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Bereits im Jahre 1842 war Paul Krüger zum Vizefeldkornett ernannt worden, aber von Bedeutung wurde seine Stellung erst, als er im Jahre 1852 zum wirklichen Feldkornett gewählt wurde. Als solcher begleitete er in diesem Jahre den alten Generalkommandanten Seitdem Pretorius, der zuerst im Freistaate den Kampf um die Selbständigkeit gegen England geführt hatte, nach Transvaal gekommen war, hatte die Volksversammlung (1849) Potgieter zum Generalkommandanten auf Lebenszeit erwählt; schließlich aber mußte man drei Generalkommandanten mit gleichem Rechte wählen, um Streit zu vermeiden, und so wurde Pretorius Generalkommandant der Distrikte Potchesstroom und Rustenburg, wo auch Krüger wohnte. D. H. A. W. J. Pretorius nach dem Zandflusse, wo der wohlbekannte Zandriviertraktat geschlossen wurde.
Noch in demselben Jahre fand der Feldzug gegen den Bakwena-Häuptling Sechiel (auch »Setyili« oder »Setscheli«) statt, woran Krüger als Kommandant teilnahm. Dieser Sechiel gewährte einem anderen Kaffernhäuptling mit Namen Moseliel (auch »Moselele« genannt), der in der Südafrikanischen Republik Mordthaten verübt hatte, Unterschlupf und weigerte sich, ihn auszuliefern. Das Ersuchen um Auslieferung beantwortete er mit der brutalen Erklärung: Wer Moseliel haben wolle, müsse ihn aus seinem Magen holen. Er wollte damit sagen, bei ihm sei Moseliel so sicher geborgen wie die Speise, die er gegessen habe. Ein Kommando unter Befehl des Hauptkommandanten Scholtz und des neugewählten (stellvertretenden) Kommandanten Paul Krüger wurde abgesandt, um ihn zu züchtigen. Als das Kommando vor Sechiels Stadt ankam, sandte der Kaffernhäuptling an den Kommandanten Scholtz einen Boten und ließ ihm sagen, er wolle ihm morgen nichts thun, denn da sei Sonntag, aber am Montag wolle er ordentlich mit ihm abrechnen. Zugleich ließ er ganz naiv – wahrscheinlich für die Gefälligkeit, daß er uns den Sonntag über »verschonte« – um etwas Kaffee und Zucker ersuchen. Kommandant Scholtz ließ Sechiel zurücksagen, er habe wohl Kaffee und Zucker, aber nicht zum Versenden. Er werde ihm aber am Montag dafür Paprika senden.
Am Montag Morgen begann der Sturm. Krüger war wie gewöhnlich einer der ersten und schoß mit seinem Vierpfündergewehr, das er mit grobem Schrot geladen hatte, viele Kaffern nieder. Als der Berg, auf dem Sechiels Stadt lag, bereits teilweise erobert war, schoß unglücklicherweise Louw du Plessis, der die Kanone bediente, gegen einen großen Stein, und die zurückprallende Kugel streifte das Haupt Krügers so stark, daß er bewußtlos niederfiel und ihm ein gewisser van Rooyen, der ihm zugleich ein Tuch um den schmerzenden Kopf legte, wieder auf die Beine helfen mußte. Während Krüger bewußtlos lag und van Rooven um ihn beschäftigt war, hielt ein Hottentottenjunge seines Bruders, der herangelaufen kam, durch sein sicheres Schießen die Kaffern in respektvoller Entfernung. Als Krüger wieder zu sich kam, sah er gerade, wie die Kaffern hinter Felsen und Geröll sich anschlichen, und erkannte die Gefahr, welcher seine Bürger preisgegeben waren, wenn sie nicht rechtzeitig gewarnt wurden. Sofort erhob er sich, um den Angriff auf die gefährdeten Punkte zu leiten, obwohl er wegen seiner Verwundung selbst noch kein Gewehr führen konnte. Die Kaffern schossen noch immer gewaltig aus allen Schluchten und Löchern, aber nach einem harten Gefecht glückte es den Bürgern, sie vom Berge zu verjagen.
