprache angenommen haben. Haltet daran fest, an der Sprache, in der Eure Voreltern, die Gott herausgeführt hat, gestritten und Gott angebetet haben, und die sie je länger je mehr liebgewonnen haben; an der Sprache, worin Eure Bibel zu Euch kommt, und worin Eure Voreltern diese Bibel gelesen haben, und welche die Religion Eurer Voreltern enthält. Wenn Ihr also gegen Eure Sprache gleichgültig werdet, dann werdet Ihr das auch gegen Eure Voreltern, und werdet Ihr gleichgültig gegen Eure Bibel, dann werdet Ihr es auch gegen Eure Religion, und dann geht Ihr bald völlig irre, und das kommende Geschlecht beraubt Ihr Eurer holländischen Bibel und Eures Glaubens, den Gott durch Zeichen und Wunder an unseren Voreltern bestätigt hat. Stehet also fest, damit man nicht vergeblich auf Euch vertraut, und haltet fest an Eurer Sprache, Eurer Bibel und Eurer Religion. Es ist wohl gut, fremde Sprachen zu lernen, besonders die Sprache Eurer Nachbarn, mit denen Ihr am meisten Umgang habt, doch laßt eine fremde Sprache Euch nur Nebensprache sein. Bittet den Herrn, daß Ihr dabei fest verharren und davon nicht abweichen möget, damit der Herr in Eurer Mitte bleibt, und dann wird das kommende Geschlecht Euch Eure Treue danken.

Lehrer und Lehrerinnen!

Auch an Euch ein kurzes Wort. Ihr seid sozusagen als Schirmvögte über die Kinder an die Stelle der Eltern getreten, die ihre Kinder am Altar Gott übergeben haben, um sie für den Herrn zu erziehen, in Seinem Dienste und zu Seiner Ehre. Ihr habt sie übernommen, um sie so, wie es Christus gesagt hat, als Lämmer zur Ehre Gottes zu werden. Ihr wißt, daß im Neuen Testamente steht, daß Frauen ihre Kinder zu Jesus brachten. Es waren gesunde, nicht kranke Kinder. Die Ungläubigen bringen ihre Kinder bloß zum Arzte, sorgen also nur für das körperliche Wohl, aber keiner von ihnen wird sie, solange sie gesund sind, zum Arzte schicken. Hier seht Ihr jedoch die Mütter mit gesunden Kindern zu Jesus kommen; das wollten die Jünger verhindern, aber Jesus sprach: »Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer« – also derer, die im Glauben zu ihm gebracht wurden – »ist das Reich Gottes«. Die Mütter brachten ihre Kinder, damit sie den himmlischen Segen zu ihrer inneren Berufung empfingen und innerlich gesund würden. Aber wenn Ihr, Lehrer und Lehrerinnen, den Glauben nicht kennt, wie könntet Ihr dann die Rinder durch den Glauben zu Christus bringen? Ich verlasse mich jedoch darauf, daß Ihr ihn kennt und darum nicht vergeßt, im Glauben die Kinder zu dem Herrn zu bringen, und daß Ihr darüber wacht, daß die Religion nicht in den Hintergrund tritt und nur Fächer des äußeren Wissens gelehrt werden, denn sonst würdet Ihr die Religion schädigen, und sie käme in Vergessenheit. Wenn der Mensch in seiner Natur und seinem Wissen allein Fortschritte macht, dann fängt er an zu glauben, was der Teufel gesagt hat, daß der Mensch Gott gleichen werden würde, und dann kann von einem solchen gesagt werden: »Je gescheiter, desto roher.« Dann schwankt er ohne Halt von einem Ziel nach dem anderen. Laßt also die Religion nicht verwahrlost werden, denn sie ist die Grundlage von Kirche und Staat. Bleibt fest stehen bei der Bibel und lehret die Rinder, die Euch zu diesem Zwecke anvertraut sind, und dann werdet Ihr später auch über Euch das Wort ergehen hören: »Du getreuer Knecht, Du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will Dich über viel setzen. Geht ein, Ihr Gesegneten des Herrn, ich setze Euch zu meiner Rechten.

Ich bin zu Ende.«

 

2. Eröffnungsrede des Präsidenten Krüger beim Zusammentritt des Ersten und Zweiten Volksrates am 1. Mai 1899.

Meine Herren! Es ist mir wiederum höchst angenehm, Sie in diesem Ihrem Versammlungssaale willkommen heißen und meinen Dank aussprechen zu dürfen gegen den Gott, der das Weltall regiert und der Sie behütet und bewahrt hat, damit Sie nochmals mit seiner Hilfe all' Ihre Kräfte den Interessen unseres teuren Landes und Volkes widmen können.

1. Für die Mitglieder Ihrer Körperschaften, die im vergangenen Jahre gemäß dem Gesetze ausgeschieden sind, habe ich Ersatzwahlen für den ersten und zweiten Rat angeordnet. Das Ergebnis dieser Wahlen wird Ihnen vorgelegt werden.

2. Da die Vakatur, die durch die Wahl des Herrn A. D. W. Wolmarans zum Mitglied des Ausführenden Rates entstanden ist, so rasch wie möglich ausgefüllt werden mußte, habe ich eine Neuwahl ausgeschrieben für Dorf (d. h. Stadt) und Distrikt Pretoria. Das Ergebnis dieser Wahl wird Ihnen näher bekannt gemacht werden.

3. Die Dienstzeit des Herrn S. W. Burger, Mitglied des Ausführenden Rates, läuft am 6. d. M. ab. Ich ersuche Sie deshalb, vor dieser Zeit für Ersatz zu sorgen und erlaube mir, daran zu erinnern, daß der gegenwärtige Inhaber der Stelle wieder wählbar ist.

4. Ich hoffe in dieser Sitzung sobald als möglich Ihnen Vorschläge zu unterbreiten in Bezug auf das Stimmrecht, die »Bewaarplätze« und die Dynamitfrage und bitte Sie, ihnen Ihre Aufmerksamkeit zu schenken.

5. Es ist mir eine große Genugthuung, aufs neue konstatieren zu können, daß die Republik fortdauernd in freundschaftlicher Beziehung steht zu den ausländischen Mächten. Die Korrespondenz zwischen unserer und der britischen Regierung, die ihren Grund hat, in der verschiedenen Auffassung des völkerrechtlichen Verhältnisses der Republik zu Großbritannien und Irland ist zwar noch nicht vollendet, ich vertraue aber darauf, daß diese Sache in kurzem zu einem befriedigenden Ende kommen wird. Es ist stets mein Bestreben, alles, was in meinem Vermögen steht, zu thun, um die guten Beziehungen zu erhalten.

6. Der Rat der Abgeordneten (Vertreter beider Südafrikanischen Republiken zur Beratung gemeinsamer Fragen D. H.) hat seine jährliche Sitzung diesmal zu Bloemfontein gehalten. Sein Bericht mit seinen Vorschlägen wird Ihrer Körperschaft vorgelegt werden. Diese Vorschläge, welche die Regierung zu den ihrigen macht verdienen Ihre ernstliche Aufmerksamkeit.

7. In Ausführung der Beschlüsse, welche Ihre Versammlung in Bezug auf die Ratschläge des Rates der Abgeordneten vom Jahre 1899 gefaßt, wurde durch die Regierung der beiden Republiken eine Kommission eingesetzt, um zu versuchen, die Verfassung der beiden Staaten so weit wie möglich gleichförmig zu gestalten. Diese Kommission versammelte sich im Monat Februar dieses Jahres in Pretoria. Der Bericht über ihre Thätigkeit wird Ihnen vorgelegt werden. Eine Kommission, bestehend aus den obersten Richtern der beiden Republiken, hat in Uebereinstimmung mit Ihren Beschlüssen des Jahres 1899 die Aufgabe auf sich genommen, weitere Vorschläge zu machen in Bezug auf eine einheitliche Gesetzgebung. Dieses wichtige Werk erfordert aber eingehende Erwägung und reife Beratung, und darum ist diese Kommission noch nicht völlig fertig mit ihrem Werk, das, wenn es einmal durch die Volksvertreter der beiden Staaten Gesetzeskraft erlangt hat, gewiß die Blüte und Wohlfahrt der Schwesterrepubliken befördern wird.

8. Mit der Regierung des Oranjefreistaates wurde auf Grund Ihres Beschlusses Nr. 1365 vom Oktober 1898 in Unterhandlung getreten bezüglich der Bezahlung von Registriergeldern für Güter, welche vertragsmäßig zollfrei in der Südafrikanischen Republik eingeführt werden. Die Unterhandlungen haben zu einem vorläufigen Uebereinkommen der beiden Staaten geführt, das Ihnen zur Prüfung und Annahme vorgelegt werden wird.

9. Im Hinblick auf die drohende Gefahr, welche von der gefürchteten Krankheit, der sogenannten »Bubonischen Plage«, auch Südafrika zu drohen scheint, kamen auf Einladung unserer Regierung im Anfang dieses Jahres die Vertreter des Oranjefreistaates, von Mozambique, Natal und der Kapkolonie in Pretoria zusammen, um Mittel zu finden, die Einschleppung und Verbreitung der asiatischen Pest in Südafrika zu verhindern. Der Bericht über den Verlauf dieser Konferenz, von dem Sie sicher mit Interesse Kenntnis nehmen werden, wird Ihnen während dieser Sitzung zur Genehmigung der darin enthaltenen Vorschläge und Winke vorgelegt werden.