Noch einmal war Krüger während dieses Gefechtes in Todesgefahr. Eine feindliche Kugel aus einem enorm großen Gewehr streifte ihn auf der Brust und riß ihm seine Jacke entzwei. Der schlaue Sechiel erzählte später, er habe es bis zuletzt in seiner Hand gehabt, Krüger zurückzuwerfen, aber von dem Augenblicke an, wo dieser Gelegenheit gefunden habe, zu seiner Schnapsflasche zu gelangen, sei er unwiderstehlich gewesen. Dabei hat Krüger niemals einen Tropfen Branntwein getrunken.
Livingstone.
Nach Beendigung des Gefechtes sandte Kommandant Scholtz nach dem Hause des englischen Missionars Livingstone, das nicht weit von der Kaffernstadt entfernt war. Hier fand Theunis Pretorius eine völlige Werkstatt zur Reparatur von Gewehren und eine Menge von Kriegsmaterialien, die Livingstone für Sechiels Bedarf aufbewahrte. Das war eine Verletzung des Zandriviertraktates von 1852, worin bestimmt war, daß weder Waffen noch Munition den Kaffern verschafft werden dürften, noch auch zugelassen werden dürfe, daß sie sich selbst das eine oder andere verschafften. Scholtz konfiszierte demgemäß das Kriegsarsenal des Missionars, wofür dann die Buren durch Livingstone in ganz England beschimpft und auf alle mögliche Weise als Missionsfeinde und grausame Verfolger der Schwarzen verlästert wurden.
Buren und Mission.
In Wirklichkeit waren die Buren weder Gegner der Mission noch Feinde der Eingeborenen. Ihr Grundsatz war, jedem Stamm, der Ruhe und Friede hielt und Kultur anzunehmen bereit war, ein bestimmtes Gebiet zuzuweisen, dessen Größe sich nach der Größe des Stammes berechnete. Den Missionaren, die unter den Eingeborenen arbeiten wollten, gaben sie ebenfalls Grund und Boden für Kirche und Privatzwecke umsonst. Und schon vor Ankunft der Missionare jenseits des Vaal hatten einzelne Buren für Verständigung des Evangeliums unter ihren schwarzen Arbeitsleuten gesorgt. Aber die Verpflichtung, den Eingeborenen die
vielfach eingeschmuggelten Waffen wieder abzunehmen, – um nicht England Gelegenheit zu geben, die Buren des Vertragsbruches zu beschuldigen und infolge dessen den Zandriviertraktat, der den Auswanderern nördlich des Vaal ihre Freiheit verbürgte, – als aufgehoben zu erklären, brachte sie vielfach in unangenehme Berührung mit eingeborenen Stämmen.
Die Eingeborenen-Frage.
Die Missionare scheinen vielfach nicht begriffen zu haben, daß die Eingeborenen-Frage für die Buren nicht nur eine religiöse und humane sein konnte, sondern auch eine politische sein mußte. Es kann in Südafrika nur
eine Kultur herrschen, die des weißen Mannes, und wo nur eine Handvoll weißer Männer war, um die Hunderttausende schwarzer Eingeborenen unter dem Gesetze zu halten, war Strenge notwendig. Der Schwarze mußte wissen, daß er erst an zweiter Stelle kam, daß er zu der untergeordneten Klasse gehört, die gehorchen und lernen muß. Inhumanität und Unchristlichkeit ist mit dieser Stellungnahme keineswegs notwendig verbunden. Damit es nicht aussieht, als ob eine freundliche und vernünftige Stellung der Buren in dieser Frage sich erst in neuerer Zeit allmählich herausgebildet habe, sei darauf verwiesen, wie sich Krüger schon 1832 in seinem Wahlprogramm zur ersten Präsidentenwahl und später als Präsident im Namen seines Volkes ausgesprochen hat:
»Die Eingeborenen-Politik in einer Republik mit den so zahlreichen Kaffernstämmen, wie sie unter uns und rings um uns wohnen, bietet außerordentliche Schwierigkeiten; als Hauptprinzip hat dabei stets zu gelten, daß die Barbarei im Zaume gehalten und durch Gerechtigkeit und Gesittung beherrscht wird.