10. Von seiten der kaiserlich Deutschen Regierung haben wir eine Einladung empfangen, einen Vertreter der Republik zu dem internationalen Tierärzte-Kongreß abzuordnen, welcher im August dieses Jahres zu Baden-Baden gehalten werden wird. In Anbetracht dessen, daß dieser Kongreß auch für die Republik von großer Bedeutung sein kann, hat die Regierung beschlossen, den Staatstierarzt als ihren Vertreter abzusenden, was wohl Ihre Zustimmung finden wird. Er wird diese Gelegenheit zugleich benützen, um die Bubonenplage und die verschiedenen Mittel, die man gegen sie anwendet, zu studieren.

11. Ich kann Ihnen mitteilen, daß ernstliche Bemühungen stattfanden, einen tüchtigen Schatzmeister für die Südafrikanische Republik zu gewinnen, und daß in dieser Richtung bereits Unterhandlungen angeknüpft sind.

12. Sehr angenehm ist es mir, mitteilen zu können, daß in diesem Jahre, vor allem im ersten Quartal, der Handel mächtig vorausgegangen ist. Es zeigt sich das an den vermehrten Einkünften des Staates.

13. (Hier wird dem aus dem Ausführenden Rat ausgeschiedenen Mitglied J. H. A. Wolmarans der Dank und die Anerkennung des Präsidenten ausgesprochen).

14. Der Ausführende Rat hatte es für nötig gefunden, ein Kommando gegen das aufrührerische Volk vom Stamme Ramapoelaan im Distrikte Zoutpansberg aufzubieten. (Für die rasche, umsichtige Beendigung des Krieges wird hier den Offizieren und Bürgern der Dank ausgesprochen und den Gefallenen ein Wort des Gedächtnisses nachgerufen). An der Stelle, wo unsere Truppen Lager geschlagen hatten, hat die Regierung beschlossen, ein Dorf zu gründen unter dem Namen Louis Trichardt, und ich bin überzeugt, daß das Ihre Zustimmung findet.

15. Da die Niederländisch-Südafrikanische Eisenbahngesellschaft beschlossen hat, das ihr von der Regierung gewährte Darlehen von 2 Millionen Pfd. Sterling zurückzuzahlen, so fällt für den Augenblick für die Regierung die Notwendigkeit, eine Anleihe abzuschließen, weg.

16. Ich muß in meinem und des Ausführenden Rates Namen unsere hohe Zufriedenheit aussprechen über die Thätigkeit unseres außergewöhnlichen Gesandten, Dr. W. J. Leyds, der uns bei seinem Besuche hier Bericht erstattet hat.

17. Aus verschiedenen Thatsachen ergibt sich, daß die Minenindustrie im abgelaufenen Jahre die größten Fortschritte gemacht hat. Es wurde Gold im Werte von 16 240 630 Pd. Sterling gewonnen. Das ist um 4 586 905 Pfd. Sterling mehr als im Jahre 1897. Bis Ende 1898 beträgt der Gesamtwert an Gold, das aus unserem Lande gewonnen ist, 70 228 603 Pd. Sterling. Die Ergebnisse des Jahres 1898 stellen die Südafrikanische Republik weit über jedes andere Gold produzierende Land, da sie allein 28 Prozent der Geldproduktion der ganzen Welt betragen.

18. Die Regierung hat beschlossen, früheren Beschlüssen in der Kulifrage nunmehr Folge zu geben, und zwar in der Weise, daß vom 1. Juli 1899 ab Kulis nur in den für sie bestimmten Straßen, Bezirken und Lokationen der verschiedenen Städte und Dörfer wohnen dürfen.

19. Es liegt eine Reihe von Plänen für öffentliche Werke, hauptsächlich Brücken und Gebäude vor, die nicht zur Ausführung gebracht, ja nicht einmal in Beratung kommen konnten, weil der Ausführende Rat mit so vielen anderen Geschäften überhäuft war und außerdem zu diesem Zweck erst finanzielle Regelungen getroffen werden mußten.

20. Infolge des Auftrages Ihrer Versammlungen hat die Regierung den neuen Verfassungsentwurf und das neue Strafprozeßverfahren im Staatsanzeiger veröffentlicht, damit das Volk seine Meinung darüber aussprechen kann. Auf diese wichtigen Gesetze wird Ihre besondere Aufmerksamkeit gelenkt.

21. Infolge Ihres Auftrages wird die Regierung zum zweitenmal Ihrer Versammlung ein Pensionsgesetz zum Zweck der Beratung unterbreiten. Ich hoffe, daß dieses Gesetz Ihre ernste Aufmerksamkeit finden wird.

22. Es war mir vergönnt, einige Distrikte und Dörfer besuchen zu dürfen und in den Orten Heidelberg, Rustenburg und Johannesburg Bürgerversammlungen abzuhalten. Ich hoffe, in dieser Sitzung Ihre Aufmerksamkeit auf die Wünsche und Forderungen der Bürger, soweit sie mir vorgelegt wurden, lenken zu können.

23. Aus den verschiedenen Berichten, die bei der Regierung eingelaufen sind, hat sich ergeben, daß ungefähr 746 500 Rinder an der Rinderpest zugrunde gegangen sind. Zu meiner großen Dankbarkeit kann ich Ihnen aber mitteilen, daß die so gefürchtete Krankheit als völlig erloschen betrachtet werden kann. Nur zu Lijdenburg, Krugersdorp und Piet Retief kamen noch einige Fälle vor, aber durch die genaue Befolgung der in der Proklamation bekannt gegebenen Verordnungen und durch die Güte der Vorsehung ist die Krankheit auf dieses Gebiet beschränkt geblieben.

24. Die Regierung hat Befehl gegeben, für die Aufnahme von Farmen zu Bewässerungsanlagen. Der Bericht darüber wird Ihnen vorgelegt werden.

25. Eine Liste neuangestellter, abgegangener, weggejagter und entlassener Beamter wird Ihnen zur Zustimmung unterbreitet werden.

26. Die Berichte der verschiedenen Direktoren von Regierungsabteilungen werden Ihnen vorgelegt werden.

27. Verschiedene Gesetzesanträge und Gesetzesabänderungen werden Ihnen zur Zustimmung unterbreitet werden.

(Im weiteren wird dargelegt, daß die Beschlüsse des vorjährigen Volksrats so weit als möglich ausgeführt worden seien und angekündigt, daß im Lauf der diesjährigen Sitzung auch noch andere als die bereits erwähnten Entwürfe eingereicht wurden.)

Und damit meine Herren lege ich aufs neue mit Vertrauen die Interessen unseres teuren Landes und Volkes in Ihre Hände. Gott gebe Ihnen die nötige Kraft und Weisheit, die Dinge, welche Sie in die Hand nehmen, unter seinem hohen Segen zum Segen und Gedeihen für Land und Volk zu erledigen.

 

3. Reden des Präsidenten Krüger in der entscheidenden Sitzung des Ersten und Zweiten Volksrates am 2. Oktober 1899.

a) Rede am Beginn der Sitzung.

Edle, achtbare Herren! Um Ihnen zu sagen, was in meinem Gemüte umgeht: es ist Ihnen bekannt, wie der Herr dieses Volk in dieses Land verpflanzt und unter Wunderthaten bis hierher geleitet hat, so daß wir sagen müßten: »Herr, ich glaube nicht mehr an dich«, wenn es mit uns so weit käme, daß wir nun, wo Tausende von Feinden gegen uns anstürmen, freiwillig das Land hergäben, das er uns gegeben hat und nicht wir selbst. Laßt uns auf Gott vertrauen und zusammen unsere Gebete vor den Herrn bringen. Er wartet auf unsere Bitte, und er wird mit uns sein. Bei ihm ruht die Entscheidung, und er wird nicht entscheiden auf Lügen hin, sondern auf Grund der Wahrheit.

Ihr seid mit dem Gang der Dinge vertraut und wißt, wie der Volksrat und das Volk nachgegeben haben in allem, was gefordert wurde. Zuerst ging es ums Stimmrecht. Dreimal haben wir in dieser Frage nachgegeben, und ich wiederhole, damit es in das Protokoll kommt, daß es eine Lüge ist, wenn man sagt, wir wollten diejenigen, die von auswärts kamen, nicht als Unsersgleichen behandeln.

Als die Konvention von 1881 geschlossen wurde, waren nur wenige Engländer hier, und was wollten diese? Sie wünschten wohl gleich behandelt zu werden mit unseren Bürgern, ließen sich aber eintragen als britische Unterthanen; sie wollten lieber Fremde bleiben, als Unterthanen dieses Staates werden.