« Und weiterhin: »Man spricht viel über eine allgemeine Eingeborenen-Politik in den verschiedenen Staaten Südafrikas. Jeder, der die Schwierigkeiten dieser Frage kennt, wird sicherlich mit mir übereinstimmen, wenn ich denjenigen für den größten Wohlthäter Südafrikas erkläre, der eine völlig entsprechende Lösung dieser Frage zu geben vermag. Ein solcher Mann wird wahrscheinlich erst noch geboren werden müssen. Was indes unsere Republik betrifft, so ist die Pflicht oder die Aufgabe der Republik klar und einfach: jeder Kaffernstamm innerhalb unserer Landesgrenzen muß die Autorität unserer Regierung achten lernen, und damit die Gesetze, die auch ihm zu gute kommen, aufrecht erhalten werden können, seinen Anteil an den allgemeinen Lasten tragen. Wenn der heillose Einfluß von Fremden und Feinden der Republik, die jetzt diesen unglücklichen Kaffern so manchmal vorreden, sie brauchten sich nicht als Unterthanen der Republik zu betrachten, einmal aus der Welt geschafft sein wird, dann ist die Zeit gekommen, in welcher die Eingeborenenstämme von dem alten Grundsatze der Republik, nach dem einem jeden Stamme von Bedeutung unter dem Schutze der Regierung ein bestimmtes Gebiet angewiesen wird, die segensreichen Früchte ernten werden. Denn was in der Konvention (
scil. Von 1881) über diese Gebietsanweisungen bestimmt wird, ist weiter nichts als das alte Gesetz der Republik. Für die Zukunft hege ich die Hoffnung, daß es einst durch Gottes Segen soweit kommen wird, daß Ordnung, Arbeitsamkeit und Gottesfurcht auch den Kaffer zu einem glücklichen und zufriedenen Unterthan der Südafrikanischen Republik machen werden.«
Am Schlusse der Rede bei seiner Vereidigung zum Staatspräsidenten im Jahre 1888 im Zusammenhang mit seiner Ermahnung an die Kinder und Lehrer, die Vorteile des Schulunterrichtes der Republik fruchtbar zu machen, fügte er folgende Worte an: »Auch an Euch, Ihr Farbigen, ein kurzes Wort: Ihr habt das Recht auf den Schutz der Gesetze dieser Republik. Ob Ihr auch die Gelegenheit, die Euch geboten wird, eine Bildung zu erwerben, benutzen wollt, hängt von Euch ab. Es steht Euch frei, Bildung anzunehmen, oder sie abzulehnen. Auch für Euch bitte ich um den Segen des allmächtigen Gottes.«
Auf die erste Erklärung hin wurde Krüger zum Präsidenten gewählt, und die Segenswünsche hat er den Farbigen zugerufen bei feierlicher Gelegenheit in amtlichem Charakter. Das läßt denn doch auf die Stellung des Volkes in dieser Frage sichere Schlüsse zu.
D. H.
Der folgende Krieg, an dem Krüger unter Generalkommandant Pretorius teil nahm, war der vom Jahre 1853 gegen die Kaffernhäuptlinge Mapela (auch »Bamapela« genannt) und Makapaan im Distrikte Waterberg bei Makapaanspoort. Es war ein Rachezug wegen eines gräßlichen Mordes, der an Hermanus Potgieter, dem Bruder des früheren Generalkommandanten, Der mit der Geschichte der Familie Krüger so enge verflochtene Kommandant und spätere Generalkommandant Hendrik Potgieter war unterdessen (anfangs März 1853) gestorben und sein Sohn Piet zum Nachfolger als Generalkommandant für die Distrikte Lydenburg und Zoutpansberg gewählt worden. D. H. begangen worden war. Dieser Potgieter war ein ausgezeichneter Schütze und hervorragender Elefantenjäger. Mapela hatte ihm Nachricht gesandt, er möge zu ihm kommen, es seien in seinem Gebiete gerade außergewöhnlich viele Elefanten. Außerdem mußte Potgieter dahin, um nach seinem Vieh zu sehen, das unter Mapelas Obhut stand, wofür dieser die Milch der Kühe bekam, – ein Abkommen, das auf Mapelas Ersuchen geschlossen worden war. Nach Empfang der Botschaft Mapelas reiste Potgieter mit seinem Sohn Andries, noch ein paar Bürgern und seinem Reitknecht, einem Farbigen, ab. Bei Mapela angekommen wurden die Wagen, wie das Gewohnheit war, in die Kaffernstadt geschoben. Die Kaffern unterhielten sich erst freundschaftlich mit Potgieter und seinen Begleitern und beschrieben ihm den Ort, wo die Elefanten waren. Plötzlich aber überfiel sie die ganze Gesellschaft, töteten Potgieters Sohn und seine Begleiter und schleppten Potgieter selbst auf einen Felsenhügel, wo sie ihm in Gegenwart seines Reitknechtes unter Jubel und Freudentänzen bei lebendigem Leibe die Haut abzogen. Der Aermste wurde erst von der Marter erlöst, als ihm seine Mörder die Eingeweide aus dem Leibe rissen.