Weiter ist Ihnen bekannt, daß sie unter der Konvention von 1884, während des Blaauwberg-Kommandos, sich weigerten, zusammen mit unseren Bürgern ins Feld zu rücken, obwohl sie dadurch sofort das Stimmrecht hätten erhalten können. Ich habe die Sache dreimal dem Rat vorgelegt und ihn ersucht, einen Beschluß zu fassen, daß sie das Land verteidigen müßten; und der Volksrat hat es genehmigt, daß alle, die am Kriege teilnähmen, Stimmrecht bekommen sollten. Darnach kam Loch hierher und beschwerte sich, daß die Engländer nicht als die meist begünstigte Nation behandelt würden. Ich habe nun wiederum eine Proklamation erlassen, weil ich dachte, es könnten wirklich Leute vorhanden sein, die mit unseren Bürgern gleich stehen wollten; ich that das, obwohl die Konvention (von 1884) ausdrücklich bestimmt, daß sie nicht gleich politische, sondern nur gleiche Handelsrechte besitzen sollten. Denkt nun nach – wir stehen vor dem Herrn, und jeder sende sein Gebet empor zu dem Herrn – wo können sie sagen, daß sie in Bezug auf den Handel weniger begünstigt wären als unsere Bürger? Nirgends. Sie waren in dieser Beziehung sogar günstiger daran als unsere Bürger. Sie konnten Gold und alles, was sie wollten, aus dem Lande holen, und sogar politische Rechte konnten sie bekommen, aber sie wollten sie nicht einmal haben. Der Hohe Kommissar hat von uns gefordert, daß wir das Stimmrecht ausdehnen, und wir hatten bereits mehr gethan, wir haben sogar darnach getrachtet, sie (d. h. die Ausländer) gleich zu behandeln mit unseren Bürgern, aber sie haben es abgelehnt.

In dieser Hinsicht ist also keine Ungerechtigkeit auf unserer Seite. Wir können darum freimütig vor unseren Herrn treten. Er wird entscheiden, und er entscheidet nicht aus Grund von Lügen, sondern nach Recht und Wahrheit. Laßt uns darum unsere Gebete zu ihm emporsenden, daß er uns führe. Und kommen dann auch Tausende, so wird der Herr in Recht und Gerechtigkeit uns führen, bis wir vielleicht einmal von all dieser Sorge befreit sein werden. Ich gebe mich ganz in seine Hände.

Ich will niemand ( scil. von den Gegnern) anklagen, daß er ein falscher Prophet sei, aber lest Psalm 108 Vers 7, der mir vor meinen Geist gekommen ist während meines Ringens im Gebet. Ihr müßt es nicht lesen, weil ich es sage, sondern weil es Gottes Wort ist. Es ist kein Traum, was mir da vor dem Geiste stand, denn falsche Träume verführen uns, und ich kümmere mich nicht darum; ich halte mich allein an Gottes Wort. Lest nur diesen Psalm andächtig nach und vereinigt damit Eure Gebete, dann wird der Herr uns führen, und wenn er mit uns ist, wer wird dann gegen uns sein? Darum sage ich Euch, geht unter Euren Bürgern umher, ermuntert sie, in diesem Streite fortdauernd zu beten.

Wir vergessen so oft, was der Herr gethan hat. Ich will noch nicht einmal reden von dem Freiheitskrieg, wo der Herr uns so sichtlich in wunderbarer Weise geholfen hat. Aber ist es bei dem Jameson-Einfall anders gewesen? Tausende von Bomben und Kugeln haben sie auf uns gerichtet, während unsere Leute nur mit Gewehren schossen, und wie wunderbar wurde da der Lauf der Kugeln bestimmt! Drei von uns fielen, während der Feind Hunderte Tote und Verwundete hatte. Und wer bestimmte den Flug der Kugeln? Der Herr. Er hat uns damals verschont, um uns zu zeigen, daß er alles regiert. Der Herr wird Euch auch jetzt bewahren, auch wenn Tausende von Kugeln um Euch fliegen. Das ist mein Vertrauen und auch mein stetes Gebet für mich selbst, für die Bürger und für alle, die mit uns streiten. Ich weise nochmals darauf hin, daß der Herr uns führen wird, er wird entscheiden und wird uns zeigen, daß er regiert und niemand anders.

b) Zweite Rede in der Sitzung vom 2. Oktober 1899.

Zum zweitenmal ergreift der Staatspräsident das Wort, nachdem ihm in teilweise sehr begeisterten Reden die Vorsitzenden des ersten und zweiten Volksrates zugestimmt haben:

»Es gibt mir viel Zuversicht, wenn ich sehe, wie der Rat mit mir ist. Ich weiß, er glaubt ebenso wie ich an Gottes Wort. Wenn Ihr darin forschet, so sehet Ihr, daß Gott, wo er sein Volk straft und züchtigt, es nicht dadurch thut, daß er dieses Volk völlig in die Hand seines Feindes gibt. Auch wir, wenn wir unsere Rinder züchtigen, lassen doch nicht zu, daß ein anderer sie schlägt. Wenn das Volk (d. h. das Volk Israel. D. H.) Gott verließ und Abgötterei trieb, wurde es gestraft und kam beinahe in Sklaverei. Aber Ihr seht im Alten Testament, daß, wenn dann Tausende von Feinden kommen, um Gottes Volk zu vernichten, das Volk sich verläßt auf Gott, seinen Schöpfer und Erlöser.

Meine Herren! Sie haben gehört, wie man über uns spottet, daß wir uns auf den Herrn berufen. Das ist Lästerung gegen Gott, und wir vertrauen darauf, daß der Herr das nicht ungestraft lassen wird. Der Herr züchtigt uns wohl, aber er wird nicht zulassen, daß er gelästert wird.

Noch ein kurzes Wort. Moses war ein Mann Gottes, und der Herr hat mit ihm gesprochen; aber unter schwerem Druck und Kampf mußten seine Freunde ihm als einem schwachen Menschenkinde die Arme in die Höhe halten. Scil. zum Gebet. S. 2 Mose 17 V. 12. D. H. Aaron mußte ihn stützen im Glauben. So laßt auch uns in unseren Gebeten unseres Generals und unserer Fechtgenerale gedenken und ohne Unterlaß unsere Gebete vor den Herrn bringen. Laßt uns sie stützen in ihrem Glauben und laßt uns nie vergessen, die Männer, die die Regierung führen müssen, durch unsere Gebete zu stärken!«

 

4. Ansprache von Präsident Steijn bei Eröffnung der jährlichen Sitzung des Volksrates zu Kroonstad am 2. April 1900.

Herr Vorsitzender! Meine Herren! Obwohl der Feind im Besitz von Bloemfontein ist und ich gezwungen gewesen bin, den Sitz der Regierung zeitweise nach Kroonstad zu verlegen, so eröffne ich doch hier Ihre gewöhnliche jährliche Sitzung voll festen Vertrauens für die Zukunft und heiße Sie herzlich willkommen.

1. Trotz Ihrer Bemühungen und der Bemühungen der Regierung den Frieden zu bewahren, wurde von der britischen Regierung der Südafrikanischen Republik der Krieg aufgedrungen, und der Oranjefreistaat hat, seinen Verpflichtungen getreu und in Uebereinstimmung mit Ihrem Beschluß, sich an die Seite der Schwesterrepublik gestellt, als am 13. Oktober der Krieg zwischen der Südafrikanischen Republik und der britischen Regierung ausbrach.

2. Die Republiken haben den Fehdehandschuh aufgenommen mit keinem anderen Ziele als dem, ihre Unabhängigkeit, die unseren Vorfahren so viel Blut gekostet hat und uns so teuer ist, bis zum äußersten zu verteidigen. Dank sei dem Allgütigen, unsere Waffen wurden gesegnet in einer Weise, die nicht allein die Welt in Erstaunen setzte, sondern auch unsere eigenen Erwartungen weit übertraf. Obwohl die Gefangennahme von General Cronje und seinen tapferen Bürger und die Besitznahme von Bloemfontein für uns schwere Schläge waren, kann ich Ihnen zu meiner Freude doch mitteilen, daß unsere Bürger noch voll Muts und fest entschlossen sind, für die Erhaltung unserer teuer erkauften Unabhängigkeit weiter zu streiten und, wenn nötig, gleich so vielen anderen unserer teuren, tapferen, unvergeßlichen Helden zu sterben. Mit tiefem Leidwesen mache ich Ihnen Mitteilung vom Ableben des Vizepräsidenten und Generalkommandanten unserer Schwesterrepublik Petrus Jakobus Joubert, eines Mannes, in dem nicht allein die Schwesterrepublik, sondern ganz Südafrika einen teuren Freund, wahren Patrioten und aufrichtigen Christen verloren hat, der seine besten Jahrs dem Dienste für sein Volk geweiht hat. Möge sein Leben uns allen zu einem Beispiel dienen und sein Sterben uns anspornen, den Streit, den er bisher in der Schwesterrepublik mit so viel Tüchtigkeit geleitet hat, unter Gottes Segen fortzusetzen und zu einem glücklichen Ende zu bringen.

3. Der Feind, nicht zufrieden mit seiner großen Uebermacht, hat sich noch weitere Vorteile zu verschaffen gesucht durch den beständigen Mißbrauch des Roten Kreuzes und der weißen Flagge, wogegen ich bei den neutralen Mächten zu protestieren gezwungen war. Ja, das mächtige britische Reich hat es in diesem Streit gegen zwei kleine Republiken nicht verschmäht, sich arglistiger Proklamationen zu bedienen, um unser Völkchen noch zu verteilen. Ich habe in einer Gegenproklamation auf die Arglist und Gefahr dieser Kundgebungen hingewiesen und darf zu meiner Freude mitteilen, daß, so weit ich weiß, es nur verhältnismäßig wenige sind, die so schwachmütig und feige waren, sich freiwillig zu unterwerfen.