Der Reitknecht, der freigelassen wurde, führte Krüger später auf den Platz, wo diese Schlächterei stattgefunden hatte. Während Mapela diese gräßliche That vollführte, hatte Makapaan mitten im Frieden, wo niemand an etwas Böses dachte, eine Anzahl von Frauen und Kindern, die auf dem Wege von Zoutpansberg nach Pretoria friedlich ihre Straße zogen, überfallen; die beiden Häuptlinge hatten sich verabredet, gemeinsam die Weißen in ihren Gebieten zu ermorden. Als diese Mordthaten bekannt wurden, wurde beschlossen, die Kaffernhäuptlinge zu züchtigen.
In der Höhle unter den belagerten Kaffern Mapelas und Makapaans.
General Piet Potgieter, der Neffe des so gräßlich ermordeten Hermanus Potgieter, zog mit 100 Mann von Zoutpansberg aus, um die Mordthat zu rächen. Gleichzeitig mit ihm brach Generalkommandant Pretorius mit 200 Mann zu demselben Zwecke von Pretoria auf. Im Kommando des letzteren befand sich Krüger als Unterführer. Ehe diese beiden Kommandos sich vereinigt hatten, griffen die Kaffern nächtlicher Weile das Lager von Potgieter an, wurden aber glücklicherweise zurückgeschlagen. Nach Vereinigung der beiden Kommandos wurden die Kaffern in ihre Berge getrieben, wo sie sich in Höhlen und Schluchten zurückzogen. In diesen Höhlen wurden sie von dem vereinigten Kommando festgehalten, um durch Hunger zur Uebergabe gezwungen zu werden.
Nachdem die Kaffern bereits lange Zeit hier festlagen und schon viel Verluste durch die Hungersnot erlitten hatten, ohne daß wir ihrem Ziel näher kommen konnten, versuchte Krüger, ein Ende herbeizuführen und durch List eine Uebergabe zu erreichen. Er kroch zu diesem Zwecke in der Dunkelheit in die Höhle, worin sich die Kaffern befanden, ohne daß ihn jemand gewahr wurde. Mitten unter ihnen sitzend, redete er sie dann in ihrer eigenen Sprache an, als sei er einer der Ihrigen, und meinte, es sei doch besser, sich zu ergeben, als vor Hunger zu sterben. Er sagte weiter, die Weißen würden sie sicher nicht töten, und bot sich selbst an, hinaus zugehen zu den Weißen und darüber mit ihnen zu unterhandeln. Da mit einem Male rief ein bewaffneter Kaffer: »Magoa« (d. h. weißer Mann). Aber auch dieser gefährliche Augenblick ging vorüber, denn sowie der Kaffer »Magoa« rief und die anderen tiefer in die Höhle flüchteten, sprang Krüger auch auf und flüchtete mitten unter ihnen ebenfalls in den Hintergrund der Höhle. Die Kaffern suchten nun überall nach dem weißen Mann, nur da nicht, wo er war, nämlich in ihrer eigenen Mitte. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatten, redete Krüger ihnen wiederum in ihrer eigenen Sprache zu, sich doch zu ergeben. Schließlich glückte es ihm, 170-180 Frauen und Kinder mit sich heraus nehmen zu dürfen; und erst als er draußen war, merkten sie, daß Krüger es war und kein Kaffer, der zu ihnen gesprochen hatte. Sein Plan war eigentlich gewesen, durch freiwillige Uebergabe der Kaffern ihre schuldigen Kapitäne in die Hände zu bekommen. Aber das war nicht zu erreichen gewesen, und die Belagerung mußte fortgesetzt werden.
Generalkommandant Pretorius war sehr aufgeregt über Krügers Unvorsichtigkeit und bestrafte ihn streng, weil er es gewagt hatte, allein unter die Kaffern in die Höhlen zu gehen, schickte ihn auch von den Höhlen weg. Während der weiteren Dauer der Belagerung entkam Krüger noch einmal mit genauer Not dem Tode. In einem der Gefechte wurde Generalkommandant Potgieter durch einen Schuß aus einer Felsspalte erschossen. Er stand gerade am Rande einer Felsenwand und gab seinem Kaffer Anweisungen, da traf ihn der tödliche Schuß, Potgieter stürzte hinunter, mitten in eine Kaffernschanze hinein. Krüger sah es und eilte ohne Zögern hinab, um wenigstens die Leiche zu retten. Die Kaffern eröffneten aus den Schießlöchern ihrer Schanze ein gewaltiges Feuer auf ihn, aber die Bürger erwiderten das Feuer ebenso lebhaft, so daß Krüger über den Wall der Kaffernschanze springen, die Leiche auf den Wall hinaufheben und unter dem Schutze des Pulverdampfes selbst wieder über den Wall springen und den Leichnam mit sich zurückbringen konnte. Potgieter war ein großer, schwerer Mann, und Krüger mußte alle Kraft anstrengen, um den toten Freund zu den Seinen zurückzubringen. Einer der Kaffern, den man gefangen hatte, behauptete, verborgene Höhlen zeigen zu können, in denen Elefantenzähne aufgehäuft wären. Pretorius sandte Krüger mit diesem Kaffer ab, um die Zähne zu holen. Auf diesem Gange fand Krüger noch viel blutbefleckte Kleidungsstücke, die den von den Kaffern ermordeten Frauen und Kindern gehört hatten, ebenso Ueberbleibsel von Körperstücken, welche die Kaffern am Spieße gebraten hatten, gar geröstete Schultern, Arme u. s. w. Der Kaffer, welcher das Versteck der Elefantenzähne nachweisen wollte, trug auch Kleidungsstücke, welche von ermordeten Weißen herrührten. Endlich bei der Höhle angekommen, wo die Zähne liegen sollten, suchte der Kaffer zu entfliehen, und es glückte Krüger erst nach anstrengender Verfolgung, ihn wieder zu fangen. Die Elefantenzähne erwiesen sich nun als Schwindel.
Kurz darnach war der Widerstand der Leute Makapaans gebrochen. Aus den Höhlen waren sie nicht herauszubringen gewesen und auf jeden, der sich näherte, hatten sie geschossen. So blieb nichts anderes übrig, als sie auszuhungern. Viele Hunderte kamen denn auch durch Hunger um. Ein kleiner Teil rettete sich auf unterirdischen Wegen durch die Berge. Eine Anzahl wurde gefangen und vor ein Kriegsgericht gestellt; ehe Krüger, der gerade auf Jagd gewesen war, zurückkam, waren sie standrechtlich erschossen. Die Erschießung dieser Menschenfresser war unumgänglich notwendig gewesen, zumal keine Schuldigen ausgeliefert wurden und der Häuptling selbst verschwunden blieb. Der junge Nachwuchs des Stammes, soweit er in die Hände der Buren gefallen war, wurde »ingeboekt«, d. h. Burenfamilien unter gesetzlicher Aufsicht bis zur Volljährigkeit zur Erziehung übergeben.