4. Um weiteres Blutvergießen zu verhindern und aufs neue der zivilisierten Welt die Versicherung zu geben, daß wir nicht die Absicht haben, die benachbarten Kolonien an uns zu reißen, oder sonst ein anderes Ziel verfolgen als die Verteidigung unserer Freiheit und unseres Rechtes, haben Z. H. Edl. der Staatspräsident der Südafrikanischen Republik und ich ein Schreiben an S. Excellenz den ersten Minister von Großbritannien gerichtet, um den Frieden wieder herzustellen. Aber statt uns in unseren Bestrebungen zu unterstützen, gab er uns eine Antwort, die Ihnen vorgelegt werden wird, und aus der sich deutlich ergiebt, daß dieser Krieg von Anfang an kein anderes Ziel hatte als die Vernichtung der beiden Republiken.

5. Wie ich und der Ausführende Rat mit mir früher schon alles versucht haben, um den Frieden zu erhalten, so lassen wir auch jetzt nichts außer acht, was dazu dienen könnte, den Frieden wieder herzustellen. Die Regierung der Südafrikanischen Republik und die unsrige haben darum beschlossen, eine gemeinschaftliche Kommission, bestehend aus den Herren A. Fischer, Mitglied des Ausführenden Rates, C. H. Wessels, Vorsitzender des Volksrats und A. D. Wolmarans, Mitglied des Ausführenden Rates der Südafrikanischen Republik nach Europa und Amerika abzuordnen, um die Kulturmächte um ihre Vermittlung zu ersuchen zur Verhinderung weiteren Blutvergießens. Daß ihr Werk gesegnet sein möge, wird und muß der Gegenstand aller unserer Gebete sein.

6. Gemäß der Vollmacht, die mir gegeben ist, habe ich eine Anleihe mit der Südafrikanischen Republik abgeschlossen.

7. Die gewöhnlichen Beratungen fortzusetzen, wird uns unmöglich sein. Ich möchte Ihnen deshalb vorschlagen, sie für spätere Gelegenheit zu verschieben und allein die Fragen und Gesetze zu behandeln, die Ihnen vorgelegt werden. Ich schließe mit dem aufrichtigen Gebet, daß wir Alle Kraft empfangen mögen, um in den heiligen Streit für Freiheit und Recht, den wir in allem Ernste aufgenommen haben, im Namen des dreimal heiligen Gottes auszuhalten und ihn kräftig bis zum Ende fortzusetzen. Denn Gott verhüte, daß wir unsere mit Blut gekaufte Unabhängigkeit leichtsinnig preisgeben sollten! Ich bin zu Ende.

 

5. Eröffnungsrede des Präsidenten Krüger bei der jährlichen Versammlung des Ersten und Zweiten Volksrates am 7. Mai 1900.

Meine Herren! Es ist mir wiederum höchst angenehm, Sie in diesem Ihrem Versammlungssaale herzlich willkommen heißen und meinen Dank aussprechen zu dürfen gegen den Gott, der das Weltall regiert und der Sie behütet und bewahrt hat, damit Sie nochmals mit seiner Hilfe all Ihre Kräfte den Interessen unseres teuren Landes und Volkes widmen können.

1. Einige Mitglieder Ihres Rates haben mir Mitteilung gemacht, daß sie infolge des Krieges, der ihre Anwesenheit bei den Kommandos nötig macht, dem Aufruf, dieser Versammlung beizuwohnen, keine Folge geben konnten.

2. Der Krieg, in den unser Land mit England verwickelt ist, hat außer den vielen kostbaren Opfern, die er den Bürgern beider Staaten bereits auferlegt hat, auch seine Opfer gefordert aus den gesetzgebenden und ausführenden Körperschaften, innerhalb derer wir den Tod der verdienstvollen Mitglieder J. H. Barnard, C. J. Tosen, J. H. Cock und unseres geliebten Vizepräsidenten und Generalkommandanten P. J. Joubert zu beklagen haben. Der eine von ihnen starb zu Derdepoort einen ruhmreichen Tod in der Verteidigung seines Vaterlandes gegenüber wüsten Kaffernhorden, die unter Führung eines englischen Offiziers standen. Der andere an den Wunden, die er in der Schlacht bei Elandslaagte als Führer unserer Bürger bekommen hatte, während der Herr Tosen gleich dem Vizepräsidenten und Generalkommandanten uns durch Krankheit, die Folge von Entbehrungen, genommen wurde. Ein Wort von tiefempfundener Hochachtung für diese entschlafenen Brüder, die mitten in ihrer segensreichen Laufbahn hinweggerissen wurden, ist hier, wie ich glaube, am rechten Orte. Unsere Nachkommen werden das Werk unseres entschlafenen Generalkommandanten, dessen Auftreten selbst dem Feind Respekt einflößte, und dessen humanes und rühmliches Verhalten unserem Staate einen Namen von Bedeutung gab unter den Kulturvölkern, nach seinem Werte zu schätzen wissen.

3. Neuwahlen für die freigewordenen Sitze im Volksrat konnten wegen der außergewöhnlichen Verhältnisse nicht stattfinden.

4. Ich habe den Herrn S. W. Burger zum Vizepräsidenten der Südafrikanischen Republik ernannt; diese Ernennung ist provisorisch, bis daß der erste Volksrat die Sache zu regeln Zeit gefunden hat.

5. Zum stellvertretenden Generalkommandanten habe ich Louis Botha ernannt, ebenfalls provisorisch, bis eine Wahl stattfinden kann. Es war der Wille des verstorbenen Generalkommandanten, daß ihm Herr Botha in diesem wichtigen Amte folgen sollte. Ich bin überzeugt, daß diese einstweilige Ernennung auch die Zustimmung des Volkes gefunden hat.

6. Tief getroffen bin ich durch den Beweis der Treue von seiten des Volkes unserer Schwesterrepublik, die durch die That bewiesen hat, daß sie ihren Verpflichtungen, die sie vertragsmäßig gegenüber dem Volke der Südafrikanischen Republik übernommen hat, nachzukommen gewillt ist. In so herrlicher Weise sind dadurch die alten Bande befestigt und verstärkt worden, die schon bisher bestanden haben unter dem Volk, das die beiden Ufer des Vaalflusses bewohnt. Die Schwesterrepublik hat deutlich eingesehen, daß ein vereintes Handeln nötig ist, denn ein Anschlag auf die Unabhängigkeit der Südafrikanischen Republik schließt auch eine Bedrohung der unabhängigen Existenz des Oranjefreistaates in sich. Die Energie und das unbegrenzte Vertrauen auf die Zukunft der Afrikanernation, welche unsere Schwesterrepublik bei ihrem Auftreten gezeigt hat, hat dem Volk und der Regierung der Südafrikanischen Republik ein herrliches Beispiel gegeben und hat uns gestärkt in dem Kampf um unsere Existenz, der uns durch den Krieg mit Großbritannien auferlegt ist, und ist für die Außenwelt und für jeden, der dem Kampf eines kleinen Volkes um seine Freiheit folgt, von noch größerem moralischen Werte. Es ist darum, wie ich meine, das Mindeste, was die Pflicht gegen unsere treuen Stammesgenossen und Brüder im Oranjefreistaat von uns fordert, daß ich an diesem Ihrem Versammlungspunkte als Ihr Dolmetscher die aufrichtigen und tief gegründeten Gefühle der Anerkennung ausspreche. Gott segne sie für ihre Hingebung an die Sache der Freiheit!

7. Es ist mir eine Genugthuung, Ihnen wiederum mitteilen zu können, daß mit Ausnahme des vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland die Republik in fortdauernd freundschaftlicher Beziehung zu den auswärtigen Mächten steht.

8. Während meines Besuches in den verschiedenen Lagern war ich auch in Bloemfontein, wo ich mit Z. H. E. dem Staatspräsidenten des Oranjefreistaates dahin übereinkam, an die englische Regierung eine gemeinschaftliche Depesche zu senden, worin wir unter Berufung darauf, daß wir keinen Krieg gesucht hätten und keine Ausdehnung unseres Gebietes beabsichtigten, vorschlugen, Friedensunterhandlungen zu eröffnen auf der Grundlage, daß die beiden Republiken als souveräne, internationale Staaten anerkannt würden und die Versicherung erhielten, daß diejenigen von I. M. Unterthanen, die uns in diesem Kriege unterstützt haben, keinerlei Schaden weder an Person noch an Eigentum erleiden würden. Aus der Antwort der britischen Regierung, die Ihnen vorgelegt werden wird, werden Sie ersehen, daß es dieser Regierung stets darum zu thun war und noch ist, die unabhängige Existenz der beiden Republiken zu vernichten.

9. Hat unsere Gesetzgebung im vergangenen Jahre ebenso wie unsere Unterhandlungen mit der britischen Regierung gezeigt, daß wir alles thun wollten, um den Frieden zu bewahren, so wollen wir nun, wo der Krieg trotz unserer Bemühungen, ihn zu verhindern, ausgebrochen ist, alles thun und nichts unversucht lassen, um den Frieden wieder herzustellen. Zu diesem Zweck bin ich mit Z. H. Ed. dem Staatspräsidenten des Oranjefreistaates dahin übereingekommen, das geehrte Mitglied des Ausführenden Rates des Oranjefreistaates A. Fischer für beide Republiken, den Vorsitzenden des Volksrates des Freistaates, C. H. Wessels für seinen Staat und das Mitglied des Ausführenden Rates A. D. W. Wolmarans für unsere Republik nach Europa und Amerika abzuordnen mit dem Auftrag, da namens des Volkes und der Regierung der Südafrikanischen Republik und des Oranjefreistaates vorstellig zu werden zum Zweck der Herstellung des Friedens auf der Grundlage der Unabhängigkeit der beiden Republiken.

10. Die Anwesenheit von Attachés in unseren Gefechtslinien, die von verschiedenen Staaten abgeordnet sind, um den Verlauf des Krieges zu verfolgen, zeigt von dem großen Interesse, das die Regierungen dieser Staaten der Art der Kriegsführung unserer Republiken widmen. Zugleich war es mir erfreulich, zu erfahren, wie die Sympathie fast der ganzen Welt in diesem Streite für Freiheit und Recht auf unserer Seite ist, und wie von verschiedenen Ländern Abteilungen des Roten Kreuzes als Ambulanzen nach den Schlachtfeldern gesandt wurden, um die Schmerzen und Leiden unserer Verwundeten zu lindern, während zugleich in Europa sowohl wie in Amerika und Asien Fonds gesammelt werden, um den Hinterbliebenen der Gefallenen zu helfen. Ich weiß mich deshalb mit Ihnen eins, wenn ich hier für die aufopfernden Thaten edler Menschenliebe unseren Dank ausspreche.

11. Ich habe mich gezwungen gesehen, bei den verschiedenen neutralen Mächten Protest einzureichen gegen verschiedene Handlungen, die im Widerspruch stehen mit dem internationalen Recht und mit einer Kriegsführung, wie sie unter zivilisierten Nationen Sitte ist. So z. B. gegen den Mißbrauch des Roten Kreuzes und der weißen Flagge, das Mißhandeln von Verwundeten auf dem Schlachtfelde und von Kriegsgefangenen und die Verwendung von Farbigen im Kampfe gegen die Republiken.

12. Trotz der schwierigen Verhältnisse, in denen sich das Land infolge des Krieges befindet, hat sich zu meiner Freude ergeben, daß die Staatskasse die großen Ausgaben des Krieges wird tragen können, und daß die Minen sich in fortschreitender Entwicklung befinden.

13. Von Ihrer Ermächtigung Gebrauch machend, habe ich mit dem Oranjefreistaat eine Anleihe abgeschlossen.

14. Gemäß der von Ihnen durch Beschluß 1416a d. d. 28. September 1899 erteilten Ermächtigung hat die Regierung, je nachdem es die Umstände erheischten, Beschlüsse gefaßt und in Kraft gesetzt. Die Regierung vertraut darauf, daß ihre Handlungsweise, soweit sie sich auf diese Vollmacht stützt, Ihre Zustimmung erhalten hat, und ersucht Sie um Anweisungen, ob sie auf dem eingeschlagenen Weg fortfahren kann.

15. Es wird nicht möglich sein, die gewöhnlichen Geschäfte unserer jährlichen Sitzung zu erledigen, und gebe ich Ihnen darum anheim nur die Sachen zu behandeln, die Ihnen vorgelegt werden und alles andere bis aus spätere Zeit zu verschieben.

Und hiermit, meine Herren, schließe ich. Möge es dem Regierer der Völker gefallen, uns mit Kraft zu umgürten, um diesen ungleichen und gewaltigen Streit, den wir in seinem Namen und für unser heiliges Recht unternommen haben, zu einem erwünschten Ende zu bringen. Mögen die Bürger und Offiziere, von höherer Kraft beseelt und von dem Pflichtgefühl sowohl gegenüber den Tapferen, die für die Erhaltung des Vaterlandes ihr Leben ließen, als auch gegenüber dem nachkommenden Geschlecht, das von ihnen ein freies Vaterland zu übernehmen erwartet, sich angetrieben fühlen, den Krieg fortzusetzen und standhaft zu bleiben. Möge also der südafrikanische Stamm, dessen Zukunft immer hoffnungsvoll war, nun am Ende sich entwickeln zu einem kräftigen Baume und in Thaten beweisen, daß wir würdig sind, in der Reihe der Völker einen Platz einzunehmen. Gott im Himmel helfe uns dazu. Ich bin zu Ende.

 

6. Ansprache des Präsidenten Krüger zur Erläuterung seiner Eröffnungsrede in der ordentlichen Sitzung des Ersten und Zweiten Volksrates vom 7. Mai 1900.

Hochedle, achtbare Herren Vorsitzende und edle achtbare Mitglieder vom I. und II. Volksrat, gestatten Sie mir, obwohl das sonst nicht meine Gewohnheit ist, meiner Ansprache noch etwas hinzuzufügen. Der Zustand unseres Landes ist ein solcher, daß ich die Gelegenheit suche, öffentlich meine Ansprache zu erläutern.

Es ist Ihnen bekannt, wie vor dem Beginn des Krieges auf Stimmrecht gedrungen wurde, und es ist Ihnen weiter bekannt, daß die Regierung nach Zustimmung des Rates trotz dessen Bedenken nachgegeben hat, und zwar soweit, daß die Bürger selbst Vorstellungen erhoben, wir seien im Begriff, fast alle unsere Rechte zu veräußern. Die Regierung ließ sich allein von dem Gedanken leiten, Blutvergießen zu vermeiden. Der Rat gab seine Zustimmung zur Gewährung des allgemeinen Stimmrechts nach 7jähriger Anwesenheit im Lande und des sofortigen Stimmrechts an alle, die bis dahin bereits länger als sieben Jahre hier waren. Es waren fast 30 000 Personen, die mit diesem Augenblick das Stimmrecht bekommen konnten, und man war also soweit entgegengekommen, daß die alten Bürger bereits überstimmt werden konnten. Nur um Blutvergießen zu verhindern sind so große Zugeständnisse gemacht worden, und doch war man nicht zufrieden und verlangte das Stimmrecht nach fünf Jahren.

Unsere Bürger waren dagegen, und auch im Rat waren viele, die nichts davon wissen wollten. Dennoch hat die Regierung einen dahin gehenden Antrag gestellt, weil sie gemerkt hatte, daß es sich in Wirklichkeit garnicht um ein Stimmrecht handelte, sondern daß das ein Vorwand voll pharisäischer Heuchelei war, dem man den Boden entziehen mußte. Waren doch unterdessen Dokumente gefunden worden, aus welchen hervorging, daß bereits im Jahre 1896 beschlossen war, die zwei unabhängigen Republiken nicht länger bestehen zu lassen. Ich kann das nicht anders als einen teuflischen Betrug nennen. Von Frieden wurde gesprochen, während bereits der Beschluß vorlag, uns zu vernichten. Hätten wir also selbst noch mehr zugegeben, ja hätten wir gesagt, daß nach einem Jahre das Stimmrecht erworben werden könnte, dann wäre unser Anerbieten doch nicht angenommen worden. Aus Dokumenten war zu ersehen, daß dieses Volk kein freies Volk mehr sein durfte. Wie ich in meiner Ansprache bemerkte, hat die Regierung, um weiteres Blutvergießen zu verhindern, Chamberlain und Salisbury einen so weit gehenden Vorschlag gemacht. Und was wurde darauf geantwortet? Sie werden dieses Aktenstück gelesen haben, und wenn ich auch den Inhalt nicht wörtlich wiedergeben kann, es kommt doch darauf hinaus, daß man sich ärgerte, uns jemals als unabhängiges Volk anerkannt zu haben, und daß man ungeachtet aller Konventionen, die bisher geschlossen wurden, nie anerkennen will, daß dieses Volk selbständig ist.

Achtbare Herren, ich muß aussprechen, was auf meinem Gemüt liegt. Psalm 83 spricht von dem Anschlag des Bösen auf Christi Reich. Dieses Reich darf nicht bestehen. Da kommen dieselben Worte vor, die Salisbury gebraucht, denn auch er sagt: »Dies Volk soll nicht bestehen«. Gott aber sagt: »Dies Volk soll bestehen«. Wer wird siegen? Sicher der Herr. Sie sehen also, welche Listen man gegen uns bereits damals (d. h. vor Ausbruch des Krieges. D. H.) gebrauchte und wie unser Volk seine Rechte hat aufgeben wollen, und daß der Ausführende Rat soweit ging in seinem Entgegenkommen, daß wir beinah unser Land verloren hätten. Es war aber (auf des Gegners Seite) garnicht die Absicht, diese Rechte zu bekommen, man wollte unser Land haben, das nicht mehr selbständig bleiben dürfte. Jedes andere Anerbieten würde ihnen ungenügend gewesen sein.

Laßt uns das Wohl im Auge behalten und seht die schlaue List, die in dem ganzen Vorgehen lag. Dem Oranjefreistaat schrieb man, man habe nichts gegen ihn, wohl aber gegen unsere Republik. So wollte man die beiden Republiken von einander trennen, während sich aus den Dokumenten ergab, daß keine von beiden sollte bestehen bleiben. Welcher Betrug liegt darin! Die Dokumente weisen nach, daß das alles bereits im Jahre 1896 von Jamesons Einfall an beschlossen war, und doch behauptete man noch, daß der Oranjefreistaat erhalten bleiben würde, wenn dieses Land die Waffen niederlegte. Der Oranjefreistaat hat darauf beschlossen, die Waffen nicht niederzulegen, und gemeinsam haben wir begonnen.