Das Kommando wandte sich nun gegen Mapela, den Bundesgenossen des ersteren; Krüger machte diesen Zug zunächst nicht mit. Generalkommandant Pretorius hatte ihn mit einem kleinen Kommando gegen Marabas Stadt gesandt, weil man gehört hatte, daß sich da viel von Makapaans Vieh befinden solle. Krüger solle die Sache untersuchen, und wenn Maraba sich widersetzte, ihn anfallen. Es wurde aber kein Widerstand geleistet. Ein Teil der Kaffern floh, und ein anderer Teil ergab sich. Diese wieder erklärten, daß sie wohl Vieh von Makapaan hätten, aber nie an seinen Missethaten beteiligt gewesen wären und gerne das geraubte Vieh, so weit es sich bei ihnen befände, zurückgäben. Das geschah auch thatsächlich, aber man fand hier nur tausend Stück. Nachdem er das Vieh in Empfang genommen hatte, kehrte Krüger zurück, ohne den Kaffern von Maraba das geringste Leid zugefügt zu haben. Er erreichte noch rechtzeitig die anderen Kommandos, die auf dem Weg gegen Mapela waren. Aber auch Mapelas Kaffern waren größtenteils geflüchtet, so daß nichts zu thun war. Einige Wagen, Kisten und andere Gegenstände von den ermordeten Weißen wurden auf einem Kop nahe bei Mapelas Stadt gefunden. Das nahmen dann die Kommandos bei ihrer Heimkehr mit.
Das Strafgericht an Mapela konnte erst mehrere Jahre später (i. J. 1858) vollzogen werden. Er hatte sich unterdessen noch anderer Frevelthaten schuldig gemacht; auch mußte man ihm die Feuerwaffen abnehmen, die er sich zu verschaffen gewußt hatte. Ein Kommando unter General Schoeman, dessen Assistent (General-Assistent) Paul Krüger war, zog gegen ihn; aber Mapela hatte sich auf einen hohen, nach allen Seiten in steilen Felsenwänden schroff abfallenden Kop zurückgezogen und sich da verschanzt. Krüger rief Freiwillige auf, um diese Veste zu stürmen, und es meldeten sich etwa 100 Mann. Mit diesen rückte er in der Nacht unbemerkt an den Fuß des Berges vor. Hier angekommen, zog das Kommando seine Feldschuhe Aus ungegerbtem Leder roh zurechtgeschnittene und mit Riemen an die Füße gebundene »Schuhe«. D. H. aus, um leise die Schlucht emporzuklimmen, die als einziger Weg zu der Höhe hinaufführte, und die Kaffern zu überfallen. Krüger ging mit einer Patrouille voraus und kam halbwegs des Berges, wurde aber hier entdeckt. Ein Wachtposten ließ ihn bis dicht an sich herankommen und drückte dann los. Glücklicherweise versagte das Gewehr; Krüger merkte den Mann erst, als er den Hahn knacken hörte, und schoß ihn dicht vor seinen Füßen nieder. Von allen Seiten schossen die Kaffern nun, welche die Schlucht besetzt hielten. Krügers Gewehrträger fiel. Er selbst stürmte in aller Eile zurück zu den Kameraden: »Vorwärts, Feldschuhe angezogen und drauf ohne Rücksicht.« So wurde der Paß genommen und droben Stellung gefaßt, bis der Tag anbrach. Die Kaffern hatten sich weiter zurückgezogen, stürmten aber heran, als sie der ersten zum Angriff vorgehenden Gruppe von Bürgern (etwa 15 Mann) ansichtig wurden. Bis sie jedoch auf 50 Schritte heran waren, hatte das Häuflein der Bürger auch Zuwachs erhalten und zählte etwa 100 Mann. Ihr Feuer warf die Schwarzen reihenweise nieder, und in wilder Flucht stoben sie davon. Von der Felsenplatte herab führte auf der anderen Seite noch ein Weg, eine Baumleiter. Hier überstürzten sich die Flüchtigen, und mehr kamen dadurch um, als im Gefecht gefallen waren. Die Bäume waren behangen mit Toten, denn unten war alles Wald. Mapela selbst entkam.