Wir waren 40 000 Mann, aber überall mußten wir Wache stehen gegenüber Kaffern, und sogar der Kommandant von Mafeking hatte uns geschrieben, daß gewisse Kaffernkapitäne ihm beistehen würden, und es ist uns bekannt, daß deren Stämme 30 000 streitbare Männer ins Feld stellen können. Diese Zahl der Kaffern allein war fast so groß als die Zahl unserer Streitmacht, während doch zu jenen noch 200 000 englische Soldaten kamen. Und dagegen müssen wir fechten.

Edle, achtbare Herren, achtet auf Gottes Regiment. Ist es nicht wunderbar, daß 40 000 gegen 200 000 Mann und dazu noch gegen eine schwarze Nation kämpfen müssen, und daß wir doch noch leben? Erkennt darin Gottes Hand! Worauf ich den Nachdruck lege, ist das, daß, wo wir mit dem Feind in Berührung kommen, wir fast im Verhältnis von 10 zu 100 stehen, und doch hat Euch der Herr bis hierher am Leben erhalten.

Ich maße mir nicht an, zu prophezeihen, aber ich will zeigen, welche Leitpunkte wir für unsere gegenwärtigen Verhältnisse in Gottes Wort finden. Sie sind außergewöhnlicher Art. Dieser Krieg ist ein Zeichen der Zeit. Alles deutet darauf hin, daß das Tier die Macht bekommt, die Kirche zu verfolgen, und es wird das so weit zur Ausführung bringen, bis daß der Herr sagt: »Bis hierher und nicht weiter.« Und warum das? Weil die Kirche geprüft und geläutert werden muß, denn es ist viel Böses unter uns. Darum sage ich, ist dieser Krieg ein außergewöhnlicher und ein Zeichen der Zeit.

Ein jeglicher wird sich überzeugen, daß Gottes Wort darin deutlich seine Anwendung findet. Man sagt: »Dieses Volk darf nicht bestehen.« Aber Gott sagt: »Es wird bestehen, aber – es muß geläutert werden.« In meinem Innern liegt es so klar und offen vor mir, daß der Tag der Gnade nicht mehr fern ist; daß der Herr zeigen wird, Er ist der Regierer, und daß nichts geschieht ohne seinen Willen. Wenn er zuläßt, daß uns Züchtigung trifft, dann müssen wir uns beugen und uns demütigen, unsere Sünden bekennen und zu dem Herrn zurückkehren. Wenn dann das ganze Volk zur Demütigung gekommen ist in der Erkenntnis, daß es selbst nichts thun kann, sondern daß es der Herr ist, der alles thut, dann werden wir sicher sofort Frieden haben. Die Demut ist aber noch nicht genug in unserem Herzen verborgen, und wir müssen unsere ernste Pflicht thun, wie Petrus sagt im 1. Petri 3, Vers 7: »Werfet alle eure Sorgen auf Ihn, denn Er sorget für euch«, und wie gleich im Vers 8 darauf folgt: »Seid nüchtern und wacht, denn der Feind geht umher wie ein brüllender Löwe, um euch zu verschlingen.« Das ist der Punkt, wo wir wachen müssen – fallen wir in Unglauben, dann richten wir uns selbst zu Grunde.

Ich frage Euch, Brüder, ist das eine Handlungsweise, wie es geschehen ist, daß durch einen Brief Kaffern aufgehetzt und durch sie, ich erinnere an Derdepoort, selbst Frauen und Kinder ermordet worden sind? Es wurde durch die Engländer behauptet, es würden keine Kaffern gegen uns gebraucht werden, sondern nur andere Farbige. Aber Thatsache ist, daß Montsioa mit seinen Kaffern in Mafeking ist und zum Kampfe gegen uns gebraucht wird. Mehr als die Hälfte der Besatzung von Mafeking besteht aus Kaffern, die gegen uns fechten.

Edle, achtbare Herren! Ihr müßt nun nicht denken, daß alles, was gegen uns kämpft, zu dem Tier gehört. Es sind Hunderte Kinder Gottes dabei, die aber aus Furcht vor dem Tier gezwungen sind, so zu handeln. Gott kennt alle Herzen. Wir haben nicht gewollt, daß das Blut, das nun auf der Erde fließt, sollte vergossen werden, denn wir haben lieber fast alle unsere Rechte abgetreten. Doch als man uns vernichten wollte, da konnten wir nicht weiter nachgeben.

Wie ist es mit Ahab gegangen! Der mächtige Feind kam bis vor die Mauern der Stadt und man hatte den Mut verloren. Da kam der Prophet Gottes und sagte: »Fürchtet nichts!« Und nun stand Gott auf. Auf diesen Gott müssen wir vertrauen, denn es ist noch derselbe Gott. Laßt uns nicht leben, als ob kein Gott bestünde. Er regiert ... Achtet auf die Geschichte, die uns zum Vorbild dienen muß. Es ist noch derselbe Gott, der Israel aus der Knechtschaft geführt und das Herz Pharaos verstockt hat bis ans Ende, bis daß alle Erstgeborenen der Aegypter starben. Und darauf ließ Pharao die Israeliten ziehen. Es ist noch derselbe Gott, der die Stürme auf der See stillte, und sein Arm ist nicht verkürzt.

Manche fragen, ob denn das ( scil. was die Bibel sagt. D. H.) allein auf die Kirche in den beiden Republiken Bezug habe. Nein. Seht auf die drei Jünglinge im feurigen Ofen. Haben diese sich allein gefreut? Nein, sondern Gottes Volk auf der ganzen Erde. War es allein für Daniel, was in der Löwengrube geschah? Nein, sondern für alle Christen auf der ganzen Erde. So gebraucht der Herr oft ein kleines Häuflein, an dem er seine Wunder erweist als Beispiel für die ganze Christenheit, und so ist, was an uns geschieht, von Bedeutung für die Geschichte der Kirche aller Orte. Und etwas von dem, was für die ganze Kirche geschrieben ist, vollzieht sich an uns und offenbart sich in unserer Geschichte.

Seht das Blut, das nun bereits geflossen ist. Wer trägt die Schuld daran? Wir wollen nichts als Frieden und unsere Freiheit schon von 1836 an, und der Herr hat uns beides gegeben. Wird nun der Herr etwas anfangen und sich wieder davon zurückziehen? Nein, gewiß nicht. Aber demütigen müssen wir uns vor ihm, und dann gibt es keinen Zweifel, daß endlich der Herr uns zum Siege führen wird. Der Tag der Gnade ist nicht mehr fern von diesem Volke. Laßt uns nicht zweifeln, sondern Gottes Wort treu bleiben und in seinem Namen streiten! Wenn uns das Wasser bis an den Mund geht, dann ist, so wir uns ernstlich vor dem Herrn demütigen, der Tag der Gnade da. Möge dann jedermann erkennen, daß es Gottes Hand ist, die uns frei macht und niemand anders, auf daß der Mensch sich nicht rühme. Gott gebraucht nur den Menschen, um seinen Willen auszuführen.

Meinen Bericht habe ich vorgelegt und ich hoffe, daß der Volksrat darüber nicht länger als höchstens bis morgen beraten wird. Denn unter den Volksratsmitgliedern sind viele, welche als Bürger oder Offiziere ins Feld müssen. Da ist keine Zeit, um gewöhnliche Dinge zu behandeln. Laßt uns allein über die Fragen beraten, die ich vorbringe. Ich muß noch bekannt geben, daß ich einen stellvertretenden General-Kommandanten angestellt habe. Denn meine rechte Hand (General Joubert. D. H.) habe ich verloren, wenn ich auch damit nicht sagen will, daß ich nicht mehr solcher Männer habe. Außer dem General-Kommandanten habe ich die Herren Kock und Wolmarans, bisher Mitglieder des Ausführenden Rates, verloren. Auch der Staatssekretär ist ein neuer Beamter, und ich bin allein übrig von den alten Mitgliedern des Ausführenden Rates. Indessen erfahre ich von den gegenwärtigen Mitgliedern viel Hilfe und Unterstützung, und auch Gott wird uns stärken und uns Kraft geben. So laßt uns denn kämpfen im Namen des Herrn bis an das Ende! Der Herr ist ja unser Oberbefehlshaber. Er gibt die Befehle, und Er weiß, wann es heißen muß: »Bis hierher und nicht weiter.«

Es ist wunderbar, wie die anderen Mächte einmütig auf unserer Seite stehen, und wie ganz Europa einmütig für uns betet. Sollte der Herr diese Gebete verschmähen? Nein, sage ich. Vertraut auf den Herrn und laßt uns festhalten an ihm, und er wird Wunder verrichten. Sollte es auch so weit kommen, daß ich nach St. Helena müßte, dann macht das nichts. Denn der Herr wird doch sein Volk zurückbringen und frei machen, und dasselbe Urteil wie einst über Babylon wird über die gefällt werden, die schuld sind an dem vergossenen Blute. Wir kämpfen für die Freiheit, die Gott uns geschenkt hat. Ich wiederhole: mögen auch Brüder aus diesem Rat und private Bürger, die streiten im Namen des Herrn, durch das Schwert fallen, so werden sie – das sagt Gottes Wort – wenn sie glauben, geopfert auf dem Altar zur Verherrlichung seines Namens und des glorreichen Kirchenstaates, der in dieser Zeit offenbar werden wird. Die Kirche muß geprüft und geläutert werden, und darum kann ich nicht glauben, daß durch diesen außergewöhnlichen Krieg unsere Vernichtung zugelassen werden wird. Der Krieg wird dauern, bis daß der Herr sagt: »Bis hierher und nicht weiter.« Harret aus und streitet mit mir! Ich befehle mich in die Hände des Herrn. Was er auch über mich beschlossen hat, ich werde seine Rute küssen, mit der er mich schlägt, denn ich bin auch schuldig.

Demütige sich ein jeder vor dem Herrn. Ich bin zu Ende.

 

7. Zirkulartelegramm des Staatspräsidenten Krüger vom 20. Juni 1900.

Machadodorp, 20. Juni 1900.

Wankt doch nicht und fallt nicht in Unglauben, es ist die Zeit, da Gottes Volk wird geläutert werden. Das Tier wird Macht bekommen, um die Christen zu verfolgen, und die aus dem Glauben fallen, werden draußen bleiben und nicht in den herrlichen Kirchenstaat eingehen, so also auch ausgeschlossen werden aus dem Himmelreich, wenn die Kirche nach der Offenbarung geschlossen wird. Aber die im Glauben beharren und im Namen des Herrn streiten, werden die Krone erlangen und in den herrlichen tausendjährigen Kirchenstaat und damit auch in die ewige Herrlichkeit eingehen. Brüder, Brüder, ich bitte Euch, fallt nicht aus dem Glauben, sondern bleibt im Glauben und streitet im Namen des Herrn. Fragt Euer eigenes Herz: wenn Ihr so feige seid und flüchtet, so geschieht das, weil Ihr nicht mehr glaubt, daß ein Gott im Himmel ist, und dann werdet Ihr völlige Gottesleugner. Aber ich sage Euch auf Grund von Gottes Wort, da kann nichts geschehen ohne seinen Willen. Die Ueberwindung und das Schwert ist in seiner Hand, und er gibt es an diejenigen, die in seinem Namen kämpfen. Ist es nicht noch derselbe Gott, der Israel zur Zeit Pharaos unter Wunder und Zeichen aus dem Lande geführt hat? Ist es nicht noch derselbe Gott, der sie durch das Rote Meer führte und sie durch eine Wolkensäule verhüllte, die dunkel war für die Feinde, aber hell für seine Kinder? Diese Wolkensäule geht auf das Wort des Herrn, das unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege ist; aber wer in Unglauben fällt, gerät in das Dunkle, und glaubt nicht mehr an das Wort des Herrn und geht dadurch an seinem Unglauben zu Grunde. Ist es nicht noch derselbe Gott, der aus einem Felsen einen Strom Wasser springen ließ und ganz Israel Wasser gab? Ist es nicht noch derselbe Gott, der die drei jungen Leute, die lieber den Tod wählten, als ihren Glauben verleugneten, errettete? Ist es nicht noch derselbe Gott, der Daniel in der Löwengrube bewahrte, daß die Löwen ihn nicht auffraßen – und wie der König die Verfolger Daniels hineinwarf, wurden sie zerrissen und von den Löwen aufgefressen! Ist es nicht noch derselbe Gott, der auf den Wogen der See wandelte und Petrus gebot, zu ihm zu kommen, sodaß Petrus auf der See nach ihm zuging im Glauben? Und sobald er vor den Wogen sich zu fürchten begann und sein Glaube nachließ, sank er, bis der Herr ihn an der Hand ergriff, ihn aufrichtete und für seinen Unglauben bestrafte. Ist es nicht noch derselbe Gott, der einstmals, als der Sturm so wütete, den Winden Schweigen gebot, sodaß es still war? Und ist es nicht noch derselbe Gott, der den Aussätzigen seine Hand auflegte und bei der Berührung mit seiner Hand wurden sie gesund? Ist es nicht noch derselbe Gott, unser Seligmacher, der zu seinen Kindern sagte: Euer Herz erschrecke nicht, Ihr glaubt an Gott und an mich, ich will Euch nicht als Waisen zurücklassen, noch für immer verlassen? Er hat uns auch vorausgesagt, daß Krieg und Kriegsgerüchte kommen werden, damit wir nicht erschrecken, denn diese Dinge müssen geschehen. Ist es nicht unser selbiger Seligmacher, der den Tod auf sich genommen hat und den dritten Tag auferstanden und 40 Tage unter den Menschen geblieben ist, obschon ihn die Welt nicht gesehen hat. Aber sie haben ihn gesehen, und Er ist vor ihren Augen zum Himmel aufgefahren mit dem Befehle: Kämpft den wahren Kampf, und Ich werde wiederum zu Euch kommen, gerade so, wie Ihr mich habt weggehen sehen. Und dieser selbe Gott hat uns aus der Heimat geführt und durch Wunderthaten uns unsere Freiheit gegeben und glaubt Ihr, daß er seine Sache, die er einmal begonnen hat, fahren ließe, nein, er wird sie nicht fallen lassen. Ich sage, es ist noch derselbe Gott, der Gideon und seinen 300 Tapferen beigestanden hat und sie geleiteten und im Kampfe gestärkt hat, und in dessen Hand jeder Sieg liegt. Liebe Brüder, liebe Brüder, ich bitte Euch, fallt nicht in den Unglauben, steht fest für Euch selbst und streitet im Namen des Herrn! Ich höre, daß jeder (d. h. jeder Kommandant mit seinen Leuten. D. H.) nach seinem Distrikt gehen will, um dort zu kämpfen. Das bringt Verwüstung, und der Kampf bleibt resultatlos. Jeder, wo er ist und unter welchem Offizier er auch steht, stehe fest und sei mutig, denn Gehorsam und Treue ist die Ueberwindung. Liebe Brüder, ich ermahne Euch nochmals, seid Euren Offizieren gehorsam und sie seien gehorsam dem Generalkommandanten, denn wie ich oben bemerkte, Gehorsam und Treue ist der Sieg. Achtet auf die guten Berichte unserer Kommission aus Europa. Achtet auf die Proklamation von Roberts, die er im Oranjefreistaat erlassen hat und woraus sich ergibt, wie schlecht er die Leute behandelt, wenn er sie einmal hat. Diese Proklamation ist nichts als ein Lockvogel. Nach Psalm 83 sagen die Feinde von altersher: »Dieses Volk darf im Reiche Christi nicht bestehen, und Salisbury und Chamberlain haben dasselbe in ihrer Erklärung gesagt, wie Ihr selbst gelesen habt: wir sollen nicht bestehen. Aber der Herr sagt: »Dieses Volk wird bestehen. Christus ist unser Obergeneral, der uns durch sein Wort leitet. Liebe Brüder, ich bitte Euch nochmals, laßt uns nicht ungläubig werden, sondern Seinen Befehlen folgen, die Er uns vorschreibt. Er führt seine Kinder oft durch die dürre Wüste, wo es scheint, daß niemand durchkommen kann. Aber ich versichere Euch, er wird uns hindurchführen, wenn wir fest auf ihn vertrauen. Wer auf Gottes Schutz wartet, wird von dem höchsten König beschirmt und beschützt in dunkler Nacht. Sein Wort ist wahrhaftig. Seht Psalm 92.

Lest dieses allen Offizieren und Bürgern vor, denn was wir leiden in der Gegenwart, ist nichts im Vergleiche gegen die ewige Herrlichkeit. Laßt uns unserem Seligmacher gehorsam sein.

 

8. Telegramm des Staatspräsidenten Krüger an den Generalkommandanten vom 7. Juli 1900.

Offiziere und Bürger, setzt Euer ganzes Vertrauen auf den Herrn. Er ist unser oberster General, der jedermanns Herz bewegt, wozu er will und er sagt: »Diese Gefahr ist die meine und der endliche Sieg ist auch in seiner Hand. Achtet nun auf unseren Streit vom Beginn an bis heute, ob der Herr nicht noch allzeit mit Wundern auf unserer Seite steht, wie Er unser Schwert gesegnet hat, daß in der Regel so wenig Leute auf unserer Seite und so viele auf der des Feindes fallen, daß trotz der großen Menge von Truppen und Kanonen, die uns gegenüber stehen und der Tausende von Schüssen, die auf uns abgefeuert werden, doch des Feindes Schwert nicht gesegnet ist. Brüder, wir müßten ungläubig werden und Gottes Regierung aus den Augen verlieren, wenn wir zweifeln wollten, daß Er auf unserer Seite ist. Der Feind hat bisher unser Land überschwemmt durch seine große Uebermacht, die wir nicht überall zurückwerfen konnten; nicht durch das Schwert hat er das erreicht, sodaß kein Zweifel ist, daß am Ende auch diese Ueberschwemmung ihre Grenzen finden und der Sieg unser sein wird. Wankt also nicht im Glauben und laßt Euch auch nicht dadurch schrecken, daß einige von uns abfallen. Der Apostel Paulus hat das schon im 1. Timotheus Vers 4 vorausgesagt. Aber ich sehe die Sache so an: »Einige unserer Bürger, die, von dem Feind überwältigt, ihre Waffen niederlegen mußten, entschuldige ich, wenn sie sich bei der ersten Gelegenheit wieder anschließen, um weiter zu fechten; aber wenn andere so weit gehen, ihre Waffen niederzulegen und den Eid ablegen und nicht zurückkehren, so ist das nach der Schrift Abfall von Gott, allerdings werden solche Leute ebenso wie das »Tier« auch noch sagen, daß sie an den Herrn glauben. Aber der Herr sagt: »Zeige mir deinen Glauben aus deinen Werken«. Und wenn sie dann die Werke des Tieres ausführen, um ihre Mitbrüder zu verraten, dann ist das ein toter Glaube, den sie sich aneignen (siehe Offenbarung 14, Vers 9-10) – Leute die das »Tier« und sein Bild anbeten (Vers 10), und die darum auch den Wein des Zornes Gottes trinken werden u. s. w. Brüder, die Ihr vielleicht schon so weit gegangen seid, kehrt zurück und erniedrigt Euch vor dem Herrn, Er wird Euch vergeben, und streitet dann mutig in seinem Namen! Lies dieses Telegramm den Offizieren und Bürgern bei jeder Gelegenheit vor.