Kaum war Krüger von der ersten vergeblichen Expedition gegen Mapela zurückgekehrt, so mußte er schon wieder auf Kommando, nämlich im Dezember 1853 und zwar gegen den Häuptling Montsioa, der auf dem »Hoogeveld« zwischen dem Schoonbache und Marico am Hartsflusse wohnte. Dieser Häuptling hatte während einer großen Kälte, die von Schneefällen begleitet war, den Buren viel Vieh gestohlen und zugleich einen der Besitzer dieses Viehs ermordet und war dann nach Setlagoli im Britisch-Betschuanaland geflohen. Als das Burenkommando, das gegen ihn aufgeboten wurde, in die Nähe von Setlagoli kam, stieß es auf einen großen Heuschreckenschwarm. Diesen Heuschreckenschwarm hatten die Kaffern auch gesehen, und wie sie nun die Staubwolken der anrückenden Burenkommandos von ihrer Stadt aus sahen, glaubten sie, das sei der Heuschreckenschwarm und ließen so den Feind an ihre Stadt herankommen, ohne sich zur Wehr zu setzen. Als das Kommando fast an der Stadt war, sandte Generalkommandant Pretorius Krüger Krüger war zwar Kommandant, aber hier Adjutant des Generals. D. H. zu dem Kapitän, um ihm mitzuteilen, zu welchem Zwecke das Kommando gekommen sei und Montsioa aufzufordern, zu kommen und sich zu rechtfertigen. Ehe aber Krüger den Kapitän erreichte – er fand ihn in der nächsten Stadt nicht und mußte dann weiter zur Hauptstadt – griffen die Kaffern ihn plötzlich mit seiner Begleitung an. Krüger, der den anderen Bürgern allein weit voraus ritt, befand sich in einer sehr heiklen Lage. Sein Pferd war völlig erschöpft. An eine Flucht war also nicht zu denken. Er ritt darum im Schritt weiter, um nicht die Aufmerksamkeit der Kaffern auf sich zu ziehen. Als die vordersten Kaffern ihm schon fast gegenüber waren, jagten vier Bürger auf ihn zu, wodurch die Kaffern erst auf ihn aufmerksam wurden und sich gegen ihn wandten. Krüger zwang sein Pferd zu einem letzten Galopp und stürmte gegen die Kaffern an, um sie so glauben zu machen, daß sein Pferd noch in guter Verfassung sei, und die List glückte auch. Die Kaffern wandten sich zur Flucht, und so bekamen Krüger und seine vier Gefährten Gelegenheit zu entkommen. Krüger brachte sein erschöpftes Pferd zu dem Vieh zurück, das dem Kommando gehörte, und wollte dann zu Fuß mitgehen gegen die Kaffern. Kommandant Schutte ersuchte ihn jedoch, zurückzukehren, da er zu Fuß sei und von den Kaffern leicht gefangen genommen werden könne. Er antwortete aber, die meisten Kaffern seien ja auch zu Fuß, und wenn es aufs Laufen ankäme, dann würden die Kaffern ihn gewiß nicht fangen. Als Schutte sah, daß Krüger von seinem Entschluß nicht abzubringen war, befahl er seinem Reitknecht, sein Pferd abzugeben und selbst nach dem Lager zurückzukehren. So kam denn Krüger doch zum Kampf. Das Kaffernkommando zählte ungefähr 500 Mann, während die vorausgesandten Bürger, die ihnen gegenüberstanden, im ganzen 40 Mann zählten, und von diesen waren noch einige bei den Wagen und bei dem Vieh zurück geblieben. Es glückte aber dem kleinen Häuflein, den Kaffern beträchtliche Verluste beizubringen und sie in die Flucht zu schlagen. Unsere Verluste betrugen nur ein paar Verwundete.
Ebenso glückte es dem Burenkommando, den Kaffern das gestohlene Vieh wieder abzunehmen. Bei diesem Vieh befanden sich eine Anzahl von Kaffernjungen, die noch am selben Abend von General Pretorius unter Krügers Schutz nach ihrer Stadt zurückgesandt wurden. Auch war Krüger beauftragt, dem Kaffernhäuptling die Botschaft zu überbringen, daß die Buren nicht gekommen seien, um sie zu bekriegen, sondern um das gestohlene Vieh zurückzuholen, und daß sie am folgenden Tag kommen würden, um mit ihm darüber zu verhandeln. Krüger ging bis dicht an die Kaffernstadt heran, ließ dann die Kaffernjungen frei und kehrte selbst nach dem Lager zurück. Die Botschaft wurde dem Kapitän durch die losgelassenen Gefangenen richtig übermittelt, aber zu einer Besprechung mit ihm kam es nicht, denn er flüchtete noch in derselben Nacht. Die Buren verfolgten ihn nicht, sondern kehrten mit dem Vieh, das sie genommen hatten, nach ihren Farmen zurück.