 

9. Zirkulartelegramm des Staatspräsidenten Krüger vom 24. Juli 1900.

Aus Ihrem Bericht und verschiedenen anderen Berichten sehe ich, daß der Geist des Unglaubens überall auftritt wie ein brüllender Löwe, um unsere Menschen wankelmütig zu machen. Brüder, Ihr begreift doch, wenn Ihr den Feind an Euch laßt vorbeigehen und fangt an zu zweifeln, ob Ihr ihn angreifen sollt oder nicht, treibt Ihr die anderen, die noch zurück sind, im ganzen Lande, wo sie das hören, auch zum Wankelmut und zum Unglauben; aber wenn Ihr Eure Pflicht thut und den Feind anpackt, wo er kommt, so macht Ihr den Unsrigen, die auf den Farmen in der Republik zurückgeblieben sind und das hören, Mut, um auch kämpfen zu helfen, mögen sie und wir auch nur wenige sein. Denn der Sieg ist nicht in der Hand der Uebermacht, sondern in der Hand des Herrn, und der Herr giebt ihn denen, die in seinem Namen streiten, wenn wir auch noch so wenige sind. Achtet auf das Wort des Herrn: »Wenn er das Volk verläßt, dann macht er sein Schwert stumpf und ungesegnet« und seht ( scil. daß er uns nicht verlassen). Wir sind davon überzeugt, daß der Herr unser Schwert nicht stumpf gemacht hat, sondern im Gegenteil wunderbar gesegnet hat gegenüber dem des Feindes. Wo der Feind uns angreift und tausende und tausende von Schüssen auf uns richtet gegenüber den wenigen von uns, treffen unsere wenigen Schüsse doch viel mehr von ihm, als uns die seinigen treffen. Ist es da nicht der Glaube des Unglaubens, der durch die Luft zieht, um uns in Zweifel zu bringen und uns so vor dem Herrn schuldig zu machen und zweifeln zu lassen, daß alles in der Macht des Herrn steht? Und ist es Euch noch nicht deutlich geworden, daß wir, wie ich in meinem vorigen Satze gesagt habe, in einer Zeit leben, durch die wir im Glauben geprüft werden? Wer feststeht in dem Herrn, kann mit dem Apostel Paulus und mit Timotheus sagen: »Werde nicht mutlos, wenn Du Abtrünnige siehst, denn es muß ein Abfall kommen.« Und der Herr Jesus sagt selbst im Matthäus 24, daß Kriege und Gerüchte von Kriegen kommen werden, aber: »Erschreckt nicht, sondern bleibt getreu, denn diese Dinge müssen geschehen.« Achtet auf l. Petrus, 5. Vers 7 und 8: »Werft alle Sorgen auf den Herrn, er sorgt für Euch«. Und der 8. Vers sagt: »Aber seid nüchtern und wachet gegen den bösen Geist, denn er wird trachten, Euch zum Unglauben zu treiben und Euch als ein brüllender Löwe zu verschlingen.« Denn seht in Matth.: Als der böse Geist den Herrn Jesus auf den hohen Berg führte und sprach: »Ich will Dir die ganze Welt und all ihre Herrlichkeit geben, wenn Du mich anbetest,« da sagte der Herr Jesus: »Gehe weg, Satan, du sollst Gott den Herrn anbeten und ihm allein dienen.« Brüder, merkt auf, das ist der gesetzmäßige Kampf, um die Krone zu gewinnen. Und wer den gesetzmäßigen Kampf nicht kämpfen kann, kann auch die Krone nicht gewinnen. Denn dann fällt er und wird vereint mit dem bösen Geist der Luft, der mit seiner großen Macht über die Erde dahin stiegt. Und also bekommt er das Kennzeichen des »Tieres« auf seine Stirn, und er wird zusammen mit dem Tier trinken von dem Weine des Zornes Gottes. Lest Offenb. 14, Vers 9, 10, 12 und 13. Achtet besonders auf Vers 12, der sagt: »Hier ist die Geduld der Heiligen, hier sind die, die die Gebote Gottes und den Glauben von Jesus Christus bewahren.« Nein, nein, meine Brüder, wer bereits schwach geworden ist, eile sich, zu dem Herrn zu flüchten und ihm treu zu bleiben. Und Ihr werdet durch Eure treuen Thaten tausend anderer hinziehen zum Glauben, so daß sie streiten in der Freiheit, die der Herr uns gegeben hat. Derjenige, der sagt, er glaube an die Freiheit des Herrn Jesus und mit dem bösen Geist geht, dessen Glaube ist ein toter Glaube, denn, sagt der Herr: »Zeige deinen Glauben durch deine Werke.« Und seht die Verheißung des Herrn in Psalm 108, da sagt er: »Die in seinem Namen streiten, werden kluge Thaten thun, und der Herr wird sie befreien und ihren Feind vernichten.« Halte also Mut, du gottesfürchtige Schar, in deiner Schwachheit wird der Herr seine Kraft beweisen. Auch will ich Euch aufmerksam machen auf die Geschichte des Freiheitskrieges in Amerika, daß sie da als wenige gegenüber Hunderten und Tausenden streiten mußten und obwohl ihre Zahl später auf noch nicht 2000 Mann zurückging, siegten sie doch und der Herr gab ihnen ihre Freiheit zurück; nun ist jedem von Euch wie mir bekannt, wie ungerecht und gottlos der Krieg ( scil. gegen uns) ist, da wir beinahe in allem nachgeben wollten, wenn wir nur unsere Freiheit und Unabhängigkeit behalten könnten. Seht Psalm 83, daß der böse Geist der Luft gesagt hat, der wahre Kämpfer, Israel genannt, dürfe nicht bestehen und der Herr sagt: »Er wird bestehen«. Und seht in der Erklärung, die wir an Salisbury geschrieben haben, daß wir nur unsere Unabhängigkeit erhalten wollten: Da antwortete er auch demselben Geist, daß dieses Volk nicht bestehen dürfe, oder um seine eigenen Worte zu gebrauchen: »Ich werde nie zugeben, daß Ihr Volk als Volk bestehen mag.« Liebe Brüder, auf Grund von Gottes Wort bin ich dessen sicher, daß der Sieg uns gehört. Doch laßt uns treu bleiben und streiten im Namen des Herrn auf seine Verheißung hin und ich ersuche, daß die Offiziere diese Kundgebung den Bürgern immer wieder vorlesen.

 

10. Proklamation des Präsidenten Steijn gegen die Annexion des Freistaates vom 11. Juli 1900.

Nachdem dem Volke des Oranjefreistaates und der Südafrikanischen Republik ein ungerechter Krieg durch Großbritannien im Monat Oktober 1899 aufgezwungen wurde, und diese zwei kleinen Republiken den ungleichen Kampf gegen das mächtige britische Reich mehr als acht Monate ausgehalten haben und mehr noch aushalten;
nachdem ferner eine gewisse Proklamation vom 24. Mai 1900, die angeblich erlassen von Lord Roberts, Feldmarschall und Oberbefehlshaber der britischen Streitmacht in Südafrika, heute vorgezeigt wird, in welcher die Behauptung steht, daß der Oranjefreistaat von Ihrer Maj. Truppen erobert sei und dem britischen Reiche angegliedert werde, während die Streitmacht des Oranjefreistaates noch im Felde steht und der Oranjefreistaat nicht erobert ist, die erwähnte Proklamation also im Widerspruch steht zu dem Völkerrecht;
nachdem die Unabhängigkeit des Oranjefreistaates durch fast alle Kulturmächte anerkannt ist;
nachdem es weltbekannt ist, daß die Britischen Behörden selbst kürzlich anerkannt haben, daß der Oranjefreistaat vortrefflich regiert werde, und es demnach sowohl eine Zerstörung der Kultur als eine Verletzung der fundamentalen Rechte eines solchen Volkes ist, wenn man es, unter welchem Vorwand es auch sei, seiner Freiheit beraubt;
und nachdem ich es für wünschenswert erachte, sofort allen, die es angeht, zur Kenntnis zu bringen, daß die erwähnte Proklamation von der Regierung und dem Volke des Oranjefreistaates nicht anerkannt wird:
so erkläre ich, Martinus Theunis Steijn, Staatspräsident des Oranjefreistaates, nach Erwägung mit dem Ausführenden Rat namens des unabhängigen Volkes des Oranjefreistaates hiermit die erfolgte Annexion für nicht anerkannt, für null und nichtig und ohne allen Wert.

Also geschehen und gegeben unter meiner Hand zu Reitz im Oranjefreistaat am 11. Tage des Monats Juli 1900.

M. T. Steijn, Staatspräsident.


 << zurück